Buddhismus für Anfänger:

Achtsamkeit auf das Denken und Handeln, die beste Meditation, Energiearbeit , Vielfalt im Buddhismus und der persönliche Weg.

Inhalt (aus Dummies Buddhismus, Meditation, Psychotherapie)

Buddha (noch eine Geschichte, Maras Versuchungen)

Dharma (die Lehre, der Weg, die fünf Silas)

Sangha (Vielfalt, die Gruppe)

Was bedeuten die fünf Silas in der heutigen Zeit

Achtsamkeit auf den Körper

Achtsamkeit auf die Gefühle

Achtsamkeit auf das Bewusstsein

Achtsamkeit auf die Umwelt

Gibt es Gott?

Gibt es eine Seele?

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Der Sinn des Lebens

Äußere und innere Selbstverwirklichung

Zuflucht zu Buddha

Das Leben meistern

Der Bodhisattva (Tonglen)

Der mittlere Weg

Die Verbreitung der buddhistischen Lehre

Die Lehre vom Reinen Land

Zen-Buddhismus

Tibetischer Buddhismus

Westlicher Buddhismus

Übungen

Zur Ruhe kommen

Stress herausbewegen (Gehen, Emotionen)

Guru-Yoga (mit der Energie des eines Erleuchteten verbinden)

Amitabha-Mantra

Hatha-Yoga (Lu Jong, Niederwerfungen)

Gottheiten-Yoga (Vorbild-Yoga)

Meditation

Kundalini-Yoga

Positives Denken

Schutz vor Burnout, Krankheit, Depressionen

Stress überwinden

Gefühle (Angst, Wut, Trauer, Depression, Sucht)

Selbstdisziplin (die tägliche Übung, Selbstbesinnung, das Ritual)

Geschichten (freie Buddhageschichten, tibetische Weisheitsgeschichten)


Dalai Lama: "Der Dharma ermutigt uns zu begreifen, dass wir frei sein können vom inneren und äußeren Leid, das unter den anderen menschlichen Wesen wütet."


Nils: Wie werden wir frei vom Leid des Lebens? Der Buddhismus lehrt uns, dass wir die Anhaftung an die äußeren Dinge loslassen müssen. Wir sollten innerlich abgeschieden von der äußeren Welt sein. Wir sollten uns vor negativen Energien schützen. Wir können unseren inneren Frieden bewahren, wenn wir nicht auf die Aggressionen unserer Mitmenschen einsteigen. Wir sollten eine gewisse Distanz zum äußeren Leben bewahren. Das gelingt uns durch Zeiten der Ruhe, der Erholung und der Meditation. Das gelingt uns durch die Achtsamkeit auf unsere Gedanken. Wir pflegen Gedanken von Gelassenheit, Gleichmut, Weisheit, Mitgefühl und Liebe. Wir handeln weise in einer Welt der Unweisheit. Wir leben als Buddha der Ruhe in einer Welt der Unruhe. Wir gehen den Weg der Liebe, wo andere Egoismus, Krieg und Leid säen.


Dalai Lama: "Durch ernsthafte Übung im tägliche Leben erzeugen wir inneren Glanz und erhellen dadurch die Welt. Wir inspirieren die Welt mit dem Erleuchtungsgeist und seiner Liebe und Barmherzigkeit. Das ist das universelle Heilmittel."

Nils: Das Ziel der spirituellen Praxis ist es in uns die Erleuchtungsenergie zu erwecken. Wir erzeugen in uns Licht und strahlen unser Licht in die Welt. So wird die ganze Welt spirituell geheilt. Wir heilen uns selbst, unsere Familie, unsere Freunde, die uns nahen Mitmenschen und auch die fernen Menschen. Durch die tägliche spirituelle Praxis entstehen Frieden, Liebe und Glück in uns. Unser Körper wird gesund, unsere Psyche heil und unsere Beziehungen harmonisch. Frieden, Liebe und Glück sind das universelle Heilmittel. Damit die Welt gesunden kann, brauchen die Menschen den spirituellen Weg. Wir besitzen einen unermesslichen Schatz. Wir kennen den Weg ins Licht. Möge das Licht mit uns sein und unsere Welt erhellen. Wie erzeugen wir Frieden, Liebe und Glück in uns? Durch die tägliche Meditation und die Achtsamkeit auf die Gedanken, Gefühle und Handlungen. Wir müssen uns jeden Tag spirituell besinnen, damit wir eines Tages dauerhaft im Licht leben.


Dalai Lama: "Manchmal werde ich gefragt, ob der Buddhismus für westliche Menschen geeignet ist. Solange Menschen unter Geburt, Krankheit, Alter und Tod leiden, sind sie von daher gesehen alle gleich. Im Kern geht es um ebendieses Leid."

Nils: Die grundlegende Aussage des Buddhismus besteht darin, dass Leben leiden ist. Das Leid ist durch den Weg der Erleuchtung zu überwinden. In der Erleuchtung überschreiten wir die Gesetze von Geburt und Tod. Wir leben als Bewusstsein ewig. Als erleuchtetes Bewusstsein können wir uns ewig als Bodhisattva wieder inkarnieren. Wir können uns durch den Kundalini-Yoga in eine Glücksdimension bringen, die das Leid auf der Erde bei weitem überschreitet. Wir lösen unser Ego auf und haften nicht mehr an den Wandlungen des Lebens an. Wir fließen frei und glücklich mit dem Leben, wie es gerade kommt. Auch für unerleuchtete Menschen ist der Buddhismus ein großer Schatz. Die grundlegenden Techniken erleichtern uns das Leben. Durch die Meditation können wir den Stress überwinden und zu innerem Frieden finden. Durch die Achtsamkeit auf die Gedanken können wir Eigenschaften wie Gelassenheit, Liebe und Glück entwickeln. Wir können uns durch den spirituellen Weg von vielen Krankheiten heilen. Der Buddhismus ist ein großes Geschenk für alle Menschen im Westen. Allerdings sollte der Buddhismus an die Menschen im Westen angepasst werden, damit er für viele hilfreich ist. Im Westen brauchen wir einen undogmatischen Buddhismus, der nur den Grundsätzen Wahrheit und Liebe folgt. Wir brauchen keine übertriebenen Hierarchien. Wir brauchen Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Wir brauchen keine Dogmen, sondern sollten mit der Wissenschaft gehen. Und wir brauchen die Verbindung von Buddhismus und westlicher Psychologie. Wir sollten die modernen Erkenntnisse der Wissenschaft nutzen, um daraus eine moderne Form der Spiritualität zu entwickeln.

Buddha

Buddha ist das große Vorbild im Buddhismus. Er verkörpert die Eigenschaften Ruhe, Gelassenheit, Weisheit, Selbstdisziplin und Liebe. Viele Jahre suchte er nach der Befreiung vom Leid des Lebens. Er suchte nach innerem Frieden und Glück. So fand er den Weg der Erleuchtung.

Der historische Buddha hieß Siddhartha Gautama. Er wurde 563 vor Christus in Lumbini, Indien geboren. Das genaue Datum seiner Geburt und seines Todestages ist umstritten. Siddhartha stammte aus einem nordindischen Adelsgeschlecht. Im Alter von 16 Jahren heiratete er die Prinzessin Yasodhara. Sie bekamen einen Sohn. Im Alter von 29 Jahre machte sich Siddhartha auf die Suche nach dem tieferen Sinn des Lebens. Er lernte bei mehreren Meistern und probierte verschiedene spirituelle Techniken aus. Sechs Jahre zog er sich als Yogi von der Welt zurück. Dann brach er im Alter von 35 Jahren zur Erleuchtung durch. Er wurde ein Buddha, ein Erwachter.

Zur Erleuchtung gelangte er durch den mittleren Weg zwischen strenger Askese und Lebensgenuss. Zuvor hatte er sich bei der Meditation zu sehr angestrengt. Jetzt gab er auch dem Körper was er brauchte. Dadurch lösten sich die inneren Energieblockaden und er gelangte in immer tiefere Stufen der Versenkung. In der Erleuchtung sah er seine früheren Leben. Deshalb gehört die Lehre von der Reinkarnation zu den Kernbestandteilen des Buddhismus. Buddha erkannte auch das Gesetz des Karmas. Er wusste was zum Leiden und was zur Befreiung vom Leiden führt. Daraufhin entwickelte er den achtfachen Pfad zur Erleuchtung. Er besteht im Wesentlichen aus der Achtsamkeit auf das Denken und Handeln, aus der Meditation und aus einer Gesinnung der umfassenden Liebe.

Nach seiner Erleuchtung wanderte Buddha 45 Jahre durch Indien und verbreitete sein Wissen unter seinen Mitmenschen. Er gründete einen Mönchs- und einen Nonnenorden. Bei seinem Tod ermahnte er seine Anhänger: "Wahrlich, ich sage euch nun Mönche: Alle Erscheinungen sind flüchtig und dem Verfall unterworfen. Übt ernsthaft an eurer Befreiung." Der Buddhismus ist ein Weg der Selbstdisziplin. Inneren Frieden, Glück und Erleuchtung bekommt man nicht geschenkt. Man muss diesen Weg ernsthaft und konsequent praktizieren, damit man die positive Ergebnisse erzielen kann.


Dharma

Dharma ist die buddhistische Lehre. Grundlegend ist die Lehre von den vier edlen Wahrheiten. Die erste edle Wahrheit lautet, dass das Leben leiden (Dukkha) ist. Es gibt das Leid im Leben. Der Verlust von geliebten Menschen ist leiden. Der eigene Tod ist leiden. Krankheit ist leiden. Armut, Hunger und Krieg sind leiden. Es gibt kein Leben ohne leiden. Für manche Menschen ist das Leben ein beständiger Leidensweg. Aber es gibt Hoffnung.

Die zweite edle Wahrheit analysiert die Ursachen des Leidens. Die Hauptursachen des Leidens sind Anhaftung an Sinnesvergnügungen, die Ablehnung von leidhaften Situationen und Unwissenheit vom Weg des inneren Glücks. Daraus folgt die dritte edle Wahrheit vom Verlöschen des Leidens. Werden die Ursachen beseitigt, verschwindet das Leiden. Wenn wir ohne Anhaftung und Ablehnung leben und uns auf den spirituellen Weg konzentrieren, gelangen wir ins erleuchtete Sein. Wir werden zu einem Buddha. Wir haben Frieden, Glück und Liebe in uns. Werden die Anhaftungen (inneren Verspannungen, Energieblockaden) beseitigt, erwacht unsere innere Buddha-Natur. Von alleine entfaltet sich unser inneres Glück.

