27. November Flughafen Dublin
In wenigen Minuten nach Stuttgart. Habe noch rasch dem neuen Landwirtschaftsminister gratuliert:
@cem_oezdemir özde / nach heinz erhardt
özdemir traf özdedir
und schickte den zu özdeihr,
dem özdeihm bald auszurichten,
dass özdeeuch und özdeuns
auf fleisch und fisch ab jetzt verzichten.
so gelang es zu verminen
wege zu den özdeihnen.
26. November
Schultz-Gersteins Rasende Mitläufer, Kritische Opportunisten neu aufgelegt (Edition Tiamat 2021). Traf gestern aus Berlin ein; kein Absender. Schultz-Gerstein hat, wie wenige andere, den Ersatz von Talent, Inspiration, Geist und Kritik durch das Bindegewebe der Netzwerkerei und die Backstuben der Pustekuchen, insbesondere im Kultur- und Universitätsbetrieb, auf den Begriff gebracht. Es gibt kaum mehr welche, denen er und seinesgleichen fehlen könnte
William-Gaddis-Konferenz 2022, zum 100. Geburtstag. Habe meinen Eröffnunsgvortrag noch hier abschließen können. "Sektensoziologie: Von Voltaire/Goethes Mahomet zu Rober Coovers Von den Anfängen der Brunisten und William Gaddis' Die Erlöser. - Auferstehen und essen. "...,und der einzige Trost für alle diejenigen, die die wahre Sachlage erraten haben mochten, war der, welchen der auferstandene Jesus vor Jahrhunderten seinen sprachlosen Jüngern angeboten hatte...'Kommt zum Frühstück!'" Coover, Von den Anfängen der Brunisten (Schlusssatz)
Meine Anhangkritik zu Peter Horst Neumanns Fanny Hill-Anhang in seinem Lessing-Buch neu schreiben!
Neue Schuhe, Krawatten, Oberhemden (mit Monogramm!).
25. November
Der deutsche Humor, also der Humor der Humorlosen, wird heute in der FAZ verhalten gefeiert: Harald Hartung bespricht den Gedichtband der VHS-Reimkanone Thomas Gsella "Ich zahl's euch reim" (Antje Kunstmann Verlag 2021). Als genügte nicht eine Zeile Oliver Kalkofe - "In meiner Hose wohnt ein Iltis" zum Beispiel -, um des Gsellas dröger Gesellschaft überdrüssig zu sein. S. auch "Wenn Godzillas Hamster bohnert" Gesammelte Gedichte von Erwin Aberfett. #bockpress# 1999.
Flug nach Stuttgart übermorgen. Baden Baden -Transfer durch Pedell Frodermann, der wieder nachtaktiv:
Gesendet: Donnerstag, 25. November 2021 um 07:53 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: stefan.kuehl@uni-bielefeld.de, zabservice@kmk.org
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr heutiger faz beitrag / @udomichallik
sehr geehrte herren,
zunächst besten dank für Ihren o.a. beitrag zur situation von bildungssystem und unterricht heute.
dass organisationssoziologen oder bildungsfunktionäre zu dem befund kommen, bei der schule handele es sich heute um eine vorfeldorganisation krimineller banden (legaler wie illegaler), liest man nicht alle tage, und auch in Ihrem beitrag nicht, geehrte herren. vielmehr erschöpfen sich diese mehr oder weniger in einem aufguss so gängiger wie wohlfeiler ansichten, wie sie ewta in andreas gruschkas intervention "verstehen lehren. ein plädoyer für guten unterricht" reclam 2011 kodifiziert sind.
auch schale kalendersprüche wie herrn michalliks schlusssentenz " es geht nicht darum, infrage zu stellen, sondern zu hinterfragen" leisten im allgemeinen wenig, zur erkenntnis im kontext aber gar nichts.
entgegen der ankündigung ist eine konverse zwischen Ihnen beiden, ein streitgespräch gar, an keiner stelle Ihrer beiträge erkennbar.
neue tabus über den lehrberuf wären dagegen zu enttabuisieren, etwa im licht der polemik christoph türkckes "lehrerdämmerung: was die neue lernkultur in den schulen anrichtet". 2016
oder im zusammenhang von max horkheimers präszisem "ratschlag für lehrer" in seinen "notizen" frankfurt, 1974 s. 181
bekanntlich sind schulen heute oft no go areas, lehrer sind sozialarbeiter mit erziehungs- statt bildunsauftrag, viele ältere unter ihnen retten sich so früh wie möglich in die vorzeitge pension, die jüngeren versuchen nicht selten sich aus dem beamtenverhältnis wieder zu berfreien, nachdem sie erleben mussten, dass der lehrberuf heute in praxi nicht mehr nur auf gewaltfreien widerstand trifft.
eltern, die es sich irgend leisten können, schicken ihre kinder längst auf privatschulen zwischen salem, torgelow, louisenlund und roßleben. die wartelisten sind dort lang. auch die schweiz und großbritannien bieten gute privatschulen.
der regelschulbetrieb in der bundesrepublik kann als erledigt betrachtet werden. er produziert bloß noch analphabetismus, digitale barbarei, schwaches denken bzw. denksportler, will sagen nicht studierfähige und nicht ausbildungsfähige handy-monaden, mit squid-game-faible.
vor diesem hintergrund sind beiträge wie die Ihren schwerlich leicht verdaulich.
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
24. November
Die medizinischen Kollegen sind nicht zu beneiden! Auch ihre Bande hat bessere Tage gesehen. War man sich in früheren Zeiten erst einmal einig geworden, den Hippokratischen Eid so stillschweigend wie selbstverständlich Lügen zu strafen, um Gehör im Rat der Götter in Weiß zu finden, stand der Karriere im Kittel nichts mehr im Weg. Heute, wo überall die Furten enger werden, sind auch die Mittel ihrer Querung begrenzter geworden.
Nichts Neues aus den "Klubs der Eierleger, Symbolfabrikanten, Sexual-Sublimierer, Kaffeesatzleser, der Trupp von diplomierten Professoren in Somnambulismus, die Ornamentphilosophen, die Missionare nach rückwärts, die fortgeschrittenen Paläolithiker mit krassem Infantilismus, die Mystiker mit Rente, die Levantiner, die täglichin einer anderen Sprache schrieben und jede Sprache umbildeten, da sie keine kannten, die Nachttopfekstatiker mit Pensionsberechtigung, die Millionärinnen, die nach Beschäftigung suchten, die Pfiffigen, die auf die Idiotie der Reichen setzten, die verfehlten Halbkokotten, die auf keinen geraden Strich gehen konnten, die Lehramtskandidaten mit Privatleben mit goldnem Wort und tropfendem Käse im Kopf, all dies bevölkerte den fahlen Markt der Träume. Hier orakelten,malten, dachten die ewig Jungen, die professionellen Visionäre."
Carl Einstein, Die Fabrikation der Fiktionen (Buch V) Hamburg, 1973 S. 320
"die Universitäten sind wahre Gräberstätten des Geistes geworden" Ernst Bloch, Geist der Utopie (1923)
Heute amüsantes Spiegelfechten unter Juristen in der FAZ: einer wirft einem anderen Eitelkeit, ja "Autoerotik" in dessen publizierter Selbstdarstellung vor. Könnte aus William Gaddis' Juristen-Roman Letzte Instanz stammen. Ist aber offensichtlich ernst gemeint, wofür auch der bemüht bis gequälte Ironieton sorgt. Greise Gelehrte sind nicht selten eitel und selbstverliebt, das weiß jeder. Zurück zur Notorietät, meine Herren!
23. November
Am 1. Advent Abreise Richtung Baden Baden. Bücher, Papiere, Notizen usw. schon auf dem Postweg. Himmel, was sich in wenigen Wochen ansammelt! - Bei der Maniküre erläutert mir die freundliche Dame, gegen die Pandemie sei Impfen so wirkungslos wie das Münchner Abkommen gegen Deutschland; Impfen ist also Appeasement?
Donna Shalev über "non-polar response" im neuen HERMES (4 /2021). Ihre Ausführungen zu "Nicht Ja und Nicht Nein" in antiken Autoren stimulierend. Wir sind gespannt auf den zweiten Teil!
Wieder viel in Schallers Shakespeare Übersetzungen.
Das Morgne und das Morgen und das Morgen
Kriecht in dem trägen Schritt von Tag zu Tag
Zur letzten Silbe in dem Buch der Zeit;
All unsre Gestern haben Narrn den Weg
Zur Gruft erhellt. Aus, kleine Kerze, aus!
Das Leben zieht vorüber wie ein Schatten,
Ein armer Komödiant, der auf der Bühne
Sich ziert und quält sein Stündchen, aber dann
Hört niemand mehr von ihm; es ist ein Märchen,
Von einem Tropf erzählt, voll Lärm und Unrast;
Bedeutend nichts.
Macbeth V, 5
21. November
Neue Einlassungen unsere Pedells Fodermann! Kannst du die Uhr nach stellen! Erinneren mich an Kollege Dr. Ölmez' Bemerkung Ich lebe und arbeite gern in der Bundesrepublik. Hier werd ich wenigstens diskriminiert. (Frodermann adressiert aber an den falschen Wagner, vor dem's ihm graut: Gerhard statt Gerald.)
Gesendet: Sonntag, 21. November 2021 um 09:00 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: g.wagner@soz.uni-frankfurt.de
Cc: ruud.koopmans@wzb.eu
Betreff: Ihr beitrag in der heutigen frankfurter allgemeinen sonntagszeitung
"- die Wahrheit kann nicht länger mehr Gegenstand des Glaubens sein."
Franz Jung, Babek
"Der Form und immer selbstbewusster auch dem Gehalt nach ist der Antirassismus in seinen kurrenten
Gestalten ein Wiedergänger der Nazi-Ideologie beziehungsweise eine revidierte, den Zeitumständen angepasste postnazistische
Adaption derselben."
Clemens Nachtmann, Die feine Gesellschaft und ihre Freunde /Teil 1 einer Übung in dialektischer Anthropologie
in: BAHAMAS Heft 76 Sommer 2017 S. 72
sehr geehrter herr prof. wagner,
besten dank für Ihren o.a. beitrag über eine aktuelle, sozialempirische rassismus-studie ruud koopmans.
längst kompromittierte begriffe wie "rassismus", "migration" oder "integration" kursieren, ungeachtet ihrer semantischen leere, weiterhin im umkreis
sozialpädagogisch-akademischen schrifttums quietistischen charakters, für das der aufsatz koopmans, den Sie in Ihrem o.a. beitrag referieren, exemplarisch steht; ihre analytische unschärfe gewährleistet u.a. ein endloses, pseudo-kritisches palaver auf den benutzeroberflächen der wirklichkeit, ein palaver, das in aller regel als "schön und gut" einzustufen ist.
als kritisch und tatsächlich erkenntnisfördernd dagen ist einzuschätzen:
bat ye'or: europa und das kommende kalifat.
der islam und die radikalisierung der demokratie. dt. berlin, 2013
freundliche grüße
ralf frodermann
19. November
Mein Oberseminar "Transitorischer Humanismus / Thomas Malory und Luigi Pulci" hat zwei Teilnehmerinnen: meine Frau und eine sehr freundliche Hotelangestellte aus Italien, die seit vielen Jahren hier in Dublin lebt. Pulcis Riesenepos Morgante liegt dank dem Ehepaar Heintze (Edith und Horst) seit 2008 in einer vierbändigen, italienisch-deutschen Ausgabe vor (Galda Verlag).
Aus dem 18. Gesang:
Der König Konstanz sprach: - Hört mir gut zu:
Wenn ihr anbeten wolltet Mohammed,
wärt' aus dem Kerker ihr heraus im Nu;
(ibid. Band 2 S. 422)
Überlegung des Verhältnisses der andern zu mir . So wenig ich sein mag, niemand ist hier, der Verständnis für mich im Ganzen hat. Einen haben der dieses Verständnis hat, etwa eine Frau, das hieße Halt auf allen Seiten haben, Gott haben. Kafka, Tagebuch 4. Mai 1915
Ich habe Gott!
Atrozität in Worten: Galoppgulasch, Reiterfleisch.
18. November
"In den Herzen der Menschen weckten Prodigien, die man aus mehreren Orten gemeldet hatte, neue religiöse Ängste." Livius, Römische Geschichte XXX, 2 (9)
"Nur ein Beispiel ordinären Geschäftsinteresses fader Literaturtrutschen", meinte meine Frau nach Durchsicht des neuen Buches von Nicole Seifert Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt. (2021) Ich gab ihr ein Wort Jean Pauls zur Antwort: "Wenn die Weiber von Weibern reden, so zeichnen sie besonders an der Schönheit den Verstand, und am Verstand die Schönheit aus, am Pfau die Stimme, das Gefieder an der Nachtigall." - "Prinzipiell das an ihnen begangene, wirkliche und vermeintliche Unrecht; und schließlich sind nicht alle Frauen und ihre Werke zu Unrecht vergessen", schloß sie.
17. November
Geschäftsmodell Apokalyptik:
"Wer politisch relevant werden will, sollte am besten so tun, als ob sein Anliegen, wird es nicht erfüllt, den Weltuntergang zur Folge hat."
Manfred Dahlmann, Das Rätsel der Macht. Michel Foucault und die Krise der Revolutionstheorie. Freiburg i. Br., 2017 S.51.
"Mir ist aufgefallen, daß in einer großen Stadt, in einem weiten Kreis auch der Ärmste, der Geringste sich empfinden und an einem kleinen Orte der Beste, der Reichste sich nicht fühlen, nicht Atem schöpfen kann. " Goethe, Italienische Reise 22. September 1787
Mir nicht mehr! Der Anblick der Ärmsten und Geringsten schockiert, wie der Anblick der Besten und Reichsten befremdet; degoutant beides. ("Trifft Inflation Reiche stärker?" FAZ 17. 11. 2021 / Trifft Hunger Arme härter?)
Gefellt dir nicht mein schlechtes Schreiben /
Und meiner Feder edles Safft /
So laß nur balt das Läsen bleiben /
Eh dan es dir mehr unruh schafft;
Das / was von anfang ich geschrieben /
Wird kein verfalschter Freund belieben.
Sibylla Schwarz, Ein Gesang wider den Neidt
15. November
Die fehlerhafte Verwendung eines Fremdwortes, personifiziert in der Figur der Karoline Stöhr aus Thomas Manns Zauberberg, wirkt auf unsereins immer so, als würde einer bei Regenwetter, statt einen Schirm mitzuführen, in eine Trillerpfeife blasen.
