Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie
Zusammenstellung von Steve Lippmann
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Beispiele Personen
Saalbau ist ein Gebäude auf Burgen und Pfalzen, dessen zentrales Element ein Saal (oft Rittersaal genannt) oder eine Halle ist, die eine komplette Geschossfläche des Gebäudes einnehmen bzw. alle anderen Räume des Geschosses an Größe deutlich übertreffen. Auch viele mittelalterliche Bischofsresidenzen besaßen einen Saalbau. Stammt dieser aus der Zeit der Romanik, ist für ihn der Begriff Palasgebräuchlich. Saalbauten im strengen Sinne sind große herrschaftliche Gebäude, die durch einen oder mehrere übereinanderliegende, die gesamte Geschossfläche einnehmende Säle oder (teilweise mehrschiffige) Hallen bestimmt sind. Sie unterscheiden sich von Wohnbauten dadurch, dass Letztere nur einen kleinen oder mehrere kleine Säle aufweisen. Saalbauten im strengen Sinne sind in Europa jedoch die Ausnahme, sie beschränken sich auf Pfalzen und pfalzartige Königsburgen (z.B. Kaiserpfalz Goslar) sowie wenige Burgen des Hochadels und anderer mächtiger Adelsgeschlechter (z.B. Burg Dankwarderode in Braunschweig).
Saillant Siehe Ausspringender Winkel.
Sandsäcke verwendet man vor allem im Hochwasserschutz und zur Deichverteidigung (Sandsackdeiche bauen, vorhandene Deiche erhöhen, Deichfuß-Sicherungen durchführen, Quellkaden errichten oder Gebäude schützen), sowie im militärischen Bereich. Dort dienen sie als Deckung vor Granatsplittern und Einschüssen. Gegenüber einer festen Deckung haben sie den Vorteil, dass es keine Abprallschüsse gibt. Sandsackdämme können auch zum Auffangen kontaminierten Löschwassers verwendet werden. Das Erstellen von einfachen Behausungen ist durch Zuhilfenahme von Sandsäcken möglich.
Sappe Laufgraben eines Angreifers, der mit abnehmender Entfernung zum Festungswall durch eine immer größer werdende Erdwalze gedeckt werden muss. Siehe Approchen.
Sappeur (von frz. sapeur für Steinhauer, auch zu ital. zappa für Hacke) war ein Belagerungspionier oder Truppenhandwerker.
Sarazenenturm sind kleine befestigte Signaltürme im Mittelmeerraum vor allem Korsika, Sardinien, Malta und Italien. Die nordafrikanischen Sarazenen tauchten im 9. Jahrhundert, besonders aber zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert mit ihren Schiffen an den christlichen Mittelmeerufern auf, plünderten und zerstörten die Küstenorte, töteten die Bevölkerung oder verschleppten sie auf die Sklavenmärkte und drangen bis ins Landesinnere vor. Die Türme standen untereinander in Sichtkontakt, telegrafiert wurde mit Kanonenschüssen oder Feuersignalen. Siehe Genueser Turm.
Schalenmauerwerk In dieser Bauweise entstanden überwiegend Befestigungsanlagen, wie Burgen oder Stadtmauern, aber auch größere Häuser, da so schnell, kostengünstig und gleichzeitig massiv gebaut werden konnte. Eine Schalenmauer besteht aus zwei Wänden (Schalen), in deren Zwischenraum lose Steine und Mörtel verfüllt wurden. Siehe Aufschlitz-Brandverfahren.
Schalenturm (auch Halbschalenturm oder Schanzturm) ist ein steinerner Wehrturm in einer äußeren Mauer, der auf der Rückseite offen oder dort in einer leichten Bauweise ausgeführt ist. Türme dieser Art wurden zum Beispiel bei Stadtmauern verwendet. Auch Stadttore können in Form eines Schalenturms errichtet sein. Schalentürme sind an der Rückseite offen, damit der Feind keine Zuflucht finden kann, sobald er die erste Mauer überwunden hat. Außerdem erspart diese Bauweise Kosten.
Schanze (auch Erdwerke, Feldwerke oder Erdwehrbauten) ist eine hauptsächlich aus Erde bestehende Befestigungsanlage. Schanzen, sind primär militärische Verteidigungsanlagen, die zwar auch als Einzelanlage errichtet werden können, mehrheitlich aber in eine spezielle Befestigungs- oder Festungs-Linie eingebunden werden und strategisch-taktisch nicht als Einzelwerk, sondern in ihrer Gesamtheit als Linie wirken. Diese Linien sicherten vor allem die neuralgischen Passübergänge, Furte, wichtige Wegverbindungen und topographisch tief eingeschnittene Talböden.
Schanzkorb (auch Gabione) Zylindrische Geflechte aus Weidenruten und gefüllt mit Erdwerk. Im Militär verwendete man die Schanzkörbe seit der Einführung des Schießpulvers vor allem im Festungskrieg zum Bau von Feldbefestigungen. Sie dienten vornehmlich im Stellungsbau der Verstärkung von Brustwehren, Sappen und Unterständen.
Schießscharte ist im Festungswesen eine Öffnung innerhalb einer Befestigung, die einem Schützen den Einsatz einer Fernwaffe bei gleichzeitiger hoher Deckung erlaubt. Schießscharten treten in vielfältigen Formen vor allem an spätmittelalterlichen Burgen, Wehrkirchen und neuzeitlichen Festungen auf. Die Form ergibt sich in erster Linie aus der Funktionsweise der jeweiligen Waffe, für welche die Scharte angelegt wurde.
Schartenstände Siehe Ringstände.