Die vierte edle Wahrheit ist der achtfache Pfad. Er konkretisiert den Weg zur Überwindung des Leidens. Wir erlangen inneren Frieden, wenn wir regelmäßig meditieren. Wir bewahren unseren inneren Frieden, wenn wir achtsam auf unsere Gedanken und Taten sind. Wir gelangen in das Erleuchtungsbewusstsein, wenn wir wie ein Buddha denken und handeln. Wir meditieren wie ein Buddha. Wir leben in der umfassenden Liebe wie ein Buddha. Und wir sind achtsam auf unsere Gedanken und Worte wie ein Buddha.

Im Laufe der Jahrtausende nach Buddha haben sich vielfältige Techniken entwickelt, mit denen wir zur Erleuchtung kommen können. Aber alle setzen den ersten Schritt auf dem achtfachen Pfad voraus. Der erste Schritt ist ein klarer Entschluss, konsequent bis zum Ziel den Weg der Weisheit zu gehen. Daraus folgt als zweites die Umsetzung im täglichen Leben, das Leben nach einem spirituellen Tagesplan und das beständige Streben (Üben).


Die fünf Silas

Die fünf Silas sind die grundlegenden Richtlinien der buddhistischen Ethik. Sie legen die Basis für eine erfolgreiche spirituelle Praxis. Ein spiritueller Weg ohne Moral führt in die Katastrophe. Er zerstört den Einzelnen und die Gesellschaft. Wir haben in letzter Zeit viele Beispiele fehlgeleiteter spiritueller Lehrer und Schüler kennengelernt. Im Christentum gab es die viele Fälle des sexuellen Mißbrauchs. Sie haben das Christentum in der heutigen Zeit grundlegend beschädigt. Sie haben für eine große Austrittswelle aus den christlichen Kirchen gesorgt. Daraus können wir die Bedeutung der Moral für eine Religionen erkennen.

Im Islam gab viele Fälle von Hass, Gewalt und sexueller Unterdrückung. Es gab viele Selbstmordattentäter. Es gab Terroranschläge. Es gab den extrem grausamen Krieg des IS. Es gab Folter, Mord und Frauenunterdrückung. Die Täter landen sicherlich in der Hölle. Aber das Bild des Islam ist in derzeit sehr abschreckend.

Auch im Buddhismus gibt es viele Mißbrauchsfälle. Buddhistische Lehrer mißbrauchen ihre Schülerinnen, bereichern sich am Geld ihrer Organisation und verfallen in einen extremen Konsumismus. Aber der Buddhismus hat trotzdem noch weitgehend ein positives Image. Es sind bis jetzt nur Einzelfälle. Aber sie schaden trotzdem dem Buddhismus erheblich. Des Weiteren sind diese Lehrer ein sehr schlechtes Vorbild für ihre Schüler. Wir sehen daran, wie wichtig die fünf Silas im Buddhismus sind. Sie schützen uns und helfen bei der Verbreitung des Buddhismus.

Die fünf Silas lauten kurz zusammengefaßt: Nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, kein sexuelles Fehlverhalten und kein Missbrauch von berauschenden Mitteln. In unserer dekadenten westlichen Gesellschaft wird sehr oft dagegen verstoßen. Wir töten massenweise Tiere, halten sie unter unwürdigen Bedingungen und essen ihr Fleisch. Wir beuten die armen Länder der Welt aus und die Kapitalisten beuten uns selbst aus. Auf scheinbar legale Weise bestehlen sich die Menschen im globalen Kapitalismus gegenseitig durch ungerechte Verträge und Gesetze. Das Ergebnis ist massenweise Hunger, Krieg und Elend auf der Welt.

Jeder belügt jeden. Es ist kaum möglich in der westlichen Welt ohne beständiges Lügen zu überleben. Die Politiker belügen das Volk. Die Massenmedien manipulieren die Massen. Die Wahrheit und die Weisheit hat einen schweren Stand in unserer westlichen Konsumgesellschaft. Die Wahrheit ist, dass es den Weg der Erleuchtung gibt und dass das Glück innen liegt und nicht Außen zu finden ist. Wo finden wir diese Wahrheit in den Schulen, in den Universitäten und in den Massenmedien? Kaum.

Berauschende Mittel gehören zum Alltag dazu und halten die ganze Gesellschaft ständig in einem Rauschzustand. Alkohol ist eine gesellschaftlich ankannte Drogen. Drogen verbreiten sich massenweise durch den illegalen Drogenhandel, gegen den die Polizei machtlos ist. Eine der schlimmsten Drogen ist Fastfood. Es reduziert die Lebenserwartung um Jahrzehnte und erzeugt viele Krankheiten. Als Droge kann man auch das Konsumfernsehen, die Videospiele und das jetzt legalisierte Glücksspiel ansehen.

Sexueller Missbrauch ist normal in unserer Gesellschaft. In der Prostitution gibt es Menschenhandel, Frauenunterdrückung und sehr viel Leid. Prostitution führt bei vielen Frauen zu großem seelischen und körperlichem Leid. In unserer Gesellschaft gilt Sexualität als frei. Aber wenn wir genau hinsehen gibt es in sexuellen Beziehungen sehr viel Mißbrauch und Leid. Deshalb leben immer mehr Menschen als Single.

Der Weg des inneren Glücks beginnt mit eine positiven Moral. Wir sollten nicht bei Verboten stehenbleiben, sondern zu Geboten kommen. Ein spiritueller Mensch lebt grundsätzlich in der Wahrheit. Er praktiziert Gewaltlosigkeit. Er missbraucht nicht seine Mitmenschen, weder seine Kinder, noch seine Partner und erst recht nicht als spiritueller Lehrer seine Schülerinnen. Berauschende Mittel braucht er nicht, weil er sich durch Meditation und positives Denken glücklich machen kann. Statt aus dem Nehmen lebt er vorwiegend aus dem Geben heraus. Das ist die Basis des Bodhisattvaweges.

Erleuchtet bedeutet in der Wahrheit, in der Liebe und in der Gewaltlosigkeit zu leben. Diese drei Eigenschaften führen uns direkt zur Erleuchtung, wenn wir sie konsequent praktizieren. Drogen und Sex können ein Weg zur Erleuchtung sein. Indische Yogis nehmen oft Drogen. Tantra-Yoga beinhaltet Sex als spirituellen Weg. Von Drogen rate ich grundsätzlich ab. Sie sind schädlich für die Gesundheit und auf dem spirituellen Weg nicht notwendig. Man kann den spirituellen Weg mit oder ohne Sex gehen. Das muss jeder für sich entscheiden. Ich habe Phasen der Enthaltsamkeit als hilfreich erlebt, aber auch Zeiten intensiver Beziehungen. Wenn ein spiritueller Mensch eine Beziehung lebt, dann sollte es auf der Grundlage von Wahrheit, Liebe und Treue geschehen.

Andererseits ist Dogmatismus etwas für Anfänger. Der Erleuchtete erhebt sich über alle Regeln. Gerade dadurch bringt er seine Schüler manchmal zur Erleuchtung. Trotzdem ist er grundlegend im inneren Frieden, Glück und in der Liebe verankert. Sonst wird der spirituelle Weg zu einem Weg in die Hölle und nicht ins Licht. Gefallene spirituelle Lehrer kommen laut tibetischem Buddhismus in die tiefste Hölle. Wir sollten also sehr vorsichtig sein, wenn wir eine Regel brechen. Im Zweifel halten wir uns lieber daran, soweit es uns möglich ist.


Achtsamkeit auf den Körper

Wer nach den fünf Grundsätze der Gesundheit lebt, lebt im Durchschnitt 14 bis 20 Jahre länger. Und er lebt glücklicher und gesünder. Krankheiten werden geheilt oder entstehen gar nicht erst. Dabei sind die fünf Grundsätze der Gesundheit so einfach zu begreifen. Aber sie sind in der heutigen Zeit oft nur schwer umzusetzen. Wir brauchen Weisheit und Selbstdisziplin, wenn wir den Weg der Gesundheit gehen sollten. Ein wichtiger Grundsatz im Buddhismus ist es achtsam auf seinen Körper zu sein. Die Achtsamkeit beginnt bei einer gesunden Lebensweise. Der Körper ist ein kostbares Instrument, mit dem wir zur Erleuchtung gelangen können. Deshalb sollten wir unsere Gesundheit pflegen.

Der erste Grundsatz der Gesundheit besteht darin, sich gesund zu ernähren. Wir sollten viel Obst, Gemüse, Rohkost und Vollkornprodukte essen. Wir sollten Bioprodukte bevorzugen. Wir sollten genau spüren, was unserem Körper gut tut. Gesunde Ernährung ist individuell.

Ein großer Streitpunkt ist die vegetarische Ernährung im Buddhismus. Ich bin kein Dogmatiker. Jeder darf diese Frage für sich selbst entscheiden. Fleisch sollten wir jedenfalls nicht so oft essen. Und dann sollten wir Produkte aus artgerechter Haltung bevorzugen. Fisch zu essen schadet nicht der Gesundheit. Bei Milch wird nur zu geringen Mengen geraten.

Der zweite Grundsatz ist es Schadstoffe zu vermeiden. Schadstoffe für die Gesundheit sind Alkohol, Zigaretten und Fastfood. Fastfood schädigt die Gesundheit extrem. Diese Dinge sollten nur ausnahmsweise dem Körper zugeführt werden.

Neben der gesunden Ernährung sind dritten und viertens regelmäßiger Sport und ausreichende Entspannung sehr wichtig. Buddha lehrte eine Leben in der Ruhe. Er praktizierte Meditation und Gehen im Wechsel. Im Buddhismus gibt es die Gehmeditation. Gesundheitlich förderlich ist aber eher das schnelle Gehen. Der Körper braucht etwas Anstrengung, damit der Kreislauf gesund bleibt. Zur schnellen und intensiven Entspannung ist die tägliche Meditation sehr gut. So können wir immer wieder unseren Lebensstress abbauen und ein Wachstum der inneren Verspannungen verhindern. Stress ist der Hauptfeind des inneren Glücks und der Erleuchtung.

Fünftens sollten wir uns der Gedankenarbeit zuwenden. Die Gedanken spielen einen große Rolle für die Gesundheit. Ein Mensch kann sich durch seine Gedanken ständig unter Stress setzen und dadurch krankmachen. Eine positive Einstellung dagegen ist gesundheitsfördern. Als Buddhisten pflegen wir die Eigenschaften innerer Frieden, Gelassenheit, Gleichmut, Liebe und Glück. Wir entwickeln sie durch unsere Gedanken und unser Handeln. Aus positiven Gedanken folgen positive Handlungen und daraus positive Eigenschaften. Wir können positive Eigenschaften systematisch trainieren. Das ist sehr gesundheitsfördernd.