Inzwischen werden Fremdwörter wieder mehr beargwöhnt als falsch benutzt; so etwa heute in der FAZ von dem Rezensenten eines Buches über "das Unternehmen als Versuch und Institution" aus der Feder Professor Hutzschenreuters.
Jener Rezensent regt an, "unnötige" Fremdwörter wie Rigor oder Primat besser fortzulassen und an ihre Stelle deutsches Wortgut zu setzen.
Unternehmen werden heute ebenfalls sehr beargwöhnt, insbesondere von jüngeren Unternehmern und Managern; den kanadischen Dokumentarfilm The Corporation aus dem Jahr 2003 kennt jedoch kaum einer mehr unter ihnen. Und niemand dürfte sich an die nüchterne Nieten-in Nadelstreifen-Feststellung Adornos erinnern, wonach es eine armselige Ideologie sei, dass zur Verwaltung eines Trusts unter den gegenwärtigen Bedingungen irgend mehr Intelligenz, Erfahrung, selbst Vorbildung gehöre, als dazu, einen Manometer abzulesen. (Minima Moralia, Vizepräsident)
Am 3. Dezember werden wir, wie in jedem Jahr, des Todes Milman Parrys gedenken und einigen Homer lesen.
An jenem 3. Dezember 1935 in einem Hotel in Los Angeles; Selbstmord, Unfall? Die eben erschienene Biografie Parrys von Robert Kanigel weiß es auch nicht.
14. November
Pedell Frodermann und seine unerbetenen Einlassungen zum Zusatnd deutscher Soziologie; vermutlich wird ein ganzer Band draus!
Gesendet: Samstag, 13. November 2021 um 10:39 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: mustafa.aksakal@uni-bielefeld.de, holunder@uni-bockwurst.edu, ramy.yousseff@uni-bielefeld.de, Boris.Holzer@uni-konstanz.de, j.melissen@fgga.leidenuniv.nl
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 14.november 2021
sehr geehrter herr prof. kieserling,
zunächst besten dank für Ihren beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung
vom morgigen sonntag.
bitte gestatten Sie mir, wie gewöhnlich, - nein, keine anmerkungen zum inhalt (dieser scheint wieder und wieder gründlich abgearbeitet, s, etwa:
https://www.ca-ira.net/verlag/buecher/scheit-wahn-weltsouveraen/ )
für dieses mal, vielmehr einen publikationsvorschlag.
Diplomatie: die patriotische Kunst, gegen Bezahlung für sein Vaterland zu lügen.
Ambrose Bierce, Wörterbuch des Teufels
ramy youssefs konstanzer dissertation (erstgutachter prof. boris holzer, so klein ist die welt!) "soziologie der diplomatie" erschien im vergangenen jahr unter dem obertitel "die anerkennung von grenzen".
offensichtlich handelt es sich bei dem von Ihnen referierten aufsatz dr. youssefs aus dem open access-reader "Competitions in World Politics / Knowledge, Strategies and Institutions" (bielefeld 2021) - ein produkt aus dem bielefelder uni-think-tank mit dem orwellschen namen "Institut für Weltgesellschaft" - um eine art single-auskoppelung seiner promotions-lp.
zur sache:
julius bernhard von rohrs Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren war 1733 in berlin erschienen.
eine neuauflage des diplomatiehistorisch einschlägigen werks sei dem bielefelder institut für weltgesellschaft für das jahr 2033 ans herz gelegt.
in THE HAGUE JOURNAL OF DIPLOMACY könnte es dann angezeigt, und schließlich von Ihnen (oder einem der anderen fas-sonntagssoziologen, prof. holzer aus konstanz oder prof.wagner aus frankfurt) für die leser der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung anno 2033 aufgebrüht werden.
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Heimtückises Wetter! Tee schon zum Frühstück besser nicht ohne Rum.
13. November
"Krisen gelten aus vielen guten Gründen als unerwünscht", schreibt heute der Schmock Jürgen Kaube in der FAZ. Was würde ein bedeutendes Schandmaul wie die New Yorkerin Fran Lebowitz zu solchem Blödsinn sagen? "Krebs auch! Sogar aus schlechten."
auszuführendes Casanova/Lessing-Projekt ("Preis der Müdigkeit"):
Nathan und Jussuf
Casanovas Religionsgespräch in Konstantinopel
"Aber unmöglich konnte ein Irrtum in der christlichen Religion mich dazu bringen, die türkische anzunehmen, die von Gott einen sehr richtigen Begriff haben mochte, mich jedoch deshalb zum Lachen reizte, weil sie ihre Lehre dem verrücktesten aller Betrüger verdankte."
Casanova, Geschichte meines Lebens (II, 4)
"Statt ein- oder zweimal im Jahr in Urlaub zu fahren, fahren wir neuerdings ein- oder zweimal im Jahr nach Hause." - Ich liebe meine Frau für solche Sachen.
12. November
Die neuerdings hier und da erhobene Forderung nach einer neuen, einer dritten Aufklärung "bietet einen pausbäckigen Begriff der Aufklärung feil" (Sören Pünjer in: BAHAMAS Heft 88 Herbst 2021 S. 57), der nicht nur unter woken Veganern immer populärer wird. Das Programm der dritten Aufklärung erschöpft sich im wesentlichen in der nachhaltigen Abschaffung der ersten (Sokrates) und zweiten (Kant), sowie ihrer Dialektik (Horkheimer/Adorno). Ihre Epistemik und Pragmatik bildet eine Melange aus anekdotischer Evidenz, Post-Fallibilismus und Schüler-Kommunitarismus.
"Der Ausgang des homo academicus aus seiner selbst verschuldeten Verwurstbarkeit." - Das ist der Zweck, ja das ist unsere Hochschule; in Whiteheads Worten: "Die Aufgaben einer Universität ist die Erschaffung von Zukunft." (Alfred North Whitehead, Denkweisen dt. suhrkamp 2001 S. 199)
Die Weiber können jetzt nur noch ihres Lebens froh werden, wenn sie den Männern die Notwendigikeit des Geschlechtslebens bestreiten. An diese Bemerkung Karl Kraus' in der Fackel vom Juli 1911 musste ich wieder einmal denken, als ich heute Nacht, noch an der Bar, die Rezension Melanie Möllers über Katharina Wesselmanns neues Buch "Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen" in der heutigen FAZ las. Auch die amerikanische Kollegin Amy Richlin findet darin Erwähnung als sendungsbewusste Reinigungskraft ovidscher und catullscher Schweineställe. Was mag erst los sein, wenn diese altphilologischen Erinnyen die Schriften de Sades oder Batailles entdeckt haben werden. Doch halt, ich glaube, ich muss die Rezension der Möllerin neu lesen. Und dann den Petron! (Boccaccios Portrait der Penthesilea in seiner Schrift de claris mulieribus / Die Großen Frauen schliesst mit der Bestimmung des männlichen Bunnys : Und so sind Penthesilea und ihresgleichen unter Waffen viel mehr Manns geworden, als es die sind, die zwar die Natur als Männer dem Geschlecht nach geschaffen hat, die aber Faulheit und Vergnügungssucht in Frauen, vielmehr in behelmte Hasen verwandelt haben.)
Über die Motti in Andre Gides "Die Falschmünzer" heute Abend. Gattin gibt sich indisponiert. Muss ihr wieder einmal meine Gottähnlichkeit schonend beibringen.
11. November
bizarre turmuhr für heinz erhardt
fünf schläge tat die turmuhr hier
ihr zeiger stand präzis auf vier.
ich hörte nicht, was klar ich sah,
sah auch nicht, was ich doch hörte.
ach, wie mich das verstörte!
Pensator, trinitarisch
Wer wollte nicht beizeiten
sich einmal mit mir streiten,
auch eine Lanze brechen
mit mir, dem schrecklich Frechen?
Seit Tagen, ja seit Jahren
lieg' ich mir in den Haaren
mit mir als Streithahn 1 und 2,
als Schlichter bin ich auch dabei.
So bild' ich, meinem Schöpfer gleich, ein Unum aus der Drei.
Dass wir mit der dark academia-Sache zu tun haben, war mir neu:
Gesendet: Donnerstag, 11. November 2021 um 08:32 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: felicitas.thiel@fu-berlin.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in der heutigen faz "Zertifizerung ist notwenig"
guten morgen frau prof. thiel,
zunächst besten dank für Ihren o.a. beitrag.
an unserer hochschule universität bockwurst - mittlerweile und ganz unfreiwillig eine veritable hochburg der dark academia-bewegung - unter leitung unseres rektors prof. robert holunder, der gegenwärtig seine geschäfte von dublin aus führt*, tritt seit langem der herrschenden digitalisierungsideologie, insbesondere unter pädagogen, mit dem slogan entgegen: "alphabetisierung statt digitalisierung".
ob der digital-didaktische galimathias zertifiziert ist oder nicht, wen kümmerts angesichts der tatasache, dass auf den privatschulen zwischen salem, torgelow, st.gallen und louisenlund vielleicht noch unterricht stattfindet, an regelschulen dagegen in der regel soziale arbeit bzw. familien- und erziehungshilfe.
nota bene:
c.türcke: lehrerdämmerung 2016
ders.: digitale gefolgschaft 2019
*https://sites.google.com/view/universitaetbockwurst/bobby-holunder-dubliner-tagebuch-ix-2021
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
10. November
Freuds Lehre von Witz und Humor erhält in unserem Pedell Frodermann fast tagtäglich ihre Probe aufs Exempel:
Gesendet: Mittwoch, 10. November 2021 um 08:49 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: jonas.grethlein@skph.uni-heidelberg.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr heutiger faz beitrag
guten morgen herr prof. grethlein,
zunächst besten dank für Ihren o.a. beitrag zur lage der historik und geschichtsphilosophie
in identitären tagen wie diesen.
bitte gestatten dazu Sie einige rhapsodische spiegelstriche:
vom "angriff der gegenwart auf die übrige zeit" (a. kluge 1985) ist nicht erst seit prof. hartog die rede und die "schwierigkeiten mit der geschichstsphilosophie" (o. marquard 1982) sind inzwischen so erledigt wie nietzsches frage nach nutzen und nachteil der historie für das leben. die reste historischen sinns halten sich an jakob burkhard oder gleich an becketts spätwerk ("Worstward Ho" /"Aufs schlimmst zu" 1989)
ceterum censeo:
zu erinnern ist im kontext an: h. kittsteiner: out of control. die unverfügbarkeit des historischen prozesses. 2004
und - mit blick auf die in Ihrem beitrag ein wenig kraus dargestellte raison d'etre identitären denkens
wie seiner kritik - an eine, hegel konterkarierende prinzipielle bemerkung adornos in seiner vorlesung vom wintersemester 1964/65 "zur lehre von der geschichte und von der freiheit" (10. Vorlesung 10.12.1964 // suhrkamp 2001 s. 136)):
"Es ist nämlich nicht so , als ob Identitä herrsche, die auch Nichtidentität in sich hat; sondern: die Nichtidentität ist eine der Nichtidentität des Identischen und des Nichtidentischen."
schließlich fragt sich der leser Ihrer intervention, welche früchte es wohl sein mögen, die selbst aus dem mißverstehen erwachsen (sic) können, wie Sie zum schluss Ihres beitrags halb raunend, halb in verruchtheit schwelgend, schreiben. verbotene etwa?
beste grüße
ralf frodermann
Heute in Trinity. Vortrag "War es schon revolutionär, dass Frauen einmal nicht arbeiten mussten?" - Danach mit miener Gattin und wenigen Freunden zum Lunch in die City.
7. November
EInige abgetaktelte amerikanische Playboys im Ruhestand oder Ex-Womanizer hier eingetroffen, wusste gar nicht, dass dieser Typus noch existiert. Joviale Schlappschwänze mit einer Schwäche fürs Sentimentale. Dafür großzügig und in jeder Hinsicht nicht kleinlich. Iren aus USA.
Der Pedell informiert mich im BCC:
Gesendet: Samstag, 06. November 2021 um 12:27 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: skopekj@tcd.ie
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 7.november 2021
sehr geehrter herr prof. holzer,
vielen dank für Ihr o.a. digest eines aufsatzes zur schulsoziologie von passaretta und skopek (Does schooling decease socioeconomic inequality in early achievement?) aus der american sociological review.
die falsche frage im untertiel Ihres beitrags "Kann die Schule soziale Ungleichheit ausgleichen, oder verstärkt sie diese noch?" beunruhigt nicht nur wegen des übeflüssigen kommas vor 'oder' oder wegen des auffallenden unterschieds zur rhetorischen titelfrage des originalbeitrags (s.o.), sondern wegen der in ihr zum leutseligen ausdruck kommenden naivität, sei sie nun gespielt, interessiert oder bloss naiv.
schule war und ist ausdruck sozialer ungleichheit, denkbar ungeeignet dieselbe in irgendeiner weise zu kompensieren.
schule hat im gegenteil soziale ungleichheit, klassengesellschaft, machtverhältnisse usw. ex- und implizit zu lehren, wie einst in der philosophischen gotteselehre die theodicee gelehrt wurde. dies - wie das übrige lernen - geschieht aber dort heute nur noch höchst fragmentarisch und wenig effektiv und nachhaltig.
weil sich das auch in der verwalteten elternwelt längst rumgesprochen hat - ausser offenbar unter vulgäridealistischen schulsoziologen, die immer noch von "soziale ungleichheiten bekämpfen" etc. etc. fabulieren-, schicken solvente und verantwortliche eltern ihre kinder auf privatschulen wie salem, pädagogium oder institut auf dem rosenberg, von den englischen und amerikanischen einrichtungen zu schweigen.
