Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie
Zusammenstellung von Steve Lippmann
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Beispiele Personen
Kale ist ein häufiger Ortsname und Ortsnamensbestandteil in der Türkei und in Südosteuropa. Er findet sich auch für entsprechende Burgberge, vereinzelt auch für andere geographische Objekte. Das Wort steht im Türkischen für Burg oder Festung und auch für den Turm im Schach und stammt ursprünglich aus dem Arabischen qal'a.
Kammburg Unter einer Kammburg versteht man eine mittelalterliche Verteidigungsanlage, die auf einem Bergkamm oder auf einem Bergrücken angelegt wurde. Bei der Kammburg handelt es sich um eine selten gewählte Bauform. Anlagen dieser Art waren aufgrund ihres Standortes einigermaßen gut geschützt. Nachteilig war nur die Möglichkeit, dass die Burg von zwei Seiten angegriffen werden konnte. Zur besseren Verteidigung wurden meist mehrere Burgen in direkter Nachbarschaft erbaut.
Kammersprengung ist ein Sprengverfahren, wo eine berechnete Menge Sprengstoff in eine dafür vorgesehene Kammer durch Schächte oder Stollen eingebracht und zur Detonation gebracht wird. Die angelegten Räume nannte man Minenkammern beziehungsweise Minen, später Sprengkammern. Überlieferungen von Minengräben sind bereits den Römern, die Fidenae um 664 vor Christus und später von Veji um 393 vor Christus belegt. Eine ähnliche Taktik wurde von den Mongolen an der Chinesischen Mauer angewandt. Diese benutzten dafür das um 1044 erfundene Schwarzpulver.
Kammertor wird bei mittelalterlichen Stadtbefestigungen und Burgen ein System aus mindestens zwei hintereinander angeordneten Toren bezeichnet, die durch Mauern miteinander zu einer gut zu überwachenden Passage verbunden sind. Kammertore können im Freiraum zwischen zwei Ringmauern angelegt oder auch als eigenständiger Torbau an die Ringmauer angegliedert sein. Da relativ wenige Wehranlagen von einem vollständigen zweiten Mauerring umgeben sind, finden Kammertore häufig in einem kurzen Zwingerabschnitt Platz. Kammertore wurden oft in bestehende Bebauung integriert und durch darüberliegende Verteidigungsgeschosse oder Wehrtürme sowie mit Fallgattern und Zugbrücken gesichert. Siehe Zwinger.
Kampfblock ist eine zu einem Festungswerk gehörige Anlage die mit einer besonderen Aufgabe, ähnlich einem einzelnen Kampfbunker, infanteristisch, artilleristisch oder kombiniert zu wirken betraut ist. Kampfblocks sind organisatorisch mit einem Festungswerk verbunden.
Kampfstand Siehe Schützenloch.
Kanone (lat. canna bzw. gr. κάννα Rohr) ist ursprünglich die Bezeichnung für ein Geschütz, das sowohl bei der Artillerie als auch zur Flugzeug- und Panzerbewaffnung verwendet wird. Geschütze gibt es, unter verschiedenen Bezeichnungen, im deutschen Sprachraum seit dem 14. Jahrhundert. Der Begriff Kanone hat sich im Deutschen erst im 17. Jahrhundert eingebürgert.
Kanonenhof In die Flanke einer Bastion eingebaute Geschützstellung, welche die angrenzende Kurtine und die Face der Bastion nebenan mit Flankierungsfeuer deckt und so einem Gegner die Annäherung erschwert; ein entscheidender Bestandteil jeder Festung im Bastionärsystem. Gewöhnlich erfolgt der Zugang durch Kasematten.
Kapitale bezeichnet die gedachte Mittellinie durch die Spitze einer Bastion.
Kaponniere (auch Grabenkoffer oder Grabenwehr) Frei im Graben stehendes oder an den Hauptwall angelehntes Werk, von dem aus der Graben in einer oder beide (Doppelgrabenkaponniere) Richtungen unter Feuer genommen werden kann. Sie besteht meist aus zwei Stockwerken, rechts und links befinden sich Ausfallhöfe. Der Zugang erfolgt durch eine Poterne. Kaponniere ist die französische Ableitung des italienischen Begriffes capone, was großer Kopf bedeutet. Dies ist damit zu erklären, dass die Kaponniere nach oben hin oder seitlich aus einer Festungsfront herausragt.