Scharwachtturm (auch Scharwachttürmchen, Échauguette, Pfefferbüchse, Hochwachtturm oder Horchhäuschen) ist ein kleiner Erkerturm auf einer Bastionsspitze, Mauer- oder Gebäudeecke, der einen runden oder vieleckigen Grundriss aufweist. Er steht meist auf einer Konsole und ist vorkragend. Seinen oberen Abschluss bildet entweder ein Dach oder eine zinnenbewehrte Plattform.
Schießluke ist im Fortifikationswesen eine Öffnung innerhalb einer Befestigung, beispielsweise eines Wehrturms, die den Einsatz von Geschützen wie z.B. Ballisten bei gleichzeitig möglichst hoher Deckung erlaubt. Schießluken waren meist in den oberen Geschossen der Wehrtürme angebracht, während die unteren Geschosse mit Schießscharten für Bogen- und Armbrustschützen versehen waren. Für den Einsatz von Geschützen mussten die Schießluken wesentlich breiter sein als Schießscharten, in der Regel betrug ihre Breite etwa einen halben Meter. Sie konnten in der Regel mit Holzklappen verschlossen werden, die zum Schießen hochgezogen wurden und während des erneuten Spannens des Geschützes herabgelassen wurden, um das Turminnere gegen Beschuss von außen zu schützen.
Schild ist eine von einem Kämpfer getragene Schutzwaffe. Das Wort leitet sich von dem ager. scilt, auch ahdt. scilt für Abgespaltenes (vgl. Schindel) ab.
Schilderhaus (auch Schilterhaus, Wachhaus oder Wachhäuschen) ist ein mobiler oder immobiler Unterstand für militärischeWachposten vor Kasernen, Militärdepots, Gefangenenlagern u.Ä., vor den Sitzen von Potentaten und vor Ehrenmalen, früher auch vor Regierungssitzen und Rathäusern. Als museale Relikte finden sie sich heute hier und da an Zugbrücken vor Burg- und Wallanlagen.
Schildhof Schildhöfe in Passeier / Südtirol sind bäuerliche Anwesen, mit denen bestimmte Rechte und Freiheiten verbunden waren. Sie unterscheiden sich teilweise baulich von den damals üblichen Höfen und verfügen zum Teil über Türme und Mauern.
Schildmauer Als Schildmauer wird die höchste und stärkste Burgmauer dann bezeichnet, wenn sie deutlich vom Rest der Umfassungsmauern abgesetzt ist. Die Schildmauer dient der Sicherung der Hauptangriffsseite. Falls eine Schildmauer sich über zwei oder mehr Seiten zog, spricht man auch vom Hohen Mantel oder Mantelmauer.
Schildwachen sind Soldaten, die Wachtdienst leisten. Ursprünglich hieß so der vor jeder Wache stehende Posten, der die dort aufgehängten Schilde und Waffen zu bewachen hatte. Der Begriff bezeichnete später im weiteren Sinn jeden Einzelposten im Garnison- und Lagerdienst.
Schlagbaum Siehe Schranke.
Schleifung (auch Entfestigung oder Defortifikation) friedensmäßige Beseitigung einer Festung. Schleifung bezeichnet meist den Abriss von Burgen oder Befestigungsanlagen der verlierenden Partei eines militärischen Konflikts. Sie erfolgt durch Abtragen, Einebnen, Sprengen oder Niederreißen. Nur selten wurde hierbei die Anlage völlig zerstört. Mittelwort: geschleift - nicht geschliffen!
Schleuse (von mlat. sclusa für Wehr; bzw. lat. excludere für ausschließen) hat. Der Begriff steht für den Verschluss einer Öffnung innerhalb eines Querbauwerks, das ein Gewässer anstaut.
Schloss ist ein Gebäude oder Gebäudekomplex, das im Auftrag des Landesherrn oder anderer Mitglieder des Adels errichtet wurde; es bezieht diese Bezeichnung damit unabhängig von der Größe oder der künstlerischen Gestaltung seiner Fassade. Stattliche Schlösser gingen häufig aus mittelalterlichen Burganlagen hervor, einige Schlösser gründen auch auf früheren Klöstern. Vom Ende des Mittelalters bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten die Schlösser in vielen Regionen Europas kulturelle und politische Zentren dar und werden daher heute als Baudenkmale klassifiziert.
Schlosskapelle ist ein Sakralbau, der auf in einem Schloss liegt oder zu ihm gehört.
Schlupfpforte ist eine kleine, schmale Türe, die sich neben oder auch in einem großen Burg- oder Stadttor befindet. Sinn dieser Pforten war es, zu vermeiden, für einzelne Fußgänger die großen und meist zweiflügeligen Burg- und Stadttore öffnen zu müssen, da diese mit ihren Dimensionen für den Durchlass von Wagen, Kutschen und Reitern gedacht waren und somit ein potentielles Sicherheitsrisiko darstellten. Weil durch die enge und nur mannsbreite Schlupfpforte immer nur einer Person nach der anderen Zutritt zur Burg oder Stadt gewährt wurde, erleichterte dies den Wachen zudem ihre Aufgabe der Kontrolle. Im Mittelalterdienten die schmalen Türen in Stadtmauern außerdem dazu, nach Toreschluss verspäteten Ankömmlingen doch noch Einlass zu gewähren.
Schnellbootbunker wurden im Zweiten Weltkrieg zum Schutz der deutschen Schnellbootflottillen vor alliierten Luftangriffen an der niederländischen, belgischen und französischen Küste errichtet. Die Anlagen erreichten ähnliche Größendimensionen wie die zur gleichen Zeit errichteten U-Boot-Bunker. Der größte Teil der Anlagen ist bis heute erhalten und einige können besichtigt werden. Siehe Marinestützpunkte und U-Boot-Bunker.