öffentliche schulen sind grosso modo abgeschrieben und ihrer vewahrlosung überlassen.
der lehrbetrieb ist längst durch sozale arbeit und erziehungshilfe aller art ersetzt:
pädagogik des zerfalls.
s. auch:
https://www.amazon.de/Lehrerd%C3%A4mmerung-neue-Lernkultur-Schulen-anrichtet/dp/3406688829
https://de.wikipedia.org/wiki/187_%E2%80%93_Eine_t%C3%B6dliche_Zahl
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
20 bände münchner reden zur poesie
nein 21 - ars semper gaudendi geht anders
"komm, goldne Zeit, komm"
Klopstock
"geh, dumme zeit, geh"
Auchjauche
ode an den luxus und seine notwendigkeit
gegen den vermuter frieder von ammon, der in der faz gestern
vermutet, dass die wirkungsgeschichte thomas
klings gerade erst begonnen habe
ist auch das lied verklungen in den
dingen all
und siehst du niemalen lancelot und ginover
bei lidl oder aldi
aber die niedertracht sich überall mästet
an niedertracht
und die torheit reviert an den ufern
der scheußlichkeit
entbiete deinen gruß hinfälligem tand,
dem ewigen tonicum
nicht zehn minuten darfst du dich ergötzen
an all dem morschen tand usw.
wer warst du und wer war gott?
aus: erwin aberfett: adiaphora / neue gedichte. #bockpress# 2020
6. November
Glosse der Bosse im Havelock
Der erlebnishungrige Schmock Simon Strauß ist heute in der FAZ ganz außer sich ob der ihm zu Ohren gekommenen Nachricht, wonach der Milliardär Elon Musk die "Stahlgewitter" des Ernst Jünger gelobt habe. Vor Musk hätten sich bereits Martin Schulz (SPD) und der Maler Neo Rauch als begeisterte Jünger-Leser zu erkennen gegeben. Jawohl, möchte man hinzufügen, und vor denen u.a. der Dichter Heiner Müller oder der Joseph Goebbels (NSDAP). Die Lesegewohnheiten prominenter Führer aus Wirtschaft, Politik und Kultur sind in aller Regel eher peinlich und bleiben infolgedessen unerwähnt. Passt doch einmal eine solche Erwähnung in den Kram, wird sie ausgekramt. "Hier Anteil und Dienst zu nehmen: das ist die Aufgabe, die von uns erwartet wird." Ernst Jünger, Der Arbeiter (letzter Satz)
5. November
Gestern Vorstellung unseres neuen Wörterbuchs. Kollege Auchjauche zitierte daraus zum Gedenken an den Dichter Brasch:
"Thomas Brasch (1945-2001), unehelicher Sohn von Rainer Werner Fassbinder und Heiner Müller, Poet und Macher bedeutungshuberischer Filme (s. auch "Kellerfilme"), die heute vergessen sind.
Sensibler Platzanweiser und Ganter der ostdeutschen Antwort auf Jean
Seberg, Katharina Joachim genannt Thalbach. Konnte seine verkrachte Existenz zum Beruf machen und umgekehrt; starb zu früh, doch nicht ruhmlos. Sein Theaterstück Rotter spielt, wie Arnold Zweigs Das Beil von Wandsbek, im Fleischermilieu.
(Christian Freiherr von Auchjauche / Robert Holunder:
Aus dem Literaturhistorischen Wörterbuch des Teufels #bockpress# 2021)
4. November
In unserer alten Abhandlung "Über naive, sentimentalische und sodomitische Dichtung" - bereiten eben die Neuauflage vor - stellen wir einen poetologischen Vergleich der Taucher-Ballade Schillers mit dem Prosastück Nr.12 Der Taucher aus Hans Henny Jahnns "Dreizehn nicht geheure Geschichten" (Kompilation aus seinen Romanen aus dem Jahr 1954/ erneut Reclam Leipzig 1987) an. Jahnns Abseitigkeiten haben dazu geführt, dass sein Werk heute selber eine ist.
ad Fridays-for-Future:
"Das ist eine besondere Fähigkeit Heranwachsender, sich das Ende der Welt als Anhängsel der eigenen Unzufriedenheit vorzustellen." Don DeLillo, Unterwelt dt. 2. Auflage 1998 S. 106
Sehr angenehme Hotelgäste aus Kanada eingetroffen. Zufallsbekanntschaften an Pools und Bars waren stets nach meinem Geschmack. (Zwischen zwei Drinks lässt mich das Oifig Eagarthóireachta Hermathena des Trinity-College telefonisch wissen, dass ihr altphilologisches Periodikum Hermathena noch in diesem Jahr wieder erscheinen wird. Gott sei gelobt!
3. November
Mich erreichen die ersten Hausarbeiten. Mein Oberseminar "Eduard von Keyserling" via zooming hat zwar nur vier Teilnehmerinnen, doch die halten mich auf Trab. Einer von ihnen ist jetzt aufgefallen, dass in Keyserlings Roman Wellen aus dem Jahr 1911 die Figur des Geheimrats Knospelius deutlich jener des Advokaten Coppelius aus E.T.A. Hoffmanns Schauernovelle Der Sandmann nachgebildet zu sein scheint. Dämon als Wiedergänger hat die Kommilitonin ihre Hausarbeit betitelt und ich bin versucht, ihr schon wegen dieses Titels die volle Punktzahl zu geben.
"Aber es ist auch ein ganz philiströses Vorurteil, daß alle Konflikte und Probleme dazu da sind, gelöst zu werden." Georg Simmel, Der Konflikt der modernen Kultur.(G.S. Gesamtausgabe Band 16 Suhrkamp 1999 S. 206)
Unser Pedell Frodermann hält sich peinlich genau an diesen Befund, wie ich heute wieder erfahren muss:
Gesendet: Mittwoch, 03. November 2021 um 08:16 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: markus.steinmayr@uni-due.de
Betreff: Ihr heutiger faz beitrag "aufklärung und verbrechen"
guten morgen herr dr. steinmayr,
besten dank zunächst für Ihren o.a. artikel zum neueren universitätsroman.
Sie erwähnen die bücher von john williams ("stoner" 1965 dt. 2013), jonas lüscher ("kraft" 2017), gert ueding ("herbarium giftgrün" 2021) und mathias enard ("kompass"2015 dt. 2016).
doch dieses schrifttum - ausser dem schönen liebesroman (ebensowenig eine campus novel im engeren sinn wie die übrigen von Ihnen erwähnten bücher) von john williams - ist heute schon so gut wie vergessen.
dietrich schwanitz' "der campus" 1995 und andreas maiers "die universität" 2018 bleiben unerwähnt, was nicht schwer wiegt.
schwer wiegt alledings, dass Sie im kontext "universitätsroman" die einschlägigen arbeiten von david lodge nicht erwähnen.
auch ein hinweis auf die tagebücher bobby holunders fehlen, was nachgearde unverzeihlich wirkt.
s. aktuell:
https://sites.google.com/view/universitaetbockwurst/bobby-holunder-dubliner-tagebuch-ix-2021
über Ihren harmlos-holprigen analyseversuch am schluss Ihres beitrags "Das Auseinanderfallen der Universität führt zum Verlöschen althergebrachter Formen der Universitätsliteratur. Genau dieses Verlöschen der Form macht möglicherweise den Realismus der gegenwärtigen Universitätsliteratur aus" lassen wir möglicherweise besser den mantel des schweigens liegen.
beste grüße
ralf frodermann
2. November
Scharfe Munition und Platzpatrone:
Marx' "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie" (1844) versus Stekeler-Weithofers "Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts. Ein Kommentar" (2021).
November
Eduard von Keyserling. Silhouetten, Eisblumen und Schattenrisse in Prosa. Warum noch anderes freiwillig lesen?
proscriptio
das spiel verklang, der spass ward lauer,
um sie herum wuchs jene mauer
aus hasssorbet und lügenmus, aus niedertracht,
die feinde ihr zur feindschaft gütigst dargebracht.
als endlich auch das lachen unbezahlbar,
wandte sie sich bittend an der feinde schar
und schlug zwecks schonung schonung vor.
allein, es hörte sie kein einzig ohr.
sie wandte sich an ihre göttin dann,
doch die war läufig zu der zeit,
voller schrammen, eine träne rann
von ihrer wange auf des weibes kleid:
"sie trinken aus meinen brüsten hart
die milch der frommen denkungsart."
31. Oktober
Nihil est in intellectu quod non prius fuerit in sensu, nisi intellectus ipse (Leibniz)
Ich bin froh in Deutschland zu sein, hier werd' ich wenigstens diskriminiert. (Aberfett)
"intersektionale Diskriminierung", "multidirektionale Erinnerung", "Humandifferenzierung", "kontrafaktische Interdisziplinarität" - Übefülle trinitarischen + 1 Unfugs, kurz: Schiebung selbdritt + 1.
Einkausbummel mit Gattin. Keine anständigen Manschettenknöpfe in der ganzen Stadt auffindbar.
29. Oktober
Die Schlafmaus
Im Schilfe, bei den sauren Milchen
leckt sie den Sand aus andrer Bilchen
Augen, die lento und verschwommen,
nach langem Ruhen zu sich kommen.
Auf sie, die süße Müde, fällt nun
ein warmes Dir-bleibt-nichts-zu-tun.
Ihr Schlaf ist groß, sie ist ganz klein,
so schwer er wiegt, schläft ihn allein.
Man versuche nicht, ewig zu leben. Es wird einem nicht gelingen.
Bernard Shaw, Des Doktors Dilemma (Vorrede über Ärzte)
Großes Tamtam um Big History. David Christians Buch von 2018 und so mancher Beitrag im Journal of World History wecken Schwierigkeiten mit der World History. Δt Pynchon / Messianische Zeit. Benjamin. - "Leck mich am Arsch, David", sagte ich gestern beim Abendessen zu ihm, "die Grenzen meines Kontostandes sind die Grenzen meiner Welt." "Nur einer deiner vielen Bestätigungsfehler", meinte er dazu knapp. Trotzdem netter Abend.
28. Oktober
Unter Rezeptionsästhetikern:
Gesendet: Donnerstag, 28. Oktober 2021 um 11:45 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: mmoeller@zedat.fu-berlin.de
Betreff: Ihr heutiger faz beitrag
liebe frau prof. möller,
"Philologie auf dem Weg zum neuen Lesen", "Genealogie des menschlichen Betreffs", "trado, ergo sum" - das klingt nicht eben nach erforschung der conditio humana unter distinktionsbewussten altphilologen mit galimathiasaffinität, die auch ausserhalb ihrer absterbenden institute nach anerkennung usw. dürsten, sondern nach schraube locker und pfeifen auf der titanic, bitte um pardon.
mag damit zusammenhängen, dass schwindt schon 60 ist und andante abdämmert. wie unsereins.
da kann man nur mit dr. ödipus ausrufen.
wem vor der tat nicht graut, den schreckt auch kein wort. (v. 296 ed. drawe cambridge 1982 übs. dr. auchjauche)
was schwindt vorschweben mag hat bettina stangneth übrigens schon frei kopf geliefert:
https://www.rowohlt.de/buch/bettina-stangneth-boeses-denken-9783498061586
best
ralf frodermann ("ich schweisse, was ich weiss" rilke oder benn)
27. Oktober
Unter "Book a Scientist / Speeddating mit der Wissenschaft" bietet die Leibniz-Gemeinschaft neuerdings "individuelle Einzelgespräche" mit Experten an. Vor zwanzig Jahren erschien ein Sonderheft (20) der Zeitschrift LEVIATHAN mit dem Schwerpunkt "Die Krise der Universitäten". Die scheint ausgestanden, jedenfalls gemildert, seitdem der akademische Strich erfunden ward.
26. Oktober (Dienstag)
Ramsch, assertorisch
Nicolas Born: Horror, Dienstag
(Verkäuferin winkt durch die Glaswand ab)
in: Nicolas Born: Gedichte. Rowohlt 1978
S. 191
https://sites.google.com/search/universitaetbockwurst?query=petersdorff&universe=classic&scope=site&showTabs=false
Professorenlyriker* von Petersdorff / FAZ - Lobhobler/Lobhudler
heute / ihre Spiele enden nicht / keine Endspiele?
keine! Offertorium für Narren.
"Das Glück des Nicht-Denkens." Martin Roda Becher,
"Unruhe unter den Fahrgästen. Aufzeichnungen."
suhrkamp 1986 S. 85
*https://sites.google.com/search/universitaetbockwurst?query=professorenlyrik&universe=classic&scope=site&showTabs=false
Unbestimmbarkeit des Wetters. Orangen schmecken nach Kirschen.
25. Oktober
Jürgen Trabant 79. Bewusstsein von Nöten vonnöten? Hoffentlich nicht bei ihm und bei uns Gratulanten! Im Adorno-Sonderheft des Periodikums Text und Kritik hatte Koll. Trabant 1977 in einer berühmten philologischen Notiz einen hübschen Fall von misreading bei Adorno publik gemacht: Hegels Bewußtseyn von Nöthen (sc. nötig, notwendig) lud Adorno semantisch neu auf und schrieb etwa: Ist Hegels Theorem von Kunst als dem Bewßtsein von Nöten stichhaltig, so ist sie auch nicht veraltet. Ästhetische Theorie GS 7/ S. 309. Die philologisch falsche, philosophisch korrekte Lesart des Dialektikers bezeugt nur die Kraft der Konjektur: bonum durch malum, verum durch falsum.
liebe, weil arg schwer zu finden,
wurde bald nicht mehr gesucht;
segel spannten sich in winden,
blieben dennoch unbetucht.
aus: gesa von auchjauche, akroamatische gedichte. #bockpress# 2021 (im Druck)
24. Oktober
Die Rede von Brechts durchschlagender Wirkungslosigkeit (Max Frisch) war nie mehr als Ablenkung, Feuilleton, saturierte Grille, kurz: Phrase. Denn alles außer blanker Gewalt - Geld, Liebe, Tod, Hunger - ist durchschlagend wirkungslos. Terror des mundus sensibilis.
Zur Typologie des Schmocks: ""Da sie z. B. in Zeitungen schrieben, die nicht ihr Eigentum waren, schrieben sie gelegentlich auch gegen das Eigentum. Sie durften es, so lange die Zeitungen dadurch Geld verdienten, also das Eigentum vermehrt wurde." Brecht, Das Tui-Roman-Fragment (Brecht Stücke XIV Aufbau Verlag 1967 S. 137)
"Schönheit weiblicher Dummheit" Karl Kraus
23. Oktober
In diesen Tagen jährt sich der 90. Todestag Arthur Schnitzlers. Als ich meine kleine Privatlesung seines Prosastücks "Der letzte Brief eines Literaten" beendet hatte, murmelte meine Frau So passend und schön wie das Jack London-Zitat am Ende des neuen Bond-Films.
