Auguste Caroline Sophie Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, geborene Reuß-Ebersdorf
Auguste Reuß-Ebersdorf war eine der schönsten Frauen ihrer Zeit und hat für ein weltberühmtes Gemälde Modell gestanden. Und sie wurde durch ihre Heirat und ihre 9 Kinder zur Stammmutter des europäischen Hochadels.
Geboren wurde sie am 19. Januar 1757 im Ebersdorfer Schloss. Ihr Vater war der regierende Graf Heinrich XXIV. Reuß-Ebersdorf, die Mutter eine geborene Gräfin Karoline zu Erbach-Schönberg. Auguste war das älteste Kind.
Von ihren drei Brüder und drei Schwestern überlebten nur zwei Schwestern und der spätere Landesherr Heinrich LI. das Kindesalter.
Augustes Eltern waren „Herrnhuter“. Eine Ansiedlung dieser auch „Brüdergemeine“ genannten Glaubensgemeinschaft bestand seit 1746 in Ebersdorf. Augustes Großvater Heinrich XXIX. war mit dem Gründer der „Herrnhuter“ Ludwig Graf von Zinzendorf befreundet, und da Zinzendorf Ermuth Dorothea Reuß-Ebersdorf heiratete, auch verschwägert gewesen.
Dieser Hintergrund war prägend für die lebenslange tiefe Gläubigkeit von Auguste. Sie wurde, wie damals üblich, privat im Schloss unterrichtet und erzogen und auf eine standesgemäße Heirat vorbereitet. Und bald schon fiel eine Besonderheit ins Auge: ihre Schönheit. Davon können wir uns heute noch ein Bild machen, denn im Alter von 18 Jahren stand sie dem Porträt- und Landschafts-Maler Johann Heinrich Tischbein Modell für dessen bekanntestes Gemälde „Artemisia“.
Augustes Vater, Heinrich XXIV., hatte den Auftrag zu diesem Bild – es ist 95 x 72 cm groß - erteilt und 100 Gulden dafür bezahlt. Das entsprach ungefähr dem Wert von zwei Ochsen.
Tischbein malte nicht einfach ein Porträt von Auguste, sondern ließ sie Modell stehen für das Gemälde „Artemisia“, einem Motiv aus der Antike. Damit schuf er ein weltberühmtes Werk - und wir können Augustes Schönheit noch heute bewundern.
Aber Schönheit ist vergänglich und was nützt eine noch so schöne Tochter, wenn sie im kleinen Ebersdorf versauert, wo sich gewiss die standesgemäßen Ehekandidaten nicht die Klinke in die Hand gaben. Deshalb ließ Heinrich XXIV. das Bild auf dem „immerwährenden Reichstag“ in Regensburg ausstellen, mit der Absicht, Auguste an einen der dort versammelten Reichsfürsten zu verheiraten. Die erhoffte Wirkung trat auch – zumindest teilweise - tatsächlich ein, denn der 25jährigen Erbprinz Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld entbrannte in glühender Zuneigung zu der abgebildeten jungen Frau.
Er erwarb das Gemälde für 400 Gulden, so dass sich die Aktion für Heinrich XXIV. zumindest finanziell gelohnt hatte. An eine Heirat von Franz und Auguste war allerdings nicht zu denken, da bereits eine Ehe zwischen Franz und Prinzessin Sophie von Sachsen-Hildburghausen vereinbart war. Und auch an dem Bild konnte sich Franz nicht lange erfreuen, denn es wurde ihm schon auf der Rückreise von Regensburg nach Coburg geraubt und blieb dann viele Jahre verschollen. Franz heiratete also Sophie. Als diese aber noch im selben Jahr an der Influenza starb, konnte er 1777 dann doch seine große Liebe, die inzwischen zwanzigjährige Auguste heiraten.
Auguste von Sachsen-Coburg-Saalfeld gebar in den Jahren 1778 bis 1792 neun Kinder. Zwei starben frühzeitig. Die anderen gelangten durch vorteilhafte Heiraten in hohe und höchste Positionen innerhalb der Adels-Dynastie – und Auguste wurde zur Stammmutter bedeutender europäischer Königshäuser.
In dieser umsichtigen Heiratspolitik spielte Auguste durchaus eine aktive Rolle.
So reiste sie, als die russische Zarin Katharina die Große für ihren Enkel, den Großfürsten Konstantin, eine Frau suchte, mit ihren drei ältesten Töchtern zur Brautschau nach St. Petersburg. Die Reise hat sich gelohnt, denn der 16-jährige Großfürst (oder seine Großmutter) entschied sich für die 14-jährige Juliane und heiratete sie 1796. Damit war das Coburger Herzogtum in der großen Welt des Adels „salonfähig“ und auch die anderen Kinder Augustes profitierten davon.
Ihre Kinder waren:
Sophie (1778-1835). Sie heiratete den Grafen Emanuel von Mensdorff-Pouilly.
Antoinette (1779-1824). Sie heiratete Alexander von Württemberg, einen jüngeren Bruder Friedrichs, des ersten Königs von Württemberg.
Juliane Henriette Ulrike (1781-1860). Sie wurde 1796 als Anna Feodorowna die Frau des russischen Großfürsten Konstantin, einem Bruder der Zaren Alexander I. und Nikolaus I.
Ernst (1784-1844). Er trat als Ernst I. das Erbe seines Vaters als Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld an.
Ferdinand (1785-1851). Er ist der Vater von Ferdinand II., König von Portugal, und Großvater von Ferdinand I., Zar von Bulgarien.
Viktoria (1786-1861). Sie heiratete Eduard August Herzog von Kent (einen jüngeren Sohn König Georgs III. von England) und wurde die Mutter von Victoria, Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien. Die jetzige Queen Elisabeth II. ist also eine Urururenkelin von Auguste Reuß-Ebersdorf.
Marianne Charlotte (1788-1794) starb als Kind.
Leopold (1790-1865). Er war von 1831-1865 als Leopold I. erster König von Belgien.
Maximilian (1792-1793) starb als Kleinkind.
Herzogin Auguste von Sachsen-Coburg-Saalfeld, geborene von Reuß-Ebersdorf starb am 16. November1831 in Coburg und wurde an der Seite ihres Gatten im Coburger Mausoleum beigesetzt.