Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie
Zusammenstellung von Steve Lippmann
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Beispiele Personen
Abri de combat (dt. Kampf-Schutzraum, von den deutschen Soldaten auch Infanterieraum oder kurz I-Raum genannt) waren kleine Schutzräume gegen Artilleriebeschuss, die als Teil de Barrière de fer in den vorgeschobenen Verteidigungsringen der Festen Plätze angelegt worden waren. Siehe Barrière de fer.
Abschnittsburg ist eine Burg die durch Gräben und Wehrmauern in mehrere befestigte Abschnitte unterteilt ist. Jeder dieser Abschnitte ist eine eigenständige Befestigungsanlage und hat, soweit es die räumlichen Gegebenheiten zulassen, meist einen eigenen Burghof. Jeder Abschnitt ermöglicht es den vor ihm liegenden Abschnitt zu kontrollieren. Da die aufeinander folgenden Abschnitte eine abgestufte Deckung erlaubten, konnte ein Abschnitt immer noch verteidigt werden falls der vor ihm liegende Abschnitt vom Feind eingenommen wurde.
Abschnittsgraben trennt separat befestigte Abschnitte einer Burg voneinander ab. Beispielsweise Vorburg und Kernburg oder die einzelnen Teile einer Abschnittsburg.
Abschnittswall (auch Abschnittsbefestigung) ist eine Befestigung die den zu verteidigenden Bereich nicht völlig umschließt. Er schützt nur einen bestimmten Abschnitt und wurde nur an exponierten Stellen errichtet. Solche Anlagen finden sich an Bergspornen, Flussschleifen und an steilen Meeresküsten.
Aborterker (auch Abtritterker) ist ein Erker der im Mittelalter in einer Burg oder an einem Wohngebäude als Toilette diente. Eine bauliche Variante stellte der Abortschacht dar. Es gab sowohl gemauerte als auch hölzerne Aborterker. Sie waren meist rechteckig, konnten aber in Einzelfällen auch halbrund sein. Sie ruhten auf seitlichen Kragsteinen oder Konsolen. In einer Burg führte unterhalb des Erkers oft ein langer hölzerner, gelegentlich auch gemauerter, Schacht die Exkremente in den Burggraben ab. Siehe Dansker.
Abwurfdach schützte als leicht demontierbare Konstruktion die Kurtinen, Kavaliere und Bastionen einiger frühneuzeitlicher Festungsbauten. Entfernt wird das Dach nur bei einer Benutzung zu Verteidigungszwecken. Die Verwendung dieser Dachform im mittelalterlichen Burgenbau ist hingegen wissenschaftlich nicht belegbar.
Agadir (sinngemäß übersetzt Speicherburg) ist ein burgartig ausgebautes Speicher- und Lagergebäude im Gemeinschaftsbesitz einer Stammesuntergruppe der Berber im Süden von Marokko. Im Süden Tunesiens und im Westen Libyens werden Bauten mit ähnlicher Funktion, aber anderem Aussehen als Ksar bezeichnet.
Agger (lat. für Erddamm oder Erdwall) bezeichnet im Allgemeinen ein Erdbauwerk, das im römischen Reich für vielfältige Zwecke genutzt wurde. In erster Linie steht der Begriff Agger für aus Erde errichtete Dämme oder Wälle, die zur Befestigung römischer Marschlager dienten. Für die Verstärkung von Stadtmauern wurde einseitig ein Agger aufgeschüttet, um ein Durchbrechen der Mauer bei einem Angriff zu erschweren. Die Oberfläche des Agger wurde in manchen Fällen mit Holz oder Ziegelmauerwerk eingefasst.
Akropolis (von agr. ἀκρόπολις; zusammengesetzt aus ἄκρος für höchster, oberster und πόλις für Stadt = Hochstadt oder Oberstadt) Die Akropolis ist ursprünglich die zu einer antiken griechischen Stadt gehörende Wehranlage. Aus Verteidigungsgründen wählten die frühen Siedler einer Stadt Erhöhungen und Hügel aus, wenn möglich mit steilen Hängen. Die Akropolis entsprach somit einer Zitadelle, jedoch entwickelte sie sich im Laufe der Geschichte von einer Wehranlage auf dem Burgberg auch zum Kultplatz mit den wichtigsten Heiligtümern. Die frühen Siedlungen entwickelten sich dagegen vielerorts zu den Zentren großer Städte, die sich über die angrenzenden Täler ausbreiteten. Die bekannteste Akropolis ist die Akropolis von Athen.
