USA_SW
Arizona, Nevada und Utah
28.04. bis 02.06.2016
Anreise
Der Start ist holprig, wegen Streiks am Flughafen Frankfurt wird die gebuchte Verbindung von Salzburg annulliert und auf den nächsten Tag verlegt. Dies klappt dann, aber der Start des Anschlussfluges von Denver nach Las Vegas muss wegen schwerer Gewitter in Vegas um mehr als 2 Stunden verschoben werden, es ist frustrierend, die wartende Maschine vor sich zu sehen… Endlich ist auch diese Hürde geschafft, das Lichtermeer, unser Stützpunkt für die Campermiete, liegt unter uns. Wir müssen nur noch die endlose Warteschlange am Taxistand bewältigen, das Hotel ist bald erreicht, dem ersehnten Schlaf steht nichts mehr im Wege.
Die Übernahme des Campervans erfordert wenig Zeit, die Prozedur ist nicht mehr neu. Nach dem ersten Großeinkauf für die nächsten Wochen freuen wir uns auf den vermeintlichen Wochenendaufenthalt im Valley of Fire und lassen den Moloch hinter uns. Dank eines Navigationsgerätes, das uns das Christkind letzte Weihnachten für solche Fälle empfohlen hat, gibt es keinen Grund für Differenzen über den Weg durch die Stadt. Danach wird es erst wieder auf der Rückfahrt zur Suche nach dem Camperverleih zu Rate gezogen...
von Las Vegas in die Sonora Wüste
Nach Verlassen der Autobahn tauchen wir langsam ein in diese fantastische Landschaft, das böse Erwachen ereilt uns am Eingang zum State Park: “Campground full” ist die niederschmetternde Botschaft. Wir vergewissern uns ob der Verlässlichkeit der Angabe - aus Erfahrung entspricht dies nicht immer der Aussage, es gibt manches Mal doch noch das eine oder andere Plätzchen - und müssen leider unverrichteter Dinge von Dannen ziehen, gerade jetzt, wo das späte Tageslicht das Tal zum Leuchten und zur Geltung bringt. Es zeigt sich später, dass das mit dem anschließenden Wetterwechsel bereits zu Beginn der Reise unseren Plan über den Haufen wirft. Meine Aussage, wir sind ja flexibel - alles ist möglich - tritt sofort in Kraft. Solch schöne Plätze sind speziell an Wochenenden gefragt. Der Lake Mead ist unsere nächste Wahl, wir finden dort eine gute Unterkunft auf einem Cpl einer Marina, die einst am Ufer lag. Heute ist dieser Stausee, der Las Vegas mit Wasser und Power versorgt, nur mehr eine Lacke seiner selbst, man wagt keine Prognose über die Zukunft des Stausees und der Stadt… Der nächtliche Gewitterregen ist nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Die Fahrt durch die Gebirgszüge entlang eines Seitenarmes des Stausees, der u.a. vom Virgin River aus dem Zion NP versorgt wird, kündet schon von den Naturschönheiten des Südwestens. Am Hoover Dam, der in den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts errichtet wurde, ist das Ausmaß der Trockenheit ganz besonders sichtbar.
Der Colorado, der den Lake Mead hauptsächlich speist, wird bald nach der Talsperre wieder zum Lake Mohave gestaut, hier dient das Wasser mehrheitlich der Bewässerung in der Landwirtschaft. Wir machen ein Picnic an seinem Ufer, genießen eine ruhige Rast.
Auf der Weiterfahrt wird es gewiss, die Wetterlage stellt sich um, Regen kommt häufig auf, es kühlt empfindlich ab. In Kingman stoßen wir auf die berühmte Route 66, das Teilstück bis Seligman werden wir am nächsten Tag befahren.
Der strahlende Morgen täuscht anfänglich hinweg über bevorstehendes. Die Fahrt auf der legendären Straße lässt nur mehr erahnen, welch Schicksale sich in den Zeiten der Dürre im mittleren Westen, die mit den Krisen der Zwischenkriegszeit zusammengefallen war, abgespielt haben müssen und die Menschen (war die Spezies Mensch nicht seit Anbeginn Wirtschaftsflüchtling?) mit ihren letzten Habseligkeiten gen Westen ins gelobte Kalifornien gezogen sind. Heute ziehen die Touristen - vielfach als Biker getarnt - in beide Richtungen. Hätte nicht der “Barbier von Seligman” nach dem Bau des Freeways die Werbetrommel für die Straße, die ins Abseits zu rutschen drohte und mit ihr die Anwohner, gerührt, kein Hahn würde danach krähen… So fährt man durch hügelige Weidelandschaft mit der sichtbaren Ahnung, dass an der nördlichen Seite der Grand Canyon liegt. Hier ist das Gebiet in Händen von mehreren Indianerstämmen, die einer Vermarktung nur bedingt zustimmen, diese aber auch selbst managen - sh. Skywalk, Raftingtouren, Casinos, o.ä. An einer, ausschließlich für den Transport von Gütern bestimmten Eisenbahnlinie, ziehen unendlich lange Waggonreihen mit Containern beladen, meist von mindestens 5 Lokomotiven am Anfang und Ende gezogen bzw. geschoben, vorbei.
Etwas hinter Seligman verlassen wir diese Legende und begeben uns gemäß unserem Plan südlich in die Umgebung von Sedona. Schlagartig beginnt es zu regnen, der Wetterbericht, noch bei Internetverfügbarkeit geprüft, trifft zu, ein Plan B muß schnell geboren werden, denn das ursprüngliche Ziel ist nur bei gutem Wetter empfehlenswert. Wir entscheiden uns für eine südliche Variante, d.h. vorläufig bis zum Lost Dutchman State Park, östlich von Phönix, weiterzufahren. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir Wetterflucht begehen. Auf der Interstate angekommen, gibt es bald enormen Stau, weit vorne ist ein Unfall passiert, Geduld ist gefragt - eine vollkommene Eigenschaft der Amerikaner, wir bewundern sie immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten… Endlich geht es weiter, plötzlich wie abgeschnitten ändert sich die Landschaft, Saguaros und andere Kakteen prägen sie, wir haben die Sonora Wüste erreicht. Die Durchfahrt durch Phönix funktioniert problemlos, wenn sie auch lange dauert, amerikanische Städte haben enorme Ausdehnungen. Am Ende erreichen wir doch den Park bei gutem Wetter, eine positive Überzeugung macht sich breit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Der gewählte Platz liegt in wunderschöner wüstenhafter Vegetation, die Blüte der Saguaros hat gerade begonnen, Roadrunner (nomen est omen) ziehen wieselflink mit ihrem Nachwuchs über die Wege. Wir werden zwei Tage bleiben, die Wärme und das Ambiente genießen, kleine Wanderungen vor der Tageshitze stehen an, abends natürlich das obligate Lagerfeuer nach dem Grillen und die für die Wüste typische Färbung des Himmels.