Achtsamkeit auf die Gefühle


Die meisten heutigen Menschen suchen im Buddhismus inneren Frieden. Sie suchen einen Weg das Leid im Leben zu überwinden. Sie möchten sich vor zu starkem Stress schützen. Sie möchten letztlich ein glückliches und zufriedenes Leben. Die Achtsamkeit auf die Gefühle ist dafür von entscheidender Bedeutung.

Was bedeutet Achtsamkeit auf die Gefühle? Der Geist besteht aus Gedanken und Gefühlen. Beides hängt zusammen. Ein bestimmter Gedanke erzeugt ein bestimmtes Gefühl. Es sind die Gedanken, die unsere Gefühle erzeugen, nicht unsere äußere Situation. Das ist in der Spiritualität der zentrale Punkt. Deshalb können wir bei jeder Situation erleuchtet hindurchgehen oder depressiv werden.

Nehmen wir als Beispiel eine leidvolle Situation. Wir erleiden einen Verlust. Wir verlieren unser Geld, einen geliebten Menschen oder unseren Beruf. Jetzt haben wir je nach unserer geistigen Einstellung die Wahl, wie wir darüber denken. Wir können denken, dass Geld ersetzbar ist. Wir können jetzt einen anderen Beruf ergreifen. Wir suchen uns einen neuen Partner. Oder wir leben jetzt ohne Partner und ohne Beruf und widmen uns vollständig dem spirituellen Weg. Einsamkeit und Abgeschiedenheit sind der schnellste Weg zur Erleuchtung. Wir können also jubeln und glücklich über den Verlust sein. Oder wir definieren uns durch unseren Beruf, unseren Partner oder unser Geld. Wir machen unser Glück davon abhängig. Wir begreifen nicht, dass das Glück vorwiegend in uns liegt. Dann kann uns ein solcher Verlust schwer treffen.

Der Weg der Erleuchtung ist es, an keinen äußeren Situationen anzuhaften. So bleiben wir immer in der Ruhe, innerlich entspannt und positiv. Wenn wir unser Ego überwinden, können wir sogar zur Erleuchtung gelangen. Wir können allein durch unsere Gedankeneinstellung auch in einer leidvollen Situation unser Paradiesbewusstsein bewahren. Im Buddhismus nennt man das die Welt als reines Land zu sehen. Alles ist richtig so wie es ist. Alles ist gut, egal wie es kommt. Alles ist letztlich ein spiritueller Übungsweg. An allen Situationen können wir immer weiter in der Erleuchtung wachsen.

Es kommt darauf an, wie wir mit unseren Gedanken umgehen und welche Gefühle wir erzeugen wollen. Man kann sagen, dass die Achtsamkeit auf den Geist der zentrale Punkt im Buddhismus ist. Die große Kunst ist es, wie wir negative Gedanken vermeiden und dauerhaft im Frieden, im Glück und in der Liebe bleiben. Dafür gibt es verschiedene Techniken.

Wir können gründlich über eine Situation nachdenken. Wir können eine Lösung für unser Problem finden, die uns zufrieden stellt. Wir können die Situation als Chance begreifen. Oder wir können uns im Annehmen und im Gleichmut üben, wenn wir die Dinge nicht ändern können. Wir können es trainieren einfach positiv mit dem Leben zu fließen, egal wie es kommt.

Wir können jeden negativen Gedanken sofort stoppen, ein spirituelles Buch lesen, einen spirituellen Film sehen, etwas Schönes tun oder uns anderweitig ablenken. Wenn kein negativer Gedanke entsteht, kann auch kein negatives Gefühl entstehen. Wenn wir nichts denken, kann uns eine Situation weder traurig noch wütend machen. Wenn wir im Gleichmut verharren, kann auch keine Angst entstehen.

Oft ist es schwierig in leidvollen Situationen nichts zu denken. Dann können wir unseren Geist auf etwas Positives, auf die Erleuchtung, auf Buddha, Gott oder unser höheres Bewusstsein lenken. Wir können uns auf den Weg der Weisheit, der Spiritualität und der Liebe konzentrieren. Wir können uns als Buddha sehen und für das Glück aller Wesen leben.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Geist auf etwas Positive zu richten. Wir können einfach etwas Positives tun. Im Laufe der Zeit wird unser Geist die negative Situation loslassen. Wenn mir zum Beispiel Leid begegnet, sehe ich stundenlang Videos im Internet (Netflix), bis sich meine Gedanken und Gefühle beruhigt haben. Oder ich machen einen Spaziergang in der Natur. Oder ich telefoniere mit anderen Menschen. Oder ich denke ein Mantra und singe spirituelle Lieder. Hilfreich ist es auch etwas Kreatives zu tun. Ein Bild zu malen. Musik zu machen. Eine Geschichte zu schreiben. Seinen Mitmenschen irgendwie auf dem spirituellen Weg zu helfen. Oft kombiniere ich verschiedene Techniken.

Im Zen-Buddhismus ist es die zentrale Technik in der Meditation die Gedanken zu beobachten, sich nicht damit zu identifizieren und sie einfach vorbeiziehen zu lassen wie Wolken am Himmel. Mit der Zeit beruhigen sich alle Gefühle und der Himmel wird wieder klar.

Im Amitabha-Buddhismus vertrauen wir auf die Kraft und die Führung Buddha Amitabhas. Wir geben unseren Eigenwillen an Buddha Amitabha ab und überlassen uns entspannt dem Fluss des Lebens. Wir wissen, dass wir nur regelmäßig das Amitabha-Mantra denken müssen, damit uns Amitabha in allen Situationen beschützt. Das ist ein guter Weg sein Ego zu überwinden. Wir können auch sagen, dass wir uns einfach den Gesetzen der Natur und des Lebens unterordnen. Wir konzentrieren uns auf das innere Glück und nehmen das äußere Leben nicht so wichtig.

Im tibetischen Buddhismus gibt es den Gottheiten-Yoga. Wir erwecken mit spirituellen Techniken (Mantra, Visualisierungen, Atem, Körperbewegungen) unsere Chakren und unsere Kundalini-Energie. Wir können uns in jeder Situation ins innere Glück und in ein erleuchtetes Bewusstsein bringen. Ist das Glück in uns, entstehen automatisch positive Gedanken und Gefühle. Das ist der höhere spirituelle Weg im Buddhismus und auch im indischen Hatha-Yoga.

Achtsamkeit auf die Gefühle und Gedanken bedeutet, dass wir immer genau unseren Geist beobachten. Um unseren Geist zu steuern, brauchen wir viel Weisheit. Unser inneres Gespür sagt uns, welche Technik wir in welchem Moment brauchen. Wir üben beständig die Eigenschaften Frieden, Liebe, Glück, Weisheit und Selbstdisziplin. So entwickeln wir im Laufe der Zeit einen erleuchteten Charakter. Unser innerer Frieden und unser Glück wächst. Wir werden zu einem Buddha. Wir erwachen zu der wahren Sicht der Dinge. Und die wahre Sicht der Dinge besteht darin, dass wir nicht so wichtig sind wie wir denken. Wir sind einfach ein Teil der Natur. Wir erhalten ein Einheitsbewusstsein. Wie nehmen die Gesamtheit des Seins war und überwinden damit unser Ego und das Leiden am Leben.

Achtsamkeit auf den Geist bedeutet letztlich, dass wir immer in einem Erleuchtungsbewusstsein bleiben. Wir sind so achtsam auf unsere Gedanken und Gefühle, dass wir nie aus der Erleuchtung herausfallen. Je größer unser inneres Glück ist, desto leichter fällt uns das. Ab einer bestimmten Stufe können wir die Erleuchtung nicht mehr verlieren. Unser Ego hat sich vollständig aufgelöst. Bis dahin bleibt der spirituelle Weg ein Übungsweg und die Achtsamkeit die zentrale Übung.


Achtsamkeit auf das Bewusstsein

Das Bewusstsein ist der Dreh- und Angelpunkt auf dem spirituellen Weg. Unser Bewusstsein entscheidet, ob wir im Himmel oder in der Hölle leben. Unser Bewusstsein kann erleuchtet sein. Dann nehmen wir unsere Umwelt als Paradies, als Nirvana, als ein Leben im Licht wahr. Oder unser Bewusstsein ist unerleuchtet. Dann leben wir mehr oder weniger in den Leidbereichen der Welt. Wir leben in Zuständen der Anhaftung, der Ablehnung, des Stolzes, der Gier oder das Hasses.

Im tibetischen Buddhismus gibt es die Lehre von den sechs (sieben) Daseinsbereichen. Wir können diese Daseinsbereiche als psychologische Formen des Bewusstseins begreifen. Die vier unteren Welten können wir als Hölle verstehen. Es gibt die Hölle der Depression. Die Wesen dort nehmen ihre Umwelt nur als grau und leidvoll wahr. Sie haben keine Lust mehr zu leben, können der Hölle ihres eigenen Bewusstseins aber nicht entkommen. Selbst wenn sie ihren Körper töten würden, würden sie im Jenseits wieder mit ihrem eigenen Bewusstsein konfrontiert sein. Es gibt nur ein Entkommen aus dieser Hölle. Das ist der spirituelle Weg. Es geht darum das Ego zu überwinden und sich innerlich von allen Verspannungen zu befreien, damit die Glücksenergie wieder fließen kann. Das ist für einen Depressiven kein einfacher Weg, weil er negativ über sich und alle Helfer denkt. Und so immer wieder den Weg der Befreiung blockiert.

Neben der grauen Hölle der Depression liegt die Hölle der Sucht. Süchtige glauben an etwas, nämlich an das Objekt ihrer Sucht. Insofern geht es ihnen etwas besser als den Depressiven, die an nichts mehr glauben. Aber das Objekt ihrer Sucht zerstört ihren Körper oder ihren Geist. Süchtige rutschen deshalb immer weiter in die Hölle der Depression ab. Es gibt Arbeitssüchtige, die irgendwann im Burnout enden. Im schweren Burnout verlieren sie ihre innere Kraft und ihr Geist wird depressiv. Süchtige können aber auch ihre Sucht managen, Dann wird ihr Leben zwar von ihrer Sucht bestimmt, aber sie zerstört sie nicht. Es gibt Süchte vielfältiger Art. Es gibt Beziehungssüchtige, Sexsüchtige, Anerkennungssüchtige, Drogensüchtige und Alkoholsüchtige. Sie alle blockieren durch ihre Sucht letztlich ihren inneren Frieden und ihr inneres Glück.

