Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie

Zusammenstellung von Steve Lippmann

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Beispiele Personen


Face bezeichnet die dem Angreifer zugekehrten Seiten eines Werkes.

Faktorei (frz. factorerie oder factorie, engl. factory, span. factoría, port. feitoria, ital. fattoria, ndl. factorij) war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die Niederlassung eines Handelshauses oder einer Handelskompanie in anderen Handelszentren. Faktoreien wurden besonders in Asien, Afrika und Amerika gegründet und sorgten für den Warenaustausch zwischen europäischen Handelsgesellschaften und der einheimischen Bevölkerung. Aus solchen von mächtigen Handelsgesellschaften angelegten Faktoreien, die sich allmählich über größere Gebiete ausdehnten, sind mehrfach Kolonien entstanden.

Fallgatter Teil der Torkonstruktion, die einen eingedrungenen Gegner am Rückzug hindern sollte.

Falltür (im Sinne einer Falle) werden Türen bezeichnet, die sich beim unachtsamen Betreten durch einen Klappmechanismus plötzlich nach unten öffnen und den Betretenden abstürzen lassen. Mit derartigen Falltüren suchten vor allem im Mittelalter die Burgbesitzer gewisse Räume vor unliebsamen Besuchern und Dieben zu schützen. Im Vietnamkrieg bauten die Vietkong zahlreiche Tunnelsysteme, die durch getarnte Falltüren betreten und verlassen werden konnten. Siehe Tunnel von Củ Chi.

Falsche Chalets sind militärische Bauten bzw. getarnte Bunker in der Schweiz (Scheunen, Ställe und Wohnhäuser) die erst auf den zweiten Blick ihr wahres Gesicht zeigen.

Faschine (von lat. fascis; ital. fascio für Bündel oder Bund) sind walzenförmige Reisig- bzw. Rutenbündel von einigen Metern Länge, welche in erster Linie zur Abwehr von Erosionserscheinungen bzw. Böschungsbrüchen genutzt werden. Neben dem Wasserbau war die militärische Nutzung immer ein wichtiges Anwendungsgebiet für Faschinen. Reisigbündel ließen sich schnell mit örtlichem Material erstellen. Mit ihrer Hilfe wurden die Wände von Laufgräben verstärkt, um das Nachrutschen der Erde zu verhindern. Des Weiteren wurden damit ganze Artilleriestellungen (Batterien) gebaut. Zum Überwinden von Gräben wurden die Bündel in großen Mengen in den Graben geworfen. 

Fausse-Braie dem Hauptwall vorgelagerter Niederwall zwischen Wallgang und Graben.

Feldbefestigung ist eine Einrichtung des Geländes für Gefechtszwecke, die meist in kurzer Zeit mit den an Ort und Stelle vorhandenen Mitteln ausgeführt wird und die vorzugsweise für einen einzelnen Gefechtstag im Feld-, aber auch für längere Zeit im Festungskrieg, oder für die ganze Dauer des Krieges zur Deckung der Verbindungslinien des Heeres an Bahnhöfen, Etappenorten etc. bestimmt ist. Schon die römischen Legionäre nutzten nachweislich diese Form der Befestigung, die sie auf ihren zahlreichen Märschen jeden Abend anlegen mussten. Die dabei nur für eine Nacht oder wenige Nächte angelegten Marschlager sind auch heute noch sichtbar, entweder als ein auf Luftbildern erkennbares Landschaftsmerkmal oder als ein Jahrtausende überdauerndes Bodendenkmal. Ähnliche Fälle finden sich weltweit.

Feldwerk Siehe Vorwerk.

Felsenburg ist eine mittelalterliche Burg, bei der natürliche Felsformationen unmittelbar in die Wehranlagen einbezogen sind und den Aufbau der Anlage prägen. Es handelt sich um Höhenburgen, die auf einem Felsen sitzen, bei der aber die unteren Räume in den natürlichen Felsuntergrund eingebaut sind.

