Tagebuch Sommersemester 2023
Dieses Tagebuch ist dem Andenken Georg Ernst Stahls (1659-1734) gewidmet
Dieses Tagebuch ist dem Andenken Georg Ernst Stahls (1659-1734) gewidmet
Ulrich Roski (1944-2003) in memoriam
was selten ein weibsbild vermochte,
und war sie auch schön und sie kochte,
zu retten mich vor dem verhängnis,
schafft unbefleckte empfängnis.
3. Juli 2023
Unser Lügen-Symposium ist am vergangenen Wochenende über die akademische Bühne gegangen. Vgl. Philosophy and Literature Vol. 46 Number 1 April 2022. (Don't feed the Liars usw.)
Aus den Besenkammern der Elfenbeintürme:
Herrlicher Blödsinn eingetroffen: Die Escheinung der Erscheinung / J. G. Fichtes Wissenschaftslehre von 1804 - Zweiter Zyklus. Von Alexander Schnell (2023).
Sagenhafter Riesenstuss über sagenhaften Riesenstuss. Als sei Fichtes idealistisches Elaborat erst kürzlich aus der Druckerei gekommen und nicht schon lange erledigt.
2. Juli 2023
Der Grund dafür, weshalb man in Gegenwart der allermeisten Menschen heute ihrer und seiner nicht recht froh werden kann, scheint darin zu liegen dass sie allem und jedem, manchmal sehr bedeutungshuberisch, Bedeutungslosigkeit geben.
YUBA und TULPA / Lehmkuhl und Metz // Diagnose: Lese- Rechtschreibschwäche
"Große Kunst ist es nicht." (Tobias "Große Rezensionskunst ist das nicht" Lehmkuhl FAZ 27. Juni 2023 in seiner Rezension des Gedichtbandes "Yuba" aus der Härtekitsch-Küche Albert Ostermaiers und "Steckt also ein Fisch im Fisch-Eier Spuckenden?" (Christian Metz FAZ 28. Juni 2023 in seiner Rezension des Gedichtbandes "Tulpa" der literarischen Sachbearbeiterin und poetischen Handelsvertreterin Andra Schwarz)
Lieber als solcher Pofel sind mir Aretinos MODI (dt. 2003; bereite bessere Übertragung vor.)
27. Juni 2023
Der Titel einer Abhandlung in den jüngsten Kant-Studien (Band 114 Heft 2 2023) - "Sind reine rein zeitliche Objekte möglich?" -
inspirierte uns zu einer noch grundsätzlicheren Frage: "Sind reine rein dämliche Gedanken sinnvoll?".
Der sprichwörtliche Hass der Alten auf die Jungen, der Neid des gelebten Lebens auf das noch ungelebte, ist nirgends prägnanter auf den poetischen Begriff gebracht worden als in einem Gedicht des Barockdichters Kaspar Stieler, das den Titel trägt "Das misstrauliche Alter".
Wo der Teufel nicht kommt hin
muß er alte Weiber senden
usw. usw.
Ramuz' "Sturz in die Sonne" zum Geburtstag erhalten. Beginnt erinnert mich an den Beginn der fünften Mahler.
24. Juni 2023
Thomas von Aquin, Über die Wahrheit I / (ed. Schönberger 2023)
Mit Aristoteles gegen Pontius Pilatus.
Well:
Gesendet: Samstag, 24. Juni 2023 um 09:21 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: ruedannemann@arcor.de, Joachim.Fischer@tu-dresden.de, holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeines Sonntagszeitung 25. Juni 2023
"Das Seelenleben ist an das Individdum gebunden, es lebt und stirbt mit Ihm."
Nicolai Hartmann, Zur Grundlegung der Ontologie (vierte auflage berlin, 1965 s.10)
guten tag herr prof. kieserling,
"tertium datur!" rief eben, nach lektüre Ihres o.a. beitrags, für den wir Ihnen wie immer herzlich danken, mein pudel begeistert aus.
joachim fischers buch "Tertiarität: Studien zur Sozialontologie" (2022), das Sie der leserschaft kritisch vorstellen, war bisher als eine art korollar zu lukacs' "ontologie des gesellschaftlichen seins":
https://archive.org/search?query=subject%3A%22Zur+Ontologie+des+gesellschaftlichen+Seins%22
in soziologischen dünnbier-kreisen aufgefasst worden, allerdings weiter nirgendwo aufgefallen,
vgl.
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sosys-2023-0009/html
solches schrifttum nach art fischers - ein trüb im trüben fischen gleichsam - ist wohl am, zutreffendsten als "soziologische Charade" zu bezeichnen.
unserer schwachheit aber wird produktion aus diesem geist kaum aufhelfen können.
beste grüße
Ralf Frodermann
nota bene:
Pedell Frodermann fragte allen Ernstes bei unserem Universitätsverlag bockpress an, ob man dort an der Drucklegung seiner diversen Briefe an die Soziologen Holzer und Kieserling Interesse habe. Habe diskret und auf Schleichwegen abgewunken.
Über Unzufriedenheit und Lesen - vgl. unsere Studien zu Lesehass und Leseargwohn - A. E. Berger, "Reading and its Discontents". in:(Oxford Literary Review 44.2 2022) - Lesen, schreiben, faseln? Oder schreibend faselnd? Faselmonologe.
21. Juni 2023
Langsam Semesterende, Postapokalypse im Wasserglas, wie immer. Stumpfsinnige Sitzungen bleiben mir erspart, Freisemester. Dennoch dauernde Anfragen und unerbetene Zuschriften.
"Die graue Staubschicht, die auf allem liegt, ist inzwischen das Beste daran." Colson Whitehead, Zone One. (dt. 2014 S.7) Gilt inzwischen für Colsons Buch selber.
19. Juni 2023
"Brechts Werk wird den Kindern später erneut begegnen." So Karoline Sprenger in "Wirkendes Wort " (73. Jahrgang April 2023 Heft 1 S.94). Frau Sprenger plädiert für mehr Brechlektüre in den Grundschulen. Da kann doch keiner mehr lesen! (Nichtschwimmer zu mehr Turmspringen anregen?)
Nostos / Zur Dialektik der Heimkehr.
17. Juni 2023
Pedell wie Wechsel, der nie zu Protest geht:
Gesendet: Samstag, 17. Juni 2023 um 12:58 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: info@protestinstitut.eu, holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter allgemeines Sonntagszeiung 18,juni 2023
guten tag herr prof. holzer,
verbindlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie referieren eine studie von erica r. bailey ("I am an incoming Assistant Professor in Management of Organizations at Haas School of Business at the University of California, Berkeley.") und anderen aus dem American Journal of Sociology (128 4 January 2023) zur soziologie des protestes.
charles tillys wunc-kriterien von protestbewegungen (worthiness, unity, numbers, commitment) liefert den autoren die matrix bzw, das dispositionsschema ihres beitrags, der im wesentlichen nur die ohnehin mageren einsichten tillys zu ratifizieren scheint.
soziologisches schrifttum solchen schlages ermüdet durch fadheit. diese besteht in einer art plausibiltät der evidenz und taugt zu nichts anderem, als zu einer epistemischen expansion der leere. selbst als halbwegs kritische prolegomena einer soziologie des protestes ist derartiges - in medizinischen kontexten spräche man von "antiseptikum", "sedativ" etc, - ungeeignet.
wer vom klassenkampf in der "klassenlosen klassengesellschaft" nicht reden will, soll von protest schweigen.
beste grüße
ralf frodermann
PS
wie kommt es zu solch langweiligen und öden pseudo-wissenschaftlichen publikationen einer einsturzgefährdeten akademischen disziplin wie der soziologie?
prof. bobby holunder /universität bockwurst) hat diese frage auf der basis langjähriger forschungen
zu unterschiedlichen phrasendreschmaschinen mit einem akronym beantwortet:
LLLUNC. dies steht für:
lavieren
lügen
lauschen
unwissen
netzwerken
camouflieren
16. Juni 2023 / Bloomsday
Der Londoner Kollege Görner wurde gestern in einem Leserbrief in der FAZ von Herrn Ammon gehansdampft*/gegörnert*:
er hatte Hindin mit Hündin verwechselt.
*hansdampfen, görnern (mundartl. südd.): jemanden begründet und nachhaltig durch Korrektur bzw. Klugscheisserei blamieren.
Unser altes Poem "Aus Horazens Welt" mag ihm Trost spenden:
Wo der Rüde rüde wässert,
Und die Hindin Labung schöpft,
Wirkt die Fauna stark verbessert,
Doch die Flora wie geköpft.
10. Juni 2023
Heute schreibt einer der küchensoziologischen Showrunner in der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung, so beflissen wie leutselig, eine Frage auf, die wir als rhetorische
kenntlich zu machen uns erlauben: "Kinder sind selbstverständlich wichtig, aber
kriegen sollen sie doch bitte die anderen. Aber wer wären diese anderen?"
Die - gänzlich überflüssige - Antwort gibt der Streifen IDIOCRACY von Mike Judge aus dem Jahr 2006.
Ich hatte keinen anderen Weg, immer vorausgesetzt, daß nicht die Freiheit zu wählen war.
Kafka, Ein Bericht für eine Akademie
8. Juni 2023
Die Wüste wächst - Elisabeth Flucher über das Nietzsche-Zitat bei Heidegger, Jünger und Benn im "Benn Forum" Band 7 2020/2021. ("Sie schwatzen eben über die Erscheinungen am Himmel, und plappern über Philosophisches." Platon, Anterastai / Die Rivalen)
Der Souffleur kennt den Text in- und auswendig.
Ob und wie die destruktive Kollusion von moralisch grundierter Lebensform und kapitalistischer Ökonomie perspektivisch in einen Modus der Verantwortung für die Gemeinschaft der Menschen und für die natürlichen Lebensgrundlagen transformiert werden kann, ist eine offene Frage.
Zeitschrift für Soziologie 2 2023 S.225
Gewiss nicht! Eine offene Frage ist vielmehr, ob und wie das elende Geschwafel ad usum delphini in den akademischen Wolkenkuckucksheimen zum krassen Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsmitteln stillgelegt werden kann.
Schrittfutter Pax
Kants Titelgebung "Zum ewigen Frieden" - "diese satyrische Überschrift auf dem Schilde
jenes holländischen Gastwirths, worauf ein Kirchhof gemahlt war" ibid. - ist so ironisch,
wie die Titelgebung der Rezension einer Schrift von Olaf Müller - "Pazifismus. Eine Verteidigung" Reclam 2022 -
dämlich ist: "Darf die Ukraine kämpfen?" von Niko Strobach, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 2 / 2023.
4.Juni 2023
Über Dichtergermanisten dieser Zeit legen wir viel zu selten den Mantel des Schweigens. All die Deteringe, von Petersdörfer, Röhnerts und Görners!
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/ad-gr%C3%BCnbein/scholien/professorenlyrik
Letzerer liest in der FAZ von gestern Rilke close, indem der die Marinade seines gelehrten Sermons über den Rilkekitsch vom Ponyhof "Das Einhorn" ungerührt ausgiesst.
Einer Anmerkung entnehmen wir, dass der Interpret zuletzt seinen Gedichtband "Dichterlos / Frühe Gedichte 1978-1991", versehen mit einem Geleitwort Ilse Aichingers, veröffentlicht hat. Fast sicher ist danach auch noch mit dem Erscheinen der späten zu rechnen.