Karzer (lat. carcer für Umfriedung, Kerker) war bis ins frühe 20. Jahrhundert eine Arrestzelle in Universitäten und Schulen. Siehe Gefängnis.
Karawanserei (pers. für Karawanenhof) war eine ummauerte Herberge an Karawanenstraßen. Reisende konnten dort mit ihren Tieren und Handelswaren sicher nächtigen und sich mit Lebensmitteln versorgen. Große Karawansereien dienten zugleich als Warenlager und Handelsplatz für Im- und Exportwaren. Das Prinzip der rechteckig ummauerten Innenhöfe, die durch angrenzende Raumfluchten begrenzt waren, findet sich bereits in nabatäischer Zeit und wurde spätestens nach der Annexion des Nabatäerreiches während der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98 –117) im Jahr 106 n. Chr. von den Römern übernommen.
Kaserne Das Wort wurde im 17. Jahrhundert von gleichbedeutend frz. caserne übernommen. Einen Kaserne ist grundsätzlich eine militärische oder polizeiliche Gebäudeanlage, in der Soldaten oder Polizisten abrufbereit untergebracht (kaserniert) sind. In mittelfranzösischer Zeit wurde dieser Begriff als caserne entlehnt; damit wurden Aufenthaltsräume für Wachsoldaten in Festungen bezeichnet – ursprünglich war solch ein Raum wohl für vier Soldaten gedacht. Als unter Ludwig XIV.der Bau großer eigenständiger Soldatenunterkünfte begann, wurde der Begriff auf diese übertragen. Siehe Garnison.
Kasbah (arab. für die [von der Stadt] Abgeschnittene, abseits Gelegene) ist eine innerhalb oder außerhalb von Städten gelegene Festung. Diese Bezeichnung ist vor allem in den Maghreb-Staaten üblich. Das ländliche Gegenstück zur Kasbah ist der Ksar, ein befestigtes Dorf.
Kasematte (span. casa für Haus, und matar für töten, daher die alte Bezeichnung Mordkeller oder Mordgrube). Schusssicherer Raum in einer Festung, entweder unter der Erde, im Wall oder in besonders sicheren Gebäuden. Mehrere nebeneinander liegende Kasematten werden auch als Kasematten-Galerie beziehungsweise als Kasematten-Batterie bezeichnet.
Kastell (von lat. castellum, Verkleinerungsform von castrum für: befestigter Ort), Feldmäßig oder auch ständig befestigtes Lager, vor allem in der Antike. Das römische Militärlager war ein wesentliches Element des römischen Heerwesens. Von Tacitus ist folgende Aussage überliefert: „Das Lager ist der besondere Stolz der Soldaten. Es ist ihr Vaterland, das seine Soldaten beheimatet“. Militärische Einrichtungen, insbesondere die Kastelle, waren, wo auch immer das Imperium in der Welt auftrat, die „physische Manifestation Roms“. Zusätzlich zu seiner Funktion als Ausgangspunkt für militärische Operationen oder als kurzfristiger Standort vor Schlachten hatten insbesondere die ständigen Garnisonen aufgrund ihrer Wirtschaftskraft und ihres bis dahin an vielen Orten unbekannten technischen Fortschrittes wesentlichen Anteil an der Romanisierung der eroberten Gebiete. Zahlreiche Städtegründungen, die bis heute bestehen, gehen auf römische Militärstandorte zurück. Die Größe der Anlagen richtete sich nach den jeweiligen Erfordernissen, wobei es neben Garnisonen auch Nachschublager gab. Ebenso sind militärische Fundorte bekannt, die möglicherweise unter anderem spezielle Aufgaben zu erledigen hatten. Ein wesentlicher Faktor für den Umfang römischer Kastelle ist zudem die historische Entwicklung im Zusammenhang mit den baulichen Strukturen, da sich deren Aussehen durch veränderte militärische Strategien im Laufe der Jahrhunderte stark wandelte.
Kastellan ist ein Aufsichtsbeamter eines größeren Anwesens, z.B. einer Burg, eines Schlosses oder eines Palais. Die Unterscheidung von verwandten Amtsbezeichnungen wie Burggraf, Burgvogt, Burg- oder Schlosshauptmannliegt weniger in den Aufgaben als im geografischen und zeitlichen Zusammenhang. Eine Kastellanei war ein Bezirk, der durch einen Kastellan verwaltet wurde. Kastellaneien bestanden im Mittelalter in den meisten europäischen Ländern, bis sie durch modernere Formen der Verwaltungsgliederung abgelöst wurden.