Feste (1) ein alter Ausdruck für eine Burganlage. Siehe Veste.

Feste (2) Bezeichnet ein in der neupreußischen Befestigungsmanier des 19. Jahrhunderts größeres vorgeschobenes Befestigungswerk, welches im Gegensatz zur Festung (ein großer Gebäudekomplex) aus aufgelockerter verstreuter Bebauung des Geländes besteht, also mehreren einzelnen, teilweise miteinander verbundenen Werken.

Festes Haus (frz. maison forte, engl. fortified house) wird in der Burgenforschung ein bedingt wehrhaftes Gebäude mit relativ starken Mauern bezeichnet, das –ähnlich wie der Wohnturm– dem adligen Besitzer zu Wohn-, Wehr- und Repräsentationszwecken diente. Das so bezeichnete Gebäude kann Teil einer größeren Burg sein oder einzeln stehen. Feste Häuser sind spätestens seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar. In der Frühen Neuzeit kam ein vergleichbarer Haustyp wieder vermehrt in Gebrauch, der als leicht bewehrter Adelssitz genutzt wurde.

Fester Platz hatte im älteren deutschen Wortgebrauch die Bedeutung von Festung. Als Schlagwort für ein Verteidigungskonzept der deutschen Wehrmacht gewann die Bezeichnung im Zweiten Weltkrieg eine spezifische Bedeutung. Nachdem ab 1943 die deutschen und ihre verbündeten Truppen durch die alliierten und hier vor allem die Offensiven der sowjetischen Roten Armee zum Rückzug gezwungen worden waren, und die sowjetischen Truppen immer weiter vorrückten, führten Hitler und die oberste militärische Führung als Gegenmaßnahme das Konzept der Festen Plätze ein. Mit festen Plätzen wurden Orte bezeichnet, die beim Rückzug wegen ihrer operativen Bedeutung als Verkehrsknotenpunkte von der Wehrmacht besonders hartnäckig verteidigt werden sollten und auch im Falle feindlicher Übermacht nicht aufgegeben werden sollten. Das konnte zur Einkesselung des Ortes führen. Das im März 1944 eingeführte Konzept der Festen Plätze bewährte sich nicht und hatte größere Verluste als geordnete Rückzüge zur Folge.

Festung ist im Allgemeinen ein durch Wehranlagen stark befestigter Ort. Im engeren Sinne bezeichnet Festung in der Neuzeit eine eigenständige, meist stark gegliederte Wehranlage aus starkem Mauerwerk, später auch aus Beton, die dem Schutz gegen feindliche Feuerwaffen (insbesondere Artillerie) bei gleichzeitigem defensivem Feuerwaffeneinsatz durch die Verteidiger dient. Festungen dieser Art wurden ab dem 15. Jahrhundert als Reaktion auf den Einsatz schwerer Pulvergeschütze erbaut und waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts üblich. Sie konnten der Grenz- oder Küstensicherung dienen, den Ausgangspunkt einer Offensive bilden und sich zurückziehende Heere aufnehmen. Darüber hinaus wurden manche Festungen als Verwaltungssitz, Gefängnis oder Aufbewahrungsort staatlicher Reserven an Geld oder Edelmetallen genutzt.

Festungsartillerie ist ein Zweig der Artillerie, der stationär in Festungen zur Abwehr von Belagerungen eingesetzt worden ist. Die hierfür verwendeten Geschütze werden Festungsgeschütze oder Defensivgeschütze genannt, wenn sie nur stationär einsetzbar waren. Daneben wurden auch oftmals feldbewegliche Geschütze aller Art hier eingesetzt.

Festungsbrunnen Siehe Burgbrunnen.

