Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie

Zusammenstellung von Steve Lippmann

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Beispiele Personen


Vallum (lat.) wurde in der Römerzeit ursprünglich ein Palisadenzaun z.B. einer Grenzbefestigung bzw. die kombinierte Holz- und Erdbefestigung römischer Militärlager bezeichnet. Später wurde von den Römern jede Befestigung (wie Erdwälle und Stadtmauern) Vallum genannt.

Verdorfung bezeichnet man den Prozess der Verdichtung von Kleinsiedlungen zu Dörfern während der Dorfgenese im Hochmittelalter. Dabei erfolgte einerseits eine Umstrukturierung der Siedlungstopographie, indem eine ältere Streusiedlungsweise von einer geschlossenen Ortslage abgelöst wurde, z.B. also einzelne Weilersiedlungen durch eine Konzentration zum Dorf und vom Personenverband zum Gebietsverband, also zur Gemeindebildung. Im Spätmittelalter ging etwa jedes vierte Dorf in Deutschland wegen Seuchen, Hungersnöten und der steigenden Anziehungskraft der Städte wieder zugrunde. Siehe Dorf.

Verhau (veraltet auch Verhack) bezeichnet man ein aus meist sperrigen Teilen bestehendes Hindernis. Er wird in der Regel zu Verteidigungszwecken angelegt.

Verlies war im Mittelalter ein burg- oder stadteigener Kerker, meist in fensterlosen Kellerräumen oder im untersten Teil einer Festung (Kasematten), eines Turmes (Bergfrieds). Oft war es nur durch die Decke über eine einzige Öffnung, ein so genanntes Angstloch, erreichbar und mitunter so eng, dass die Gefangenen sich nicht hinlegen konnten. Die Haft in einem solchen Kerker war eine Form der Folter und kam nicht selten der Todesstrafe gleich. Das niederdeutsche Wort Verlies ist mit verlieren verwandt und gelangte im 18. Jahrhundert in die Schriftsprache. Eine frühere Bedeutung ist Verlust (niederl. verlies) und später „sich verlieren, verloren gehen, für andere unsichtbar werden“. In England und Frankreich war analog hierzu die Bezeichnung Oubliette (von frz. oublier für vergessen) gebräuchlich.

Vernichtungslager (auch Todeslager oder Todesfabriken) werden eine Reihe von besonderen Konzentrationslagern genannt, die in der Zeit des Nationalsozialismus von SS-Totenkopfverbänden im besetzten Polen und Belarus speziell für den Massenmord an Juden aus ganz Europa und weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Personengruppen genutzt wurden. Siehe Lager.

Versatzfalz ist ein paarweise auftretender senkrechter Schlitz in einer Mauer zur Anlage von Hindernissen oder Deckungen in Gebäuden. Einander gegenüberliegende Versatzfalze dienen der Aufnahme von Balken aus Beton, Holz oder Stahl. Mit diesem Mittel lassen sich Öffnungen verschließen. Mehrere Versatzfalze hintereinander erlauben es, die Zwischenräume zwischen den Balkenwänden mit Erde, Steinen oder Sandsäcken zu füllen. Damit lässt sich eine sichere Deckung schaffen, die auch zum Verschließen von Löchern in Außenmauern dienen kann. In den französischen Festungen des ausgehenden 19., beginnenden 20. Jahrhunderts kamen ebenfalls sehr häufig Versatzfalze vor, sie dienten nicht nur der temporären Sperrung von Hohlgängen und dergleichen, sondern wurden bereits im Alarmierungsfall genutzt um normale Fenster und Türen der Kasernen vor eventuellen Splittern etc. zu sichern. Hierzu wurden an in die Mauern eingelassenen Stahlprofilen Eisenbahnschienen eingehängt. Es ergab sich eine Art feststehender Jalousien.

Verschanztes Lager Durch eine geschlossene verschanzte Linie bzw. ein geschlossener Raum, in dem größere Truppenverbände untergebracht werden können. Nicht zu verwechseln mit einer Lagerfestung, einer anderen Bezeichnung für Gürtelfestung.

Verschwindelafette Sie diente zur besseren Tarnung des Geschützes in Ruhestellung. Das Geschütz befand sich im Ruhezustand und zum Laden unter der Erdoberfläche und wurde nur zur Schussabgabe kurz nach oben geschwenkt.

