Schwarzwälder Tagebuch XII 2021 - III 2022



https://www.youtube.com/watch?v=MDLx_TXqhvc


https://soundcloud.com/search?q=universit%C3%A4t%20bockwurst


2.März

Über Misogynie (und Misandrie!) weiblicher Provenienz unterrichtet umfassend die TV-Serie FEUD. Joan Crawford und Bette Davis am Set des Streifens von 1962 "Was geschah wirklich mit Baby Jane?" und danach. Nach Durchsicht fragte mich meine Gattin: "Und wer bis du? Die Crawford oder die Davis?"


Zur Gender-Mode

Kant in der Vorrede zu seiner Kritik der praktischen Vernunft:

Neue Worte zu künstlen, wo die Sprache schon so an Ausdrücken für gegebene Begriffe keinen Mangel hat, ist eine kindische Bemühung, sich unter der Menge, wenn nicht durch neue und wahre Gedanken, doch durch einen neuen Lappen auf dem alten Kleide auszuzeichnen.


In den nächsten Stunden brechen wir auf nach Florenz. Leb wohl Baden Baden.


28.Februar

"Ganz ohne Weiber läuft die Chose nicht."- Zur Frauenquote

An unserer Alma mater beträgt der Anteil weiblicher Professoren 80%.

Allerdings beträgt auch der Anteil weiblicher Gattinnen männlicher Professoren

80%. Da ist noch Luft nach unten.


Oger

Denk, Stute! Fackel nicht,

Reinen Tisch vorm Standgericht,

Das Scheusal blüht in deinem Licht,

Der Hengst deckt dich, s'ist seine Pflicht.


27.Februar

Verliess einmal rechtzeitig das Lokal am vergangenen Abend. Bevor mir der Kitt aus der Brille fiel. Mein kleine Matinee zu Sudermanns "Der tolle Professor" anständig besucht. Zum Lunch mit russischen Kollegen, die sich über die ukraine-solidarische Leserei deutscher Poeten, close posingreading nennen sie es, amüsierten, morgen etwa im Berliner Gorkij-Theater.


25.Februar

Noch keine Entscheidung hinsichtlich neuen Domizils, keiner von uns aber möchte nach Hause. Verborgenheit! Doch nicht alleine wie bei Mörike:

Laß, o Welt, o laß mich sein!


Locket nicht mit Liebesgaben

Laßt dies Herz alleine haben

Seine Wonne, seine Pein!

Laß uns unser sein!



Zehn Jahre nach Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre" erschienen die "Bekenntnisse einer schönen Seele", mutmaßlich aus der Feder Friederike Helene Ungers. Die Entlehnung des Titels aus dem sechsten Buch des Meister-Romans ist programmatisch. Hegel, in dessen Phänomenologie der "schönen Seele" der kritische Prozess gemacht wird, hält sich mit dem Ungerschen Werk nicht auf. Die Flut der schönen Seelen um 1800 wird ihn so enerviert haben, wie das moralinsaure Salbadern nicht weniger uns heutige enerviert.





24.Februar 2022


Ruthenischer Tyrtaios

zu Uwe Kolbes Gedicht Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen FAZ 24. Februar 2022

Pünktlich zu Kriegsbeginn gibt der Dichter,

slawistische Bildungsbrocken beimischend,

die Pythia-Kassandra. Indigniert Ich sagend,

spielerisch gendernd mit dem Augenzwinkern

des alten Oberstudienrates

nur bei den Dichtern

und innen in den Gedichten

und an Antonytsch (1909-1937) andockend,

lässt er uns seine Absicht spüren.

Sie, weiß Gott, verstimmt.



Analysen vom Schlage "Kamel oder Dromedar? Zur Diagnose der gesellschaftlichen Polarisierung" von Steffen Mau (MERKUR März 2022) verdanken sich, frei nach Hegel, der Kurzarbeit des Begriffs.




22.Februar


Salonkybernetiker Dietmar Dath erzählt heute in der FAZ in einer Art Hirtenbrief seiner Gemeinde lang und breit, dass die Reparaturkosten des Spätkapitalismus noch schneller steigen als seine Profitrate fällt; fade Debitorenrechnung mit astrophysikalischem und anderem Brimborium garniert. in der FAZ muss er freilich anstelle des Leninisten den Shannonisten geben, will sagen Informationstheorie statt politischer Ökonomie.



Nomen Agentis

Der Dicher liebt die Dichterin

doch die liebt sehr gut ohne ihn,

sie liebt für sich den Schreiber,

doch der liebt scharfe Weiber;

die Weiber tuscheln unter sich:


"Das blöde Arschloch gendert nicht!"


Sie lieben Tiere, traun fürwahr,


und waren schon mit fünfzehn gar,


wie Frühkartoffeln an Steckrüben.


Das nennt der Mensch heut 'Lieben'.


19.Februar


Raabes letzter Text ist "Altershausen", als Fragment 1911 erschienen. Elegie des bürgerlichen Schriftstellers, Ende des Wetters, Atmosphärische Kultiviertheit der Güte. Poetik der Indulgenz.


Nörgelorgel an der Bar / Zur Gewinnung des Feuers

Als meine Frau gestern Abend an der Bar um Feuer bat, geriet sie nicht an den Falschen. Mit dem prompten Zücken seines Feuerzeugs verband der Gentleman einen knappen Vortrag zur Substitution autochthoner Gegenwartsliteratur in der Bundesrepublik durch allochthone Bekenntniswut. Solches Substitutionsschrifttum ("Pest ersetzt Cholera") der Mediokrität trifft ins Herz des Zeitgeistes, der als Ungeist, intersektional, über den Wassersuppen des Geschwafels schwebt.


Lunch in Karlsruhe.


16.Februar 2022


Ende des Monats Ortswechsel. Wir erwägen Malaga, Florenz oder Taormina. Gattin hat das letzte Wort in dieser Frage, wie in allen letzten.


Meine Notizen, Marginalien und Fußnoten zu Hermann Meyers Der Sonderling in der deutschen Literatur kreisen neuerdings - nach Eingang des Briefkonvuluts eines alten Freundes, der damit ein mächtiges Scheit ins Feuer meiner Aufmerksamkeut geworfen hat, um eine heute ein wenig in Vergessenheut geratene Sozialfigur: "Nie lebendig, selten tot / Kleine Phänomenologie des Leisetreters in der Kunst". Duckmäuser mit Sinn fürs Diskrete, vulgo Leisetreter, waschen sich zwar nach wie vor den Pelz, ohne sich nass zu machen, brauchen aber heute, der allgemeinen Vulgarität verpflichtet, keine Trittschalldämmung, - hemmung mehr.


Die Alfanzereien unseres Pedells Frodermann nehmen Kampagnencharakter an:


Gesendet: Mittwoch, 16. Februar 2022 um 06:04 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: A.stone@lancaster.ac.uk

Betreff: Ihr Beitrag in der heutigen faz

Guten Morgen Frau dr. Stone,


besten Dank für Ihren o.a. Beitrag zur neuesten "rabulisterei der Willkür" (Hegel) um einen vermeintlichen rassismus bei Hegel.

Die schale Diskussion hat längst jeden wohlmeinenden ermüdet und man fragt sich, ob zum Beispiel marx überhaupt dazu gekommen wäre, seine Kritik der Hegelschen rechtsphilosophie zu verfassen, hätte er sich erst vorher mit jenem törichten meinen auseinandersetzen müssen, einem meinen, nach Hegel einem weichen

elemente, dem sich alles beliebige einbilden lässt.(rechtsphilosophie. Vorrede)


Best

Ralf Frodermann




15.Februar


Mit den welken seelen sollen

Sich die pfade neu beblümen.


Stefan George


probatio pennae

Aus den Hildesheimer und Leipziger

Schreibschulen tritt Nebel aus

Poetischer Gärung ins Hirn der

Narren/ Jungprofessorinnenlyrik

a la Dagmara Kraus' "los eines

kolosses" FAZ 12.1.2022.

kack einer kantöte

(Kollokation 1)




13.Februar

Der halbierte Goethe (Hendiadyoin, negativ)

Wahrheit aus meinem Leben - Titel der 1884 erschienenen Lebenserinnerungen Karl Ludwig Michelets. An ihn, den Vergessenen, erinnert ein Beitrag in den jüngsten Hegel-Studien (55 Meiner 2021 S.41ff.) zur hegelschen (sic) Handlungstheorie. Ob es die gibt?


Was tun mit Kracauers Negerball in Paris?

"Der Eindruck befestigt sich, dass diese vulgären Neger erst ins Amerikanische übersetzt werden müssten, um Neger zu sein."

Siegfried Kracauer, Negerball in Paris. in: Strassen in Berlin und anderswo. Bibliothek Suhrkamp 1449 2. Auflage 2013 S.171



11.Februar


Dass Bildung selbst die Ausbilder nicht weiter als zur Phrase bildet, bezeugt aktuell einer von ihnen:

"SchülerInnen als Menschen zu sehen, das propagiert auch Christians in seinem Buch über Medienbildung (Christians 2020)"

Christian Dawidowski: Literarische Bildung. Reclam 2022 S.10


Manfred Fuhrmanns Reclam-Bändchen von 2002 - "Bildung / Europas kulturelle Identität" - dürfte dagegen heute als bloss noch akroamatisch gelten.



9.Februar


Neues aus dem Bohrer-Kreis / Show, don't tell allüberall:

Die blaue Stunde geht nie zuende“ Apostrophe Jürgen Paul Schwindts an Karl Heinz Bohrer

Die Welt 7.August 2021


In der heutigen FAZ hebt Schwindt erneut zur panegyrischen Reviermarkeriung an.


Das Aprosdoketische ist kein „Strukturprinzip“ bei Bohrer, sondern eine stilistische Volte („Tristesse oblige“ Odo Marquards etc. etc. s. auch Taschenspielertrickster), durch Karl Kraus zur Meisterschaft gebracht.


Bohrer-Kreis: philologische Federgewichtsklasse reaktionärer Provenienz / Krisenphänomen pseudo-kritischer Augiasten / Kirche der Fibeln der letzten Frage / Bielefelder Parodie der Yale Mafia um Hillis Miller usw. / philologische Fohknackereien / Gundolf ohne George / Herrenreitertum ("Denkbunker" Bohrer über Bohrers Privatbüro) im Kiosk arcanum / Nova historia calamitatum / Seligsprechung Bohrers durch seine Propheten und Jünger (Schwindt/Jakob "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn"/Thomas), Apolloniios von Tyana, umgezogen nach London, die vielen Philostrate hängen an seinen Lippen und werden eingeweiht in die Figurationen der Plötzlichkeit /

(Fanny Hilles Aprosdoketon: Ich lasse dich nicht, du vögelst mich denn)



Philologischer Badearzt, kaum Wartezeit. Alte Schule, bat um Widmung in meine Hugo von Trimberg-Studie Der Renner im Unterricht. Von 1972. Heute undenkbar.