Festungshaft war eine besondere Form der Freiheitsstrafe. Festungshäftlingen billigte man eine ehrenhafte Gesinnung zu. Die Festungshaft wurde daher auch als Ehrenhaft bezeichnet. Sie war eine custodia honesta (lat. ehrenhafter Gewahrsam) ohne Arbeitszwang. Als Freiheitsstrafe stand sie neben Zuchthaus und Gefängnis und wurde vorwiegend gegen Angehörige höherer Stände, bei politischen Straftaten oder gegen Duellanten verhängt. Die Schweiz kannte diese Strafform nie. Der Ort der Festungshaft war meist eine Festung, doch konnte diese Form der Freiheitsentziehung auch an anderen Orten verbüßt werden. Siehe Gefängnis.

Festungskapelle ist ein Sakralbau, der auf einer Festung liegt oder zu ihr gehört.

Festungskrieg (1813) umfasst alle kriegerischen Ereignisse des Jahres 1813 um diejenigen Festungen in Europa außerhalb Frankreichs, die noch von französischen Truppen besetzt waren. Diese Ereignisse standen im Zusammenhang mit den Feldzügen der Befreiungskriege oder waren unmittelbare Folgen dieser Feldzüge.

Festungsmanöver (auch Festungsdienstübung) sind Übungen der Festungsgarnisonen, die ihnen ein Bild von ihren Dienstverrichtungen im Fall eines Angriffs geben und sie mit dem Vorgelände bekannt machen sollen. 

Festungsrayon ist eine begrenzte Zone in der Umgebung von Festungswerken, in der den Grundeigentümern aus militärischen Erfordernissen gewisse gesetzlich geregelte Baubeschränkungen auferlegt wurden. Die Rayons wurden durch Rayonsteine markiert. Der Begriff "rayon" stammt aus dem Französischen und bedeutet sinngemäß "Gebiet, Bezirk, Umkreis, abgegrenzte Fläche". Vor den Festungen musste freies Schussfeld geschaffen werden, um den unbestrichenen Raum möglichst zu minimieren. Dies bedeutete ein Freiräumen des Vorgeländes von allen Objekten, die einem Gegner Deckung hätten verschaffen können, und weiter außerhalb die Freilegung von Schussbahnen über die Hauptanmarschwege eines potentiellen Gegners. Gesetzliche Regelungen hierzu wurden relativ spät erlassen. Sie stammen erst aus dem 19. Jahrhundert. Siehe Rayon.

Festungstruppen sind im weitesten Sinn Truppenteile, die hauptsächlich zum Einsatz in Festungen, Forts, Bunkern bzw. sonstigen dauerhaften Befestigungsanlagen vorgesehen sind. Teilweise handelt es sich um bereits im Frieden bestehende Einheiten und Verbände, teils um erst im Mobilmachungs- bzw. Armierungsfall zusammengestellte. Heute sind Festungstruppen eine Seltenheit und meist ersetzt durch mobile Grenztruppen.

Festungsviereck (ital. Quadrilatero) ist eine Anordnung von vier Festungen, bei der ein Angriff auf eine der Festungen stets durch eine oder mehrere der anderen störend beeinflusst werden kann. Der Bau eines Festungsvierecks war nicht überall möglich. Eine günstige Lage war an Wasserläufen gegeben, wobei gesicherte Übergänge geschaffen wurden, um den Verkehr zwischen den Festungen geschützt zu ermöglichen. Eine solche Konstruktion bot einer schwächeren Armee die Möglichkeit, sich einem übermächtigen Angriff zu entziehen und doch das Feld nicht vollständig zu räumen.

Feuer im militärischen Sinn das Schießen aus Feuerwaffen, daher Feuerwirkung die durch die verfeuerten Geschosse erzielten Resultate; Feuergefecht, ein Kampf, in dem nur von den Schusswaffen Gebrauch gemacht wird, man also in gewissem Abstand vom Gegner bleibt. Im Festungskrieg bestimmt die vom Kommandeur der Artillerie fast jeden Tag festgestellte Feuerordnung die Zahl der täglich oder stündlich abzugebenden Schüsse und die zu beschießenden Ziele.