Diashow dazu: von Las Vegas bis zur Sonora_Wüste
über den Apache Trail und Cottonwood zum Grand Canyon
Bei strahlendem Wetter und sommerlichen Temperaturen verlassen wir den Süden Arizonas über den Apache Trail, eine wunderbare Straßenführung durch die Sonorawüste, zum Großteil auf Schotterpiste sowie tw. auf einspurigen Strecken durch gebirgige Landschaft. Enge Serpentinen sind in den Fels gehauen, Ausweichen werden auch für lookouts genutzt, verschiedenste Kakteen und Wüstengewächse wechseln einander ab, gerade öffnen sich die Blütenkränze der Saguaros, die von allerlei Vögel und Insekten bewohnt oder heimgesucht werden. Es ist die schönste Jahreszeit für diese Strecke, die wir immer wieder wählen, wenn wir hier sind. Anfänglich gibt es noch die touristisch genutzte ghosttown “Tortilla Flat” mit einer Handvoll Einwohnern, danach wird es einsam, nur der eine oder andere Campingplatz an einem der Stauseen ist belebt. Das Ende des Trails markiert der Roosevelt Staudamm, der gleichnamige Stausee hat auch nur mehr die Hälfte seiner ursprünglichen Ausdehnung.
Hier wollen wir weiter zu einer Straßenverbindung in den Mittelteil Arizonas, die lt. Karte vielleicht einen ähnlichen Verlauf wie der Apache Trail hätte, ebenfalls mit einem Gravelroadabschnitt und einer Passhöhe über den 2000ern. Doch ein plötzliches Kontrolllicht, dass mit dem Motor etwas nicht in Ordnung wäre, lässt uns die nächstgelegene Stadt “Globe” anpeilen. In einer Werkstatt werden wir beruhigt, es tut angeblich nichts zur Sache, man hat das Problem einfach elektronisch gelöscht. Nunja, so ganz überzeugt uns das nicht, wir verzichten auf das Experiment und wählen die sanfte Tour. In der Umgebung von Globe werden Kupfer und Silber abgebaut, viele Halden zeugen davon. Anfänglich überwiegt noch die wüstenhafte Landschaft, sie geht weiter nördlich in Land- und Forstwirtschaft über.
Gegen Abend erreichen wir Cottonwood, südlich von Sedona, hier campen wir für zwei Nächte im weitläufigen State Park. Das Wetter ist gut, die Temperaturen noch angenehm, nur tagsüber bläst kräftiger Wind. Am nächsten Tag besuchen wir das nahegelegene Bergbaustädtchen “Jerome”, hier ist Kupfer der Haupterwerb, wenn auch schon nicht mehr ausreichend. Die prächtigen Farben der Felsen der umliegenden Berge und Hügel deuten noch auf den seinerzeitigen Boom hin. Wie in vielen der Bergbaustädte wird der Vergangenheit gefrönt, die ehemaligen Saloons, Banken, Bordelle u.ä. sind heute Geschäfte und Galerien, die größtenteils sehr geschmackvolle Ware anbieten und sehr ansprechend dekoriert sind. Natürlich darf das eine oder andere Sammelsurium, als Museum getarnt, nicht fehlen, ebenso die üblichen Generalstores mit angeschlossenem, bestens sortiertem, Waffenangebot...
Auf der Fahrt ins Hinterland werden wir an einem Aussichtspunkt wieder einmal auf unser Auto angesprochen - was dieses Jahr nicht mehr so häufig wie im Vorjahr vorkommt - holländischen Reisenden imponiert das Design. Wir unterhalten uns gut über Gott und die Welt, ihre Tochter lebt mit Familie z.Zt. in Las Vegas, das nutzen sie für Reisen in den Südwesten, wir finden viele Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten in Bezug auf das Reiseziel heraus, die Zeit vergeht wie im Fluge.
Nach diesem Abschnitt setzen wir die Reise mit dem Ziel “Meteor Crater” fort. Sedona ist die nächste Stadt auf diesem Weg, inzwischen richtig mondän, chic und entsprechend teuer geworden, die schöne und klimatisch bevorzugte Umgebung hat dazu beigetragen. Danach geht es im schönen Tal des Oak Creek, dem die grüne Landschaft zu verdanken ist die einen wunderbaren Kontrast zu den roten Felsen bietet, in vielen Kehren hinauf zur Passhöhe auf ~ 2000 m. Es ist nicht mehr allzu weit nach Flagstaff, von wo wir uns auf der Interstate östlich orientieren, um zum Meteor Crater zu gelangen. Wir sind auf der Hochebene angelangt, ein scharfer Wind macht uns das klar. Nach ca. 40 ml erreichen wir das Ziel, der Krater ist, wie z.Zt. bekannt der zweitgrößte weltweit und der am besten erhaltene, durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden. Natürlich gab bzw. gibt es größere, doch sind diese inzwischen erodiert und daher nicht so ausgeprägt. Ein gut sortiert und ausgestattetes Visitorcenter informiert bestens über dieses Phänomen. An diesem Tag sind Aussenführungen nicht möglich, der Wind bläst mit 70 ml/Std. am Kraterrand entlang, selbst während der kurzen Aussenbesichtigung verbläst es uns ordentlich, ohne festen Halt am Geländer hätte dazu keine Möglichkeit bestanden. Der Krater selbst steht unter der Patronanz der NASA und wurde bzw. wird immer wieder zu Testzwecken genutzt, ist daher auch nicht öffentlich zugängig.