7.Februar


Was machen mit Nicolas Borns Negerinnengedicht Protest im Puff (eines Bürgers im Essener Puff 1966)

Auch das noch: Negerinnen!

Sind wir hier in Deutschland

Oder wo sind wir hier?

Die Welt ist übergeschnappt,

Eines Tages setzen sie uns

Chinesinnen in die Häuser

Dann krieg ich den Rappel

China und Afrika bestimmen die Preise

Meine Nerven meine Nerven!


N. Born, Gedichte. 1967-1978. Hamburg, 1978. S. 61




John Wilmot Earl of Rochester in memoriam


Ad usum delphini

Born glätten

Born retten

Bowdlerize Born.

Nicolas Born Handbuch ("Wie tief fällt der, der mich ließ fallen")

..

Nicolas.born@negerinnengedicht.brd

Aus der Anthologie "Bipolare Lyrik" Mit Gouachen von Gesa von Auchjauche

hrsgg. von Herbert Seltenarm


Kobaltblauedition#bockpress#. 2022




Philologische Flohknackereien: Textausschaffung XI.





6.Februar


Soziologenwochenende. In der Süddeutschen Zeitung vom Vortag singt Soziologe Heinz Bude das altes Lied vom nahen Untergang. Mach- und Geistesart solcher Denkerei erläuterte Walter Benjamin in seiner Reise durch die deutsche Inflation im Jahr 1928:

In dem Schatze jeber Redewendungen, mit welchen die aus Dummheit und Feigheit zusammengeschweißte Lebensart des deutschen Bürgers sich alltäglich verrät, ist die von der bervorstehenden Katastrophe - indem es ja "nicht mehr so weitergehen" könne - besonders denkwürdig. (W. Benjamin, Einbahnstrasse. Kaiser-Panorama.)


Das Kieserlingen erläutert wie gewöhnlich unser Pedell Frodermann:


Gesendet: Samstag, 05. Februar 2022 um 18:33 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de

Cc: Evd@illinois.edu

Betreff: Ihr Beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 6.Februar 2022

Sehr geehrter Herr Prof. Kieserling,


besten Dank für Ihren o.a. Beitrag.


ob die Arbeit von dr. Duyn Neuland betritt, darf arg bezweifelt werden.

wir wollen uns an dieser Stelle mit dem Hinweis auf agnolis "Transformation er Demokratie"

bescheiden und nur ein Detail Ihrer Darlegung zu konterkarieren versuchen:


Sie schreiben in Ihrem o.a kurzreferat des Buchs von Emily van Duyn "democracy lives in darkness" zu Anfang:


"Unter einer Einschränkung der Meinungsfreiheit stellen wir uns normalerweise das Ziel oder die Nebenfolgen einer politisch verantwortlichen Handlung vor."


Ich für meinen Teil nicht! Mir stellen sich diese Dinge eher wie folgt dar:


" Nur das wenigste von dem, was ich denke, sage ich; nur das das wenigste von dem was ich sage, schreibe und publiziere ich, und wer weiß, ob ich alles was ich zu denken hätte auch wirklich denke."

Adorno, Graeculus ( II) Notiz vom 1.10.1960

Frankfurter Adornoblätter VIII. 2003 s.18


Das schlechte Allgemeine verlangt jederzeit Tribut, der Anfang ist Schweigen.

descartes' Vorstellung der ideae innatae sind soziologisch

Neu diskutierbar. Egal, was einer lernt, duckmäusertum

bleibt Systemrelevant für jede ich-ag. Ob demokratischen oder

totalitären Verhältnissen ausgesetzt.


best


Ralf Frodermann

Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit



"Auf Leute wie mich sind die Männer nicht vorbereitet. Versuchen sie eine wie mich in ihre Welt zu montieren, kommt es selten zur Endmontage."

Gesa von Auchjauche im Gespräch mit meiner Frau über ihren neuen Gedichtband "abgezapft. Gedichte nach der dritten Scheidung".



Ausfahrt nach Straßburg.



3.Februar


Was machen mit Erich Arendts Neger-Gedicht?

In Arendts Band Gedichte (Reclam Leipzig 1983 S.142 f.)

das Poem Neger. Ist Arendt im Arsch?

Person of Arschloch? Ornatus difficulis?

aufsteht

kein Stein

Erich Arendt, entgrenzen. Gedichte. (Insel Leipzig 1983 S.31)

bullshit matters, howl doch, was wisst ihr!

erich.arendt@negergedicht.ddr

Aus der Anthologie "Bipolare Lyrik". Mit Gouachen von Gesa von Auchjauche. Hrsgg. von Herbert Seltenarm.

kobaltblauedition#bockpress# 2022


Meine Gattin weist mich darauf hin, dass in der dritten Folge der US-Serie The Good Cop der amerikanische Originaltitel The ugly german Lady für das deutsche Publikum in Die hässliche französische Dame übersetzt und entsprechend synchronisiert wurde. Erinnert an die deutschen Synchronisationen amerikanischer Streifen der 50er, in denen aus Nazis qua Synchronisation Allerweltsgauner gemacht wurden. Doch nicht ganz: beim Good Cop ist die Änderung dem Umstand geschuldet, dass man den deutschsprechenden Zuschauern keine schlecht bis gar nicht zu verstehende Deutschsprecherin verkaufen kann. Es handelt sich mithin nur um eine pragmatische, gleichsam objektive Schäbigkeit. Sie ist gut begründbar, das unterscheidet sie von jener anderen, jenem german linguistic turn, der als Genderdebatte traurige Berühmtheit erlangte.



Wir reisende Enthusiasten sprechen auch mit Kötern,

Über andere Köter, über das Köterhafte allgemein,

über das Köterhafte im engeren Sinn,

über die Beseelung des Köterhimmels,

Das Niedrige im hohen Ton,

die Angst, den Zuspruch, den alles

Köterhafte erfährt, auch das Künftige.



2.Februar 2022


Neue Thom Browne-Krawatten eingetroffen, habe acht ausgewählt.


Koinizidenz des Datums - 2.Februar - nicht unpikant:


Gesendet: Mittwoch, 02. Februar 2022 um 06:34 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Hzeller@philsem.Uni-Kiel.de

Betreff: Ihr Beitrag in der heutigen faz

Sehr geehrter Herr Zeller,


Besten Dank für Ihren o.a. Beitrag.

dass lauterbach ein Hegel zugeschriebenes Wort, dessen wahre Herkunft jedermann leicht und locker via Google ausmachen kann, nachplappert - geschenkt.


zum besseren Verständnis solcher Dinge sei an die seitenbemerkung adornos in seiner Vorlesung vom 2.Februar 1965 erinnert:


"Wo immer es heißt, dass die Substanz der Freiheit sei, dass man frei sei,wenn man von sich aus das will, was man ohnehin muss,

dann kann man sicher sein, dass mit dem Begriff der Freiheit Schwindel getrieben wird und dass der Begriff der Freiheit in

Wirklichkeit zu seinem Gegenteil geworden ist."

adorno, zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit. Suhrkamp 2001 s.

272/273


dss darf man wohl als implizite Hegel - und lauterbach- Kritik verstehen.


mit freundlichen Grüßen

Ralf Frodermann




Windstärke wie Krawattenanzahl: acht.



1.Februar


Entzug ehrenhalber / Vergabe lächerlich

Tragödie/Farce-Phrase ad nauseam in Gebrauch, drängt sich dennoch auf, als wir von dem Ehrendoktor der literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld an den Dichter Jan Wagner erfahren. Stellte Thomas Manns Briefwechsel mit der philosophischen Fakultät der Universität Bonn 1937 die Tragödie dar, so bildet in diesem akademischen Tableaux die Vergabe des Bielefelder Ehrendoktors an Wagner anno 2022 die Posse, die Farce, eine positive Playmobil-Version. Der Bielefelder Germanist Wolfgang "Babyface" Braungart, der vermutlich den Zirkus initiiert hatte, machte den Spielleiter einer Lektion in der Durchsetzung des schlechten Allgemeinen, vulgo: virtue telling, Haltung vorzeigen usw. Diese Parodie der Dichterkrönung in Zeiten, da mancher nach einem Parlamentspoeten/Hofnarren (m/w/d/) ruft, erinnert an den Umstand, dass in der Nacht des Geistes und der Vernunft der Narr nicht gern alleine ist.

nota bene:

https://sites.google.com/search/universitaetbockwurst?query=braungart&universe=classic&scope=site&showTabs=false


https://sites.google.com/search/universitaetbockwurst?query=jan%20wagner&universe=classic&scope=site&showTabs=false



Pfaffe Amis, vom Stricker. Tartuffegebiete.




31. Januar


Seit den Reisen des Dr.Syntax ist keiner mehr so gereist wie der Gelegenheitsphilologe Kollege Dr. Aberfett durch Syntax, Morphologie und Interpunktion; er schickte mir den Saft einer seiner ausgespressten Lesefrüchte:


Hauch von Falschzitat: Komma- und Vokalinterpolation

Dem zweiten Band von Richard Kroners, vor einhundert Jahren erschienenem philosophiehistorischen Meisterwerk "Von Kant zu Hegel" sind drei Verse aus Goethes Gedicht "Eins und Alles" vorangestellt:

Und umzuschaffen das Geschaffne,

Damit sich´ s nicht zum Starren waffne,

Wirkt ewiges, lebendiges Tun.

Der abschließende Vers bei Goethe freilich lautet:

Wirkt ewiges lebend´ges Tun.






Vergiss nicht, wer und was du bist:

Gelegenheitsokkasionalist!

Gelegenheitsgedicht anlässlich der "Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik" Band 33 2022: Gelegenheitslyrik in der Moderne. Tradition und Transformation einer Gattung.

Johann Frentzel (1609-1674) in memoriam

"Germanistik - eine deutsche Wissenschaft " (edition suhrkamp 204)

kreißt nach wie vor bevorzugt Mäuse;

beschwört aus ihrem Schwatzgehäuse,

bei sperrangelweit, heisst: offener Schleuse

dies Stangedicht als Standgericht,

ein Impromptu fürs Badezimmer

Man liest es gern, vergisst es nimmer.



Spaziergang an der Oos. Tee mit Schwiegereltern, Sauna ohne.




30.Januar



Anna Blume hat ein Vogel

Kurt Schwitters, An Anna Blume

Das StuckradBarre-Syndrom

Migrantenliteratur hat die Popliteratur als Statthalterin mediokrer Schreiberei abgelöst.

Ihre Akteure simulieren Literatur und Literaturbetrieb, loben einander über den Klee,

tauschen Ergebenheitsadressen aus und schieben sich die Krumen zu, die noch

von den Tischen ihrer Brotherren fallen.


Eine von ihnen, Anna Prizkau, FAZ-Schmock und Schriftstellerin, legt in der FAS vom 30. Januar 2022 ihrer Leserschaft den Schriftstellerkollegen Abbas Khider ans Herz.

