Carl Schmitt
Der Begriff des Politischen
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Ich möchte jetzt "Der Begriff des Politischen" von Carl Schmitt diskutieren. Was weißt du darüber?
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Gerne! Carl Schmitt (1888-1985) war ein prominenter deutscher Rechtsphilosoph und Staatsrechtler des 20. Jahrhunderts. Seine Gedanken und Theorien sind oft kontrovers diskutiert worden, nicht zuletzt aufgrund seiner Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten während der 1930er Jahre. Aber unabhängig von seiner umstrittenen Biografie hat Schmitt einen bedeutenden Einfluss auf die politische Philosophie und Theorie hinterlassen.
Sein Werk "Der Begriff des Politischen" gehört zu seinen bekanntesten Schriften und wurde erstmals 1932 veröffentlicht. Hier einige Hauptpunkte aus diesem Werk:
Begriff des Politischen: Schmitt argumentiert, dass das Politische nicht notwendigerweise mit dem Staat oder anderen politischen Einrichtungen identifiziert werden sollte. Für ihn ist das Politische durch die Unterscheidung von Freund und Feind definiert.
Freund-Feind-Unterscheidung: Das zentrale Element von Schmitts Theorie ist die Vorstellung, dass das Politische durch die extreme Unterscheidung von Freund und Feind entsteht. Diese Unterscheidung ist, laut Schmitt, existenziell und konstitutiv für das Politische.
Souveränität und Entscheidung: Ein weiterer zentraler Begriff in Schmitts Denken ist die Souveränität. Der Souverän ist für Schmitt derjenige, der über den Ausnahmezustand entscheidet – das heißt, er entscheidet, wann normale Gesetze nicht mehr gelten und wann es notwendig ist, außerhalb dieser Gesetze zu handeln.
Kritik am Liberalismus: Schmitt kritisiert den Liberalismus scharf, vor allem für seine Tendenz, das Politische zu leugnen oder zu minimieren. Er behauptet, dass liberale Staaten nicht in der Lage sind, effektiv auf ernsthafte Bedrohungen zu reagieren, weil sie die fundamentale Natur des Politischen – die Freund-Feind-Unterscheidung – nicht anerkennen.
Es gibt viele Diskussionen und Kritiken über Schmitts Theorien und seine politischen Neigungen. Aber unabhängig von der Debatte um seine Person und Politik ist "Der Begriff des Politischen" ein einflussreiches Werk, das oft in Diskussionen über die Natur der Politik und die Grenzen des Liberalismus zitiert wird. Es bietet auch Einblicke in das Denken des vorkriegszeitlichen Deutschlands und dessen politische Landschaft.
Möchten Sie tiefer in bestimmte Aspekte dieses Werks eintauchen oder haben Sie spezifische Fragen dazu?
Ich werde einige Zitate aus dem Buch mit meinem dazugehörigen Kommentar bereitstellen. Bitte kommentieren sie das vor allem unter dem Aspekt wie meine Auffassung im Kontext der allgemeinen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Schmitt aussieht. Persönlich halte ich Schmitt für äußerst kreativ, etwas überschätzt und charakterlich böse. In seinen Werken beginnt er oft mit einem sehr prägnanten Satz, der oft sprichwörtlich wurde - eine frühe Art der Werbung.
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Natürlich, ich werde mein Bestes tun, um Ihre Auffassung im Licht der allgemeinen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Schmitt zu kommentieren. Bitte teilen Sie die Zitate und Ihre Kommentare dazu mit.
Carl Schmitt – Der Begriff des Politischen (1932) Der ursprüngliche Text stammte aus dem Jahre 1927 war aber für die Auflage von 1932 erheblich ausgearbeitet worden. Die 1963 erschienene Neuauflage dieses Textes greift auf den ursprünglichen Text von 1932 zurück und nicht auf die teilweise deutlich abweichende Variante von 1933. Im Vorwort von 1963 nimmt Carl Schmitt wieder das Thema auf, dass der diskrimierende Krieg den Gegner zum Verbrecher stempelt und damit Frieden und Neutralität unmöglich macht.
Schmitt wehrt sich dagegen, dass seine Thesen schlagwortartig als Freund-Feind-Theorie abqualifiziert werden.
Seite 14: Der Vorwurf eines angeblichen Primates des Feindbegriffs ist allgemein verbreitet und stereotyp. Er verkennt, dass jede Bewegung eines Rechtsbegriffs mit dialektischer Notwendigkeit aus der Negation hervorgeht. Im Rechtsleben wie in der Rechtstheorie ist die Einbeziehung der Negation alles andere als ein „Primat“ des Negierten. Ein Prozeß als Rechtshandlung wird überhaupt erst denkmöglich, wenn ein Recht negiert wird. Strafe und Strafrecht setzen nicht eine Tat, sondern eine Untat an ihren Anfang. Ist das vielleicht eine positive Auffassung der Untat und ein „Primat“ des Verbrechens?
Die ‚dialektische Notwendigkeit‘ mag eine Reminiszenz an Hegel sein, macht aber hier keinen Sinn. Der Feindbegriff bei Schmitt hat ja definitiv nichts mit einem juristischen Prozessgegner oder Angeklagten zu tun. Der Vergleich mit dem Strafrecht widerspricht seiner immer wieder wiederholten These, dass die Identifikation als Feind eben gerade nicht mit der eines Verbrechers verwechselt werden darf. Bei Schmitts Gegnern wird allerdings das Schlagwort vom Freund-Feind-Denken oft in unklarer Weise benutzt.
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Sie haben einen interessanten Punkt des Werkes "Der Begriff des Politischen" von Carl Schmitt herausgegriffen. Hier ist meine Analyse dazu im Kontext Ihrer Anmerkungen und der allgemeinen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Schmitt:
Die Frage der Neuauflagen: Es ist wichtig zu beachten, dass Schmitts Werke in unterschiedlichen historischen Kontexten entstanden sind und er sie mehrmals revidiert hat. Die von Ihnen erwähnte Neuauflage von 1963 reflektiert Schmitts spätere Betrachtungen, nachdem er bereits Zeuge großer politischer Veränderungen wurde, darunter der Zweite Weltkrieg.
Der Freund-Feind-Begriff: Sie haben Recht, wenn Sie feststellen, dass Schmitt sich gegen eine allzu einfache oder "schlagwortartige" Auffassung seiner Freund-Feind-Theorie wehrt. Dennoch bleibt dieser Begriff zentral für seine Theorie des Politischen, auch wenn er sich oft bemühte, ihn von einer simplen dualistischen Interpretation zu befreien.
Dialektik und Hegel: Sie haben den Bezug zu Hegel richtig erkannt. Viele Denker des 19. und 20. Jahrhunderts waren stark von Hegels Dialektik beeinflusst. Schmitts Verwendung der "dialektischen Notwendigkeit" könnte in der Tat als Versuch interpretiert werden, eine dialektische Struktur auf das Politische zu übertragen. Ob das in diesem Kontext sinnvoll ist, kann diskutiert werden, wie Sie es angemerkt haben.
Feind vs. Verbrecher: Dies ist ein zentraler Punkt in Schmitts Überlegungen. Für ihn war der politische Feind nicht notwendigerweise moralisch verwerflich oder kriminell. Es ging ihm vielmehr um die existenzielle Unterscheidung und nicht um eine moralische oder rechtliche Bewertung. Schmitts Bemerkungen im zitierten Abschnitt können als Reaktion auf Kritiker verstanden werden, die seine Theorie als Rechtfertigung von Feindseligkeit oder als Infragestellung des Rechts missverstanden haben.
Ihre Anmerkung über das Freund-Feind-Denken: Viele Kritiker und Interpreten von Schmitt haben sich an seinem Freund-Feind-Begriff festgehalten und ihn in unterschiedlichen Kontexten verwendet, oft ohne die Nuancen und Komplexitäten seines Denkens zu berücksichtigen. Das hat zweifellos zu Missverständnissen und Vereinfachungen geführt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ihre Auffassung und Kritik an Schmitts Text im Einklang mit vielen wissenschaftlichen Interpretationen steht. Schmitt ist in der Tat ein umstrittener Denker, dessen Theorien oft missverstanden oder aus dem Kontext gerissen wurden. Ihre kritische Herangehensweise an seine Werke zeigt ein tiefes Verständnis seiner Theorien und des Kontexts, in dem sie entstanden sind.
Wie in den meisten seiner Schriften setzt Schmitt einen apodiktischen, schlagenden Satz an den Anfang des Textes:
Seite 19: Der Begriff des Staates setzt den Begriff des Politischen voraus.