Danach fahren wir zurück nach Flagstaff. Das auf der Hinfahrt erste Buschfeuer dieses Jahres unweit der Autobahn - vielleicht wegen einer achtlos weggeworfenen Zigarette? - ist zwar inzwischen gelöscht, verwundert bei dieser Windstärke nicht, die Weide ist bereits so früh im Jahr trocken und brennt wie Zunder.
In der Nacht schon hören wir den Regen, das Wetter hat wie vorhergesagt umgeschlagen, am Morgen sind die Wälder der Umgebung weiss, die Berge sowieso. Der Peak San Francisco in unmittelbarer Umgebung ist mit ~ 3850 m der höchste Berg Arizonas, Flagstaff liegt auf ~ 2000 m, also schlägt der Winter nochmals kräftig zu, nur der Wind hat nachgegeben. Außergewöhnliche Maßnahmen erfordern außergewöhnliche Entscheidungen, also beschließen wir, uns ein amerikanisches Frühstück mit Speck und Ei zu gönnen, um die kalten Glieder wieder etwas aufzuwärmen. Wir haben die Rechnung aber ohne Mc Donalds gemacht - in Ermangelung eines weiteren Angebotes in der Umgebung sind wir dort eingekehrt - doch es gibt NUR burgerartiges... Ich möchte jetzt wirklich nicht darüber philosophieren, aber unser Neskaffee samt Marmelade-Toastbrot ist allemal höher zu bewerten.
Derlei gestärkt begeben wir uns auf die Fahrt zum Grand Canyon. Am Stadtrand von Flagstaff kommt noch Erinnerung an die Reise von 2005 mit Helene auf, hier hat uns damals ein halbstarkes Ranchersöhnchen mit dem Pickup des Vaters das Mietauto auf dem Supermarktparkplatz zu Schrott gefahren, das ist aber eine andere Geschichte…
Das Wetter hat auf Aprillaune umgestellt, es ist kalt geworden, immer wieder schauert und graupelt es, kein gutes Omen für unser Vorhaben. Nach unserer Ankunft scheint es etwas aufzuhellen, wir beschliessen, ein verfrühtes Abendmahl zu grillen. Das Feuer will auch nicht so richtig werden, es ist mühsam, bis endlich die Speise auf dem Teller bereit steht. Keine Minute zu früh, gerade noch können wir ins Auto übersiedeln, bevor der nächste Schauer niedergeht, aber gewiss doch - Glück gehabt, davon sind wir überzeugt! Alles in allem aber etwas ungemütlich.
Der neue Morgen scheint aufs erste gar nicht so übel, die Sonne gewährt Frühstück im Freien, wir blicken optimistisch in den neuen Tag, denn es liegt der Weg in den Westen des Parks vor uns. Kurze Zeit schien dies auch zu klappen, aber die Launen des Aprils setzen sich durch, dunkle Wolken in allen Himmelsrichtungen. Wir lassen uns nicht abhalten, begeben uns gut gerüstet auf die Fahrt mit den Shuttlebussen, verlassen diese an den verschiedenen Aussichtspunkten, marschieren von einigen auch zu den nächsten, die Verhältnisse lassen es zu und sogar die Licht- und Schattenverhältnisse, die Wolken und diverse Schauer erzeugen, lassen gute Fotos erwarten. Der Grand Canyon beeindruckt einfach bei jedem Wetter, er wirkt für sich als Größe. Zum Abschluss dieses Abschnittes wandern wir am Bright Angel Trail noch ein Stück in die Tiefe bis die Aussicht auf den “Indian Garden” (bis dorthin sind Helene und ich 2005 gewandert) und auf den Trail mit dem Abgang zum Colorado zu erkennen ist. Das Wetter macht gut mit und der Grand Canyon zeigt sich in seiner ganzen überwältigenden Farbenpracht.
Auf dem Rückweg zum Cpl trübt es sich wieder ein, die nächsten Schauer stehen an, wir sind gerade deswegen unendlich dankbar für diesen doch sehr gelungenen Tag. Auch wenn ich den Grand Canyon schon so oft besuchen durfte, es ist immer wieder ein erhebendes Erlebnis und Gefühl.
Am Morgen zweifeln wir noch, ob die Vorhersage zutrifft, doch mit zunehmendem Tag klart es auf, wir können auf der östlichen Ausfahrt noch die wunderschönen Aussichten geniessen und die perfekten Fotos schiessen.
Diashow dazu: vom_Apache_Trail_bis_zum_Grand_Canyon
über Lees Ferry nach Page und weiter zum Monument Valley
Die Ausfahrt vom Grand Canyon Nationalpark am Little Colorado entlang bis zur Abzweigung nach Norden ist uns geläufig, daher legen wir keine Stops ein. Auch in diesem Jahr - obwohl mindestens um einen Monat früher - führt der Fluß kein Wasser, es ist besorgniserregend. Geahnt haben wir es bereits, da er normalerweise dem Colorado viele Sedimente liefert und dieser dadurch entsprechend gefärbt wird, was jedoch dieses Mal nicht zutrifft, er ist relativ klar und grün. Je weiter nördlich wir kommen, desto farbenprächtiger wird die Landschaft, zuerst sind es die Ausläufer der “Painted Desert” und danach die Felsen, die den nahen Colorado mit den Glen Canyon, sowie das Paria Plateau ankündigen. Wir zweigen in Richtung Lees Ferry ab, unser heutiges Ziel. Der Cpl liegt auf einer Anhöhe mit wunderbarem Ausblick auf die Felsenlandschaft und den Colorado, der azurblau aus dem Glen Dam des Lake Powel ankommt. Auch der Paria River, der hier einmündet, führt jetzt bestenfalls die schlammige Menge eines Straßengrabens mit, das kann den Colorado nicht einfärben. Hier starten die Raftingtouren durch den Grand Canyon, wir beobachten die Vorbereitungen für eine Tour, die morgen beginnt, die Saison ist bereits in vollem Gange. Es ist alles einfach und zweckmäßig angelegt, niemand vermutet, dass hier “das grosse Abenteuer” beginnt und ebenfalls auch sehr fordernde Trekkingtouren im Hinterland begangen werden können, es gibt weder Hotels noch Saloons, man konzentriert sich auf das wesentliche. Heute ist es strahlend schön, wieder angenehm warm, nur ein heftiger Wind bläst, wir hoffen, dass er abends einschläft und uns einen gemütlichen Tagesausklang gönnt.