Beide kreisen über den kulturindustriellen Müllhalden auf Migrantenliteraturticket für die

Sekundarstufe (Vgl.: P. Müller, J.Cicek: Migrantenliteratur. Stuttgart, 2007) und warten

auf Landeerlaubnis im deutschen Pantheon aus reparierten Lügen, geschminkten Phrasen und selbstbewusster Banausie.

Dass ausgerechnet Issac Bashevis Singer für Prizkau herhalten muss, um eine literarische Nullität wie Khider zu nobilitierten, verletzt allerdings weit" mehr als nur den guten Geschmack der Singer- Leser durch eine woke Plaudertasche.

Sie zitiert völlig unvermittelt Singers kurze Erzählung "Der Sohn aus Amerika", bezieht sie beziehungslos auf Khiders Proas und hofft wohl auf Synergeieffekt, ohne auch nur zu ahnen, dass ordinäres namedropping als jämmerlichster aller Ritterschläge gilt.

Singers Text endet mit einem Gebet


Deine frommen Lämmer

Bewahre voll Gnade

In Tora und guten Werken;

Versorge sie alle

Mit deinen Gaben,

Mit Schuhen, Kleidern und Brot

Und mit des Messias Gebot!

Frau Prizkaus kollegiale Lobhudelei schliesst und entgleist mit der unappetitlichen Halluzination eines bewegten Mauerblümchens von einem Zwölfender: einem wahren "Entführer".



Meinetwegen:


Gesendet: Samstag, 29. Januar 2022 um 16:34 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de

Cc: holunder@uni-bockwurst.edu

Betreff: Ihr Beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 30.Januar 2022


Sehr geehrter Herr Prof. Holzer,


besten Dank für Ihren o.a. Beitrag.


bitte gestatten Sie mir, dazu einige Intuitionen zu formulieren:


Della Postas und Kims Beitrag "The fickle crowd" bilden eine - halbgroteske - Fussnote

zu David Riesmans Klassiker "The lonely crowd".


Dass Sie statt "Mitläufer-Effekt" "Bandwagon-Effekt" schreiben, ist eine Mr. Orwell zu widmende Glosse wert.

Ich würde ihr den Titel "Immanente Zensur" geben.


Über das "Verständnis für die sozialen Bedingungen von Individualität" informiert das vierte Kapitel von Max Horkheimers "Zur Kritik der instrumentellen Vernunft" ungleich instruktiver als der vulgärsoziologische Empirismus banaler Bierforschung, den Sie in o.a. Beitrag adäquat referieren.

Best

Ralf Frodermann





28.Januar


lesen ist schwimmen,

denken ein sonnenbad;

wer nicht schwimmt, denkt nicht,

wer denkt, schwimmt nicht.



"Pandemiebedingt"? Seit 1966 ein gottverdammter Kettenraucher, dieser von Nieheim:

Info

Prof. Dietrich von Nieheim wird im kommenden Sommersemester 2022

sein Oberseminar "Elegien der Impotenz / Maximians Vagi(ni)smus" pandemiebedingt im Cafe Wellenbrink (Campus Universität Bockwurst) abhalten, u.A.w.g.

Die Vorlesung über Goethes Werther und Foscolos Jacopo Ortis findet wie gewohnt im Hörsaal V statt.



Pedell, zuverlässig herablassend:


Gesendet: Freitag, 28. Januar 2022 um 07:40 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Hapke@badsk.de

Betreff: @wolfgangmatz Ihre Rezension in der heutigen faz


Guten Morgen Herr Matz,

wer, wie Sie in Ihrem o.a. Beitrag, u.a. schreibt:

"Man ( sic) fragt sich, hätte Benjamin seine Idee einer geschichtlichen ´Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft´, revidiert?" beweist, dass er zu den Dingen, über die er raisonnierend plaudert, in keinerlei geistiger Beziehung steht.

hätte plato sein höhlengleichnis " revidieren" sollen, weil ihm Aristoteles die Nachfolge versagte und seine eigene Schule gründete?


best


Ralf Frodermann


Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit




Die alten Menschen heute werden sich, anders als der alte Goethe, ahistorisch. Viele von ihnen ahnen, "daß sie in einer Zeit leben, die das Leben der Schönheit überdauert hat." (Mallarme')




26.Januar


August von Einsiedel. Texte. #bockpress# 2022. Endlich das verdammte Vorwort dieser verdammten Auftragsarbeit diktieren!

Aber Achtung:

imprudentia scribendi / Schluss ORATOR Ciceros: Ich möchte aber, dass du, sollte dir das, was ich erörtert habe, nicht einleuchten, entweder glaubst, das Unterfangen sei zu anspruchsvoll, als das es hätte gelingen können, oder ich hätte mich, in dem ich deiner Bitte nachkommen wollte, aus Scheu vor einer Absage auf die Dummheit des Schreibens eingelassen.


The Professor and the Madman



24.Januar


Gestern Abend in der Oleander-Bar des Hotels. Gattin mit Freunden ein paar Tage abwesend. Kam ins Gespräch mit freundlichem, älteren Herrn. Als seinen Wohnort gab er mir Rue Simone-Crebellier 11 an. "Natürlich", erwiderte ich, "und meine Name ist Smautf." So waren wir glücklich - und ohne jegliche Reisestrapazen - in Perecs Roman angekommen, wirklich glücklich.


Metafragmente (Ein Niesspulver durch das Labyrinth der Gelehrsamkeit, nach R.M.Merton)

"Wer lügt, denkt."

Christoph König: Philologische Fragmente zur Gegenwart

(2003, 2008/9, 2016/17)

In: Romanische Studien Beihefte 4 2018 S.321

Das „Ich kann lügen“ muss alle meine Vorstellungen stets begleiten können - und tut es.


Ad Heidegger

"Das sicherste Mittel unverständlich oder vielmehr missverständlich zu sein ist, wenn man die Worte in ihrem ursprünglichen Sinne braucht; besonders Worte aus den alten Sprachen."

Friedrich Schlegel, Athenäums Fragmente


Verhältnis zwischen Alt- und Neuphilologen analog dem zwischen neuem und altem Geldadel. s. Pfeiffers Geschichte der Klassischen Philologie. Bleib, was du bist: Graeco-Latinist!



23.Januar

Wird einer im Märchen in ein Tier verwandelt, will er gern in seine ursprüngliche Gestalt zurück. In Georg Rollenhagens Froschmeuseler-Epos zieht es einer von Odysseus' Männern, den die Circe in eine Maus verwandelt hatte, aber vor, auf die Rückverwandlung in seine menschliche Gestalt aus Sicherheitsgründen besser Verzicht zu tun: Nun wolt er bleiben eine maus. (Froschmeuseler Erster Teil. Erstes Buch. Sechstes Kapitel.)



Hürde der Schalmei für Heinz Erhardt


Vor einem Balken,

der sich nicht bog,

kam die Schalmei zum Halten;

ein Lügner kam und log,

bis sich der Balken bog

ganz sittsam, und vorbei

kam die Schalmei.


Abendessen im Palais Gagarin. Delphin-Krawatte!


21.Januar

Ulrike Draesner hat unter dem bedeutungshuberischen Lemma hell & hörig Gedichte aus den Jahren 1995-2020 publiziert. Eine dämlichere Titelgebung ist mir seit "Erfindung der Currywurst" nicht erinnerlich.


Die Jagd nach Weisheit des Cusanus. Aus der Geschichte des Bilanzierens.


Schauderhaft, wenn Überdruss

sich in Überdruss entladen muss.

Aus meinem alten Klingsor-Projekt. Habe den Zug der Zauberer wieder vorgenommen. An nächtlicher Therme, zur Unstunde.


20.Januar


Idioticon digitalis / species facti

Wir sagten: Alphabetisierung statt Digitalisierung! Minimalforderung an Schulen wäre in diesem Zusammenhang darum heute: Internet abschalten, Bücher ausgeben, ungeeignetes Lehrpersonal entsorgen! Weil dies ausgeschlossen ist, muten alle Diskussionen um das Ob und Wie, das Für und Wider der Bildungsprozesse an Schulen wie der Prozeß um des Esels Schatten an. Christoph Martin Wieland erzält den köstlichen Unsinn im vierten Buch seiner "Geschichte der Abderiten", wo manch anderer launig kodifiziert ist.


"Zur Poetik von Speise- und Getränkekarten amerikanischer Luxushotels und russischer Salonwagen um 1900" - endlich einmal wieder ein Dissertationsvorhaben, das ich uneingeschränkt begrüssen kann. Meine Frau hatte mich auf die Kleine und ihr Projekt hingewiesen. Die junge Dame mag nicht älter als 24 sein, ist aber offenbar belesen wie ein alter Bücherschrank! Heute beim Mittagessen Details besprechen. Lunch-Sprechstunde. Später Zahnarzt.

Lost in Perfection. Zur Optimierung von Gesellschaft und Psyche. (Suhrkamp 2021). Perfektibilität wieder da. Anthropologie des Fitnessstudios. - Mit einem der Autoren (m, w, d) an der Bar verabredet.



17.Januar


Pedell offenbar neuerdings nur noch nachtaktiv, erwägen erneute Abmahnung:


Gesendet: Montag, 17. Januar 2022 um 09:52 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de

Cc: oberli@uni-koeln.de

Betreff: Ihr Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung 16. Januar 2022


Sehr geehrter Herr Prof. Kieserling,


vielen Dank für Ihren o.a. Beitrag, zu dem ich einige Intuitionen zu formulieren das Vergnügen habe:


Die sozialen Aspekte des Scheiterns sind in aller Regel in sozialer Hinnsicht irrelevant und ein Fall für Fürsorge, Psychotherapie, Telefonseelsorge, Beerdigungsunternehmen usw., kurz: für den gesellschaftlichen Reparaturbetrieb (M. Junge, G. Lechner, Hrsg.: Scheitern, Aspekte eines sozialen Phänomens. 2004)


In der U-Soziologie (Unterhaltungssoziologie, analog zum Begriff der U-Musik), als deren Begründer u.a. Erving

Goffmann, der Karen Horney sozialpsychologischer Basisfiktionen, gelten kann, bildet das Scheitern dagegen einen aparten Forschungsgegenstand. In Ihrer o..a. u-soziologischen Sonntagsintervention referieren Sie

aus dem aktuellen, u.a. Goffmans Theorieansätzen gewidmeten Heft des Berliner Journal für Soziologie (Vol. 31 Issue 3-4 December 2021 "Cooling Out, Zum Umgang mit Scheitern") einen dort abgedruckten Aufsatz von Oliver Berli: Warming up and Cooling out in der Wissenschaft. Zur Entwicklung von Möglichkeitshorizonten am Beispiel von Wissenschaftskarrieren in Deutschland.


Wem der Eingang in die Fabrik- und Werkhallen akademischer Verwurstbarkeit und eine dortige Anstellung verwehrt wird, kommt leicht auf den Hund, wollte aber nie dogsitter werden, sondern Professor auf Lebenszeit, gern mit ebensolchem Partner (m,w,d). Allerlei Trostpflaster und Wundsalben sind dann nötig ("Die Verhältnisse sind schuld", "Gott sei dank hab ich geerbt", "Universitäten sind ohnehin nur Narrenhäuser" usw. usw.)