Alcazaba (von arab. kasbah; auch Alcázar) ist eine spanische Bezeichnung für ein Schloss, insbesondere für einen Palast der Mauren oder eine maurische Festung im Süden Spaniens (Kastilien). Teilweise werden auch Schlösser, die nicht maurischen oder arabischen Ursprungs sind, so genannt.
Allmende ist ein Teil des Gemeindevermögens (Landfläche, Gewässer, Wald), das als gemeinschaftliches Eigentum von der gesamten Bevölkerung benutzt werden darf. Im Mittelhochdeutschen wurde das Wort als „al(ge)meinde, almeine“ oder „almeide“ übernommen (Gemeindeflur oder Gemeinweide) und bezeichnete ein im Besitz einer Dorfgemeinschaft befindliches Grundeigentum innerhalb einer Gemarkung. Jeder Dorfgenosse war befugt, die Allmende für seinen wirtschaftlichen Bedarf zu nutzen. Er durfte im Wald Nutzholz schlagen, mit seinem Vieh die Weide beschicken, jagen, angeln und Steine brechen. Ursprünglich durfte sich der Genosse sogar Teile der Allmende durch Rodung und Umhegung aneignen. Im 15. und 16. Jahrhundert eigneten sich in Deutschland und England in vielen Fällen weltliche Herrscher die Gemeindeflächen an (Allmende-Raub), was möglicherweise auch ein Grund für den deutschen Bauernkrieg war. Siehe Einhegung.
Allod (anfrk. allōd für volles Eigentum; mlat. allod oder allodium; auch Eigengut, Erbgut oder freies Eigen) bezeichnete im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Recht ein Eigentum über das der Eigentümer frei verfügen konnte. Im Mittelalter war das Allodium dem zentralen Sitz der Burg vorgelagert. Sie waren geeignet kleinere Angriffe abzuwehren und boten der Bevölkerung des Dorfes Schutz.
Alpenfestung Mit dem Begriff Alpenfestung verbinden sich verschiedene Pläne der Führung des Deutschen Reiches in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Sie sollte in der schwer zu erobernden Bergregion der Alpen in Bayern und Österreich entstehen. Die einzigen ernsthaften Arbeiten (sie wurden zwar für eine Verteidigung in den Alpen durchgeführt, hatten aber nichts mit einer Alpenfestung zu tun) waren das Errichten von Verteidigungsstellungen im Süden der Alpen, als weitere Verteidigungslinie an der Südfront, wie sie schon seit Herbst 1943 in Italien gegen den Vormarsch der Alliierten durchgeführt wurden, wie zum Beispiel die Gustav-Linie. Diese Baumaßnahmen blieben wirkungslos.
Altitalienische Manier (auch Bastionärsystem) Die ersten Werke die man zu Recht als Bastionen bezeichnen kann, entstanden etwa in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Italien, auch wenn diese noch deutlich die Spuren ihrer Herkunft von den Türmen der alten Stadtmauern zeigen. Sie schlossen eng an die Hauptwälle an. Die ausspringenden Winkel der Bollwerke waren noch sehr stumpf und die Facen sehr kurz. Die Brustwehr war mit Mauerwerk bis obenhin verkleidet. Moderne Darstellungen rechnen mit einer rund hundertjährigen Übergangszeit zwischen dem mittelalterlichen und dem bastionären Festungsbau. Bis etwa 1550 bildete sich schließlich in Italien die sogenannte altitalienische Festungsmanier heraus. Siehe Bastionärsystem.
Anderson Shelter (dt. Anderson-Luftschutzunterstand) wurde 1938 im Vereinigten Königreich als Unterstand für den Luftschutz im Zweiten Weltkrieg entwickelt. Er bestand aus verzinktem Wellblech, wurde teils in die Erde eingegraben und mit Sandsäcken überdeckt. Der Name erinnert an den Konstrukteur dieser Anlagen. Siehe Bunker.
Angstloch (vermutlich von lat. angustus für eng) bezeichnet man in mittelalterlichen Burgen und Festungen einen engen Zugang zu einem darunter liegenden Raum. Das Angstloch befand sich meist über dem Untergeschoss eines Bergfrieds.
Annexbatterie ist eine mit Artillerie ausgestattete, gedeckte Anlage, die zu einem Fort gehört, jedoch aus unterschiedlichen Gründen außerhalb dieses Forts angelegt wurde.
Annexwall (lat. annectere für anbinden oder hinzufügen) bezeichnet künstlich aufgeschüttete Erdhindernisse, die ergänzend zu den Hauptbefestigungsanlagen, etwa von Höhenburgen, weiter talwärts angelegt wurden. Nicht selten verlaufen mehrere Annexwälle parallel und werden innen und außen von Gräben begleitet. Der Aushub für die Gräben lieferte zweckmäßigerweise das Material für die Wälle.