Zu den Akten:
Gesendet: Samstag, 03. Juni 2023 um 12:56 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 4.juni 2023 / absorbat schücking
guten tag herr prof. kieserling,
herzlichen dank für Ihren o.a. beitrag, eine erinnerung an levin l.. schückings
genese der literarischen kritik in seinem buch "Soziologie der literarischen Geschmacksbildung" von 1923.
fünf jahre nach seinem erscheinen publizierte walter benjamins seine "Einbahnstrasse", in welcher
die nachmalig berühmt gewordenen 13 thesen zur technik des kritikers enthalten sind.
these XIII ist im vorliegenden zusammenhang, gleichsam im gegenlicht zu schückings explorationen, einschlägig:
"Das Publikum muss stets Unrecht erhalten und sich doch immer durch den Kritiker
vertreten fühlen."
schücking war gewiss ein wackerer philologe, der 1933 auch eine ergebenheitsadresse an hitler, das sog."bekenntnis der deutschen professoren an adolf hitler" mitunterzeichnet hatte, ein literatursoziologe oder dialektiker vom schlag leo löwenthals war er nicht.
sein buch warf keinen grossen schatten und ist längst von der achtbändigen, magistralen "History of Modern Criticism" (1955-1992) rene welleks absorbiert worden.
beste grüße
Ralf Frodermann
Wetter Wohltat. Besuche, Post, Maniküre.
Meine Frau in Malaga. Restaurantbesuche öde.
Juni 2023
Hans Ostwalds Sittengeschichte der Inflation / Kulturdokument aus den Jahren des Marktsturzes (Berlin, 1931) wird gewiss 2031 neu aufgelegt. Oder irgendwer wird eine Neuauflage anregen. Irgendwer wird ab- oder zuraten.
"Im Sprechen von der Vernichtung ist das Weitermachen praktiziert." So Christoph Königs letzter Satz seines Beitrags im "Jahrbuch Freies Deutsches Hochstift" 2021.
Nach Lektüre des Unsinns ich zu meiner Gattin: "Im Weitermachen der Verrichtung ist das Imbezil-Sein implodiert?"
"Ensemble, Arsenal und Vigilanz" - Zehn Thesen über Zuversicht
Agenturmeldung
Ein Vampir, der im Nebenberuf als exklusiver Trauerredner und Verfasser von Nekrologen arbeitete, wurde oft von wenig solventen Hinterbliebenen angefragt.
Nachdem er eine Summe gehòrt hatte, die den Trauernden mòglich erschien zu bezahlen, sagte er: "Dafùr steig´ ich gar nicht erst aus dem Sarg."
Einsturzgefährdete Wissenschaften wie etwa die Pädagogik produzieren weder Wissen noch Halbwissen, d.h. sie sind entbehrlich. Als hässliche Mägde des Zeitgeistes dürfen sie immerhin an den Katzentischen der Mediokrität in Wirtschaft, Verwaltung, Kulturbetrieb, Universität und Politik ihr Gnadenbrot erbetteln.
Sie täuschen prokrastinativ über ihr Überflüssigsein hinweg und vertrösten auf die Zukunft: "Vielleich wird der nächste Themenschwerpunkt zu diesem Thema in 16 Jahren konkretere Antworten hierzu (sc. Kollegiale Kooperation zwischen Lehrkräften BH) haben." Kai S. Cortina in Zeitschrift für Pädagogik Heft 6 2022 "Einleitung zum Schwerpunkt".
27. Mai 2023
Unser Pedell Frodermann ("Leiden ist leichter als Handeln." Freud):
Gesendet: Samstag, 27. Mai 2023 um 19:34 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: ludger.pries@rub.de, schofer@uci.edu, u0782031@utah.edu, kvelasco@princeton.edu, meyer@stanford.edu
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 28.mai 2023
Der Bürger will seinen großen Mann haben
Gottfried Benn, Das letzte Ich
guten tag herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. beitrag.
dieses mal referieren Sie einen artikel von
cole (utah), schofer (irvine) und velasco (princeton), eine institutionen-soziologische
arbeit aus der american sociological review, die - offenbar zwischen konkretisitischer "weltkultur"-ponyhofsoziologie
und gehlens institutionenlehre changierend - wenig mehr zu bieten hat als den nachweis, dass
misstrauen gegen institutionen - hier am beispiel von impfgegnern - mit ich-stärke (individualismus)
korreliert, d.h. vertrauen in institutionen in dem masse schwindet, in dem der bildungsgrad einer
person steigt. die autoren legen also eine hier und da, d.h. fast überall schon wohlbekannte genese der borniertheit vor.
zum gegenwärtigen stand des individuums dürfte man freilich anderswo besser informiert werden
als ausgerechnet in der american sociological review und verwandter kläranlagen des zeitgeistes.
gerhard stapelfeldts einschlägige studie etwa hat diesen befund in jüngerer zeit
eindrucksvoll belegt:
https://www.ca-ira.net/verlag/buecher/stapelfeldt-individuum/
mit freundlichen grüßen
Ralf Frodermann
Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit
Aktuelle Ausgabe Translation and Literature (Vol. 32 Issue 1 March 2023) eingetroffen. Meine Privatsammlung schiefer Vergleiche enthält auch jenen zwischen Übersetzung und Andersinstrumentierung, Bsp. Fassungen der Bachschen Cembalokonzerte für Violine etc. etc. (Digest und Klavierfassung, schiefer Vergleich XII).
Der Schlaf der Vernunft gebiert heute nur noch Plappertaschen.
23. Mai 2023
Natürlich halte ich meine Vorlesungen - mutatis mutandis - alle sechs bis acht Semester von neuem. Alle wissen oder ahnen das. Allerdings weiss niemand, dass ich vom alten Wackernagel tüchtig abgekupfert habe. Seine "Academischen Vorlesungen / Poetik, Rhetorik und Stilistik" (im Druck Halle, 1873) kennt keiner, so kann mir keiner in die falsche Parade fahren. Wackernagel hätte es an meiner Stelle kaum anders gemacht und ich wäre ihm darob nicht gram gewesen.
Zu beobachten ist - ich nenne es "Hybride Nivellierung, privat" - das Phänomen der "Deckdiskriminierung": Farbige und andere Fürsorgeempfänger usw. etwa wollen nicht wegen Geldmangel, sondern wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder Herkunft etc. diskriminiert werden, Dumme nicht wegen ihrer Dummheit. sondern z. Bsp. wegen ihrer sexuellen Orientierung, Weiber nicht wegen ihrer Hässlichkeit, sondern ihres Weibseins wegen usw.
"Philologie im Zeichen der Tischszene / Walter Benjamin in Goethes Werkstatt", hübscher Aufsatz von Annegret Pelz in "Literatur und Archiv" Band1 2017 (Hrsg. K. Kastberger und S. Maurer)
21. Mai 2023
Unverbesserliche Neologen wie unsereins geben sich mit sog. Gottesbeweisen oder dem Nachweis von deren Unmöglichkeit kaum ab. Vielmehr interessiert sie die Genealogie des Feindbegriffs. In Johann Peter Millers (1725-1789) Feindbestimmung ("Sittenlehre" 7. Teil) ist ein Carl-Schmitt -Präludium, eine theologische Präfiguration zu erkennen "Was Feinde seyn?" Freilich bleibt Miller in christlichen Dogmatismus der Feindesliebe befangen. Säkularisierung derselben erfolgte durch den Plettenberger.
Einer Philosophie nun, die als ihr erstes Prinzip die Behauptung aufstellt, daß das Wesen des Menschen nur in absoluter Freiheit bestehe, daß der Mensch kein Ding, keine Sache, und seinem eigentlichen Sein nach überhaupt kein Objekt sei, sollte man freilich in einem erschlafften Zeitalter wenig Fortgang versprechen, das vor jeder aufgeregten, dem Menschen eigentümlichen Kraft zurückbebt, und bereits das erste große Produkt jener Philosophie, das den Geist des Zeitalters für jetzt noch schonen zu wollen schien, zur hergebrachten Unterwürfigkeit unter die Herrschaft objektiver Wahrheit, oder wenigstens zu dem demutigen Bekenntnis, daß die Grenzen derselben nicht Wirkung absoluter Freiheit, sondern bloße Folgen der anerkannten Schwäche des menschlichen Geistes und der Eingeschränktheit seines Erkenntnisvermögens seien, herabzustimmen versucht hat. Aber es wäre eine der Philosophie unwürdige Verzagtheit, wenn sie nicht selbst hoffte, mit dem neuen großen Gang, den sie zu nehmen beginnt, auch dem menschlichen Geist eine neue Bahn vorzuzeichnen, den Erschlafften Stärke, den zerknirschten und zerschlagenen Geistern Mut und Selbstkraft zu geben, den Sklaven objektiver Wahrheit durch Ahnung der Freiheit zu erschüttern, und den Menschen, der in nichts als in seiner Inkonsequenz konsequent ist, zu lehren, daß er sich nur durch Einheit seiner Handlungsweise und durch strenge Verfolgung seiner Prinzipien retten könne.
Schelling, Vom Ich als Prinzip der Philosophie (Vorrede)
19. Mai 2023
Kaum Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie / Ein Maurerdekollete
Sexismus sells. Nirgendwo mehr als in der Geschichtswissenschaft, deren vornehmestes deutsches Geschäft in der Abschaffung ihres Gegenstandes besteht. Das Geblök der Journaille um "1848" belegt den Befund ungenierter als nötig. Besser: "Während 1648 und 1789 das unendliche Selbsgefühlt hatten, an der Spitze der Schöpfung zu stehn, bestand der Ehrgeiz der Berliner 1848 darin, einen Anachronismus zu blden. Ihr Licht glich dem Lichte der Sterne, das uns Erdenbewohnern erst zukömmt, nachdem die Körper, die es ausgestrahlt, schon 100 000 von Jahren erloschen sind. Die preußische Märzrevolution war im kleinen, was sie alles im kleinen war, ein solcher Stern für Europa. Ihr Licht war das Licht eines längst verwesten Gesellschaftsleichnams." Karl Marx, Die Bourgeoisie und die Konterrevolution (Dezember 1848).
Martin Andersen Nexös Erzählung "Der Lotterieschwede" wieder einmal vorgenommen. Früher Stoff für Dr. von Oberndorffs Untertertia. "Gewöhnliche Gestalt der Feigheit: das Gewissen." Freud auf Dänisch. Ich brauche 4 Akvavit Dild. Nachbestellen!!
Zwei Dissertationen durchgesehen. Riecht nach rite. "Hiob, Kafka und Schakale". Unterscheide nur noch zwischen guten und schlechten Plagiaten. Nach res cogitans jetzt auch res extensa abgeschafft? Humaniora als Restmüll.
Deutsche Predigten Meister Eckhardts. Neue Auswahl bei Reclam, ed. Johann Kreuzer 2023. Zum Problem der Frauenmaschine (analog Salomon de Caus` Musikmaschine) Predigt 28: "Wenn da die Natur abgelenkt oder gehindert wird, so daß sie nicht die volle Kraft hat in ihrem Wirken, dann entsteht eine Frau." ibid. S. 48.
14. Mai 2023
Pop war ein Irrtum. Erika Thomalla belegt unsere ältere Intuition in einem Beitrag für
die Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik: Underground Home Stories /
Pseudonymer Klatsch im Popjournalismus um 1980.
Andreas Banaski (1957-2021), wohl eine Art Banksy avant la lettre, mit Federkiel als Spraydose,
(er war allerdings im Gegensatz zu dem Briten immer pleite und ging zu früh ad patres)
muss herhalten für überwunden geglaubte Meisterdenkereien a la: "Pseudonymes Schreiben
ist in den Klatschkolumnen des Popjournalismus somit immer auch ein Anschreiben
gegen die Souveränität der eigenen Autorschaft." (ibid.) Zweite Auferstehung des Autors nach
erster Auferstehung / Telekinese und Essen. Meta-Himmel. Gott der Götter, Schelmenroman
nach Peter Paul Zahl.
