4.2.2.1 Der Hitzeindex - die gefühlte Temperatur

Manche Wettervorhersagen führen insbesondere im Winter Wetterkarten auf, bei denen eine „gefühlte Temperatur“ dargestellt ist. Die gefühlte Temperatur wird im Vergleich zur tatsächlichen Temperatur im Bereich unter 5°C durch den Wind herabgesetzt und bei über 27°C durch die relative Luftfeuchtigkeit gesteigert. Zur Berechnung wird der sogenannte Windchill bzw. der Heat-Index verwendet[1]. Da der Autor davon ausgeht, dass keine nennenswerten Zehnkämpfe bei Temperaturen unter 5°C ausgetragen werden, ist für die gefühlte Temperatur in dieser Arbeit lediglich der Heat-Index relevant und das aus gutem Grund: Die relative Luftfeuchtigkeit, also das prozentuale Verhältnis der tatsächlich enthaltenen und der maximal möglichen Masse an Wasserdampf in der Luft, kann die Kühlung des Körpers beeinträchtigen. Speziell beim 1500m-Lauf, bei dem die aerobe Ausdauer die Oberhand gewinnt (siehe Abbildung 20 im kommenden Kapitel), kann auf der Haut bei hoher Luftfeuchtigkeit pro Zeiteinheit weniger Schweiß verdunsten, als bei niedrigerer Luftfeuchtigkeit, weil die Luft bereits mehr Wasserdampf beinhaltet. Somit muss der Körper bereits ohne eine Steigerung der Temperatur mehr schwitzen, was nach Weineck (2010) zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt und damit zu einer progressiven Einschränkung der Ausdauerfähigkeit führt[2]. Die gefühlte Temperatur berechnet sich aus der absoluten Temperatur (umgerechnet von °F in °C) und der relativen Luftfeuchtigkeit mit nachfolgender Formel. Je kälter die Luft ist, desto weniger Wasserdampf kann sie aufnehmen. Daher macht es wenig Sinn, eine hohe relative Luftfeuchtigkeit bei niedrigen Temperaturen zu berücksichtigen. Folglich ist die Formel nur für Temperaturen ab 27°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit ab 40% ausgelegt[3]. Um die endgültige Punktzahl der Rieger-Punktewertung später leichter berechnen zu können, ist zusätzlich die Excel-Formel angegeben.

=WENN(ODER(T<27;φ<40);T;-8,784695+1,61139411*T+2,338549*φ-0,14611605*T*φ-1,2308094*10^(-2)*T^2-1,6424828*10^(-2)*φ^2+2,211732*10^(-3)*T^2*φ+7,2546*10^(-4)*T*φ^2-3,582*10^(-6)*T^2*φ^2)

HI = Hitze-Index (gefühlte Temperatur) [°C]

T = tatsächliche Temperatur [°C]

φ = relative Luftfeuchtigkeit [%]

In bestimmten Erdregionen kann die gefühlte Temperatur erheblich von der absoluten abweichen. Beispielsweise herrschten laut der meteorologischen Onlineplattform „Wetteronline“ am 12. Juli 2011 im saudi-arabischen Dammam 44°C Lufttemperatur, während durch die relative Luftfeuchtigkeit von 53%[4] die gefühlte Temperatur auf unglaubliche 72,5°C anstieg. Daher macht es Sinn, die absolute und die gefühlte Temperatur in der späteren Standardisierung als zwei unterschiedliche Größen zu betrachten. Dies ist zwar möglichweise in den meisten Fällen aufgrund einer relativ geringen Abweichung nicht nötig, allerdings kann die Rieger-Punktewertung somit auch in Extremsituationen ohne Bedenken zum Einsatz kommen und damit ihre große Flexibilität unter Beweis stellen.

[1] [6], de Haas (2002), 1. Absatz

[2] vgl. [46], Weineck (2010), S.1020

[3] [36], Rothfusz (1990), S.2

[4] [47], Wetteronline, Unterseiten Rückblick\Diagramme\Asien\Vorderasien\Saudi-Arabien\Dammam