Kastellburg ist eine Burgform, die aus dem Mittelmeerraum ab der Zeit der Kreuzzüge, spätestens jedoch mit der Einführung der Feuerwaffen, also in der Spätzeit des Burgenbaus, in Europa Fuß fasste. Sie beschreibt die neuzeitliche Form des Kastells. In einer Kastellburg sind die Gebäude an der Innenseite des meist viereckigen beziehungsweise gleichmäßigen Mauerzuges angeordnet. Die Außenmauern der Gebäude sind dementsprechend stark und nur durch die notwendigsten Maueröffnungen unterbrochen. Meist befinden sich auf den Mauern Wehrgänge, die mit der Nutzung von Feuerwaffen zunehmend auch überdacht sind. Die Ecken dieses Gebäudegevierts können durch Türme verstärkt sein. Oft befindet sich ein zusätzlicher Mauerzug vor dem Gebäudekomplex, an dessen Ecken runde Bastionen ein Bestreichen der Seiten ermöglichten. Abhängig von der Lage der Kastellburg befindet sich ein Wassergraben oder ein Halsgraben an der Torseite oder der am meisten gefährdeten Seite der Burg. Die sich so ergebende quadratische Form der gotischen Burg kann als Vorläufer des Renaissanceschlosses gesehen werden. Sie stellt idealtypisch den Übergang vom Burgenbau zum – noch befestigten – Schlossbau, dem sogenannten Burgschloss der Frühen Neuzeit dar.
Kastal bezeichnet in Schweden einen mittelalterlichen, freistehenden, in unmittelbarer Nähe einer Kirche errichteten Verteidigungs- oder Wachturm (Wehrturm) aus Stein. Das Wort leitet sich von Kastell ab. Erste Türme dieser Art wurden ab dem 12. Jahrhundert vor allem auf der Ostseeinsel Gotland, aber auch auf dem schwedischen Festland errichtet. Kastale sind bis vier Stockwerke hoch und wurden meist quaderartig, aber auch als Rundtürme erbaut. Einige Türme wurden zu Burgen ausgebaut.
Kastron ist ein gr. Lehnwort von dem lat. Begriff castrum, der in byzantinischer Zeit einen befestigten Ort bezeichnete und für Militärlager, Burgen und Festungen benutzt wurde. Solche Wehrfestungen, oft auf Anhöhen gelegen, wurden kastron (κάστρον) genannt, was die gräzisierte Form des lateinischen Begriffs castrum darstellt. Zunächst wurden damit (etwa ab dem 6. Jahrhundert) nur Festungen im Grenzraum bezeichnet. Im 7. Jahrhundert aber stand kastron, im Gegensatz zur polis, dem urbanen Lebenszentrum der antiken Mittelmeerwelt, für eine Garnisons- und Festungsstadt. Kastra dienten als Militärstützpunkte und ermöglichen es den byzantinischen Truppen, den regelmäßigen Vorstößen der Araber (Razzien) wenigstens teilweise einen Riegel vorzuschieben. Diese Vorgehensweise war durchaus erfolgreich: Im Jahr 716 verteidigten etwa 800 Mann Amorion gegen eine zehnmal so große arabische Streitmacht. In derartigen kastra lebte jedoch kaum noch Zivilbevölkerung, obwohl sie oft auch Bischofssitze waren; in Notzeiten dienten sie auch als Fluchtburgen für die umliegende Bevölkerung. Über die inneren Strukturen ist aber kaum etwas bekannt, eine städtische Selbstverwaltung, wie in den antiken griechischen und römischen Städten üblich, fand aber wahrscheinlich nicht statt. Stattdessen lag die Verwaltung hauptsächlich in der Hand des Garnisonskommandeurs, des Kastrophylax. Vielleicht sollten die Unterschiede, wenigstens zur spätantiken Stadt, auch nicht übertrieben werden, da ein derartiger Wandlungsprozess bereits im 5., spätestens aber im 6. Jahrhundert langsam einsetzte und sich auch das städtische Leben wandelte. Allerdings ist es unbestreitbar, dass es zu einer Reduzierung der bebauten Flächen kam und nur relativ wenige Städte, wie Konstantinopel, Thessaloniki oder Nikaia, mehr von ihrer alten städtischen Substanz behielten. Auch einige größere Städte wurden bisweilen als kastron bezeichnet, nie aber die Großstadt Konstantinopel. Siehe Polis.
