Guter Unterricht - was ist das?

Merkmale guten Unterrichts sind empirisch erforschte Ausprägungen von Unterricht, die zu dauerhaft hohen kognitiven, affektiven und/oder sozialen Lernergebnissen beitragen. Anhand von empirisch abgesicherten Gütekriterien entwickelte Meyer (2004) realistische Ansprüche an guten Unterricht und zur Beurteilung der Unterrichtsqualität. Ähnliche Leitlinien der Unterrichtsgestaltung lieferte auch Helmke (2008). Kann ich, was ich mir für meinen Unterricht vorgenommen habe, auch tatsächlich in der Praxis umsetzen? Führt mein Handeln zu den erhofften Wirkungen bei den Lernenden? Zur Beantwortung dieser Fragen muss man die eigene Tätigkeit im Unterricht vor dem Hintergrund pädagogischer Werte und der erzielten Wirkung reflektieren. Diese Selbstevaluation des Unterrichts kan so dabei helfen, professionellen Standards im Lehrberuf gerecht zu werden.

1. Klare Strukturierung

Der Unterricht ist dann gut strukturiert, wenn das Unterrichtsmanagement funktioniert und wenn ein „roter Faden“ während des Unterrichts zu erkennen ist. Die Sprache soll verständlich, die Aufgabenstellung klar und die Unterrichtsschritte sollen deutlich erkennbar sein. Die Einhaltung von Pausen sowie Regeln sind wichtig.

2. Hoher Anteil echter Lernzeit

Unter echter Lernzeit versteht man die von Schülerinnen und Schülern tatsächlich aufgewendete Zeit für das Erreichen der angestrebten Ziele. Indikatoren wie Pünktlichkeit, Disziplin, aktive Lernphasen und Konzentrationsübungen beeinflussen die echte Lernzeit sehr positiv. Die Lernenden sollen aktiv bei der Sache sein, ohne dass Langeweile aufkommt.

3. Lernförderliches Klima

Ein lernförderliches Klima bezeichnet eine Unterrichtsatmosphäre, die charakterisiert ist durch gegenseitige Wertschätzung, verlässlich eingehaltene Regeln, gemeinsam geteilte Verantwortung, Gerechtigkeit der und Fürsorge der Lehrperson für die Schüler/innen und der Schüler/innen untereinander.

4. Inhaltliche Klarheit

Von inhaltlicher Klarheit kann man sprechen, wenn die Aufgabenstellung verständlich ist, ein klarer thematischer Gang vorhanden ist und die Zwischenergebnisse festgehalten sind. Weiters müssen die Medien richtig eingesetzt und die Ergebnissicherung klar und verbindlich gestaltet sein.

5. Sinnstiftendes Kommunizieren

Das Merkmal sinnstiftendes Kommunizieren beschreibt einen Austausch von Schüler/innen mit ihren Lehrkräften, in dem die Bedeutung der Arbeit, die persönliche Stellungnahme, die Feedbackkultur sowie Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft im Vordergrund stehen.

6. Methodenvielfalt

Methodenvielfalt liegt vor, wenn der Reichtum der verfügbaren Inszenierungstechniken genutzt wird, wenn eine Vielfalt an Handlungsmustern eingesetzt wird, wenn die Verlaufsformen des Unterrichts variabel gestaltet werden und das Gewicht der Grundformen des Unterrichts ausbalanciert ist.

7. Individuelles Fördern

Von individuellem Fördern wird gesprochen, wenn allen Lernenden die Chance gegeben wird, ihr motorisches, intellektuelles, emotionales und soziales Potenzial umfassend zu entwickeln und sie dabei durch flexible Lernmaterialen und geeigneten Maßnahmen unterstützt werden (ausreichende Lernzeit, durch spezifische Fördermethoden, durch angepasste Lernmittel, durch Hilfestellung von Eltern und Lehrkräfte oder Personen mit Spezialkompetenz).

8. Intelligentes Üben

Intelligentes Üben liegt dann vor, wenn ausreichend oft und im richtigen Rhythmus geübt wird, wenn die Übungsaufgaben passgenau zum Lernstand formuliert werden, wenn die Schüler/innen Übungskompetenz entwickeln und die richtigen Lernstrategien nutzen und wenn die Lehrpersonen gezielte Hilfestellungen beim Üben geben. Die Übungsphasen sollen freiwillig erfolgen; Fehler sind dabei erlaubt. Der Fokus liegt dabei eher darauf, dass der Stoff bei den Schüler/innen ankommt, als darauf, den Stoff in der Unterrichtseinheit „durchzubringen“.

9. Transparente Leistungserwartungen

Transparente Leistungserwartung bestehen darin, den Lernenden ein an den gültigen Richtlinien oder an Bildungsstandards ausgerichtetes und ihrem Leistungsvermögen angepasstes Lernangebot zu machen, dieses Angebot verständlich zu kommunizieren und zum Gegenstand eines Arbeitsbündnisses zu machen sowie ihnen nach formellen und informellen Leistungskontrollen zügig Rückmeldungen zum Lernfortschritt zu geben.

10. Vorbereitende Umgebung

Die Umgebung ist vorbereitet, wenn die Klassenzimmer eine gute und sauberer Ordnung, eine funktionale Einrichtung und brauchbares Lernwerkzeug bereithalten, sodass Lehrer/innen und Schüler/innen den Raum zu ihrem „Eigentum“ machen, in dem sie erfolgreich arbeiten können.

11. Schülerorientierung

Die Schülerorientierung beschreibt die Lehrer-Schüler-Beziehung und das Wohlbefinden der Lernenden in der Klasse. Dabei stehen die Schüler/innen selbst im Mittelpunkt und werden, unabhängig von Leistung und Lernen, von allen als Person ernst genommen und wertgeschätzt.

Literatur

Helmke, A. (2008). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Seelze: Klett-Kallmeyer.

Meyer, H. (2004). Was ist guter Unterricht? Berlin: Cornelsen.