Wind und schönes Wetter halten, wir starten unsere Runde nach Page, dieses Mal über Kanab. Kaum auf der Straße, macht sich das Kontrolllicht wieder bemerkbar, wir beschliessen, in Kanab eine Werkstatt aufzusuchen.
Entlang der bunten Felsen der Vermillion Cliffs fahren wir vom Tal des Colorado hinauf zum Kaibab Forst, der sich entlang des Nordrims des Grand Canyons zieht. Die Straße dorthin ist noch gesperrt, Forstarbeiter säubern die Straßenränder von im Winter abgebrochenem Holz und den Brandschäden des Vorjahres. Erst darnach wird die Straße freigegeben. Vom Pass auf > 2400 m fahren wir wieder zur Hochebene von Kanab und steuern gleich eine Werkstatt an. Das Ergebnis der Messung ist gleich wie in Globe, wir können unbekümmert weiterfahren: “don’t worry, have a nice trip!”. Um uns abzusichern, melden wir den Vorfall der Vermietstation per Mail. Beim Internetstop bei Mc Donalds (Salat ist einigermaßen akzeptabel), treffen wir ein Pärchen aus Innsbruck, sie sind ebenfalls auf dem Wege nach Page, Erfahrungen werden ausgetauscht.
Weiter geht es abwechslungsreich vorbei an den bunten Felsformationen des Paria Plateaus, hinter denen sich die berühmte “Wave” türmt. In der Ferne sind die Formationen des Glen Canyons zu erkennen, wir nähern uns Page. Erst wird der Campingplatz reserviert, darnach versuchen wir unser Glück, am nächsten Tag Plätze für eine Tour durch den Antelope Canyon zu bekommen, einem absoluten Highlight. Natürlich sind die Mittagstermine hoffnungslos überbucht, die beste Zeit wegen des Lichteinfalls in die enge Schlucht. Wir bekommen noch Plätze für die 15 Uhr Tour und greifen zu.
Die Cpl-Anlage oberhalb des Stausees - ich möchte mich nicht wiederholen ob der fehlenden Wassermenge - bietet einen wunderbaren Blick auf die verzweigte Canyonlandschaft mit ihren bunten Felsen, die im Abendlicht besonders wirken.
Bevor wir zur Tour aufbrechen, müssen auch mal die “einfachen Dinge des Lebens” wie z.B. Wäsche waschen erledigt werden, um eine ungehinderte Weiterreise zu gewährleisten, die Belohnung folgt darauf…
Der Antelope-Canyon liegt im Navajocountry, wie weite Teile u.a. Arizonas heute einzelnen Stämmen zur Eigenverantwortung überlassen werden, hier ist es der Tourismus, der die Haupteinnahmequelle bildet. Zur Einstimmung wird von zwei Burschen in wunderschöner Tracht (unter der sie Nikehosen tragen…) ein traditioneller Tanz vorgeführt. Darnach fahren wir zum Upper Canyon etwas außerhalb der Stadt. Seit im Jahre 2004 ein schweres Unglück durch eine überraschende Flut geschah, darf der Canyon nur in autorisierter Begleitung begangen werden. Mittlerweile haben die Canyons zu Recht weltweite Bekanntheit erreicht, entsprechend heftig ist der Andrang, man hat leider wenig Muße, dieses Erlebnis auf sich wirken zu lassen. Die engen Schlote, durch die Fluten plötzlich gepresst werden wenn heftige Regenfälle Bäche anschwellen lassen und später auf Felsen treffen, lassen beim Eintritt von Sonnenlicht die gesamte Farbpalette des Umlandes aufleuchten, die Felsen zeichnen den Wasserverlauf exakt nach und werden so geformt. Der Kraft der Natur kann sich nichts widersetzen, dies ist das absolute Highlight dieser Reise! Ein gemütlicher Abend bei intensivem Sternenhimmel lässt diesen absoluten Tag ausklingen. Bei der Abfahrt von hier wird zur Gewissheit, der eine oder andere Weg in dieser Umgebung ist noch ein lohnenswertes Ziel, anderes ein Grund zur Wiederkehr.
Wieder ein strahlender Tag, wir machen uns auf den Weg zum Monument Valley. Ein Abschnitt der Painted Desert wird durchkreuzt, das intensive Sonnenlicht bringt ihn zum leuchten. Spätestens ab Kayenta herrschen die typischen Felsformationen vor, in dunklem rostrot. Weit im Osten leuchten die schneebedeckten Rocky Mountains Colorados. An der Grenze Arizona/Utah liegt das Monument Valley ebenfalls im Navajocountry. Wir erhalten einen Zeltplatz ganz an der Kante mit bester Aussicht auf die berühmten Butts, dem Sonnenuntergang und -aufgang steht nun nichts mehr im Wege. Danach wandern wir einen Loop um die Butts, der Jahreszeit entsprechend blühen zarte Wüstenblumen, besonders intensiv die Cliffrosensträucher, die herrlichen Duft verbreiten. Im Nachmittagslicht leuchten die Felsen, - schon ein Vorgeschmack auf den Abend.
Wie in einem Valley üblich, müssen wir wieder hinauf zur Kante, und das durch tiefen, sehr feinen Sand, geschafft in jeder Hinsicht!
Danach sitzen wir in erster Reihe fußfrei, bereit für den Sonnenuntergang. Dieser wird seinem Ruf gerecht, so perfekt erlebten wir ihn hier noch nie. Langsam spiegeln die Felsen die gesamte rote Farbpalette, die Schatten, die sie auf den nächsten werfen werden immer länger, es ist ein absolutes Schauspiel. Das Wetter verheißt ein ebensolches für den Sonnenaufgang.