Pedell Frodermann untersucht Peter-Prinzip:
Gesendet: Samstag, 13. Mai 2023 um 16:56 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: g.wagner@ish.uni-hannover.de, j.guse@ish.uni-hannover.de, m.hasenbruch@ish.uni-hannover.de
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 14.mai 2023
sehr geehrter herr prof. kieserling,
besten dank für Ihren o.a. jüngsten beitrag, der zusammenfassung einer nach lage der dinge eher entbehrlichen studie zu organisationssoziologischen aspekten der meritokratie aus dem umkreis des "berliner journal für soziologie".
die autoren führen unter anderem aus, was die spatzen von den dächern pfeifen, dass nämlich fachkompetenz bei der stellenbesetzung möglicherweise eine notwendige, doch längst keine hinreichende bedingung einer erfolgreichen bewerbung darstellt.
viel wichtiger aber ist:
in post-nepotistischen zeiten wie diesen regiert, geht es um lukrative posten ab ca. 10.000€ netto mtl., der post-nepotismus.
dieser ist im wesentlichen ein camouflierter nepotismus und und als invisiblisierter um so operationalisierbarer,
je argloser er auftritt, vgl die aktuelle graichen-affäre u.ä.
ceterum censeo: leistung lohnt sich selten.
mit freundlichen grüßen
Ralf Frodermann
10. Mai 2023
analecta dramatica
Du fragst dich, wo die Lehrer grasen?
Je nun, nah den Diaskeuasen.
Rebus / Schreibende Frauen
Luise Mühlbach: Mohammed Ali und sein Haus. (Band 2 1847)
Hertha Müller / E. Jelinek: Megären infinitesimal
Johanna Charlotte Unzer (300. Geburtstag am 27. November 2025 / Tagung "Naturlehre für das Frauenzimmer" / Kontakt: Dr. Dr. Freifrau von Auchjauche)
Nina de Callias
Roulette, Black Jack und de divinatione: Ciceros Casino / Abschiedsvorlesung Prof. Malasintha Überaus vor ca. 12 Jahren. (Rheinisches Museum Band 166 1-2 2023 Allgaier über de divinatione 2,63f. )
6. Mai 2023
Im Wasserglas wieder Sturmwarnung:
Gesendet: Samstag, 06. Mai 2023 um 13:29 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu, craig.rawlings@duke.edu, preyer@em.uni-frankfurt.de
Betreff: Frankfurer Allgemeine Sonntagszeitung 7.mai 2023
sehr geehrter herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie referieren diese mal einen artikel aus der feder Ihres amerikanischen
kollegen prof. rawlings zur gruppensoziologie, deren orthodox-epistemischen claim gerhard preyer
vor einigen jahren für die akademische soziologie neu und im wesentlichen bündig dargestellt hat:
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-94121-9_9
Sie schreiben:
"Wer in der eigenenn ideologischen Blase lebt, findet kaum mehr
Gelegenheit, seine Vorbehalte und Vorurteile zu korrigieren."
dieser befund ist gewiss so korrekt wie der, dass die frankfurter allgemeine
sonntagszeitung von morgen bereits heute im handel und zu lesen ist.
mit andern worten, und um mich kurz zu fassen: es bleibt nach der lektüre Ihres beitrags einigermassen schleierhaft, inwiefern der von Ihnen referierte aufsatz auch nur an ralf dahrendorfs alte "soziogie der ligaturen"
heranreicht, von weniger redundanten, will sagen kritischen arbeiten zu schweigen.
mit besten grüßen
ralf frodermann
In der FAS vom 7. Mai 2023 wird überdies ein Buch Katharina Mevissens angezeigt; "Mutters Stimmbruch". Offenbar die Geschichte einer Matrone, deren TÜV lange abgelaufen ist. In Zeiten von Milfs gewiss keine einfache Lektüre.
Mein Lustpiel Mutters letzte Hochzeit abgeschlossen.
Jan Röhnert in der FAZ heute mit fadem Zeugs über Friedriche Georg Jüngers Katzengedicht Wong. Was Spiegel, das Kätzchen wohl zu dem Quark gemurrt hätte?
3. Mai 2023
Unser altes Bonmot, wonach manche schon lügen, wenn sie "und" sagen, erhält in der heutigen FAZ einen weiteren Beleg: in der Rezension einer Biographie W. G. Sebalds von Carole Angier heißt es: "- den Holocaust und die Bombardierung deutscher Städte -".
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Verse gab es, bevor man es für nötig befand, ihre Baugesetze zu ergründen und in
Regelbüchern festzuhalten.
Erwin Arndt, Deutsche Verslehre. Ein Abriss (I)
The Jacob Grimm method more suited to works
not constructed.
Louis Zukofsky, A (8)
Die Schuld des Schneiders
Ein Schneider nähte mir ein Hemd,
das ich als letztes trage,
doch wie ich's eben ausprobier' - es klemmt
und hemmt mich, ist 'ne Plage!
"Du Narr und eines Hundsfotts Sohn!
Wie viele Male sagt' ich schon,
Mein letztes Hemd, das habe Beine,
Kapierst du, was ich damit meine?"
"Jawohl, mein Herr", gibt mir der Gauch
zur Antwort,"und weiter weiss ich auch,
das Ihr mich immer anzuschwärzen sucht,
als wäre ich es, der so fein betucht
zur Hölle fahren sollte und nicht Ihr."
Meiner Treu, der Mann gefiele mir,
wär' seine Bosheit nur von Dauer,
läg' er nur besser auf der Lauer.
Mit dem Oberseminar zum Segeln . Lachs und Gurkensandwiches, Campari Soda. Eine fragt mich nach Honorius Augustodunensis' Imago Mundi. Ich deute auf den Wasserspiegel.
Eine glückliche Melancholikerin wie meine Gattin ist um so bezaubernder und entzückender, je wärmer es wird. Ich liebe sie nicht nur in der vorlesungsfreien Zeit.
Mai 2023
Und abends im Städtlein, da kehr ich durstig ein:
„Herr Wirt, eine Kanne, eine Kanne blanken Wein!“
Ergreife die Fiedel, du lust’ger Spielmann du,
von meinem Schatz das Liedel, das sing ich dazu.
Geibel, Der Mai ist gekommen
"Weckung, kein Feststellen eines Vorhandenen, sondern ein Wachwerdenlassen des Schlafenden" (Heidegger, Die Grundbegriffe der Metaphysik. Vorlesung WS 1929/1930 GA Band 29/30 3. Auflage Frankfurt, 2004 S. 89. - Hab ich eben an meiner Gattin exekutiert.
Ein philologisch-akademischer Backfisch orientiert uns in den jüngsten Simpliciana / Jahrbuch der Grimmelshausen-Gesellschaft (2022) über "sexualisiert Gewalt" in Werken ihres Leib- und Magendichters. Sollte man ihn nicht einer geeigneten Ausnüchterungseinrichrung für am Zeitgeist erkrankte zuführen? - Ich meine ja.
29. April 2023
Quodlibeta
"Codierte/chiffrierte Fehler fehlerhaft decodieren/dechiffrieren" / Hausarbeit
In der FAZ heute unerträglich salbungsvolles Geschwätz von dem Dichter Grünbein anlässlich der Entgegennahme irgendeines Preises. Der arme Mann scheint so von sich überwältigt, dass er immerfort seinen Musenaffen Zucker geben muss. Der Dichter: "Wie ein Gedicht entsteht, werde ich oft gefragt." Und ich werde oft gefragt, ob ich Geld verschenke, verleihe, und wie ich überhaupt dazu gekommen bin.
In der Frühjahrsausgabe der MONATSHEFTE (Vol. 115 Issue 1 Spring 2023) lese ich einen verunglückten Interpretationsversuch von Rilkes verunglücktem, pseudo-enigmatischen Gedicht Das Gold. (Notiz machen! "Zwang-Idee" / Platokritik aus Meroe, aber idealistisch!)
Poetische Pomologie
"Und daß ein kurzer Ueberfluß
Oft einen langen Mangel bringt."
aus: Barthold Heinrich Brockes, Ein alter umgeweheter Kirschbaum
26. April 2023
Heideggers Liebesbriefe an die 18 jährige Hannah Arendt aus dem Frühjahr 1925 kann man schlechterdings nicht anders denn als anschwellenden Bocksgesang bezeichnen.
"Im Lesben-Kloster brennt nocht Licht. Will-Rogers-Phänomene in Diderots Die Nonne." Unser Beitrag zur Festschrift Rainer Maria Milllch.
Zur Kanonisierung der Hölle bei Dante und Klopstock (Aus dem Vorwort)
Und alles Leben stirbt, und die Natur
Verkehrtes nur erzeugt, blos ungeheure,
Abscheuliche, ganz namenlose Dinge,
Wie niemals sie die Fabel wohl ersann,
Noch Furcht sie jemals dachte, nur Chimären,
Und scheußliche Gorgonen so wie Hydern.
Milton, Paradise Lost, 2. Gesang
Unterdes war Satan nebst Adramelech der Erde
Auch schon näher gekommen. Sie gingen nebeneinander,
Jeder allein und in sich gekehrt
Klopstock, Messias, 2. Gesang
Höllenfürst Satan und sein Minister und Garderobier Adaramelch - beide mit grimmigem Blicke den göttlichen Wetlbau durchirrend -
erinnern an jenes andere Disokurenpaar, welches das Inferno der Unterwelt voller Abscheu und nicht selten furchtsam durchstreift.
Die Inspektion der oberen Welt durch die Abgesandten der Hölle fällt nicht weniger vernichtend aus,
als die dantesche der unteren, doch Furcht kennen die Abgesandten der Hölle nicht, nur Hass und Vernichtungswille.
Sie sind die Urahnen der Morlocks aus Wells' Timemachine.
NB:
M. Martinez: Gelungene und mißlungene Kanonisierung: Dantes Commedia und Klopstocks Messias.
in: Kanon Macht Kultur. Theoretische, historische und soziale Aspekte ästhetischer Kanonbildung.
DFG Symposion 1996
Hrsg.: Renate von Heydebrand Stuttgart, 1998 S.215ff.
R. Holunder, E. Aberfett (Hrsg.): Kanon der Mediokrität: Zur Aktualität der Meritokratie-Soziologie H. E. Dohrendorfs.
Mit einem Anhang zu Ada Lovelace.
#bockpress# 2022
23. April 2023
invocatio (exedra 2)
tobias döring legt uljana wolfs verunglückte
anrufflung in der faz 22. IV. 2023 auf/aus, wie solche
dj's eben auf- und auslegen;
"was Shakespeare uns im Zeitalter von
medialen Proliferationen, außer einer
sattsam bekannten Klassikerikone,
überhaupt noch sein mag." (döring ibid.)
auf den gedanken, was diese wolf-döringzeit
vor shakespeare sein mag, darauf verfällt der
sattsam unbekannte schmock freilich nicht.
exedra (3)
für eavan boland und edward hirsch
fragt sich einer spät im bett:
wie schreibe ich bloß ein sonett?
drauf wälzt er sich und plagt sich dumm,
bis endlich ist die nacht herum.
doch auch im tagtraum plagt ihn weiter
die frage, die ihm viel gescheiter
dünkt als sein vermaledeites tagestun,
von welchem endlich auszuruhn
die arbeitsvorschrift ja verbietet,
weshalb er eine lüge mietet,
die ihm erlaubt sofort zu geh'n,
um dieses büchlein zu ersteh'n,
bevor zurück im höllenbett:
THE MAKING OF A SONNET.