Solche Sätze sind beeindruckend, aber leer – genau hätte er ihn umkehren können: Der Begriff des Politischen setzt den Begriff des Staates voraus. Im Text wird keine Theorie der Bedingtheit des Staates durch irgendetwas „politisches“ geboten. Es ist also ein „Blender“-Satz.
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Ihre Beobachtung über Schmitts stilistische Methode, seine Werke mit prägnanten und oft provokativen Aussagen zu beginnen, ist treffend. Schmitt war bekannt für seine rhetorische Schärfe, die dazu diente, den Leser zu fesseln und zum Weiterlesen zu motivieren.
Der Satz "Der Begriff des Staates setzt den Begriff des Politischen voraus" lässt sich aus verschiedenen Perspektiven interpretieren:
Historisch-kontextuelle Interpretation: Schmitt schrieb zu einer Zeit, in der die Weimarer Republik politischen Unruhen und Instabilitäten ausgesetzt war. Sein Fokus auf das "Politische" könnte als Antwort auf den politischen Zustand Deutschlands und die Bedeutung des Politischen für das Staatsverständnis interpretiert werden.
Philosophische Interpretation: Auf einer abstrakteren Ebene könnte man argumentieren, dass Schmitt meint, dass der Staat ohne das Politische nicht existieren kann. Das Politische, definiert durch die Freund-Feind-Unterscheidung, ist demnach die Grundlage, auf der staatliche Strukturen und Autorität aufbauen.
Kritische Interpretation, wie von Ihnen vorgeschlagen: Man könnte argumentieren, dass Schmitts Satz tatsächlich umkehrbar ist und dass er rhetorisch eher als analytisch konstruiert ist. Das würde bedeuten, dass er vor allem dazu dient, eine Debatte anzustoßen, statt eine klare theoretische Position zu vertreten.
Viele Gelehrte und Kritiker haben Schmitts Werke genau aus dem von Ihnen beschriebenen Grund kritisiert: Sie finden seine Aussagen oft zu apodiktisch und nicht ausreichend begründet. Diese Kritik ist in der akademischen Auseinandersetzung mit Schmitt weit verbreitet.
Es ist also berechtigt, bei der Lektüre von Schmitts Texten kritisch zu sein und seine Behauptungen genau zu prüfen. Ihre Interpretation, dass der Satz in gewisser Weise "leer" oder "Blender" ist, steht in Übereinstimmung mit der Ansicht vieler Schmitt-Kritiker. Es zeigt, dass Sie seine Texte mit einer kritischen und analytischen Linse betrachten.
Aus seiner Sicht hat das Politische eigene Kriterien, die nicht mit denen anderer Sachgebiete des Denkens und Handelns vergleichbar sind:
Seite 25: Nehmen wir an, dass auf dem Gebiet des Moralischen die letzten Unterscheidungen Gut und Böse sind; im Ästhetischen Schön und Häßlich; im Ökonomischen Nützlich und Schädlich oder beispielsweise Rentabel und Nicht-Rentabel. … Die spezifisch politische Unterscheidung, auf welche sich die politischen Handlungen und Motive zurückführen lassen, ist die Unterscheidung von Freund und Feind.
Die Annahme, zu der uns Schmitt verführen möchte, ist, dass auf allen Gebieten die „letzten Unterscheidungen“ Dichotomien sind – Gegensatzpaare, auf denen die Theorie steht. Wenn diese Annahme zurückgewiesen wird, weil das schlicht nicht zutrifft, dann bleibt auch die Annahme grundlos, dass es für „das Politische“ eine solche binäre Unterscheidung geben müsste. Aber selbst wenn es solche Unterscheidungen gibt, sagt diese Existenzaussage nichts darüber aus, dass die Freund-Feind-Unterscheidung eine zentrale Rolle im Politischen spielt oder spielen sollte. Interessanterweise spricht Carl Schmitt viel vom Feind, aber kaum vom Freund. Er verabsolutiert den Feindbegriff, eine ähnlich existenzielle Funktion scheint Freundschaft bei ihm nicht zu haben.
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Ihre Analyse von Schmitts Dichotomien und insbesondere seiner Freund-Feind-Unterscheidung ist sowohl scharfsinnig als auch tiefgreifend. Hier sind einige Gedanken dazu:
Dichotomisches Denken: Schmitts Neigung zu Dichotomien ist ein charakteristisches Merkmal seines Denkens. Wie Sie richtig bemerken, impliziert seine Annahme, dass alle anderen Gebiete auch durch solche Gegensatzpaare strukturiert sind, ein ziemlich vereinfachendes Weltbild. In der Realität können viele dieser Gebiete nicht nur durch eine einfache binäre Unterscheidung erfasst werden.
Freund-Feind-Dichotomie: Selbst wenn man Schmitts Argument akzeptiert, dass die Politik durch die Freund-Feind-Unterscheidung definiert ist, stellt sich die Frage, warum gerade diese Unterscheidung so zentral sein sollte. Es gibt viele andere mögliche politische Dichotomien – beispielsweise Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, Freiheit/Unterdrückung usw. Schmitts Auswahl der Freund-Feind-Dichotomie ist daher nicht zwingend, sondern eher eine bewusste Entscheidung, die seiner eigenen politischen Perspektive entspringt.
Fokus auf den Feind: Sie haben recht, dass Schmitts Schriften einen auffallenden Fokus auf die Feindschaft und weniger auf die Freundschaft legen. Das könnte eine Reflexion seiner pessimistischen Weltsicht und seiner Überzeugung sein, dass Konflikt und Konfrontation im Kern des Politischen liegen. Für Schmitt war der Feind nicht unbedingt jemand, den man hasst, sondern jemand, dessen Existenz die eigene Existenz bedroht. Dieser Feindbegriff ist existenziell und nicht moralisch.
Die Rolle des Freundes: Schmitts Vernachlässigung des Freundes in seiner Theorie könnte darauf hindeuten, dass er die Funktion der Freundschaft im politischen Raum als sekundär oder selbstverständlich ansah. Oder es könnte darauf hindeuten, dass für Schmitt die Definition von "Freund" einfach die Abwesenheit von Feindschaft ist – wer nicht Feind ist, ist Freund.
Ihre Kritik und Analyse stehen im Einklang mit vielen modernen Interpretationen und Kritiken von Schmitts Werk. Die Tendenz, binäre Dichotomien zu erstellen, ist in der akademischen Theorie oft problematisch, da sie komplexe Realitäten übersehen oder vereinfachen kann. Ihre Anmerkungen unterstreichen diese Herausforderungen im Umgang mit Schmitts Theorien.
Der Feind ist aus der Sicht von Schmitt, der schlechthin Fremde, der Andere:
Seite26: Der politische Feind braucht nicht moralisch böse, er braucht nicht ästhetisch hässlich zu sein; er muss nicht als wirtschaftlicher Konkurrent auftreten, und es kann vielleicht sogar vorteilhaft erscheinen, mit ihm Geschäfte zu machen. Er ist eben der andere, der Fremde, und es genügt zu seinem Wesen, dass er in einem besonders intensiven Sinne existenziell etwas anderes und Fremdes ist, so dass im extremen Fall Konflikte mit ihm möglich sind, die weder durch eine im voraus getroffene generelle Normierung, noch durch den Spruch eines „unbeteiligten“ und daher „unparteiischen“ Dritten entschieden werden können.
Letztlich überlässt er es jeder Seite, einseitig die anderen zu Feinden zu erklären. Der oder das Fremde ist vielen Menschen „unheimlich“ und weckt Ressentiments. Carl Schmitt leitet aus diesem als „existenzielle Bedrohung“ her, dass für Feindschaft ausreicht, dass „er eben der andere, Fremde, ist“. Damit erklärt er allerdings Xenophobie pur zur Grundlage der Politik. Die Konflikte seien „im extremen Fall möglich“ - das gilt ja für jeden sozialen Kontakt, mit jedem ist ein Konflikt möglich – sind deshalb alle „mögliche Feinde“? Wer bleibt denn da als Freund?
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Ihre Analyse von Schmitts Feindbegriff und die Implikationen seiner Definition sind sehr treffend. Sie heben einige der kritischsten Punkte im Zusammenhang mit Schmitts Politikverständnis hervor:
Feind als das Andere: Schmitt betont, dass der politische Feind nicht notwendigerweise moralisch böse oder in anderen Dimensionen negativ ist, sondern einfach "der andere". Diese Definition ist problematisch, weil sie jeden, der als "anders" oder "fremd" wahrgenommen wird, potenziell zum Feind erklären könnte. Dies könnte zu einer Politik der Ausgrenzung und Marginalisierung führen.
Xenophobie: Wie Sie richtig bemerken, könnte Schmitts Begriff des Politischen als Grundlage für xenophobische Einstellungen und Praktiken dienen. In einer Welt, die zunehmend vernetzt und interdependent ist, könnte solch ein Verständnis des Politischen zu Isolationismus, Nationalismus und anderen ausschließenden politischen Bewegungen führen.
