Alter Wein in neuen Schläuchen

Seit den 1990er Jahren haben sich in manchen Schulen neue Lernmethoden etabliert, die man immer wieder unter einem neuen Namen antrifft. So wird heute von eigenverantwortlichem Lernen gesprochen, früher hieß das noch "Lernen lernen". In Unterrichtsmaterialien oder im Internet ist die Rede von Mind-Mapping, Kettenmethode, Merkwortsystem, Trainings- und Lernspiralen oder Kommunikationsmethode. Klippert beschreibt in seinen Publikationen aus den 90er Jahren Mnemotechniken, wie sie bereits in der Antike zur Anwendung kamen, und die heute Schlüsselwort-, Ankerwort- oder Loci-Methode heißen und sich in den Schulunterricht einbauen lassen. Lehramtsstudentinnen und -studenten werden ermuntert, sich mit der Loci-Methode Termine oder Einkaufslisten einzuprägen, damit Notizzettel überflüssig werden, das Gehirn im Training bleibt und man manchmal deutlich schneller als diejenigen ist, die auf ihrem Handy nach Notizen suchen. Bei strukturbildenden Lerntechniken wie Mind-Mapping ist jedoch darauf zu achten, dass hierarchische Ordnungen deutlich werden und die SchülerInnen Makro-Strukturen aufbauen können, um den Aufbau von Gedächtnisstrukturen zu erleichtern. Nach Ansicht mancher Bildungsexperten sieht unser Bildungssystem zu wenig Zeit für das Üben vor, sodass zu wenig Wissensfestigung stattfindet. Vor allem auf dem Hintergrund der empirisch gut abgesicherten Vorteile von verteiltem Lernen und verteilter Wiederholung könnte ein deutlich höheres Maß an Lerneffektivität und Nachhaltigkeit erreicht werden, wenn gezielte Übungsphasen wieder stärker in Lernprozesse eingeplant werden.