Neben der Hölle der Sucht liegt die Hölle der Angst. Die Wesen hier (Tiere) leben überwiegend in einem Zustand der Angst. Selbst wenn sie für kurze Zeit einmal glücklich sind, zerstören Angstgedanken immer wieder ihr Glück. In diesem Bereich leben viele Menschen in der heutigen Zeit. Angststörungen belasten etwa ein Drittel der Menschen.

Außer der Hölle der Angst gibt es noch die Hölle der Wut. Hier leben die Menschen, die vorwiegend von ihrem Ego und ihrer Wut gesteuert sind. Es sind Kämpfer, die ihre Welt vorwiegend als Kampf empfinden und mit ihrem Bewusstsein Kampf und Streit anziehen. Sie überschätzen die Bedeutung von äußeren Dingen. Sie sind letztlich unweise. Sie suchen das Glück im Außen, wo es doch im eigenen Inneren zu finden ist. Sie haben keinen Frieden in sich und können deshalb auch nie dauerhaften Frieden im Außen finden.

Die fünfte Welt ist die Welt der Menschen. Sie zeichnet sich durch Unweisheit aus. Die Menschen sind manchmal glücklich und manchmal unglücklich. Ihr Leben besteht aus einem Wechselspiel von Freude und Leid. Wegen ihrer Unweisheit schaffen sie es nicht sich dauerhaft in eine Glückswelt zu erheben. Aber laut tibetischem Buddhismus besitzt die Menschenwelt das größte Potential für spirituelles Wachstum. Die Depressiven hängen meistens in ihrer Depression fest. Die Kämpfer wollen immer kämpfen und die Süchtigen können das Objekt ihrer Sucht nicht loslassen. Den Ängstlichen fällt es schwer ihre Neigung zur Angst zu überwinden. Aber die Menschen schwanken immer hin und her zwischen verschiedenen Zuständen und begreifen dadurch irgendwann, dass sie diese Zustände letztlich selbst erzeugen. Dann öffnet sich der Weg der Befreiung.

Scheinbar ein freies Leben führen die Reichen. Im tibetischen Buddhismus wird ihre Welt als die Welt der Götter gesehen, obwohl es sich bei den Reichen nur scheinbar um Götter handelt. In Wirklichkeit leben sie in einer Welt der Unweisheit, weil sie das Glück im Außen und nicht im Inneren suchen. Sie pflegen ihr Ego, statt ins Erleuchtungsbewusstsein aufzusteigen. Da es ihnen äußerlich gut geht, haben sie kaum das Bedürfnis nach Erleuchtung zu streben. Sie hängen in ihrem äußerlich glücklichen Leben fest. Das geht vielen Menschen in der westlichen Welt so. Deshalb besteht hier nur ein geringes Bedürfnis nach Erleuchtung.

Über den sechs Welten (psychischen Bereichen) liegt die Welt der Erleuchteten. Sie haben ihr Ego überwunden. Ihr Bewusstsein ist von innerem Frieden, Glück und Liebe gekennzeichnet. Durch ihr inneres Glück nehmen sie auch ihre äußere Welt als glücklich wahr, selbst wenn es dort Freude und Leid gibt. Sie haben sich letztlich innerlich über alles Äußere erhoben. Deshalb können sie in allen der sechs unteren Welt leben und gleichzeitig innerlich im Glück sein. Sie handeln in den unteren Welten als spirituelle Lehrer, Helfer oder Meister. Sie können aber auch dort einfach nur meditieren und Licht und Liebe in die Welt ausstrahlen. Das allein hebt das allgemeine Glücksniveau ihrer Mitmenschen an.

Wie können wir von einem leidenden Bewusstsein in ein erleuchtetes Bewusstsein gelangen? Grundsätzlich ist der Weg ganz einfach. Wir müssen die fünf Eigenschaften Weisheit, Frieden, Liebe, Glück und Selbstdisziplin in uns entwickeln. Unsere Weisheit sagt uns, was wirklich wichtig ist im Leben. Unsere Selbstdisziplin gibt uns die Kraft unser spirituelles Ziel zu erreichen. Je mehr wir es erreichen, desto mehr entstehen Liebe, Frieden und Glück in uns. Wir erkennen immer mehr, dass wir auch in einer äußerlich leidvollen Welt innerlich glücklich sein können. Wir alle besitzen das Buddha-Bewusstsein in uns. Wir können es durch tägliche Meditation und Gedankenarbeit konsequent entwickeln, bis wir eines Tages ein Buddha sind. Dann sind wir am Ziel. Dann haben wir unser Ego überwunden, leben in einem Einheitsbewusstsein, spüren Glück und Frieden in uns, und alles ist gut so wie es ist.


Achtsamkeit auf die Umwelt (die Geistesobjekte)

Achtsamkeit auf die Umwelt ist der entscheidende Schritt zur Erleuchtung. Warum bringt uns die Achtsamkeit auf unsere Umwelt zur Erleuchtung? Die Basis der Erleuchtung ist das Einheitsbewusstsein. Wir lösen unser Ego auf und treten dadurch ins Nirwana ein. Als Ego-Mensch liegt unsere Konzentration auf uns selbst. Wir nehmen uns wichtiger als alles andere auf der Welt. Wir denken, dass wir das Zentrum des Universums ist. Das ist aber ein großer gedanklicher Irrtum. Wir sind nicht das Zentrum der Welt. Wir sind ein extrem kleiner Teil der Welt. Das Zentrum des Seins ist das Universum, die Natur. Aus der Natur entsteht alles. Auch wir sind aus der Natur entstanden. Wir sind ein Kind der Natur. Wir folgen ihren Gesetzen. In Wirklichkeit gibt es keine Freiheit. Alles ist voneinander abhängig. Wenn wir das wirklich begreifen, kommen wir vom Ego-Bewusstsein ins Einheits-Bewusstsein. Wir werden eins mit allem. Wir sehen uns als alles. Wir denken von der Ganzheit her.

Wir können in das Einheits-Bewusstsein allein durch das konsequente Nachdenken und die Klarheit des Geistes kommen. Deshalb ist im Buddhismus der Grundsatz der Wahrheit so wichtig. Wenn wir wirklich in der Wahrheit leben, dann können wir nicht anders als in der Einheit zu leben. Jede kleine Lüge verwirrt unser Unterbewusstsein und bringt uns letztlich aus der Klarheit heraus. Deshalb müssen wir alle Lügen in uns überwinden. Das geschieht durch klares Nachdenken in Verbindung mit Meditation. Deshalb gibt es im Yoga den Weg des Jnana-Yoga (den Weg des Nachdenkens) und im tibetischen Buddhismus die analytische Meditation. Deshalb hat Buddha so viele Lehrreden verfasst. Allein durch das Lesen der buddhistischen Schriften kann unser Geist zur Klarheit und damit zur Erleuchtung kommen.

Die meisten Menschen verfügen aber nicht über die Geisteskraft allein durch Nachdenken zur Erleuchtung durchzubrechen. Zum Glück gibt es viele Wege zu einem Einheitsbewusstsein. Unser Bewusstsein ist von unserem Energiezustand abhängig. Steigt die Bewusstseinsenergie (die spirituelle Energie, das Chi, das Prana) an, wird der Geist klar. Damit unsere spirituelle Energie stärker wird, brauchen wir spirituelle Übungen. Mit diesen Übungen reinigen wir unseren Körper und unseren Geist von den Verspannungen (Energieblockaden) und öffnen die Energietore (Chakren). Im Christentum heißt es: "Wenn das Herz gereinigt wird, sieht man Gott in der Welt." Wer sind innerlich reinigt, in dem beginnt das Licht zu fließen, er hat das Licht in sich und kann dadurch auch das Licht in der Welt sehen.

Ich möchte das an einem Beispiel erläutern. Ich bin noch nicht dauerhaft erleuchtet. In mir gibt es noch zu viele Energieblockaden. Deshalb gehe ich jeden Morgen eine halbe Stunde im Wald spazieren. Dabei löse ich mit Visualisierungen, Mantren und einer speziellen Atemtechnik (Feueratmung) systematisch die Energieblockaden auf. Ich spüre durch meinen Körper und atme zu den verspannten Bereichen hin. Nach etwa zehn Minuten habe ich den Körper durchgereinigt. Dann gehe ich noch einige Minuten. Und dann öffnen sich die Energiekanäle. Das Licht fließt in mich hinein, füllt mich und plötzlich gibt es einen Bewusstseinsumschwung. Ich bin in der Einheit. Ich sehe und spüre die Natur um mich herum. Die Bäume strahlen Licht aus. Ich höre die Vögel singen. Mein Ego ist verschwunden und ich bin eins mit allem. In mir sind Frieden, Liebe und Glück.

Ich gehe dann meistens noch zehn Minuten und genieße das erleuchtete Sein, die Harmonie in mir und in meiner Welt. Ich vertiefe dann meine Energie, in dem ich allen meinen Freunden Licht sende. Ich spüre alle Menschen, die mit mir energetisch verbunden sind. Ich wünsche insgesamt eine glückliche Welt und trete dadurch in die Dimension der umfassenden Liebe ein. Dann fühlte ich mich wirklich angekommen. Ich bin bereit meine Aufgabe in der Welt zu erfüllen. Der Tag kann kommen. Dieses Ritual praktiziere ich fast jeden Morgen, um in ein glückliches Einheitsbewusstsein zu gelangen.

Es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten jeden Tag in ein Bewusstsein der Liebe, des Friedens und des Glücks einzutreten. Abends meditiere ich meistens eine halbe Stunde. Gerade habe ich das Mantra "Om Buddha Peme Hung" entwickelt. Ich setze mich in meinen Meditationssitz, atme mehrmals tief ein, komme in mir zur Ruhe und denke dann so lange mein Buddha-Mantra, bis sich meine Chakren öffnen und die Glücksenergie in mir zu sprudeln beginnt. Das geschieht vor allem deshalb, weil ich tief in mir an Buddha glaube und mich energetisch mit ihm verbunden fühle. Deshalb hat das Mantra für mich eine so große Kraft.

Ich denke das Mantra so lange, bis ich voller Licht bin. Dann gibt es wie bei der Geh-Meditation einen Bewusstseinsumschwung und ich bin in einem Einheitsbewusstsein. Ich bin eins mit dem Raum um mich herum. In mir sind Frieden, Liebe und Glück. Ich verweile dann noch eine Zeit ruhig in der Meditation und genieße das Sein.