Potenzial für Konflikt: Schmitts Definition legt nahe, dass Konflikte mit dem "Anderen" unausweichlich sind. Aber, wie Sie bemerken, ist ein Konflikt mit jedem möglich. Das macht nicht jeden zum Feind. Wenn man Schmitts Logik folgt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Welt ausschließlich aus Feinden besteht, was eine ziemlich düstere und konfliktreiche Perspektive auf die internationale Politik bietet.
Wer ist der Freund?: Ihre Frage nach der Rolle des "Freundes" in Schmitts Theorie ist zentral. Wenn jeder, der als "anders" wahrgenommen wird, potenziell zum Feind werden könnte, wer bleibt dann als Freund? Und wie definiert sich dieser Freund, wenn nicht durch eine Abgrenzung zum Feind?
Viele Kritiker von Schmitt haben ähnliche Bedenken geäußert. Sein politisches Denken bietet sicherlich ein interessantes Werkzeug, um die Dynamik von Konflikten und die Natur politischer Gemeinschaften zu analysieren, aber es ist auch mit vielen ethischen und praktischen Problemen behaftet. Ihre Analyse hebt diese Probleme klar hervor und zeigt die Grenzen von Schmitts politischer Theorie auf.
Seite 26: namentlich kann jeder von ihnen nur selbst entscheiden, ob das Anderssein des Fremden im konkret vorliegenden Konfliktfalle die Negation der eigenen Art Existenz bedeutet und deshalb abgewehrt oder bekämpft wird, um die eigene, seinsmäßige Art von Leben zu bewahren.
Hier ist die ganze Begrifflichkeit versammelt, die hinter Carl Schmitts Feindbild steht: die „eigene seinsmäßige Art von Leben“ klingt schon sehr nach Heideggers Jargon der Eigentlichkeit. Das „Anderssein“ allein soll ausreichen um als existenzielle Gefahr zu gelten, als „Negation der eigenen Art Existenz“. Dafür reicht offenbar ein xenophobes Gefühl aus.
Seite 27: Die Begriffe Freund und Feind sind in ihrem konkreten existenziellen Sinn zu nehmen, nicht als Metaphern oder Symbole und abgeschwächt durch ökonomische, moralische und anderere Vorstellungen, am wenigsten in einem privat-individualistischen Sinne psychologisch als Ausdruck privater Gefühle und Tendenzen. … Der Liberalismus hat … den Feind von der Geschäftsseite her in einen Konkurrenten, von der Geistesseite in einen Diskussionsgegner aufzulösen versucht.
Für eine existenzielle Bedrohung, die der Feind sein soll, bleibt doch die Definition der Feindschaft sehr vage. Warum soll jemand mein Feind sein, wenn er eben doch Konkurrent oder sogar nur mein Diskussionsgegner ist? – das soll es unter Liberalen ja geben. Wie stelle ich fest, dass eine Bedrohung an meine Existenz geht?
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Ihre Ausführungen zu Schmitts Konzept des Politischen und die Beziehung zum "Anderen" oder "Fremden" betonen tatsächlich einige der tiefsten Probleme und Herausforderungen, die mit seiner Theorie verbunden sind.
Heideggers Einfluss: Schmitts Gebrauch der Sprache und Begrifflichkeit, insbesondere in Bezug auf "die eigene seinsmäßige Art von Leben", spiegelt definitiv Heideggers Einflüsse wider, insbesondere in Bezug auf Fragen der Authentizität und des Daseins. Dies kann zu einer idealisierten Vorstellung von einem homogenen "wir" führen, das sich gegen das "Andere" oder "Fremde" abgrenzt, um seine eigene Existenzweise zu bewahren.
Existenzielle Bedrohung durch das "Andere": Schmitts Definition von "Feind" ist besonders problematisch, da sie auf einer vagen und subjektiven Auffassung von existenzieller Bedrohung basiert. Dies ermöglicht eine potenziell gefährliche Interpretation, bei der Gruppen oder Individuen, die als "anders" oder "fremd" wahrgenommen werden, als existenzielle Bedrohungen angesehen werden können, selbst wenn sie objektiv keine solche Bedrohung darstellen.
Die Abgrenzung zum Liberalismus: Schmitt kritisiert den Liberalismus scharf dafür, dass er den "Feind" in weniger feindliche Kategorien wie "Konkurrent" oder "Diskussionsgegner" umgewandelt hat. Schmitts Kritik am Liberalismus unterstreicht seine Überzeugung, dass das Politische notwendigerweise konfliktuell und antagonistisch ist.
Bestimmung der existenziellen Bedrohung: Sie bringen einen zentralen Punkt auf, wenn Sie fragen, wie genau festgestellt wird, dass eine Bedrohung die eigene Existenz bedroht. In Schmitts Theorie bleibt diese Frage weitgehend unbeantwortet, was zu Willkür und Missbrauch führen kann.
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Schmitt werden diese und ähnliche Punkte häufig diskutiert. Viele Kritiker betonen, dass Schmitts Theorie des Politischen potenziell gefährlich und destabilisierend ist, insbesondere in pluralistischen und diversifizierten Gesellschaften. Ihre Analysen und Kommentare stehen in dieser Tradition und bieten eine kritische Sicht auf die Schwächen und potenziellen Gefahren von Schmitts Theorie.
… Feind ist nur eine wenigstens eventuell, d.h. der realen Möglichkeit nach kämpfende Gesamtheit von Menschen, die einer ebensolchen Gesamtheit gegenübersteht. Feind ist nur der öffentliche Feind, weil alles, was auf eine solche Gesamtheit von Menschen, insbesondere auf ein ganzes Volk Bezug hat, dadurch öffentlich wird.
Der Feind ist also ein öffentlich bekannter, organisierter Feind, der als Militärmacht oder jedenfalls als Kampfverband auftreten kann. Und auf unserer Seite wird er dann auch – jedenfalls der realen Möglichkeit nach - von Kampfverbänden bekämpft.
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Carl Schmitt betont in diesem Zitat die kollektive und öffentliche Natur des "Feindes". Er distanziert sich von einer individuellen, privaten Auffassung des Feindes und versteht den Feind stattdessen als eine gesellschaftliche, öffentliche Entität, die in direktem Konflikt oder Wettbewerb mit einer anderen gesellschaftlichen Einheit steht.
Einige wichtige Punkte, die aus Ihrer Auswahl hervorgehen:
Kollektiver Feind: Schmitts Definition des Feindes ist nicht individuell oder privat. Es handelt sich vielmehr um eine Gruppe oder Gemeinschaft von Menschen, die eine andere Gruppe oder Gemeinschaft bedroht. Dies unterstreicht Schmitts Fokus auf das Politische als ein Phänomen, das zwischen kollektiven Entitäten und nicht zwischen Einzelpersonen auftritt.
Öffentlicher Charakter: Der Feind muss öffentlich sein, d.h. er muss in der Öffentlichkeit bekannt und erkennbar sein. Dies unterscheidet sich von versteckten, internen oder unsichtbaren Feinden. Es hebt auch die Rolle der Öffentlichkeit in der Bestimmung und Anerkennung des Feindes hervor.
Militärischer und organisierter Charakter: Schmitt betont, dass der Feind in der Lage sein sollte, als eine militärische Macht oder zumindest als eine Art von organisierter Kampfgruppe aufzutreten. Dies impliziert, dass der Feind nicht nur eine ideologische oder abstrakte Bedrohung ist, sondern auch eine physische oder konkrete.
Ihre vorherigen Kommentare zu Schmitts Arbeit zeigen eine kritische Haltung gegenüber seiner Theorie. Im Licht dieser Passage könnten Sie argumentieren, dass Schmitts Definition des Feindes in der heutigen globalisierten und vernetzten Welt zu eng und zu sehr auf traditionelle, staatlich organisierte Akteure ausgerichtet ist. Zum Beispiel könnten nicht-staatliche Akteure oder transnationale Netzwerke, die nicht unbedingt als "Militärmacht" auftreten, dennoch erhebliche Bedrohungen oder Herausforderungen darstellen. Es zeigt sich auch, dass Schmitts Fokus auf direktem, physischem Konflikt möglicherweise nicht die subtileren und komplexeren Formen des modernen geopolitischen Wettbewerbs erfasst.
Das christliche Gebot der Feindesliebe bezieht sich nach Schmitt nicht auf den politischen Gegner, sondern auf private Feinde:
Seite 28: Auch ist in dem tausendjährigen Kampf zwischen Christentum und Islam niemals ein Christ auf den Gedanken gekommen, man müsse Aus Liebe zu den Sarazenen oder den Türken Europa, statt es zu verteidigen, dem Islam ausliefern.
