Warum ich schreibe

Von klein auf (Kriegskind, Vater illegaler Pfarrer der Bekennenden Kirche in Nazideutschland, Mutter ebenfalls BK-Mitglied und engagierte Sozialdemokratin) lautete mein Berufswunsch "Pastor". Schon als dreijähriger soll ich im grünen Lodenmantel und umgebundenen Lätzchen mit frommen Redensarten die Puppen meiner älteren Schwester getauft haben. Obwohl ich meinen Vater kaum kennen lernen konnte - er wurde 1942 eingezogen und fiel 1944 an der Ostfront - waren mir dank der Erziehung meiner Mutter Bibel und Kirche von Kind an vertraut und kritische Fragen daran im Jugendalter selbstverständlich - wenn man jemanden liebt, ist einem nicht egal, was aus ihm wird. Eine gute Beziehung hält nicht nur (gegenseitige!) Kritik aus, sie wächst daran. Das weiß ich inzwischen auch als Ehemann und Vater von 6 Kindern und - bis heute - 15 Enkelkindern.

Als Schülerpfarrer in den 68ern hatte ich mit "linken" Jugendlichen zu tun, die buchstäblich ungläubig feststellten: Mit einem Pastor kann man ja reden. Vor allem aber in den 24 Jahren als Inselpastor von Langeoog bin ich mit unzähligen Menschen aus dem gesamten deutschen Sprachraum ins Gespräch gekommen, die in der Inselkirche erfreut oder überrascht erlebten: Kirche hat etwas zu sagen, wenn sie die passenden Gelegenheiten dazu ergreift. Zahlreiche Radio- und TVsendungen, Bücher und Zeitschriftenbeiträge waren die logische Folge. Denn die Medien begriffen schneller als die Kirchenleitung, welche Breitenwirkung von der Arbeit in den Inselkirchen ausging. Die Gestaltung lebendiger Gottesdienste ist aber bis heute das Zentrum meiner pastoralen Arbeit geblieben, auch im Ruhestand. Eine aktuelle Übersicht über meine Veröffentlichungen sowie Beispielseiten aus meinen Büchern finden Sie in meinem Blog http://klaus-von-mering.blogspot.com/.

Was mich bei meiner Arbeit vor allem beschäftigt: Die Bibel muss - wie ein Mensch - als ganze, also mit seiner/ihrer gesamten Lebensgeschichte, ernst genommen werden, nicht in herausgerissenen Zitaten, wie es die Fundamentalisten tun. Gerade die, die fordern, die Bibel wörtlich zu nehmen, machen sie oft genug zum Gespött, indem sie Sätze z.B. über die Entstehung der Welt oder das Verhältnis von Frauen und Männern ihrer bildhaften Redeweise oder ihres kulturellen Hintergrunds berauben und sie zu "verbalinspirierten" Diktaten Gottes erklären. Nur wenn wir Christen uns in unserem alltäglichen Leben um die Wurzeln unseres Glaubens genauso ernsthaft kümmern wie um unser berufliches Fortkommen oder die Sicherung unseres Besitzes, werden wir mit unserm Glauben in unserer Umgebung wahrgenommen und für andere interessant. Meine Erfahrung: Mit Gott zu sprechen und zu leben ist heute noch so abenteuerlich wie eh und je und die beste Hilfe gegen Gleichgültigkeit und Resignation.