So einfach funktioniert der tibetische Gottheit-Yoga. Ähnlich ist auch der indische Gottheiten-Yoga. Man kann das persönliche spirituelle Vorbild als Gegenüber sehen oder sich als Gottheit (Buddha, Shiva, Göttin) sehen. Es kommt darauf an, woran man glaubt und was für einen persönlich am besten funktioniert. Ersatzweise oder ergänzend kann man auch Körperübungen praktizieren (Hatha-Yoga, Lu Jong, tibetische Niederwerfungen). Auch damit kann man die spirituelle Energie aktivieren.

Der wichtigste Punkt auf dem spirituellen Weg ist das tägliche Ritual, durch das man sich immer wieder auf den spirituellen Weg besinnt, sich innerlich reinigt, sich positiv ausrichtet, seine Energie aktiviert und sein Bewusstsein ins Licht bringt. Welches Ritual wir praktizieren, hängt von unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten ab. Ich behaupte, dass es für jeden Menschen einen Weg gibt, durch den er sich ins Licht, in den Frieden, in die Liebe und ins Glück bringen kann. Wenn wir mit Ausdauer diesen Weg gehen, werden wir eines Tages dauerhaft erleuchtet sein.


Gibt es Gott?

Dalai Lama: "Es gibt zwei Arten von Religionen. Der Buddhismus ist eine Religion ohne persönlichen Gott. Im Buddhismus steht nicht Gott, sondern die Erleuchtung im Mittelpunkt. Das Christentum glaubt an einen persönlichen Schöpfer der Welt. Aber alle Religionen stimmen darin überein, dass Liebe und Mitgefühl die Menschen besser machen."

Gott ist aus meiner Sicht erst mal nur ein Wort, ein Begriff. Es kommt darauf an, wie wir diesen Begriff inhaltlich füllen. Mein Weg ist es mich in der Wahrheit zu verankern. Was ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist es, dass es die Erleuchtung gibt. Das ist aus meiner Sicht die Grundwahrheit. Buddha lehrte, dass die Erleuchtung der große Weg der Befreiung vom Leid des Lebens ist. Auch Jesus ist meiner Meinung nach ein Erleuchtungslehrer. Er hat die Erleuchtung erfahren. Er beschrieb sie mit seinen Worten. Er beschrieb sie als Einswerdung mit dem Vater.

Als Vater aller Wesen können wir die Natur ansehen, im weiteren Sinne den Kosmos. Aus der Natur entstehen alle Wesen. Die Natur ist die große Mutter und der große Vater aller Wesen. Die Wahrheit ist, dass wir nicht unabhängig von der Natur existieren. Wir sind Teil des Systems der Natur. Stirbt die Natur, sterben wir auch. Geht es der Natur gut, geht es auch der Menschheit gut. In der Natur spielt alles zusammen. Wetter, Pflanzen, Tiere und Menschen bilden ein Gesamtsystem.

In der Erleuchtung besitzt man ein Einheitsbewusstsein. Das Ego verschwindet. Wir erwachen zu einer Einheitssicht. Wir sind eins mit der Natur. Man kann es auch so ausdrücken, dass wir eins mit Gott sind.

In der Erleuchtung sehen wir die Urstrahlung der Welt. Wir sehen das Licht in der Welt. Alle Dinge strahlen von sich aus. Sie strahlen Licht, Liebe, und Glück aus. Wir sehen die Strahlung Gottes in der Welt. Wir leben im Licht. Wir sind eins mit dem Licht. Wir besitzen ein Paradiesbewusstsein. Wir erkennen die Welt als ein Paradies, auch wenn es dort gute und schlechte Dinge gibt.

Nirwana ist ein anderer Begriff für Gott. Der Begriff Gott betont die Fülle, das Licht, das Glück, die Liebe. Der Begriff Nirwana betont die Leerheit, die Egolosigkeit, die Nichtswerdung des Menschen. Beides sind die zwei Seiten einer Münze. Durch das Verschwinden des Egos gelangen wir in die Einheitssicht und in uns erwachen Frieden, Liebe und Glück.

Dazu müssen wir uns innerlich reinigen. Wir müssen die Verspannungen (Energieblockaden) in unserem Körper und unserem Geist auflösen. In der Bibel (Bergpredigt) heißt es: "Selig sind die im Herzen (im Geist) Reinen, denn sie werden Gott schauen." Dieser Satz sagt das Entscheidende. Wer erleuchtet ist, sieht Gott. Wer erleuchtet ist, lebt im Licht und sieht das Licht in der Welt. Hier treffen alle Religionen zusammen.

Die Religionen unterscheiden sich in den Methoden und Wegen. Es gibt die Religionen, die alles von einem erleuchteten Meister erwarten. Und es gibt die Religionen, die den Schwerpunkt auf das eigene Bemühen legen. Letztlich wirkt beides zusammen. Im Christentum beten die Menschen zu Gott. Aber es wird auch gefordert, dass man an sich selbst arbeitet und positive Eigenschaften wie inneren Frieden, umfassende Liebe, Ausdauer und Gottüberlassenheit entwickelt. Im Buddhismus vertrauen wir auf die Worte Buddhas. Buddha lehrte uns, uns selbst um die Erleuchtung zu bemühen.

Aber es gibt im Buddhismus auch die erleuchteten Meister, die uns helfen. Sie besitzen übersinnliche Fähigkeiten und können uns über alle Grenzen von Raum und Zeit hinweg helfen und uns sehen. Der Dalai Lama ist mir oft in Träumen erschienen und hat mich spirituell geführt, obwohl er weit entfernt von Deutschland in Indien lebt. Andere erleuchtete Meister haben mir spirituelle Energien übertragen und einige Male sogar meine Erleuchtung aktiviert. Ist der Schüler bereit, kann ihn der Meister mit einem Fingerschnippen zur Erleuchtung bringen. Oder mit anderen Methoden, wie es für den Schüler hilfreich ist.

Der große Streit in den Religionen geht meiner Sicht nach um den persönlichen Gottesbegriff. Ist Gott nur eine höhere Dimension, die man in der Erleuchtung erfährt? Oder kann Gott einem persönlich helfen und sogar nach dem Tod ins Paradies bringen? Im Buddhismus helfen der persönlicher Meister, Buddha Amitabha, alle Buddhas und Bodhisattvas, wenn man sie anruft und sich mit ihnen verbindet. Im Christentum helfen Jesus, Mutter Marie oder Gott.

In der Erleuchtung verschwindet das Ego. Man wird eins mit allem. Und deshalb sind auch alle erleuchteten Meister aller Religionen eins. Hier gibt es in Wirklichkeit nicht den großen Unterschied zwischen den Religionen. Der große Unterschied besteht eher in der Entstehungsgeschichte der Welt. Hat Gott die Welt erschaffen oder ist die Welt aus der Urenergie (dem Licht) entstanden, wie es eher die Quantenphysik und der Buddhismus vertreten? Im Buddhismus und Hinduismus ist die Urenergie immer da. Sie wandelt nur ständig ihre Form. Ein Universum kommt und vergeht. Leben kommt und vergeht. Alles fließt ewig.

Man kann die Dinge sehen, wie man will. Aus der buddhistischen Sicht ist es egal. Es kommt nicht darauf an. Es kommt nur darauf an, was einen zur Erleuchtung, zur Heiligkeit, zu einem Leben im Licht bringt. Und das ist individuell unterschiedlich. Manche Menschen brauchen den Weg der Meditation, manche den Weg der Gedankenarbeit und die meisten beide Wege. Manche Menschen brauchen einen persönlichen Meister und manche brauchen nur eine Anleitung zur Arbeit an sich selbst. Auch Jesus hat meditiert. Er lehrte auch den Weg der Meditation, was von vielen Christen vergessen wird.

Es gibt viele Formen des Buddhismus. Der Amitabha-Buddhismus ist dem Christentum sehr ähnlich. Hier ist der Hauptweg das Vertrauen in den Buddha Amitabha und die tägliche Verbindung mit ihm. Dann führt Buddha Amitabha den Menschen nach dem Tod ins Paradies, in sein Reines Land und letztlich zur Erleuchtung. Andererseits gibt es den Zen-Buddhismus, wo sehr viel Wert auf die intensive Meditation gelegt wird. Im tibetischen Buddhismus gibt es beide Wege. Es gibt den Guru-Yoga und das eigene Bemühen. Finden wir heraus, was wir persönlich brauchen und was uns spirituell voran bringt.


Gibt es eine Seele?

Zitat des Dalai Lama: „Das Bewusstsein wird immer da sein. Das Körperbewusstsein wird aufhören zu existieren, wenn unser Körper stirbt. Aber das grundlegende höchste Bewusstsein wird immer existieren. Es besitzt keinen Anfang und kein Ende. Dieses Bewusstsein wird andauern. Wenn wir die Buddhaschaft erreichen, wird dieses Bewusstsein zum Allwissen erleuchtet.“

Wikipedia: "Im Buddhismus bezieht sich der Begriff anattā (Pali) oder anātman (Sanskrit) auf die Lehre vom "Nicht-Selbst" – dass es kein unveränderliches, dauerhaftes Selbst, keine Seele oder Essenz in Phänomenen gibt. Es ist eines der drei Zeichen der Existenz zusammen mit dukkha (Leiden) und anicca (Vergänglichkeit). Das buddhistische Konzept von Anattā oder Anātman ist einer der grundlegenden Unterschiede zwischen dem Mainstream-Buddhismus und dem Mainstream-Hinduismus, wobei letzterer behauptet, dass ātman (Selbst, Seele) existiert.

Im thailändischen Theravada-Buddhismus haben einige buddhistische Gelehrte der Neuzeit behauptet, dass "Nirvana in der Tat das wahre Selbst ist". Ajahn Maha Bua,ein bekannter Meditationsmeister, beschrieb die Citta (Geist) als eine unzerstörbare Realität, die nicht unter Anattā fällt. Er hat erklärt, dass das Nicht-Selbst nur eine Wahrnehmung ist, die verwendet wird, um einen von der Verliebtheit in das Konzept eines Selbst abzuschrecken, und dass, sobald diese Verliebtheit verschwunden ist, auch die Idee des Nicht-Selbst fallen gelassen werden muss.