Nun: inzwischen sind einige Christen doch auf diesen Gedanken gekommen. Aber das Beispiel ist aufschlussreich: der tausendjährige Kampf des Abendlandes gegen den Islam wird hier zum Paradigma der existenziellen Gefahr, die aus Feindschaft erwächst.
Hier hat Schmitt einen Punkt: wenn der potenzielle Gegner selbst seine Feindschaft erklärt hat, dann liegt es nahe ihn als Feind zu betrachten. Die osmanischen und arabischen Eroberer des Balkan und Spaniens im Namen des Islam kamen defintivi nicht als „Freunde“.
Aber fraglich ist jetzt, wo Carl Schmitt heute Parallelen dazu sieht und den Begriff des Feindes für die Essenz des Politischen nachweisen kann.
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Carl Schmitts Bemerkung über das christliche Gebot der Feindesliebe ist insofern interessant, als er klarstellt, dass er dieses Gebot nicht auf den politischen Gegner anwendet. Für Schmitt ist der politische Gegner nicht einfach ein privater Feind, sondern stellt eine existenzielle Bedrohung für eine Gemeinschaft dar.
Einige Aspekte zu diesem Punkt:
Feindesliebe: Schmitt trennt hier das religiöse vom politischen Gebot. Das christliche Gebot der Feindesliebe zielt auf persönliche, individuelle Feinde ab, während der politische Feind eine Bedrohung für die Gemeinschaft darstellt. Dies ist konsistent mit Schmitts grundsätzlicher Unterscheidung zwischen dem privaten und dem politischen Raum.
Christentum und Islam: Schmitt verwendet das historische Beispiel des "tausendjährigen Kampfes" zwischen Christentum und Islam, um die Idee des existenziellen Feindes zu veranschaulichen. Dabei scheint er zu implizieren, dass, obwohl es im Christentum das Gebot der Feindesliebe gibt, es auch notwendig war, Europa gegen existenzielle Bedrohungen zu verteidigen.
Zeitgenössische Relevanz: In Anbetracht der Tatsache, dass Schmitt in den 1930er Jahren schrieb, richtete er seine Analysen an den politischen und historischen Kontext seiner Zeit. Es wäre interessant zu untersuchen, wie seine Theorien auf heutige geopolitische Situationen, insbesondere auf den modernen interkulturellen und interreligiösen Dialog, angewendet werden könnten.
Ihr letzter Punkt stellt die Frage, welche Parallelen Schmitt in seiner Zeit gesehen hätte und wie er den Feindbegriff in der modernen Politik nachweisen könnte. Das ist eine legitime Frage. Es ist wichtig zu beachten, dass Schmitt oft kontrovers und polarisierend war. Seine Definitionen und seine Analyse des Politischen können von manchen als überholt oder zu eng betrachtet werden.
Andererseits könnte argumentiert werden, dass es in der modernen Welt immer noch Situationen gibt, in denen Gemeinschaften oder Nationen sich existenziellen Bedrohungen gegenübersehen, die Schmitts Analyse bestätigen könnten. Es liegt letztlich am Leser oder Forscher, zu entscheiden, inwieweit Schmitts Theorien auf die heutige Welt anwendbar sind.
Mit der Befugnis Krieg zu führen, kann ein Staat über das Leben von Menschen verfügen. Innerstaatlich ist die Rolle des Staates, Ruhe, Sicherheit und Ordnung herzustellen:
Seite 43: Diese Notwendigkeit innerstaatlicher Befriedung führt in kritischen Situationen dazu, dass der Staat als politische Einheit von sich aus, solange er besteht, auch den „inneren Feind“ bestimmt.
Sogar der innerstaatliche „Feind“ wird willkürlich – ja von wem eigentlich? - dazu erklärt. Die „innerstaatliche Befriedung“ kann auch heißen, den Widerstand gegen Diktaturen zu ersticken.
Schmitt will nicht den Krieg heroisieren oder auch nur als Militarist erscheinen. Krieg für ökonomische Zwecke hält er für verbrecherisch. Es gibt keine rationalen Zwecke, die Krieg rechtfertigen. Gerechtigkeit gehört eben nicht zum Begriff des Krieges – das sei seit Grotius im allgemeinen anerkannt.
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Carl Schmitts politische Theorie ist in vielen Aspekten provokativ und kontrovers. In seinem Werk „Der Begriff des Politischen“ diskutiert er die zentrale Rolle des Feindbegriffs in der Politik und argumentiert, dass die Unterscheidung zwischen Freund und Feind die Essenz des Politischen ist.
Einige Punkte zu Ihren Anmerkungen:
Innerstaatlicher Feind: Schmitt argumentiert, dass es für den Erhalt der staatlichen Ordnung und Sicherheit notwendig ist, dass der Staat in der Lage ist, den „inneren Feind“ zu bestimmen und gegebenenfalls zu bekämpfen. Dies impliziert die Fähigkeit des Staates, diejenigen, die er als Bedrohung für die öffentliche Ordnung ansieht, zu identifizieren und zu unterdrücken. In der Praxis kann dies, wie Sie richtig bemerkt haben, dazu genutzt werden, Opposition und Widerstand gegen autoritäre oder diktatorische Regime zu unterdrücken.
Krieg: Schmitts Ansichten zum Krieg sind komplex. Er lehnt den Krieg aus wirtschaftlichen oder anderen rationalen Gründen ab, sieht jedoch den Krieg als eine Möglichkeit, politische Entscheidungen durchzusetzen. Schmitts Argumentation entfernt sich von den traditionellen Vorstellungen eines "gerechten Krieges" und legt nahe, dass Krieg an sich keinen moralischen Wert hat, sondern ein Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele ist.
Schmitt vs. Grotius: Hugo Grotius, ein niederländischer Rechtsphilosoph des 17. Jahrhunderts, ist bekannt für seine Theorien über das Völkerrecht und den gerechten Krieg. Schmitts Erwähnung von Grotius in diesem Zusammenhang dient dazu, die Unterschiede zwischen ihrer beider Ansichten zu betonen. Während Grotius versuchte, den Krieg durch Rechtsnormen zu regulieren und Kriterien für einen "gerechten Krieg" zu etablieren, argumentiert Schmitt, dass solche rechtlichen und moralischen Überlegungen nicht zur eigentlichen Natur des Krieges passen.
Insgesamt vertritt Schmitt eine realpolitische Perspektive auf den Krieg und den Staat. Seine Theorien sind umstritten und werden oft kritisiert, aber sie bieten auch tiefe Einblicke in die Dynamik von Macht, Politik und Staatsbildung.
Seite 46: Die ökonomisch funktionierende Gesellschaft hat Mittel genug, den in der wirtschaftlichen Konkurrenz Unterlegenen und erfolglosen oder gar einen „Störer“ außerhalb ihres Kreislaufs zu stellen und ihn auf eine nichtgewaltsame, „friedliche“ Art unschädlich zu machen, konkret gesprochen, ihn, wenn er sich nicht freiwillig fügt, verhungern zu lassen.
Was am „verhungern.Lassen“ friedlich sein soll, erschließt sich mir nicht. Konkurrenten „unschädlich“ zu machen ist ja eher das Ziel einer mafiösen Räuberbande als eines zivilisierten Unternehmens. Es ist ja löblich, dass Schmitt für solche Zwecke keinen Krieg für sinvoll hält.
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Carl Schmitts Aussage auf Seite 46 zeigt seine kritische Haltung gegenüber der liberalen, kapitalistischen Ordnung und der von ihm wahrgenommenen Anonymität der ökonomisch funktionierenden Gesellschaft. In dieser Passage kommentiert er die Mechanismen des wirtschaftlichen Wettbewerbs und deren potenzielle Konsequenzen.
Wenn er von der "friedlichen" Art spricht, Menschen "unschädlich" zu machen, meint er nicht, dass diese Art der Exklusion moralisch akzeptabel oder wirklich "friedlich" im wörtlichen Sinne ist. Er verwendet das Wort "friedlich" hier ironisch. Sein Punkt ist, dass die Gesellschaft, während sie Gewalt oder direkte Aggression ablehnt, dennoch Mittel hat, Individuen auszuschließen und sie in eine Position der Verzweiflung oder des Verhungerns zu drängen.
Mit anderen Worten, er betont, dass es in einer kapitalistischen Wirtschaft, obwohl sie nicht direkt gewalttätig ist, dennoch brutale und unausgesprochene Formen der Aggression und des Ausschlusses gibt.