Als die ersten roten Streifen am Horizont die Dämmerung ankünden, begeben wir uns wieder auf die Plätze, warm gekleidet und fest eingehüllt in unsere Schlafsäcke, es bläst ein ķühler Morgenwind. Und so wie am Vorabend bereitet uns die Sonne große Freude mit ihrer spektakulären Wiederkehr. Wir freuen uns auf den neuen Tag!
Diashow dazu: von_Lees_Ferry_bis_zum_Monoment_Valley
Canyonlands NP und Arches NP
Lange begleiten uns die Formationen des Monument Valley beim Blick in den Rückspiegel. Erst vor Mexican Hat ändert sich die Landschaft, der San Juan River prägt sie jetzt mit seinen tief in den Fels geformten Mäandern. Wir durchqueren das Valley of the God, klettern auf einer tw. engen, Schotterstraße in Serpentinen den Abbruch hinauf, oben angelangt bleibt noch ein Blick auf das zuletzt erlebte und gesehene. Ich komme mit einer Talbewohnerin ins Gespräch, sie erzählt mir, dass es heuer wesentlich mehr geregnet hätte als im letzten Jahr, dies erklärt das auffallend intensive Grün in dieser Gegend, auch die Berge tragen vergleichsweise mehr Schnee.
Ab jetzt steuern wir auf Canyonlands, dem Land der roten Steine, zu. Wie meist, nicht auf der herkömmlichen Hauptstraße, sondern über die Forststraße von Montecello zu den Needles, der Überblick aus fast 3000 m ist überwältigend bevor man wieder ins Tal kommt. Oben liegt noch etwas Schnee, heute wäre der von uns sehr geschätzte Cpl im Nationalforest nicht wirklich gemütlich. In dieser Höhe sind die Espen noch kahl, obwohl im Tal der Flieder und viele andere Bäume blühen. Wir sind voll der Hoffnung, im Cpl bei den Needles unterzukommen bis an der Einfahrt zum NP das Schild “Campground full” nichts Gutes verheißt. Trotz Nachfrage im Visitor Center ändert sich nichts an dieser Aussage, wir müssen mit einem Ausweichplatz etwas außerhalb des Parks vorlieb nehmen und unser Glück morgen wieder versuchen. Der gemütliche Platz an einem kleinen Bach wird uns das Warten erleichtern, wir legen eine Ruhepause ein, die zum Schreiben genutzt wird. Das Abendlicht bringt die verschiedenen Rottöne der Felsen wunderbar zur Geltung. Der Sternenhimmel ist überwältigend, als wäre er zum Greifen nahe. Der Platz wird von Sportlern aller Art genutzt, viele davon sind Kletterer, angelockt von den nahen Senkrechtfelsen, sie unterhalten sich abends am Lagerfeuer bei einer Gallone Wasser bestens.
Wir brechen sehr früh auf, um unser Glück nochmals zu versuchen, es macht sich bezahlt, wir bekommen einen der wenigen frei werdenden Plätze, die an die Felsen gebaut und durch Bäume angenehmen Schatten bieten, daher besonders beliebt sind. Das Wetter ist gut, es wird ein heißer Tag werden.
Daraufhin starten wir die Besichtigungsfahrt durch den Park, begehen Trails zu verschiedenen Aussichtspunkten, die Felsen bieten zwar guten Halt, das Gelände ist jedoch zum Teil sehr schwierig. Die Straße zu den Elephant Hills ist ob der derzeitigen Trockenheit gut zu befahren und ein Erlebnis für sich. Ab deren Ende beginnt die absolute Offroadstraße, die für Könner und deren Allradvehikel reserviert ist und in Kennerkreisen einen entsprechenden Ruf hat. Aber auch Wanderwege mit besonderem Schwierigkeitsgrad starten hier, diese sind für uns nicht geeignet. Vom Cpl führt ein guter, mittelschwerer Weg auf die Felsen der Umgebung, oben hat man einen herrlichen, weiten, Rundumblick. An den aufkommenden Wolken erkennt man den nahenden Wetterumschwung, die Sonne verschwindet abends hinter einer Wolkenbank, daher kommt der hier besonders intensiv wirkende Sonnenuntergang leider nicht zur Geltung. Während des abendlichen Lagerfeuers blitzt im Hintergrund Wetterleuchten auf, mal sehen, wie sehr sich das Wetter tatsächlich umstellt wenn wir Richtung Moab weiterziehen.
Etwas wehmütig verlassen wir den Platz in der Hoffnung, nicht das letzte Mal hier gewesen zu sein. Von der Hauptstraße nach Moab weichen wir in das Lisbon Valley aus, ein einsames Tal, das in Richtung Colorado zu Bergwerken führt, das Gestein weist auf mineralhältige Substanzen hin, auch wenn es die heute fehlende Sonne nicht zum leuchten bringt. Der Cpl in Moab ist der erste Anlaufpunkt, nach drei Tagen ohne Dusche heißersehnt. Nachdem wir wieder zivilisationsfähig geworden sind, muss auch für das leibliche Wohl gesorgt, die Vorräte sind fast aufgebraucht und auch vorgesorgt werden für die nächste längere Phase.
Morgens starten wir früh, ein Platz im Cpl des Arches NP ist unser großes Ziel, jedoch nicht leicht erreichbar. Gleich am Eingang zum Park die niederschmetternde Auskunft: “6 month in advance” müßte man reserviert haben. Das ist DIE Herausforderung, wir begeben uns zum Campinghost und unterbreiten unser Begehr nach einem Platz, wo wir doch eine so weite Reise gewagt hätten. Diese Hartnäckigkeit wird belohnt, wir bekommen erst mal die Zusage für eine Nacht, melden aber gleich einen Anspruch für eine zweite an, damit keine Zweifel bestehen…
Darnach können wir uns vermeintlich in Ruhe unserem Programm hingeben. Da im Vorjahr der Trail zum “Delecate Arch” der großen Hitze zum Opfer gefallen ist, steht er an erster Stelle. Die dunklen Wolken rundherum beunruhigen uns zwar, doch sind wir, wie viele andere auch, optimistisch, trockenen Fußes zurückzukommen. Auf halbem Wege beginnt es intensiv zu regnen und zu graupeln, an den Felsen strömt binnen kurzem das Wasser herunter, das sich alsbald zu kleinen Bächen sammelt. Nachdem sich nirgendwo Unterschlupf anbietet und auch keine Aufhellung in Sicht ist, beschließen wir, umzukehren, komplett durchnäßt kommen wir beim Auto an. Zwar frustriert darüber, aber voll der Hoffnung, Petrus möge doch den Wetterbericht im Internet verfolgen und darnach handeln, verschieben wir unser Vorhaben und betrachten diesen Anlauf als Trainingslauf… Der Abend bietet dann gerade so viel trockene Phase zum Gillen, bevor es dann die gesamte Nacht sehr stark regnet, einer der Gründe, warum in diesem Jahr Utah grünt und blüht, wie wir es noch nie erlebt haben auf unseren mehrmaligen Reisen hierher.