Der amerikanische Mönch Thanissaro Bhikkhu von der thailändischen Waldtradition beschreibt die Aussagen des Buddha über das Nicht-Selbst als einen Weg zum Erwachen und nicht als eine universelle Wahrheit. Thanissaro Bhikkhu stellt fest, dass der Buddha die Frage, ob es ein Selbst gibt oder nicht, absichtlich als nutzlose Frage beiseite gelegt hat, und nennt den Satz "Es gibt kein Selbst" den "Großvater der gefälschten buddhistischen Zitate". Er weist auch darauf hin, dass das Festhalten an der Idee, dass es überhaupt kein Selbst gibt, die Erleuchtung tatsächlich verhindern würde."

Wir sehen, die Dinge sind ziemlich kompliziert. Da die Lehre vom Nicht-Selbst ein beliebtes Instrument aller Dogmatiker ist, sich gegenseitig zu erschlagen, möchte ich versuchen, die Dinge zu erklären.

Meine oberste Wahrheit ist, dass es nur eine Erleuchtung gibt. Wenn Buddha, Krishna und Jesus Erleuchtete waren, müssen sie den gleichen Sachverhalt mit unterschiedlichen Worten beschrieben haben. Im Christentum geht von von der Existenz einer Seele aus. Im Mainstream-Buddhismus verneint man die Existenz einer Seele. Und im Hinduismus hat man ein differenziertes Konzept.

Nach der Lehre des Hinduismus gibt es ein Selbst, dass nach der Erleuchtung in das höhere Selbst übergeht. Wir besitzen also eine Seele, die von Geburt zu Geburt weiterwandert, bis sie zur Erleuchtung findet. Das Ego löst sich auf und wir werden reines Bewusstsein. Wir erlangen ein Einheitsbewusstsein. Wir leben im Nirwana, im egolosen Sein. Aber es gibt uns immer noch als Einzelwesen. Laut Dalai Lama existiert auch der Buddha nach dem Tod im Parinirvana als Einzelwesen fort. Er ist alles (eins mit allem) und kann trotzdem noch als Einzelwesen handeln und uns helfen.

Das entspricht auch meiner Erfahrung. Einmal trat in in der Meditation in den höchsten Seinsbereich ein. Im Hinduismus nennt man ihn Satyaloka. Im Christentum spricht man von der mystischen Hochzeit, von der Einswerdung mit Gott. Im Yoga nennt man es die Vereinigung von Shiva und Shakti. Mein Ego löste sich auf. Ich ruhte in einer Energie aus Ruhe, Liebe, Wahrheit und höchster Glückseligkeit. Ich war reines Bewusstsein. Und gleichzeitig war ich mir bewusst, dass ich als Einzelwesen existiere und als Einzelwesen handeln kann. Ich konnte beschließen diesen Bereich wieder zu verlassen und auf der Erde in einem Körper weiterzuleben. Was ich dann auch tat.

Wenn wir die Dinge so betrachten, lösen sich alle Probleme auf. Es gibt ein Einzelbewusstsein. Dieses Bewusstsein können wir Seele nennen. Als Buddhist kann man den Begriff Bewusstsein verwenden. Dieses Bewusstsein wandert von Körper zu Körper weiter. Es entwickelt sich durch die dabei gemachten Erfahrungen zur Erleuchtung. Dann überwindet es das Ego und wird eins mit allem. Es existiert als Einheitsbewusstsein, als reines Bewusstsein, weiter. Und gleichzeitig kann es auch als Einzelbewusstsein handeln. Ein Erleuchteter kann auch von sich als "Ich" sprechen, obwohl er sich bewusst ist, dass er in seinem Wesenskern nur reines Bewusstsein (Anatman) ist.

Grundsätzlich müssen wir beachten, dass die Erleuchtung über allen Begriffen ist. Sie kann nur erfahren, aber nicht vollständig beschrieben werden. Und so ist es auch mit dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Alles sind nur Begriffe, die uns zur Erleuchtung führen wollen. Manchmal ist der eine Begriff hilfreich und manchmal der andere. Manchmal ist es hilfreich zu erkennen, dass wir als Persönlichkeit der Veränderung unterliegen. Es gibt uns nicht als ewig gleiche Seele. Und manchmal ist es hilfreich uns auf das Feststehende zu konzentrieren und zu bedenken, dass wir unserer Karma von Leben zu Leben mitnehmen und Verantwortung für uns selbst, unser Selbst, haben.

Äußere und innere Selbstverwirklichung

Dalai Lama: "Materieller Fortschritt kann den Menschen kein endgültiges und dauerhaftes Glück bringen. Wirkliches Glück muss von innen kommen."

Man könnte sagen, dass der Sinn des Lebens darin besteht zu leben. Allerdings wünscht sich kaum ein Mensch ein Leben in Leid und Unglück. Die meisten Menschen möchten in ihrem Leben glücklich sein. Wie wird man glücklich? In dem man sich selbst verwirklicht.

Wir können die äußere und die innere Selbstverwirklichung unterscheiden. Die äußere Selbstverwirklichung besteht darin, dass man einen guten Beruf hat, eine schöne Wohnung, ein schönes Auto, eine schöne Frau, eine glückliche Familie und gute Freunde. Man verwirklicht seine körperlichen und geistigen Bedürfnisse. Man macht schöne Reisen, genießt das schöne Essen, konsumiert schöne Dinge, hat vielleicht ein schönes Hobby. Man arbeitet viel, verdient viel Geld und kann sich dadurch alle seine äußeren Bedürfnisse erfüllen.

Auf diesem Weg ist ein gewisses Lebensglück erreichbar. Aber oft verbraucht man seine Energie im Berufsstress, im Beziehungsstreit, in der Sucht nach immer mehr und immer besser. Der westliche Konsumkapitalismus ist auf dem Egoismus und dem Haben-Wollen aufgebaut. Auf einer tiefen Ebene ist auf diesem Weg kein dauerhaftes Glück zu erreichen. Vielmehr zerstört man damit langfristig sich selbst, seine Mitmenschen und die Natur insgesamt. Nur wenige Menschen sind mit ihrem Leben wirklich zufrieden. Und auch in ihrem Leben wird es irgendwann Leid, Krankheit und Tod geben.

Nach der wissenschaftlichen Glücksforschung kommt das Lebensglück eines Menschen zu 90 % aus seiner Psyche und nur zu 10 % aus seinen äußeren Lebensbedingungen. Zwar brauchen wir alle genug zum Leben. Aber wenn wir das erreicht haben, sollte der Schwerpunkt des Lebens auf der inneren Selbstverwirklichung liegen. Wir sollten an uns selbst arbeiten. Wir sollten in uns Frieden, Glück und Liebe erzeugen. Wir sollten unser inneres Glückspotential entfalten und zur Erleuchtung gelangen. In der Erleuchtung überwinden wir das Leid der Welt, erlangen tiefen inneren Frieden, unermessliches Glück und leben in einer unermesslichen Dimension der Liebe.

Wir kommen wir zur Erleuchtung? Wie entfalten wir unser inneres Glückpotential? Der Weg ist nach Chagdud Rinpoche ganz einfach. Wir müssen die Verspannungen und Energieblocken in unserem Körper und unserem Geist auflösen. "Wenn die Verspannungen aufgelöst werden, ist die Erleuchtung nicht fern." Unsere innere Glücksenergie wird durch Verspannungen (Samkaras) blockiert. Diese Verspannungen stammen aus unserem Geist, aus der Reaktion auf Stresssituationen, oft bereits aus früheren Leben. Wenn die Verspannungen verschwinden, kann die Lebensenergie in uns frei fließen. Die Chakren öffnen sich. Plötzlich sind Liebe, Frieden und Glück in uns. Und zwar in einem unermesslichen Maße. Je mehr Energie in uns ist, desto größer ist unser Glück. Ab einer bestimmten Stufe gibt es einen Bewusstseinsumschwung. Unser Ego verschwindet und wir ruhen in einem Einheitsbewusstsein. Wir sind eins mit allem. Wir leben in der großen Harmonie.

Die große Frage auf dem spirituellen Weg ist, wie man seine Verspannungen auflöst und die Glücksenergie zum Fließen bringt. Grundsätzlich braucht man dafür ein gutes inneres Gespür und viel Weisheit. Die meisten Menschen auf dem spirituellen Weg verrennen sich im formalen Üben. Sie praktizieren die spirituellen Übungen nur äußerlich ohne inneres Gespür. Sie praktizieren Yoga, als ob der Körper eine Maschine wäre. Sie singen spirituelle Lieder, als ob es darum ginge laut oder schön zu singen. Sie lesen spirituelle Bücher, um an Wissen zuzunehmen und nicht an Weisheit. Sie wollen damit ihr Ego befriedigen, sich gegenüber ihre Mitmenschen hervortun und sie mit ihren Dogmen erschlagen. Sie streben in Wirklichkeit nach Anerkennung, Macht, Sex und äußerem Reichtum.

Wir können jahrzehntelang Yoga praktizieren, meditieren, spirituelle Kurse besuchen, ohne spirituell voranzukommen. Im Gegenteil können wir uns sogar durch falsches spirituelles Praktizieren vollständig in unserer spirituellen Energie blockieren. Der spirituelle Weg gibt uns dann eine Scheinsicherheit und möglicherweise ein Überlegenheitsgefühl gegenüber unseren Mitmenschen. Wir fühlen uns außererwählt, obwohl wir nur arme Teufel sind.

Wir müssen herausfinden, was uns persönlich gut tut. Wir müssen ein Gespür für uns selbst entwickeln. Wir müssen die spirituellen Übungen finden, die uns ins Licht bringen. Ich habe die verschiedensten spirituellen Techniken praktiziert. Ich habe im Wesentlichen alles ausprobiert, was es auf der Welt gibt. Bis ich erkannte, dass es gerade die einfachen Techniken sind, die mich voranbringen. Das hat auch schon Buddha festgestellt. Er lehrte den Rückzug aus der Welt, damit man seine Energie nicht in äußeren Kämpfen verbraucht. Wir müssen uns ausreichend von den weltlichen Energie abgrenzen. Wir müssen uns einen Ruhepol in unserem Leben schaffen. Wenn wir in der Ruhe leben, dann sammelt sich die Energie ins uns an und wir kommen fast von alleine zur Erleuchtung.