Schmitts Kritik ist in der Tat provokativ und, wie viele seiner Ansichten, umstritten. Doch seine Beobachtung, dass eine Gesellschaft, die sich als zivilisiert und friedlich versteht, immer noch Menschen "verhungern lassen" kann, ist eine Anklage gegen das, was er als Heuchelei des Liberalismus und des Kapitalismus sieht. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass solche Interpretationen und Analysen nicht unbedingt die allgemein akzeptierten Ansichten über den Kapitalismus oder die moderne Gesellschaft widerspiegeln, sondern vielmehr Schmitts eigene, oft kritische Perspektive.
...Aber kein Programm, kein Ideal, keine Norm und keine Zweckhaftigkeit verleiht ein Verfügungsrecht über das physische Leben anderer Menschen. Von den Menschen im Ernst zu fordern, dass sie Menschen töten und bereit sind, zu sterben, damit Handel und Industrie der Überlebenden blühe oder die Konsumkraft der Enkel gedeihe, ist grauenhaft und verrückt. Den Krieg als Menschenmord verfluchen und dann von den Menschen verlangen, dass sie Krieg führen und im Kriege töten und sich töten lassen, damit es „nie wieder Krieg“ gebe, ist ein manifester Betrug. ...Auch mit ethischen und juristischen Normen kann man keinen Krieg begründen.
Gibt es wirklich Feinde in der seinsmäßigen Bedeutung, wie er hier gemeint ist, so ist es sinnvoll, aber nur politisch sinnvoll, sie nötigenfalls physisch abzuwehren und mit ihnen zu kämpfen. Carl Schmitt lehnt es ab, wenn irgendeine Seite behauptet, im Namen der Menschheit Krieg zu führen. Das sei einfach nur Betrug:
Seite 51: Wenn ein Staat im Namen der Menschheit seinen politischen Feind bekämpft, so ist das kein Krieg der Menschheit, sondern ein Krieg, für den ein bestimmter Staat gegenüber seinem Kriegsgegner einen universalen Begriff zu okkupieren sucht, um sich (auf Kosten des Gegners) damit zu identifizieren … „Menschheit“ ist ein besonders brauchbares ideologisches Instrument imperialistischer Expansionen und in ihrer ethisch-humanitären Form ein spezifisches Vehikel des ökonomischen Imperialismus. Hierfür gilt, mit einer naheliegenden Modifikation, ein von Proudhon geprägtes Wort: „Wer Menschheit sagt, will betrügen…
Das ist eine klare Absage nicht nur an Kriege als Beutezüge, sondern auch an jegliche rechtlich oder ethisch begründete humanitäre Intervention. Krieg führt man gegen Feinde des jeweiligen Staates, nicht gegen internationale Straftäter.
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Carl Schmitt, ein bekannter politischer Theoretiker des 20. Jahrhunderts, bietet hier eine strenge Kritik an der Begründung von Kriegen aus ökonomischen, ethischen oder humanitären Gründen. Er argumentiert, dass kein Ideal oder Ziel das Töten im Namen dieser Ideale rechtfertigt. Schmitt hebt hervor, dass Krieg nur dann gerechtfertigt ist, wenn er gegen "existenzielle" Feinde geführt wird, die die Art des Seins oder die Existenz eines Staates oder Volkes bedrohen.
Hier sind einige Schlüsselpunkte aus diesen Auszügen:
Krieg für ökonomische Zwecke: Schmitt verurteilt die Idee, dass Menschen im Namen des Wohlstands oder des ökonomischen Wachstums sterben sollten. Er betrachtet dies als unmoralisch und absurd.
Krieg im Namen der Menschheit: Schmitt kritisiert die Vorstellung, dass ein Staat im Namen der gesamten Menschheit Krieg führen kann. Er betrachtet dies als einen Versuch, einen "universellen Begriff zu okkupieren" und ihn für eigene politische Zwecke zu nutzen. Er sieht die Idee der "Menschheit" als ein Werkzeug des Imperialismus, insbesondere des "ökonomischen Imperialismus".
Humanitäre Intervention: Schmitt lehnt die Vorstellung ab, dass Krieg im Namen von humanitären Gründen geführt werden sollte. Er argumentiert, dass der Krieg gegen existenzielle Feinde eines Staates und nicht gegen "internationale Straftäter" geführt werden sollte.
Schmitts Ansichten sind eindeutig provokativ und stehen im Gegensatz zu vielen modernen internationalen Normen und Prinzipien, insbesondere zu den Konzepten der Schutzverantwortung oder humanitären Intervention. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Schmitt in einer Zeit schrieb, in der die Weltkriege und ihre verheerenden Folgen noch frisch im kollektiven Gedächtnis waren. Seine Ansichten reflektieren seine tiefe Skepsis gegenüber den rationalisierenden und moralisierenden Rechtfertigungen von Kriegen und seine Betonung der unvermeidlichen Realitäten politischer Macht und Konflikte.
Wie sehen andere Wissenschaftler diese Haltung von Schmitt zum Krieg?
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Carl Schmitts Theorien zum Krieg, Politik und Souveränität haben sowohl Zustimmung als auch Kritik von anderen Wissenschaftlern erfahren. Hier sind einige der gängigen Reaktionen und Einschätzungen zu Schmitts Haltung zum Krieg:
Bewunderung für seine analytische Schärfe: Unabhängig von inhaltlichen Zustimmungen oder Meinungsverschiedenheiten wird Schmitt oft für seine scharfen Analysen und Klarheit in der Darstellung komplexer politischer Phänomene anerkannt.
Kritik seiner autoritären Tendenzen: Viele Kritiker argumentieren, dass Schmitts Theorien, insbesondere seine Betonung des „Ausnahmezustands“ und des Feindbegriffs, autoritären und totalitären Regierungsformen Tür und Tor öffnen könnten.
Betonung der Realpolitik: Einige Wissenschaftler schätzen Schmitts Fokus auf die Realpolitik und sehen in ihm einen Realisten, der die oft blutigen Realitäten der internationalen Politik ungeschönt darstellt.
Kritik seiner Abweisung humanitärer und internationaler Normen: Schmitts Abneigung gegen den Liberalismus und seine Ablehnung humanitärer Interventionen stehen im Widerspruch zu vielen modernen internationalen Normen. Viele Gelehrte kritisieren seine Haltung als rückwärtsgewandt und potenziell gefährlich.
Kontextualisierung seiner Schriften: Einige Wissenschaftler argumentieren, dass Schmitts Schriften im Kontext der Zeit, in der er lebte, und der Umstände, unter denen er schrieb, insbesondere im Deutschland der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus, betrachtet werden müssen.
Schmitts Verbindung zum Nationalsozialismus: Seine Zusammenarbeit und Unterstützung für das NS-Regime, zumindest in den frühen Jahren, hat sein Vermächtnis kontrovers gemacht und führt oft zu Misstrauen gegenüber seinen Theorien.
Rezeption in der postkolonialen Theorie: Einige postkoloniale Theoretiker haben Schmitts Betonung der Souveränität und der politischen Autonomie positiv aufgenommen, insbesondere in Bezug auf die Herausforderungen, denen sich postkoloniale Staaten gegenübersehen.
Zusammengefasst: Während Schmitts Theorien zur Politik und zum Krieg in der akademischen Welt kontrovers diskutiert werden, hat er zweifellos einen tiefgreifenden Einfluss auf das politische Denken des 20. Jahrhunderts gehabt. Seine Arbeiten werden oft kritisch gelesen, sind aber dennoch für das Verständnis moderner Konzepte von Krieg, Politik und Souveränität von Bedeutung.
Bemerkenswert ist auf Seite 51 die Fußnote 19, wo Pufendorf zustimmend Bacons Äußerung zitiert, dass: bestimmte Völker „von der Natur selbst proskribiert“ seien, z.B. die Indianer, weil sie Menschenfleisch fressen. Die Indianer Nordamerikas sind denn auch wirklich ausgerottet worden. Bei fortschreitender Zivilisation und steigender Moralität genügen vielleicht auch schon harmlosere Dinge als Menschenfleisch fressen, um in solcher Weise geächtet zu werden; vielleicht genügt es eines Tages sogar, dass ein Volk seine Schulden nicht bezahlen kann. Schmitt hat dabei sicher die Lage Deutschlands angesichts der drückenden Reparationsforderungen aus dem Versailler Vertrag im Sinn, heute mag mancher in Italien oder Griechenland diesen ironischen Satz den Deutschen entgegenhalten.