Das akademische Mandarintum (Fritz K. Ringer) sorgt in der Regel dafür, dass zuverlässiges Personal angeworben wird. Dafür ist eine Art souveräner Normenignoranz notwendige Bedinung, die sich über Leistungsprinzip etc. erhaben weiß, Fischteicheffekte tun das ihre, den Erhalt geltender Standards der Mediokrität, insbesondere in Sozial- und Geisteswissenschaften, zu gewährleisten.


Einige wenige Profiteure dieser Mediokrität (H.E.Dohrendorf) erhalten zuweilen ihre "Prämie auf Gemeinheit" (Horkheimer), d.h. eine Festanstellung an den Freßtrögen universitärer Mühlräder und nepotitischer Kloaken.

Von dort aus betreiben sie zum Beispiel mehr oder weniger unterhaltsam U-Soziologie.

Die anderen, die unbezahlten Überflüssigen erhalten immerhin die Chance, ihr Scheitern als Chance zu begreifen.

best

Ralf Frodermann


Sanctus aus der h-moll Messe.


16.Januar


Was von der sog. Sozialen Frage übrig blieb? - Die im Trockenen erläutern denen im Nassen, dass es bei ihnen, den Nassen, trocken genug sei.

Und von der Geschichte?

"Wer aus der Geschichte nichts lernt, muß sie nur so lange noch einmal erleben, wie die Machthaber keine Möglichkeit finden, jedermann, auch sich selbst, davon zu überzeugen, daß die Geschichte so niemals stattgefunden hat." Thomas Pynchon über George Orwell (FAZ 21.Juni 2003)


Zu den "Grundlagen des Neusprech" (Orwell, "1984") ist Harold James' The War of Words. A Glossary of Globalization (Yale University Press 2021) zu zählen, das der FAZ-Herausgeber Kaube heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung so wohlmeinend wie gründelnd vorstellt, als wäre Ambrose Bierces Wörterbuch des Teufels nie geschrieben worden.


Abendessen im Ort. Fischplatte vorbestellt.


me too

die schönen und die guten weiber

kenn ich nur aus gedichten,

um mich sind böse, morsche leiber

und wurmstichige fichten.

aus:

Erwin Aberfett, Neue Schmählyrik. Mit einem Geleitwort von Christian Freiherr von Auchjauche. #bockpres# 2022



14.Januar


Der skeptische Blick auf die Vielleserei war unter Viellesern immer verbreitet:


Hobbes von Friedrich von Hagedorn

Die meisten hüten nur die Schätze, die sie erben,

Wie einen todten Schatz, den niemand größer macht.

Sie sammeln, was man meint, und blättern Tag und Nacht,

Bis sie, sich unbekannt und unentwickelt, sterben,

Ihr unfruchtbarer Witz hat nichts hervorgebracht.


So ist ein Hobbes nicht erfahren.

Er irrt zwar oft, doch hat er selbst gedacht.

Des stolzen Britten Lehrer waren

Homer, Virgil, Thucydides, Euclid,

Die las er stets mit Wahl und Unterschied.

Er wäre, sagt' er oft, wohl nie geschickt gewesen,

Die Dinge tiefer einzusehn,

Die Schulgelehrte halb verstehn,

Hätt' er so viel, wie sie, gelesen.




12.Januar


Nichts Neues vom Abgrund

Diesen unseren perniziösen Zeiten stehen noch manche Auferstehungen aus Abgründen bevor.

Im Editorial der jüngsten Ausgabe der Philosophischen Rundschau wundert man sich nicht darüber, dass für den Juden Celan einmal der Nazi und bedeutungshuberische Hochstapler Heidegger ein gesuchter Gesprächspartner war.

Das überlässt man den Nichteingeweihten. Dichter und Denker in der Holzhütte zu Todtnauberg, im Speckgürtel Walhalls, Seynsucht - wen kehrt die Kehre Celans von Adorno und Szondi zu Heidegger und zurück!

"Dazu ist nötig, dass solche sind, die in den Abgrund reichen." Ibid.


Lebten die Tiere ewig, aber die Menschen nicht, müssten diese sich noch verarschter dünken als ohnehin.


11.Januar 2022


Im Sommersemester Vorlesung über Unsterblichkeit. Negative Eschatologie o.ä.


In der Eingangspost gestern Artikel Frau Dr. Pöches aus dem Kirchenmusikalischen Jahrbuch 102. Jahrgang 2018: Verdächtiges in Thomas Selles Kirchenmusik. - Der Humorlosigkeit unverdächtig.



Das beziehungsreiche Interpunktieren, die kapriziöse Interpunktion, ist nicht totzukriegen.

Zwei Ausrufezeichen entsprechen etwa der dynamischen Vortragsbezeichnung fortissimo in der musikalischen Notation- ff -, drei Fragezeichen enorme Ratlosigkeit im Mail-Verkehr usw.

Kopulieren Ausrufe- und Fragezeichen, kommt es auf die nuancierende Reihenfolge an, !? oder ?!:

G. Sauder: Bergengruen vergessen!? In: Literatur für Leser. Band 42 Heft 1 2019

???


Verskrise ohne Vollmöller / Notizen einfügen!



Bademantel verloren.



10.Januar

Intersektionales Vergessen Teil 1:


Gesendet: Montag, 10. Januar 2022 um 05:11 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Wolfgang.k.w.reinhard@web.de

Betreff: Ihr Beitrag in der heutigen faz


Guten Morgen Herr Prof.Reinhard,


zunächst besten Dank für Ihre o.a. Intervention.

"die Aufmerksamkeit auf die besondere Situation des judentums (muss) unweigerlich Feindseligkeit erzeugen" zitieren Sie

zum Finale Ihres Beitrags Alfred Grosser.

"dass die Deutschen den juden auschwitz nicht vergeben werden", war nie vergessen, aber Sie als deutscher

historiker tun gewiss gut daran, hin und wieder mit Beiträgen wie diesem über die Notwendigkeit des Vergessens daran zu erinnern.

nebbich dagegen:

"aber im Eingedenken machen wir eine Erfahrung, die uns verbietet, die Geschichte grundsätzlich atheologisch zu begreifen,

sowenig wir sie in unmittelbar theologischen Begriffen zu schreiben versuchen dürfen."

walter Benjamin

freundliche Grüße

ralf frodermann



Such nicht nach mir

im Altpapier,

da wirst du mich nicht finden,

such mich in dem Saloon-Klavier,

Im Bass, bei den vier Winden.




9.Januar


Unser Pedell Frodermann versucht einmal mehr seine Tanzkarten unters Volk zu bringen, Bolzen mit Holzer:


Gesendet: Samstag, 08. Januar 2022 um 12:51 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de

Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 9.jänner 2022


"Mir ist nie eine so tief demoralisierte, eines so unheilbar durch den eigennutz verderbte, innerlich zerfressene

und für allen Fortschritt unfähig gemachte Klasse vorgekommen wie die englische Bougeoisie"


Friedich Engels Zur Lage der arbeitenden Klasse in England (MEW 2 s. 486)


"Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen"

Balzac


guten tag herr prof. holzer,


besten dank für Ihr kurzreferat des sozialpsychologischen beitrags von O'Brien und McDonald über tiefstapelei unter priviligierten in heft 4 2021 der zeitschrift SOCIOLOGY, zugleich eine hübsche miniatur zur lage der salbadernden soziologischen klasse in england.


die fade "ein-mann-wollte-nach-oben" - lebenslüge der vorväter war immer jägerlatein, seemannsgarn und nebelkerze

biederer stechlins und buddenbrooks, preziöser parvenus, erben mit halbschlechtem gewissen, gaunern mit legendenbedarf und ähnlichem gelichter.

balzac, zola, brecht und viele andere haben dieses bunte völkchen und ihr selbstverständnis en detail beschrieben.

uns hingegen hat die in vieler hinsicht lügenverminte, ideologieverbrämte auffassung, wonach armut nicht schändet, reichtum aber sehr wohl (geld verdirbt den charakter! usw.), kein roman und kein fachaufsatz, sondern die erfahrung gelehrt:


vor jahren hörten wir den alten backpulvermilliardär rudi oetker in seinem eigenen nobelhotel in baden baden einer alten schachtel augenzwinkernd zuraunen:

"na, meine liebe, das sind preise hier, könnten wir beide uns nicht leisten!".

mit freundlichen grüßen

ralf frodermann



Große Freude meiner Gattin über Mistelzweige in ihrem Schaumbad.



7.Januar


"Liebe in Zeiten des Hasses: Chronik eines Gefühls 1929-1939" von Florian Illies. Süffiges Geplauder eines Stefan-Zweig-Bots, Sternstunden der Bettwäsche. Vermutlich nur als Hörbuch geniessbar.


"wer swingt so spät in der dritten etage?"

"der student aus korea, er bringt mich in rage,

er bringt mich in rage nicht wegen der zeit,

doch kann er nicht swingen, des bin ich leid."



In der Nacht der Diversität sind alle Kühe schwarz.


metaphorisierte Daseinsmetapher / eine poetologische Notiz

In Novalis' berühmter Abrechnung mit Goethes Wilhelm Meister - zugleich eine mit Friedrich Schlegels überschäumendem Lobgesang auf den Roman - heisst es:

...und ich sehe so deutlich die große Kunst, mit der die Poesie durch sich selbst im Meister vernichtet wird - und während sie im Hintergrunde scheitert, die Ökonomie sicher auf festen Grund und Boden mit ihren Freunden sich gütlich tut, und achselzuckend nach dem Meere sieht.

Traktiert Blumenberg die Stelle in seinem Schiffbruch mit Zuschauer? sua res agitur.


Ausfahrt nach Brühl. Rektoratssitzung online am Abend. Gattin im Spa.


5.Januar (Gamelion)


mundus combinatus I


Beim Frühstück gestern sagte ein Mädchen am Nebentisch zu ihren Eltern "Ich bin hier im Brenners in Baden Baden so glücklich wie Eloise im Plaza in New York." Ich fragte sie, ob sie denn Eloise kenne. "Nein", antwortete sie, "aber das Plaza."


mundus combinatus II

vgl. Eintrag 18.Dezember 2021


Gesendet: Mittwoch, 05. Januar 2022 um 07:37 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: "Willi Goetschel" <w.goetschel@utoronto.ca>

Cc: O.simons@columbia.edu, holunder@uni-bockwurst.edu, p.bahners@faz.de

Betreff: causa fries: aufwärmen einer legende/ germanic Review 4. 2021. rem. 4

Guten Tag Herr Prof.Goetschel,


heute liest man in der FAZ: "Selbst bei dem angesehenen Journal 'The Lancet', bei dem (sic) der (sic) Peer-Review

eine lange Tradition hat, schaffen es in Einzelfällen grob falsche Studien ins Heft."