Wir warten am nächsten Vormittag eine vermeintlich trockene Phase ab, um den Trail zum Landcscape Arch zu begehen, doch kaum sind wir am Eingang angelangt, beginnt dasselbe Spiel von vorne und bis wir auf unserem Platz zurück sind, sind wir klitschnass. Erst am Nachmittag scheint sich das Wetter zu beruhigen, wir unternehmen einen neuen Anlauf und haben wirklich Glück, das Blitzblau sticht beim Landscape Arch richtig durch, alles scheint frisch gewaschen worden zu sein. Blumen, die wir hier noch nie blühen sahen, ja eigentlich immer glaubten, es sei vertrocknetes Gras, erstrahlen in kräftigem Gelb.
Auch Trails in der Windows Section begehen wir, ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt für den kommenden Tag, die letzte Chance für eine Begehung des Delecate Arch vor der Weiterreise. Der Abend versöhnt mit einer wunderbaren Sonnenuntergangsstimmung, die von den den Cpl umgebenden Felsrücken sehr schön zu beobachten ist, das Panorama ist fantastisch.
Nachts regnet es wieder, doch der nächste Tag beginnt vielversprechend, wir freuen uns auf die Wanderung zum Delecate Arch, auch wenn es den Abschied von diesem schönen Platz bedeutet, wir bedanken uns sehr beim Campinghostpaar, das diese beiden Tage hier ermöglichte. Es ist eine der beliebtesten Wanderungen im Park, entsprechend ist der Zuspruch, wir sind nicht alleine auf dem Weg. Nach rund einer Stunde erreichen wir das Ziel bei gutem Wetter, eine Genugtuung für Mensch und Wetter! Siegis beide neuen Knie haben die doch anspruchsvolle Leistung anstandslos gemeistert und der Trainingslauf hat sich auch positiv bemerkbar gemacht. Das Panorama mit den 4000ern der schneebedeckten Manti La Sal Mountains im Hintergrund des Delecate Arches tut sein Übriges, wir freuen uns über den persönlichen Gipfelsieg. Beim Abstieg bleibt auch Zeit für Beobachtung von Vegetation und Geologie sowie von indianischen Petroglyphen. Am Nachmittag fahren wir zu den Sandflats, versteinerte Sanddünen, geologisch gesehen die Fortsetzung des Arches NP, im Osten von Moab gelegen. Hier haben alle Abenteuersportarten eine Heimat gefunden, die mit Geschwindigkeit (ob durch Motor oder Muskelkraft) zu tun haben, es tummeln sich die Allradfreaks, genauso wie jede Art von Bikern etc., an Wochenenden ist hier die Hölle los, das sollte man wissen. Das Areal ist riesig, es gibt viele Möglichkeiten zum Einfachcampen (d.h. ohne jeden Komfort, nur mit den berühmten Open Air Toiletten ausgestattet), landschaftlich ein Tipp der besonderen Art. Wir finden einen ruhigen und schön gelegenen Platz, darnach fahren wir einen Teil der sogenannten Hauptstraße, die bis zum La Saal Loop hinauf führt. Das Panorama ist atemberaubend, speziell die Moabfalte und die Manti La Sal Mountains kommen bestens zur Geltung. Ein gutes Abendessen vom Grill und das wärmende Lagerfeuer beschließen diesen schönen und erfolgreichen Tag.
Ein früher Aufbruch ist nötig, denn wieder geht es um einen Platz an der Sonne, sprich auf dem Willow Flat Cpl auf “Island in the Sky”, im Norden des Canyon Lands NP. Und wirklich schaffen wir es, auf einem der 12 Plätze unterzukommen, auch für mich hier zum ersten Mal! Darnach können wir uns ganz dem Park widmen, gleich in der Nähe befindet sich der Ausblick über den “Green River”, der zweite wichtige Fluss dieses Parks neben dem Colorado, er mündet etwas südlicher in diesen und bildet zusammen mit ihm dadurch “Island in the Sky”. Eine sehr anspruchsvolle Wanderung zum Uphaevel Dom steht auf dem Programm. Dies ist nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Rest eines Vulkankegels. Der Anstieg gestaltet sich unterschiedlichst, mal steinig, mal mit Felsrücken, mit Stufen etc. Der im inneren des Kraters befindliche Kegel, Dom genannt, spielt alle Farben der Mineralien, die er enthält. Wie auch sonst, sind hier viele Wanderer unterwegs, wie überhaupt die Amerikaner in diesem Jahr wieder sehr reisefreudig sind, man merkt den wirtschaftlichen Aufschwung (an vielen Geschäften ist die Ankündigung “hire” zu lesen), die Saison selbst beginnt erst Ende Mai. Aber auch viele Europäer sind hier unterwegs, sogar mit eigenem Gefährt, meist sind sie dann auf dem gesamten Kontinent auf Reisen. Darnach wandern wir noch ein gutes Stück am Rand des “Grand View”, man steht hier an der Spitze von Island in the Sky und kann erahnen, wo der Zusammenfluss stattfindet, die wirkliche Confluenza könnte man nur nach einer beschwerlichen Wanderung, one way 9 ml, vom Needlesdistrict aus beobachten. Schön zu sehen ist auch der White Rim Trail, eine 4x4 Strecke auf der mittleren Stufe des Colorado Plateaus, die in zwei Tagen Fahrzeit um Island in the Sky führt.