Ansitz wird im süddeutschen, österreichischen und Südtiroler Sprachraum ein kleinerer Wohnsitz des niederen Adels (Rittersitz) mit besonderem Rechtsstatus bezeichnet, vor allem in Tirol. Ansitze entstanden am Ausklang des Mittelalters und in der Frühen Neuzeit bis hin ins 19. Jahrhundert. Anders als hochmittelalterliche Adelssitze, also Burgen, Wohntürme und Feste Häuser, jedoch vergleichbar dem Herrenhaus eines Rittergutes, sind Ansitze entweder schwach bzw. nur symbolisch oder gar nicht befestigt. Sie entstanden auch erst in einer Zeit, als mittelalterliche Befestigungsanlagen ihren militärischen Zweck bereits eingebüßt hatten, allerdings nicht selten anstelle und unter Verwendung mittelalterlicher Wohntürme. Ansitze waren vor allem auf bequemes und repräsentatives Wohnen ihrer Eigentümer hin angelegt. Aber auch als Neubauten hielten sie oft an der Formensprache der mittelalterlichen Vorgängerbauten des Adels fest: Häufig sind es Türme, Zierzinnen, dekorative Erkerchen, nachgeahmte Pechnasen, Ringmauern, Eckquader oder Quadermalereien, mit denen die Eigentümer auf ihre Sonderstellung hinwiesen.
Antwerk ist ein im historischen Sprachgebrauch verwendeter Sammelbegriff für Belagerungsgeräte. Siehe Belagerungsgerät.
Approche (frz. für Annäherung) ist der Oberbegriff für zu militärischen Zwecken angelegte, oberirdische Gräben (Schützengräben, Laufgräben) und unterirdische Stollen zur weniger gefahrvollen Annäherung an eine belagerte Festung.
Approvisionnement (frz. für Versorgung) beschreibt die Ausstattung einer Festung mit verschiedenen Gütern wie Munition und Verpflegung. Die jeweiligen Mengen wurden in Abhängigkeit vom aktuellen Gefährdungsgrad der Festung berechnet.
Architectura militaris Befestigungsbauten sind Teil der Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte. Die Entwicklung der Festungsbauten beginnt mit den ersten Erd- oder Steinwällen und endet mit dem Bau unterirdischer Bunkeranlagen. Zunächst waren es zivile Bauingenieure oder Architekten, die Festungsanlagen planten und bauten. Um 1700 gehörten Kenntnisse im Festungsbau auch zur Ausbildung des Adels. Mitte des 18. Jahrhunderts trennen sich zivile und militärische Architektur. Militärakademien wurden gegründet und der Festungsbau als eigenständige Disziplin etabliert.
Arsenal (ital. arsenale, frz. arsenal für Werkstatt, Fabrik) ist eine militärische Einrichtung mit einem Betrieb, in dem Waffensysteme und andere Geräte, Maschinen und Anlagen der Streitkräfte gelagert, gewartet und repariert werden. Bis zum 17. Jahrhundert bezog sich der Begriff, ausgehend von dem namensgebenden Arsenal von Venedig (ab 1104) lediglich auf Marinewerkstätten. Die entsprechende Einrichtung für die Waffen der Landstreitkräfte wurde Zeughaus genannt. Im übertragenen Sinne wird mit Arsenal der Waffenbestand einer Armee oder eines ganzen Staats bezeichnet.
Atalaya (arab. für Wache, Wachposten, Ausguck oder Vorposten) wird in Spanien ein Wach- und Signalturm aus islamischer Zeit bezeichnet. Derartige Türme dienten der Grenzsicherung zwischen islamischer und christlicher Einflusssphäre.
Atlantikfestungen waren wichtige Küstenstädte am Atlantik in den im Zweiten Weltkrieg von Deutschland besetzten Ländern Frankreich und Niederlande. Als Teile des Atlantikwalles wurden sie von der Wehrmacht besonders stark befestigt und sollten im Falle einer Invasion der Westalliierten auf dem europäischen Festland so lange wie möglich verteidigt werden.