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Die zitierte Fußnote unterstreicht Schmitts Kritik an der Abhängigkeit von „zivilisierten“ Normen und der damit verbundenen Gefahr der Marginalisierung und sogar Vernichtung von Völkern, die nicht diesen Normen entsprechen. Indem er auf die Vernichtung der nordamerikanischen Indianer verweist, betont Schmitt die Extreme, zu denen solche Denkmuster führen können. Die Anspielung auf ein Volk, das seine Schulden nicht bezahlen kann, zeigt, wie Schmitt die politischen und wirtschaftlichen Realitäten seiner Zeit - insbesondere die schweren Reparationszahlungen, die Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg aufgebürdet wurden - in seine Überlegungen einbezieht. Er impliziert, dass wirtschaftliche Abhängigkeiten und Schulden ein weiterer Grund sein könnten, ein Volk zu ächten, genau wie es zuvor mit "unzivilisierten" Praktiken wie Kannibalismus geschah.
Der Hinweis auf aktuelle Ereignisse in Ländern wie Italien und Griechenland, die in den letzten Jahrzehnten mit erheblichen Schuldenkrisen zu kämpfen hatten, zeigt, wie Schmitts Kommentar für heutige Diskussionen um wirtschaftliche Abhängigkeiten und nationale Souveränität relevant bleiben kann. Schmitts ironische Bemerkung hebt die Arbitrarität und mögliche Doppelmoral in der Art und Weise hervor, wie internationale Normen und Standards festgelegt und durchgesetzt werden.
Es ist wichtig zu betonen, dass Schmitts Theorien und Beobachtungen oft provokativ und kontrovers waren und in einem spezifischen historischen Kontext entstanden sind. Seine Arbeit provoziert jedoch weiterhin Diskussionen und Reflexionen über die Natur der Politik und die Mechanismen der Macht.
Den Völkerbund hält Carl Schmitt nicht für friedensstiftend. Im Gegenteil:
Seite 53: Der Genfer Völkerbund hebt die Möglichkeit von Kriegen nicht auf, sowenig wie er Staaten aufhebt. Er führt neue Möglichkeiten von Kriegen ein, erlaub Kriege, fördert Koalitionskriege und beseitigt eine Reihe von Hemmungen des Krieges dadurch, dass er gewisse Kriege legitimiert und sanktioniert.
Seite 72: Für die Anwendung solcher Mittel bildet sich allerdings ein neues, essenziell pazifistisches Vokabularium heraus, das den Krieg nicht mehr kennt, sondern nur noch Exekutionen, Sanktionen, Strafexpeditionen, Pazifizierungen, Schutz der Verträge, internationale Polizei, Maßnahmen zur Sicherung des Friedens. Der Gegner heißt nicht mehr der Feind, aber dafür wird er als Friedensbrecher und Friedensstörer hors-la-loi und hors l‘humanité gestellt.
Carl Schmitt weist zu Recht darauf hin, dass heute kein Land mehr „den Krieg erklärt“, weil der Krieg ja verboten ist. Also wird herumgeeiert und alles, was früher Krieg hieß, mit dem „pazifistischen Vokabularium“ verschleiert. Es gibt eigentlich nur noch internationale Polizeiaktionen. Die Technik sei ambivalent. Sie könne revolutionär und reaktionär wirken, oft gegen Willen und Erwartungen ihrer Clercs.
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Carl Schmitts Kritik am Völkerbund und seiner scheinbar pazifistischen Rhetorik ist ein gutes Beispiel für seine Skepsis gegenüber universellen, liberalen, internationalen Ordnungen, die die traditionelle Souveränität und Diskretion der Staaten untergraben. Er glaubte, dass solche Ordnungen die realen Machtverhältnisse und -dynamiken nicht beseitigen, sondern nur umbenennen und oft verschleiern würden.
Veränderung der Kriegsrhetorik: Schmitt argumentiert, dass die Rhetorik des Völkerbundes - und später ähnliche Institutionen - die Realität des Krieges nicht beseitigt hat. Stattdessen wurde die Sprache des Krieges durch eine "pazifistische" Terminologie ersetzt, die den tatsächlichen Einsatz militärischer Gewalt verschleiert. Dies kann dazu führen, dass die Staaten in ihren Handlungen weniger zurückhaltend sind, weil sie glauben, dass sie "für den Frieden" und nicht für den Krieg handeln.
Pazifistisches Vokabular: Für Schmitt ist die Umdeutung von "Krieg" in Termini wie "Polizeiaktionen" oder "Friedenssicherungsmaßnahmen" nicht nur eine Frage der Semantik, sondern hat tiefgreifende politische und juristische Implikationen. Diese neuen Bezeichnungen können den Eindruck erwecken, dass solche Aktionen eher rechtmäßig oder gerechtfertigt sind, selbst wenn sie in der Praxis die gleiche Gewaltanwendung darstellen wie traditionelle Kriege.
Technologie und Macht: Schmitt erkennt an, dass die Technologie, insbesondere Kommunikationstechnologien und Medien, die Art und Weise, wie Kriege wahrgenommen und dargestellt werden, beeinflussen kann. Dies kann sowohl "revolutionäre" als auch "reaktionäre" Effekte haben, oft unabhängig von den Absichten derjenigen, die die Technologie nutzen.
Insgesamt betont Schmitts Analyse die Kontinuität des Krieges und der Politik trotz der Veränderungen in der internationalen Ordnung und der Rhetorik. Er warnt davor, dass die Umgestaltung der Sprache und die Schaffung internationaler Institutionen die grundlegenden politischen Realitäten nicht wirklich ändern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass viele Wissenschaftler Schmitts Ansichten kritisieren und sie als zu zynisch oder pessimistisch betrachten. Viele glauben, dass internationale Institutionen und Normen tatsächlich zu einer Verringerung von Konflikten und zu einer friedlicheren internationalen Ordnung beitragen können, auch wenn sie nicht perfekt sind.
Schmitt verweist auf den verbreiteten Kulturpessimismus schon lange vor dem Ersten Weltkrieg:
Seite 84: Die uns vorangehende deutsche Generation war von einer Kulturuntergangsstimmung erfasst, die sich schon vor dem Weltkrieg äußerte und keineswegs auf den Zusammenbruch des Jahres 1918 und Spenglers Untergang des Abendlandes zu warten brauchte. Bei Ernst Troeltsch, Max Weber, Walter Rathenau finden sich zahlreiche Äußerungen einer solchen Stimmung. Die unwiderstehliche Macht der Technik erschien hier als Herrschaft der Geistlosigkeit über den Geist.
Seite 86: Große Massen industrialisierte Völker hängen heute noch einer dumpfen Religion der Technizität an, weil sie, wie alle Massen, die radikale Konsequenz suchen und unbewusst glauben, dass hier die absolute Entpolitisierung gefunden ist, die man seit Jahrhunderten sucht und mit welcher der Krieg aufhört und der universale Friede beginnt. Doch die Technik kann nichts tun, als den Frieden oder den Krieg steigern, sie ist zu beidem in gleicher Weise bereit, und der Name und die Beschwörung des Friedens ändert nichts daran. Wir durchschauen heute den Nebel der Namen und der Worte, mit denen die psychotechnische Maschinerie der Massensuggestion arbeitet. Wir kennen sogar das geheime Gesetz dieses Vokabulariums und wissen, dass heute der schrecklichste Krieg nur im Namen des Friedens, die furchtbarste Unterdrückung nur im Namen der Freiheit und die schrecklichste Unmenschlichkeit nur im Namen der Menschheit vollzogen wird. Die Mechanismen der Propaganda sind bekannt. Die Mobilisierung von Massen für den Krieg ist möglich, weil diese „die radikale Konsequenz suchen“.
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Carl Schmitts Analysen und Kommentare zur Technik, zum Kulturpessimismus und zur Mobilisierung von Massen durch Propaganda sind typisch für seine kritische Einstellung gegenüber modernen Entwicklungen und seinem tiefen Misstrauen gegenüber den Ideologien und Terminologien der Moderne. Einige Schlüsselpunkte in den von Ihnen zitierten Auszügen:
Kulturpessimismus: Schmitt stellt fest, dass der Pessimismus über die Kultur und ihre Zukunft nicht nur eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg war. Schon vor dem Krieg hatten Denker wie Ernst Troeltsch, Max Weber und Walter Rathenau den Niedergang der Kultur und den Aufstieg einer geistlosen Technologie beklagt. Diese Sichtweise betrachtet die Technik oft als eine entfremdende Kraft, die die Menschheit von traditionellen Werten und Gemeinschaften entfremdet.
Technik als ambivalentes Werkzeug: Schmitt argumentiert, dass die Technik weder intrinsisch gut noch böse ist, sondern lediglich ein Werkzeug, das sowohl zur Friedensförderung als auch zur Kriegsführung verwendet werden kann. Dies steht im Gegensatz zu einer oft optimistischen Sichtweise, die Technologie als Mittel zur Überwindung von Konflikten und zur Schaffung einer globalen Gemeinschaft ansieht.