Verschwindeturm Panzertürme für Maschinengewehre oder Geschütze, die in Ruhestellung eingefahren und nur zum Feuern angehoben wurden. Ihre Konstruktion ermöglichte ein Schussfeld von 360°. Allerdings ist die Rohrlänge durch die Verschwindefunktion begrenzt.

Verteidigungslinie (auch Defensivstellung) bezeichnet man im militärischen Sprachgebrauch eine Kette von Truppenansammlungen und Verteidigungsanlagen zum Grenzschutz oder um Gebiete und Objekte von strategischem Wert zu schützen. Berühmte Beispiele dafür sind die Maginot-Linie oder der Westwall. Der Begriff kann zum einen einzelne Defensivstellungen bezeichnen, die beispielsweise nur aus einigen Bunkern und Panzersperren bestehen, zum anderen auch Netzwerke aus verschiedenen Abwehranlagen, die zur Verteidigung größerer Gebiete bestimmt sind. Eine Verteidigungslinie kann auf natürlichen Gegebenheiten – wie Gebirgskämmen oder Küstenlinien – oder schwierigem Terrain (z.B. Sümpfe, Täler oder Flüsse) beruhen. Fast immer werden noch zusätzliche Wehranlagen und Befestigungen errichtet, diese reichen von Schützengräben und Bunkern über Panzersperren bis hin zu Fallen. Neben Sperrmitteln wie Panzergräben oder Minenfeldern werden oft auch Geschützstellungen oder MG-Nester gebaut. Vor und während des Ersten Weltkrieges wurden häufig Festungsanlagen konstruiert, diese erwiesen sich aber aufgrund der immer stärker werdenden Waffen als veraltet. Geschichtlich betrachtet dienten Verteidigungslinien nicht nur der Abwehr feindlicher Angriffe, sondern waren bedeutend für die Grenzsicherung. Siehe Limes oder Chinesische Mauer.

Vertikalverschiebung ist ein Phänomen des mittelalterlichen Burgenbaus. Der Begriff bezeichnet den Prozeß der allmählichen Loslösung der Burg vom Siedlungs- und Gutsverband im europäischen 12. und 13. Jahrhundert. Das Phänomen des Höherwanderns von Burganlagen vom geschlossenen Siedlungsverband weg auf isolierte Höhen ist seit etwa 1100 zunächst beim höheren Adel zu konstatieren und erfasst in einer zweiten Welle auch die Ministerialen. Die grundlegenden Tiroler Untersuchungen von Martin Bitschnau haben erwiesen, dass der Standortwechsel in die Höhe weniger vor einem militärischen als einem sozialgeschichtlichen Hintergrund zu sehen ist. Demnach drückt sich in der Höhenbewegung nicht so sehr die vielbemühte Lagegunst als vielmehr die Distanzierung des Adels von untergeordneten Bevölkerungsschichten aus. Die Höhenburg wird zum Identifikationsobjekt von Herrschaft und Macht und macht auch baulich-architektonisch die stärkere Verrechtlichung, Verselbständigung und das Standesethos einer privilegierten Elite sichtbar. Damit ist der hochmittelalterliche Burgenbau als Phänomen sozialer Ungleichheit angesprochen, dessen Manifestieren Mechanismen der hochmittelalterlichen Gesellschaft offenlegt.

Veste ist eine ältere Bezeichnung für Burg. Das Wort stammt wie die Wörter Festung und Befestigung von dem mittelhochdeutschen Adjektiv vast (fest) ab, vergleiche den Begriff Festes Haus für den frühesten Bautyp von Burgen. Das Adjektiv hat seinen Stamm im mittelhochdeutschen Wort veste und im althochdeutschen Wort festi.

Viereckschanze (auch Keltenschanze) bezeichnet man die vor allem in Süddeutschland anzutreffenden Reste eines rechteckigen, meist quadratischen Areals mit umlaufendem Wall und Graben. Ihre Deutung ist noch nicht abschließend geklärt. Durch neuere Untersuchungen ist jedoch gesichert, dass manche der Viereckschanzen dauerhaft bewohnte keltische Gutshöfe oder Mittelpunkt einer ländlichen Siedlung waren. Andererseits ist nicht ausgeschlossen, dass die Kelten auch ihre Kultstätten mit viereckigen Einfriedungen umgaben.