Schranke (auch Wegeschranke oder Schlagbaum, früher einfach Schlag, in Österreich ein Schranken, in der Schweiz eine Barriere) ist eine bauliche Vorrichtung zum Sperren eines Weges, die aus einer beweglichen Stange auf ein bis zwei Stützen besteht. Üblicherweise ist die Stange schwenkbar gelagert und die Rotationsachse ist im Gegensatz zu einem Tor waagerecht. Die geringe Abmessung einer Schranke ermöglicht dann, sie zum Öffnen nach oben zu klappen, was Grundfläche spart. Eine klassische Schranke ist ein zweiarmiger Hebel mit Gegengewicht, um den Kraftaufwand beim Öffnen und Schließen zu minimieren. Erste weit verbreitete Anwendung fanden Schranken an Grenzübergängen, insbesondere während der Kleinstaaterei. Zur Einnahme von Zoll und anderen Abgaben können Schranken vergleichsweise einfach errichtet werden.
Schuldgefängnis (auch Schuldturm) war bis ins 19. Jahrhundert hinein ein Sondergefängnis für Personen, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen waren. Vor der Einführung der öffentlichen Schuldhaft kannte man für säumige Schuldner die Schuldknechtschaft. Im späten Mittelalter und zu Beginn der frühen Neuzeit wurde die öffentliche Schuldhaft in ganz Deutschland zur Regel. Sie diente der Leistungserzwingung (sog. Pressionshaft) und nicht wie vielfach angenommen der Sanktionierung, da Gefängnisstrafen noch nicht bekannt waren. Teilweise bestand auch die Möglichkeit, seine Schulden abzusitzen (z.B. in Frankfurt am Main im sogenannten Panzerloch). In den meisten Städten dienten die Türme der Stadtbefestigung als städtische Gefängnisse. Für bestimmte Sanktionen gab es eigene Gefängnisse, und die Türme erhielten davon teilweise auch ihren Namen (z.B. Blutturm, Diebsturm, Schuldturm). Der Begriff Schuldturm wurde, ausgehend von den kursächsischen Konstitutionen, zum Schlagwort für die öffentliche Schuldhaft im Schuldgefängnis.
Schulterwehr Quertraverse im Gedeckten Weg um seitliches Streichfeuer abhalten zu können.
Schutz (mndt. schütten für durch Absperrung in der Bewegung behindern, hemmen, Wasser stauen, einsperren, abwehren) etwas was jemandem oder einer Sache Sicherheit, Geborgenheit vor einer Gefahr gibt.
Schutzbewehrung Siehe Braunschweiger Bewehrung.
Schutzklasse Mit einer Schutzklasse werden Bunker nach ihrer Schutzwirkung gegen Explosionen sowie gegen biologische, chemische oder atomare Kontamination klassifiziert. Siehe Bunker.
Schutzraum ist ein gegen Einflüsse aus der Umgebung abschließbarer Sicherheitsbereich, der – im engeren Sinn – dem Schutz der Zivilbevölkerung dient und im weiteren Sinn auch in Einrichtungen existiert, in denen für Mitarbeiter gefährliche Prozesse ablaufen. Zu den Schutzräumen zählen Anlagen des Zivilschutzes wie Bunker, Luftschutzbunker und Luftschutzkeller. Ihre Schutzwirkung wird in verschiedenen Schutzklassen klassifiziert. Siehe Bunker.
Schützengraben ist eine Form der Feldbefestigung, meist in Form eines winkeligen Grabens, der dem Schützen durch eine vorderseitige und rückwärtige Deckung zur sicheren Schussabgabe im Stehen oder Knien und zum Schutz vor Granaten und deren Splittern dient. Feldbefestigungen wurden bereits von den osmanischen Truppen bei der Belagerung von Candia auf Kreta 1648 und der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 in großem Stil angewendet und perfektioniert. Viele der verlustreichsten Schlachten in der zweiten Hälfte des Sezessionskrieges und während des Ersten Weltkrieges waren vom Grabenkrieg geprägt. Siehe Wehrgraben.
Schützenloch ist ein einzelnes Erdloch zum Schutz eines Soldaten gegen Flachfeuer, vor allem aus Handwaffen, zumeist innerhalb einer Stellung. Schrapnell- und Sprenggeschosse der Artillerie können den Soldaten jedoch in seinem Erdloch verwunden, töten oder darin verschütten. Eine Feldstellung für zwei Soldaten wird als Kampfstand bezeichnet.
Schützenmulde (auch Schützenkuhle) ist die kleinste militärische Erdbefestigung bzw. Stellung für einen Soldaten. Die flache Erdvertiefung, etwa mit den Abmessungen des Soldaten, der darin Schutz finden soll, kann schnell mit nur einem Klappspaten ausgehoben werden und ist meistens provisorisch. Um die Mulde wird mit dem Aushub ein niedriger Erdwall, vor allem in Feindrichtung, aufgeworfen. Der Soldat wird in der Schützenmulde liegend nur gegen Sicht und flach gehenden Beschuss durch Handwaffen oder Splitterwirkung geschützt. Speziell bei nasser und kalter Witterung ist das Auspolstern des Untergrundes notwendig.
Schwalbenschwanzzinne (auch Kerbzinne, Welsche Zinne oder Scaliger-Zinne) ist die Zierform einer Zinne, die vor allem in Südtirol und Norditalien an Wehr- und Ringmauern von Burgen ausgeführt wurde. Sie ist nach dem gegabelten Schwanz von Schwalben benannt. In der späten Gotik und Renaissance wurde diese Art von Zinnen mehrheitlich zur Dekoration genutzt.