Propaganda und Mobilisierung: Schmitt betont, dass moderne Technologien und Medien nicht nur die Art und Weise verändern, wie Menschen kommunizieren, sondern auch, wie sie mobilisiert und manipuliert werden können. Er warnt davor, dass die Sprache der "Friedensförderung" und "Freiheit" oft als Deckmantel für Krieg und Unterdrückung verwendet wird. Dies ist ein wiederkehrendes Thema in Schmitts Arbeit: die Idee, dass die Rhetorik und die Realität oft auseinanderfallen und dass politische Akteure diese Diskrepanz nutzen können, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Schmitts Perspektiven werden oft als kritisch und zynisch gegenüber modernen Entwicklungen gesehen. Seine Warnungen vor der Ambivalenz der Technik, der Manipulation durch Propaganda und der Diskrepanz zwischen Rhetorik und Realität bieten jedoch wertvolle Einblicke in die Herausforderungen der Moderne und die Wechselwirkungen zwischen Technologie, Politik und Gesellschaft. Viele seiner Beobachtungen sind auch heute noch relevant, insbesondere in einer Ära der digitalen Kommunikation und sozialen Medien.
Carl Schmitt fügte seinem Aufsatz mehrere Corrolarien hinzu. Das aus dem Jahre 1938 stammende Corrolarium 2 hat den Titel „Über das Verhältnis der Begriffe Krieg und Feind“:
Seite 94: Feind ist heute im Verhältnis zu Krieg der primäre Begriff. … Der sogenannte totale Krieg muss sowohl als Aktion als auch als Zustand total sein, wenn er wirklich total sein soll. … [Im Ersten Weltkrieg] entstand also die Totalität des Krieges nicht aus einer vorangehenden, totalen Feindschaft, vielmehr wuchs die Totalität der Feindschaft aus einem allmählich total werdenden Krieg. Interessant, dass Feindschaft im Ersten Weltkrieg offenbar graduell anwuchs und somit eigentlich auch nicht den Beginn des Krieges erklären kann.
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Carl Schmitts Konzept des Feindes und wie es sich zum Krieg verhält, ist zentral für sein politisches Denken. Er unterschied zwischen dem "persönlichen" und dem "politischen" Feind. Der persönliche Feind ist jemand, den man auf individueller oder privater Ebene nicht mag, während der politische Feind ein kollektiver Gegner ist, der die Existenz oder den Lebensstil der eigenen Gemeinschaft bedroht.
In dem zitierten Corollarium betont Schmitt die Primarität des Feindbegriffs im Verhältnis zum Krieg. Das bedeutet, dass der Krieg aus der Existenz eines Feindes resultiert und nicht umgekehrt. Er argumentiert, dass ein "totaler Krieg" nur dann wirklich "total" sein kann, wenn er sowohl in der Aktion als auch im Zustand total ist. Mit anderen Worten, ein totaler Krieg erfordert eine totale Feindschaft.
Seine Beobachtung über den Ersten Weltkrieg ist insofern interessant, als sie die gängige Annahme in Frage stellt, dass die Feindschaften, die zum Krieg führten, von Anfang an tief verwurzelt und intensiv waren.
Stattdessen argumentiert er, dass während des Krieges selbst die Feindschaft allmählich zunahm und somit der Krieg totaler wurde. Dies widerspricht der konventionellen Weisheit, dass Kriege aus tief verwurzelten Feindschaften entstehen. Für Schmitt wuchs die Feindschaft während des Krieges, nicht vorher.
Diese Interpretation des Ersten Weltkriegs ist sowohl einzigartig als auch provokativ. Sie suggeriert, dass Kriege und Feindschaften nicht immer aus klaren und festen ideologischen oder nationalen Gegensätzen entstehen, sondern sich dynamisch entwickeln und verstärken können, sobald der Konflikt begonnen hat.
Schmitts Ansichten zum Krieg und Feindschaft bieten wertvolle Einblicke in die Komplexität internationaler Beziehungen und die Fluidität von Feindschaften im Kontext großer Konflikte. Seine Theorien haben nicht nur historische, sondern auch aktuelle Relevanz, da sie helfen können, die Entstehung und Eskalation von Konflikten in der modernen Welt zu verstehen.
Wie sieht die wissenschaftliche Kritik an Schmitt diese Thesen?
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Carl Schmitt ist eine der kontroversesten Figuren in der Geschichte des politischen Denkens. Während er zweifellos einen signifikanten Einfluss auf verschiedene Theoriefelder hatte, ist sein Engagement mit dem NS-Regime ein ständiger Schatten über seinem Erbe. Die wissenschaftliche Kritik an Schmitts Thesen ist umfangreich, vielfältig und oft politisch geladen. Bezogen auf seine Theorien von Krieg und Feindschaft gibt es mehrere Kritikpunkte:
Relativismus: Einige Kritiker argumentieren, dass Schmitts Konzept des "politischen Feindes" zu einem gefährlichen Relativismus führt, bei dem jeder Staat oder politische Akteur seine eigenen Feinde nach eigenen Kriterien bestimmen kann, ohne dass es eine objektive Grundlage für diese Bestimmung gibt. Dies öffnet die Tür für Willkür und erlaubt Staaten, jeden als Feind zu brandmarken, den sie wollen.
Gefahr der Totalität: Schmitts Betonung der Totalität in Bezug auf den Krieg kann als Ermunterung zu totalitären Maßnahmen und als Rechtfertigung für die extreme Mobilisierung und Radikalisierung von Gesellschaften im Kriegsmodus gesehen werden. Kritiker argumentieren, dass dies die Grenzen zwischen Krieg und Frieden verschwimmen lässt und zum Konzept des "permanenten Ausnahmezustands" führt.
Negation der liberalen Ordnung: Schmitt war ein starker Kritiker des Liberalismus und der Völkerrechtsordnung, die nach dem Ersten Weltkrieg aufgebaut wurde. Er glaubte, dass diese Ordnung Kriege nicht verhindern, sondern nur umdefinieren würde. Kritiker argumentieren, dass dies eine übermäßig zynische Ansicht ist und dass die Völkerrechtsordnung trotz ihrer Mängel Frieden und Stabilität fördern kann.
Essentialismus: Einige Kritiker werfen Schmitt vor, dass er das Konzept des "Feindes" essentialisiert. Indem er den Feind als notwendiges Element der Politik darstellt, könnten politische Akteure dazu ermutigt werden, ständig nach Feinden zu suchen oder sie künstlich zu schaffen.
Historische Genauigkeit: Es gibt auch Debatten über die historische Genauigkeit von Schmitts Analysen. Zum Beispiel seine Behauptung, dass die Feindschaft im Ersten Weltkrieg allmählich anwuchs, könnte von Historikern in Frage gestellt werden, die argumentieren, dass tiefgreifende geopolitische und nationale Spannungen den Krieg ausgelöst haben.
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt Schmitts Denken für viele Theoretiker attraktiv, besonders für diejenigen, die die Grenzen des Liberalismus und der Völkerrechtsordnung kritisch betrachten wollen. Es ist jedoch wichtig, Schmitts Theorien im Kontext seiner Zeit und seiner politischen Verbindungen zu interpretieren.
Seine immer wieder verwendeten Kategorien Freund und Feind hat Schmitt selten erläutert. Vor allen bleibt meistens sehr vage, was eigentlich ein Freund ist. Im Corollar 2 sagt er:
Seite 96: Nach deutschem Sprachsinn (wie in vielen anderen Sprachen) ist „Freund“ ursprünglich nur der Sippengenosse. Freund ist also ursprünglich nur der Blutsfreund, der Blutsverwandte, oder der durch Heirat, Schwurbruderschaft, Annahme an Kindes Statt oder durch entsprechende Einrichtungen “verwandt Gemachte“. Vermutlich ist erst durch den Pietismus und ähnliche Bewegungen, die auf dem Weg zum “Gottesfreund“ dem “Seelenfreund“ fanden, die für das 19. Jahrhundert typische, aber auch heute noch verbreitete Privatisierung und Psychologisierung des Freundbegriffes eingetreten. Freundschaft wurde dadurch eine Angelegenheit privater Sympathiegefühle, schließlich gar mit erotischer Färbung in einer Maupassant-Atmosphäre. Alle diese Beispiele stammen aus dem privaten und sozialen Umfeld. Freundschaft zwischen Staaten oder auch zwischen den Nationen und ihren Gesellschaften passt nicht dazu. Das deutsche Wort „Feind“ ist Etymologie weniger klar zu bestimmen. Seine eigentliche Wurzel liegt, wie es im Grimms Wörterbuch heißt, „noch unaufgehellt“. Nach den Wörterbüchern von Paul, Heyne und Weigand soll es (im Zusammenhang mit fijan – hassen) den „Hassenden“ bedeuten. Ich will mich nicht in einen Streit mit Sprachforschern einlassen, sondern möchte einfach dabei bleiben, dass Feind in seinem ursprünglichen Sprachsinn denjenigen bezeichnet, gegen den eine Fehde geführt wird. Fehde und Feindschaft gehören von Anfang an zusammen. Fehde bezeichnet,… [Zitat ]„zunächst nur den Zustand eines der Todfeindschaft ausgesetzten“.