Feuerunterstützungsbasis (engl. fire support base; Abk. FSB) ist ein temporäres militärisches Feldlager, von dem mit Artillerie indirekte Feuerunterstützung für in Reichweite operierende Infanterie gewährt wird, die sich außerhalb der Reichweite ihres eigenen Basislagers befindet. Eine Feuerunterstützungsbasis kann abhängig vom Gelände in Aufbau, Form und Konstruktion variieren. Das während des Vietnamkriegs entwickelte und intensiv umgesetzte Konzept wurde in nachfolgenden militärischen Operationen wie beispielsweise in Afghanistan weiterentwickelt.

Flakturm werden die Hochbunker bezeichnet, die während des Zweiten Weltkriegs in Berlin, Hamburg und Wien für Flugabwehrkanonen (Flak) und deren Feuerleitanlagen errichtet und auch als Schutzräume genutzt wurden. Vergleichbare Bauwerke in Großstädten anderer Länder existieren nicht. Acht Flakturmpaare wurden im Rahmen des Luftkriegs errichtet, um den Überflug oder Angriff gegnerischer Bomberverbände zu erschweren. Entworfen wurden die Türme vom Schweriner Stadtplaner und Brückenbauer Friedrich Tamms, der nach dem Krieg Stadtplaner in Düsseldorf wurde. Neben der Funktion als Flakstellung befanden sich in den Türmen große Schutzräume für bis zu 30.000 Personen. 

Flanke Seite einer Bastion, die zwischen der Feldseite und der übrigen Wallmauer liegt.

Flankenbatterie Kanonenstellung in der Bastionsflanke zur Bestreichung der gegenüberliegenden Bastion und der dazwischen liegenden Festungsmauer. Gegen feindlichen Beschuss meist kasemattiert, z.T. zurückgezogen.

Flankierungsturm ist ein Wehrturm, der feldseitig aus einer Wehrmauer oder einem anderen befestigten Bau hervorspringt und somit das unmittelbare Vorgelände seitlich begrenzt (flankiert). Von der Wehrplattform und den Schießscharten des Turmes aus ließen sich die benachbarten Mauerabschnitte (die Kurtinen) seitlich mittels Fernwaffen bestreichen. Bei hoch- und spätmittelalterlichen Burgen und Stadtmauern hatten Flankierungstürme oft einen halbrunden Grundriss, beziehungsweise eine Kombination aus Rechteck mit halbkreisförmigem Abschluss zur Feldseite hin. Daneben kommen auch kreisrunde und rechteckige Grundrisse vor. 

Flesche (frz. flèche für Pfeil) wurde bis ins 19. Jahrhundert eine Feldbefestigung aus Brustwehren bezeichnet. Eine weitere dem Französischen entliehene Bezeichnung war Redan. Die Flesche bestand aus zwei in einem ausspringenden Winkel zusammenlaufenden Facen. Meist hatte sie feindwärts einen Graben und lehnte sich im Rücken möglichst an ein Naturhindernis an oder war dort durch einen Palisadenzaun geschlossen. Hatte sie angesetzte Flanken, von denen aus die Facen bestrichen werden konnten, hieß sie geschulterte Flesche. Im Festungsbau entsprach ihr die Lünette, ein Außenwerk das üblicherweise am Fuß eines Glacis der Bastionsspitze vorgelagert war, um eine zusätzliche Feueretage zu schaffen, und wurde dort auch manchmal so genannt.