Katapult (agr. καταπέλτης, von κατά- für gegen oder wider und πάλλειν für schleudern), auch Wurfmaschine genannt, bezeichnet eine große, nicht tragbare Fernwaffe, welche Geschosse mittels mechanischer Energie aus dem ruhenden Zustand stark beschleunigt. Siehe Belagerungsgerät.
Katze (1) war ein fahrbares Schutzhaus, das Angreifer im Mittelalter für die gesicherte Annäherung an eine Burg nutzten. Es war aus Holzbrettern oder Weidenrutengeflecht gefertigt und konnte an den Seiten offen oder geschlossen sein. Es war damit ein Nachfolger der schon im Altertum bekannten Schildkröten und der frühmittelalterlichen Breschhütten.
Katze (2) ist im Festungsbau die eingedeutschte Bezeichnung der Kat. Die Bastions- bzw. Kurtinenkatze, auch Kavalier genannt, ist eine Geschützstellung. Im Niederländischen werden diese Werke als Kat bezeichnet.
Kaukasischer Wehrturm (auch kaukasischer Wohnturm) ist ein seit dem Mittelalter verbreitetes historisches Verteidigungsbauwerk von Familienverbänden im mittleren und östlichen Nordkaukasus und einigen südlich angrenzenden Gebieten des Kaukasus. Wehrtürme sind von Dagestan bis nach Kabardino-Balkarien häufig erhalten, auch in nordgeorgischen Gebirgsregionen. Kaukasische Wehrtürme dienten in Ortschaften zur Verteidigung von Familienverbänden, außerhalb auch als Zuflucht im Angriffsfall oder als Wachtürme.
Kavalier Geschützstellung, welche die benachbarten Werke deutlich überragt.
Käfig (von lat. cavea) ist ein allseitig geschlossenes Behältnis, dessen Seiten mehr oder weniger perforiert sind. Er kann transportabel oder auch als Gebäude ausgeführt sein.
Keep ist der Hauptturm einer mittelalterlichen Burg des englischen Kulturkreises, der Wohn- und Wehrfunktion miteinander vereinigt. Seine kontinentale Entsprechung ist der französische Donjon bzw. der Bergfried, Wohnturm und Wehrturm.
Kehle Rückseite eines Werkes und bauartbedingt die schwächste bzw. verletzlichste Stelle. Die dortigen Bauwerke werden mit dem Zusatz Kehl... bezeichnet. Vor der Einführung von Lüftungseinrichtungen dienten die Fenster an der Kehlseite zu Belüftung der Kasematten.
Kehlgraben (auch Halsgraben) Graben zum Schutz der Kehl-Seite Kehle (Festung).
Kehlkoffer Bunker zur Verteidigung des Kehlgrabens.
Kemenate (auch Kemnad; lat. caminus für Ofen, Feuerstätte, Kamin; caminata für beheizbarer Wohnraum) ist ein Kaminraum. Die frühe burgenkundliche Literatur des 19. Jahrhunderts sah in der Kemenate einen mittels Kamin oder Kachelofen beheizbaren Wohn- und Arbeitsraum in einer Burg.
Kemlade ist ein hölzernes, turmartiges Wohngebäude aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, das in einem stehenden Gewässer oder Moor lag. Es handelte sich um wehrhafte Häuser oder Türme in Fachwerk- oder Blockbauweise auf pfostengetragenen Plattformen, meist in Seen unweit der Ufer auf flachen Uferterrassen als Pfahlbauten errichtet. Der Verbreitungsraum war der südwestliche Ostseeraum zwischen Nordwestpolen, Nordostdeutschland und Dänemark. Die Kemlade diente als Sitz niederadliger Herren (Edelfreie oder Ministerialen) ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ähnlich den hölzernen Motten, denen sie auch in der Bauweise glichen, die jedoch auf künstlichen Hügeln mit Wassergräben und Palisaden auf Wällen errichtet wurden, während Kemladen die natürliche Schutzwirkung des Gewässers oder Moors (als Sumpfburg) ausnutzten. Die Wirtschaftsgebäude, die auf dem Festland gelegen waren, konnten jedoch mottenartig befestigt sein. Die Kemlade konnte per Boot oder über rasch abbaubare Stege erreicht werden und entweder ständig bewohnt werden oder dem Rückzug zu Verteidigungszwecken dienen.
Kerker (lat. carcer für Gefängnis) ist die alte Bezeichnung für Strafanstalt. Siehe Verlies.