Seit dem Abdruck der Infamie des Unternehmers Fries in der Germanic Review liest man so etwas

nicht ohne Unbehagen.

Dass sich die Herausgeber der GR in Sachen Fries zurückhalten, ist verständlich. Zum Showdown wird es

allemal kommen.

"Erben und Unternehmer in der Rolle des Literaturwissenschaftlers", wird es heissen, "Reemtma oder Fries usw."

Als Mäzene machen solche Leute traditionell eine passable Figur. Wollen sie über ihren Kreis hinaus wirken, gar schreiben und

bei den Appobierten mittun, spürt man rasch die Absicht und ist verstimmt, wie bei Fries.


Die Ruhe vor dem Strum im Wasserglas der GR wird zunehmend vernehmlicher. Bald wird sie hin sein.


Happy new year!


ralf frodermann


Gesendet: Freitag, 31. Dezember 2021 um 06:49 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: "Willi Goetschel" <w.goetschel@utoronto.ca>

Cc: O.simons@columbia.edu

Betreff: Fw: Re: causa fries: aufwärmen einer legende/ germanic Review 4. 2021. rem. 4

Lieber dr.goetschel,,


auf die Hintergründe zu Ulrich Fries' Hintergrund-Beitrag im jüngsten Heft der germanic Review bleiben

wir und gewiss auch einige unter den mittlerweile mehr als 200 Lesern seiner perfiden intervention

gespannt.

unseren Eindruck, Ihnen, lieber goetschel, wie anderen Herausgebern der germanic Review sei der Spuk um den friesischen spuk

nicht ganz geheuer,vielmehr unangenehm, ja man hätte besser daran getan, den blödsinn, trotz und wegen Peer Review nicht zu veröffentlichen, mögen wir hierorts nicht verhehlen.


Unterdessen wünschen wir einen guten rutsch und ein gutes neues jahr


ral frodermann


Gesendet: Montag, 27. Dezember 2021 um 10:17 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: "Willi Goetschel" <w.goetschel@utoronto.ca>

Cc: schoettker@zfl-berlin.org, O.simons@columbia.edu

Betreff: Re: causa fries: aufwärmen einer legende/ germanic Review 4. 2021. rem. 4


lieber dr. goetschel,


unter "article history" ist nach wie vor bei "received" und "accepted" dasselbe datum angegeben. 26.august 2021.

wie Sie von "offenbarem mißverständnis" reden können in diesem zusammenhang, ist mir unerfindlich.

interne absprachen mit Ihren autoren gehen die öffentlichkeit nichts an, unkenntis über solche zu haben bzw. diese als "missverständnissse" zu deklarieren, kann ihr andererseits in stretifragen wie der vorliegenden nicht gut vorgeworfen werden.


kurz:


der formale publikationsaspekte des friesschen artikels bleibt mindestens so erklärungsbedürftig wie sein rabulistischer inhalt, will die germanic review nicht als kompromittiert gelten.

die "einschaltquote" des artikels / heute etwa 170 / macht deutlich, dass das interesse überdurchschnittlich ist.

das interesse aber woran?


best


ralf frodermann





Gesendet: Mittwoch, 22. Dezember 2021 um 18:48 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: "Willi Goetschel" <w.goetschel@utoronto.ca>

Cc: O.simons@columbia.edu

Betreff: Aw: Re: causa fries: aufwärmen einer legende/ germanic Review 4. 2021. rem. 4

Lieber dr.goetschel,


aus der online-Version des Fries-blödsinns geht hervor,dass derselbe an ein und demselben Tag einging und accepted wurde:



https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00168890.2021.1986802



Mit ad Personam Dingen haben meine nichts zu tun, ad hominem argumentiert fries.

der gesamte vorgang bleibt erklärungsbedürftig, trotz Ihrer pro Domo einlassungen, für die ich ausdrücklich danke.




Frohe Weihnachten und ein gutes 2022!


best


Ralf Frodermann


Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit


https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/


https://sites.google.com/view/universitaetbockwurst



"Das behutsame Sichabschliessen, die Verwandlung der Kommunikation

in unverbindliche Geselligkeit, der Formen wesentlichen Verkehrs

in verschleiernde Konventionen ist immer zugleich ein Absinken des

geistigen Lebens."

Karl Jaspers, Die Idee der Universität



Gesendet: Mittwoch, 22. Dezember 2021 um 15:29 Uhr

Von: "Willi Goetschel" <w.goetschel@utoronto.ca>

An: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

Cc: "Oliver Simons" <os2264@columbia.edu>

Betreff: Re: causa fries: aufwärmen einer legende/ germanic Review 4. 2021. rem. 4

Lieber Herr Frodermann,


Auf ihre Emails antwortend, möchte ich auf ein offenbares Missverständnis eingehen: Der Text von Ulrich Fries war bei der Redaktion bereits Anfang Mai eingereicht worden. Dass Autoren erst die endgültige Druckfassung, nachdem sie begutachtet worden ist, auf der Webseite hochladen, ist nicht ungewöhnlich. Es gibt auch Texte, die gar nicht im System erscheinen, trotzdem aber durch unsere Redaktion und Revisionen gehen und dann veröffentlicht werden. Es ist also nicht der Fall, dass der Text ohne peer review erschienen ist.


Zu den ad pesonam gemachten Anwürfen möchten wir nicht Stellung nehmen, das ist Ihre persönliche Ansicht, die wir allerdings nicht teilen.


Mit freundlichen Grüssen,


Willi Goetschel






On Dec 21, 2021, at 10:15 PM, ralf frodermann <ralf.frodermann@gmx.de> wrote:


guten tag,


ich erinnere an mein u.a. schreiben und bitte nochmals höflichst um stellungnahme.


dass der artikel von herrn fries- einem "zivilisten" offenbar rektionärer provenienz - laut angabe im journal am 26. august 2021 in der redaktion der germanic review eingegangen und noch am gleichen tag von ihr zur veröffentlichung angenommen wurde, ist mehr als erklärungsbedürftig.

überhaupt liegt der skandal der causa fries nicht in seinem text - der erhält nur erledigten abhub einer erledigten debatte -, sondern darin, dass der unsinn in Ihrer zeitschrift ohne weiteres, will sagen offenbar ohne zum beispiel einer "peer review" erscheinen konnte.


best


ralf frodermann



Gesendet: Dienstag, 14. Dezember 2021 um 18:05 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: O.simons@columbia.edu

Betreff: Fries über lenhard in germanic Review 4. 2021

Guten Tag,


Mit Befremden haben wir den o.a. Beitrag zur Kenntnis genommen.

Fries agiert seit geraumer Zeit gegen lenhard, warum und zu welchem

zweck ist nicht bekannt.


warum wird der Unsinn in einem Fachblatt wie dem Ihren aber publiziert?


an der Bekanntgabe einer Antwort wäre uns gelegen


best


Ralf Frodermann


Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit


https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/


https://sites.google.com/view/universitaetbockwurst



"Das behutsame Sichabschliessen, die Verwandlung der Kommunikation

in unverbindliche Geselligkeit, der Formen wesentlichen Verkehrs

in verschleiernde Konventionen ist immer zugleich ein Absinken des

geistigen Lebens."

Karl Jaspers, Die Idee der Universität





3.Januar


Aus dem Konvulut "Dichtergermanisten seit Emil Ermatinger":


Später "Unsere Spiele enden nicht"

ein sehr dünnes Buch von Dirk von Petersdorff,

"Gedichte". Blödsinn, dachte ich, worüber ich einschlief

auf dem vollgemünzten Barhocker.


https://sites.google.com/search/universitaetbockwurst?query=petersdorff&universe=classic&scope=site&showTabs=false



Der Hochlöblichen Bier-Brüderschafft Sauff- und Zechrecht von Johannes Riemer. Neujahrszirkular bringt Auszüge.




2.Januar


Aus der Versepistel "Geschichte der Philologie/ EIn Ideenauflauf. Mit einem Postscriptum an Josias Ludwig Gosch ", von Herbert Seltenarm:

von august boeckh zu bunia, remigius.

wer hat ihn abgesägt, zum bock

gemacht den gärtner?




1.Januar 2022


Again and then again...the year is born

To ice and death

Robert Lowell, New Year's Day



Das Ende der Philologie. Zwischen Legophobie (Leseangst) und Lesehass. Vortragszusage.





31.Dezember


11 Freunde / "Kommt der Tankwart abhanden?"

"Die Literatur, ihre Geschichte und ihr Studium sind in jüngster Zeit mehr und mehr in Diskredit gefallen." Über dieses Thema des Konstanzer Romanisten Hans obert Jauß (ders.: Literaturgeschichte als Provokation, suhrkamp 1970 S.7) haben elf Autoren (m/w/d) Variationen und Fugen für das aktuelle Jahrbuch der Schillergesellschaft (Band LXV 2021) geschrieben.

Unter dem verwegenen Titel "Kommt die Literaturwissenenschaft abhanden?" haben die Verwegenen einen faden Betriebsnudelsalat angerichtet, der nur deshalb in nur wenigen Hälsen stecken bleiben wird, weil keiner ihn bestellt. Literaturwarte solchen Schlages fabulieren über Gernelesen, Disruptivität, Midcult und Ambiguitätstoleranz, titeln im Beipackzetteldeutsch Zum Gebrauch von Literatur und Literaturwissenschaft drauflos, und dienern sich in Zeiten der Virenpest augenzwinkernd der Zeitgeistcholera an (Philologie in den Zeiten der Cholera).

Zweck der faktisch längst entbehrlich gewordenen Philologien, wie aller anderen Humaniora heute, ist der Nachweis ihrer Notwendigkeit. Dá dieser nicht mehr überzeugend erbacht werden kann, muten die einschlägigen Debatten eigentümlich gespensterhaft und anachronistisch an. Dass die meisten Philologen heute nicht einmal mehr schreiben können wie Philologen, ist daneben nurmehr eine ebenso lässliche Sünde wie der Umstand, das die Schillergesellschaftler als Schillerredenredner Politiker und Virologen einladen, Özdemir 2019 und Drosten 2020, und sich damit als die "Profiteure der Mediokrität" (H.E.Dohrendorf) zu erkennen geben, die sie geworden sind.


Nächtliches Souper in unserer Suite. Wenige Freunde. Wir freuen uns. Im neuen Jahr nach USA.




30.Dezember


Kollege Seltenarm schickt noch ein Katzenpoem aus seinem neuen Liederkranz. s, Eintrag vorgestern:


Die Dachhäsin

In jeder Nacht, auf vielen Firsten,

sah man eine namens Kirsten;

sie sah gern fern, mit platter Nase,

und endete als falscher Hase.


Die junge Wildfang-Gattin des alten Professors ist Lustspielpersonage. In dem Film Studentin Helene Willfüer aus dem Jahr 1956, nach einm Roman von Vicki Baum, nehmen die Dinge jedoch nicht den erwartbaren Verlauf. Der emblematische Streifen zeigt den Kreuzweg der Frauen auf der Insel der Banalitäten in einem Meer des Banalen, d.h. auf der Universität.