Fliehburg (auch Fluchtburg, Volksburg, Bauernburg oder Vryburg) wird eine burgähnliche, meist von Wällen umgebene Verteidigungsanlage bezeichnet, die nicht dauerhaft bewohnt wurde, sondern einer lokal ansässigen Bevölkerung als zeitweiliger Rückzugsort bei Kriegsgefahr diente. Ihrer Bauweise nach handelt es sich meist um Wallburgen. In Europa sind durch archäologische Grabungen eine Vielzahl von großräumigen Wallanlagen (meist mehr als 100 Meter Durchmesser) der frühgeschichtlichen Zeit nachgewiesen, die als Fliehburgen vor allem aus der Hallstattzeit (ab etwa 800 v. Chr.), insbesondere der Latènezeit (450 v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt), interpretiert werden. Über die antike Geschichtsschreibung sind unter anderem die von Caesar als oppidum bezeichneten Fliehburgen der Gallier und anderer Kelten bekannt, die jedoch auch dauerhafte Siedlungen sein konnten; bei den keltischen Oppida handelt es sich oft um größere, stadtartig angelegte und befestigte Siedlungen der La-Tène-Zeit (späten Eisenzeit). Ähnliche Ringwallanlagen (Wallburgen) bauten auch die verschiedenen germanischen und slawischen Völkerschaften, letztere noch bis weit in die Zeit des Mittelalters hinein, entweder als Flucht- oder auch als dauerhafte Siedlungsorte. Als Baumaterial wurde vor allem Erde, aber auch Holz und Stein in verschiedenen Konstruktionsweisen verwendet.  Die von den Römern selbst errichteten Fliehburgen aus der Zeit um 300 n. Chr., als der Limes überrannt wurde und germanische Stämme plündernd ins römische Germanien eindrangen (Limesfall), entsprachen der hochentwickelten römischen Militärarchitektur. Der Übergang von Fliehburgen zu dauerhaft bewohnten Plätzen ist oft fließend gewesen bzw. in wechselnden Phasen verlaufen, je nach Bedrohungslage. Ausschlaggebend waren auch die Wasserversorgung, die Nähe oder Ferne zu fruchtbaren Ebenen oder Handelswegen, die Höhenlage mit Rundblick oder Bewaldung, zur Verteidigung oder als Versteck in kriegerischen Zeiten oder auch als Rückzugsort für Talbewohner bei Überschwemmungen.

Fluchtbewegung (auch Flüchtlingsstrom) wird eine größere Anzahl von Personen bezeichnet, die aufgrund ähnlicher Umstände, insbesondere Krieg, religiöser, rassischer oder politischer Verfolgung, Naturkatastrophen, wirtschaftlicher Not oder anderer Gründe, freiwillig oder unfreiwillig, ihren Wohnort verlassen (Flucht). Große Fluchtbewegungen zumeist als Folge von Kriegshandlungen sind seit der Antike (Völkerwanderung, Kimbernkriege usw.) belegt. Ende 2018 waren insgesamt mehr als 70 Millionen Menschen auf der Flucht – die höchste erfasste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Bis Ende 2022 stieg die Zahl stetig weiter auf fast 110 Millionen. Siehe Flüchtling.

Fluchtkammern sind mobile Schutzräume, in die sich Personen bei kontaminierter Umgebung, zum Beispiel durch Brandgefahr, zurückziehen können. Sie kommen häufig im Bergbau und im Tunnelbau zum Einsatz und sind teilweise vorgeschrieben (EN 16191). 

Flugzeugkaverne ist ein kavernenartiger Flugzeughangar zur Unterbringung von Kampfflugzeugen, der nicht nur wie ein normaler Hardened Aircraft Shelter durch die oberirdische bauliche Ausführung in Beton und Stahl, sondern insbesondere durch die unterirdische Bauweise sowie durch den umgebenden Berg gegen Feindeinwirkung geschützt ist. Siehe Bunker.

Flüchtling Der Begriff Flüchtling wird international rechtlich durch die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 definiert. Regionale Übereinkommen verwenden teilweise abweichende Definitionen. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet er eine Person, die ihre Heimat oder ihren vorherigen Aufenthaltsort wegen politischer Zwangsmaßnahmen, Kriegen oder lebensbedrohlicher Notlagen vorübergehend oder dauerhaft verlassen hat. Häufig tritt der Sammelbegriff Flüchtlinge auf. Dreiviertel der Flüchtlinge, die ins Ausland geflohen sind, lebte Ende 2019 in der Nähe ihrer Heimat. Nach Europa kamen weniger als zehn Prozent. Mit 1,1 Millionen Flüchtlingen war Deutschland 2019 nach der Türkei, Kolumbien, Pakistan und Uganda das fünftwichtigste Aufnahmeland.