Zurück auf unserem Platz, ist der morgendliche Wind immer stärker geworden, das grillen wird zum Experiment, auch des Nachts lässt er nicht ab.
Auf der Abfahrt nach Moab sehen wir uns noch Einfachcampgrounds außerhalb des Parks an, um für evtl. Zufälligkeiten in der Zukunft gerüstet zu sein… Dabei treffen wir auf einen VW-T3-Offroadclub, der hier sein jährliches Treffen veranstaltet. In typisch amerikanischer Herzlichkeit und Unkompliziertheit lädt man uns auch gleich für 2017 ein, als durchsickert, dass wir einen VW California unser eigen nennen. Sie brechen dann zu einer gemeinsamen Tagesfahrt auf, wir werden mit Hallo verabschiedet. Auch die letzten vier Tage haben wir abseits des gängigen Komforts zugebracht, zum Glück wird uns noch ein Randplätzchen auf unserem Stammcpl zugeteilt und wir kehren wieder in die Zivilisation zurück, einschließlich Wäsche waschen. In der Laundry lernen wir einen sehr geschichtsinteressierten Mann kennen, der sich intensiv nach der Nachkriegsgeschichte Österreichs erkundigt, sich freut, wieder dazugelernt zu haben, da er manches nicht gewusst habe. Er hat sich herzlich für den Gedankenaustausch bedankt.
Auch in Moab bläst der Wind heftig und heiß und ob der wüstenhaften Umgebung staubt es ordentlich. Wir hoffen, dass auf der nächsten Etappe das Wetter wieder stabiler wird. Moab selbst ist zwar absolut keine schöne Stadt, doch als Ausgangspunkt für viele Outdooraktivitäten ein sehr geschätztes Zentrum, das jedem seine individuelle Abenteuerlust erfüllt. Mittlerweile bietet es eine Unzahl von Campingmöglichkeiten an, 1992 gab es nur eine Handvoll davon. Daran kann man ermessen, welchen Aufschwung diese Sparte im Lande inzwischen genommen hat. Ein nicht unwesentlicher Teil der Amerikaner tauscht anläßlich der Pensionierung ihr Haus gegen ein Ungetüm von Trailer samt Auto und evtl. Boot etc. und zieht so Jahr um Jahr cross Amerika dem guten Wetter nach. Trailer ersetzen heute die Mobilehomes von gestern.
Diashow dazu: Canyonlands_und_Arches_NP
Capitol Reef NP, Bryce Canon NP, Zion NP und Valley of Fire StP
Die Abfahrt ab Moab nehmen wir über den La Sal Loop, da dieser in den Nationalforst führt, wir benötigen dringend Feuerholz und können dort durch sammeln von Abfallholz unseren Vorrat wieder aufstocken. Gleichzeitig bietet diese Fahrt nochmals einen guten Überblick über diese großartige Landschaft.
Mit viel Gegenwind fahren wir am San Rafael Swell entlang, einer Water Pocked Fault aus unterschiedlichsten Gesteinsformationen und allen Farben, die im Capitol Reef ihre Fortsetzung findet. Im Goblin Valley State Park wird uns keine Unterkunft gewährt, daher reisen wir dieses Mal weiter. Der asphaltierte Teil der Straße, die durch den Swell führt, befahren wir, auch wenn durch Bewölkung die übliche Farbenpracht nicht gut zur Geltung kommt, ist es beeindruckend. Endlich ist Hanksville erreicht, ein typischer Ort im Nirgendwo an einer Wegkreuzung. Mittlerweile durch eine große Tankstelle, ein Motel und einen RV Platz aufgewertet. Hier geht es für uns ab nun westwärts zum Capitol Reef NP, die letzte Dekade der Reise beginnt, der Kreis schließt sich langsam. Das Wetter wird besser, die Sonne setzt sich mehr und mehr durch und lässt die an sonst so trostlos erscheinende Mesa in einem viel besseren Licht erscheinen als wenn man die Strecke umgekehrt befährt, wie wir es sonst immer, meist morgens, taten - eine wirkliche Überraschung. Da wir, wie befürchtet, abends im NP nicht mehr unterkommen, fahren wir in das 11 ml entfernte Torrey und mieten uns für eine Nacht auf dem Platz, den wir vom Vorjahr kennen ein, die Besitzer freuen sich ehrlich über unsere Rückkehr, allerdings weht auch hier auf über 2000 m ein kräftiger, kühler Wind.
Gleich früh am Morgen machen wir uns auf den Weg zum NP, um die Abreise der Camper nicht zu versäumen. Dies macht sich bezahlt, wir werden fündig, richten uns ein und genießen daraufhin ein ruhiges, gutes Frühstück. An diesen Platz erinnern auch so manche Begebenheiten aus früheren Reisen. Anschließend befahren wir den Drive durch den Park, um an dessen Ende auf der Capitol Gorge Road durch die beeindruckende Schlucht mit ihren hohen, senkrechten, Felsen zu durchqueren und wandern anschließend zum View Point “Goldener Thron” hoch, eine ziemlich schwierige Tour. Die Anstrengung macht sich bezahlt, der Weg ist das Ziel, eine bunte Felsenlandschaft erschließt sich uns. Der starke Wind der letzten Tage hat nachgelassen, wir erfreuen uns an der schönen Tour. Abends schliessen wir den gelungenen Tag bei guter Unterhaltung am Lagerfeuer ab.
