Achtsamkeit in Bewegung

Bewegung als Upaya

Das Sutra der Vier Verankerungen der Achtsamkeit (Satipatthana-Sutra) weist bei der Erläuterung der Praxis umfassender Achtsamkeit explizit auf die vier Körperhaltungen Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen und auf alle körperlichen Aktivitäten hin, wie zwei kurze Textstellen exemplarisch zeigen:

... und [der bzw. die Praktizierende] weiss, in welcher Stellung sich [sein bzw. ihr] Körper befindet.
... [er bzw. sie handelt] wissensklar [...] beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Aufwachen, beim Reden und Schweigen.

Dies verweist zum einen grundlegend auf unser gesamtes Leben mit allen Tätigkeiten (vgl. Karma-Yoga), bildet aber auch ganz spezifisch eine Brücke zu gezielten Formen der Achtsamkeit in Bewegung.

Bewegung als spirituelle Übung ist etwas anderes als "Sport mit ein wenig Achtsamkeit". Es ist nicht nur ein gewichtiger Teil unserer Praxis, sondern auch ein sehr vielfältiger, den wir hier nur exemplarisch in einzelnen Ausformungen beschreiben können.

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Gehmeditation

Als Ergänzung zum formellen Sitzen praktizieren wir an all unseren Retreats verschiedene Arten von Gehmeditation. Wir haben diese im vorhergehenden Kapitel als formelle Meditationsformen bezeichnet. Wir können sie natürlich auch unter dem Aspekt der "Achtsamkeit in Bewegung" beleuchten, insbesondere dann, wenn wir zu einer achtsamen Gehweise in allen Lebensbereichen übergehen. Obwohl heute viele Menschen stundenlang vor dem Computer sitzen, verbringen wir dennoch viel Zeit im Gehen - vom Aufstehen bis zum Zubettgehen. Daher vertieft es unsere spirituelle Praxis enorm, wenn wir lernen, auch im gewöhnlichen Gehen ein meditatives Bewusstsein zu entwickeln.

Yoga und andere Übungssysteme

Da Achtsamkeit in Bewegung weit mehr ist, als sich als Ausgleich zum formellen Sitzen zu entspannen, widmen sich einige Praktizierende ganz spezifischen Praxisformen wie Yoga, Tai-Chi oder Qigong und verbinden sie gezielt mit der Praxis der Achtsamkeit und dem Erforschen des Dharma. Als Beispiel dafür vgl. ZenStille: Achtsamkeit - Yoga - Meditation.

Rituale als körperlich-geistiger Ausdruck spiritueller Praxis

Eine weitere Praxisform in Bewegung mit Potenzial zu einer wesentlichen Vertiefung ist die Verbeugung, die wir in Retreats kennenlernen und zuhause weiterüben können.

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All diese Praxisformen können unseren Weg wesentlich bestärken und vertiefen und münden, wie das Karma-Yoga und andere Übungswege, in das, was wir erweitere Praxis im Alltag nennen. Sie werden zu einem Teil unseres Lebens und verlieren ihren exotischen Beigeschmack, was bedeutet, sie werden normal und damit zu einer natürlichen Haltung.