Seit einigen Wochen ist die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bereits am Samstag im Handel. Das hat Folgen für unseren Posteingang:
Gesendet: Samstag, 23. Oktober 2021 um 11:51 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: G.A.F.Hellemans@tilburguniversity.edu, holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 24. oktober 2021("Der Konsens der Säulen")
sehr geehrter herr prof. kieserling,
besten dank für Ihren o.a. beitrag, in welchem Sie einen aufsatz des theologen und religionssoziologen
staf helleman zum problem der parallelgesellschaften aus der zeitschrift "The American Sociologist"
referieren.
in der antagonistischen gesellschaft des späten kapitalismus kehren die styliten wieder, wie es scheint.
jedenfalls erinnert prof. helleman an einen solchen säulenheiligen und anachoreten, wenn er von seinem elfenbeinernen turm aus die alte leier von der sozialen nivellierung, integration als coincidentia oppositorum und proporzdemokratie versus konsensdiktatur oder vice versa etc. etc. anstimmt.
mit solchen aufgekochten süppchen und saurem wein in morschen schläuchen kommt niemand zu erkenntnissen über die gesellschaften vermittlungen politischer gewalt in der moderne, auch der sonntägliche faz-leser samstags nicht.
besser - auch besser als "nur um die sache bekümmert, stets an der sache vorbeistreifend" marx (MEW bd. 4 s. 331) a la helleman -
https://www.ca-ira.net/verlag/buecher/scheit-suicide/
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Voträge zugesagt.
22. Oktober
Aus dem neuen Gedichtband Jutta Unglaubes Honig im Schwanz (#bockpress# 2021):
buridans gelehrter esel
unter einer trauerweide fragte er mit nachdruck sich:
"welche zeitschrift lese ich, Tyche oder Klio?"
heute ist er ausgestopft und steht im zoo zu rio.
"Ich lehne es ab, mich in die Stupidität hineinterrorisieren zu lassen." James Joyce, Stephen der Held (XXIII)
Arrangement für Weihnachten und den Jahreswechsel getroffen. BRENNERS Baden Baden, wie so oft in der Vergangenheit. Wir freuen uns auf Tage im Schwarzwald. Bin schon Anfang des Semesters ferienreif.
20. Oktober
Frankfurt ruft Luhmann / Legitimation durch Verfahren in Anwendung again:
"Aber das gehört zur Metaphysik nach Auschwitz: keine Religion ist mehr, was sie war." G. Scheit, Suicide Attack. Zur Kritik der politischen Gewalt. Freiburg i. Br., 2004 S. 528. Der Satz kam mir in den Sinn, als ich heute die Glosse Köln ruft Allah Herrn Bahners' in der FAZ las, worin er "die Freiheit zur lauten Einladung zum Gebet als Grundrecht im Rahmen der für jedermann geltenden Gesetze" als "falsche Toleranz" bezeichnet. Als wäre die Torheit, Freiheit zur lauten Einladung zum muslimschen Gebet im Rahmen der für jedermann geltenden Gesetze als "falsche Toleranz"auszugeben, etwas anderes als ordinäre Rabulistik des Appeasements. Vgl. "Der Islam gehört zu Deutschland wie die FAZ. Die Begutachtung des neuesten Angriffes auf die Islamkritik hat ergeben: Der Feuilletonchef Patrick Bahners kann nicht zwischen Islam und Katholizismus unterscheiden." Von Uli Krug. BAHAMAS Heft 62 Sommer 2011.
P. Reitter, Chad Welmon: Permanent Crisis:The Humanities in a Disenchanted Age. (Studies in the History of the University). Chicago UP, 2021. Dass die Geisteswissenschaften seit einer kleinen Ewigkeit vornehmlich mit dem Nachweis ihrer Notwendigkeit befasst sind, wird immer wieder gern aufgewärmt. Die Humaniora sind in Nanobereiche auseinander geschrumpft. Ihr Entbehrlich-Geworden-Sein geben sie unverdrossen als unentbehrlich aus.
opera huc conducta est vostra, non oratio
ihr gemieteten ärsche sollt schuften, nicht rumquatschen
Plautus, Aulularia (V. 455/456) Neuübersetzung von Erwin Aberfett
Die Gedichtsammlung "Die Verbrechen" (Hanser 2021) der FAZ-Lyrikerin Ronya Othmann, eine Mixtur aus Erich Fried und Gajanan Madhav Muktibodh, wird meine Kollegin Dr. Ruth Seltenarm-Verweyen in ihrem neuen Podcast Ein Sturm zog auf und zwang den Wanderer zur Einkehr vorstellen.
15. Oktober
Transkription (Auszug) der Tonbandaufnahme Rede Prof. Bobby Holunders 13. Oktober 2021 Dublin, C.P.Snow-Tagung (es gilt das gesprochene Wort):
Power Point versus Punctum Saliens /C. P. Snows Zwei Kulturen weiterdenken
"Das Ganze ist so offenkundig infantil, so wirklichkeitsfremd, daß es einer menschenfreundlichen Gesinnung schmerzlich wird, zu denken, die große Mehrheit der Sterblichen werde sich niemals über diese Auffassung des Lebens erheben.. Noch beschämender wirkt es, zu erfahren, wie ein großer Anteil der heute Lebenden, die es einsehen müssen, daß diese Religion nicht zu halten ist, doch Stück für Stück in kläglichen Rückzugsgefechten zu verteidigen sucht."
Was Freud hier im zweiten Kapitel seiner Schrift "Das Unbehagen in der Kultur" über die Religion feststellt, gilt gleichermaßen für ein heute sich aufspreizendes, zeitdiagnostisches Schrifttum soziologischer und philosophischer Provenienz (H. Bude, H, Rosa, A. Nassehi, A. Reckwitz, M. Gabriel, nebst vielen anderen Wasserträgern und Messdienern ideologischen Zeitgeistes), man tausche nur Freuds Worte "Religion" gegen "Soziologie" und "Sterblichen", "Lebenden" gegen "Soziologen".
Im Gegensatz zu Freud, den wir dem Punctum-Saliens-Denken zurechnen wollen, worunter wir kurz Kritische Theorie in actu/in motu verstehen, entspricht das Power-Point-Denken im wesentlichen dem, was Harry Frankfurt 1986 in seinerm Aufsatz On Bullshit dargelegt hat. Es handelt sich um kommode Ideologie!
Power-Point-Denken ist eine zeitgemäße Form der Debilität, jedenfalls der Geistschwäche, ein umgekehrtes fiat lux:
geht erst ein Licht an, kann ein jeder sicher sein, dass niemand denkt.
Exkurs 1 : "Staat als organisierte Tuberkulose" - Georg Lukacs in: Dostojewski. Notizen und Entwürfe . Budapest, 1985 S. 185
Exkurs 2: Gunnar Folke Schupperts Intervention "Wie resilient ist unsere 'Politische Kultur'?" in: DER STAAT Heft 3 / 2021
14. Oktober
Obschon prinzipiell ein prinzipienloser Freund souveräner Normenignoranz, bin ich in Sachen Textkritik doch Konformist geblieben. In Band 69 der Heidegger- Gesamtausgabe (1998) fiel offenbar ein Satz unter den Nachkriegstisch: "die eigentümliche Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum". Vgl.: G. Scheit Kritik des politischen Engagements. Freiburg i. Br., 2016 S.282).
Buch der Päpste/Liber pontificalis wieder da! ed. K. Herbers und M. Simperl, 2020. Fruchtbar zu machen für einen fälligen Klavierauszug von Finnegans Wake.
Gegensouverän, Gegenpöbel.
13. Oktober
"Kasimir Edschmid und Thea von Harbou wieder da!", schoss es mir durch den Kopf, als ich von "Die Nibelungen. Ein deutscher Spielfilm" von F. Hoppe im Radio erfuhr. Ich dachte, sie sei längst erledigt: https://jungle.world/artikel/2019/08/felicitas-hoppe
Noch besorgniserregender freilich als das Schrifttum Untoter ist das anonyme. In der aktuellen Ausgabe des Journal of Genocide Research (Vol. 23 No.3 2021) wird der Text eines Anonymous mit dem Titel Palestine between german memory politics and (de-)colonial thought im Rahmen eines Achille-Mbembe-Forums geboten.
Die philosophische Wanderschrulle
Das sich gern einen philosophischen Anstrich gebende Erbauungsschrifttum
erfreut sich neuerdings wieder guter Konjunktur.
Der aus Funk, Fernsehen und der Glücksforschung usw. bekannte Markus Gabriel*, eine Art Richard David Precht ad usum delphini bzw. summus philosophus im Wartestand,
ist instinktsicher mit seiner Intervention "Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert"(Ullstein 2020) auf den Zug aufgesprungen
Von einem wissenschaftlichen Standpunkt ist Gabriels ideologischer Consolatio-Eintopf aus den moralphilosophischen Schriften Max Schelers und Nicolai Hartmanns, aus wohlfeilen Behauptungen und gängigen Phrasen, aus Hoimar-von-Ditfurth-Rhetorik, Bildungsschrott und ordinärer Wichtigtuerei im Prophetengewand nicht zu kritisieren.
"...die Theorie gehört selbst mit zu den Bestrebungen der Menschen, die sie machen. Diese können entweder aus privaten Schrullen, aus den Belangen rückwärts gewandter Mächte oder aus den Bedürfnissen der werdenden Menschheit hervorgehen."
Max Horkheimer, Materialismus und Moral (Gesammelte Schriften Band 3 1931-1936 Frankfurt a. M., 1988 S. 149)
*
https://jungle.world/artikel/2013/35/der-bengel-faktor
Prof. Auchjauches Papiere eingetroffen. Bereite Gutachten vor.
"Deswegen bleibt die Panik aus, weil das Vertrauen der Deutschen in die Nazismusfähigkeit ihres Souveräns bedingungslos ist;
eben das ist das bleibende Resultat des Nationalsozialismus als eines Produktionsverhältnisses."
(Joachim Bruhn, "Echtzeit des Kapitalismus, Gewalt des Souveräns", in: "Was deutsch ist", Freiburg: ca ira 2019, erweiterte Auflage von 1994, S. 199)
Zwei Modernisierungen
1.
Die Gruppenrituale esoterischer Osho-Encountergruppen und ihrer psychotherapeutischen Mainstreamderivate, die in den letzten vier Jahrzehnten von den antiautoritären Pausenhöfen der deutschen Öko-, Frauen-, Anti-Atom- und Friedensbewegung durch die ergrünenden Institutionen bis in die Arbeitswirklichkeit der aktivierten Selbstoptimierungs- und Haltungsvorzeigegesellschaft getragen wurden und nunmehr den "woken" common sense einer gründlichst totalisierten Gesinnungs-, Gesundheits- und Tugendgemeinschaft ausmachen, gleichen nicht zufällig denen militärischer Bruderhorden, die zur Initiation in Trupp und Korps ebenfalls auf erstens Vernichtung des Individuums durch Demütigung und folgend zweitens "Auffangen" der Subjekthülle durch die Gruppe setzen. Der wohlmeinende moralische Vorwurf der Gutmenschengruppe an den zu Therapierenden in der Mitte des Stuhlkreises entspricht der Pisse der Stubenkameraden in der Dusche, das um seine Integrität erleichterte Opfer kann zukünftig auf die Anstrengungen des Ichseins verzichten und entledigt sich damit all seiner Probleme zugunsten eines als Katharsis empfundenen Eingehens in die Ich-ersetzende Gemeinschaft derer, die ihre Entleerung schon hinter sich haben. - Zweck und Gehalt der angeblich antiautoritären Gemeinschaftsrituale heutiger Psychotherapie sind identisch mit den angeblich gestrigen der Zurichtung des Subjektes zum bloßen Exemplar in den Kasernen der Kaiserzeit, den Wir-Freuden des NS und den heute skandalisierten anachronistischen Relikten männerbündlerischer Obszönität in Eliteeinheiten der Bundeswehr.
2.
Eine eifrig eifernde, jede Vermittlung mit Verweis auf angeblich nicht diskutierbare Notwendigkeiten und "wissenschaftlich" bewiesene - d. h. "ausgerechnete" (Annalena Baerbock) - Richtigkeiten ablehnende, dezisionistische Zwangsmaßnahmen fordernde und kulturrevolutionäres Neusprech betreibende Jugend, die heute als "FFF" in den Vordergrund tritt, von interessierten Medien massiv sichtbar gemacht wird und zunehmend auch die Zugangsvoraussetzungen zum Arbeitsmarkt (selbstverständliches Gendersternchensprechen) sowie das neue Bild deutscher Parteipolitik prägen soll, ist ebenfalls nichts Neues: Der Gestus der Alternativlosigkeit und unbedingten Sofortmüsserei wird heute von der Luisa-Neubauer-Elite bis in herunter in die konsensuale Breite der schulischen Krabbel- und Brabbelgruppen so totalitär mit der Rettung der Menschheit und der Gefahr der Zerstörung des Planeten begründet und in normativ drohende Gebärden von Tugend und Haltung gekleidet wie der Historiker es aus der deutschen Jugendbewegung des BDM und der HJ kennt. - Das zu schützende "Klima" der kulturrevolutionären digitalen Jugend ist als Kampfbegriff deutscher Rigidität nichts anderes als die "arische Rasse" ihrer analogen Braunhemden-Urgroßeltern.
Aspekte, Notizen
a.
Sohn-Rethel beschreibt den Kredit und die Spekulation auf zukünftige Gewinne als notwendiges Instrument zu dem Zweck, die Zirkulationszeit des Kapitals Null anzunähern.
Im Politischen entspricht dem eine Bestimmung des Dezisionismus der weltrettenden Basisgruppen als Zwangskredit auf die zukünftige Volksgemeinschaft einer dann vermittlungslosen, faschistischen Glücksgesellschaft zu dem Zweck, die Frequenz der bislang durch Blasenbildung unendlich prolongierten Überakkumulationskrisen Null anzunähern.
Die ökologisch-soziale Kulturrevolution der infantil auftrumpfenden, unvermittelt disruptiv agierenden "Zukunftskoalition" versucht, die Krisenlösung durch Senkung des Massenwohlstandes mittels eines ideologischen Kredites auf den ökonomischen Endsieg abzukürzen und die geschichts- und körperlose "Echtzeit des Kapitals" (Joachim Bruhn) ohne langwierige Anpassungsprogramme ins Werk zu setzen. - Das Kapital muss die Zeit abschaffen wollen. Gelingt dies, verwirklicht sich ökonomisch, politisch, sozial und kulturell der Umschlag von Produktion in Vernichtung, von Wertverwertung in Massenmord.
b.
die ehemaligen volksparteien werden nur noch in den altersheimen gewählt. die jugend wählt grün und fdp. das regieren funktioniert perfekt in zusammenhangsloser trinität: 1. tun, wofür man bezahlt wird, 2. erzählen, was gerne gehört wird und 3. eine agentur beauftragen, die beides zu einer auf allen kanälen pausenlos zu verschallenden "erzählung" verstrickt. alte und junge kohorte, einander verhasst im konkurrenzkampf um die letzten lebensmittel, erscheinen versöhnt als panisch-hysterischer gestor im gemeinsamen wunsch nach mehr tierwohl, einem gute-natur-gesetz im namen "zukünftiger generationen", d. h. noch nicht geborener wähler, sowie allgemein mehr familie und tribalismus.
c.
die lösungen der letzten krisenkampagnen der von schröder mit der agenda 2010 begonnenen und seitdem von merkel zuverlässig elaborierten katastrophenpolitik (eurorettung, flüchtlingsrettung, klimarettung, corona) bestanden in einer monströsen, zunächst kreditfinanzierten umverteilung zugunsten der dax-aktienblase und einer totalumstellung der wirtschaft auf subventionsbetrieb. in diesem spielen "haltungsfragen" eine ebenso vordergründige rolle wie in der zukünftigen ethik der sozialtransferbezugsbedingungen sowie außenwirtschaftlich im rahmen der ökologischen begründung schnöder protektionismuspolitik.
d.