Kernburg (auch Hauptburg, Hochburg oder innere Burg genannt) beschreibt bei größeren Burgen jenen Teil, der durch eine Vorburg, Zwinger, Gräben, eine Ringmauer sowie weitere Außenwerke besonders stark gesichert ist und somit den Kern einer mittelalterlichen Wehranlage darstellt. Sie umfasst die wichtigsten herrschaftlichen Wohn- und Wehrbauten wie z. B. den Saalbau, den Palas, den Wohnturm und den Bergfried. Meist befindet sich in diesem Bereich auch der Burgbrunnen oder die Zisterne, da Wasservorräte in der Vergangenheit besonders wichtig waren, um während einer Belagerung dem Feind ausreichend lange Widerstand leisten zu können.
Kessel sind sechseckige Räume, die durch die Einziehung und die zurückgesetzten Flanken entstehen.
Kesselschlacht (auch Umfassungsschlacht) beschreibt eine militärische Lage, bei der es einer Kriegspartei während einer Feldschlacht gelingt, den Gegner mit eigenen Truppen ein- oder beidseitig zu umfassen, oder auch einzukesseln, ein Begriff bekannt aus dem Militärjargon. Die Kesselschlacht ist somit abzugrenzen von einer reinen Belagerung, bei der eine der Parteien willentlich eine Umschließung in Kauf nimmt, um ein befestigtes Gebiet oder eine Festung zu halten und den Gegner so zu binden. Bekannte Beispiele für Kesselschlachten sind Cannae und aus deutscher Sicht Tannenberg und die Schlacht von Stalingrad.
Kirchenbunker werden Hochbunker bezeichnet, die architektonisch Kirchengebäuden nachempfunden sind. Diese Bunker entstanden 1941 und 1942 im Rahmen des Führer-Sofortprogramms zum Bau von Luftschutzbunkern in deutschen Städten. Kirchenbunker existieren in Köln und Düsseldorf. Die besondere Form dieser Bunker sollte einerseits durch Tarnung das Bauwerk vor gezielten Luftangriffen schützen, zum anderen eine bessere architektonische Integration der Bunker in das städtische Umfeld ermöglichen. Siehe Bunker.
Kirchenburg bezeichnet man die Befestigungen um einen Kirchhof, die in Mittelalter und Früher Neuzeit von der Bevölkerung als Rückzugsort bei kriegerischen Auseinandersetzungen (Funktion der Fliehburg) und als Lagerort für Vorräte genutzt wurden. Die Kirchenburg kann aus Mauern, Gräben und Türmen bestehen. Weist die Kirche selbst solche Verteidigungsfunktionen auf, spricht man von einer Wehrkirche. Besonders häufig findet man Kirchenburgen in historischen Grenzregionen wie Franken, Niederösterreich, Kärnten, der Steiermark, der Mark Krain sowie in Siebenbürgen. Auch in Südfrankreich entstanden Kirchenburgen zum Schutz vor der Piraterie der Sarazenen, während in Italien hochgelegene Wehrdörfer häufiger sind. Insbesondere in Siebenbürgen, seit dem 12. Jahrhundert Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen in Rumänien, gibt es weit über hundert Kirchenburgen, von denen sieben zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden. Erbaut und instand gehalten wurden sie, um sich gegen die immer wiederkehrenden Türkeneinfälle zu verteidigen. Siehe Domburg und Wehrkirche.
Kloster ist eine Anlage, die als Wohn-, Arbeits- und Gebetsstätte von einer religiösen Lebensgemeinschaft genutzt wird. Die Benennung Kloster stammt vom lat. claustrum, was verschlossener Ort bedeutet. Die ersten Klöster sind im 4. Jahrhundert aus Einsiedlerkolonien hervorgegangen (Ägypten und Palästina). Von Anfang an waren die Klöster nicht nur Orte geistlichen Lebens, sondern auch Zentren der handwerklichen und landwirtschaftlichen Kunst sowie der Erforschung und Sammlung von Wissen. Sie spielten damit eine wichtige Rolle für den Erhalt oder Wiedererwerb des seit der Antike verloren gegangenen Wissens und dessen Verbreitung. Mit dem wachsenden Einfluss der Städte sank die Bedeutung der klassischen, monastischen Klöster. Deren Rolle als Zentren der Kultur und Entwicklung übernahmen nun die Städte mit ihren Handwerkern, Schulen und Universitäten. Mit dem Aufkommen der Hospital- und Bettelorden entstand der neue Typ des Stadtklosters, in dem sich eine völlig andere Art des Ordenslebens etablierte, das keine klassischen monastischen Ideale mehr verfolgte. Diese Klöster lagen nicht abgeschieden in schwer zugänglichen Gegenden, sondern mitten in den aufstrebenden Städten. Praktisch alle größeren Stadtgründungen erhielten mindestens ein Kloster innerhalb der Stadtmauern.
