Marion

Nach der Trennung von Helga hatte Nils das Gefühl, dass er zu einem glücklichen Leben immer eine glückliche Beziehung brauchte. Ohne eine enge Beziehung fühlte er sich innerlich leer. Nils fehlte damals die Weisheit vom inneren Glück. Er wusste nicht, dass man durch spirituelle Übungen die Anhaftung an andere Menschen auflösen kann. Er wusste nicht, dass man das Glück in sich selbst erzeugen kann. Er kannte weder das Ziel noch den Weg der spirituellen Selbstverwirklichung. So machte er sich schnell auf die Suche nach einer neuen Freundin. In einer Diskothek traf er Marion. Marion war klein und hatte lange braune Haare. Sie arbeitete als Buchhalterin in einer Baufirma. Dort gab es viele Männer, die sie haben wollten. Aber Marion stand nicht auf stämmige Bauarbeiter. Sie bewunderte sensible Intellektuelle. Ihre Freundin hatte einen Studenten als Freund. So einen Freund wünschte sich Marion auch. 6 Nils kam genau zur richtigen Zeit. Er war zwar noch ein Schüler, aber er sah aus wie ein Student. Und er redete wie ein Student. Er redete von Psychologie, von linker Politik und davon die Welt zu retten. Marion war sehr beeindruckt. Sie nahm Nils gleich am ersten Abend mit zu sich nach Hause. Marion wohnte zusammen mit ihrer Freundin in einer kleinen Wohnung in der Hamburger Innenstadt. Ihre Freundin war gerade nicht zuhause. Das war sehr praktisch. Nils und Marion kamen schnell zur Sache. Sie hielten sich nicht lange mit klugen Gesprächen auf. Nils küsste Marion. Marion küsste Nils. Sie zeigte Nils ihr Bett. Dann zogen sich beide aus. Jetzt war Nils beeindruckt. Marion hatte einen schönen Körper. Er entsprach genau seinen Vorstellungen. Marion erlaubte Nils, ihre großen Brüste zu berühren. Danach gab es kein Halten mehr. Sie schliefen miteinander. Jetzt war die Welt für Nils wieder in Ordnung. Er war zwar in Marion nicht ganz so verliebt wie in Helga. Aber er war zufrieden. Er hatte das, was er zu seinem Glück brauchte. Und auch Marion war glücklich. Sie trafen sich oft. Sie liebten sich oft. Nur das gemeinsame Gespräch war etwas schwierig. Marion kam aus dem Arbeitermilieu. Sie sah die Dinge einfach und direkt. Nils sah die Dinge eher differenziert und kompliziert. Eine längere Unterhaltung war kaum möglich. Nils konnte zwar auch gut alleine reden. Aber manchmal hätte er sich doch etwas mehr Resonanz gewünscht. Nils freute sich, dass er nach der etwas chaotischen Helga jetzt eine sehr solide Freundin gefunden hatte. Denn das war Marion. Sie war einfach, klar und zuverlässig. Die Beziehung hätte lange dauern können. Wenn nicht nach einem halben Jahr ein kleines sexuelles Problem zwischen ihnen aufgetaucht wäre. Sie hätten über dieses Problem reden müssen. Dann hätten sie es lösen können. Aber sie konnten nicht über Probleme reden. Sie waren ungeübt in der positiven Paarkommunikation. Sie waren beide zu schüchtern, das Problem anzusprechen. Wenn man über Konflikte in einer Beziehung nicht redet, können aus kleinen Problemen schnell große Probleme werden. Man scheitert an Dingen, die eigentlich leicht zu lösen gewesen wären. Man verliert eine Beziehung, die langfristig eine gute Chance gehabt hätte. Paartherapeuten sagen, dass zwei Drittel aller Trennungen vermieden werden könnten, wenn die Partner rechtzeitig ein positives Beziehungsverhalten erlernt hätten. Am besten bereits in der Schule, bevor sie eine Beziehung eingehen. Aber Glück ist auch heute noch in den meisten Schulen kein Unterrichtsfach. Das ist ein großer Fehler der herrschenden Kulturpolitik. So scheiterte auch die Beziehung von Nils und Marion. Beide trennten sich. Das war sehr traurig, weil sie eigentlich gut zusammen gepasst hätten.