Schwedenschanze In Mitteleuropa tragen zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Wallburgen und Abschnittsbefestigungen den irreführenden, meist volkstümlichen Beinamen Schwedenschanze. Diese Bezeichnung entstand in Zusammenhang mit den Kampfhandlungen des Dreißigjährigen Krieges, als die Bevölkerung manchmal ältere Befestigungsanlagen als Fliehburgen oder Viehverstecke reaktivierte; dadurch wollte man sich in katholischen Gebieten vor den protestantischen Truppenkontingenten des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf in Sicherheit bringen. Die Geschichte der Bodendenkmäler reicht oft einige Jahrtausende zurück. Häufig wurden sie während des Frühmittelalters ausgebaut, als etwa die Ungarn im 10. Jahrhundert das Ostfränkische Reich und andere Regionen bedrohten.
Schwellenräume sind Räume, die man betritt, um in einen anderen Raum zu kommen. Schwellenräume sind beim Empfangen und Ankommen wichtig und leiten den Menschen. Siehe Vorburg und Zwinger.
Secondeflanke Flankierungswerk, das im Zuge einer Kurtine durch rechtwinkelige Rückbrechen der Mauer entsteht.
Seeblockade (auch Seesperre) ist eine wichtige Strategie in einem Seekrieg und auch in manchen Wirtschaftskriegen. Sie besteht darin, die Bewegungsfreiheit der gegnerischen Seestreitkräfte oder seiner Handelsschifffahrt durch eine militärische Blockade seiner Küste oder wichtiger Zufahrtswege einzuengen oder zu unterbinden. Seeblockaden oder ihre Durchbrechung entschieden bereits im Altertum zahlreiche Kriege, u.a. in der Ägäis und den Perserkriegen, seitens der Phönizier, im Kampf zwischen Karthago und Rom. Die Hanse errichtete nicht die erste Seeblockade in Nordeuropa 1284 gegen Norwegen.
Selbstschussanlage ist eine Vorrichtung, bei der – zumeist versteckt ausgelegte – Drähte bei einer Berührung oder andere Signalgeber Schüsse auslösen oder Splitterminen zur Detonation bringen. Frühe Selbstschussanlagen wurden als Tierfallen entwickelt. Bereits die Germanen nutzten Speer- und Bogenfallen zur Jagd. Im deutschen Sprachraum sind mit Selbstschussanlage meist die Selbstschussanlagen gemeint, die ab 1971 bis 1984 von der DDR an der innerdeutschen Grenze auf einer Länge von etwa 447 Kilometern eingesetzt wurden. Dabei wurden rund 71.000 Selbstschussanlagen des Typs SM-70 am vorderen Metallgitter-Grenzzaun montiert. Deren ausschließlicher Zweck war es, Fluchtversuche aus der DDR zu verhindern, indem sie Menschen beim Versuch den Grenzzaun zu überklettern automatisch schwer verletzten oder töteten. Siehe Innerdeutsche Grenze.
Senkscharten sind diagonal durch die Wand verlaufende Schießscharten, die ebenfalls der Senkrechtverteidigung dienen. Das hierdurch kontrollierbare Schussfeld reicht allerdings nicht ganz bis an den Mauerfuß, sondern liegt im Vorfeld der Mauer. Senkscharten können äußerlich in ähnlicher Form gestaltet sein wie Maschikulis, und es gibt Übergangsformen zwischen beiden. Siehe Maschikuli.
Serpentinenmauer (engl. crinkle crankle wall) ist ein ungewöhnlicher, sinusförmiger Mauertyp, der vor allem im Vereinigten Königreich anzutreffen ist. Ihre wellenartige Form spart Baumaterial, weil sie die Mauer gegen seitliche Kräfte so sehr stabilisiert, dass sie nur einen Ziegel dick sein muss. Eine derart dünne gerade Mauer würde ohne zusätzliche Pfeiler oder Stützen leicht umstürzen. Sepentinenmauern wurden als wärmespeichernde Abgrenzungen von Gärten errichtet.
Shapono ist die Bezeichnung für ein Rundhaus, in dem die Yanomami in Südamerika leben.
Sicherungstechnik Der Begriff wird in der Regel in Normen, Richtlinien und Regelwerken verwandt, wenn es um die materielle Sicherheit geht, wie z.B. beim Einbruchschutz bzw. Objektschutzund der Sicherheit bzw. Vertraulichkeit von Daten (Verschlüsselungstechnologien, Authentifizierungsmechanismen). Bei der Sicherungstechnik handelt es sich grundsätzlich um die Erkennung, Begrenzung und Abwehr von Bedrohungen gegen materielle bzw. virtuelle Einrichtungen, Gegenstände bzw. Sachen.
Sitz (Adelssitz) Unter Sitz werden seit dem Spätmittelalter adelige Wohnstätten von Edelfreien oder Ministerialen bezeichnet. Diese Wohnstätten werden in den frühen Urkunden fast nie mit dem Namen Burg gekennzeichnet, selten treten aber die Bezeichnungen Turm bzw. thurn, perck, Burgstall, Veste oder altes Schloss auf. Hinter der urkundlich überlieferten Bezeichnung Sitz kann sich aber durch aus eine Burg, ein Festes Haus oder allgemein eine Wehranlage befinden. In den Landesbeschreibungen des Philipp Apian tauchen bisweilen die Bezeichnungen arx und castrum (lat. für Burg) auf, zumeist wird aber nur von nobilis domus, nobilis possessio oder nur possessio (Adelssitz, Adelsgut) gesprochen. Ab der frühen Neuzeit wird in den Urkunden fast nur mehr zwischen Sitzen und Schlössern unterschieden.
Sippenburg Siehe Ksar.