Koffer Bunker zur Grabenverteidigung.
Kolonie (von lat. colere für bebauen, Land bestellen) bezeichnet man in der Neuzeit ein auswärtiges abhängiges Gebiet eines Staates ohne eigene politische und wirtschaftliche Macht (Überseebesitzung). Kolonien im Sinn einer Pflanzstadt oder Tochterstadt gab es schon in der Antike. Neben den Phöniziern traten hierbei vor allem die Griechen hervor. Die Einwohner einer colonia des Römischen Reiches waren vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie das römische Bürgerrecht bzw. den Anspruch auf dieses abgeben mussten; coloniaewurden vor allem in der Frühzeit der römischen Expansion gegründet, um neu erobertes Land dauerhaft kontrollieren zu können. Auch im römischen Kontext muss man aber bedenken, dass anders als beim modernen Koloniebegriff kein Territorium, sondern eine Stadt gemeint war. Siehe Colonia und Mētropolis.
Kolonnenweg ist ein Teil der innerdeutschen Grenzanlagen auf Seiten der ehemaligen DDR. Zu DDR-Zeiten diente er den DDR-Grenztruppen dazu, jeden Punkt der Grenze möglichst schnell mit Fahrzeugen zu erreichen. Zwischen dem Kolonnenweg und der eigentlichen Grenze befanden sich dann noch der Kontrollstreifen und der Grenzzaun bzw. die Grenzmauer. Siehe Innerdeutsche Grenze.
Kommunikation (von frz. voie de communication für Verbindungsweg) ist im frühneuzeitlichen Festungsbau ein gedeckter Weg, der verschiedene Befestigungswerke einer Festung miteinander verbindet. Gedeckt heißt: ein Weg, der nicht vom Feind eingesehen und damit direkt beschossen werden konnte (beispielsweise indem er auf beiden Seiten von einem Wall geschützt wurde). Zu den Kommunikationen zählt auch der Gedeckte Weg, der zwischen dem Festungsgraben und der Glacis die gesamte Festung umgibt. Bei einer Gürtelfestung führten sie vom Hauptwerk zu den Außenwerken bzw. Vorwerken und verbanden auch diese untereinander. Die Art der Kommunikationen hing von den jeweiligen Gegebenheiten und Geländeformationen ab. Es gab Wallstraßen, Ringstraßen, gedeckte Wege und Poternen.
Konzentrationslager (Abk. KZ, auch KL) Der Begriff steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Siehe Lager.
Königspfalz Unter einer Pfalz verstand man im Früh- und Hochmittelalter entstandene (Wohn-)Stützpunkte für den reisenden König (seltener auch für einen Bischof als Territorialherrn, der dem König gegenüber in Gastungspflicht stand).
Konterapproche Form der Approche, die die Annäherungsarbeiten des Angreifers stören sollten.
Konterbatterie Batterien beim förmlichen Angriff gegen die Festung.
Konterescarpe (auch Contrescarpe oder Contreescarpe) ist die äußere Grabenböschung oder Mauer einer Befestigung, Festungs- oder Hindernisgraben. In ihr angelegt Galerien zur Verteidigung des Grabens werden Konterescarpgalerie genannt.
Kontergarde (frz. contre-garde für Gegenschutz) ist ein Außenwerk in bastionären Befestigungssystemen. Es besteht meist nur aus einer niedrigen Wall, das vor dem eigentlichen Festungsgraben um Bastionen oder Ravelins herumführt. Der Wallgang einer Kontergarde ist aber so eingerichtet und mindestens so breit, dass er die Aufstellung von Geschützen ermöglicht.
Kordon (auch Grenzbefestigung) ist die bauliche oder landschaftliche Gestaltung einer Grenze oder eines Grenzhinterlandes. Er ist ein sich in die Länge erstreckendes System von Festungen oder Befestigungsanlagen (Mauern, Zäune, Wälle etc.), das meistens entlang einer politischen Grenze eines Staatsterritoriums errichtet wird. Dies kann Schutz-, Verwahrungs- oder Verteidigungsfunktionen für die äußere Sicherheit oder auch nur symbolischen Wert besitzen. Zur Sicherung der Winterquartiere von Truppen wurden ebenfalls Kordonsysteme eingesetzt.