Im tibetischen Buddhismus lernt man zuerst die wichtigsten spirituellen Übungen kennen. Dann zieht man sich für drei Jahre in ein Retreat zurück, praktiziert in der Ruhe der Abgeschiedenheit und kommt so schnell zur Erleuchtung. Wie schnell man zur Erleuchtung kommt, hängt allerdings von der persönlichen Menge der inneren Verspannungen ab. Buddha zog sich für sechs Jahre als Yogi zurück. Mein Yoga-Meister Swami Sivananda lebte neun Jahre in der Abgeschiedenheit. Und ich praktiziere jetzt schon über 30 Jahre als abgeschiedener Yogi. Allerdings brach ich bereits nach vier Jahren zur Erleuchtung durch. Die Energie begann zu fließen und reinigt mich seit der Zeit weitgehend von alleine. Leider gibt es viel in mir zur reinigen, so dass der Weg immer weiter geht. Laut Sai Baba braucht ein Mensch normalerweise drei Leben als Yogi, um zur Buddhaschaft, also zur vollständigen Erleuchtung, zu gelangen.

Man kann auch durch ein Leben in der Welt zur Erleuchtung gelangen. Das ist aber sehr schwierig und dauert normalerweise viel länger. Nach Amritanandamayi Ma fünfmal so lange. Aber letztlich gibt das Leben jedem Menschen den Weg, den er zu gehen hat. Mich zwang das Leben zum Yogisein, weil meine damalige Beziehung gescheitert war und sich plötzlich beruflich neue Wege auftaten.

Ein Leben in der Ruhe alleine reicht aber nicht für die Erleuchtung. Dadurch lösen sich die tiefsitzenden Verspannungen nicht auf. Wir brauchen auch spezielle Techniken. Buddha lehrte den beständigen Wechsel von Sitzen und Gehen verbunden mit der Achtsamkeit auf die Gedanken. Dieser ganz einfache Weg hat sich für mich als sehr effektiv herausgestellt. Ich habe viele Jahre lang jeden Tag zehn Stunden im ständigen Wechsel meditiert, in spirituellen Büchern gelesen, bin spazieren gegangen und habe etwas für das Glück meiner Mitmenschen gearbeitet (Bücher geschrieben, Yogakurse, Gruppen im Internet). Und vor allem habe ich das mit großem inneren Gespür getan. Ich habe genau gespürt, wie und wie lange ich meditieren, gehen, lesen und Gutes tun musste, damit ein innerer Effekt eintrat. So kam ich in einen dauerhaften inneren Entspannungs- und Reinigungsprozess. Nach und nach fielen viele körperliche Krankheiten von mir ab und mein inneres Glück nahm zu.

Wichtig war es ausreichend die Freude in mein Leben zu bringen und das Leben ausreichend zu genießen. Buddha lehrte den mittleren Weg. Wenn man sich zu sehr auf seinem spirituellen Weg anstrengt, dann verspannt man sich innerlich. Buddha brach erst dann zur Erleuchtung durch, als er das erkannte und auch seinem Körper das gab, was er brauchte. Ich habe deshalb jeden Tag eine Phase des Genusses in mein Leben eingebaut. Ich tue das, was mich gerade erfreut und glücklich macht. Meistens sind es nur kleine Dinge, wie eine Tasse Kakao, ein Schokoladenkeks, ein schöner Film im Internet oder ein Gespräch mit einem netten Menschen. Erfreuen kann mich aber auch das Malen eines Bildes, das Singen eines Liedes oder das Schreiben eines Buches. Kreative Dinge können gut die Liebe und das Glück in einem Menschen zum Fließen bringen. Deshalb wird im Yoga das Singen von Kirtans betont.

Am schwierigsten ist die Arbeit mit den Gedanken und Gefühlen. Hier braucht man viel Wissen und ein gutes inneres Gespür. Es gibt viele Techniken der Gedankenarbeit. Es gibt die Achtsamkeit auf die Gedanken und Gefühle. Wir lassen sie kommen und gehen wie sie wollen und haften nicht daran an. Es gibt den Weg des Gedankenstopps. Wir bringen unsere Gedanken zur Ruhe, indem wir uns auf den Atem konzentrieren oder ein Mantra denken. Wenn wir negative Gedanken stoppen, verhindern wir negative Gefühle und negative Verhaltensweisen. Wir können so die Anhaftung an äußere Dinge und die Ablehnung von Leid stoppen. Wir können aber auch positiv denken. Wir konzentrieren uns auf positive Ziele. Wir konzentrieren uns darauf ein Buddha zu werden und üben positive Eigenschaften wie Gelassenheit. Weisheit und umfassende Liebe.

Ich habe die Technik der tiefen Gedanken entwickelt. Wenn ich ein negatives Gefühl wie Wut, Angst, Trauer oder Sehnsucht habe, dann versuche ich den dahinterstehenden Gedanken oder Sachverhalt genau zu ergründen. Ist mir der Sachverhalt klar, fällt mir oft leicht ein positiver Gedanke ein, mit dem ich dann die Situation klären und zur inneren Ruhe kommen kann. Mit der Technik der tiefen Gedanken kann ich tiefe innere Verspannungen und Traumata auflösen. Sie hat mich sogar schon öfter zur Erleuchtung durchbrechen lassen. Im tibetischen Buddhismus nennt man das analytische Meditation. Ruhe-Meditation und analytische Meditation sind die beiden Hauptwege zur Erleuchtung und zur inneren Selbstverwirklichung.

Insgesamt habe ich mir ein persönliches System aus Gedankenarbeit und Körperübungen geschaffen, das ich jeden Tag praktiziere. Ich lebe nach einem spirituellen Tagesplan aus bestimmten spirituellen Übungen und reinige mich so immer weiter von meinen inneren Verspannungen und wachse immer weiter ins Licht.


Das Leben meistern

Tagesschau 3.6.2021 :"Corona verstärkt einen bereits seit zehn Jahren andauernden Trend, bei dem immer mehr Kinder und Jugendliche in Behandlung müssen. Besonders Depressionen haben bundesweit zwischen 2009 und 2019 zugenommen, mit einem Plus von 97 Prozent verdoppelten sich die Fallzahlen fast." Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit etwa 300 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sind. In Deutschland sind jedes Jahr etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen. Die am stärksten verbreiteten psychischen Erkrankungen sind Angststörungen. Mehr als 16 Prozent der Menschen leiden hierzulande innerhalb eines Jahres darunter, gefolgt von alkoholbedingten Störungen (11 Prozent) und Depressionen (8 Prozent).

Das Leben auf der Welt ist nicht einfach. Weltweit bedrohen Hunger, Krankheit, Krieg und Umweltkatastrophen die Welt. In Deutschland haben wir alle genug zu essen, aber psychisch geht es vielen Menschen schlecht. In der Arbeitswelt droht der Burnout. In der Schule nehmen Ängste und Depressionen zu. Die aktuellen Zahlen sind erschreckend. Die Depressionen unter den Jugendlichen haben sich verdoppelt. Es deutet sich der Trend an, dass psychische Krankheiten erheblich zunehmen. Wir sind eine psychisch kranke Gesellschaft.

Was können wir dagegen tun? Um psychisch in einer schwierigen Gesellschaft zu überleben, müssen wir zu einem Meister des Lebens werden. Wir müssen geschickt unser äußeres Leben managen und gleichzeitig gut auf unsere eigene Psyche achten. Wir müssen gut für uns sorgen.

Gut für uns zu sorgen beginnt mit der gesunden Ernährung, dem regelmäßigen Sport und der ausreichenden Entspannung. Wenn ein Mensch viel Stress in seinem Leben hat, ist es sehr wichtig, dass er jeden Tag immer wieder seine inneren Verspannungen auflöst. Sonst sammeln sie sich an, zerstören eines Tages sein inneres Glück und seine körperliche Gesundheit. Wir brauchen ein tägliches Ritual der Entspannung. Das kann der tägliche Sport, das tägliche Spazieren gehen, die tägliche Yoga-Praxis oder die tägliche Meditation sein. In der Meditation spüren wir alle Bereiche des Körpers bewusst durch und lösen so die inneren Verspannungen. Das ist der sogenannte Body-Scan, der von Psychologen sehr empfohlen wird. Falls der Body-Scan nicht ausreicht, können wir auch eine progressive Muskelentspannung praktizieren. Viele Menschen können gut mit Yoga entspannen. Und viele Buddhisten praktizieren die tägliche Atem-Meditation.

Innerer Stress lässt sich am besten über die Gefühle lösen. Ich gehe jeden Tag im Wald spazieren und lebe dabei bewusst alle Wut und Trauer aus, die in mir ist. Für die Menschen in meinen Yogagruppen habe ich die Schüttelmeditation entwickelt. Sie hat ihnen sehr gut geholfen ihre stressreiche Arbeitswoche zu überstehen. Mein Sohn hatte in Schule Probleme. Ich empfahl ihm jeden Tag 20 Minuten zu schöner Musik die Schüttelmeditation zu machen. Das hat ihn psychisch stabilisiert und seinen Schulstress aufgelöst. Er hat erfolgreich Abitur gemacht, studiert und ist jetzt ein Doktor der Psychologie.

Wie wir uns jeden Tag geistig ins Lot bringen, hängt von unserer Psyche ab. Amerikanische Psychologen haben herausgefunden, dass sich das allgemeine Glücksnivau um 40 % erhöhen lässt, wenn wir jeden Tag zwanzig Minuten meditieren und achtsam auf unsere Gedanken sind. Das bewusste positive Denken verdoppelt unser persönliches Glück und reduziert unsere Krankheitsanfälligkeit. Dabei bedeutet positives Denken nicht, dass wir Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst verdrängen. Wir müssen vielmehr bewusst damit umgehen, Probleme lösen und unsere Gefühle ausleben. Wir brauchen letztlich ein spirituelles Glaubenssystem, an dem wir uns innerlich orientieren. Das gibt uns den notwendigen inneren Halt, den wir im Leben brauchen.

Ohne ein spirituelles Glaubenssystem werden wir immer ein Opfer weltlicher Energien werden. Wir haben nicht die Kraft uns gegen die vielen negativen Einflüsse in unserer Gesellschaft zu wehren. Durch die Massenmedien und unsere Mitmenschen werden wir beständig mit der kapitalistischen Konsum- und Egoideologie bombardiert, bis wir selbst daran glauben. Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass 90 % des Glücks eines Menschen aus seiner eigenen Psyche kommen. Wir brauchen eine Glückspsyche, damit wir in unserem Leben glücklich sein können. Und eine Glückspsyche kann man sich erarbeiten. Darum geht es auf dem spirituellen Weg.

Das höchste und dauerhafte Glück ist in der Erleuchtung zu finden. Der Weg der Erleuchtung gibt uns inneren Frieden, Glück und Liebe. Er bringt Harmonie in unseren Geist und unsere Gefühle. Wir müssen unseren Geist immer wieder auf unser spirituellen Ziel ausrichten und jeden Tag unsere spirituellen Übungen machen.

