Befestigungsbauten - Eine kleine Enzyklopädie
Zusammenstellung von Steve Lippmann
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Beispiele Personen
Dachsteuer war eine Form der Vermögensteuer, die zum Beispiel aus dem antiken Rom, aus der habsburgischen Donaumonarchie und aus Irland bekannt ist. In Österreich wurde diese Steuerform mehrmals, etwa zu Ende des 18. Jahrhunderts durch Kaiser Joseph II. eingeführt. Auf der Grundlage der Dachfläche wurde die Höhe der Steuer berechnet. In Österreich wurden daher viele Burgen und andere weniger intensiv genutzte Gebäude abgedeckt und aufgegeben, um Geld zu sparen.
Damm (auch Wall) ist ein lineares künstlich errichtetes Erdbauwerk aus einer geböschten Erd- oder Felsschüttung, typologisch ein sehr langgestreckter, massiver Baukörper mit sich nach oben verjüngendem Querschnitt und oft landschaftsgestaltender Wirkung, insbesondere mit räumlich trennender bzw. abschirmender Wirkung (Sichtschutz, Windschutz, Lärmschutz etc.) oder zur Höherlegung von Verkehrs- oder Versorgungstraßen. Dämme zum Hochwasserschutz nennt man Deiche. Siehe Deich.
Dansker (auch Danzker) ist eine Toilettenanlage einer Burg, die in einem Turm über einem fließenden Gewässer untergebracht ist. Der Turm ist durch eine Brücke, auf der sich ein geschlossener oder überdachter Gang befindet, mit der Burg verbunden. Die Herkunft des Wortes, das 1393 erstmals gebraucht wurde, geht wohl auf die Stadt Danzig zurück und ist ein Architekturmerkmal des 13. und 14. Jahrhunderts. Sonst dienten in Burgen und Wohnhäusern Aborterker als Toilettenanlagen. Hielten sich aber dauerhaft viele Menschen auf der Burg auf, waren diese nicht mehr ausreichend, ein separater Abtritt über fließendem Gewässer war dann zweckmäßiger. Deshalb finden sich Dansker vor allem an deutschen Ordensburgen, welche ständig mit einer großen Zahl an Rittern besetzt waren.
Dardanellengeschütz ist ein osmanisches Riesengeschütz aus Bronze aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es ist das größte und schwerste erhaltene Geschütz des 15. Jahrhunderts. Es wurde 1464 für Sultan Mehmed II. gegossen, der damit die griechische Stadt Rhodos 1480 belagerte. Es konnte Kugeln von 63 Zentimeter Durchmesser und 340 Kilogramm Gewicht 1.600 Meter weit verschießen. Die Feuerrate lag bei 15 Kugeln pro Tag. Siehe Belagerungsartillerie.
D-Day bezeichnet im Englischen den Stichtag militärischer Operationen. Ein vergleichbarer deutscher Ausdruck ist Tag X, ein französischer jour J. In vielen Sprachen steht der Ausdruck heute speziell für den 6. Juni 1944 als Beginn der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg. Siehe Atlantikwall.
Deckung bezeichnet sowohl den Sichtschutz als auch einen Schutz vor physischen Angriffen oder deren Auswirkungen (z.B. Beschuss oder Bombensplitter).
Deckwerke werden im Wasserbau die äußeren Schutzschichten für Böschungen von Uferbauwerken verstanden. Ihre Aufgabe besteht darin, das Bauwerk wasserseitig gegen die Wirkungen von Wellen und Strömungen zu sichern. Sie schützen besonders gefährdete Teile der Böschung.
Defensionsgalerie (auch Dechargengalerie) Verbindungsgang zwischen den Bastionen in der Kurtine.
Defensivkaserne verteidigungsfähiger Kasernenbau.
Defenslinien Feuerlinien für die Grabenverteidigung von der benachbarten Flanke einer Bastion.
Deich (von mndt. dîk für Deich, Teich für künstlich angelegtes Gewässer, ursprünglich = Ausgestochenes) bezeichnet wasserbauliche Anlagen zum Hochwasserschutz, die entlang von Küsten oder Flussmündungen errichtet werden. Es sind meist asymmetrisch profilierte Bauwerke, die als Damm längsseits eines Flusses oder des Meeresufers liegen und das niedrige und schwach reliefierte, unmittelbar daran anschließende Hinterland vor Überflutungen schützen sollen. Im Inland werden sie an den Rändern von Flüssen zum Schutz von Flussauen vor Hochwasser angelegt und meistens einfach als Dämme bezeichnet. Siehe Küstenbefestigung.
