Johann Amos Comenius (Jan Amos Komensky) - 1592-1670
Es ist die Zeit von Galileo Galilei, Johann Kepler, Isaak Newton, Francis Bacon, René Descartes.
Geboren wurde J. A. Comenius in Ostmähren, wahrscheinlich in Nivnice. Sein Vater war Mitglied der Brüder-Unität, einer evangelischen freikirchlichen Gemeinschaft, aus der die Herrnhuter Brüdergemeine im 18. Jh. hervorging. Nach dem Theologiestudium in Herborn und Heidelberg wurde Comenius in seiner Heimat 1614-1618 Rektor der Lateinschule in Prerau. 1618 heiratet er seine erste Frau Magdalena Vizovská und übernahm in der an der Grenze zu Schlesien gelegenen Stadt Fulnek seine erste Pfarrgemeinde.
Hier trafen verschiedene Glaubensrichtungen zusammen und aufeinander. So musste Comenius eine ungewöhnlich hohe Feinfühligkeit und Einfühlungsvermögen besitzen. Es war sicherlich kein Zufall, dass gerade Comenius dorthin berufen wurde, beherrschte er doch mehrere Sprachen und besaß eine ausgesprochen große Friedfertigkeit.
Im selben Jahr brach der Dreissigjährige Krieg aus, und zwang Comenius mehrfach zur Flucht. Er verlor Haus und Bibliothek.
Der katholische Glaube wurde zur Staatsreligion erklärt und das evangelische Bekenntnis zum Staatsverbrechen, denn Kaiser Ferdinand II. (1619-37) wollte unter allen Umständen das "cuius regio, eius religio" (wer regiert, bestimmt auch die Art der Religion) durchsetzen. So standen die Einwohner vor der Wahl, binnen 6 Monaten auszuwandern oder dem evangelischen Glauben abzuschwören. Eine grosse Emigrationswelle setzte ein und verstreute die evangelischen Christen in verschiedene Länder Europas: Polen, Ungarn, Deutschland und die Niederlande. Etwa 30.000 Familien verleißen ihre Heimat - eine halbe Million Menschen. Diese leidvollen Erfahrungen trieben Comenius zu seinem Lebenswerk: die Suche nach Versöhnung und Ausgleich zwischen den Konfessionen; Einrichtung eines Friedenskonzils - eine Art heutige UNO; wissenschaftliche Erkenntnisse sollten zur Verbesserung und Erleichterung des Lebens dienen. Comenius schrieb verschiedene Erziehungswerke, die bis heute in der Pädagogik bahnbrechend sind.
So lebte in ihm der Glaube, dass das Gute im Menschen durch eine richtige Erziehung geweckt werden könne.
Was wir heute als „nichtautoritäre“ Erziehung verstehen und zu praktizieren versuchen, findet in Comenius einen Vorläufer. So war ein Motto von ihm: »Alles fließe von selber! Gewalt sei den Dingen ferne.«
Er nennt vier Bildungsstadien:
1. Mutterschule: 0.-6. Lebensjahr: Kind soll seine äußre Wahrnehmungen und Sinne bilden
2. Muttersprachschule: 6.-12. Lebensjahr: Bildung der inneren Sinne und Vorstellungskraft und des Gedächtnisses
3. Lateinschule 12.-18. Lebensjahr: dient zur Weiterentwicklung und Vervollkommnung
4. Universität: höchste Vervollkommnung des Willens und des Intellekts
Die Schule soll grundsätzlich für alle offen sein, nicht nur für Kinder der Reichen und Vornehmen, sowohl für Jungen als auch für Mädchen, in Städten und Dörfern.
Warum:
1. Weil alle Menschen dazu geschaffen sind, Mensch zu sein,
2. weil es bei Gott kein Ansehen der Person gibt, den wenn nur einige zur Bildung zugelassen werden und andere davon ausschließen, dann handeln wir ungerecht nicht nur gegenüber den Menschen unserer Natur sondern auch gegenüber Gott,
und
3. weil wir nicht wissen, wozu ein Mensch durch Gottes Vorsehung bestimmt wurde.
Comenius wies darauf hin, dass der Mensch eine Würde empfing, wie sie keinem anderen Geschöpf zuteil wurde, da Gott ihn nach seinem Bilde schuf. Innerhalb der begrenzten Zeitlichkeit ist ihm alles möglich. Das heisst aber auch, dass Weltflucht dem Christen nicht ansteht.
1624 heiratete Comenius in zweiter Ehe Maria Dorothea. Er führte Reisen bspw. nach England und Schweden durch, wo er eine Schulreform durchführen sollte.
1648 wurde Comenius zum Bischof der Brüder-Unität gewählt. Im selben Jahr beendet der Westfälische Friede den Dreißigjährigen Krieg. Von diesem Friedensschluss wurde auch die Anerkennung der Brüder-Unität als ev. Kirche erwartet. Dies erwies sich jedoch als Trugschluss und führte weiter zur Vertreibung der Brüder-Unität. Comenius verfasst Trostschriften zur Stärkung der Gemeindemitglieder, die unter der Verfolgung litten.
In seinem »Vermächtnis der sterbenden Mutter, der Brüder-Unität« ruft er zur Ökumene auf, verbunden mit einem Segenswunsch. Sechs Anliegen gibt Comenius weiter:
1. Liebe zur Wahrheit soll das tschechische Volk behalten und suchen
2. Bibelstudium (Kralicer Übersetzung)
3. Liebe der Disziplin und Zucht
4. Eifer um Einheit des Volkes Gottes
5. Pflege und Reinheit der Muttersprache
6. eine bessere, gründlichere und fruchtbarere Erziehung der Jugend
Nach dem Tod von Maria Dorothea ging Comenius 1649 die dritte Ehe mit Johanna Gajus ein. Er erhielt einen Ruf nach Sárospatak (heutiges Ungarn) an das Fürstenhaus Rákoci. Seit 1654 wohnte die Familie in Lissa (Polen). Zwei Jahre später wird der Ort verwüstet; Camenius verliert fast seine gesamte Habe. Alle seine Bücher, Skizzen, Handschriften und Bilder verbrennen, u. a. ein tschechisches Wörterbuch, ein Werk 40jähriger Mühe.
Comenius emigriert im selben Jahr nach Amsterdam. Am 15. November 1670 stirbt er im Exil in Amsterdam und wird in der Wallonischen Kirche in Naarden beerdigt.