22. April 2023
When Is Company Unwelcome? - Meistens, ist man versucht zu antworten. Doch nach der Durchsicht eines Artikels aus der Sphäre des Szientismus, der jene Frage im Titel trägt, besinnt man sich rasch und ruft aus: immer! (vgl. den Beitrag von Neil Levy in: EPISTEME Vol. 20 Issue 1 March 2023)
Zusammenhang von Allegorie und Mosaik (Benjamin) / "Ikonographische Strategien Claudians. Zum Jagdepos in Claud. Stil. 3 und in drei römischen Mosaiken der Spätantike." (MNEMOSYNE Bd. 76 2 / 2023)
exedra (1)
was machte, dass er lachte?
es ging ans eingemachte.
was machte, dass er weinte?
sie sah ihn, und verneinte.
was machte dass er starb?
der tod viel um ihn warb.
Im Kino der Langweile / " täglich ward er bleich und bleicher" Heine, Der Asra
Eric Rohmer, Rudolf Thome, Christian Petzold, dessen Primanerpofel einer Film-Gilde - "Roter Himmel" - von einer offenbar bankrotten Filmkritik hochgejubelt wird, dass Gott erbarm, können fürs Kino nicht einnehmen. Ihr Plunder ist ungenießbar, "show, don't tell" ist ihnen so Hekuba wie das vermeintliche Talent ihrer sendungsbewussten Mimen. im ZDF wurde derartiger Mumpitz einst in der Reihe "Das kleine Fernsehspiel" geräuschlos beigesetzt.
Sexualität und Lüge
Sich von der ramponierten Benutzeroberfläche der Wirklichkeit her dem sog. Sex nähern, führt zu nichts. Eine/r/s muss aus Arkadien kommen, um nach Arkadien zu gelangen.
Oft denke ich an die arme Elizabeth Bowen. Ihr Roman "The Hotel" unentbehrlich für Hotelmenschen wie unsereins. (vgl. Nicholas Royle: Elizabeth Bowen's The Hotel: An ABC of Reading. in: Oxford Literary Review Vol. 44 Issue 2 December 2022)
"Was essen die Menschen bei Homer?" - Ernst Laas: Der deutsche Aufsatz in den oberen Gymnasialklassen. Dritte Auflage . Berlin, 1898 S. 115. Im Licht eines solchen Themas für Klasse 11 (Ober-Sekunda) wäre zu evaluieren.
20. April 2023
Ich mag nicht gern eine Beschuldigung ohne Beweis vorbringen; ich muß also die Schulchrie zergliedern.
J. G. Herder, Über die Schaamhaftigkeit Virgils
Professorenlyrik
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/ad-gr%C3%BCnbein/scholien/professorenlyrik
Eisgrenze / Gedichte von Klaus Inderthal 1984
replycacion
nach john skelton
übel habt ihr narren mir mitgespielt!
dass ich euch hasse - geschenkt,
euch pest und corona an die miesen hälse wünsche - wohl,
euch dem letzten höllenkreis meiner übellaunigkeit überantworte - freilich,
denkt nicht an erlösung, denkt an auferstehung in meiner hölle.
übel habt ihr ladenschwengel mir mitgespielt!
ihr töchter und söhne von gift- und gallekübeln,
ihr würste, hansundgretewürste, grützwürste,
napfsülzen, lügenknechte und rohrspatzen, hintanreiniger
und eckensteher, läusezüchter, lampenschirme.
übel habt ihr geizstricke mit mitgespielt!
ihr hartgeldzähler, kontopriester, lumpen
aus der lumpenmottenkiste, vertiertes pack,
sowie, und item feras inultum?
(Paul Melissus, Schediasmata Leipzig, 1625 S. 651)
18. April 2023
Unter den Punkten führt der Doppelpunkt heute eher ein Schattendasein. Manchmal aber tritt er aus demselben und wird in Szene gesetzt. Zuletzt durch Sebastian Bücking (Zeitschrift für germanistische Linguistik Band 50 Heft 3 2022) und Peter Eisenberg (FAZ 17. April 2023). Bücking und Eisenberg: Danke!
Pedell auch unter der Woche aktiv:
Gesendet: Dienstag, 18. April 2023 um 13:17 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: j.kaube@faz.de
Cc: sekretariat@gywa.de, info@gyho.de, holunder@uni-bockwurst.edu, h.tol@hfk-bremen.de, Jan.Hoecke@hfmdk-frankfurt.de
Betreff: Ihre kolumne in der gestrigen FAZ / falsches ziel blockflöte
lieber kaube,
Ihre offenbar launig gemeinte, doch gänzlich verunglückte o.a. intervention nach dem diebstahl einiger dutzend blockflöten in einem hattinger gymnasium,
Ihr augenzwinkerndes fazit, der diebstahl sei "ästhetisch gerechtfertigt", befremdet.
offenbar haben Sie keine kinder im schulpflichtigen alter, sonst wüssten Sie, dass verständnisinniges dampfgeplauder
wie Ihres unter den bedingungen heutigen schulalltags, der mit feuerzangenbowlenromantik nichts, mit blanker gewalt sehr viel zu tun hat, nurmehr deplatziert wirkt.
wohlfeiles blockflöten-bashing mag einmal in massen sein recht gehabt haben, wie die geringschätzung
der orffschen schlagwerkzeugkammer und sogar hier und da lustig gewesen sein, heute weist sie nichts weiter aus als die um stille zustimmung heischende banausie des provinzsnobs.
und wie Sie behaupten können, der auf kasse und beifall von der falschen seite schielenden streifen "sonne und beton" von dem notorischen "feuchtgebiete"-regisseur wnendt sei ein "großartigen Film", bleibt Ihr geheimnis.
beste grüße
ralf frodermann
(nach diktat verreist)
PS
(an die barocken blockflötenkonzerte vivaldis, telemanns, sammartinis usw. usw., die den unsäglichen orff und seine militariamusik ganz entbehrlich machen, sei hier nur am rande erinnert!)
Pfingsturlaub arrangieren: Gattin rät zu Wiesbaden. Bin unschlüssig. Mit Lichtenberg ins Seebad?
15. April 2023
Manche werden so lange gwogen, bis sie endlich für zu leicht befunden werden können. Bei unserem Pedell Frodermann ist das unnötig, s.u.
Gesendet: Samstag, 15. April 2023 um 14:54 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: ktrump@memphis.edu, holunder@uni-bockwurst.edu, andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 16.april 2023
Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, daß die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Pro-dukte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; daß in jeder geschicht-lich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stände, sich danach richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderungen der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche. Die erwachende Einsicht, daß die bestehenden gesellschaftlichen Einrichtungen unvernünftig und ungerecht sind, daß Vernunft Unsinn, Wohltat Plage geworden, ist nur ein Anzeichen davon, daß in den Produktionsmethoden und Austauschformen in aller Stille Veränderungen vor sich gegangen sind, zu denen die auf frühere ökonomische Bedingungen zugeschnittne gesellschaftliche Ordnung nicht mehr stimmt. Damit ist zugleich gesagt, daß die Mittel zur Beseitigung der entdeckten Mißstände ebenfalls in den veränderten Produktionsverhältnissen selbst - mehr oder minder entwickelt - vorhanden sein müssen. Diese Mittel sind nicht etwa aus dem Kopfe zu erfinden, sondern vermittelst des Kopfes in den vorliegenden materiellen Tatsachen der Produktion zu entdecken.
Friedrich Engels. Die Entwiclung des Soziaismus zur Wissenschaft (III)
guten tag herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. aktuellen beitrag, in welchem Sie eine art sozialempirischer untersuchun frau dr. trumps (universität memphis) zum vermeintlichem kontrast zwischen wahrgenommenenm, vulgo gefühltem und objektivem elend (am leitfaden von einkommensunterschieden) referieren.
(welchen einfluss auf Ihr referat der umstand hat, dass Sie Ihren beitrag in der fas und nicht in der roten fahne publizieren, wäre eine eigene soziologische miszelle wert. villeicht künnte koll. kieserling unter "sprechorte und sprechunorte der systemtheorie" dazu fruchtbares beitragen!)
solches schrifttum verfolgt in aller regel nur den zweck der apologie, die um so rascher in ordinären zynismus umschlägt, je neutraler, empirisch-positivistischer, kurz "wissenschaftlicher" sie auftritt, und je krasser ihr das gesellschaftlich produzierte elend
hohn spricht.
wann immer solches geblök anhebt - bruttonationalglück, konjunkturklimaindex, "antagonistische gesellschaft ist nur eine autoillusion", hunger ist einbildung, tod als chance, börsenatrologengewäsch usw. -, tut man als soziologe gut daran, sich auf die einschlägigen klassiker zu besinnen, d.h. jesuiten -
s. aus jesuitischer sicht unten:
luis de molina: de iustitia et iure / über gerechtigkeit und recht (lat./dt.)
ed. kaufmann, simmermacher 2019
-
und friedrich engels, siehe oben.
angesichts der dürftigen phrasen frau dr. trumps ihrem von Ihnen referierten beitrag kann die erforschung des bruttoelendsprodukt getrost auch weiterhin den deklassierten und überflüssigen vor ort überlassen leiben.
beste grüße
Ralf Frodermann
Nico Beutges neuer Gedichtband schlafbaum-variationen (2023) und Björn Kuhligks Langgedicht An einem Morgen im März (2023) erinnern an diesen Pofel:
https://mobile.sites.google.com/site/universitaetbockwurst/preisfragen/versessay-2016
Liscow!
Flötenquintett
In der Zeitschrift DAS MITTELALTER (2021 26, 1 S.33ff.) erinnern gleich fünf Mediävisten an die Relevanz der Mediävistik. Pfeifen im Walde. Es ist, als wollten fünf Alchemisten an die Relevanz der Vorsokratik erinnern.
12. April 2023
Schnepfenliteratur
Zur Familie der Schnepfenvögel zählt der Brachvogel.
Sein biographischer Roman Friedemann Bach erschien 1858.
Nach dessen Muster erklimmt bis heute ein Schrifttum die Bestsellerlisten,
vor dem sich guter Geschmack und feinere Nerven besser in Acht nehmen.
Sigrid Damms einschlägiges Kunstgewerbe in litteris findet heute ihre
kongeniale Nachbeterei in einer Autorin wie Angela Steidele.* Deren Roman Aufklärung
aus dem Jahr 2022 wäre einst von der Büchergilde Gutenberg
oder dem Bertelsmann Lesering vertrieben worden, Vorabdruck in
BRIGITTE oder FÜR SIE, Journalisierung der Literatur.
nota bene:
Karen Green: Women's Reception of Kant, 1790-1810
(in: Journal of the History of Ideas. Vol. 84 Number 2 April 2023)
* In ähnlich pseudo-ekkletizistischem Nachfolgemodus verhält sich Thomas Kunsts lyrische Produktion
zu den Arbeiten Rolf Dieter Brinkmanns.
Zu Durs Grünbeins Gedicht Uhrenarmband (FAZ 11. April 2023)
In der Nacht
Gehn die Uhren schneller
Heiner Müller, Leere Zeit
Durs Grünbein dichtet ein Dinggedicht.
Wer außer mir denkt
an mein zerschlissenes Band?
schließt es eingeschnappt.
Nächstens geht seine Taschenuhr
entzwei, wer wird dann ihrer
gedenken, der silbernen?
auch kleine dinge können
uns entzücken
das Seufzen des Uhrmachers,
der Leim des Sattlers,
des Gerbers Töchterkind -,
doch nie und nimmer Grünbeins Grind.
