Upaya - Übersicht

Die Upaya der Sati-Zen-Sangha

Die Übungen oder Hilfsmittel auf dem Sati-Zen-Weg sind vielfältig wie ein schöner Garten. Wir legen grossen Wert auf eine möglichst ganzheitliche Praxis, die die verschiedenen Bereiche unseres Lebens mit einbezieht. Als Grundlage vergegenwärtigen wir uns den Achtfachen Pfad des Buddha und schauen, welche Bereiche wir vertiefen können. Wir erkennen dabei sogleich, dass z. B. die (Sitz-)Meditation ein äusserst wertvolles Übungselement ist, jedoch genauso die Rechte Rede oder andere Aspekte des Pfades, die insbesondere die komplexe Welt der Beziehungen mit einbeziehen. Wir reduzieren daher nicht alles auf das Zazen, wie die Sitzmeditation in den japanischen Schulen genannt wird. Im Achtfachen Pfad des Buddha wird jeder Aspekt mit dem Wort samma ergänzt und präzisiert, was meist mit "recht" übersetzt wird. Es heisst jedoch viel eher "ganzheitlich, umfassend", und weist auf die Verwobenheit eines Aspektes mit allen anderen Aspekten hin.

Wir haben uns in unserer Schule auf eine überschaubare Auswahl an Hilfsmitteln beschränkt, die wir hier als unsere Übungswege vorstellen wollen. Wie bereits erwähnt, taucht in diesem Zusammenhang oft die Frage auf: Braucht man dies oder jenes wirklich für eine gute Praxis? Nun, wir können unser Essen durchaus direkt mit den Händen einnehmen, und dies ist in einigen Welt-Regionen auch Teil der jeweiligen Kultur. Beim Zubereiten des Essens wird es ohne Hilfsmittel hingegen schon schwieriger. Und genauso ist es in unzähligen Bereichen des Lebens. Upaya sind hilfreiche Mittel und es gilt auch hier, zwischen Abhängigkeit und Wertschätzung zu unterscheiden.

Individueller Übungsweg

Bei der Sati-Zen-Praxis liegt es in unserem eigenen Ermessen zu entscheiden, mit welcher Intensität wir diesen Weg gehen und mit welchen der hier beschriebenen Upaya wir üben wollen. Im Austausch mit den Lehrenden können wir ergründen, wo und wie unsere Praxis vertieft und ganzheitlicher werden kann.

Ansätze zu den einzelnen Übungen sind bereits ein Teil des Retreat-Alltags. Hier üben wir insbesondere die formelle Meditation im Sitzen und Gehen und informelle Formen der Meditation ausserhalb des formellen Sitzens, also z. B. in der Arbeitsmeditation (Karma-Yoga). Das Dharma-Studium wird durch Vorträge gefördert und kann zuhause beispielsweise durch das Online-Studium individuell vertieft werden. Rituale und Zeremonien können den Herz-Aspekt ansprechen, so wir dies zulassen bzw. als Übungsweg ganz bewusst und fernab des Erlernens perfekter Choreografien kultivieren möchten. Die Übung, in verschiedenen, vorerst kleinen Settings zu lehren, wird meist ganz natürlich dann aktuell, wenn wir etwa im Rahmen einer Gruppe neueren Teilnehmenden etwas zeigen und weitervermitteln. Ein vorrangiges Lernfeld ist dabei vor allem, wie wir dies tun.

Acht Tore (upaya) der Sati-Zen-Praxis

Die Acht Tore

formelle Meditation, Achtsamkeit in Bewegung, Karma-Yoga (Arbeit), Sangha und Zuflucht, Rituale, Studium, Lehren und Zen-Kunst

müssen weder in einer bestimmten Reihenfolge gesehen, noch alle gleich tief entwickelt werden. Einige der Upaya sind für die Befreiung geradezu unerlässlich, z. B. die formelle Meditation bzw. die grundlegende Fähigkeit, ein meditatives Bewusstsein hervorzubringen, wie auch deren Umsetzung im alltäglichen Tun durch Karma-Yoga. Andere Upaya, wie etwa die Übung der Achtsamkeit in Bewegung oder einer Form der Zen-Kunst, sind hilfreich, doch längst nicht "zwingend". Die aufgeführten Upaya werden hier überblicksmässig präsentiert und in den nachfolgenden Texten einzeln näher erläutert.

Formelle Meditation

Die formelle Meditation ist ein wichtiges Hilfsmittel, das in den drei Hauptbereichen des Achtfachen Pfades unter Samadhi (Sammlung bzw. Meditation) aufgeführt wird. Die beiden anderen Bereiche sind Shila (ethische Richtlinien und Lebensweise) und Prajna, was mit tiefem Verstehen und Weisheit übersetzt werden kann.