Atomschutzbunker Um den sehr großen Druckkräften eines nuklearen Schlages zu begegnen, werden atomsichere Anlagen unterirdisch oder in Bergen angelegt. Häufig kommt bei großen oder sehr wichtigen Anlagen eine zweischalige Konstruktionsform zum Einsatz. Die äußere Schale ist ein sehr stark gepanzerter, meist quaderförmiger Hohlkörper. Dieser Bau soll sowohl die immense Druckwelle abfangen als auch, je nach Konstruktion, direkte Angriffe mit bunkerbrechenden Waffen abwehren. Die äußere Schale dient zusätzlich als erste Barriere gegen den Fallout sowie andere Bedrohungen durch CBRN-Waffen. Die eigentlichen Einrichtungen des Bunkers, Infrastruktur, Kampfstände, Wohnbereiche usw. werden in einen oder mehrere eigenständige Container eingebaut. Im Inneren der äußeren Schale werden diese Zellen mit Feder-/ Dämpfersystemen schwingfähig eingebaut. Durch dies wird eine Entkoppelung der Container gegenüber Bewegungen und Verformungen der äußeren Schale erreicht. Durch die Entkopplung kann die Widerstandskraft gegen atomare Schläge deutlich erhöht werden. Die einzelnen Zellen sind in sich ebenfalls CBRN-sicher. Anders als Bunker, die nur für die konventionelle Kriegsführung ausgelegt sind, sollen Atomschutzbunker für einen längeren, definierten Zeitraum Schutz bieten. Siehe Bunker.
Aufgelöste Festungsform Festungstopologie bei der, anders als beim Einheitsfort, die Funktionsbereiche nicht mehr in einem geschlossenen Fortkomplex untergebracht sind, sondern räumlich getrennt werden. Diese Bauform wurde deutscherseits ab Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt. Siehe Biehler-Fort.
Auflassung bezeichnet das Ende der Nutzung oder die Aufgabe einer Sache, wobei diese oft der Verwahrlosung preisgegeben wird z.B. von Festungen.
Aufschlitz-Brandverfahren wurden hauptsächlich im Mittelalter angewendet, um in Schalenbauweise errichtete Gebäude zu zerstören. In dieser Bauweise entstanden überwiegend Befestigungsanlagen, wie Burgen oder Stadtmauern, aber auch größere Häuser, da so schnell, kostengünstig und gleichzeitig massiv gebaut werden konnte. Siehe Schalenmauerwerk.
Aufzug bezeichnet die sichtbare Erhebung einer Festung über dem Horizont. Festungsbauten sollten einem Angreifer nur ein kleines Ziel bieten. Mit der Weiterentwicklung neuer Geschütze und Schusstechniken, „rutschten“ neue Befestigungsbauten immer tiefer in das sie umgebende Gelände. Der Bau von Bunkeranlagen kündigte sich an.
Aula regia (lat. für königliche Halle, synonym auch für Königsburg, Residenz, Säulenhalle), neuzeitlich auch Palastaula oder Aula Palatina genannt, ist der Name der Thron- und Empfangssäle in den Kaiserpalästen der antiken römischen Architektur sowie in den Königspfalzen des Mittelalters, daher auch Palas-Saal genannt. Der Begriff wurde gelegentlich als Synonym für die Pfalzen selbst verwendet.
Ausgehauene Burg Siehe Höhlenburg und Felsenburg.
Ausfall bezeichnet den offensiven Gegenangriff der Belagerten in einer Festung auf die Belagerer.
Ausfallhof Besonders geschützter Grabenabschnitt, von dem ein Angriff gestartet werden kann.
Ausfalltor (auch Ausfallpforte oder Schleichpforte) ist ein kleines Nebentor in einer Befestigungsanlage, das der Besatzung der Anlage bei einer Belagerung einen überraschenden Ausfall oder ein unentdecktes Verlassen der Anlage erlaubt, zum Teil in Friedenszeiten eine Abkürzung sonst langer Wege durch die Wehranlagen. Für den Burgenforscher Otto Piper handelt es sich bei dem „hâl türlîn“ (geheimen Türlein), das in Gottfried von Straßburgs Versroman Tristan erwähnt wird, um eine Nebenpforte; im Französischen sei der Begriff mit poterne, fausse poterne oder fausse porte gleichzusetzen. Siehe Ausfall und Poterne.
Ausspringender Winkel (frz. Saillant für hervortretend, vorstehend), in der Befestigung der von zwei Feuerlinien gebildete Bastionswinkel, dessen Spitze nach außen, dem Feinde, zeigt. Die auf den Schenkeln im Scheitel des Winkels errichteten Senkrechten schließen den unbestrichenen Raum ein, der um so größer ist, je kleiner der Winkel. Hier ist der schwächste Punkt der Verteidigung, man macht deshalb den Winkel möglichst groß (120°), stumpft ihn ab, bringt Hindernismittel im unbestrichenen Raum an und sucht letztern durch Feuer von Nebenwerken zu bestreichen.
Außenwerk ein zwischen Hauptumwallung und Glacis liegendes Werk, also beispielsweise ein Ravelin, ein Hornwerk oder eine Demi-lune.
Avant-Fosse ist ein äußerer, das Glacis umgebender Graben.