Erdmuth Dorothea Reuß

Erdmuth Dorothea von Zinzendorf, geborene Reuß-Ebersdorf

Erdmuth Dorothea Reuß wurde am 7. November 1700 in Ebersdorf geboren und verbrachte hier ihre Kindheit und Jugend im herrschaftlich-reußischen Schloss. Ihre Eltern hatten eine eigene pietistische Hofgemeinde gebildet und erzogen ihre Kinder im Spenerschen Sinne zur Herzens-frömmigkeit und einem Christentum der Tat. 1721 lernte Erdmuth Dorothea den Grafen Zinzendorf kennen, als dieser seinen Freund Heinrich XXIX. – Erdmuths Bruder - besuchte. Am 7. September 1722 fand im Ebersdorfer Schloss die Trauung statt. Zinzendorf hatte seine Frau von vornherein auf eine »Streiterehe« vorbereitet, in der nicht das persönliche Glück der Eheleute, sondern die gemeinsame Arbeit für das Reich Gottes im Vordergrund stehen sollte. Der Gräfin, einer sehr klugen und lebenstüchtigen Frau, waren in diesem Konzept alle wirtschaftlichen und finanziellen Aufgaben zugedacht. Sie übernahm die Verwaltung von Berthelsdorf, Zinzendorfs Gut in der Oberlausitz. Dazu kam die Betreuung der neuen Siedlung Herrnhut, wo Zinzendorf Glaubensflüchtlinge aus Mähren aufgenommen hatte. Hier entstand unter Zinzendorfs Leitung die Herrnhuter Brüdergemeine, an deren Aufbau und Fortbestand Gräfin Erdmuth entscheidenden Anteil hatte. Sie sorgte viele Jahre lang für einen soliden finanziellen und wirtschaftlichen Rahmen der rasch anwachsenden Gemeinschaft.1732 wurde der Gräfin die „Ortsherrschaft“ in Berthelsdorf und Herrnhut übertragen, als Zinzendorf aus Sachsen verbannt wurde. Lange Zeit war sie gleichzeitig Gutsherrin in der Oberlausitz und „Hausmutter“ der „Pilgergemeine“, die mit Zinzendorf im Exil lebte. Als offizielle Vertreterin der Brüdergemeine unternahm sie Reisen nach Dänemark, Livland und Russland.Nach 1743 zog sie sich aus gesundheitlichen Gründen mehr und mehr ins Privatleben zurück. Sie hatte zwölf Kinder geboren, von denen aber nur vier das Kleinkindalter überlebten. Mit ihrem gesunden Realitätssinn war sie die unentbehrliche Ergänzung zu Zinzendorfs Genialität, in ihrer Frömmigkeit, die in ihren vielen Gedichten und Liedern Ausdruck fand, ein Vorbild für die Gemeine.Erdmuth blieb immer mit Ebersdorf verbunden und war mehrmals zu Besuchen hier, so wie auch ihre Mutter und ihr Bruder, der regierende Graf Heinrich XXIX. mit Gräfin Theodora in Herrnhut Besuche machten. Von Juli bis Oktober 1724 waren Graf und Gräfin Zinzendorf in Ebersdorf, als ihr erster Sohn Christian Ernst geboren und hier getauft wurde.

1732 weilte die Gräfin mit einigen Ihrer Kinder für einige Wochen in Ebersdorf. Weitere Besuche erwähnt die Ebersdorfer Chronik aus den Jahren 1735, 1742 (um zwischen Herrnhut und Ebersdorf „eingerissene Widrigkeit und Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen“), 1744 und 1746.

Von der Gemeine sehr geliebt und verehrt starb Erdmuth von Zinzendorf am 19. Juni 1756 in Herrnhut.

Zinzendorf sagte von ihr: "... sie hat regiert mit Rat und Verstand der Schrift. Sie hat geistliche Lieder gedichtet... Ihr Lob wird nicht untergehen."