Die höchste Kunst ist es den spirituellen Weg mit der Meisterung des weltlichen Lebens zu verbinden. Der tibetische Yogi Padmasambhava nannte es die Verbindung von Meditation und Handeln. Durch ein meditatives Leben bewahren wir unseren inneren Frieden und unsere Erleuchtung. Und durch ein achtsames Handeln können wir auch in einer chaotischen äußeren Welt körperlich überleben. Und wenn wir unser Leben der Liebe und dem Glück aller Wesen widmen, dann wird es zutiefst sinnerfüllt und befriedigend sein.

Ein wahrer Meister des Lebens meistert das äußere und das innere Leben gleichzeitig. Er lebt erleuchtet in einer unruhigen Welt voller Ego und Kampf. Er weiß was er braucht, um immer wieder ins innere Gleichgewicht, ins Glück und in die Liebe zu kommen.

Damit unsere Gesellschaft gerettet wird, sollten wir Glücksstrukturen einbauen. Wir sollten das Fach Glück in den Schulunterricht einführen. Wir sollten unsere Kinder Yoga und Meditation lehren. Wir sollten die spirituellen Angebote in der Gesellschaft nutzen. Und wir sollten langfristig unsere Gesellschaft so umstrukturieren, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht mehr der maximale Profit einer kleinen Gesellschaftsschicht. Wir sollten global eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks aufbauen. Aber das ist ein weiter Weg. Der erste Schritt beginnt in unserem eigenen Leben und in unserer eigenen Familie.


Der Bodhisattva


Dalai Lama: Was bedeutet das Wort Bodhisattva? Bodhi, das Erwachen oder die Erleuchtung, ist das Ziel. Sattva ist der Geist, der sich entschließt, dieses Ziel zum Wohle aller Lebewesen zu erreichen. Mit Hilfe seiner Weisheit richtet der Bodhisattva all sein Streben auf die Erleuchtung. Erfüllt von tiefem Mitgefühl, wendet er sich den Wesen zu. Ein Bodhisattva wird genannt, wer den Wunsch verspürt, die Erleuchtung zu erlangen, um das letztliche Glück der Lebewesen herbeizuführen. "

Wer in sich selbst kein Glück und keinen Frieden hat, kann nur schwer für das Glück und den Frieden seiner Mitwesen wirken. Wir sollten also zuerst in uns selbst Frieden und Glück erzeugen. Wir sollten ins erleuchtete Sein gelangen. Wir sollten meditieren und an unseren Gedanken arbeiten. Dann strahlen wir eine gute Energie aus. Dann können wir durch unser positives Vorbild unsere Mitmenschen inspirieren. Grundsätzlich heißt es deshalb im Buddhismus, dass man zuerst die Erleuchtung für sich erreichen und dann seinen Mitmenschen helfen sollte. Aber es ist ein langer Weg zur Erleuchtung. Wer von uns ist schon erleuchtet? Bedeutet das, dass wir nicht positiv in der Welt wirken sollen? Nein. Ein Bodhisattva muss nicht erleuchtet sein. Er sollte den Wunsch nach Erleuchtung haben. Er sollte an seiner eigenen Erleuchtung arbeiten. Er sollte sich auf dem Weg des Gebens nicht überfordern, solange sein eigenes Glück und sein eigener Frieden nicht stabil sind. Er sollte eher kleine gute Taten tun. Er sollte mit den beiden Beinen Arbeit an sich selbst und Arbeit für eine glückliche Welt voranschreiten. Er sollte im Gleichgewicht von Meditation und tätiger Liebe seinen Weg gehen. So verliert er sich nicht auf dem Weg des Helfens. So verstrickt er sich nicht in den leidvollen Energien der Welt. So wird er nicht ein Opfer des Egos auf dem Weg des Helfens. Aber immer sollte er in seinem Geist den Wunsch nach dem Glück und der Erleuchtung aller Wesen aufrechterhalten. Das Glück aller Wesen ist seine tiefste Motivation, die ihn auf seinem Weg der Erleuchtung vorantreibt. Eine gute Übung ist es jeden Tag allen Wesen Licht zu senden und dabei zu denken: "Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben."


Der mittlere Weg

Dalai Lama: "Man sollte nicht in Extreme verfallen. Zu konservativ ist nicht gut, zu radikal auch nicht. So wie in der buddhistischen Lehre des Mittleren Weges sollten man einen Mittelweg gehen. Es ist in jeder Beziehung wichtig, die maßvolle Mitte zu wählen."

Buddha vertritt den mittleren Weg zur Erleuchtung. Er erkannte, dass man spirituell am besten vorankommt, wenn man weder zu streng noch zu locker praktiziert. Er verglich die Meditation mit einem Musikinstrument. Man erhält nur dann einen guten Ton, wenn man die Saiten einer Geige weder zu straff noch zu schlaff spannt. Erleuchtung entsteht, wenn wir die Verspannungen in unserem Körper und unserem Geist auflösen. Die Verspannungen sind durch den Stress des Lebens entstanden. Wir sind durch Leid hindurch gegangen. Das Leid hat uns innerlich verhärtet. Es hat Traumata in unserer Psyche erzeugt. Viele Traumata stammen nach meiner Erkenntnis bereits aus unseren früheren Leben. Wir wurden getötet und haben das Entsetzen darüber in unserem Bewusstsein dauerhaft gespeichert. Wir haben unsere Familie verloren, wir wurden verlassen, wir haben unter Krankheiten gelitten, wir haben gehungert und gefroren. Alles das hat Spuren in unserem Bewusstsein hinterlassen. Innere Verspannungen können aber auch durch Suchtstrukturen entstehen. Wir haben geglaubt, dass die Liebe, der Sex und Beziehungen der tiefere Sinn des Lebens sind. Wir hafteten an unserer Frau, unserem Mann, unseren Kindern und unseren Eltern an. So ein energetisches Band kann über viele Leben bestehen bleiben. Wir treffen diese Personen dann immer wieder, bis wir das Suchtband aufgelöst haben. Dann sind wir frei. Wir müssen alle Suchtbänder an äußere Dinge und alle Verspannungen durch das Leid in uns auflösen.

Wie kann das geschehen? Es geschieht durch den Weg der Weisheit. Wir müssen in uns hineinspüren und erkennen, was unsere Psyche heilt. Dazu brauchen wir als erstes die Idee der Heilung. Wir brauchen das Ziel der Erleuchtung, der vollständigen inneren Reinigung. Solange wir an den Weg des äußeren Glücks glauben, werden wir niemals in der Tiefe unseres Bewusstseins heil und gesund. Wir müssen als erstes erkennen, dass das Hauptglück des Lebens in uns liegt. Nach den wissenschaftlichen Forschungen kommen der Frieden, die Liebe und das allgemeine Lebensglück zu 90 % aus unserer eigenen Psyche. Wir müssen an uns arbeiten, wenn wir dauerhaft glücklich werden wollen.

Wenn wir das erkannt haben, taucht als zweites die Frage nach unserem Weg der Heilung auf. Dieser Weg ist grundsätzlich sehr individuell. Die Menschen brauchen zur Heilung unterschiedliche Strategien. Wir brauchen unseren Verstand und unser Gespür, damit wir unseren Weg der Heilung finden. Durch körperliche Übungen können gut körperliche Verspannungen geheilt werden. Ich habe viele Jahre Yoga, Gehen und Meditation praktiziert. Ich habe ausprobiert, wie ich diese Techniken machen musste, damit ein innerer Heilungseffekt eintrat. Oft musste ich zuerst viele Jahre relativ radikal praktizieren, bis es zu einer tiefen inneren Lösung und zu einem spirituellen Durchbruch kam. Ich habe vier Jahre jeden Tag zehn Stunden meditiert, bis plötzlich ein Durchbruch zur Erleuchtung geschah. Dann sprudelte die Erleuchtungsenergie von alleine. Ich musste aufpassen, dass die damit verbundenen Reinigungsprozesse mich nicht überforderten. Von da an ging ich einen mittleren spirituellen Weg. Ich gehe jeden Tag etwas spazieren, meditiere etwas, lese etwas, tue der Welt etwas Gutes und genieße etwas das Leben. Das hält mich auf dem optimalen Weg der inneren Lösung und der spirituellen Entwicklung. Daraus erkennen wir, dass auch Buddhas Lehre vom mittleren Weg kein Dogma ist. Es ist eine Lehre, die wir mit Weisheit und Gespür anwenden müssen. Wir sollten herausfinden, was wann in unserem Leben richtig und angemessen ist.

Noch schwieriger als die Auflösung körperlicher Verspannungen ist die Auflösung geistiger Blockaden (Traumata). Durch den Stress des Lebens wurde ich im Alter von 30 Jahren schwer depressiv. Ich verspannte mich geistig immer mehr. Durch konsequentes positives Denken löste ich den inneren Stress auf. Ich überlegte bei jedem Problem, welche Gedanke mir half. Meistens waren es Gedanken des Annehmens, des Loslassens, der Klarheit. Wichtig waren aber auch Gedanken der Selbstliebe, der umfassenden Liebe und der Selbstdisziplin. Ich arbeitete ein halbes Jahr so konsequent und mit solcher Kraft an meinen Denkmustern, dass ich allein dadurch einen großen spirituellen Durchbruch erzielte. Von da an war wiederum der mittlere Weg mit etwas mehr Lockerheit und Leichtigkeit richtig. Auch Buddha hat sechs Jahre extrem praktiziert. Dann wechselte er auf den mittleren Weg und dann geschah bei ihm die Erleuchtung. Letztlich hat ihn sein genaues Gespür für sich selbst zur Erleuchtung gebracht.

Der Dalai Lama ist aus meiner Sicht bereits erleuchtet. Deshalb ist für ihn jetzt der große mittlere Weg richtig. Wenn wir seine dreizehn früheren Leben betrachten, gab es dort auch Phasen der sehr strengen spirituellen Praxis. Wir sind noch ganz am Anfang und völlig unerleuchtet. Deshalb gelten für uns grundsätzlich die letzten Worte Buddhas, die er seinen Schüler bei seinem Tod mit auf den Weg gab: "Strengt euch an. Bemüht euch ohne Unterlass zur Erleuchtung zu gelangen." Dabei sollten wir genau erkennen, wann wir in unserem Leben streng praktizieren und wann wir einen gemäßigten mittleren Weg gehen sollten.