Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie
Zusammenstellung von Steve Lippmann
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Beispiele Personen
Radabweiser (auch Prellstein, Abweichstein, Abweiser, Radstößer und Kratzstein) ist ein konisches gerundetes Bauteil aus Stein oder eine andere massive Konstruktion zum Schutz von Gebäudeecken, Toreinfahrten oder Tunnelportalen vor Beschädigung durch Räder.
Rammbock (auch Widder) Siehe Belagerungsgerät.
Ráth (Archäologie) In der Archäologie bezeichnet Ráth (ir. ráth; Ráthanna oder lios; eng. Ringfort genannt) ein eisenzeitliches oder älteres irisches Erdwerk. Ráths sind kreisrund oder oval und von unterschiedlicher Größe. Durchmesser von 20 m sind häufig, sie können aber, wie beim 2005 bei Derry in Nordirland ausgegrabenen Ráth, auch 100 m weit sein und im Einzelfall auch zum Quadrat (Ráth von Corliss) abweichen. Sie werden auch Fairy fort (Feenburg) genannt, was auf eine religiöse Bedeutung als Temene hinweist. Siehe Dun.
Ravelin Im Graben vor einer Kurtine errichtetes selbstständiges Werk mit drei- oder fünfeckigem Grundriss, das niedriger als die benachbarten Bastionen ist.
Rayon (von frz. für Umkreis oder Bereich) Der Rayon ist also das Gebiet vor der Festung, in dem Beschränkungen für zivile Bauten und dauerhafte Bepflanzungen gelten. Ein Feind sollte keine Deckung finden und die Verteidigung brauchte ein freies Schussfeld.
Rayonsteine sind Grenzsteine der ehemaligen Festungsrayons um Städte. Mit diesen Grenzsteinen wurden verschiedene Bereiche eines Forts abgesteckt. Das Setzen der Rayonsteine einer Festung nannte man zusammengefasst auch Absteinung.
Reckturm ist ein Turm einer mittelalterlichen Stadtmauer. Einige Räume dienten zugleich als Gefängnis. Die Herkunft des Begriffes ist nicht vollständig geklärt, möglicherweise leitet er sich von der Foltermethode Recken und Strecken ab.
Reduit (von frz. réduit für dt. Rückzugswerk; dt. auch Kernwerk) ist ein verstärkter Verteidigungsbau, der zum Rückzug für die Besatzung diente, falls der vorgelagerte Verteidigungswall vom Feind überwunden wurde. Das Reduit liegt im Inneren eines Verteidigungswalls und besteht aus einer starken Kasematte mit Scharten zur Nahverteidigung. Siehe Schweizer Réduit.
Redoute (vom lat. reductus für ein Ort der Zurückgezogenheit) wird im neuzeitlichen Festungsbau eine geschlossene Feldschanze bezeichnet, die nach allen Seiten von gleich starken Brustwehren umgeben ist und ausschließlich vorspringende Winkel aufweist. Sie hat meist einen viereckigem Grundriss.
Refugium (von lat. refugere für fliehen) bezeichnet den Zufluchtsort (auch Unterschlupf) eines Individuums. War von einem Zufluchtsort die Rede, wurde früher auch der Begriff Unterschleif (Herberge) synonym für Unterschlupf verwendet. In der engl. und frz. Sprache hat sich die lat. Stammform stärker bewahrt (vgl. z.B. engl. refugee für Flüchtling). Ein Refugium war auch ein Haus innerhalb einer befestigten Stadt, in das sich Brüder oder Schwestern eines Klosters zurückziehen konnten, wenn ihr Kloster selbst wegen Kriegshandlungen zu unsicher war. Siehe Flüchtling.
Regelbau bezeichnete ein standardisiertes Bunkerbauwerk des deutschen Westwalls und des Atlantikwalls.
Regierungsbunker sind Schutzbauten für die Regierung eines Staates. Sie sollen die Handlungsfähigkeit des Staates insbesondere im Falle eines Krieges, aber auch bei sonstigen Krisen und Katastrophen sicherstellen. Siehe Bunker.