8. April 2023
Ein Thema nicht den Rang abläuft
dem anderen, vielmehr ersäuft
sich in der Mitte, dann untergeht,
und vom Beschluß her aufersteht.
(Lösung: Spiegelfuge)
Rätselgedichte wie unsere alte Spiegelfuge machte man einst aus dem Stand. Diese Kunstfertigkeit
wird auf den Schreibschulen kaum noch unterrichtet.
An Schleiermachers "Rätsel und Charaden" erinnert immerhin Peter Sprengel in "editio" Band 36 2022.
Dithmarscher Demographie:
Sprich, Erde, drum: hat die Ernährung Schranken
Und die Erzeugung hätte dennoch keine?
Hebbel, Die Erde und der Mensch
Aus dem Lyrik-Lyceum / Naturlyrik und Lüge
Anklams Sappho, Zanders Judith,
Nahm kürzlich Huchel-Preisgeld mit,
Versengeld von 15 Mille,
dass weiterhin gescheh`ihr Wille,
den Nachtigallen nachzueifern,
in Moosen mildes Licht zu geifern,
und sich im Unterholz zu lösen,
inmitten Elfen einzudösen,
und unabhängig von den Tieren*
vor der Sprache sich blamieren.
Wer das Preisgeld einkassiert, muß für Spott nicht sorgen.
Ach Judith, kannst du mir 15 Mille borgen?
*des Waldes, versteht sich
cor prudentis possidebit scientiam: heute, in Zeiten der "neuen Geschäftigkeit" (C. Türcke), ein Fall für den allgemeinen syllabus errorum.
8. April 2023
Meine Vorlesungsankündigung war vorschnell. Das Spätwerk Anna Seghers` noch öder als mein eigenes! Kann mich darüber unmöglich ein ganzes Semester verbreiten. Die beiden Romane "Die Entscheidung" und "Das Vertrauen" ungenießbar. Werde nach drei oder vier Sitzungen zu den beiden Lyriktrutschen Ulla Hahn /West und Sarah Kirsch Ost-West übergehen. Auch öde, doch als exemplarische Prügelknaben (m,w,d,) besser geeignet.
Heute will keiner mehr ohne Angst anders sein können, sondern ohne Angst wie alle.
Wilhelm Weischedels "Philosophische Hintertreppe" bedarf heute der Ergänzung: "Unphilosophische Feuertreppe" mag heißen, was mit Philosophie nichts, mit Allotria Ideologia aber eine Menge zu tun hat. "Philosophie in Afrika" von Anke Graneß (Suhrkamp 2023) zum Beispiel. Lieber Hegel als Ubuntu! - Ein hübsche Arbeit, publiziert in einem brasilianischen Hegel-Fachorgan, zur Aktualität seiner spekulativen Logik erreichte uns aus Basel. Ihr Autor, Gregor Schäfer, hat sie mit einem scharfen Motto versehen:
"Ich schätze die zeitgenössische bürgerliche Philosophie nicht allzusehr, ich muß sogar zum Beispiel zugeben, daß für mich Hegel der letzte große Denker war, auch wenn heute amerikanische, deutsche oder französische Zeitungen irgendwelche Unbekannte zu großen Denkern erklären." Georg Lukacs.
nota bene:
https://ojs.hegelbrasil.org/index.php/reh/article/view/507/389
Aus dem kabbalistischen Tikun Olam-Motiv wurde in Deutschland der Lügenreparaturbetrieb. Heute seinerseits sanierungsbedürftig.
Zwei Mails des Frodermann (Pedell Universität Bockwurst)
Gesendet: Mittwoch, 05. April 2023 um 19:27 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: j.kaube@faz.de
Cc: mail@arnerautenberg.de
Betreff: nebbich
lieber kaube,
nur der guten ordnung halber:
arne rautenbergs geplapper / e-gedicht (="künstliche dummheit" h. .e. dohrendorf) "über die hybris der hoffnungslosen", das Sie heute im
feuilleton Ihres blattes einrücken, ist sicher produkt eines chat-bots.
näheres in kürze in "hyle der hypostasen" / raureif im tanger von erwin aberfett.
beste grüße
rf
PS:
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/gru%C3%9Fadressen/preise-runter-sale
Gesendet: Mittwoch, 05. April 2023 um 19:00 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: amr10@uni-koeln.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihre heutiger faz beitrag / lector in fabula
guten tag herr prof. kablitz,
besten dank zunächst für den o.a. beitrag.
susan sonatgs "agianst interpretation" war so schön und gut wie emil staigers zu gleicher zeit
erschienener "kunst der interpretation", gewissermassen ihr reversbild. "epochemachend", wie sie meinen, war
der damals hippe quark so wenig wie die im folgende yale mafia der poststrukturalistischen derkonstruktivisten a la de man usw. oder der rezeptionsästhetischen konstanzer schule a la jauss.
schrifttum dieser art ist wohlfeil und ermuntert nur das feuilleton, philologisch ist es ohne bedeutung.
romantische literaturkritik und hermeneutik war seit den schlegels und schleiermacher längst über
solchen pofel hinaus.
das zielen auf sach- und wahrheisgehalt eines sprachlichen kunstwerks hatte benjamins wieder
in erinnerung gebracht. vergebens, wie es scheint.
Ihr beitrag erinnert an eine gut gemeinte einladung zur lektüre, ad usum delphini.
warum aber heute noch einer lesen oder interpretieren sollte, bleibt ein geheimnis.
nota bene:
https://www.amazon.de/Lector-fabula-Mitarbeit-Interpretation-erz%C3%A4hlenden/dp/3423301414
beste grüße
Ralf Frodermann
Osterfreuden mit Gattin und Richard Strauss in Baden Baden:
https://www.academia.edu/24002074/BRENNERS
2. April 2023
Zwei Briefe unseres Pedells Frodermann, orthographische Fehler haben wir hier und da stillschweigend korrigiert:
Gesendet: Freitag, 31. März 2023 um 16:32 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: vardopoulos@em.uni-frankfurt.de
Betreff: @prof.plumpe // Ihr heutiger faz beitrag
guten tag herr prof. plumpe,
besten dank für Ihre a,a, rezension des neuene buches von nancy fraser.
fades schrifttum a la rudolf bahro, naomi klein oder nancy fraser e tutti quanti ist in der tat entbehrlich.
solch verkürzte kapitalismuskritik lockt ohnehin keinen hund mehr hinterm ofen hervor.
dieser umstand verbindet sie mit den vulgärökonomischen, etwa ordoliberalen apologien der von hayeks,
euckens und müller-armacks, an den markus schöneberger, ebenfalls in der faz von heute, erinnert.
statt sich an wohlfeilen, anti-kapitalisctischen spiegelfechtereien unzusändiger denker/innen oder an der ideologieproduktion untoter ökonomen abzuarbeiten, sollte
politische ökonomie ernste gegner ins visier nehmen:
https://www.ca-ira.net/verlag/buecher/das-raetsel-des-kapitals/
dann würde immerhin klarer werden, dass die kritische analyse des kapitalismus seit max weber und guy debord längst abgeschlossen ist, der spätkapitalimus aber seit 150 jahren weiterwest, unbekümmert um seine theoretische erledgung.
die warenproduzierende gesellschaft entledigt sich der wirtschaftskrisen bekanntlich durch vernichtung:
https://www.ca-ira.net/verlag/buecher/scheit-meister/
ihr objektiver zweck bleibt die herstellung des grösstmöglichen masses an unglück und elend
für die grösstmögliche zahl von menschen.
man studiere also besser friedrich pollock statt nancy fraser, besser galilei statt erich von däniken etc. etc.
beste grüße
Ralf Frodermann
Gesendet: Samstag, 01. April 2023 um 16:53 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: cbf@soc.ku.dk
Betreff: Ihr beitraag in der FAS 2.april 2023
guten tag herr prof. kieserling,
besten dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie referieren zwei neuere fachartikel von frau dr. friis - aus "Deviant Behavior" und "Symbolic Interaction"-,
die sich offenbar ganz allgemein mit dem typus des schwarzfahrers und seinen reaktionen auf kontrollsituationen auseinander setzen.
das gewalt immer effektiv ist und kontrolle eine nicht-optionale gesellschaftliche konverntion" (dr.dr. sheldon cooper) darstellt, ist banal.
nicht banals ist, dass dr. friis offenbar an keiner stelle ihrer im ganzen wenig ergiebigen empirischen sozialstudie den aspekt der "migration" einflicht, als ob die seit jahren zunehmende desozialisierung sozialer räume wie in bus und bahn davon ausgenommen werden könnte.
Dass Sie den finger an keiner stelle Ihres referats nicht in diese epistemologische wunde legen, stattdessen munter und im tonfall des subalternen verwaltungsangestellten den offenbar bereits von dr. friis camouflierten umstand "migration und kriminelle folgen" umstand umstandslos weiter camouflieren und ausblenden, verwundert.
es erinnert sehr an das märchen von "des kaiseres neuen kleidern" des dänischen landsmannes dr. friis`, hans christian andersen.
eine solche demagogische de-realisierung der wirklichkeit, so zeitgemäss sie sich dünken mag, aber richtet sich selbst.
beste grüße
ralf frodermann
PS:
pepe danquarts kurzfilm "Schwarzfahrer" von 1992, der zu seiner entstehungszeit noch einen gewissen wahrheitsgehalt für sich beanspruchen konnte, ist heute nur noch ideologie, propaganda. dies deutlich zu konturieren, wäre aufgabe einer sziologie, die mehr wäre als ein zulieferbetrieb des toalen lügenreparatursektors in universitäten und think tanks, vulgo quasselindustrie.
Ralf Frodermann
Prolog
31. März 2023
Kakao
schwer wiegt der schaum auf der schokolade
und heiß schäumt die milch, in der ich sie bade,
hielte der trunk doch äonen vor,
so könnt' ich vergessen, was ich verlor;
im süßen verglimmen endlos säumen,
von zwieback und cognac selig träumen,
gaukeleien aus zimt und zunder,
fehlt es an nichts, dass ist es nur plunder.
das blei der gedanken sinkt in die tiefe
und es dünkt mich, als ob einer riefe:
"von diesem genusse lasse dich leiten
und bevor du ernüchterst, trink einen zweiten!"
29.März 2023
Strike durch Exhumierung
Apokryphe Autoren wie Alfred Seidel (1895-1924) und Erich Unger (1887-1950)
gehören der Ketzergeschichte an.
Philon von Alexandria und Origines (Aufforderung zum Martyrium) sind ihre dogmatischen
Pendants.
Ungers "Gegen die Dichtung: eine Begründung des Konstruktionsprinzips in der
Erkenntnis" erschien 1925. Sein Buch "Poltik und Metaphysik" war vier Jahr zuvor erschienen.
Tom Vandeputte macht in einm Aufsatz zu Benjamins Katastrophen-Begriff auf dessen
Unger-Rezeption aufmerksam (new german critique Vol. 50 No.1 February 2023 "Continuity as Catastrophe.
Origins of a Thesis in Walter Benjamin")
Bildete Benjamin die Hochscholastik der Kritischen Theorie, so Unger und Seidel deren hellenistisch-patristische Keimzelle.
26.März 2023
"Gesten der Verlegenheit" betitelten wir um 1986 herum eine Auswahl beherzter Bettelbriefe
berühmter und weniger berühmter Künstler, Musiker und Schriftsteller.
Heuer nimmt sich die "Zeitschrift für Deutsche Philosophie" (1 / 20023) des Themas an:
Schwerpunkt: Verlegenheit als Phänomen und als philosophische Denkfigur.
