Lehrerrolle in der Sozialisation

Den Lehrern kommt eine zentrale und wesentliche Aufgabe im Sozialisationsprozess in der Schule zu, da sie die Sozialisationsprozesse beeinflussen bzw. steuern. Es ist zu berücksichtigen, dass die Lehrpersonen, welche diverse Auf -und Vorgaben stellen, ähnliche Autorität wie die Eltern in der Familie besitzen. Die Lehrpersonen tragen bei der Vermittlungstätigkeit von neuen Verhaltensweisen eine ähnliche Verantwortung, wie sie das Elternhaus bei der Sozialisation ihrer Zöglinge übernimmt oder zumindest übernehmen sollte. Der Sozialisationsprozess in der Schule ist spezifisch orientiert, da nicht die gesamte Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen betrachtet werden kann, sondern nur die begrenzte Schülerrolle betrachtet wird. Andererseits steht eine Lehrperson etwa 30 Heranwachsenden gegenüber, die aus den verschiedensten sozialen Schichten kommen und unterschiedliche Individualitäten aufweisen. Ähnlich den anderen Schultypen werden auch in den Berufsbildenden Höheren Schulen die Lehrpersonen mit äußerst heterogenen Charakteren konfrontiert. Die Heranwachsenden sind eben nicht gleich, da sie sowohl vom Elternhaus als auch von den Schulen, die sie vorher besucht haben, unterschiedlich sozialisiert wurden. Der Lehrer besitzt also von vornherein eine gewisse Autorität den Schülern gegenüber (oder sollte diese zumindest besitzen) und hat zusätzlich bestimmte Zwangsmittel gegenüber den Lernenden in der Hand.

Schülerfreundschaftsgruppen tragen einen wesentlichen Teil zur Sozialisation in der Schule bei. Sie können sich durch Beziehungen auf freiwilliger Basis oder Arbeiten in einer Arbeitsgemeinschaft, Projektgruppe etc. bilden. Schülerfreundschaftsgruppen übernehmen vermutlich eine wesentliche Rolle und unterstützen den Heranwachsenden beim Übergang von der Eltern – Kind – Beziehung zu sachlich-unpersönlichen Beziehungen.

Melzer bezeichnet die Klasse, die Arbeitsgemeinschaft, die Pausengruppe und die verschiedensten Möglichkeiten des Kooperierens und Zusammenarbeitens als wesentliches schulisches Sozialisationsfeld.

Literatur

Melzer, G. (1976). Sozialisation in der Schule. Sozialpädagogik hilft Lern- und Verhaltensstörungen heilen. Freiburg: Herder.

Rolff, H. (1997). Sozialisation und Auslese durch die Schule. Weinheim und München: Juventa.