Slawische Burgwälle (auch Burgstädte, Gard bzw. Grad) sind eine charakteristische Siedlungsform des Mittelalters im östlichen Mitteleuropa. Sie haben innerhalb von slawischen Siedlungskammern eine zentralörtliche Funktion, sind jedoch kein zwingendes ethnisches Kennzeichen, denn sie verdanken ihre Entstehung bestimmten Gesellschaftsstrukturen, die auch bei germanischen Völkern anzutreffen sind. Ungefähr 3.000 Anlagen sind bekannt, davon rund 2.000 in Polen, rund 700 in Deutschland (zumeist östlich der Elbe-Saale-Linie in Germania Slavica) und rund 300 in Böhmen, Mähren und der Slowakei. Archäologisch sind slawische Burgwälle bisher erst seit dem 9. Jahrhundert nachweisbar.
Smart Border ist ein Schlagwort für neue Technologien zur Grenzüberwachung und Teil eines Programm der Europäischen Kommission. Datenbanken bei Polizeien und anderen Diensten sollen in verschiedenen EU-Ländern miteinander verknüpft werden. Zudem sollen Drohnen und Satelliten benutzt werden um die Grenzen zu überwachen. Einreisende aus Drittstaaten sollen persönliche Informationen wie Passdaten und biometrischen Merkmale selbst ins Grenzkontrollsystem (sogenannte E-Gates) eingeben können. Siehe Copernicus.
Sohlgraben (Befestigungswesen) Art des Grabens mit breiter, flacher Sohle (Gegensatz: Spitzgraben). Sohlgräben waren besonders im Vorderen Orient verbreitet, sind aber auch aus der europäischen Jungsteinzeit bezeugt.
Sonderisolierstation (auch Hochisolierstation) ist eine Krankenhausabteilung oder Teil einer solchen zur Absonderung und Behandlung von Patienten mit hochansteckenden Infektionserkrankungen wie viralem hämorrhagischen Fieber oder Pocken. Im Belegungsfall (Infektionen mit Marburgvirus, Ebolavirus, Pocken, Pest und Cholera) werden die Stationen abgesperrt, die Versorgung erfolgt über spezielle zentrale Schleusenbereiche. In den Zimmern herrscht ein leichter Unterdruck, Abfall und Abwässer werden getrennt autoklaviert. In Deutschland gibt es sieben Behandlungszentren, in denen Patienten mit hochinfektiösen Erregern versorgt werden können. Sie gehören zum Ständigen Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) beim Robert Koch-Institut. Die Sonderisolierstation der Infektiologischen Klinik der Charité in Berlin ist mit 20 Betten die größte Isolierstation Deutschlands, mit eigenem Labor und Operationssaal.
Sorties Einschnitte im Glacis, durch die man aus dem gedeckten Weg in das Vorgelände gelangt.
Souterrain (Archäologie; auch earthhouse, kor. fogou; gäl. weem von uamh für Höhle) ist in der Archäologie die Bezeichnung für teils sehr komplexe vorgeschichtliche unterirdische Bauten, die zumeist aus Stein oder mit größeren Steinanteilen errichtet wurden, in Teilen Irlands auch ohne Steinanteil – als earth-cut souterrain. Auf den Britischen Inseln findet man sie sehr häufig, in der Bretagne gibt es etwa 200 bekannte Souterrains. In Dänemark und Neuengland gibt es nur wenige. Ihr Zweck ist ungeklärt.
Spanischer Reiter (auch Friesischer Reiter, frz. cheval de frise) ist eine seit dem Mittelalter unter diesem Namen bekannte, aber bereits in der Urgeschichte verwendete Barriere.
Spanischen Türmchen in Luxemburg entstanden Mitte des 17. Jahrhunderts als Teil der großen Befestigung, die von den Spaniern begonnen und unter Vauban fortgesetzt wurde. Der eigentliche Zweck der Türmchen ist bis heute nicht einwandfrei geklärt. Siehe Vauban.
Sperrgebiet (auch Sperrzone) wird ein Areal bezeichnet, das für die Zivilbevölkerung überhaupt oder zeitweise nicht zugänglich ist. Dazu zählen z.B. ehemalige Munitionsanstalten oder heutige Truppenübungsplätze. Es gibt auch Sperrgebiete, in denen lediglich bestimmte zolltechnische Vorschriften zu beachten sind, wie im Freihafen oder in Zollgrenzbezirken.
Sperrfort Siehe Festung.
Sperrwerk (militärische Befestigung) ist eine meist in bergigen Regionen installierte Verteidigungsstellung.
Sperrwerk (Wasserbau) Querbauwerke in einem Tidefluss, also einem Fluss, dessen Wasserstand aufgrund der Gezeiten stark schwankt. Diese Querbauwerke haben Öffnungen, die bei Bedarf geschlossen werden können, um das dahinter liegende Binnenland vor Überflutungen zu schützen. Auch Sperrtore zum Hochwasserschutz an Binnenflüssen werden als Sperrwerke bezeichnet.
Splittergraben (auch Deckungsgraben oder Splitterschutzgraben) ist ein Luftschutzbauwerk, das Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollte. Ein Deckungsgraben kann zwar unter günstigen Bedingungen gegen verschiedene Bomben sicher sein, aber nie die Sicherheit eines echten Luftschutzbunkers erreichen. Splittergräben wurden grundsätzlich ohne bombensichere Fundamente geplant und gebaut, dadurch können diese in relativ kurzer Zeit fertiggestellt werden.
Splitterschutzboxen nannte man im 2. Weltkrieg den meistens nicht mehr als ein nach drei Seiten durch Sandsäcke abgeschirmten Bereich, der nach einer Seite offen war um inmitten ein Flugzeug abzustellen. Darüber war zur besseren Tarnung oft ein Tarnnetz gespannt. So sollten die Flugzeuge versteckt und vor Beschädigungen durch Bombensplitter geschützt abgestellt werden.