Reichsburg bezeichnet eine Burg die zum Reichsgut gehörte, also dem Königsgut der römisch-deutschen Wahlkönige oder Kaiser, nicht aber zu deren privatem Hausgut. Mit dem Tod des jeweiligen Königs fielen sie folglich nicht an dessen Privaterben, sondern an seinen Nachfolger im Amt.
Reichsrayongesetz Das Gesetz, betreffend die Beschränkungen des Grundeigentums in der Umgebung von Festungen vom 21. Dezember 1871 kurz Reichsrayongesetz, war eine baupolizeiliche Vorschrift des deutschen Kaiserreiches. Siehe Rayon.
Reitschnecke eine spezielle Form der Reittreppe in Form einer Wendeltreppe ohne Treppenstufen. Üblicherweise befinden sich Reitschnecken in Festungen, Barbakanen oder Rondellen. Sie dienten dem Hochziehen von schweren Geschützen auf die Wehrplatte oder direkt zum Reiten.
Remparierung (Rampe) Aufschüttung von Erde hinter einer Mauer, um eine Plattform für schwere Geschütze zu schaffen.
Rentrant Siehe Einspringender Winkel.
Retranchement Verschanzung, Schanze; (frz. se retrancher für sich verschanzen).
Reversbatterie Im Festungsgraben stehendes Werk, von dem der Graben in zwei Richtungen unter Feuer genommen werden kann. Sie werden an Stellen errichtet, an denen der Festungswall einen spitzen Winkel bildet.
Ribāt (arab. für Bindung, Stationierung, Postierung) war die arabische Bezeichnung für Grenzbefestigungen an der Grenze des islamischen Gebietes zur Durchführung des kriegerischen Dschihad in den ersten Jahrhunderten der islamischen Expansion
Riffball ist die Bezeichnung für eine hohle, mit vielen Löchern versehene Halbkugel aus Beton. Riffbälle werden eingesetzt, um künstliche Korallenriffewachsen zu lassen.
Rikoschettschuss Bei einem Rikoschettschuss (von frz. ricocher für abprallen), auch Prellschuss und früher zeitweilig Enfilierschuss (von frz. enfiler, aufreihen oder einfädeln), wird ein Geschoss (oftmals eine Kanonenkugel) so abgefeuert, dass es im Zielgebiet mit flachem Winkel auftrifft und abprallt (rikoschettiert). Diesen Effekt nutzte man bei der Artillerie des 18. und 19. Jahrhunderts bewusst aus, um dadurch entweder eine größere Reichweite zu erzielen, als dies normalerweise möglich gewesen wäre, oder um durch die mehrfachen Aufschläge der Kugel im Ziel eine größere Wirkung zu erzielen. Bei den Belagerungen von Maastricht (1673) und Philippsburg (1688) ließ der französische Marschall Sébastien Le Prestre de Vauban erstmals spezielle Rikoschettierbatterien anlegen und versuchte die Artilleristen davon zu überzeugen, nur noch ganz flach in Längsrichtung über die Brustwehr zu schießen. Um dieser neuen Gefahr zu begegnen, wurden in der Folge bei den meisten Festungen Europas die Geschützstände auf den Wällen mit hohen Traversen versehen, und mit der Einführung des Polygonalsystems (um 1820) war im Festungsbau die Gefahr des Rikoschettierens weitgehend gebannt. Siehe Rollschuss.
Ringburg ist die aus einer Motte oder Turmburg weiterentwickelte Bauform einer mittelalterlichen Burg. An Stelle der bei Motten und Turmburgen üblichen ringförmigen Erdwälle oder hölzernen Palisaden, die als Schutz vor Angreifern dienten, sind Ringburgen mit mindestens einer geschlossenen Ringmauer aus Stein umgeben. Im Lauf des Spätmittelalters wandelte sich der runde Bering allmählich zu einem Vieleck. Gleichwohl bezeichnet die Burgenforschung auch solche Burganlagen als Ringburg, deren Umfassungsmauern kaum oder gar keine Ähnlichkeit mit einem Kreis aufweisen.