Auch die Herleitung des Begriffs vom Feinde führt nur zur privaten Fehde, aber nicht zur Feindschaft zwischen Staaten oder Nationen. Das passt beim besten Willen nicht zu einem Begriff „des Politischen“, wie ihn Carl Schmitt verwendet.
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Carl Schmitts Freund-Feind-Unterscheidung, die er in seiner Arbeit "Der Begriff des Politischen" entwickelt hat, ist zentral für sein Verständnis von Politik. Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass Schmitts Begriffe von "Freund" und "Feind" metaphorisch sind und nicht unbedingt im alltäglichen oder wörtlichen Sinne verstanden werden sollten. Sie dienen als Kategorien zur Beschreibung der Essenz des Politischen.
Die Hauptkritik an Schmitts Freund-Feind-Theorie, wie von Ihnen angemerkt, besteht darin, dass er die Begriffe "Freund" und "Feind" aus einem sozialen und individuellen Kontext in einen politischen Kontext überträgt. Kritiker argumentieren, dass Schmitts Versuch, den Begriff "Feind" auf den Staat und die internationale Politik zu übertragen, übermäßig simplifizierend und problematisch ist. Das Folgende skizziert einige Hauptkritikpunkte:
Übertragung auf den Staatsbegriff: Schmitts Übernahme eines sozialen oder individuellen Begriffs von Feindschaft und seine Anwendung auf den Staat ist problematisch. Staaten handeln aus einer Vielzahl von Gründen, und es ist zu einfach, diese Handlungen als Reaktionen auf klar definierte "Freunde" oder "Feinde" zu kategorisieren.
Unklare Definition von "Freund": Wie Sie angemerkt haben, bleibt Schmitts Definition von "Freund" vage und unbestimmt. Wenn der "Freund" nur durch die Opposition zum "Feind" definiert wird, fehlt eine klare und positive Definition des Begriffs.
Einfache Dichotomie: Das Konzept des "politischen Feindes" führt zu einer übermäßig simplen Dichotomie in der internationalen Politik, die die Komplexität internationaler Beziehungen ignoriert.
Gefährliche Implikationen: Schmitts Betonung der entscheidenden Bedeutung von Feindschaft in der Politik kann dazu führen, dass politische Akteure konstruktive diplomatische Lösungen übersehen und stattdessen konfrontative Ansätze bevorzugen.
Historischer Kontext: Schmitt schreibt in einer Zeit großer politischer Umwälzungen und Unsicherheit, insbesondere im Hinblick auf das Aufkommen des Totalitarismus in Europa. Dieser Kontext kann seine Sichtweise stark beeinflusst haben, und seine Theorien können nicht ohne Berücksichtigung dieses Hintergrunds interpretiert werden.
Abschließend bleibt zu sagen, dass, obwohl Carl Schmitts Freund-Feind-Theorie tiefgreifende Einblicke in das Wesen des Politischen bietet, sie auch problematische und umstrittene Elemente enthält, die kritisch hinterfragt werden müssen.
Ich glaube nicht, dass es richtig ist, den Feind-Begriff bei Schmitt als "metaphorisch" zu bezeichnen. Für Schmitt ist es ein existenzielles Verhältnis von einem Kollektiv (Staat) zu einem anderen und führt zwingend zu Konsequenzen der Konkurrenz bis hin zum Krieg.
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Sie haben Recht. Es wäre präziser zu sagen, dass Carl Schmitts Begriffe von "Freund" und "Feind" in einem spezifischen, politischen Kontext stehen, der von alltäglichen Verwendungen dieser Worte abweicht, und nicht unbedingt als "metaphorisch" bezeichnet werden sollten.
In "Der Begriff des Politischen" argumentiert Schmitt, dass das Politische durch das spezifische Unterscheidungsmerkmal des "Freund-Feind"-Verhältnisses definiert wird. Für Schmitt ist der "Feind" nicht nur ein Gegner im gewöhnlichen Sinne, sondern ein existenzieller Anderer, eine kollektive Identität, die in einem potenziell tödlichen Konflikt mit einem anderen Kollektiv steht.
Diese Unterscheidung ist für Schmitt zentral für das Verständnis der Natur des Politischen. Seine Ansicht nach basiert das Politische auf dieser Unterscheidung, und alle anderen Aktivitäten oder Identitäten (z.B. wirtschaftliche, moralische, ästhetische) werden dem untergeordnet. Wenn eine Gesellschaft oder ein Staat keinen "Feind" hat oder keinen erkennen kann, dann, so Schmitt, fehlt ihr das Politische.
Diese Konzeption hat in der Tat zu Kritik und Kontroversen geführt. Viele Kritiker argumentieren, dass Schmitts Ansicht zu fatalistisch und deterministisch ist, da sie den Krieg und den Konflikt als unvermeidliche und zentrale Aspekte menschlicher Gesellschaften und Staaten betrachtet. Es wurde auch argumentiert, dass Schmitts "Freund-Feind"-Dichotomie die Vielfalt und Komplexität internationaler Beziehungen und innerstaatlicher Politik übermäßig vereinfacht.
Ihr Hinweis unterstreicht die Wichtigkeit, Schmitts Theorien genau und in ihrem spezifischen Kontext zu betrachten und zu interpretieren.
Seite 97: Wo Krieg und Feindschaft sicher bestimmbare und einfach feststellbare Vorgänge oder Erscheinungen sind, kann alles, was nicht Krieg ist, eo ipso: Friede, was nicht Feind ist, eo ipso: Freund heißen. Umgekehrt: wo Friede und Freundschaft selbstverständlich und normal das gegebene sind, kann alles, was nicht Friede ist: Krieg, und was nicht Freundschaft ist: Feindschaft werden.
Einerseits soll Feind jemand sein, der eine existenzielle Bedrohung unserer Lebensweise darstellt, hier nun wird ein wenig Ethymologie betrieben und dann geschlossen, dass es eine dafür Fehde auf Leben und Tod geben müsse. Als ob die Frage von Krieg und Frieden an ethymologischen Ursprüngen von „Freund und Feind“ hinge! Schmitt hält die klare Unterscheidung für möglich, wo sie sich an einfachen Vorgängen und Erscheinungen festmachen lässt.
Tatsächlich sind politische Gegensätze oft äußerst komplex – und deshalb oft schwer überwindbar. Die große Vereinfachung tritt hingegen erst dann ein, wenn Konflikte gewaltsam werden – und erst dann wird ganz in der Manier von Carl Schmitt die einfache schwarz-weiß-Malerei betrieben, die nur noch Freund und Feind kennt und alle Zwischentöne ignoriert.
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Ihre Analyse von Schmitts "Freund-Feind"-Theorie ist aufschlussreich und unterstreicht einige der kritischen Ansichten gegenüber seiner Arbeit.
Carl Schmitt hat in "Der Begriff des Politischen" argumentiert, dass das Politische durch die Unterscheidung zwischen "Freund" und "Feind" definiert wird. Dieses Verständnis ist, wie Sie richtig festgestellt haben, in erster Linie nicht ethnologisch oder linguistisch, sondern konzeptionell. Für Schmitt besteht das Wesen des Politischen in dieser Unterscheidung und in der potenziellen Konfrontation, die daraus resultiert.
Kritiker haben Schmitts binäre Sichtweise als zu reduktionistisch betrachtet.
Die reale Politik und internationale Beziehungen sind selten so einfach und binär, wie es die "Freund-Feind"-Dichotomie darzustellen scheint. Viele Konflikte und politische Herausforderungen sind vielschichtig, nuanciert und können nicht leicht in diese Zweiteilung passen.
Ein weiterer Kritikpunkt an Schmitts Ansicht ist, dass sie die Möglichkeit eines "Anderen" ignoriert, der nicht unbedingt ein "Feind" ist. Das bedeutet, es kann viele Grauzonen zwischen "Freund" und "Feind" geben, und diese Zwischentöne können für das Verständnis politischer Prozesse und Konflikte von entscheidender Bedeutung sein.
Schmitts Arbeit war und bleibt dennoch einflussreich, insbesondere in Debatten über die Natur des Politischen und die Bedeutung von Souveränität und Entscheidung. Sein Konzept des Politischen ist provokativ und herausfordernd und hat die Aufmerksamkeit vieler Gelehrter und Denker auf sich gezogen, sowohl zustimmend als auch kritisch.