Demi-lune ist ein im Graben vor einer Bastion errichtetes, aus zwei Facen bestehendes Außenwerk. Sein Grundriss ähnelt dem des Ravelins, doch ist seine Kehle halbmondförmig.
Demolition Zerstörung einer Festung. Siehe Schleifung.
Depotplatz Ortsbefestigung (Festungen oder Artillerie- und Pionierparke) in denen die Bedürfnisse für die Ausrüstung und Verpflegung der Armee während des Krieges angefertigt und aufbewahrt werden.
Depressionslafette ist eine Lafette für ein Geschütz, die speziell dazu bestimmt ist, dieses mit einer negativen Erhöhung zu richten, d.h. der Lauf kann auch beim Schuss aus der Waagerechten nach unten zeigen. Diese Lafetten wurden dort eingesetzt, wo tiefer als das Geschütz liegende Ziele im direkten Schuss bekämpft werden sollen. Oft war dies bei hoch gelegenen Befestigungsanlagen der Fall.
Detachiertes Werk Vorgeschobenes Werk, das im Gegensatz zu einem Außenwerk nicht mehr mit der Umwallung der Festung in Verbindung steht und deshalb für eine selbstständige Kampfführung eingerichtet ist. In den Befestigungssystemen des 19. Jahrhunderts waren detachierte Werke von zentraler Bedeutung.
Deutschordensburg Auf dem Gebiet des Deutschordensstaats entstanden ab dem 13. Jahrhundert zahlreiche Ordensburgen. Sie dienten der Mission als militärische Basis und Kloster. Bekannte Ordensburgen wurden vom Schwertbrüderorden und vom Deutschen Orden im Bereich der südöstlichen Ostseeküste angelegt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westpreußenüber Ostpreußen, Litauen und Lettland bis Estland. Typisch für die Ordensburgen ist die Bauweise im Stil der norddeutschen Backsteingotik und die Anlage als Wasserburg, da sich die Burgen meistens im Flachland befanden und daher relativ ungeschützt waren.
Diamantgraben Schmaler Graben zum Schutz der Scharten eines Werkes um z.B. das Einwerfen von Handgranaten in die Scharten zuverhindern.
Diateichisma (agr. διατείχισμα; für durchlaufende Mauer oder Trennmauer) war im antiken Befestigungswesen der Griechen eine Befestigungsmauer, die innerhalb des mit der Stadtmauer ummauerten Siedlungsareals liegt und dieses in zwei Teile teilt. Das Diateichisma besteht genau wie die Stadtmauer auch aus den Elementen Kurtine, Tor und Turm. Allerdings weist es nicht so viele Tore auf wie eine Stadtmauer und besitzt auch keine Ausfallpforten. Somit ist es nicht geeignet, um im Falle eines bewaffneten Konfliktes einer Angriffstaktik zu nutzen, sondern wurde wahrscheinlich, sofern fortifikatorisch genutzt, als passives Verteidigungswerk eingesetzt. Interessant ist die Angleichung an die Stadtmauer, so dass auch bei dem Diateichisma innerhalb der Stadt durch die Position der Türme und Wehrgänge eine innere und eine äußere Seite existierte, so dass es definitiv eine Hierarchie innerhalb der Stadtgebiete gegeben haben muss, da die innere Seite wesentlich mehr Schutz bot.
Dolos (auch Doloss, Plural Dolosse, Afrikaans für Sprungbein) ist ein ungewöhnlich geformter Betonblock mit etwa 30 Tonnen Gewicht, der wie Tetrapoden oder Quadripoden etc. als Wellenbrecher für den Küstenschutz eingesetzt wird. Siehe Wellenbrecher.
Domburg nennt man in alten europäischen Bischofsstädten den Bereich rund um die Kathedralkirche, sofern dieser, wie meist, mit einer starken Mauerbefestigung umgeben und nur durch Wehrtore zugänglich war. In der Domburg befanden sich der Dom, dazu meist weitere Kirchen und Kapellen, die Bischofsresidenz, die Häuser der Domkapitulare sowie Werkstätten und Nutzgärten. Ihre Funktion als Bischofssitz und Verwaltungszentrum eines Bistums unterschied sie von der bloß dörflichen Kirchenburg. Die Befestigung diente dem Schutz von Bischof, Domkapitel und Dienstleuten, aber auch als Zufluchtsort für die umwohnenden Handwerker und Händler. Der äußere Mauerring (Stadtmauer), der die gesamte Stadt schützte, entstand gewöhnlich erst nach der Domburg und blieb lange schwächer. Der so befestigte Dombereich war mit besonderen Privilegien (Gerichts- und Abgabefreiheiten) ausgestattet und heißt daher oft auch Domfreiheit. Er war der wichtigste Teil der Stadt. Siehe Kirchenburg und Wehrkirche.