Die Unzulänglichkeit unserer Universitäten liegt darin, daß die Studenten Schulbuben bleiben, während die Quintessenz der Universitätserziehung die Voraussetzung ist, daß sie Männer seien.

George Bernard Shaw, Vorrede zu seiner Komöde Falsch verbunden.



29.Dezember


Aus meinen nächtlichen Notizen:

Warnhinweise auf tabakprodukten und Romanen

Wokeness / neue Empfindsamkeit / Richardsons

Pamela und Clarissa wieder da / de Sade Achtung /

Auschwitz nur mit Maske .

Blödsinn als Chance? Mehr ästhetische Erfahrung durch trigger Warning?

Frau dr. Von Contzen, offensichtlich angesteckt von solcher narretei, erzählt heute in der FAZ, Warnhinweise Könnten zum Türöffner kritischer Debatten werden.

Jawohl, und Türsteher zu Ministranten und seelenbeschälenden Beichtmüttern.


Frau Prof. von Contzen nennt Türöffner, was wir lieber Flaschenöffner nennen, bei wokeness, bei den Gender-, Digital- und Transdebatten dieser Zeit handelt es sich um solche Öffner: sie öffnen den Flaschen Tür und Tor.




Johannes Praetorius: Catastrophe Muhammetica (1664). Wäre es nicht vergessen, es würde vergessen gemacht. Im Oberseminar im kommenden Sommersemester werden wir es uns wieder einmal vornehmen.



Sylvester Dinner Ball abgesagt. Gattin untröstlich. Gebe den unverdrossen Heiteren. Vergebens. Tränen.




28.Dezember


Kollege Seltenarm kündigt neuen Gedichtband an:


neue katzen. gedichte. karl mickel in memoriam

von herbert seltenarm (#bockpress# 2022 / Vorschau)

die verse sind nicht sittenwidrig,

taugen aber dennoch nichts.

horaz (übs. des autors)

Der Unsinn bricht mit vollem Knalle los,

Durch nichts bewegt zur kleinsten Pause,

Nie seitwärts abgelenkt in seiner Wut,

Unwiderstehlich, wie die Meeresflut,

Stürmt er dahin mit donnerndem Gebrause.

Alexander Pope, Versuch über die Kritik (Vers 1060-1065 dt. Übs. J.H.M. Dambeck 1807)

für grimmtiger, rem tem trecker, alt deuteronium und pus

katzenminne


neuerdings beim lausen

les ich friedrich von hausen

dann kann ich besser mausen

hinter vögeln sausen

und ausweichen den brausen



spatzenhirn, demenzkrank


ein spatzenhirn war außer sich,

es hatte sich vergessen,

vertraulich wandte sich's an mich,

und ich hab's aufgefressen.





27.Dezember


Unser Pedell hat dem Bielefelder Kollegen Kieserling ein Festtagsmenue präsentiert:


Gesendet: Sonntag, 26. Dezember 2021 um 09:12 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de

Cc: holunder@uni-bockwurst.edu

Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 26.12.2021

sehr geehrter herr prof. kieserling,


besten dank für Ihren o.a. beitrag, den wir, wie gewöhnlich, kurz annotieren dürfen, indem wir das wohlfeile und offenbar immer noch sehr populäre trump-bashing (gehörte es nicht seienrseits einmal soziologisch analysiert, statt es immerfort geraedzu zu ontologisieren, zu hypostasieren, insbesondere in deutschland?), von dem auch Ihre ausführungen nicht frei sind, stillschweigend übergehen dürfen.


ad rem:


dem "humbug der wahlen" (erich mühsam) entspricht der "humbug der wahlforschung" (bobby holunder).

dass talcott parsons zum thema totaler wahlkampfmobilisierung das seine gesagt hat, wie Sie in Ihrem o.a. artikel referieren, wie ernst jünger das seine sagte zum "arbeiter", ist schön und gut.


wie so oft, fällt von den rändern oder e contrario hellereres licht auf den erkenntnishunger:


der erwähnte mühsam als vorsuppe,


dann


robert michels:


zur soziologie des parteiwesens in der modernen demokratie

1911


("Gewidmet Max Weber, dem geraden,der, insofern es das Interesse der Wissenschaft erheischt,

vor keiner Vivisektion zurückscheut, mit seelenverwandtschaftlichem grusse")


und


carl schmitt:

die geistesgeschichtliche lage des heutigen parlamentarismus.


10. auflage 2017



als hauptgang (alternativ),


sowie


agnolis demokratie-buch im kontext als dessert zu empfehlen!


parsons' beitrag käme auf dieser karte allenfalls als amuse gueule in frage.


freundliche grüße und frohe weihnachten

ralf frodermann




chronik von des 21. jahrhunderts beginn / erwin aberfett (#bockpress# im Druck)

wer missverständnisse (interessierte oder nicht interessierte) in die welt setzt - absichtlich oder unabsichtlich -, um dann bei erstbester gelegenheit "missverständnis" zu rufen, ist entweder ein schelm oder immun gegen den zirkelschluss, also ein depp.







25.Dezember


Weihnachtliche Klugscheisserei

Unter dem Gabentisch Band 11 der Vorlesungen Theodor W. Adornos aus dem Wintersemester 1963/1964, Fragen der Dialektik (Suhrkamp 2021). In der Vorlesung vom 20.Februar 1964 sagt er im Zusammenhang seiner Erläuterungen zu Trendelenburg: "Meine Damen und Herren, so ungefähr sagt's der Herr Pfarrer - nämlich in diesem Fall ich - auch." (ibid. S.323) Der Kommentar schweigt sich an dieser Stelle aus. Hinzuweisen wäre allemal gewesen auf des Gretchens

Das ist alles recht schön und gut;

Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,

nur mit ein bißchen andern Worten.

aus dem ersten Teil des FAUST. Adornos Lust an der ironischen Anspielung, ja seine Denklust ist hier mit Händen zu greifen.



Große Freude meiner Gattin über den neuen Bugatti. Ausfahrt am zweiten Weihnachtstag.



zungenschmeichler

Heinz Erhardt gewidmet

spaltpilze sind weit und breit

am allerliebsten spaltbereit

ihr natürliches verhalten

ist und bleibt das spalten

so schalten sie und walten

von jedermann behalten

von früh bis spät am spalten

zuweilen ungehalten

die jungen wie die alten





23.Dezember


In der Hotelhalle kam ich ins Gespräch mit einer älteren Dame. Ich machte ihr ein Kompliment wegen ihrer offenbar kostbaren Handschuhe. "Ncht wahr", sagte sie daraufhin zu mir, "beim Sex trage ich auch nur die Autofahrerhandschuhe der Firma Roeckl, manchmal sogar nur einen."


Deutsche und englische Skepsis

David Humes Skepsis gegenüber der Skepsis, dargelegt in seinen "Dialogen über natürliche Religion", bleibt denkwürdig. (S. etwa Teil 3,13 ed. Kreimendahl Meiner Verlag 2016 S.15).

Bequem zwischen allen Stühlen sitzen dagegen, dem Weltgeist Nasen drehen, im blauen Bock der Philosophie der Philosophie Grimassen schneiden und beamteten Humor verabreichen - das ist Skepsis allemande, Odo Marquard usw.


Der Pedell Froderman publiziert neuerdings in Oldtimer-Magazinen. Hier aus der Alt-Opel-Garage Der Zuverlässige Heft 270 Dezember 2021 - netter Weihnachtsgruß!







22.Dezember


"Denn was man über die absolute Existenz nichtdenkender Dinge ohne irgendeine Beziehung auf ihr Wahrgenommenwerden sagt, erscheint völlig unverständlich. Ihr esse ist percipii (Ihr Sein ist Wahrgenommenwerden), und es ist unmöglich, dass sie irgendeine Existenz ausserhalb der Geister oder der denkenden Wesen haben sollten, die sie wahrnehmen."

Begibt man sich an Orte philosophischer Sehenswürdigkeiten - loci classici - wie etwa der berühmten Stelle aus §3 von Berkeleys "Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis" (ed. Gawlick, Kreimendahl. Reclam 2005), so hat man nicht selten den Eindruck, es gäbe neben dem Rumor, sozusagen neben der Postkartenansicht solcher Stellen, auch ihren Wahrheitsgehalt.





21. Dezember


Pedell als Pseudepigraphiker:


Gesendet: Dienstag, 21. Dezember 2021 um 05:30 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: "ralf" <ralf.frodermann@gmx.de>

Betreff: Fw: Huchs


Gesendet: Montag, 20. Dezember 2021 um 12:28 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Info@stadt-bad-harzburg.de

Betreff: Huchs


Banalität des Guten

Rudolf Huch, einstiger Erfolgsschriftsteller mit Braunrand und Bruder der ungleich bedeutenderen Dichterin Ricarda Huch, ist heute vergessen. Außer in Bad Harzburg, woselbst eine Straße nach ihm benannt ward.

Damit soll nach dem Willen eines dortigen Fähnleins Schluss sein.

Nenne man die Straße doch um in den Namen des noch vergesseneren Felix Huch, dessen Mozart- und Beethovenbiographien

einst weggingen wie heute ein gutes Gewissen.

Ralf Frodermann


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Die Sprache ist die Bruchbude des Seins.

Zur Kommunikationsform Vorlesung siehe das jüngste Heft der Zeitschrift für germanistische Linguistik (Dezember 2021).



18.Dezember


Mit Band 18 stellt das Jahrbuch für Religionsphilosophie sein Erscheinen ein.

Die Herausgeber sind traurig, freuen sich aber auch darüber, dass sie jetzt Zeit für anderes haben.

Solchen Leuten ist nicht zu helfen, sie machen aus jeder Pleite einen Neustart

und werden noch jubilieren, sägt man ihnen einmal ihre Lehrstühle ab, auf denen sie

"tätig ruhn" (Goethe). Der Verlag bewirbt seinen Ladenhüter mit dem marktschreierisch-verzweifelten Aufdruck "letzte Ausgabe" (dem "letzten Aufruf" der Flughäfen nachgebildet), als könnte das noch einen Hund hinterm Ofen hervorlocken.

Habe unseren Pedell angewiesen, sich bei der Redaktion der Germanic Review nach den Umständen der Veröffentlichung eines diffamierenden Artikels zu erkundigen, s Eintrag vom 16.Dezember. Follow the money.