Achtsamkeit in Bewegung

Manche haben für sich schon eine Praxisform entdeckt wie etwa die des Yoga, des Tai-Chi oder des Qigong. Hier vertiefen wir dieses Upaya, indem wir die Praxis mit den Grundlagen der Achtsamkeit verbinden bis hin zum Lehren des Dharma über das Upaya der Bewegung. Dies können wir für uns selber üben oder auch erlernen, andere darin zu begleiten.

Karma-Yoga: Arbeit als upaya

Dies ist der Beginn und das "Ende" des Weges: der achtsame Umgang mit den Menschen und den Dingen inmitten der Welt. Wir lehren diesen Übungsweg anhand ausgewählter Arbeitsbereiche wie der Arbeit in Küche, Haus und Garten an all unseren Retreats und insbesondere in der Vertiefenden Praxis.

Sangha, Sati-Zen-Sangha und Zuflucht

Die Sangha der Übenden ist ein lehrreiches Praxisfeld im Kleinen. Die Alltagswelt und unser ganzes Leben bilden das erweiterte Übungsfeld. Die Zuflucht zu den Drei Juwelen und der damit verbundene Eintritt in die Traditionslinie der Sati-Zen-Sangha erweisen sich als kraftvolle Hilfsmittel auf dem Weg zur Freiheit und sind das Tor zum Bodhisattva-Weg, dem Weg der Hingabe und des Dienens.

Rituale

Sati-Zen bietet verschiedene Zugänge zur Praxis mit Ritualen und Zeremonien. Der einfachste Zugang läuft über die Rituale, die das tägliche Leben betreffen. Ein anderer liegt im praktischen Umgang mit den Instrumenten, die uns während aller Retreats begleiten und mit denen wir uns vertraut machen können. Darüber hinaus können wir die Rezitationen der Sati-Zen-Sangha sowie die Rituale für Festlichkeiten erlernen.

Studium

Entsteht mit zunehmender Praxiserfahrung ganz natürlich das Bedürfnis, auch inhaltlich mehr über die Lehre des Buddha zu erfahren, bietet die Sati-Zen-Praxis dazu vielfältige Möglichkeiten. So z. B. durch die Vertiefende Praxis, wo das Dharma in Theorie und Praxis vertieft werden kann, oder durch die kontinuierliche Beschäftigung mit spezifischen Dharma-Inhalten an den Jahreszyklen oder an Langzeit-Retreats. Wer mehr über die Vielfalt der Schulen und Lehren innerhalb des Buddhismus in den 2600 Jahren seit Buddha Shakyamuni erfahren möchte, findet im Online-Studium eine systematische und kritisch reflektierte Vertiefungsmöglichkeit. Das Studium ist schulenübergreifend und steht allen Interessierten offen.

Lehren

Das Buddha-Dharma ist einfach und komplex zugleich. Seit 2600 Jahren wird in allen Traditionen darauf geachtet, dass wir die Kernaussagen des Buddha-Dharma nicht nur intellektuell verstehen, sondern sie durch meditative Einsicht wirklich in der Tiefe erfahren und damit nicht lediglich persönliche Meinungen weitergeben.

Bevor wir uns detailreich Gedanken darüber machen, ob und wie wir einmal lehren werden, vertiefen wir uns in die Frage, was die Lehrer-Schüler-Beziehung für uns bedeuten könnte. In gewisser Weise sind wir im Alltag immer wieder Schülerinnen, Schüler und auch Lehrende. Was es bedeutet, Schüler oder Schülerin zu sein, ist eine weitreichende Praxisfrage. Aber auch das Lehren muss gelernt sein - und da ist weniger oft mehr! Einst wurde Chuang-tzu (taoistischer Weiser, 4. Jh. v. u. Z.) gefragt, wie man einen Staat regieren solle. Er sagte: Es ist wie beim Braten kleiner Fische: Wenn man an ihnen zu viel herummacht, fallen sie auseinander. Ein Koan für die Praxis des Lehrens genauso wie für diejenige des Lernens!

Zen-Kunst

Der Begriff Zen-Kunst ist hierzulande meist sehr eng gefasst und bezieht sich für gewöhnlich auf das japanische Zen mit seinen kulturell geprägten, ästhetischen Formen, z. B. in der (Zen-)Malerei, (Zen-)Poesie oder anderen Kunstformen. Da wir den Begriff "Zen" wie in unserem Sprachgebrauch üblich als Überbegriff für Chan, Thien, Seon und neue, westliche Ausformungen wie Sati-Zen verwenden, erläutern wir hier etwas detaillierter, was wir unter dem Übungsweg der Zen-Kunst verstehen.