Donjon (frz. donjon) ist ein Wohnturm und Wehrturm einer mittelalterlichen Burg des französischen Kulturkreises. Der Begriff geht auf das gallo-römische dominiono, für Hauptturm, und dieses auf lat. dominus, für Herr, zurück, denn der Donjon wurde vornehmlich vom Burgherrn bewohnt. Der engl. Begriff dungeon geht auf den frz. Begriff donjon zurück, allerdings verschob sich hier die Bedeutung später zu Kerker, während der dem Donjon entsprechende Turm als Keep bezeichnet wird. Der Donjon bildet entweder als Hauptturm den Kern der Burg oder tritt als besonders starker Mauerturm auf. Vom Bergfried, dem unbewohnten Hauptturm vieler Burgen im deutschsprachigen Raum, unterscheidet sich der Donjon durch seine grundsätzliche Eigenschaft als Wohnturm, weshalb auch vergleichsweise größere Grundflächen üblich sind.
Doppelburg zwei nebeneinander, aber voneinander unabhängige Burgen. Die Brandenburg bei Eisenach gilt als die größte Doppelburganlage Deutschlands.
Dorf Der älteste Beleg für das Wort Dorf, thaurp, findet sich in der gotischen Bibelübersetzung des Wulfila, wo es einen eingezäunten Bereich (z.B. Pferch, Gehege) bezeichnet. Als Dorf wird zumeist eine überschaubare Gruppensiedlung mit (geringer) Arbeitsteilung bezeichnet, die im Ursprung durch eine landwirtschaftlich geprägte Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur gekennzeichnet ist. Die Grundlage der Ansiedlung entsprang ursprünglich dem Zugang zu Wasser, Bau- und Brennmaterial sowie genügend kultivierbarem Land. Es gab früher auch Dörfer, in denen sich die meisten Bewohner einer speziellen Tätigkeit der Marktproduktion widmeten, etwa Fischerdörfer, Flößer- und Wanderhändlerdörfer, Weber- oder Töpferdörfer. Vorläufer des Dorfes ist der von Jägern und Sammlern mitunter nur saisonal aufgesuchte Wohnplatz.
Dornse (auch Döns) ist der mittelalterliche Begriff (vor allem im ndt. Sprachgebiet) für beheizter Raum (u.a. einer Burg). Siehe Kemenate und Dürnitz.
Drahtverhau Siehe Verhau.
Druckwellenversiegelung ist eine Tür in einem Brandmauerkonzept, welche möglichst immer offen ist, unter bestimmten Umständen jedoch in Sekundenbruchteilen geschlossen werden kann. Beispiele hierzu sind die Druckwellenschotts in Bunkeranlagen, sowie die (in diesem Fall als solche bezeichneten) Druckwellenversiegelungen auf Kriegsschiffen.
Durchschlagskraft (auch Durchschlagkraft) ist die Fähigkeit eines einschlagenden Objekts, im Einschlagsziel einen bestimmten Weg zurückzulegen, bevor es gestoppt wird. Siehe Bunkerbrechende Waffen.
Dürnitz (von slaw. dorniza für beheizbare Stube; auch Hofstube, Dirnitz oder Türnitz) ist ein rauchfrei beheizbarer Speise- und Gemeinschaftsraum in mitteleuropäischen Burgen oder frühen Schlössern. In der Regel befand sich dieser Raum im Erdgeschoss und diente den gemeinsamen Mahlzeiten des Haushaltes und war in größeren Anlagen aufwendig ausgestattet. Äquivalent benutzt wurden auch die Begriffe Hofdornse im niederdeutschen Sprachraum (Dornse = Stube) und seit dem 15. Jahrhundert Hofstube im mitteldeutschen Raum. In der Dürnitz / Hofstube wurde die Wärme zunächst häufig durch Warmluftheizungen verbreitet (12. bis 15. Jahrhundert), dann immer häufiger durch einen Hinterladerofen erzeugt (13. bis 16. Jahrhundert).
Dun (kel. dūnon; ir. dún, gäl. dùn für Befestigung, auch Atlantic Roundhouse) ist eine zumeist runde bronze- oder eisenzeitliche Anlage aus Trockenmauerwerk mit oft um die 20 m Durchmesser. Das Wort ist nicht nur auf den Britischen Inseln, sondern auch etwa in Frankreich, der Schweiz, Deutschland, Serbien und Rumänien in Namen enthalten (z.B. Verdun, Dunum und Tarodunumn. Siehe Ráth.