Flüchtlingslager ist ein Lager, in dem Flüchtlinge untergebracht sind. Menschen in Flüchtlingslagern sind vor politischer Verfolgung, Kriegen oder Bürgerkriegen, Vertreibung, aber auch vor Umweltkatastrophen und Hungersnöten geflohen (Umweltflüchtlinge). Siehe Lager.

Fort (frz. für stark, von lat. fortis) ist eine selbständige permanente Befestigungsanlage. Das Wort wurde in der Militärsprache gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Französischen entlehnt, wo es dieselbe Bedeutung besitzt. Es ersetzte zu jener Zeit das ältere deutsche Wort Feste oder Veste, das sich von stark oder fest herleitete und ebenfalls dieselbe Bedeutung besaß. Das Wort Feste wurde allerdings am Ende des 19. Jahrhunderts in der deutschen Befestigungslehre in einer etwas veränderten Bedeutung neu aufgegriffen. Das Fort als selbstständiges, vorgeschobenes Werk sichert strategisch wichtige Orte im Vorfeld einer Festung. In der alt- und neupreußischen Manier des 18. beziehungsweise 19. Jahrhunderts wurden Festungsstädte systematisch von Forts umgeben. Ihr Abstand zur Kernumwallung betrug zunächst etwa einen Kilometer, wuchs jedoch bis zum späten 19. Jahrhundert auf 15 Kilometer an.

Fortifikation Befestigungsanlage, Befestigungstechnik.

Fortifikationswesen Siehe Ingenieur.

Fougasse (auch Steinmine oder Erdmörser) ist eine historische Waffenart mit Treibladung in einer mit Geschossmaterial gefüllten Grube. Bei Annäherung des Feindes wird die Treibladung gezündet und schleudert Steine, Metallstücke oder Ähnliches dem Feind entgegen. Fougassen waren Defensivwaffen. Damit sie ihre Wirkung entfalten konnten, wurden sie an Stellen platziert, die der Feind passieren musste, z.B. Festungsgräben. Durch künstliche Hindernisse konnte der Feind an solche Stellen geleitet und dort zusammengedrängt werden. Manchmal wurden mehrere Fougassen nebeneinander angelegt, um sie gleichzeitig explodieren lassen.

Fangelturm (auch Fangenturm) werden mehrere Türme in Wehranlagen oder in Stadtmauern im heutigen Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns, Niedersachsens sowie Sachsen-Anhalts bezeichnet. Der Name bedeutet so viel wie Gefangenenturm. In anderen Regionen ist der Begriff Hungerturm üblich. Siehe Hungerturm und Hexenturm.

Frauenzimmer (ahd. frawenzymer) bezeichnete man an Höfen des 15. Jahrhunderts den gesamten Hofstaat einer adligen Hausherrin sowie ihre Gemächer.

Freihaus (auch Freihof) wurden im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Häuser bezeichnet, die zwar innerhalb der Mauern einer Stadt lagen, rechtlich aber nicht dem Stadtrat und der städtischen Gerichtsbarkeit unterworfen waren. Die Besitzer der Freihäuser waren landesunmittelbar, sie hatten (mit ihren Familien, Angestellten und anderen Mitbewohnern) ihren Gerichtsstand vor dem Landgericht und waren von den städtischen Steuern und weiteren Lasten (wie Einquartierung, Wachtpflichten usw.) befreit.

Freilandstation (auch Freilandsiedlung bzw. Jagd- oder Jägerlager) wird ein Wohnplatz saisonal sesshafter Jäger und Sammler bezeichnet, der sich nicht in einer Höhle oder unter einem Abri befindet. Siehe Haus.