Splitterschutzzelle (Abk. SSZ; auch Einmannbunker, Einzelschutzraum, Brandwachstand oder Luftschutzstelle) sind zylindrische, selten eckige, Konstruktionen in der Regel aus Stahlbeton, die ein bis zwei Personen Schutz vor Splittern gewähren sollen. Die Splitterschutzzellen wurden vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelt und teilweise gebaut. Die Bunker sollten Schutz vor Splittern durch Bombenexplosionen oder Beschuss mit leichten Feuerwaffen bieten; ein Gasschutz war nicht vorgesehen. Die SSZ waren nicht darauf ausgelegt, einen Volltreffer zu überstehen. Aus historischen Berichten geht hervor, dass Insassen bei Treffern umkamen oder schwer verletzt wurden.
Spornburgen liegen auf einem Fels- oder Bergsporn, jedoch unterhalb der Bergkuppe oder des Berggipfels, anders als die Gipfelburg, und damit steil über dem Tal. Sie zeichnet sich durch eine nach mindestens zwei Seiten steil abfallende Geländeformation aus. Sie ist die am weitesten verbreitete Art der Höhenburg im deutschsprachigen Raum. Ähnlichen, aber leicht variierenden Höhenlagen unterscheidet man auch Kammburgen und Hangburgen. Wenn Felsformationen nicht nur Untergrund, sondern Teil der Befestigungsarchitektur sind, spricht man von Felsenburgen.
Sprengfalle (auch versteckte Ladung, eng. booby trap), ist eine Vorrichtung oder ein Stoff, der dafür bestimmt, gebaut oder eingerichtet ist, zu töten oder zu verletzen, und der unerwartet in Tätigkeit tritt, wenn eine Person einen scheinbar harmlosen Gegenstand aus seiner Lage bringt oder sich ihm nähert oder eine scheinbar ungefährliche Handlung vornimmt. Nach dem Ottawa-Abkommen ist Soldaten der Vertragsstaaten die Verwendung von Sprengfallen und Personenminen verboten, außer durch Pioniere in gekennzeichneten und dokumentierten Minenfeldern zur Sicherung gegen deren Räumung.
Sprengobjekt (militärische Abk. SprO, frz. Ouvrage miné Omi) wurde in der Schweizer Armee eine permanente Einrichtung bezeichnet, die zur Zerstörung von Durchgangs- oder Umgehungsachsen diente, um diese unpassierbar zu machen.
Spundwand ist ein Verbau zur Sicherung von Baugruben oder Geländesprüngen, der zugleich eine Dichtungsfunktion übernehmen kann. In manchen Fällen werden Spundwände auch nur für die Abdichtung gegen Wasser oder für eine Immobilisierung von Schadstoffen durch Umschließen von kontaminiertem Erdreich gebaut. Spundwände werden neben dem zeitlich begrenzten Einsatz als Verbau auch dauerhaft als Bauelemente im Wasserbau für Kaimauern, Schleusenwände, Kanäle (Wasserlauf mit künstlich hergestelltem Gewässerbett), Molen und Hafenbecken, sowie zum Hochwasserschutz eingesetzt. In der Regel werden Spundwände aus Baustahl hergestellt. Bereits die Römer verwendeten Spundwände. Bis zum 19. Jahrhundert gab es allerdings nur hölzerne Spundwände.
Stacheldraht besteht üblicherweise aus zwei verdrillten Drähten, auf denen in regelmäßigen Abständen zwei Drähte mit radial abstehenden Enden mit einigen Windungen aufgewickelt wurden. Die abstehenden Drahtenden weisen scharfkantige Grate auf. Stacheldraht wird gespannt oder in Rollen ausgelegt als Hindernis verwendet, um Tiere oder Menschen am Betreten oder Verlassen bestimmter Bereiche zu hindern. Die Entwicklung des Stacheldrahts erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als es in den Vereinigten Staaten auf Grund veränderter ökonomischer Bedingungen für Rinderzüchter wichtig wurde, ihr Weideland zu schützen. Innerhalb weniger Jahrzehnte fand Stacheldraht weltweite Verwendung. Die ersten militärischen Anwendungen erfolgten im Zweiten Burenkrieg, als Engländer ihre militärischen Basen mit Stacheldraht vor Übergriffen schützen wollten. Stacheldraht kam auch im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz, jedoch ohne dass dabei die Auswirkungen auf die zukünftige Kriegsführung erkannt wurden. Der Grabenkrieg des Ersten Weltkrieges wäre ohne Stacheldrahtverhaue nicht möglich gewesen. Siehe NATO-Draht.
Stadt bezeichnet eine große, in sich geschlossene, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum bildende Siedlung. Mhdt. stat für Ort, Stelle entwickelt im 12. Jh. die Bedeutung Siedlung, Ortschaft nach mittelalterlichem Recht mit bestimmten Rechten (z.B. Marktrecht) und Privilegien ausgestattet, und konkurriert dabei mit der entsprechenden älteren Bezeichnung ahdt. burg, mhdt. burc für Burg, Stadt, deren Stelle es allmählich einnimmt. Im 16. Jh. begegnet erstmals die Schreibung Stadt.
Stadtburg ist eine Burganlage, die sich in einer mittelalterlichen Stadt befindet und / oder in ihre Wehranlagen integriert ist. So hat sich meistens die Stadt um oder an der Burganlage angesiedelt (zum Beispiel in Halle, Braunschweig, Prag), oder die Burg wurde zur weiteren Verstärkung der Verteidigungsanlagen innerhalb oder im Zuge des Befestigungsrings wie beispielsweise in Erfurt errichtet. Des Weiteren ist die Stadtburg auch als Machtinstrument einer Landesherrschaft gegen die im späten Mittelalter zunehmend nach Unabhängigkeit strebenden Städte zu sehen. Dabei waren die Stadtburgen an strategisch günstiger Stelle stets so in die Stadtmauer integriert, dass der Landesherr sowohl ungehindert von den Bürgern der Stadt von der Feldseite her in seine Burg einziehen als auch durch ein weiteres Tor in der gegen die Stadt abgegrenzten inneren Burgmauer jene von der Burg aus betreten konnte. Siehe Suburbium.