Figuren, die so etwas denken oder Denken nennen oder für ein Phänomen halten,
oder in einem philosophischen Fachorgan das Schwerpunktthema Verlegenheit offerieren, sind der Verlegenheit geschuldet, in welche die Philosophie geriet, nachdem ihre Zeit abgelaufen war.
("Profiteure der Mediokrität" H. E. Dohrendorf)
Vom absoluten zum albernen Geist / Transcendentalpulp nach Odo Marquard
("Zur überfälligen Austreibung des Geldes aus den Geisteswissenschaften" / Kultusministerkonferenz intern / Tischvorlage t6kkj88)
"Wie verzichtbar sind Kollektivsingulare wirklich?", fragt Petra Gehring naßforsch in der aktuellen "Deutschen Vierteljahresschrift
für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte" (März 2023).
In der üblichen Melange aus Denkschwäche, allerlei hilflosem Behaupten, Namedropping und anderen, glasperlenspielenden Schnurrpeifereien umkreist Frau Gehring unter anderem den Kollektivsingular "Geist" ("Materie, die denkt" Marx), greift sie "als historisch arbeitende Philosophin zuweilen und, wenn ich ehrlich bin, keineswegs nur verstohlen, auf den als Antiquität
doch alternativlosen Titel 'Geisteswissenschaften' zurück' (ibid. S.70), um sich am Ende mit der Frage eines Denkens in größeren Schwüngen und Bögen zu konfrontieren, "für das einzelne Begriffe dann nur Behelfe bleiben."
Mit keiner Stilübung ist dem zu helfen, der solchen Galimathias niederschreibt.
"Zu den stillen Voraussetzungen des gesamten Printdesigns gehört, daß kaum mehr jemand die Konzentration und Ausdauer hat, um einen Text von der ersten bis zur letzten Seite Zeile für Zeile zu studieren." Christoph Türcke: Philosophie des Traums. München, 2008 S.240.
Manchmal aber doch, wie die beiden literaturkritischen Beiträge Justus Wertmüllers im aktuellen BAHAMAS-Heft 91 Frühjahr 2023 zur antisemitischen Karteileiche Hugo Ball und zum in Deutschland Anathema-Antisemitismus der Dichterin Ernaux bezeugen. (Blieb der Antisemitismus der Dichter nicht unbemerkt, der Druckfehler auf Seite 37, zweite Spalte, Zeile 4, des Heftes Nr. 91 - "wider" statt "wieder" - ist es geblieben.)
20.März 2023
Lange im neuen SPECULUM (Vol. 98 / 1). Besprechung von Aberths The Black Death: A New History of the Great Mortality in Europe, 1347-1500 (Oxford, 2021) Vanitas. Vanitatum vanitas. - Die Geschichtswissenschaft ist die hässliche Magd noch viel hässlicherer Mägde geworden.
Prophyrios' de abstinentia ist wohl die Urschrift des Vegetarismus.
Naturköstler und andere Gesundheitsapostel nehmen die Sonderausgabe (#bockpress# 2023 / im Druck)
im Bioladen gerne gratis mit.
Und Meno Ehrenfried Siebermann-Auchjauche und seine Schwester Katinka Kalea Auchjauche-Siebermann können im Griechischunterricht ihres Privatgymnasiums beiläufig glänzen.
Augen auf bei der Partnerwahl / Ankündigung
Heiratsschwindler und Witwenknacker genießen einen schlechten Ruf.
Seit Julius Bernhard von Rohrs Traktat "Von dem Betrug bei den Heyrathen"
von 1736 sind sie auch juristisch ihrer Miserabilität überführt.
Chaplins Monsieur Verdoux setzte dem Typus 1947 noch ein filmisches Denkmal.
Doch ungeachtet ihrer Erledigung sind diese Monster weiter tätig und treiben
ihr untotes Unwesen.
Einige von ihnen trafen wir unlängst in Baden Baden anläßlich ihrer
Jahreshauptversammlung.
Insbesondere unseren Leserinnen dürfen wir die dort entstandenen
Interviews mit jenem Lumpenpack zur gefl. Lektüre wie zur Warnung anempfehlen.
Jules Michelet über das Meer. Jetzt auch "Atlantischer Gesang" von Gert Heidenreich übers Meer (FAZ 16.März). Trutschengedichte eines von sich überwältigten Sonnenunter- und aufgängers. (S. Frank: History of the Oceans. Literature and Maritime Modernity. Amsterdam, 2022) Nur die Rezensionstrutsche scheint noch überwältigter. - Abgrund vor Pfützen. (Das Meer ist ein Gurkenglas für Riesen.)
18.März 2023
automatische choralkantate / kurz vor dem bankencrash III 2023 ("Droht wieder eine Finanzkrise?" FAS 19.März 2023)
nach georg neumark
wer nur das liebe geld lässt walten
uns hoffet auf es alle zeit
das wird ihn wunderlich erhalten
in aller not und traurigkeit
wer geld dem allerhöchsten traut
der hat auf keinen sand gebaut
was helfen uns die schweren sorgen?
was hilft uns unser weh und ach?
was hilft es dass wir jeden morgen
beseufzen unser ungemach?
wir machen unser kreuz und leid
nur größer durch die traurigkeit.
man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt
wie unser Geldes gnadenwille
wie sein' allwissenheit es fügt
geld das uns hat auserwählt
das weiss auch sehr wohl was uns fehlt.
es kennt die rechten freudenstunden
es weiss wohl wann es nützlich sei
wenn es uns nur hat treu erfunden
und merket jede schieberei.
so kommt geld eh wir uns versehn
und lässt an uns viel guts geschehn.
denk nicht in deiner drangsalssauna
dass du vom geld verlassen seist
und dass nur not und sorgenfauna
dir auftischt was du faul verspeist.
die folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein ziel.
geld ist das rechte wundertier
das bald erhöhn bald stürzen kann
den reichen immer lauter lachen
den armen ärmer huldvoll machen.
es kommt ja doch auf gar nichts an
und käm es doch das geld wär dran.
Sing / bet / und geh auf Geldes Wegen
Verricht das Deine nur getreu
Und trau der Börse reichem Segen
So wird es bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
Auf's Geld setzt / den verläst es nicht.
Über "transite ad superos, audite ad inferos" und "diabolische Ethik" (G. B. Shaw)
Recht nett Lars Tittmar über Adorno und Jean Amery in der "Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte" 1 / 2023)
"Wenn irgendein Jochtier an Strangurie leidet, nimm eine Laus aus dem linken Ärmel deiner Tunika und stecke sie in das linke Ohr des Pferdes." Gargilius
17.März 2023
Iden des März, kann man nicht mehr hören! Rehabilitationsversuche mittelmäßiger Pygmäenautoren, Urbild Cornelius Nepos, vgl. Holzbergs Ehrenrettung "Erzählstruktur und narrative Technik in der Dion-Vita des Cornelius Nepos" (Rheinisches Museum Bd. 163 2020 S.174ff.) Bloße Behauptung! Ehemals hoch im Kurs stehende Schulautoren wie Nepos oder Klopstock heuer kaum noch dem Lehrpersonal bekannt. Exhumierung wenig sinnvoll, rating belanglos. Holzberg auf Holzweg.
Selten gestellte Frage: "Sind die Schlußanapäste der Trachinierinnen des Sophokles echt?" Fragte wer? O, Himmel, meine memoria!
Sieg-über-die Sonne-Lyrik: Jennifer Poehler, Die Sonne wird Feuer bringen (Sinn und Form 1 / 2023 S.85) ein reiher er fliegt usw. usw. / Dichtung für zuverlässige Dickhäuter/Innen, trinken Jauche, schal gewordenes Ambrosia. Tröstet mich noch dein Stecken und Stab? - Weder noch. - Scheidung!
15.März 2023
Johann Gottfried Stallbaums Über den inneren Zusammenhang musikalischer Bildung der Jugend mit dem Gesammtzwecke des Gymnasiums, (Leipzig 1842) wird in Kürze bei #bockpress#
neu aufgelegt. Prof. Christian Freiherr von Auchjauche hat sich freundlicher Weise zu einem Nachwort bereit erklärt.
unibockuwrst2023 in Kürze bei TWITCH / Stream one: Was war RAUTAVISTIK?
epinikion XIX / Siegerlieder "Ich dachte, wir wollten 'ne rasierte Sau rauslassen." Danny Wilde in DIE ZWEI (Folg 11)
In Rudolf Goldscheids Theaterstück "Die Logik der Gesellschaft" von 1890, nebst dem Kapitel IV, "Der Streit", aus Georg Simmels "Soziologie" von 1908 erschöpfen sich die Leistungen orthodoxer Soziologie gleich zu Beginn ihrer akademischen Wirksamkeit.
wovon ich nichts habe / drillingsgedicht
zu Uwe Kolbes Gedicht / Gedichtinterpretation "Woher ich alles habe"
FAZ 11. März 2023 (Frankfurter Anthologie)
im mausoleum der modernen poesie
/ der eintritt ist frei / kinder die hälfte
sitzt uwe kolbe (vorläufermodell durs grünbeins,
mit indianerbordüre) auf dem topf und
bläst trübsal
in die blasebälge
der trübsal,
enzenbergert alles aus, badenweiltert
(hart crane/stephen crane) alles ein. danksagungskitsch.
seit kurt hillers "gegen lyrik" - pamphlet 1911
(seit bobby holunders "gegen gegen-lyrik- pamphlete" - pamphlet
2011),
hat keiner mehr so aus geplaudert, woher er alles/wovon er nichts habe.
"grüße
Wegwarte, Mohn, Ampfer und Klee."
und den pilzauflauf aus hohenstaufen.
11.März 2023
Unter Schnorrerphobikern
Ich erinnere mich an Kollegen, die sich noch auf ihrem Totenbett eher nach dem Eintreffen irgendwelcher Sonderdrucke erkundigten, als nach ihrer oder ihrer Angehörigen körperlichen bzw. seelischen Verfassung. Am meisten aber hatten diese Leute selbst in buchstäblich letzter Minute Angst vorm ungebetenen Besuch ungebetener Gäste, d.h. Schnorrer, denn alle waren ihnen welche.
Einer von ihnen ist zweifelsohne unser Pedell Frodermann.
fiat nox:
Gesendet: Samstag, 11. März 2023 um 09:28 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: james.kaufman@uconn.edu, holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 12.märz 2023
guten tag herr prof. kieserling,
zunächst vielen dank für Ihren o.a. beitrag, in dem sie einen artikel von james c. kaufman zum von amts wegen misstrauisch beäugten
schnorrertum staatlich alimentierter überflüssiger referieren.
konkretistische debatten solchen formats haben wenig siziologische reichweite, setzen sie doch z. bsp. stillschweigend und selbstverständlich, wie im vorliegenden fall,
etwas voraus, was anderen autoren abzuschaffen gilt, hier: lohnarbeit.
vgl.
https://www.krisis.org/1999/manifest-gegen-die-arbeit/
über das groteske empowermentprogramm ("fördern und fordern") staatlicher arbeitsverwaltung immer noch grundlegend:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schule_der_Arbeitslosen
mißtrauen unter verwaltungsmenschen wie militärs ist im übrigen einstellungsvoraussetzung und
freilich gehört das hochstaplerwesen, insbesondere das akademische, zu einem dankbaren objekt empirischer sozialforschung.
der berühmte sozialwissenschaftler david lodge hat es in seinen berühmten campus-novels adäquat gezeichnet.
beste grüße
Ralf Frodermann
Selbst unter uns alt gewordenen Junggrammatikern fällt der Name Ernst Elster nur selten.