Kordonstein an den Außenmauern von Festungsanlagen, also an Außenmauern von Bastionen, Kurtinen und deren Vorfeldbefestigung horizontal verlaufender -halbrund vorkragender- "Endlosstein", er trennt den meist senkrechten Oberteil der Mauer mit der Wehrplattform von dem schrägen Unterteil der äußeren Festungsmauer optisch ab und erleichterte wahrscheinlich das umstoßen von Sturmleitern.
Kraal (auch Kral, afrikaans, von port. curral für dt. Zwinger; plural Krale, auch Kräle) war ursprünglich eine kreisförmige Siedlung mit einer streng geregelten sozialen Struktur. Kraale gibt es vor allem im südlichen Afrika. Sie sind meist von einem palisadenartigen Strauch-/ Gestrüppwall umgeben. Heute wird als Kraal vor allem noch das Viehgehege bezeichnet, das sich früher inmitten der Siedlung befand.
Krähenfuß (auch Fußangel oder Wurfeisen) ist ein defensives Kampfmittel, aber keine geführte Waffe, die meist aus vier spitzen, eisernen Stiften besteht, die tetraedrisch miteinander verbunden sind. Aufgrund dieser Anordnung kommt der Krähenfuß sicher auf drei der Spitzen zum Liegen, sodass immer eine der Spitzen senkrecht nach oben zeigt. In der antiken Römischen Legion verwendete Krähenfüße waren mit Widerhaken bewehrt und wurden tribulus genannt. Im Ersten Weltkrieg wurden häufig Krähenfüße im Stellungskrieg verwendet und vor dem eigenen Schützengraben verlegt. Siehe Nagelsperre.
Kreml (russ. für dt. Zitadelle, Festung) ist ein meist auf einer Anhöhe gelegener befestigter Kern russischer Städte im Mittelalter, Sitz der geistlichen und weltlichen Regierung. Eine Zitadelle und eine Umfassungsmauer schützen das Areal, auf dem Palastgebäude und Kirchen stehen. Am bedeutendsten ist der Moskauer Kreml, Sitz des Präsidenten der russischen Föderation.
Krenelierte Mauer (auch Carnot-Mauer) Bezeichnung für mit vielen Zinnen oder Schießscharten versehene Mauern.
Kreisgrabenanlagen (auch Ringgrabenanlagen oder Rondelle genannt) sind Bauwerke prähistorischer, insbesondere neolithischer Kulturen in Mitteleuropa, die heute ausschließlich als archäologische Befunde erhalten sind. Diese ringförmigen Graben- und Wallkonstruktionen stellen vorgeschichtliche Erdwerke dar. Die ältesten waren kreisförmig oder elliptisch angelegt, kombinierten ausgehobene Gräben mit aufgeworfenen Wällen, und stammen aus dem Kontext der Linienbandkeramik (Altneolithikum, 5500–4900 v. Chr.). Die Blütezeit der Kreisgrabenanlagen war die Zeit des Mittelneolithikums (4900–4500 v. Chr.) Bisher wurden in der Forschung drei Möglichkeiten für die Nutzung der Kreisgrabenanlagen diskutiert: Zentralplatz für Zusammenkünfte, Verteidigungsanlage oder Fluchtburg, Viehgehege.
Kreuzfahrerburgen im heiligen Land Während der ersten Kreuzzüge wurden die modernsten europäischen wehrtechnischen Entwicklungen in den Nahen Osten und das Byzantinische Reich übertragen. Französische und normannische Kreuzfahrer errichteten die ersten donjonartigen Wohntürme in den besetzten Gebieten. Diese Herrschaftsarchitekturen entsprachen weitgehend ihren abendländischen Vorbildern. Meist wurden die Donjons zweistöckig angelegt, die Geschosse waren oft massiv eingewölbt. Um die Burgen entstanden häufig zivile Siedlungen. Gelegentlich nutzte man ältere Wehranlagen, in deren Zentrum ein Wohnturm aufgemauert wurde (Burg Anavarza). Viele der ersten Donjonburgen wurden später abgebrochen oder überbaut.
Kronenfall ist die nach außen etwas abgeflachte Oberfläche der Brustwehr, damit bequem darüber hinweggeschossen und der Angreifer auch dicht vor der Brustwehr noch gesehen werden kann.