"deutschland ist ein land mit migrationshintergrund", erklärte vorgestern das staatsoberhaupt, der deutsche bundespräsident steinmeier. - für die dax-konzerne gilt dies weitgehend schon lange, die größten anteilseigner der daimler-benz ag heißen china und kuwait. deutsche exkanzler beziehen ihre pension von der gazprom des zaren, deutsche kanzlerinnen sorgen für co2-sondersteuern auf erdgas und neue russische pipelines. deutsche innenstädte werden nach der volkshygienisch begründeten abschaffung allen öffentlichen lebens bedingungslos der informellen onkelwirtschaft und schariatischen clangewalt islamischer migranten übergeben. - in den apotheken heute keine medis, wenn china nicht liefert.
Aus: Phänomenologische Studien zum Feldpuff der Jetztzeit (Diss. Auchjauche / creative writing ag / 2021)
12. Oktober
Koll. Auchjauche kündigt Auszüge einer bei ihm angefertigten Dissertation an. Titel: "Oma Courage und ihre Enkel. Phänomenologische Studien zum Feldpuff der Jetztzeit".
Noch vor Tagesanbruch behelligt uns (und andere!) Pedell / Stallwache Frodermann mit seinen familiären Verwerfungen: Immerhin sind sie recht köstlich dargeboten:
Gesendet: Dienstag, 12. Oktober 2021 um 08:37 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: p.bahners@faz.de
Cc: redaktion@ga.de, h.stavoer@gmail.com
Betreff: kurruine bad godesberg / Ihre heutige faz kolumne "Henner war hier"
lieber dr. bahners,
die kurruine bad godesberg sollte "henner" (mit grosser wahrscheinlichkeit mein neffe hinrik stavoer, stud.iur.) keineswegs ein denkmal in form eines heilwasserspeiers errichten, wie Sie gegen ende Ihres launigen, o.a. beitrags vorzuschlagen die güte haben. der junge sollte besser presto agitato sein jurastudium an der bonner alma mater abschliessen, statt unseren einstigen maßnahmen, aktivitäten und happenings in der kurruine bad wilbad im schwarzwald - unter "Fozzo informiert!" legendenbildende lokalhistorie - nachzueifern, anderen falles wir ihm sämtliche boni (mietfreie villa in godesberg,mtl. apanage und erfrischungsgeld, faz- und playboy-abo usw. usw.) - erbe inkludiert - streichen werden!
zum hintergrund:
https://www.academia.edu/36541311/ENZDUELL
https://www.freilaufkaninchen.de/moral/badwildbad/satire.htm
durch journalistische aufmerksamkeit von Ihrer seite stacheln Sie den im kren guten jungen mann nur zu weiterem unfug an, weshalb ich Sie inständig um unterlassung dergleichen fürderhin freundlichst bitten wollte.
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Frank Budgens Buch über seinen Freund Joyce in einem Dubliner Antiquariat entdeckt. Legte es meiner Frau heute früh zu ihrem Geburtstag auf die Kissen.
Traum: Kaufte eine Zeitung. Sie kostete 2 Pfund 30. Ich hatte nur ein Pfund bei mir und gab sie dem Händler. Er gab mir 1 Pfund 30 retour.
Diogenes: Meine Tonne ist dein Haus.
Regen, aber nicht müde.
10. Oktober
Weibertragik:
"den sexuellen konkurrenzkampf weiterzuführen bis zur bahre" / Brecht, Arbeitsjournal 13. Feburar 1942
Gelegentlich einer Rezension eines neuen Buches der Soziologen Andreas Reckwitz und Hartmut Rosa fragt sich und ihre Leser die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung heute leutselig "Braucht die Spätmoderne keine Ironie mehr?" Soziologische Doppelgestirne solchen Schlages und ideologischen Formates machen wehmütig, denkt man an Horkheimer und Adorno: aus universellen Intellektuellen im Medienzeitalter wurden "Profiteure der Mediokrität" (H. E. Dohrendorf) in der postdemokratischen Gesellschaft, aus Kritik Haltungs- und Gesinnungsflaschner und aus akademischem Ethos Primat universitärer Koterie. - In ihrer Ausgabe vom 28. März 2018 hatte sich und ihren Lesern die FAZ eine andere Frage leutselig gestellt: "Ein Adorno für unsere Zeit?" und darauf folgenden Bescheid erteilt bekommen : "Gewitzte Idioten wie Hartmut Rosa hätten vor 1933 auf den Namen Hanussen gehört, den Nazis die Karten gelegt und mit den Mittelnd der Astrologie den richtigen Zeitpunkt für den Nürnberger Parteitag errechnet -" Joachim Bruhn: Echtzeit des Kapitals, Gewalt des Souveräns. Deutschlands Zukunft in der Krise. in: J.B., Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie derr Nation. Freiburg i. Br., 2019 S. 242.
Pumpgenie
"Dialog. 1980. Torweg mit Flieder USA. Zeit: Frühling
Sie: (das Buch "Wie man Schmarotzer loswird" beiseite legend) Ich habe lange nachgedacht. Wie war doch der
Name der Familie, die dort drüben in Europia ewig in Schwierigkeiten war?
Er: (greift einen Becher) Das fragst du mich.
Sie: Der Mann war, glaube ich, auf einem Auge blind. War es Wallenstein?
Er: (stellt den Becher wieder hin) Jucious!
Sie: Jucious! Das war der Name! Ich wußte, daß es etwas mit Schottland zu tun hatte."
James Joyce in einem Brief an Mrs. Jolas 7. September 1940 (zit nach Richard Ellman, James Joyce. dt. Suhrkamp 1994 S. 1080)
Keine Präsenzveranstaltungen im Wintersemester! Doch Obacht: Mein Arno-Schmidt-Oberseminar "Ich bin erst sechzig" (Bargfelder Ausgabe I, 4) wie gewohnt im Cafe Wellenbrink!
9. Oktober
ad "väterlose Töchter", (s. Eintrag vom Vortag): "Sie haben ihre Gewalttätigkeit gegen sich selbst gekehrt und zerstören sich; von ihren Vätern kaltgestellt, machen sie sich aus Rache zu Krüppeln. Paul Nizan, Aden - Die Wachhunde. (zit. nach: Liliane Siegel, Mein Leben mit Sartre. dt. Düsseldorf, 1989 S. 139)
Wieder in Finnegans Wake. Die eingefügte Abbildung im ersten Teil der Stündel-Augabe (1993) bekanntlich aus Book of Kells (Tunc crucifixerant xpi cum eo du/os latrones. Math. Ev.) "Bekanntlich" - leicht hingeschrieben. Doch mir musste erst der überaus freundliche und stets hilsbereite Fritz Senn aus Zürich auf meine Nachfrage ein Licht aufstecken. Ohne "bekanntlich" in seine klärende Antwort einzuflechten. Herzliche Grüße von der Liffey an die Limmat, an den grössten Joyceaner neben Joyce!
Heute zum Dinner mit Freunden meiner Gattin verabredet. Ausreden unmöglich! Sie kennt mich besser als Kafka sich kannte. - Über den feuilltonisiert heute in der FAZ der Augsburger Germnist Mayer. Bei Beiträgen wie seinem über Kafkas Weltaneignungsversuchen bin ich immer an die Rehe und Hirsche erinnert, die sich im Wald nach Salzlecksteinen umsehen: wie das scheue Wild im Wald, geht der Philolge im Blätterwald um, und sucht nach Möglichkeiten seinem Beruf gemäß tätig zu werden, d.h. nach salzigen Lecksteinen.
8. Oktober
Vor dem Gericht
Eine juristische Ballade
Dies ist das Paradies? Wo ist sein Wall?
Wo seine Hut?
Lord Byron, Cain (II,1)
Angekagter:
Nicht für mich, für einen andern bitt' ich!
Gericht:
?
Angeklagter:
Für meinen Kurt, für meinen Wellensittich!
Gericht:
Es ist ein bunter Vogel nur!
Angeklagter:
Ich sag Euch, was ihm widerfuhr:
Bevor er Vogel ward, war er ein Zecher,
Wir leerten manchen scharfen Becher.
Doch Räusche, die vertrug er schlecht,
War doch nur ein entwöhnter Knecht,
Ein Hundsfott nur, aus lauter Kinderseelen,
Oft sah ich andere ihn quälen.
Er quälte selber sich und soff,
Bis Unrat schal von seinen Lippen troff;
Er fluchte Gott, sah sich nicht vor;
Just da stand Jener vor dem Tor,
Nach seinem Knechte Kurt zu seh'n,
Ihn wohl zu segenen, im Vorübergeh'n.
"Mein Kurt", sprach Gott zu sich, "so betete er nie.
Zur Strafe sei er Federvieh,
Und friste hinfort seine Tage
Inmitten grellster Menschenplage."
(Fortsetzung folgt)
Die Wirtschftskrise wirft ihre Schatten voraus: dem Vernehmen nach ist die Produktion von "Hausieren verboten!"-Schildern in Süddeutschland wieder angelaufen.
Geschwätziges Romanmachwerk über Thomas Manns Hinterladereisehnsüchte usw. des hiesigen Poeten Colm Tóibín zum Danaergeschenk erhalten. Viktor Manns "Wir waren fünf" war schon kaum mehr als Kirrung. Muss das Colm schonend beibringen.
Beim Abendessen erzählt einer davon, wie die eine Mutter seiner einen Tochter aus Rache für sein Fremdgehen das Mädchen ihm so nachhaltig entfremdete, dass er es bis heute, da sie längst eine Frau von vierzig Jahren ist, nicht kennengelernt hat. "Ich wäre auch sehr traurig, sehr wütend gewesen und hätte ihn meinen Hass noch besser spüren lassen können", entgegnete ihm meine Gattin, "doch hätte ich den Mut zu einer solchen Niedertracht, das Kind vom Vater gänzlich abzutrennen, niemals aufbringen können." - Manchmal ist das Unterlassen ein Zeichen größeren Takts. In seinem Arbeitsjournal berichtet Brecht unter dem 29. Juli 1942 von einem Zusammentreffen mit Arnold Schönberg. Im Zusammenhang mit einer erfolgten Vollendung der Schubertschen Unvollendeten durch einen Dritten meinte dieser zu Brecht, er, Schönberg, könnte es besser machen, aber er würde es nicht wagen.
6. Oktober
Sturlese-Festschrift eingetroffen. (Brepols Publisher 2021). Der Beitrag Ruedi Imbachs, eine "gelehrte und nichtsdestotrotz persönliche Geschichte der Bochumer Schule" (1971-1995) macht deutlich, dass die hin und wieder, hier und da vermisste "Kritische Scholastik" der "Kritischen Theorie" in Bochum arbeitete. Die Bochumer Schule war eine Dependance der Frankfurter.
s. auch: https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/rezensionswesen/kritische-schlittenhunde
Neues vom Pedell Frodermann:
Gesendet: Mittwoch, 06. Oktober 2021 um 09:05 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Franz.Knappik@uib.no, daniel.james@uni-duesseldorf.de
Cc: ymelame1@jhu.edu, holunder@uni-bockwurst.edu, rlb43@psu.edu, behringer@mx.uni-saarland.de
Betreff: Ihr heutiger faz beitrag // hegels rassismus, "hermeneutik des wohlwollens" versus inquisition am katzentisch
guten morgen herr dr. knappik und herr dr. james,
zunächst besten dank für Ihren o.a. beitrag, der, nach den erfolgten exkommunikationen/relegationen humes und kants, einen neuen tiefpunkt kritischer kritik darstellt.
(der nächste wird sich vermutlich einstellen, sobald man sich in Ihren kreisen einer aufgeklärten islamverachtung von schopenhauer bis horkheimer zuwendet oder entdecken wird, dass adornos rede von "negerstudenten in oxford" in seiner minima moralia um vieles verwerflicher sei als etwa heideggers nazitum., das man eher als "kulturelle aneignung" zu bewerten habe usw.)
Ihr beitrag ist ein beleg der analysen clemens nachtmann in seinem essay "die feine gesellschaft und ihre freunde. eine übung in dialektischer anthropologie", die in den ausgaben 76 und 77 der zeitschrift BAHAMAS im jahr 2017 erschienen, und
in denen er u.a. einen ubiquitär agierenden und ausgestellten "anti-rassismus" als zeitgemässe erscheinugsform konformistischer kritik fasst, mehr noch: als ein nachwesen nationalsozialistischer ideologie.
inhaltlich richten sich Ihre ausführungen selber - wie Sie etwa darauf kommen, von einer "heroisierung der philosophiegschichte" zu salbadern, erschliesst sich dem leser so wenig wie Ihre sinnentstellende deutung von hegels
kammerdiener-notiz aus seinen vorlesungen zur geschichtsphilosophie:
Für einen Kammerdiener gibt es keinen Helden, ist ein bekanntes Sprichwort; ich habe hinzugesetzt - und Goethe hat es zehn Jahre später wiederholt -, nicht aber darum, weil dieser kein Held, sondern weil jener der Kammerdiener ist. Dieser zieht dem Helden die Stiefel aus, hilft ihm zu Bette, weiß, daß er lieber Champagner trinke usf.
und dass hegel rassist war, obwohl er raynal und destutt de tracy kannte, scheint Ihnen so klar wie den damen butler und haslanger die soziale konstruktion von geschlecht, obwohl sie doch kritische theorie kennen.
hegel war bekanntlich dialektiker und als solcher bekennender sünder (säufer, rassist usw.)
im hexenhammer von heinrich kramer und jacob sprenger, - da wir nicht zu den "hemeneutikern des wohlwollens" zählen, denen ja auch Sie in Ihrem artikel eine absage erteilen, dürfen wir offen sprechen - den Sie, gleichsam als neue inquisitoren und reinigungskräfte, in Ihrem "hegelhammer" haben auferstehen lassen, lesen wir dazu:
"Wenn keine Begehung der Sünde gefolgt wäre, sondern sofort die Bekräftigung (des Guten), dann würde immer verborgen bleiben, was für Dank man Gott für das Gute schuldet, was die Macht des Sündigens vermocht hätte, und vieles andere."