Ringgraben ist ein die gesamte Burganlage ringförmig umschließender Graben, der bei Niederungsburgen häufig Anwendung findet. Siehe Wehrgraben.
Ringmauer (auch Hauptmauer, Umfassungsmauer, veraltet auch Zingel) ist eine Wehrmauer, die den inneren Bereich einer Burg oder einer ähnlichen Befestigungsanlage ringförmig umschließt. Die Gesamtheit der Ringmauer wird auch als Bering bezeichnet, ein einzelner Abschnitt hingegen als Kurtine.
Ringpark ist eine Grünanlage um die Würzburger Altstadt die auf dem Gebiet der im 19. Jahrhundert geschleiften Schanzanlage entstand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden 1648 erfolgte, unter anderem durch Schaffung neuer Festungs- und Stadttore und der barocke, sternförmige Ausbau der Befestigung Würzburgs. Nach der Aufhebung der Festungseigenschaft für das rechtsmainische Würzburg 1857 wandelte sich das seit dem Ende des 17. Jahrhunderts weitgehend gleichgebliebene Stadtbild.
Ringstraße wird im Allgemeinen eine Straße bezeichnet, die annähernd ringförmig um einen Stadt- oder Ortskern führt und die alte Kernstadt im Kreis ihrer Vorstädte verdeutlicht. Erweitert bezieht sich der Begriff auf weitere Außenringe außerhalb des moderneren Stadtzentrums. Im 19. Jahrhundert entstanden Ringstraßen häufig an Stelle ehemaliger Stadtbefestigungen, die aufgrund des urbanen Wachstumsprozesses der Stadt obsolet geworden waren und als Verkehrshindernis galten. Der entsprechende französische Name Boulevard verweist etymologisch auf das deutsche Wort Bollwerk. Auch die Napoleonischen Entfestigungsdiktate spielten bei der Entstehung solcher Straßenringe eine gewisse Rolle.
Ringstände sind feldmäßige verstärkte Regelbauten, die während des Zweiten Weltkriegs deutscherseits konstruiert wurden. Es wurden verschiedene Typen für die Aufnahme von MG, Granatwerfern, Kampfwagentürmen und kleineren Geschützen konstruiert. Allen Ringständen ist das 360° umfassende Schussfeld gemein, dies unterscheidet sie von Schartenständen.
Ringwall ist eine ringförmige Wallanlage, die zur Verteidigung als Feldbefestigung oder Wallburg, aus religiösen Gründen und vielleicht auch als Versammlungsort erbaut worden ist. Die Entstehungszeit dieser Anlagen erstreckt sich vom Neolithikum (Jungsteinzeit) bis herauf in das Mittelalter. Viele Ringwälle wurden im schweizerischen und niederösterreichischen Alpenvorland entdeckt, oft im Wald und häufig durch Luftbildarchäologie.
Rittersaal ist mehrheitlich die Bezeichnung für einen großen Saal in einer Burg, einer Schlossanlage oder einem Herrensitz, der in heutiger Zeit oft als Festsaal oder Veranstaltungsort für Konzerte und Ausstellungen genutzt wird. Er wird in der Literatur gelegentlich auch als Bezeichnung für Versammlungs- und Festsäle in Klöstern oder Rathäusern verwendet. Der Begriff kam erst mit der Burgenromantik im 19. Jahrhundert auf, während des Mittelalters und in der Frühen Neuzeit war die Bezeichnung noch nicht üblich. Siehe Aula regia.