Friedenstor bezeichnet in Festungen ein Tor für den bürgerlichen Verkehr mit bequemer Fahrbahn und Bürgersteigen im offenen Einschnitt oder Poterne durch den Wall, vermittelst Brücke oder Erddamm über den Graben und durch den Glaciseinschnitt (Sortie). Im Kriege wird das Friedenstor geschlossen. 

Fronfeste Als Fronveste galt ein Ort zur Verwahrung von Menschen, die der Malefiz = Verbrechen, Missetat angeklagt wurden. Dort wurden auch Folterungen vorgenommen. Solche Zucht- und Arbeitshäuser entstanden erstmals in Amsterdam. Siehe Gefängnis.

Front bezeichnet die Hauptangriffsseite des Feindes bei einem Werk.

Frontex Die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache (engl. European Border and Coast Guard Agency, EBCG), auch Frontex genannt (Akronym für frz. frontières extérieures; für dt. Außengrenzen), ist eine Agentur der Europäischen Union mit Sitz in Warschau, die für den Schutz der Außengrenzen des Schengen-Raums zuständig ist. Frontex wurde 2004 als Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen gegründet und war in erster Linie für die Koordinierung der Grenzkontrollen zuständig. Als Reaktion auf die Flüchtlingskrise in Europa 2015 / 2016 schlug die Europäische Kommission am 15.12.2015 vor, das Mandat von Frontex zu erweitern und es in eine vollwertige Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache umzuwandeln. Am 18.12.2015 befürwortete der Europäische Rat den Vorschlag, und nach einer Abstimmung im Europäischen Parlament wurde die Europäische Grenz- und Küstenwache am 06.10.2016 gegründet. Siehe Fluchtbewegung. 

Fräsierung im Befestigungswesen ein Hindernismittel, bestehend in einer Reihe am obern Rande der Eskarpe oder Kontreskarpe auf etwa ein Drittel ihrer Länge eingegrabener palissadenähnlicher, zugespitzter Pfähle (Sturmpfähle), die das Hinab- oder Hinaufsteigen an der Böschung erschweren oder zum Sprung zwingen soll. Ihrer mühevollen Herstellung wegen, und weil sie die Grabenbreite verringert und dadurch dessen Überbrückung oder Überspringen erleichtert, wird die Fräsierung nur als Notbehelf angewendet. Siehe Pallisaden.

Futtermauer ist eine Stützwand, mit der steile Hänge verkleidet werden. Anders als freistehende Mauern und Wände von Häusern sind Futtermauern auf einer Seite in Kontakt mit dem Erdreich. Sie dienen zum Schutz gegen Erdrutsch und Steinschlag. Je nach Konstruktion können Futtermauern erhebliche seitliche Lasten aufnehmen. Der Baugrund von Burgen wurde häufig mit Hilfe von Futtermauern nach unten abgesichert. Dies vergrößerte zum einen die für die Burg zur Verfügung stehende Fläche. Zum anderen war die entstehende, steile, glatte Wand für potentielle Angreifer ein zusätzliches Hindernis. Siehe Eskarpemauer.

Fünfknopfturm werden zumeist gotische Türme bezeichnet, die außer der Turmspitze auch an den vier Ecken auf Höhe des Turmhelms kleine Türmchen aufweisen. Sie tragen daher fünf Turmkugeln, auch „Turmknöpfe“ genannt. Die Ecktürmchen können integrale Teile des viereckigen Turmhelms sein, oder auf auskragenden Erkern stehen. Diese Wichtürme oder Scharwachttürme – salopp wegen ihrer speziellen Form auch „Pfefferbüchsen“ genannt – dienten einst als Ausguck für Wächter und bei Angriffen zur Verteidigung des unmittelbaren Turmbereichs. Siehe Wichtürme und Scharwachttürme.