Ksar (arab. oder in frz. Schreibung Ksour) werden traditionelle, ländliche befestigte Siedlungen oder Speicherburgen der Berber im Maghreb bezeichnet. Das hocharabische Wort qasr bezeichnet eine Burg oder ein königliches Schloss. Aus al-qasr leitet sich der spanische Begriff Alcázar (Festung), mit agglutiniertem arabischen Artikel al-, her. al-qasr wird aus dem lateinischen castrum abgeleitet, welches mit Burg oder Festung übersetzt wird. Während der frühen islamischen Expansion (Futūḥ) bedeutete Ksar ein Militärlager. Die späteren Ksour dienten der Bevölkerung der nahegelegenen Siedlungen als Fluchtburg oder aber dem Schutz der in den zahlreichen Speicherkammern (ghorfas) deponierten Güter vor Angriffen verfeindeter Nachbardörfer oder vor räuberischen Nomadenstämmen.
Kronwerk Außenwerk, das aus zwei Halbbastionen und einer Vollbastion besteht, welche durch Kurtinen verbunden sind.
Kulla sind wehrhafte Wohntürme auf dem Westbalkan. Der Name kommt ursprünglich von pers. qulla über türk. kule Berg, Spitze. Diese regionale Bauform findet sich insbesondere im Westen und Süden des Kosovo sowie in Nord-Albanien. Ähnliche Gebäude können aber vereinzelt auch in anderen Ländern des Balkan angetroffen werden. Die Kulla besteht in der Regel aus zwei oder drei Stockwerken. Der typische Aufbau einer dreistöckigen Kulla bestand aus den Stallungen im Erdgeschoss, den Wirtschafts- und Schlafräumen im ersten Geschoss – hier fand das Familienleben statt – und den Räumen der Männer im Obergeschoss. Größere Fenster sind nur im obersten, oft aus Holz gefertigten Stockwerk vorhanden. Der Eingang befindet sich meist nicht im Erdgeschoss.
Kurtine Der Wallabschnitt zwischen zwei Bastionen oder anderen Bollwerken (wie Bastei, Rondell oder Geschütztürme in einer modernen Festung).
Kuruwa ist ein japanischer Begriff für die Mauern einer japanischen Burg und die durch die Anordnung dieser Mauern begrenzten Regionen. Siehe Japanische Burgen.
Käfig (von lat. cavea) ist ein allseitig geschlossenes Behältnis, dessen Seiten mehr oder weniger perforiert sind. Er kann transportabel oder auch als Gebäude ausgeführt sein.
Käfigpanzerung (engl. slat armor, cage armor, bar armor oder standoff armor) wird ein zusätzlicher Schutz für die Panzerung von zumeist militärischen Fahrzeugen bezeichnet. Durch eine feste Käfigkonstruktion aus Metall sollen Hohlladungsgeschosse vor dem Auftreffen auf die eigentliche Panzerung unschädlich gemacht werden.
Künette (frz. cunette, ital. cunetta) Eingetiefter Abzugsgraben in einem trockenen Wehrgraben; in einem nassen Graben tiefer liegendes zweites Hindernis.
Küstenbefestigungen sind eine eigentümliche Art permanenter Befestigungen. Sie sind dazu konzipiert, gegen auf See befindliche Kriegsschiffe zu wirken. Anders als Landfestungen sind sie nicht gegen Angriffe von der Landseite befestigt. Küstenbefestigungen sollen feindlichen Schiffen die Benutzung von Häfen, Reeden, das Einlaufen in Flussmündungen, Meerengen usw. verwehren. Da sie nur eine Beschießung von Schiffen, keinen förmlichen Angriff (Belagerung) zu erwarten haben, werden sie meist als offene Erdwerke, Strand- oder Küstenbatterien erbaut.
Küstenschutz Mit Maßnahmen des Küstenschutzes sollen zum einen niedrig liegende, vom Menschen genutzte Gebiete in Meeresnähe vor Überflutungen bei Sturmfluten geschützt werden (Hochwasserschutz), zum anderen aber auch die Küsten selbst vor Uferrückgang und Landverlust. In militärischem Kontext bezeichnet Küstenschutz den Schutz einer Küste vor Angriffen oder einer Invasion, vor allem durch den Bau von Küstenfestungen und das Bereithalten von Truppen zur Bekämpfung einer eventuellen Invasion. Zum Beispiel ließ die Wehrmacht im besetzten Frankreich ab 1940 den Atlantikwall als Küstenschutz bauen und hielt zahlreiche militärische Verbände entlang der Küste in Stellung.