Rodungsburg ist ein Burgentyp, der im Früh- und Hochmittelalter in unerschlossenen Gebieten als erste befestigte Ansiedlung gebaut wurde, um ein Gebiet urbar zu machen, zu roden und/oder die Kontrolle eines vorher besitzlosen Gebietes zu erreichen bzw. seine Herrschaftsansprüche nichtmilitärisch auszuweiten. Diese Burgenbezeichnung hängt eng mit den Herrschafts- und Siedlungserweiterungen zwischen dem 10. bis 14. Jahrhundert zusammen als im Zuge mittelalterlichen Landesausbaus bisher unbesiedelte Räume erschlossen wurden und meist zur Bildung von neuen Herrschaftsstrukturen oder neuem wirtschaftlichem Einfluss führen sollte. Deshalb ist dieser Begriff zumeist in dünn oder kaum besiedelten Mittelgebirgen bzw. im nördlichen Alpenvorland nachweisbar. Ein spezieller geografischer Typus Burg ist dem Begriff Rodungsburg nicht zuzuweisen, da dies abhängig von der geografischen Lage war. Zumeist waren die Burgen aber als (meist kleinere) Höhenburgen oder Talsperren angelegt.
Rollschuss (auch Rollwurf oder Gellschuss) ist eine Schussart bei frühen Geschützen, bei der sich das Geschoss, mit flacher Elevation abgeschossen, unter allmählich niedriger werdenden Sprüngen auf der Oberfläche fortbewegte. Diese Schusstechnik war nur bei älteren Geschützen mit Glattrohr anwendbar, wenn eine konzentrische Kanonenkugel abgefeuert wurde. Geschütze mit gezogenem Lauf feuern Langgeschosse, welche sich für diese Schussart nicht eignen. Dem Rollschuss ähnlich ist der Rikoschettschuss, jedoch mit höherem Schusswinkel und geringerer Ladung.
Rommelspargel war der Begriff für ein von Generalfeldmarschall Erwin Rommel oder seinem Stab entworfenes Luftlandehindernis im Zweiten Weltkrieg. Bei den verwendeten Holzpfählen handelte sich um vier bis fünf Meter lange Baumstämme, die im Hinterland des Atlantikwalls auf Feldern und Wiesen sowie an Stränden aufgestellt wurden, um größere Freiflächen für Luftlandungen mit Lastenseglern und von Fallschirmjägern ungeeignet zu machen. Siehe Atlantikwall.
Rondell (auch Rundell) war bis ins 16. Jahrhundert ein besonders massives Bauwerk mit rundem Grundriss, das gleich hoch oder nur wenig höher als der angrenzende Wall war. Später wurde es zur Bastion.
Rondengang Raum zwischen einer freistehenden Escarpen und dem Fuß der Wallböschung.
Rundturm ist ein Turm mit rundem Grundriss. Er kann freistehend oder Teil eines größeren Baukomplexes sein. Die Runde Form kann sowohl aus ästhetischen als auch aus funktionellen Gründen gewählt worden sein. Bei Befestigungsanlagen wurden eckige Türme mit dem Aufkommen der Kanonen von den Rundtürmen mehr und mehr verdrängt, da letztere von seitlich auftreffenden Kanonenkugeln weniger stark beschädigt wurden. Siehe Turm.
Rutte (auch Rütte) mittelalterliches Belagerungsgerät, das zu einem horizontalen Schuss bestimmt war. Die Rutte wurde vor allem zum Verschießen von Brandgeschossen verwendet. Siehe Belagerungsgerät.
Römischer Spitzgraben (lat. fossa fastigata für spitz zulaufender Graben) ist ein von der römischen Armee angelegter Wehrgraben, der der Verteidigung und der Sicherung von römischen Militärlagern diente. Die Größe, Anordnung und Anzahl der Spitzgräben variiert je nach Lage, häufig wurden sie in Verbindung mit einem Wall angelegt.
Römisches Militärlager Siehe Castrum.
Rüstloch ist ein im Mauerwerk von Bauwerken ausgesparter kleiner Hohlraum, in dem ein Balken eingemauert wurde, um daran das Baugerüst zu befestigen. Oft sind Rüstlöcher noch heute bei unverputzten antiken oder mittelalterlichen Mauern erkennbar.