Seit dessen Unterschrift unter das sog. Bekenntnis der deutschen Professoren an den deutschen
Hochschulen und Universitäten zu Adolf Hitler vom November 1933 war der Mann nebst Namen unter
damnatio memoriae einsortiert.
Nun erinnert Gerhard Lauer in einem lauen Beitrag für die DVjS an ihn (Prinzipien der Literaturwissenschaft revisited).
Dem Lauer, der Dinge weiß wie "Die Schriften Freuds gelesen zu haben, reicht nicht aus" (ibid.), ist Odo Marquards Abschied vom Prinzipiellen offenbar so sauer aufgestoßen, dass er wieder auf Los geht und von vorn anfangen möchte.
Eine Ahnung davon, dass die Tage seines Faches, der germanistischen Literaturwissenschaft, längst gezählt sind, hat Lauer ohne Zweifel. Sein beamtetes Pfeifen im Walde aber wird schwerlich einen Drittmittelhund hinterm kultusministeriellen Ofen
hervor locken.
9.März 2023
Viele haben nichts zu sagen und tun das auch.
Buch von der deutschen Poeterey / Martin Opitz 1624.
Solches können wir auch aus dem abnehmen / das je älter ein Scribent ist / je näher er den Poeten zue kommen scheinet. Wie denn Casaubonus saget / das so offte er des Herodotus seine Historien lese / es jhn bedüncke / als wehre es Homerus selber.
(ibid. Kapitel II)
Strindbergs Traumspiel / Verwandlung, Auflösung und Verklärung ins Traumbildnerische. Architektur der Tränenhäuser. Tinker Bell / Leihmutter des Todes.
4.März 2023
Manchmal kommt einem die Welt vor wie ein halbaufgeräumtes Zimmer. Die Putzfrauen sind kurz weg, um Zigaretten zu rauchen oder ungestört zu telefonieren. Aber sie kommen nicht zurück. Vielleicht haben sie im Lotto gewonnen, wir Armen. Doch dann trifft das "Handbuch Idylle" ein (Metzler Verlag 2023) und unser Leben nimmt wieder Fahrt auf.
"Bin ich's nicht, ist es einer, der ist so gut wie ich." - Muss der Vers aus Ingeborg Bachmanns "Böhmen liegt am Meer" gegendert werden?
Ringsum liegt die Natur in tiefer traurender
Stille.
Jusutus Friedrich Wilhelm Zachariae, Die Nacht
In der FAZ (Frankfurter Anthologie) huldigt heute Julia Trmpeter ihrem Kollegen Albert Ostermaier.
Hatte nicht vor zwei Wochen erst Koll. Segebrecht dem Ostermaier an gleicher Stell den Stuhl vorgewärmt? Das Schrifttum solcher Nullen erinnert an "Offene Fenster. Gedichte junger Leute" aus derm Verlag Neues Leben Berlin DDR 70er Jahre.
"Der Regisseur Christof Schlingensief war ein Suchender", schreibt Teresa Kovacs in einem Beitrag in GERMAN STUDIES REVIEW (46,1 2023 S.77). Nach meiner Erinnerung war der nur ein enthemmtes, therapiebedürftiges Arschloch mit Exhibitionismushintergrund.
Der Pedell zuverlässig:
Gesendet: Samstag, 04. März 2023 um 12:36 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: jvoelkel@stanford.edu, holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 5.3.23
"Eine ordentlichen Chronk sollte Daten haben."
S. Lem; Professor A. Donda
"Überzeugen ist unfruchtbar."
W. Benjamin, Einbahnstrasse
guten tag herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. artikel, in dem Sie einen beitrag einiger soziologischer kollegen
zur überzeugungskraft ki-generierter argumente in politisch-propagandistischen kontexten, meinungsbildung etc.
referieren. offenbar handelt es sich - cum grano salis - um eine art operationalisierte variante des turing-tests.
nur einem verbeiteten missverständnis ist es geschuldet, dass unter "KI" "Künstlicher Intelligenz"
verstanden wird. dabei steht die abkürzung "KI" für "Künstliche Imbezillität" (H. E. Dohrendorf).
es dürfte wenig verwundern, dass der gesamte bereich gesellschaftlich noch nöitger ideologieproduktion
inner- und halb des publizistischen, akademischen und politischen lügenreparaturbetriebs vollautomatisiert wird.
absehbar ist alledings bereits eine gegenwart, in welcher derartiger aufwand entbehrlich sein wird.
bitte gestatten Sie mir, aus gegebenem anlass nachfolgend einen eintrag aus dem aktuellen tagebuch unseres rektors, herrn prof. holunder, hier einzuschalten:
28.Februar
ChatGPT auf die Frage eines Proseminaristen (Hausarbeit / Auszug):
"Wie können wir ChatGPT-Plagiatsfälle wirksam verhindern?"
Es scheint angezeigt, Leistungskontrollen nurmehr - und ausschließlich! - mündlich und in vivo durchzuführen.
Ein diversifiziertes Rigorosum gewährleistet, dass die Prüfer immerhin einige
authentische Anhaltspunkte zur Evaluation ihrer studentischen Prüflinge erhalten.
Im Horizont der platonischen Schriftkritik wie der poststrukturalistischen Kritik
am Logozentrismus bildet die Vermündlichung des Wissens - nach seiner
gegenstandslos gewordenen Verschriftlichung - einen überfälligen epistemischen Paradigmenwechsel.
Vgl.
R. Bradbury: Fahrenheit 451
J. Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
C. Türcke: Digitale Gefolgschaft
Thomas B. Fowler: The Limitations of Artificial Intelligence in Light of Zubiri's Noology (in: QUAESTIO 21)
"Ich kann das Alphabet. Vielleicht könnte ich Schriftsteller werden." Hubert Selby
nota bene / for HAL:
Über die Autorschaft eines Textes sowie deren Authentizität legt der Autor verbindlich Rechenschaft ab.
Gemäss dieses Grundsatzes ist im Zweifel ChatGPT zu befragen, ob er einen von ihm generierten Text produziert hat
oder nicht.
Das entsprechende Tool ist leicht handhabbar.
ex:
https://sites.google.com/view/universitaetbockwurst/tagebuch-sommersemester-2023
beste grüße
Ralf Frodermann
1.März 2023
Für mein neues Schreibseminar im Sommersemester haben sich bereits eine Reihe talentierter Damen und Herren gemeldet. Von Herrn Tim Hochapfel erhielten wir einen überaus gelungenen Beitrag, den ich hier einschalte:
Der Wind belästigt Strauch und Baum
Die Zweige ächzen sehr
In großer Wut mit Mund voll Schaum
Steht bald kein Bäumchen mehr
Er reißt an Wurzeln, Stamm und Krone
Ein Wirbelsturm als Prachtikone
Er reißt an Ästen tobet sehr
Wie wenn im Himmel er nur wäre
Die Sonne mahnt ihn abermal
Machst du so weiter siehst du auch
Die Wurzeln von dem kleinen Strauch
Ich werde heiß und heißer brennen
Dann lernst du mich mal richtig kennen
Mein Vortrag "Ist Religionsfreiheit Narrenfreiheit?
cuius regio-eius religio: Neue Aspekte eines alten Rechtsprinzips" druckfertig gemacht. Festschrift Auchjauche? Oder reicht für den ein Gedicht?
28.Februar
ChatGPT auf die Frage eines Proseminaristen (Hausarbeit / Auszug):
"Wie können wir ChatGPT-Plagiatsfälle wirksam verhindern?"
Es scheint angezeigt, Leistungskontrollen nurmehr - und ausschließlich! - mündlich und in vivo durchzuführen.
Ein diversifiziertes Rigorosum gewährleistet, dass die Prüfer immerhin einige
authentische Anhaltspunkte zur Evaluation ihrer studentischen Prüflinge erhalten.
Im Horizont der platonischen Schriftkritik wie der poststrukturalistischen Kritik
am Logozentrismus bildet die Vermündlichung des Wissens - nach seiner
gegenstandslos gewordenen Verschriftlichung - einen überfälligen epistemischen Paradigmenwechsel.
Vgl.
R. Bradbury: Fahrenheit 451
J. Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
C. Türcke: Digitale Gefolgschaft
Thomas B. Fowler: The Limitations of Artificial Intelligence in Light of Zubiri's Noology (in: QUAESTIO 21)
"Ich kann das Alphabet. Vielleicht könnte ich Schriftsteller werden." Hubert Selby
nota bene / for HAL:
Über die Autorschaft eines Textes sowie deren Authentizität legt der Autor verbindlich Rechenschaft ab.
Gemäss dieses Grundsatzes ist im Zweifel ChatGPT zu befragen, ob er einen von ihm generierten Text produziert hat
oder nicht.
Das entsprechende Tool ist leicht handhabbar.
26.Februar 2023
Fachkräftemangel-Duo
pAp: Sag mir einfach, welches Fach!
Fachkraft: Nicht so einfach! Ich Armer, ach.
pAp: Sag mir einfach, was du bist.
Fachkraft: Nicht so einfach! Demotist?
pAp: Verarsch mich nicht,
du armer Wicht!
Fachkraft: Hier kommt mein ubi sunt - Gedicht:
Ich lebt in einem fernen Land,
ich ließ die Lieben mein zurück,
bis ich sie hierorts wieder fand,
ein unverdient-verdientes Glück.
The Book of Thoth is my profession,
ich habe es genau gelesen*,
in an academic session
kann ich zeigen, wie's gewesen
in der Unter- und der Oberwelt,
wo bei Isis und Osiris Antragsformulare
warten, auf jene mit und ohne Geld,
auf jene DingIchs, jene Ware.
*New perspectives on The Book of Thoth". in: Orientalische Literaturzeitung Band 117 Heft 4-5 Dezember 2022
Über deutsche Lyrik seit den 80ern informiert das 308.Heft der Revue Etudes Germaniques (2022). Pomes Penyeach by James Joyce hilft dagegen. Darin u.a. A Flower Given to My Daughter, aus wehmütigem Porzellan geformt.
approximativ
"Middlemarch. Eine Studie über das Leben in der Provinz" von George Eliot. Motto des ersten Kapitels: "Da ich als Frau nicht viel tun kann, bemühe ich mich ständig um dem Guten Nahes." ("Die Braut", von Francis Beaumont und John Fletcher)
25.Februar 2023
Vor fünfzig Jahren erschien "Die Lust am Text" von Roland Barthes.
"Man lege mir einen Text vor. Der Text langweilt mich.
Man könnte sagen, er plappert. Dieses Plappern des Textes
ist nur jener Sprachschaum, der sich aufgrund eines bloßen
Schreibbedürfnisses bildet." ibid.
Wie etwa im Schaumbad "Philologie in den Zeiten der Cholera: Vom antifragilen Glück der
Systemirrelevanz" von Nicolas Pethes (Jahrbuch der Schiller-Gesellschaft Band LXV 2021 S.445ff.)
Dünnbier de universalibus
Eine Entgegnung
"Ist eine analytische Geistesgeschichte möglich?", fragte jüngst leutselig Dominik Perler in der ziemlich
einsturzgefährdeten "Deutschen Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft
und Geistesgeschichte" und man möchte ihm antworten - Elvis Presley`s "If you`re looking for trouble, you came to the right place" abwandelnd:
Ja, aber sie ist entbehrlich.
In "Vier Thesen" versucht Perler neue Claims für seine philosophiehistorische Profession,
die Erforschung von Früh-, Hoch- und Spätscholastik, abzustecken. Er ahnt, dass er damit nur Brackwasser aufwärmt, den Nordpol zum x-ten Mal entdeckt und ausgestopfte Eulen
nach Spree-Athen trägt, will sagen nur einer untauglichen Substitution das Wort redet, die einem Gehörverstoß aufsitzt.