Meine Güte:


Gesendet: Samstag, 18. Dezember 2021 um 13:00 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: holunder@uni-bockwurst.edu

Betreff: sophomores



Gesendet: Samstag, 18. Dezember 2021 um 12:56 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de

Cc: wilfried.lignier@cnrs.fr

Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemine sonntagszeotung 19. dezember 2021

guten tag herr prof. holzer,


besten dank für Ihren o.a. beitrag.

inwiefern die ausführungen dr. ligniers, dessen aufsatz Sie referieren, längst bekannte, entwicklungspsychologische und sozialhistorische arbeiten seit jean piaget und philippe aries erweitern oder unterlaufen, mögen andere entscheiden.

bitte gestatten Sie uns nur eine kurze anmerkung:


Sie schreiben


"Die Kita ist ein interessantes Forschungsfeld, weil sie Kinder aus unterschiedlichen Milieus in einem Rahmen versammelt, der äußere Einflüssee reduziert."


auch durch "üblicherweise geltenden Kommunismus (sic!) der materiellen Ausstattung".


das mag in south park so sein, in grossen teilen der gegenwärtigen wirklichkeit stellen sich dinge freilich anders dar, wofür eine, zugegeben ganz subjektive beobachtung angeführt werden mag:


unter unseren amerikanischen freunden schickt niemand seine kinder in öffentliche kitas oder schulen.

auch unter meinen freunden in deutschland, england und der schweiz ist man in dieser frage sehr zurückhaltend geworden und entscheidet sich in der regel für ein privates isntitut. weniger aus distinktionserwägungen, wie früher, sondern aus gründen der sicherheit.

denn schutzbefohlene stehen heute nicht mehr überall unter schutz!

mit anderen worten: die kita ist schon lange kein "interessantes forschungsfeld" mehr, ausser für kriminologen.


best


ralf frodermann







16.Dezember


Cafe König in der Lichtentaler Strasse wie immer Offenbarung!


sehnsüchtige Feindschaft ? 1

Zuweilen verirrt sich ausgemacher Unfug in die Fachperiodika. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrfit für deutsche Philologie (4 / 2021) fabuliert etwa ein Germanist an der Seite einer Graphologin über Thomas Manns novellistischen Edelkitsch um Friedrich Schiller: Schwere Stunde - die Autoren nennen das schwül-phantasmagorische Notturno einen "Essay". Wilhelm Raabes Satire um eine hundertjährige Schillerfeier in der deutschen Provinz - Der Dräumling - würden Schiller-Forscher solchen Schlages vermutlich für einen Comicstrip halten.

sehnsüchtige Feindschaft ? 2

In The Germanic Review (4 /2021) wärmt ein anderer Irrläufer den alten Käse auf um Walter Benjamin, der in Paris darben musste, während seine falschen Freunde Pollock, Adorno und Horkheimer in New York in Champagner badeten. Wenn das Scholem wüsste!





15.Dezember


Emilia Galotti, Agnes Bernauer, Rose Bernd, Leinigens Kampf mit den Ameisen - wer heute unter Deutschlehrerinnen gesprächsweise Schullektüren solchen Kalibers erwähnt, wird milde belächelt. Machen wir heute nicht mehr, soll das heissen. Die Besseren unter ihnen zwackt inmitten solch törichten Hochmuts doch merklich die Scham.


Das Betrugs-Lexikon Georg Paul Hönns bleibt Quelle bester Unterrhaltung. Sein Eintrag Professores oder Academische Lehrer geht als Weihnachtsgruss an viele auswärtige Kollegen.




12.Dezember


In meiner "Geschichte der Bäder-Philosophen seit Adelard von Bath" (#nbockpress# 1982) zitierte ich aus Christian Freiherr von Auchjauches "Selbstreferentiellen Gedichten":


affordanz via akrostichon und vice versa

sitzen täglich um halber liegen

tragen Inseln südlicher Chemie hervor

der Doppelvers lädt zur Deutung ein

wie das Bett zum Schlafen;

die Deutung ist simpel,

die ist simpel

Leistenvers 1 : die Anfangsbuchstaben der fünf

worte ergibt s t u h l

leistenvers 2: die Anfangsbuchstaben der fünf

wörter ergibt t i s c h










10.Dezember


Springtime for Ulysses - Onomastische Zusammenhänge zwischen Mel Brooks' Klamotte Springtime for Hitler und dem Ulysses-Roman von James Joyce zu erkennen, verrät den guten Geschmack des post-galanten Bücherwurms! S. Dr. Grennbergs schönen Artikel in: PMLA Vol.136 Issue 5 October 2021.



....wie alle Polemik, der nicht widersprochen werden kann, und die man daher totschweigt.

Alban Berg an Theodor W. Adorno, 8. August 1929



Über deprimierende Unpotenzen




9.Dezember


Unter Schriftgelehrten und ihren Eigentümlern

"Kaum gibt man seinen Senf zu dazu, meldet sich prompt die Bockwurst ", schreibt der liebenswürdige Münsteraner Kollege Moritz Baßler (Ba' ßler) unserem Pedell Frodermann, nachdem ihn dessen gegen Baßler (der war mit Gadamer gegen Gadamer vorgegangen o.ä.) gerichteter Auswurf vom vorgestrigen Tag, s. Tagebuch gestern, erreicht hatte.

Dass die Dichter seit George nicht mehr dichten und ihre Philologen seit Walzel nicht mehr schreiben können, muss uns nicht ausgerechnet einer wie der Pedell unter die Nase reiben! - Bin gespannt, wann er sich mich vornimmt! Natter an Brust etc.


Über die Reformation

Goethe an Knebel 22. August 1817

Denn, unter uns gesagt, ist an der ganzen Sache nichts interessant als Luthers Charakter und es ist auch das einzige, was der Menge eigentlich imponiert. Alles übrige ist ein verworrener Quark, wie er uns noch täglich zur Last fällt.


Einbettungen / Brief als Rahmen

Hat Constance de Salms Briefroman Vierundzwanzig Stunden im Leben einer empfindsamen Frau aus dem Jahr 1824 Stefan Zweigs Novelle Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau in formaler Hinsicht beeinflusst, d.h. wie verhält sich die Form des Briefromans (Salms) zur Rahmenhandlung, in welche bei Zweig das novellistische Geschehen eingebettet ist?



Können Engel lügen? (s. Traditio Vol. 76 2021 den Aufsatz über Petrus von Auvergne mit meiner Gattin diskutieren!)



Ausfahrt Bühler Höhe. Winterreise. Deutsche Schubert-Gesellschaft seit einem Jahr tot.




8.Dezember


Legen die Orientalen bis heute beim Beten Wert auf Geschlechtertrennung, so war sie im Abendland einmal fürs Theater gedacht:

Im Spätherbst 1807 schreibt Heinrich von Kleist aus Dresden an seine Vetraute Marie von Kleist:

"Wenn man es recht untersucht, so sind zuletzt die Frauen am Verfall unserer Bühne schuld, und sie sollten entweder nicht ins Schauspiel gehen, oder es müßten eigne Bühnen für sie, abgesondert von den Männern, errichtet werden. Ihre Anforderungen an Sittlichkeit und Moral vernichten das ganze Wesen des Drama, und niemals hätte sich das Wesen des griechischen Theaters entwickelt, wenn sie nicht ganz davon ausgeschlossen gewesen wären."

Im Kommentar meiner Ausgabe heisst es zu dieser Stelle: "Der Dresdner Karl August Böttiger, den Kleist kannte, hat diese bis heute grundsätzlich nicht widerlegte These als einer der ersten verfochten und auch im 'Morgenblatt' vom 26. Dezember 1808 publiziert." (Heinrich von Kleist, Werke und Briefe. Band IV Aufbau Verlag Berlin ,1984 2. Auflage S.604)



Marianne Fritz ist heute vergessen. In dem schönen Band "Rasende Mitläufer / Kritische Opportunisten" mit Texten von Christian Schultz-Gerstein (Berlin, 2021) werden wir noch einmal an sie erinnert, hatte Gerstein ihre Erkrankung doch bereits kurz nach Erscheinen ihres Prosadurchfalls "Dessen Sprache du nicht verstehst", auf den der Verleger Unseld reingefallen war, weitestgehend zutreffend eingeordnet: morbus scribendi. (ibid. S.346ff. "Ein Flop macht Kasse")




Der heilige Regnerus steh mir bei! Pedell, bellend:


Gesendet: Dienstag, 07. Dezember 2021 um 10:56 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: mbassler@uni-muenster.de

Betreff: kannitverstan / Ihr beitrag "Verstandenhaben" in LiLi online december 2021

Beim Namen Paphos schloß ich meine Bücher ganz


Stéphane Mallarmé (dt. übs. carl fischer dtv 1995 s.123)


guten tag herr prof. baßler,

wir wissen nicht, ob wir Ihren o.a. text "verstandenhaben" richtig verstanden haben.

bzw, ob man ungelenk formulierten unfug a la

"Das Problem an (sic!) Hermeneutik, als wissenschaftliche Methode betrachtet, ist nicht das Verstehen, sondern das Verstandenhaben." ibid.

oder Ihren fulminanten rausschmeisser

"Verstandenhaben... ist auch der Kunst, ja (sic!) dem Leben selbst nicht förderlich." ibid.

überhaupt irgendeinem verstehen zuführen kann.

wir verstehen vorläufig aber:

1. dass es sich bei dem anti-hermeutischen quark um eine art wohlfeiler aufwärmung dekonstruktivistischer blaupausen nach vorbild der "yale-critics" handelt

2. das amy hungerford und rita felski nach derrida und bachtin die neue doppelherme des "postcritical readings " bilden

3. dass der "rückfall in den dogmatismus des substanzdenkens" (gerhard kurz in seiner erst 6 jahre nach dem erscheinen von paul de mans "allegories of reading" in ARBITRIUM 1985 s.6f. publizierten krtischen rezension des buchs) in Ihrem text zu neuen unehren kommt

und dass

4. wünsche wir der Ihre

"Letztlich sollte es allerdings auch Anspruch jeder Wissenschaft sein, ihre Expertise auch in das Gemeinwesen zu tragen" ibid.

unter den gegebenen umständen besser unerfüllt bleiben.

beste grüße

ralf frodermann

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Weihnachtsmarkt in Baden Baden abgebaut. Tristesse allenthalben. Weinende Hipster. Lagavulin hilft!



7. Dezember


Windstille im Wasserglas

Unter distinktionsbewussten - gelehrten wie ungelehrten - Büchernarren ist des Impertinenten wie seiner Abwehr kaum je ein Ende. Zuweilen ist das eine identisch mit dem anderen und gar nicht mehr auseinander zu halten:

Als unser Pedell einmal den unlängst verstorbenen Prof. Bohrer brieflich fragte, warum sich über einen der Autoren eines von Bohrer herausgegebenen Sammelbandes ("Ästhetik und Rhetorik. Lektüren zu Paul de Man" Suhrkamp 1993) - sein Name war Rembert Hüser - im Anhang keine Autorinformationen fanden, schickte Bohrer ein unfrisiertes Blättgen zurück. Es mag ihn mehr charakterisieren als sämtliche Nachrufe es vermocht haben.



6. Dezember


table d'hote

Pedell Frodermann versus Grünbein / 20 Jahre+.




5. Dezember


Neuer akademischer Abschluss "Kulturwirt". Sagt einer "Ich bin Kulturwirt", kann man nur wiehern: wer nichts wird, wird Kulturwirt.


Um an die Spitze von Daimler-Benz zu kommen, braucht man das Naturell eines Rausschmeißers im Rotlichtmilieu. Inzwischen braucht man auch keine anderen Manieren.

