Übersetzung des LinkedIn-Artikels:
Sieben Aussagen von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Simon, Gründer und Ehrenvorsitzender von Simon-Kucher & Partners
1. Ausländische Investitionen sind in der Regel sehr willkommen. Es gibt sogar einen harten Wettbewerb zwischen den Ländern um solche Investitionen. Ein Beispiel dafür liefern die ostdeutschen Staaten im Falle einer chinesischen Batteriefabrik.
2. Die Internationalisierungsstrategien deutscher und chinesischer Unternehmen sind sehr unterschiedlich. Deutsche Unternehmen ziehen es vor, mit Greenfield-Fabriken nach China zu gehen. In China gibt es 8.500 deutsche Unternehmen mit rund 2.000 Fabriken. Allein in der Stadt Taicang gibt es mehr als 300 deutsche Unternehmen. Soweit ich weiß, gibt es nur eine einzige chinesische Fabrik in Deutschland, in Halle an der Saale, die mit 210 Mitarbeitern nicht sehr groß ist.
3. Chinesische Unternehmen bevorzugen den Einstieg in den deutschen Markt durch Akquisitionen. Der erste Fall fand 2005 mit der Übernahme von Dürkopp Adler statt, dem Weltmarktführer (Hidden Champion) für Industrienähmaschinen. In den letzten drei Jahren wurden 162 deutsche Firmen von chinesischen Unternehmen übernommen, darunter viele Hidden Champions, z.B. Kuka, KraussMaffei, Kion. Im Gegenzug wurden 32 Akquisitionen getätigt.
4. Die deutschen Direktinvestitionen in China sind zwei- bis dreimal so hoch wie die chinesischen Direktinvestitionen in Deutschland. Nur ein kleiner Teil der chinesischen Direktinvestitionen geht nach Deutschland. In den zehn größten Zielländern investierten die Chinesen bis Juni 2018 621 Milliarden Dollar. Auf Deutschland entfallen knapp 6% dieser Summe. Deutschland liegt auf dem siebten Platz. Selbst in Brasilien, Pakistan und Russland investieren die Chinesen deutlich mehr als in Deutschland.
5. Soweit ich sehen kann, ist die Erfahrung mit den chinesischen Käufern gut. Sie bringen zusätzliches Geld ein, helfen bei der Erschließung des chinesischen Marktes und lassen die Deutschen ihr Geschäft machen. In Einzelfällen habe ich jedoch gehört, dass Versprechen nicht eingehalten wurden.
6. Ich halte die aktuelle Entwicklung im Kontext der Globalisierung für normal. Ich erwarte keine chinesische Dominanz. Vor 100 und 60 Jahren gab es ähnliche Befürchtungen vor der amerikanischen Dominanz, und in den 80er Jahren hatten die Europäer Angst vor der japanischen Dominanz. Kein einziges Land wird die wachsende Weltwirtschaft dominieren. China macht derzeit nur 15% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts aus.
7. Kann man von gleichen Wettbewerbsbedingungen sprechen? Ich glaube nicht. Denn zwei Systeme konkurrieren - zumindest teilweise - miteinander. Das ist die Realität. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Deutschland viel gewinnen wird, wenn es chinesische Investitionen fernhält. Im Vordergrund sollte die Schaffung freier und fairer Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen in China stehen. Das ist ein langer Weg.