Stadtgraben als Teil der Stadtbefestigung war ein Annäherungshindernis im unmittelbaren Vorfeld einer mittelalterlichen Stadt. Der künstlich angelegte Graben konnte das Stadtareal vollständig umschließen oder partiell an besonders gefährdeten Stellen von der Umgebung abriegeln. Durch den Graben wurden Angreifer daran gehindert, unmittelbar an die Stadttore oder die Stadtmauer zu gelangen. Insbesondere der Einsatz von schwerem Belagerungsgerät, wie Wandelturm oder Rammbock, konnte dadurch effektiv behindert werden. Siehe Wehrgraben.
Stadtgrenze ist die Umgrenzung einer Stadt. Im Mittelalter war sie häufig in Form einer Stadtmauer vorhanden. Da das Leben vor der Stadtmauer ungeschützt war, bildeten sich hier meist nur arme Viertel, die sogenannten Vorstädte. Gleichzeitig stieg die Bevölkerungsdichte innerhalb der Stadtmauern auf ein sehr hohes Niveau an, dadurch konnten sich Seuchen noch leichter ausbreiten und Brände schneller überspringen. Heute wird die Stadtgrenze oftmals als Stadtrand bezeichnet, da der Übergang zwischen Stadt und Land häufig fließend ist.
Stadtmauer ist eine historische Befestigungsanlage einer Stadt zum Schutz vor Angreifern, also eine Wehrmauer. Sie besteht aus Stein oder Lehm und ist mindestens mannshoch, meistens deutlich höher. Sie umgab eine Ortschaft ganz oder teilweise, je nach Gelände wurden auch natürliche Hindernisse wie Felsen oder Flüsse einbezogen. Eine Stadtmauer konnte nur durch die Stadttore passiert werden. Eine Wehrmauer zu errichten war im Mittelalter ein Privileg, das durch das Befestigungsrecht verliehen wurde. Die Wehrmauer wurde damit zum Merkmal einer Stadt oder eines Marktes. Das Stadt- oder Marktrecht war aber nicht automatisch mit dem Befestigungsrecht verbunden. Umgekehrt gab es im Mittelalter auch mit (meist einfacheren) Mauern befestigte Dörfer, beispielsweise im Thüringer Becken und in den Weinbaugebieten Südwestdeutschlands.
Stadttor waren meist durch Türme besonders verstärkte Durchlässe durch die ringförmigen Stadtmauern von Städten. Tore, Türme und Mauern dienten dazu, den Stadtkern vor dem Eindringen von Feinden zu schützen. Torartige Durchlässe gab es auch schon in den ummauertem römischen Militärlagern wie z.B. in Mainz und Regensburg. Der Bau von schützenden Stadtmauern und Stadttoren begann in manchen Städten schon im Mittelalter wie z. B. im Fall der Stadtbefestigung Regensburg. Erneuerungen bzw. Erweiterungen und Verbesserungen begannen dann nach 1300 und dauerten an – je nach militärischen Erfordernissen – bis zur frühen Neuzeit, als am Beginn des 17. Jahrhunderts der beginnende Dreißigjährige Krieg neue Anforderungen an die Stadttore und Stadtmauern stellte.
Stahlbeton, ein künstlicher Baustoff im Massivbau, ist ein Verbundwerkstoff aus den beiden Komponenten Beton und Bewehrungsstahl. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erstmals in Frankreich Betonbauteile durch Eiseneinlagen verstärkt. Der Verbund beider Komponenten entsteht durch die Verklebung des Bindemittels Zement mit der Rippung des runden Bewehrungsstahls. Wie der Einsatz beim Bau von Bunkern zeigt, ist Stahlbeton bei ausreichenden Abmessungen auch für extreme Einwirkungen geeignet. Vorteilhaft sind insbesondere die Nichtbrennbarkeit und der hohe Feuerwiderstand. Siehe Braunschweiger Bewehrung.
Steinbüchsen waren die ersten Geschütze aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Sie verschossen Steinkugeln und verwendeten Schwarzpulver als Treibladung. Die Steinbüchsen fanden noch bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zusammen mit den weiterverwendeten älteren mechanischen Bliden Anwendung. Dabei wurde jeder Waffentyp nach seinen Vorteilen eingesetzt. Mit steigender Leistungsfähigkeit der Steinbüchsen wurden die mechanischen Bliden einschließlich des großen Tribocks verdrängt. Nur Mörser verschossen noch bis ins 16. Jahrhundert große Steinkugeln.
Stellung ist im Militärwesen der selbstgewählte Aufenthaltsort von Kampfverbänden oder Teilen derer während eines Gefechts. Ein Kampfstand ist eine ausgebaute Stellung, aus der heraus meist zwei Soldaten als kleine Kampfgemeinschaft am Gefecht teilnehmen. Befestigt ist dieser ein Bunker. Sinn und Zweck ist Deckung vor Feindfeuer. Bunkerstellungen sind massive Stellungen aus Stahlbeton mit Schießscharten. Großstellungen sind gangartig, befestigt und mannshoch. Stellungen können für einen oder mehrere Soldaten oder für Waffen (z.B. Feuerstellung für die Artillerie) ausgelegt sein. Bei vorbereiteten Stellungen für Kampfpanzer ist es üblich, mit dem Räumschild eines Pionierpanzers eine kleine Senke zu schaffen und die Erde aus der Senke zu einem kleinen Wall zusammenzuschieben, so dass nur der Geschützturm über die Stellung herausragt und die Panzerwanne geschützt ist.