Wolfgang Pohrt, Flüchtlinge und Agenten. in: W. Pohrt: Werke Band 9 Berlin, 2021 S.94/95



ich war ein Zufluss

in die Saale

dichtet der Dichter Ron Winkler (Magma in den Dingen. Gedichte. 2021)

Und ich ein Abfluss

in der Schale



Unvermeidlich:


Gesendet: Samstag, 04. Dezember 2021 um 13:23 Uhr

Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>

An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de

Cc: dornc@uni-trier.de

Betreff: Ihr beitrag frankfurter allgemeine sonntagszeitung 5. dezember 2021



"Wo Gesundheit als Geschäft betrieben wird, wird Medizin zum kriminellen Gewerbe.

In der medizinischen Praxis kommt auf besonders verhängnisvolle Weise zur Erscheinung,

was ohnehin das Wesen des kapitalistsichen Betriebs ist: den Umsatz zu steigern und den

Mehrwert abzuschöpfen."


Carl Wiemer, Krankheit und Kriminalität. Die Ärzte- und Medizinkritik der kritischen Theorie.


Freiburg, 2001 s. 26



sehr geehrter herr prof. kieserling,


zunächst besten dank für Ihren o.a., im blick auf die ärzteschaft allzu verständnisvollen, will sagen apologetischen beitrag, in dem Sie einen fachartikel christopher dorns zur ärztesoziologie

referieren. dass Sie einmal mehr einen Ihrer ehemaligen bielefelder soziologie-studenten promoten, indem Sie seine

akademische satisfaktionsfähigkeit via frankfurter allgemeine sonntagszeitung erhöhen, ist, wie schon einmal gesagt, gute bis halbgute universitäre sitte bis unsitte, die wiederum eigens soziologische betrachtung verdiente, wären diese dinge (s. rene königs studie "vom wesen der deutschen universität" (2. auflage 2021) usw. usw.) nicht längst beforscht.



zur sache:


in dorns aufsatz wird unter anderem dargelegt dass unter ärzten konkurrenz und ranking nicht sehr verbreitet sind.

ein allzu dürftiger befund!

das racket der ärzte, seine mechanik wie seine raison d'etre, werden in der oben zitierten, magistralen arbeit carl wiemers aus dem jahr 2001 vorzüglich analysiert. seine analysen von vor 20 jahren heute zu ignorieren oder hinter sie zurückzufallen, wäre nicht nur soziologisch naiv.

nota bene:


"Sie schreiben:


"Es gehört zu den soziologischen Merkmalen der Berufsrolle des Arztes, dass sie ein erhebliches Maß an Immunität

gegen Kritik nicht nur genießt, sondern auch braucht."


gleiches gilt für mafiosi aller art.


und weiter schreiben Sie:


"Der Arzt ist zur Nothilfe auch dort verpflichtet, wo es keine Technologie gibt, die ihm den Erfolg seiner Invention (sic!) garantiert."


gemeint ist wohl "Intervention", nicht "Invention", doch auch dann wird aus dem satz kein gedanke.


kurzum: dass auch unter ärztekrähen der solide kategorische krähenimperativ gilt, wonach keine der anderen ein auge auskratzt, war immer bekannt, ausser, scheints, der deutschen vulgär-soziologie.


mit freundlichen grüßen


ralf frodermann









3.Dezember

Alphabetisierung statt Digitalisierung! Unsere Parole wird durch das Rieplsche Gesetz gestützt. Dies Gesetz ist eines der wenigen, dessen Gültigkeit variiert: im digitalen Zeitalter ist es vollgültig.


Dass darüber gelacht wird, worüber es nichts zu lachen gibt - Adorno/Horkheimer im Kapitel Kulturindustrie ihrer Dialektik der Aufklärung -, ist so einleuchtend wie zum Heulen; der deplorable Befund zum Fürchten.


aus Lars Holdens Weihnachtsgedicht:

Die Kinder des Überflusses

empfinden eine Sehnsucht nach Armut,

wenn Weihnachten vor der Tür steht



Wanderungen, Cafe König, WInterkleidung. - Tee Im Hotelfoyer. Der Kellner sieht aus wie Blaise Cendrars.




1.Dezember 2021

Seit einigen Tagen wieder in Baden Baden. Gestern Abend im Casino Maskenball am Roulettetisch.

Eine Dame plötzlich wütend zu ihrem Begleiter: "Seh ich aus wie Gertrud von Helfta, du Dussel! Hätt ich geahnt, dass Zero drei mal hintereinander kommt, hätte ich mich mit meinem Arsch draufgesetzt, statt mit 8000 Mäusen auf Rot abzuschmieren!" -

Wir luden sie auf ein paar Beruhigungsdrinks an die Bar ein. Emeritierte Kirchenhistorikerin aus Freiburg, wie sich herausstellte. Werden wir sicher wiedersehen.



Lese heute in der FAZ von einem Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Was mag das sein? Vermutlich eine der quasselindustriellen Vorfeldorganisationen ausgesteuerter soziologischer Schlappschwänze mit Monatseinkommenbedarf, wenn ich richtig sehe. Der Name erinnert einen an DDR-Institute oder päpstliche Glaubenkongregationen. Im Forschungsinstitut wird etwa über Solidariät gerätselt, "was könnte das sein?" Georges Sorel, dessen 100. Todestag im kommenden Jahr begangen wird, lehrte: Solidarität ist Generalstreik. Im Institut unterscheidet man lieber zwischen progressiver und regressiver Solidarität. Das entspricht für meinen Geschmack dem Unterschied zwischen Corpsgeist und Volksgemeinschaft. Commitment bildet beider normative Substanz, das Gebot der Omerta beider formales Leitbild.



Das Hotel-Gedicht BRENNERS unseres Pedells Frodermann


ist im Hotel hier und da bekannt. Ich gebe mich auf Nachfrage zunächst unwissend, doch wie lange geht das gut!




Im Traum erschien mir endlich Heinz Erhardt. Wir sprachen im Kurhaus zu Baden Baden über lächerliche Instrumente im Jazz, Geige und Querflöte. "Heinz, wie kamen die nur in den Jazz?", fragte ich ihn. "Auf dem Holzweg", antwortete er.



"Die wissenschaftliche Arbeit, auch wo ihr Erfolg nicht bezweifelt werden kann, dient mir indessen nicht im Geringsten zum Aufbau meines Selbstbewußtseins. Von einer zentralen Stelle aus gesehen, ist all diese Arbeit im Grunde nur ein Zeitvertreib, ja eine Ablenkung von den 'eigentlich' mir gestellten Zielen."

Werner Krauss, Tagebuch 1964




die obertöne der einverstandenen


oder


jasagers rhetorik der kaltstellung: adorno entschärfen mit ralf konersmann

anmerkungen zum sfumatodenken der neuen pseudo- sophistik (sloterdijk / safranski / precht / flasspöhler / gabriel / hier: konersmann)


Die Tugend ist in der Seele.

Aristoteles, Magna Moralia 1184b



über das unkritischwerden der kritischen theorie - bekanntlich ein tarnname für, horribile dictu, MARXISMUS - seit habermas ist das nötige längst gesagt worden. aber noch nicht von allen.

man gestatte uns darum ein kurzes quo usque tandem:


in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung vom 28. november 2021 erinnert ein kulturphilosophierender flaneur, vulgo schmock, an das erscheinen der "minima moralia" theodor w. adornos vor 70 jahren.


die "minima moralia" - eine textsorte, die sich von plutarchs "moralia" und der römischen buntschriftstellerei über erasmus und die französische moralistik zu nietzsches "unzeitgemässen betrachtungen", benjamins "einbahnstrasse" und horkheimers "dämmerung" und "notizen" spannt - sind 1951 erschienen.

konersmann bezichtigt adorno im blick auf den eintrag "Sur l'eau" der "minima moralia" (abschnitt 100; welcher leser dieser stelle, ausser dem undialektischen sfumatodenker konersmann freilich, würde hier nicht auch den alttestamentarischen "geist über den wassern" assoziieren oder rilkes gedicht "un cygne": un cygne avance sur l'eau usw. )eine "rhetorik der übertreibung", um ihn zuletzt, quasi unter dem lemma "amor fati", abzulegen und ihn damit gründlich - interessiert oder nicht - mißzuverstehen:


"Das Falsche zu sehen - und es, aus Einsicht und freiem Entschluss, zu lassen." konersmann im jargon des quietitistischen bescheidwissers, ibid.


bei adorno steht das genaue gegenteil: "vielleicht wird die wahre gesellschaft der entfaltung überdrüssig und läßt aus freiheit möglichkeiten ungenützt, anstatt unter irrem zwang auf fremde sterne einzustürmen." "minima moralia" (100)


konersmanns versuch, der nachbürgerlichen leserschaft einer in der regel faden, nachbürgerlichen sonntagszeitung reaktionärer provenienz ausgerechnet den hochtoxischen kommunisten adorno der "minima moralia" anzudrehen, ist zum piepen.

vermutlich würde einer wie konersmann noch aus lukacs' geschichte und klassenbewusstsein. studien über marxistische dialektik ein sedativum für kriegerwitwen machen können oder aus albert o. hirschmanns leidenschaften und interessen. politische begründungen des kapitalismus vor seinem sieg eine erbauungsfibel in leichter sprache.


aus dem "hass aufs bestehende", den horkheimer noch für notwendige bedingung kritischer erkenntnis hielt, wird bei

konersmann die pure affirmation. ausgerechnet dafür adornos "minima moralia" in regie zu nehmen, grenzt an perfidie.


(auf dem einsturzgefährdeten gebiet der didaktik kommt sogar das vergessene lehrstück zu neuen, aber gar nicht brechtischen ehren: unter "lehrstückdidaktik" vertreiben gewiefte berufsdenker a la konersmann hokuspokusbedarf: mario ziegler, ethik in szene setzen. die nikomachische ethik in der unterrichtspraxis. meiner verlag 2021)



PS:


hatte die sog. ritter-schule um h. lübbe und o. marquard noch ihre "schwierigkeiten mit der geschichtsphilosophie" und begleitete die abfuhr ihrer adorno-neurose mit fadem spott, mildem hohn und bemüht-ironischer trancendentalbelletristik, so geschieht die blasenentleerung bei ihren ideologischen erben heute gänzlich ohne schwierigkeiten durch wohlmeinende affirmation und intersektionale autosuggestion.


vgl.: archiv für begriffsgeschichte band 63,2 2021 schwerpunkt hermann lübbe.


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in der gleichen sonntagsausgabe der faz ist eine anzeige des HANDESLBALTT abgedruckt mit dem titel DEUTSCHLAND BRAUCHT MEHR JASAGER. - noch mehr?



vgl.: robert holunder: tyrannei der viktimität.

mit einem anhang zu tschechows einaktern.


in: GLOCKEN. Jahrbuch der Universität Bockwurst. Jahrgang 56


#bockpress# 2022 (in press)