(heinrich kramer, der hexenhammer/malleus maleficarum ed. jerouschek und behringer dtv 2000 s. 300)
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Der Tübinger Kollege Braungart macht aktuell den ulkigen Werbeonkel für sein einsturzgefährdetes Fach, die Germanistik:
Ob er damit, also als Menschen- und Studentenfischer durchkommt, bleibt abzuwarten, sind seine Köder doch allzu fad und seine Performance allzu drittklassig.
5. Oktober
"Leichte Fettleber" diagnostizierte mein irischer Arzt, der ganz gewiß eine schwere hat, bei meiner gestrigen Generaluntersuchung. Habe beim Abendessen den Aperitif ausfallen lassen. (Kann aber unmöglich zur Gewohnheit werden!)
Eingetroffenen Broschüre aus der Heimat erinnert an "Dr. Bräsigs Kamingespräche". Es handelt sich um einen besorgten Lagebericht zur deutschen Universität aus der Feder des Germanisten Peter A. Alt. (Exzellent? Zur Lage der deutschen Universität. 2021) Solch paränetisches Schrifttum ist schwer erträglich, stehen doch heute an allen Ecken und Speakeasys die Mahner und Warner und warten auf Freier. nota bene als Antidot:
http://redaktion-bahamas.org/auswahl/web57-1.html
"Manche Frauen sind mit den Jahren nicht mehr appetitlich und ihre Männer lassen sie darum dann liegen." So der kuriose Kommentar zur u.a. Stelle der insgesamt wahrhaft kuriosen Kommentierung der ins Plattdeutsche übertragenenen Erzählung "Ein betrüblicher Fall" aus Dubliners von James Joyce. (Dubliners, plattdeutsch. Übersetzt und kommentiert von Herbert Seltenarm. #bockpress# 2021) Joyce: Er hatte seine Frau so gründlich aus der Galerie seiner Vergnügungen gestrichen, daß der Verdacht, ein anderer könnte sich für sie interessieren, ihm gar nicht kam. (ibid.)
Hörst du nicht die Sänger klagen,
In den Rosen vorn am Tor?
Niemals werden sie's erjagen,
Sagst du' ihnen selbst nicht vor.
3. Oktober
The Germanic Review (3 / 2021) Themenheft Heimat.
Heimat, Kindheit: Zu deren Zusammenhang das Finale von Ernst Blochs "Das Prinzip Hoffnung":
"Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."
Heute, im Neusprech-Zeitalter der Einfachen bzw. Leichten Sprache, klingt das so:
"Das, was den Namen Heimat uneingeschränkt verdient, kann man nur - und auch nur, wenn man Glück hat - in der Kindheit erfahren und als Erinnerung mit in ein neues Zuhause tragen"
"So verquastes Zeugs?!", wird man sagen, "Das kann nur von einem deutschen Literaturprofessor sein!" Und in der Tat, Kollege Kiesel aus Heidelberg radebrecht in seiner Deutung eines Gedichts von Ulla Hahn (Hugo-Dittberner-Parnass- und Pfuhlbedarf) -
jungle.world/artikel/2019/17/du-dachst-mich-spitz
-
in der Frankfurter Anthologie (Andacht zum Kleinen FAZ 2. Oktober 2021) munter drauflos. Seine ölige Andacht zur Andacht - "Gedichte können alles Mögliche sein, nicht zuletzt auch mitgeteilte Erfahrungen." (ibid.) - macht schläfrig wie früher Laudanum oder schlechtes Koks.
(Pietro Aretinos "Stellungen" in Stellung gebracht.)
2. Oktober
10 Thesen über Pessimismus
1
Auch der Pessimismus hat bessere Tage gesehen: war er zu Schopenhauers und Mainländers Zeiten noch
ein ideologischer Ozean, so ist er längst zur Haltungspfütze, Gesinnungslache von Sonderlingen verkümmert (wie der Optimismus zum sozialen Wundbrand vereitert). In Zeiten von Nudging, Framing und semantischer Willkür kann man hinsichtlich seiner Zukunft nurmehr vorsichtig pessimistisch sein.
2
Der Vorwurf der Schwarzseherei richtet so wenig gegen den Pessimisten aus wie der Vorwurf des Geizes gegen
den Geizigen.
3
Melancholie ist kein Ingrediens des Pessimismus, allenfalls sein Inbegriff.
4
Primzahlen sind Pessimisten.
5
Analog zum vierfachen Schriftsinn - buchstäblich, allegorisch, anagogisch und moralisch -
ist ein vierfacher Pessimismussinn auszumachen: wässrig, feurig, erdig und luftig.
6
Nachdem die Ataraxie der Stoiker, die Apatheia der Mönche zum Zynismus der Kaufleute geworden war,
blieb den Nachgeborenen der Gemischtwarengnosis nur der Hinterhalt des Pessimismus zum Verzehr
übrig.
7
Das Zögerliche gibt - und erhält - dem Pessimismus seinen Takt.
8
Pessimismus ist Fehlerkorrektur.
9
Sobald die Maschinen lügen gelernt haben, werden sie authentisch pessimistisch sein können, d.h. keine Maschinen mehr sein.
10
Pessimismus, grammatisch Superlativ, ist der Komparativ der Skepsis:ihre mißgelaunte Nachgeburt.
30. September
Mag mich an Festschriften nicht mehr beteiligen! Die alte Witwe des Kollegen Verweyen (obiit 2012) hat mich aufgefordert, etwas zur posthumen Festschrift ihres Gatten beizustusteuern. Ich erinnere mich an die Affäre Verweyen, dokumentiert in dem Beitrag eines Lokalhistorikers zur Otto-Künne-Kontroverse im Sommer 2008 in der lippischen Kurruine Bad Salzuflen (S.39f.):
http://www.rosenland-lippe.de/wp-content/uploads/2017/12/Rosenland-07.pdf
Soll sie doch den Schmarrn wieder abdrucken lassen, alte Gans!
Gedichte von Nora Ephron (1941-2012) "Was ich vermissen werde" und "Was ich nicht vermissen werde". Noch in deutscher Übersetzung erschütternd herbstlich.
Shopping mit meiner lieben Frau. Ihr zuliebe Anprobe Anzug eins und zwei. Der Schneider amüsiert. Später am Pool.
29. September
Ich selber habe keinen Abe Ravelstein an meiner Seite.
von Richard Griffith
"Die Dummheit flatterte mit schweren Flügeln über das Land, aber es gab keinen Krieg."
Julien Green, Von fernen Ländern (Epilog)
Anregung zweiter Ordnung
Ein Schriftsteller namens Benjamin Quaderer erhielt den Uwe-Johnson-Förderpreis zur Förderung seiner Schriftstellerei (FAZ 29.September 2021) und macht gleich auf Gesine Cresspahl: was der die New York Times war, ist ihm die FAZ, die ihn "bei meiner Arbeit als Schriftsteller anregt".
Der solcherart Angeregte las in der FAZ (22.Juli 2021) von seinem Preisgewinn. Manchmal sei die Zeitung so dick, dass der Postbote sie "mit Gewalt in den Briefkasten pressen" muss, vermeldet er lügnerisch unter anderem in seiner anwanzenden Dankesrede, die heute ausgerechnet die FAZ abdruckt.
Seit Jahrzenten, das weiss jede durch die FAZ Angeregte, ist das Blatt so dünn, dass es bequem durch jeden Türschlitz rutscht. Seine Tage sind gezählt, wie die aller Printmedien.
27. September
Gesendet: Montag, 27. September 2021 um 08:10 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: martin.hoffmann@uni-muenster.de
Betreff: Ihr heutiger faz beitrag
guten morgen herr dr.hoffmann,
besten dank für Ihren o.a. beitrag zum thema "triage in coronazeiten".
die nachrangige versorgung subjektiv-vorsätzlich ungeimpfter corona-patienten - Sie nennen es "posteriosierien" - kann sittlich sein, niemals ihre legitimierung.
vgl.. walter benjamins diktums aus "einbahnstrasse": Die Tötung des Verbrechers kann sittlich sein – niemals ihre Legitimierung.
Ihr "Prinzip der fairen Risikogleichheit" (offenbar ein spätes echo auf hans jonas' '"Prinzip Verantwortung") aber ist nur rabulistik:
denn nirgendwo ist dieses vermeintliche "prinzip" in geltung! vom risiko mittel-,arbeits- oder obdachlos usw. zu werden,
ist bekanntlich nicht jedermann gleichermassen bedroht.
nach dem bekannten wort anatole frances ist es zwar millionären wie bettlern verboten unter brücken zu schlafen, doch fairerweise schlafen dort millionäre nie.
beste grüße
ralf frodermann
26. September
Schreibfehler des Pedells Frodermann wurden stillschweigend korrigiert:
Gesendet: Sonntag, 26. September 2021 um 12:35 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: auchjauche@uni-bockwurst.edu, holunder@uni-bockwurst.edu
Cc: jrosenfeld@wustl.edu, j.kaube@faz.de
Betreff: you're read what you're worth / notiz
jake rosenfelds neues buch "You're paid what you're worth: and other myths of the modern economy" (2021) -
im wesentlichen ein relaunch bzw. sequel der arbeit von john r. hicks "The theory of wages" london, 1932 -
an dem der schmock und faz-chefideologe jürgen kaube in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung vom 26. september 2021 sein post-ideologisches mütchen kühlt, ratifiziert nur einen alten befund karl marx':
"Die Bewußtlosigkeit über dies Resultat ihrer eigenen Analyse, die kritiklose Annahme der Kategorien 'Wert der Arbeit',
'natürlicher Preis der Arbeit' usw. als letzter adäquater Ausdrücke des behandelten Wertverhältnisses, verwickelt, wie man später sehn wird, die klassische politische Ökonomie in unauflösbare Wirren und Widersprüche, während sie der Vulgärökonomie eine sichere Operatonsbasis für ihre prinzipiell nur dem Schein huldigende Flachheit bot."
Karl Marx, Das Kapital (Band 1 VI. Abschnitt 17. Kapitel "Der Arbeitslohn")
nota bene:
im gegensatz zu kaubes unkritischen expektorationen ex faz-cathedra, wonach der begriff "arbeitsmarkt" abgeschafft werden sollte, bleiben seröse ökonomen der auffassung, dass die arbeit abgeschafft gehöre:
https://www.krisis.org/1999/manifest-gegen-die-arbeit/
---------------------------
Gesendet: Sonntag, 26. September 2021 um 13:06 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: ms3035@columbia.edu
Betreff: Ihr beitrag in der heutigen frankfurter allgemeinen sonntagszeitung
sehr geehrter herr prof. kieserling,
besten dank für Ihren o.a. beitrag.
dass ein professor of journalism* der columbia journalism school (columbia university new york)
auf die idee kommen könnte, in sachen journalismus irgendwie anders als pro domo zu sprechen, war nicht zu erwarten.
prof. schudsons* apologie des journalismus - Journalism: why it matters. cambridge, 2020 - ist reine reklame, public
relation-literature mit trostcharkter für journalistikstudenten, und läuft nur darauf hinaus, dem längst vollzogenen eintritt ins post-journalistische post-truth-zeitalter und dem mißmut, der trauer darüber nolens volens ausdruck zu geben.
mit freundlichen und verbindlichen grüßen
ralf frodermann
*Sie apostrophieren ihn irreführend als "Historiker und Soziologe von der Columbia University"
25. September
Heute wendet sich unser Pedell und Hilfs-Ideologe Frodermann - fortiter in re, suaviter in modo - an einen Frankfurter Chef-Ideologen:
Gesendet: Samstag, 25. September 2021 um 08:27 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: j.kaube@faz.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr leitartikel "Sanfte Ideologie" faz heute
lieber herr kaube,
dass der begriff "ideologie" "seit Längerem nur noch als Schimpfwort verwendet" würde, wie Sie in Ihrem o.a. beitrag
schreiben, gilt sicher nicht allgemein. hier und da mag er in pejorativem gebrauch sein ( s. odo marquards "abschied vom prinzipiellen") , andernorts dagegen in kritischem (s. magnus klaues faz-beiträge).
Ihr heutiger leitartikel macht die probe auf exempel, indem er gerade darstellt, was er zu dementieren sucht: eine allerorten vorherrschende ideologische wassersucht der wasserträger des spektakel-zeitgeistes aus klamauk und zinnober.
solch performativen widerspruch hat terry eagleton aufs schlagendste dargetan in den beiden motti - eigentlich eine mottimontage - seines einschlägigen werks "Ideologie. Eine Einführung" dt. 1993 (engl. original 1991): es handelt sich um zwei bemerkungen richard rortys, dessen eine die andere aufhebt.
"Es ist erstaunlich, wie subtil, einfallsreich und schlagfertig Menschen beweisen könne, daß sie unzivilisiert und dumm sind."
(ibid. Einleitung)
nice weekend und beste grüße
ralf frodermann
S. auch den aktuellen Beitrag Frau Sanders' zu einem äusserst populären Ideolgem der Gegenwart:
Habe meine Hobbes-Ausgabe per Post kommen lassen. Endlich auch die deutschsprachige Neuedition des "Dialogs zwischen einem Philosophen und einem Juristen über das englische Common Law " (Meiner Verlag 2021) wieder in Händen. Seine "Elemente der Philosophie" bleiben Grundnahrungsmittel jedes gebildeten, englischen Konservativen. Die jüngste Ausgabe der Hobbes Studies (Band 34 Ausgabe 1 April 2021) allerdings selbst hier in Dublin schwer aufzutreiben.
Wind, Hotelbar, angenehme Geselligkeit. Am Abend Barbecue mit Krustentieren u.a.