Stellungskrieg bezeichnet man, im Gegensatz zum Bewegungskrieg, eine defensive Form der Kriegsführung, die von statischen Frontverläufen geprägt ist. Charakteristisch ist hier meist die Sicherung der Fronten durch ausgedehnte Systeme von Feldbefestigungen, weshalb es sich bei vielen Stellungskriegen um Grabenkriege handelte. Als erster Stellungskrieg zählt der Krimkrieg von 1853 bis 1856, in dem die russische Festung Sewastopol mit Hilfe befestigter Stellungen fast ein Jahr lang belagert wurde.
Sternschanze Sternförmige Verteidigungsanlage.
Streichwehr sind vorspringende Feuerstellung zum Bestreichen des unmittelbaren Vorfeldes einer angrenzenden Befestigungsmauer, dem Wall oder einer Kurtine. Oft als kleine, stumpfwinkelige Bastion oder Bastei ausgebildet. Auf deutsch erstmals in Albrecht Dürers Befestigungslehre von 1527 beschrieben.
Sturmbock Siehe Belagerungsgerät und Widder.
Sturmfrei gegen Erstürmung und gewaltsames Eindringen gesichert, uneinnehmbar.
Sturmfreiheit Höhe eines Werkes über seinem Fundament. Ursprünglich wurde mit dieser Eigenschaft die Unerreichbarkeit des Werkes mit Sturmleitern bezeichnet.
Sturmleiter ist eine ein- oder zweiholmige Leiter (u.a.) zum Erstürmen einer Verteidigungsanlage. Siehe Belagerungsgerät.
Sturmpfosten (auch Sturmpfähle) Spitze Holzpfähle, die in Wälle und Bastionen gerammt wurden, um den Einsatz von Sturmleitern unmöglich zu machen. Siehe Palissaden.
Sturmreif Voraussetzung zum erfolgreichen Sturm eines Werkes durch Zerstörung seiner Wälle.
Suburbium (lat. für Vorstadt, Vorburg) ist eine Siedlung, die einer Burg vorgelagert ist und oftmals auch zum Burglehn gehörte. Der englische Begriff Suburb (Vorort) ist davon abgeleitet. In den USA werden Stadtrandsiedlungen, meist außerhalb der Stadtgrenze (Vororte), als Suburbien (suburbs) bezeichnet. Der Begriff Suburbium hat im Laufe der Geschichte seine Bedeutung verändert. Im Römischen Reich war das suburbium eine Vorstadtsiedlung, ohne jeden militärischen Bezug. Im Mittelalter wurde unter suburbium eine unbefestigte Siedlung in unmittelbarer Nachbarschaft einer Burg verstanden, ohne direkter Bestandteil der Militäranlage zu sein, im Gegensatz zur oft befestigten Vorburg. Ein Beispiel dafür ist die Prager Kleinseite unterhalb der Prager Burg. Das mittelalterliche Suburbium entstand aus Gebäuden für Händler und Handwerker innerhalb der Vorburg, die den Bedarf für die Burgbewohner lieferten. Zuwachs von Handel und Handwerksproduktion und Siedlungsausweitung vor allem im 12. und 13. Jahrhundert bedingten sich gegenseitig; in diesem Prozess entstand nun Nachfrage bei den Händlern und Handwerkern auch von außerhalb der Burg. Das Suburbium in der Vorburg weitete sich daher beträchtlich aus und veranlasste auch Siedler zur Niederlassung beim Suburbium, so dass aus vielen Suburbien Städte entstanden, die die ursprüngliche Burg zur Nebensache machten. Siehe Cívitas, Urb und Stadt.
Sumpfburg ist eine Niederungsburg in einer Sumpf- oder Moorlandschaft. Sie nutzte die natürliche Unzugänglichkeit des Geländes als Verteidigungsvorteil. Dabei wurde im Gegensatz zu einer Wasserburg eine Sumpf- oder Moorlandschaft als Annäherungshindernis benutzt oder eingebaut. Sumpfburgen wurden meist innerhalb dieser Landschaften als Aufschüttung, ähnlich einer Wallburg, erzeugt. Mancherorts wurde aber nur eine naheliegende Sumpf- oder Moorlandschaft nach einer oder mehreren Seiten als Schutz benutzt und die Burg auf festem Land erbaut. Die meisten Burgen dieses Typs wurden in den Niederungen von Flüssen zur Ost- und Nordsee zwischen Niedersachsen und Mecklenburg errichtet. Sumpfburgen sind geschichtlich eine der ältesten Burgentypen und wurden schon im Frühmittelalter von den slawischen Völkern in den genannten Gebieten erbaut. Ihre Abgrenzung zu Wasserburgen ist fließend. Wenn sie als Pfahlbau auf einer Holzplattform errichtet war, spricht man von einer Kemlade.
Synoikismos (agr. συνοικισμός) bezeichnet die geplante und/oder angeordnete Zusammenlegung mehrerer Dörfer zu einer Stadt. Meist wird der Begriff in den Altertumswissenschaften gebraucht in Bezug auf die Gründung der Poleis vor oder in der archaischen Zeit im antiken Griechenland. Jeder Synoikismos forderte Opfer. Er wurde gegen den Widerstand vieler vollzogen, die vor die Entscheidung zwischen Vernichtung, Bleiben in ungesicherter Umgebung oder Umsiedlung gestellt waren. „Es ist eine in der ganzen übrigen Geschichte Griechenlands kaum wieder vorgekommene Häufung von bitteren Schmerzen …“, die der Gründung einer jeden Polis vorausging. In der Regel dürften zuerst starke Minderheiten die Synoikismen durchgesetzt haben. Spätere Zusammenführungen dagegen wurden eher durch die Notwendigkeit veranlasst, unter schwierigen Bedingungen das Überleben eines Stammes zu ermöglichen. Siehe Polis.