Dieser besteht darin, eine längst stattgefunde und im wesentlichen beendete Debatte um historisch-materialistische Textkritik, Philologie und
materialistische Hermeneutik auszublenden.
Seit Benjamins "Erkenntniskritischer Vorrede" (Trauerspielbuch), seiner Ermatinger-Kritik und Szondis "Traktat über philologische Erkenntnis"
sind die geistesgeschichtlichen Würfel gefallen. An den akademischen Craps-Tischen der Perlers usw. aber offenbar nicht.
Eine nicht immanente, vielmehr kritische Rezeption mittelalterlicher Denkmotive von Eriugena über Thomas von Aquin, Dietrich von Freiberg bis
Wilhelm von Ockham war in vollem Gang, als Geistesgeschichtler wie Erich Rothacker, in der Nachfolge Diltheys u.a., über die "Kriegswichtigkeit der Philosophie"
(1944) fabulierten.
vgl.:
https://mobile.sites.google.com/site/universitaetbockwurst/rezensionswesen/kritische-schlittenhunde
Heute sorgen Autoren wie Gerhard Scheit - "Mit Marx. 12 zum Teil scholastische Versuche zur Kritik der politischen Ökonomie" 2022 -
und Manfred Dahlmann - Gesammelte Schriften Band 6
"Abaelard, das Universalienproblem und die Trinität"
Herausgegeben von David Hellbrück und Gerhard Scheit / angekündigt für 2025 -
für eine Rezeption scholastischer Philosophie, jenseits akademischer Nullsummenspiele.
Martin Grabmanns "Mittelalterliches Geistesleben" (Drei Bände /1926, 1936, 1956)und Gadamers einschlägiges opus magnum dürften, neben den erwähnten Texten, ein wirksames Antidot, sofern nötig, gegen die
harmlosen Glasperlenspielereien Perlers bieten.
Doch vermutlich genügte schon diese Entgegnung.
20.Februar 2023
nicht ohne "ohne":
Ludwig Renn, Heiner Müller: Krieg ohne Schlacht
Rudolf Schenda: Volk ohne Buch
Alexandra Schauer: Mensch ohne Welt
August Gottlieb Meißners Der Findling und Kleists Der Findling verhalten sich zueinander wie naiv zu sentimentalisch.
Kluften verduften / Periegesis, soziologisch
Das Aufwärmen öder Theorien gehört seit eh und je zum Tagesgeschäft öder Theoretiker.
Eine besonders öde, poltikwissenschaftlicher Provenienz, ist die sog. "Cleavage-Theorie".
Von ihr gibt Gerald Wagner in der FAS vom 19.Februar 2023 eine Probe.
Unbekümmert um solches Gewäsch, und streng gegmäss des Price`schen Gesetzes, hält man sich besser an Nahrhafteres:
"Der gegenwärtige weltweite Niedergang - politische, gesellschaftliche und ökonomische Auflösungserscheinungen überall -
kommen daher, daß das Kapital nicht siegen kann, ohne dabei ein Opfer seines Erfolges zu werden.
...
Die Logik des Kapitals pur ist pure Zerstörung, von Menschen und Sachen gleichermaßen."
Wolfgang Pohrt, Werke 8.1 Berlin, 2020 S.240
Zur Integration des Notentextes in den alphabetischen vgl. eine Stelle in Bergs Wozzeck ("Ach" wird auf b gesungen und ergibt BACH; vgl. Schnitzlers "Fräulein Else")
19.Februar 2023
Seit Gundolfs "Die deutsche Literärgeschicht / Reimweis kurz fasslich hergericht" ist mir Lehre in Versen nicht mehr vorgekommen, außer aus meiner eigenen Feder, versteht sich. Jetzt halte ich Lucy Newlyns "The Craft of Poetry (YaleUP 2021) in Händen. Einer meiner Studenten steckte mir obendrein die Rezension des Buches aus Modern Language Review (January 2023) von John Batchelor zu. Wichtigtuer!
Philipp Joseph Rehfuess-Seminar vorbereiten.
Arbeit am Mythos: Carl Arnold Wilmans Dissertation (ed. Christian Rössner Meiner 2022) wieder erschienen.
17.Februar 2023
gimpel
nach jan wagners rappe in der faz 16. februar 2023
ein ganzer gähner
von kohlhaas' michael geschlagen,
bis fauler odem hauchte, flatulenzte;
im frühen druck
auf käseblattpapier
ekphrasis ertastend
am feigenblättchen klöppelnd,
sich scheu erblicken lassend,
allein und bloß und leer.
15.Februar 2023
rondoletto
hab ich hin or hab ich her,
ich find das hin, das her nicht mehr,
das her ist hin, das hin ist hier,
das her und hin geziemt sich mir,
vom hin und her erzählt' ich dir.
John Henry Newmans "The Idea of a University".
Hübsche Vogel-Kleinigkeit von Konstantine Panegyres aus Oxford zu Aristoteles' Historia animalium 558b31-559a14 in MENEMOSYNE (2022 1-2). Das nenn ich close reading oder Ostereierphilologie.
13.Februar 2023
Zur Kleinen Prosa J.M.Simmels / Proseminar prof. Holunder SS 2023 // Ankündigungstext
Ephemera und Kleingedrucktes / Konjektur
Dass der Durs Grünbein nicht schreiben kann, fällt niemandem und allen auf.
Im jüngsten Heft der "Zeitschrift für Ideengeschichte" (Frühjahr 2023 "Das Kleingedruckte") phrasiert der Dichter, seit langem von
sich überwältigt und seit noch längerem sich historisch geworden, pulsierend drauflos:
"Mir sind immer die Dichter und Dichterinnen auffällig" (besser: augenfällig) "geworden" (besser: gewesen)", die mit der Philosophie
auf Augenhöhe verhandelten" (besser: sich dünkten).
Sich vor lauter Namedropping gründlich inne werdend, rechnet der Wörterlude nicht mehr
mit der Abrechnung hinter den Spiegeln. Sie ist ihm aber aufgegeben.
Vgl. "Medium Buch" Wolfenbütteler interdisziplinäre Forschungen Jg. 3 2021 "Ephemera"
J. M. Simmel, "Marlene"
Lauren Kopajtic: "Now, how were his sentiments to be read?": Imagination and Discernment in Austen's Persuasion
Philosophy and Literature Vol. 46 Number 2 October 2022
Eine "Germanistik, die sich der Hellhörigkeit verpflichtet" weiß,
wünscht sich indessen Grünbeins Phrasenkollegin Ulrike Draesner.
POEMA Heft 1 2023 S.21 ("Zauber im Gehege")
Im Hörgerätefachhandel wird man weiterhelfen.
dirk von petersdorff, der peter fox
unter den deutschen professorenlyrikern,
hat in seinem gedicht "Das Paar im Meer",
FAZ 9.februar 2023, wieder tinte getropft.
ejaculatio praecox? mönch am meer?
sühnen in dünen? hero / leander im
kinderbecken.
(2.Fassung)
12.Februar 2023
dirk von petersdorff, der peter fox
unter den deutschen professorenlyrikern,
hat in seinem gedicht "Das Paar im Meer",
FAZ 9.februar 2023, wieder tinte getropft.
ejaculatio praecox? mönch am meer?
sühnen in dünen? hero und leander
mit bausparvertrag bzw. ehrensold.
factum brutum 1 und 2
"Der Anblick dieser ewig toten Massen gab mir nichts als die einförmige und in der Länge langweilige Vorstellung: 'es ist so'". Aus Hegels Tagebuch der Reise in die Berner Oberalpen. Am Schluß der Buddenbrooks insistiert die Lehrerin Sesemi Weichbrodt darauf, mit den Toten einmal sprechen zu können. Sie schließt ihren Sermon mit einem nachdrücklichen "Es ist so!" - Ist Hegels Affirmation apodiktisch, so die der Weichbrod und ihrer "Lehrerinnenvernunft" dagegen nur borniert. (Hinweis von U.H.)
"Bei den Grenzkontrollen am Flughafen nützt Einreisenden auch ein deutscher Paß nicht viel. Alle werden wie Asylbewerber behandelt,..." Wolfgagn Pohrt, Abschiebehaft für alle. (W. Pohrt, Werle 8,1. Berlin, 2020 S. 212) / Stelle dem Pedell Frodermann offenbar nicht bekannt, s.u.
Gesendet: Samstag, 11. Februar 2023 um 16:11 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: yharpaz@tauex.tau.ac.il, holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 12.2.2023
guten tag herr prof. kieserling,
besten dank für Ihren o.a. beitrag, in welchem Sie einen artikel des tel aviver soziologen yossi harpaz
zum "Distinktionswert der richtigen Reisedokumente" referieren.
dass der pass "der edelste Teil von einem Menschen" ist, weiss man spätestens seit diesem einschlägigen
bonmot des metallarbeiters kalles aus brechts "Flüchtlingsgesprächen".
auch dass man auf dem globalen schwarzmarkt für pässe der güteklasse 1a (schweiz, usa, england, deutschland usw.) ungleich mehr bezahlt, als für albanische oder chilenische reisepapiere etc., ist evident gewesen.
die pässe der feinen leute sind aber nur eine notwendige bedingung für die VIP lounge der airports.
eine potente kreditkarte tut das übrige. was Sie, gewiss harpaz folgend, im zusammenhang mit israelischen reisenden, die auch einen eu-pass besitzen, "sichtbaren statusgewinn" gegenüber israelischen reisenden ohne eu-pass nennen, ist nebbich:
für "sichtbaren statusgewinn" interessieren sich in der regel nur deklassierte, parvenus oder mafiosi.
wahrhaft statusbewusste sind diskret und suchen auch in flughäfen den vip-bereich, an allen warteschlangen vorbei, auf dem kürzesten weg auf.
in aller regel fliegen sie die maschinen selber und haben eigenes bord- und bodenpersonal.
die abfertigung von zoll und grenzpolizei findet nicht selten bei einem glas champagner statt.
nach etwaigen "distinktionswerten" im rahmen solcher prozeduren- in solchen kreisen ohnehin understatementhalber eher verpönt - kräht dort kein hahn.
beste grüsse
Ralf Frodermann
PS
was Sie mit "israelischem Exzeptionalismus" meinen könnten, bleibt unerfindlich und also erklärungsbedürftig.
5.Februar 2023
Gesendet: Samstag, 04. Februar 2023 um 15:36 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: guillermo.toral@ie.edu
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 6.2.2023
guten tag herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. beitrag, in dem Sie einen artikel
dr. torals aus dem American Journal of Poltic Science
zur - oft gar nicht üblen, wie Sie meinen - "nähe zwischen politik und verwaltung" referieren.
in aller regel sind sog. ergebnisse aus den instituten der politischen wissenschaft
entweder banal oder sehr banal und nirgendwo werden sie abgefragt oder gar gebraucht.
mit dr. torals darlegungen zu patronage, korruption und nepotismus verhält
es sich nicht anders.
wer sich ein zutreffendes bild von derlei sinekurenwesen in politik, wirtschaft und verwaltung
machen möchte, lese statt dr. torals mumpitz besser das interview mit arbeitsagenturchefin nahles in
der gleichen, o.a. FAS-ausgabe.
nicht alle politischen versogungsfälle können auf goldenen abstellgleisen endgelagert werden wie frau nahles.
doch auch ein job als awo-vorsitzender oder vw-aktivist dürfte vielen reichen.
bese grüße
Ralf Frodermann