24. September
"Ich bin nicht Moses Herzog, aber ähnlich im Arsch", meinte gestern ein amerikanischer Kollege, der einige Zeit am Trinity verbringt und dort über Post-Truth-Era liest. Nach einige Drinks begann er über die Rose im Kreuz der Gegenwart zu faseln, meinte aber offensichtlich nicht Hegels Vernunft, sondern eine Prostituierte aus Cork, die er an Wochenenden trifft.
supplementum zu sachlichen romanzen
schon lange lag der abschied auf der lauer,
sein auftritt war umflort von trauer;
sie sagte scheu zu ihm, dem kleinen rädchen:
"leb wohl!" - ein großes wort für'n kleines mädchen.
22. September
Unser Pop-Pedell:
Gesendet: Mittwoch, 22. September 2021 um 08:51 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: jens.ole.schneider@uni-jena.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in der heutigen faz
Die Leute und die
Thiere waren auf dem Felde.
Friedrich Spielhagen, Problematische Naturen Band 1 Berlin, 1862 s. 48
guten morgen herr dr. schneider,
zunächst besten dank für Ihren o.a. beitrag zu leif randts vermeintlicher "erneuerung des bürgerlichen romans" in seinem
prosawerk "allegro pastell", im wesentlichen ein elaborat aus dem umkreis berliner pfahlbürgerschaft um den dortigen kollwitzplatz.
freilich kann hier von erneuerung so wenig die rede sein wie von allem bloß aufgewärmtem!
vielmehr bezeugt sauer-schale schrifttum randtscher qualität nur form und ausweis eines
selbstbewussten kiez-kleinbürgertums, das sich für die verwegene und zuweilen verruchte
avantgarde nachbürgerlicher spätmoderne liebt mißzuverstehen. es handelt sich um junge rentiers, erben und andere couponschneider und fliegenepiker.
dass die deutsche literaturwissenschaft der gegenwart solchem galimathias - wie manchen anderen (durs grünbein e tutti quanti) - mit eifer auf den gelehrten leim geht, verdiente eigens der betrachtung.
vgl:
"die feine gesellschaft und ihre freunde" von
clemens nachtmann
in: BAHAMAS heft 76 und 77 2017
sowie den
film von mike judge IDIOCCRACY 2006 zum dessert.
zur adäquaten dimensonierung des "bürgerlichen romans" s.:
leo löwenthal: das bürgerliche bewußtsein in der literatur.
= schriften 2 suhrkamp 1990
freundliche grüße
ralf frodermann
21. September
Man bezichtigte uns agonaler Invektivität! In einem Vortrag über Saint Simon (1675-1755) und Johann von Besser (1654-1729) - Berichterstattung von Höfen / Saint Simon, von Besser und die Zeremonialwissenschaft ihrer Zeit - war mir nach der Zwischenfrage eines jungen Privadozenten o.ä. rausgerutscht, er möge auf mich und meine Antwort einige Minuten in seinem akademischen Welpenzwinger warten.
Chamissos Brocken-Gedicht (Im Herabsteigen des Brockens): inwendig, anti-spinozistisch, Fichte-Ich-Erotik, Naturabsage:
Bin nicht auf dem Blocksberg
Nicht beim Hexentanz,
Bin im warmen Neste
Bei der Liebsten ganz.
"Bitte bringen Sie meine Gottähnlichkeit Ihrer Gattin schonend bei." - So gestern Abend an der Hotelbar ein amerikanische Geschäftsmann oder Hochstapler, nachdem ich ihm gesagte hatte, ich sei mit meiner Frau verabredet und könne darum seine liebenswürdige Einladung zum Essen durchaus nicht annehmen.
20. September
Kollege Auchjauche schreibt mir, dass man, statt heute Schulen und Universitäten zu digitalisieren, diese zunächst einmal alphabetisieren sollte. - Gut gebrüllt, Hauskatze.
19. September
semper idem:
Gesendet: Sonntag, 19. September 2021 um 09:34 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: christian.joppke@unibe.ch
Betreff: Ihr beitrag in der heutigen frankfurter allgemeinen sonntagszeitung
sehr geehrter herr prof. holzer,
zunächst besten dank für Ihr o.a. beitrag, in dem Sie eine arbeit christian joppkes aus Theory and Society (vol. 50 issue 5 august 2021) zum zusammenhang von populismus, neoliberalismus und multikulturalismus referieren.
schön und gut sind immer solch soziologische impromptus, erinnern sie doch an das bekannte hobbit-sprichwort
Whoever says something that has never been said before,
will probably say something that will never be said again!
will sagen, sie richten kaum erkennbare erkenntnis (vulgo:schaden) an.
anders verhält es sich etwa mit einem ungleich brisanteren zusammenhang zwischen liberalismus und autoritarismus:
"Der charismatisch-autoritäre Führergedanke ist schon präformiert in der liberalistischen Feier des genialen Wirtschaftsführers, des 'geborenen' Chefs."
herbert marcuse, der kampf gegen den liberalismus in der totalitären staatsauffassung.
in : kultur und gesellschaft 1 20. auflage suhrkamp 2011 s.32
nota bene:
http://redaktion-bahamas.org/artikel/2016/73-die-volkspartei-des-gesunden-menschenverstandes/
http://redaktion-bahamas.org/aktuell/2018/01/19/hilfe-die-rechtspopulisten-kommen/
freundliche grüße
ralf frodermann
Wir fahren an die Küste. - Heute Abend zwei alte Filme zum Lehrerleben: Die Saat der Gewalt, ein amerikanischer Streifen von 1955, und der Klamotte Der Pauker, eine Art Feuerzangenbowle redux aus dem Jahr 1958. Wenig macht bis heute den Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem deutschen kulturindustriellen Filmschlamassel deutlicher.
18. September
Schon mit einem Sonderband der Zeitschrift SOZIALE WELT aus dem Jahr 1988 ("Kultur und Alltag" Hg. von Hans-Georg Soeffner) zeichnen sich Konturen einer Soziologie der Stubenfliegen ab, welche heute im akademischen Bereich tonangebend ist. "Haustiere als kommunikative Ressourcen" lautet ein Aufsatztitel, "Kaffeefahrten und Altenkultur" ein anderer.
discite moniti
holt der rohling aus zur drohung,
lass dir's eine warnung sein;
doch ziehst du keinen schluss
aus diesem schuss,
schlägt er dir den schädel ein.
Aus unseren eher privaten Forschungen zum Islam:
Da lag sie, eine finstere, schwermüthige Masse, von schlecht zubehauenen Steinen erbaut. Ein viereckiges, schwerfälliges Monstrum der Kunst, plump und roh in seiner Anlage und Ausführung, wie es das Kindheitsalter barbarischer Tempelarchitektur erzeugt hatte.
Heinrich von Maltzan, Meine Wallfahrt nach Mekka. Zweiter Band Leipzig, 1865 S. 24
Im Forum des Online-Magazins Sehepunkte - 21 2021 Nr. 9 - stellt der Bonner Orientalist Stephan Conermann "Neuere Forschungen zur Sklaverei" vor. Sämtliche Rezensionen einschlägiger Zeitschriften und Bücher stammen aus seiner Feder. Ein Buch ward vergessen: Jonathan A.C. Brown: Slavery and Islam, Oneworld Publications, London 2019. Auf Nachfrage schreibt er, der in der Regel nichts übersieht, uns, man werde diese bisher offenbar übersehene Publikation in einem nächsten Forum zum Thema berücksichtigen.
16. September
Michael Krüger, Verlegerlyriker und Produzent taub-poetischer Nüsse, hat wieder eine ausgeschieden und zum Knacken hingelegt. In der heutigen FAZ ist sein lyrischer Ausfluß mit dem Titel Fadenscheinig zu lesen. Der Mann leidet ohne Zweifel an morbus scribendi im Endstadium. Wer, wie Krüger, es über sich bringt, einen prätentösen Blödsinn wie Als kürzlich ein befreundeter Philosoph zum Essen kam in seine fade Erlebnislyrik Fadenscheinig fadenscheinig einzuschalten, kann mit Nachsicht nur noch engster Freunde rechnen.
Vgl.:
Heute Ausfahrt mit einigen Opelfreunden. Kapitän, 2,6 Baujahr 1962. Gleich vier von ihnen!
14. September
Notiz zu Thomas Manns Joseph:
"...und man findet, daß diejenigen, die sich am häufigsten und und stärksten verstellen, eines melancholischen Temperamentes zu seyn pflegen." Johann Elias Schlegel, Betrachtung über den Charakter Josephs in Ansehung seiner Aufrichtigkeit (Werke Bd. 3 Kopenhagen und Leipzig, 1764 S. 453ff. )
Vor 15 Jahren
Leute wie die Publizisten Günter Blöcker (1913-2006) und Walter Boehlich (1921-2006) sind im heutigen Literaturbetrieb, der im wesendliche eine verunglückte Simulation des gestrigen darstellt, undenkbar. Um so (un)erfreulicher, wenn sie hin und wieder darin doch einmal wieder auftauchen. In ihrer gestrigen Ausgabe, die mir hierorts erst heute unter die Hände kommt (meine Gattin hatte sie verlegt?, versteckt?, verloren?), druckt die FAZ vorab einige Briefe Boehlichs, unter ihnen auch einen vom 24. Juni 1963 an den "lieben Herrn Adorno". Boehlich macht in seiner Zuschrift den launigen Klugscheisser mit halbernstem Klassenprimushintergrund, indem er Adorno mittels eines Marx-Zitates ("aus dem 14. Kapitel des 15. Abschnittes" - gemeint ist der fünfte Abschnitt RH - "des 1. Buches (sic!) des 'Kapitals' "auf dessen und Marxens Mehrwert-Theorie, will sagen auf ihre Inkongruenz meint hinweisen zu müssen. Eine Antwort Adornos ist nicht überliefert. Ein Kommentar Marxens doch gleichwohl: "In der platten Ebene erscheinenauch Erdhaufen als Hügel; man messe die Plattheit unserer heutigen Bourgeoisie am Kaliber ihrer 'großen Geister'" ( Marx, Das Kapital. Erster Band. V. Abschnitt. 14. Kapitel)
12. September
Unser Pedell jetzt auch Bildungsexperte:
Gesendet: Sonntag, 12. September 2021 um 09:29 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: holunder@uni-bockwurst.edu
Cc: martin.neugebauer@fu-berlin.de, post@literaturagentur-brinkmann.de, andre.kieserling@uni-bielefeld.de, Boris.Holzer@uni-konstanz.de, g.wagner@faz.de, h.schmoll@faz.de
Betreff: notiz zur bildungssoziologie
"Unverkennbar besitzt der Lehrberuf, verglichen mit anderen akademischen Berufen wie dem des Juristen oder des Mediziners, ein gewisses Aroma des gesellschaftlich nicht ganz Vollgenommenen."
T. W. Adorno, Tabus über den Lehrberuf
nach filmen wie "der wald vor läuter bäumen" von maren ade 2003, "herr bachmann und seine klasse" von maria speth 2021 - nolens volens nur material zum befund christoph türckes in seinem buch "Lehrerdämmerung. Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet" 2016 - und nach vielen schulmassakern und deren filmischer rezeption ("bowling for columbine" von michael moore 2002) wirkt eine soziologische analyse mit dem titel "Macht Ähnlichkeit den Unterschied? Wenn sozioökonomisch benachteiligte Schülerinnen und Schüler von sozial ähnlichen Lehrkräften unterrichtet werden." von c.ostermann und m.neugebauer in der kölner zeitschrift für soziologie und sozialpsychologie juni 2021 , (s. gerald wagner dazu in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 12. september 2021 s.56.
mit dem stahlgewitternden opferstolz herrn wagners, dessen buch "Dabeigewesen. Ein Versuch über den Stolz". konstanz university press, 2020
verlagsankündigung:Dieses Buch dokumentiert einen gescheiterten Selbstversuch: den Versuch, Stolz zu empfinden auf die Leistungen eines deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg kann die abrechnung niklas franks mit seinem vater aus dem jahr 1987 als erledigt gelten) eigentümlich läppisch und unangemessen.
um so mehr, da offensichtlich ist, dass solches schrifttum einzig der mästung von publikationslisten, doch keineswegs irgendeiner "erkenntnis" dient oder nur dienlich sein kann.
nebbich:
wer irgend kann, schickt seine kinder ohnehin seit langem auf internate wie salem, roßleben oder das institut auf dem rosenberg. sog öffentliche schulen samt personal - und sei es so prima und anfassbar wie unser lehrer dr. specht oder sein aktueller avater herr bachmann - gelten in weiten, noch bildungsaffinen kreisen in der bundesrepublik bekanntlich als pädagogische no go areas!
Ralf Frodermann
10. September
Am gestrigen Abend kurze Lesung aus unserer Neuübersetzung der zweiten und neunten Satire Juvenals. "Was aber gibt es Abscheulicheres als einen schwulen Geizkragen?" "Oder ist's vielleicht angenehm und leicht, den Schwanz dir geradewegs ins Gedärm zu rammen und dabei auf das Dinner von gestern zu stossen?" (ibid. 9, 27-54) Die Obszönität Juvenals kostet ihm heute Leser, zu anderen Zeiten hat gerade sie sie ihm zugetrieben.
Duetto Notturno
Hat denn der Schlaf dir nichts zu sagen?
Hast du ihm nichts mehr anzutragen?
Willst du denn nicht vergessen mehr?
Fällt das Erinnern dir nicht schwer,
An jene Tage, die verronnen?
Ich saufe längst aus andern Bronnen,
Und schlafe nicht, um zu vergessen.
Ist Hunger etwa Grund zu essen?
9. September
Unter den Schriften des Kollegen Aberfett auch:
Was ist das Schweigen Gottes gegen das Schweigen meiner Ex-Frau?
Ein Scheidebrief
Ist die private Altersvorsorge in Sichtweite? Das beamtete Baby bald glücklich? Sie- bitte um die Erlaubnis zu siezen-, Sie können es nicht wissen, vielleicht wissen Sie es aber doch, dass seit Mai 1983 kein Tag vergangen ist, an dem ich nicht...Ja, Sie wissen es!
Wohin mit den Vertraulichkeiten, wenn nicht in ruhigere Fahrwasser. Alles übrige wiegt Geld auf, und eine private Krankenkasse.
Ich bin mein Kunde, Sie sind Ihr Kunde.
Und bricht einmal doch der Trauer Damm, dann lad’ die Biber ein. Die machen noch aus Trümmern was, Trümmerbiber.
Die Bilderfreundin kennt den Ursprung der Welt, fällt nicht gleich in Ohmacht beim Erscheinen neuer Vaginabiographien.
Fragte mich einst: „Ist das schön?“
Das schwarze, schwere Telefon wohnte im gelben Telefonhaus. Telefonieren bei Blitzschlag untunlich? Im Mai 78 keine Spur davon!