Vorbereitete Sperren sind angelegte Vorrichtungen an Verkehrsanlagen, die nach Auslösung den Angriff eines Gegners verlangsamen und kanalisieren sollen. Eine häufige Form der vorbereiteten Sperren sind Sprengschächte. In der Bundesrepublik Deutschland sollten eine Vielzahl an vorbereiteten Sperren im Verteidigungsfall Kräfte des Warschauer Pakts bremsen und lenken. Seit dem Ende des Kalten Krieges werden die vorbereiteten Sperren meist nicht mehr gewartet und häufig im Rahmen von Straßensanierungen, aufgrund des Wegfalls der Bedrohung durch den Warschauer Pakt zurückgebaut. Für die Wartung der vorbereiteten Sperre und Anbringung der Sprengladungen waren in Westdeutschland die Wallmeister, die zur Pioniertruppe der Bundeswehr gehörten, zuständig.

Vorburg ist jener Teil einer Burg, in dem sich Gebäude befinden, die der Bewirtschaftung der Anlage dienen oder für die Versorgung der Burgbewohner nötig sind. Zu diesen Wirtschaftsgebäuden zählen neben Werkstätten, Viehställen und dem Marstall auch Lagerräume wie Scheunen, Speicher und Schuppen, aber auch Gesindehäuser als Unterkünfte für Bedienstete wie Mägde, Knechte und Burg- oder Dienstmannen. Hinzu kommen nicht selten ein Brau- sowie ein Backhaus und ein Küchenbau, sodenn sich die Küche nicht im Palas der Burg befindet. Vorburgen werden oft auch als Wirtschaftshof bezeichnet.

Vorland (auch Vorgelände) wird ein vorgelagerter Landstrich in Bezug auf einen größeren geografischen Bereich bezeichnet. Größere militärische Befestigungsanlagen erforderten oft die Umgestaltung des Vorlandes zur Anlage von Deckungen.

Vorpanzer ist ein Begriff aus dem Festungsbauwesen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Da bei drehbaren Geschütztürmen in Panzerkuppeln an der Stelle des Übergangs vom Werksverdeck in den Geschützbrunnen eine Schwachstelle bauartbedingt nicht zu vermeiden war, setzte man hier den sogenannten Vorpanzer ein.

Vorposten im militärischen Sinn sind vorgeschobene Einheiten, die für die Aufklärung der gegnerischen Verhältnisse und die Sicherung vorgesehen sind. Ihre Gruppen werden in die verschiedenen Vorpostenabteilungen gegliedert, sie befinden sich an den Zufahrtswegen ca. 1 1/5 km vor der ruhenden Truppe, ähnlich einem Wachpersonal in befestigten Anlagen. 

Vorwerk (auch Feldwerk) eine wehrhafte Anlage, die der eigentlichen Burg vorgelagert war.

Völkerwanderung Der Begriff taucht im Deutschen zuerst am Ende des 18. Jahrhunderts auf. In der historischen Forschung wird als sogenannte Völkerwanderung im engeren Sinne die Migration vor allem germanischer Gruppen in Mittel- und Südeuropa im Zeitraum vom Einbruch der Hunnen nach Europa circa 375 / 376 bis zum Einfall der Langobarden in Italien 568 bezeichnet. Die Völkerwanderungszeit fällt in die Spätantike und bildet für die Geschichte des nördlichen Mittelmeerraums sowie West- und Mitteleuropas ein Bindeglied zwischen der klassischen Antike und dem europäischen Frühmittelalter, da man sie beiden Epochen zurechnen kann. Die spätantike Völkerwanderung stellt allerdings keinen einheitlichen, in sich abgeschlossenen Vorgang dar. Vielmehr spielten bei den Wanderungsbewegungen der zumeist heterogen zusammengesetzten Gruppen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wobei in der neueren historischen und archäologischen Forschung viele Aspekte der Völkerwanderung äußerst unterschiedlich bewertet werden. Zentral für die Diskussion sind dabei die Fragen, ob der Zerfall des Weströmischen Reiches Folge oder vielmehr Ursache der Völkerwanderungen war und ob damals tatsächlich Völker umherzogen oder vielmehr Kriegerverbände auf der Suche nach Beute und Versorgung waren.

Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlungen werden Ansiedlungen auf erhöht liegenden Plätzen bezeichnet, die aus der Völkerwanderungszeit stammen. Derartige Siedlungen finden sich sowohl im römischen Gebiet als auch in den germanischen Gebieten, wie in Südwestdeutschland und dem Karpatengebiet.