Ich sehe die Glückliche; vornehmer Gang, die ganze Haltung Haltung, keine Geste ohne Schwung, Schnittmenge Lachen und das Weinen.
Falschheit allen Luxus dürfte immer noch unstrittig sein. Hatte mir den eines Fehlers erlaubt, „da, wo sie lieben, begehren sie nicht und da, wo sie begehren, können sie nicht lieben“.
Ha, da leiere ich mir eben noch die retrospektive Zuversicht aus den Rippen und gleich lache ich bitter auf. Was sagen Sie dazu! Sie sagen nichts?
Was ist das Schweigen Gottes gegen Ihr Schweigen? Der Hass ist abgekühlt wie die Reue. Usur, Usur, Usur.
(Es war einmal ein Hut,
Der hatte eine Wut
Auf einen andern Hut.
Das tat ihm gar nicht gut.)
Verschont bisher von: Nicht verschont bisher von:
Leistenbruch 1. Haarausfall
Herzinfarkt 2. Armut
Zwerchfellbruch 3. Trunksucht
Impotenz 4. Fettleibigkeit
Osteoporose/Krebs 5. Redefluss
Die Kunst des Vergessens, so weit wir jedenfalls auch nur vorgeben würden zu wissen, ist ein Taschenspielertrick. Keiner muss den mehr erlernen, er ist unnütz.
Erinnerung kann man eine Form geben. Aber man muss es nicht tun.
Bitte seien Sie so freundlich und berücksichtigen die Portoerhöhung ab 1. Januar 2013.
Als wir uns noch zu schreiben pflegten, kostete ein Brief, in dem alles stand, sechzig Pfennige, oder?
Erwin Aberfett XI 2012
semper idem, Schreibfehler hat der pedell zu verantworten:
Gesendet: Donnerstag, 09. September 2021 um 08:57 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: birte.foerster@uni-bielefeld.de, armin@nassehi.de, sek.nassehi@soziologie.uni-muenchen.de
Betreff: Ihr heuitger faz beitrag
guten morgen frau dr. förster und herr prof. nassehi,
zunächst besten dank für Ihren beitrag in der heutigen faz.
wie immer bei derartigen interventionen - ihr urbild bleibt poppers "die offene gesellschaft und ihre feinde" - spürt der leser sogleich die absicht und ist verstimmt.
Ihr mix aus behauptungen und verlautbarungen, aus plädoyer und paränese, verrührt
mit verquastem bildungsabhub kantischer provenienz im tonfall des proseminars in leichter sprache: "Für Immanuel Kant war Willkür der Gegenbegriff zu Freiheit." ibid.
(ob mit phrasen dieser art kants dritter antinomie der tranzendentalen dialektik in seiner kritik der reinen vernunft
auch nur annähernd beizukommen ist, scheint mehr als fragwürdig. vgl. t.w.adornos vorlesung vom 26. januar 1965 "zur lehre von der geschichte und von der freiheit" suhrkamp 2001 s.244ff.")
drückt in akademisch-wattierter, gleichsam in kultursensibler form nur aus, was im wirtschaftsteil der faz vom gleichen tag klar ausgesprochen wird: "Impen lassen oder draufzahlen"
eindringlicher als Ihr beitrag ist die bereits einige monate alte analyse justus wertmüllers in:
http://www.redaktion-bahamas.org/
auf die ich mir hinzuweisen erlaube.
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Die ersten Tage in Dublin sehr angenehm. Man kümmert sich rührend um uns. Gin Tonic nicht unter 15€.
7. September
Silex scintillans - Titel der neuen Aphorismussammlung des Kollegen Auchjauche. (#bockpress# 2021) Man hat sich noch kaum vom Titel seines Bandes "ParaLyrik, paralytisch" (#bockpress# 2020) erholt.
"Statt auf das Gotttesverhältnis gründet sich in der Hotelhalle die Gleichheit auf das Verhältnis zum Nichts." Siegfried Kracauer, Die Hotelhalle (in: Das Ornament der Masse. Essays)
Im Wellness-Bereich unseres Hotels finde ich eine alte Ausgabe von The Cambridge Quarterly (Volume Twenty-Two Number Three 1993). Darin die Besprechung der Collected Writings Zelda Fitzgeralds (S. 327ff.) Manche Dinge wollen sich finden lassen; liber absconditus.
5. September
Kafkas Eckermann Gustav Janouch notiert ein Wort seiner bewunderten Bekannten, das heute nicht mehr wahr ist: "Dummheit ist menschlich." Dummheit ist unmenschlich geworden.
Von unserem Pedell Frodermann - langsam spielt sich der subalterne Hilfsrottel in die Rolle meines Eckermanns - erreicht mich einmal mehr unaufgeforderte Post:
Gesendet: Sonntag, 05. September 2021 um 11:13 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: pbergema@uci.edu
Betreff: Ihr beitrag in der heutigen frankfurter allgemeinen sonntagszeitung
sehr geehrter herr prof. kieserling,
vielen dank für Ihren o.a. beitrag.
Ihr kurzreferat eines artikels von dr. bergemann in der "american sociological review" zum phänomen
des denunziantentums ("Jemand musst Josef K. verleumdet haben...") wirkt nicht nur prima vista wie eine, freilich ganz redundante, fussnote zu einer bemerkung adornos in seiner vorlesung vom 14. juli 1964:
"Wenn Sie gewisse empirische Studien analysieren, wie Sie sie etwa im 'American Journal of Sociology' lesen können, wird (sich) Ihnen die ungeheure Geschliffenheit des methodischen Apparats, der sich der fortgeschrittensten mathematischen Apparatur bedient, bei völliger Dürftigkeit und Irrelevanz der dabei herausschauenenden Resultate geradezu aufdrängen."
Theodor W. Adorno: Philosophische Elemente einer Theorie der Gesellschaft Suhrkamp 2008 S. 175
wichtiger als die von herrn bergemann erneut ratifizierten banalitäten scheint uns etwa die tatsache, dass die "geheime staatspolizei" (gestapo) während des krieges die bevölkerung dazu ermahnte,
weniger und nicht jeden umstand zu melden, weil diese behörde sich weder weder personell noch organisatorisch in der lage sah, allen hinweisen (darunter eben vielen falschen, was die gestapo zu diesem aufruf mitveranlasste!) nachzugehen.
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Morgengymnastik, zum Lunch in die City.
2. September
Unsägliche Neuverfilmungen alten Plunders: Felix Krull und Schachnovelle. Auch das Genre des Schmachtfetzens hat weiß Gott bessere Tage gesehen. Corona - nach der Schauspielerin Corona Schröter, Muse von Weimar - ist ein Roman der Philologin Jutta Hecker. Er erschien in zweiter Auflage 1971 in Ost-Berlin (mit Goethe-Motto!). Besser man hätte das Geld der beiden Neuverfilmungen in die Verfilmung der unbekannten Schmonzette aus der Zone gesteckt. Wegen des Titels allein wäre heute ein kleiner Kassenerfolg drin gewesen. mit einem bildungsbürgerlichen Kinopublikum ist heute nicht mehr zu rechnen, Thomas Mann und Stefan Zweig sind Allotria in Gips. Corona sells!
Unser Pedell Frodermann selbst in den Semesterferien früh auf den Beinen:
Gesendet: Donnerstag, 02. September 2021 um 07:52 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: wegener@uni-potsdam.de
Cc: "Helmut Glueck" <helmut.glueck@uni-bamberg.de>, walterk@statistik.tu-dortmund.de
Betreff: Ihr faz beitrag in der heutigen faz
guten morgen frau prof. wegener,
haben Sie vielen dank für Ihre heutige intervention in der faz.
ich erlaube mir, Ihnen aus gegebenem anlass unsere zuschrift an prof. lobin zur kenntnis zu geben,s.u.
so dankbar unsereins für Ihr - und anderer emiritierter wie peter eisenberg und helmut glück - lingusitisches troubleshooting im gender-zoo sein muss, der narrentanz der jungen wird so bald nicht aufzuhalten sein.
hochachtungsvoll und mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
Gesendet: Dienstag, 31. August 2021 um 10:10 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: lobin@ids-mannheim.de
Cc: j.v.altenbockum@faz.de
Betreff: Fw: rezension Ihres buches "sprachkampf" in der faz heute
kleiner nachtrag zum untertitel Ihres werks:
zwischen argumentum ad res und argumentum ad hominem hat ein germanist in früheren zeiten
sogar an volksschulen noch zu unterscheiden gewusst.
hochachtungsvoll
Ralf Frodermann
PS
ein alter kollege schrieb mir vorhin nach lektüre der rezension Ihrer schrift
"in paskis- und afghanistan wird nicht nur gegendert, sondern auch gesteinigt".
Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/
https://sites.google.com/view/universitaetbockwurst
"Das behutsame Sichabschliessen, die Verwandlung der Kommunikation
in unverbindliche Geselligkeit, der Formen wesentlichen Verkehrs
in verschleiernde Konventionen ist immer zugleich ein Absinken des
geistigen Lebens."
Karl Jaspers, Die Idee der Universität
Gesendet: Dienstag, 31. August 2021 um 07:51 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: lobin@ids-mannheim.de
Betreff: rezension Ihres buches "sprachkampf" in der faz heute
guten morgen herr prof. lobin,
sehr unterhaltsam der halbverriss Ihrer kampfschrift in der heutigen faz
durch herrn von altenbockum.
eine seriöse diskussion des gender-unfugs hätte sich an arbeiten christoph türckes zu messen,
etwa an dessen beitrag in der faz vom 17. juni 2021 zu aspekten der sprachmagie.
und an:
https://www.chbeck.de/tuercke-natur-gender/product/30962631
nicht aber an jenen verlautbarungen und behauptungen von böcken, die man zu gärtnern gemacht hat.
beste grüße
ralf frodermann
September 2021
Dublin The Shelbourne Hotel
"Hallen undenkbarer Schlichtheit, und nirgends
ein Ort." C. Notteboom, Abschied (5) dt. suhrkamp 2021
Ankunft: Hallen umvordenklicher Schönheit, Orte überall! Suite im dritten Stock, Irish Times ab Mitternacht vor der Tür. Die nächste Zeit werden wir hier verleben. Das Wintersemester 2021/22 findet, was mich betrifft, zwischen Trinity und Hotelbar statt!
Pedell Frodermann 1:
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx
Gesendet: Montag, 30. August 2021 um 11:37 Uhr
An: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: uni bockwurst postings // ad grünbein faz 28. august 2021
Durs Grünbein - Hermann Löns der Berliner Republik -, weder verwandt noch verschwägert mit Bendix Grünlich, scheint sich bereits so historisch geworden zu sein wie weiland der alte Goethe oder der junge Thomas Mann.
In einem pontifikalen Beitrag für die FAZ vom 28. August 2021 singt er in einem höchst lächerlich
"Ein Brief an Europa" betitelten Stück, vornehmlich in der dritten Person, ein biederes Hohelied auf Europa, das er offenbar auch heute noch für lobpreisbar hält.
Der Leser mag froh sein, dass der Dichter nicht gleich noch die EUROPERAS seines Musikerkollegen
John Cage dranhängt, sondern sich mit einer Art Europahymnenversion von "Heil dir im Siegerkranz" zufrieden gibt.
Die Scheinwelt der Europäischen Union von Thomas Becker( BAHAMAS Heft 72 2015)
sei ihm dringlichst zur widerborstigen* Lektüre anempfohlen.
* http://www.zeno.org/Literatur/M/Sachs,+Hans/Gedichte/Spruchgedichte+(Auswahl)/Heinz+Widerporst
nota bene:
Pedell Frodermann 2 (eine Art Kommentar zu Nietzsches Oh, meine Brüder, bin ich denn grausam? Aber ich sage: was fällt, das soll man auch noch stoßen!):
Gesendet: Mittwoch, 01. September 2021 um 09:02 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: klaus.birnstiel@uni-greifswald.de
Betreff: causa giffey / Ihr beitrag in heutiger faz
guten morgen herr prof. birnstiel,
besten dank für Ihren o.a. beitrag.
in den "geständnissen eines hochstaplers" von gert postel (einem grundlagenwerk des plagiatewesens) - "doktorspiele" eichborn 2001 - lesen wir im vorwort des münsteraner professors gert von berg:
"Sein sichers Gespür für die Bedürfnisse und Schwächwn dieser Institutionen und Personengruppen hat ihn immer wieder befähigt, über alle Grenzen seines eigentlichen Standes, seiner formalen Bildung hinweig sich seinen begehrten Objekten zu nähern, ihre sprache nachzuahmen, ja sich ihnen in gewisser Weise anzuverwandeln." ibid. s.10
dies dürfte weitestegehend auch für die betrügereien und diesebzüglichen kompetenzen frau giffeys zutreffen.
Ihre abschließende frage, wem die neuerlichen angriffe gegen giffey nutzen, ist scheinheilig und regt nur zur gegenfrage an:
wonach fragt, wem nutzt Ihre cui-bono-frage?
freilich frohlocken die politischen gegner frau giffeys einmal mehr, doch auch die wissen, dass sie, obwohl vollständig und doppelt und dreifach kompromittiert, weiterhin nicht den rücktritt von allen ämtern erwägt, sondern die berliner bürgermeisterschaft.
da ankläger vom schlage ciceros ausgestorben sind, plagiatejäger einen noch schlechteren ruf als kopfgeldjäger geniessen,
können betrüger wie giffey so unbeschwert agieren, überdies in zeiten, da formalqualifikationen kaum noch als notwemdige bedingungen zu lukrativen jobs in politik, wirtschaft und verwaltung gelten und alles akademische in weiten kreisen
der gesellschaft verachtet wird.
freundliche grüße
ralf frodermann
Ralf Frodermann
Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit
m/w/d aus dem Geist des Platonismus / Platons Symposion (189d,e):
Denn erstesn gab es drei Geschlechter von Menschen, nicht wie jetzt nur zwei, männliches und weibliches, sondern es gab noch ein drittes dazu, welches das gemeinschaftliche war von diesen beiden, dessen Namen auch noch übrig ist, es selbst aber ist verschwunden.
Transgender aus dem Geist des Neronismus / Suetons Nero-Biographie (28,1) 6. Buch seiner Kaiserviten:
Den jungen Sporus ließ er entmannen und versuchte sogar eine GEschlchtsumwandlung vorzunehmen. (puerum Sporum exectis testibus etiam in muliebrem naturam transfigurare conatus)