Heute steht ein langer Marsch entlang eines trockenen Bachbettes quer durch die Felsenlandschaft bis zur Parkstraße an. Der Weg ist schwer zu laufen, da er durch tiefen Kies, Sand und Geröll führt, wir schaffen die Strecke von insgesamt > 7 km mit allen Fotostops und Pausen in ca. drei Stunden, sind darnach zugegebenermaßen aber ziemlich groggy. Alles was im Bachbett so an Steinen und Steinchen liegt, wird bei Unwettern weitertransportiert, gegen die Wände geschleudert und ergibt unwahrscheinliche Formationen an den steilen Felswänden, ganz besonders im Abschnitt der “Narrows”. Über die erfolgreiche Wanderung freuen wir uns sehr, Siegis neue Knie bewähren sich bestens! Eine kleine Kaffeejause ist der Lohn fur die Mühe, am Abend wird wieder “gefeuert”. Unsere Platznachbarn suchen den Kontakt, es stellt sich heraus, dass der Mann perfekt Deutsch spricht, er hat die Sprache u.a. auch in Deutschland studiert, war lange Zeit Deutschlehrer an einer Highschool und ist mit einer Frau aus Heidelberg verheiratet. Reger Gedankenaustausch über Gott und die Welt entspinnt sich, sie kennen Salzburg gut und haben regelmäßig mit den Schülern Reisen nach Österreich veranstaltet. Sie erklären uns auch, warum in diesem Jahr ein so besonderer Andrang zu den Nationalparks herrscht, es wurden eine ganze Woche lang Beiträge darüber anlässlich des 100 Jahre Jubiläums der Nationalparkvereinigung im TV gesendet, das trägt Früchte. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege diametral, sie reisen weiter nach Moab, wir zum Bryce NP.
Im DixieNF, den wir auf einer Passhöhe von > 2900 m überqueren, sammelt Siegi nochmals Holz, damit für die letzten Tage noch Grill- und Lagerfeuer bereit ist. Im Tal bei Boulder angelangt, wo der Burr Trail abzweigt, der größtenteils als Allradstrecke ausgewiesen ist und einen wunderschönen Abschnitt der Water Pocked Fault durchquert, beginnt die landschaftlich höchst anspruchsvolle Strecke des Escalante NM, das uns immer wieder beeindruckt, auch wenn es gerade etwas wolkenverhangen ist, ist es überwältigend. Hinter dem Städtchen Escalante ändert sich der Landschaftscharakter, mehr und mehr weist bereits auf den nahen Bryce Canyon NP hin. Hier auf ca. 2300 m pfeift der Wind, gerade ist eine Gewitterfront durchgezogen, die Schlafsäcke werden sich wieder bewähren! Auch wenn die Sonne wieder durchkommt, auf dem Canyonrand bleibt es kühl, aber auf dem Weg in den Canyon wird man für die Mühe nicht nur mit Wärme belohnt, auch die Felsnadeln leuchten in den ihnen eigenen Orangetönen. Es herrscht reger Wandererverkehr, auch eine Gruppe Österreicher ist unterwegs, möchte jedoch bald nach Beginn des Abstieges wieder aufgeben. Ich verspreche ihnen, dass sie das Beste versäumen würden und glaube, sie davon abgebracht zu haben. Wir sind schon beim Anstieg und sehen sie danach nicht mehr, also dürften sie doch abgestiegen sein. Es ist für uns eigentlich nicht üblich, zuerst in einen Canyon hinunterzusteigen, wir steigen die Berge erst mal hoch, hier muss man sich die Kräfte viel besser einteilen, um es am Ende noch hinauf zu schaffen.
Ausnahmsweise - und in Erinnerung an die klammen Finger beim Abendessen - gönnen wir uns ein Schnellfrühstück in einer Grocery bei der Ausfahrt vom Park. Das Wetter wirkt stabil, wir erwarten gute Bedingungen bei der Fahrt durch den Zion NP. Zwischen den beiden Parks herrscht Rancherland vor, in diesem Jahr sind die Weiden saftig grün, der kleine Fluss führt ordentlich Wasser und mäandert durch das Tal, wie schon erwähnt, für uns außergewöhnlich. Vor der Abzweigung zum Zion NP fahren wir an der “Deutschen Bäckerei” vorbei, dieses Mal fallen wir nicht mehr darauf herein, aber viele Autos von Touristen parken davor, das Geschäft floriert trotz des u.E. fehlenden guten Geschmacks…
Der Zion NP zählt zu den bekanntesten Parks in den Vereinigten Staaten, entsprechend groß ist der Andrang, speziell an den zahlreichen Aussichtspunkten der schmalen Parkstraße und der spektakulären Abfahrt nach dem Tunnel, die Natur zieht die Besucher in ihren Bann. Selbst der Virgin River führt Wasser und die üblicherweise leeren Wasserfälle sprudeln etwas. Es gibt keine Chance, hier unterzukommen, daher reisen wir weiter, d.h. näher an unseren letzten Stützpunkt vor Las Vegas, dem Valley of Fire, hier wollen wir unbedingt noch die letzten Tage logieren, nachdem man uns zu Beginn der Reise nicht aufgenommen hat. Das bevorstehende lange Wochenende wirft schon überall die Schatten voraus, wir finden doch noch Platz - gleich an der Autobahn, nicht gerade anregend.
Es fällt uns wegen der Platzwahl nicht schwer, früh aufzubrechen, wir verlassen Utah endgültig auf der Interstate, durchqueren Arizona auf einem kurzen Stück, das kurvenreich durch den engen Caynon des Virgin Rivers führt und reisen im südlichen Nevada weiter zur Abzweigung zum Valley of Fire. Die Landschaft wird von der Mohave Wüste geprägt, Joshua Trees kommen mit dem kargen Boden gut zurecht. In den Gärten entlang der Landstraße sind üppige Oleanderhecken angepflanzt, sie verbreiten mediterranes Flair in sonst knochentrockener Umgebung.
Wir finden einen schönen Platz für die Erholungsphase vor dem Heimflug zwischen den roten Felsen, hier können wir ein paar Tage Wärme für die Heimreise tanken, wir sind Mitbewohner der Lizzards, Erdhörnchen und Kolibris usw. Im Visitor Center holen wir uns Informationen für die möglichen Aktivitäten, um einen Überblick zu erhalten, befahren wir die Parkstraße bis ans Ende. Eine Welt von Farben tut sich auf, Felsen in allen Formationen und Farben, wir sind begeistert ob dieser Vielfalt. Die Abendsonne bringt die Felsen rund um uns richtig zum Leuchten, eine besondere Stimmung.
Relativ früh für uns, jedoch der Tageshitze zollend, brechen wir zu einem Trail zur “Wave” auf, sie steht in Konkurrenz zur Wave im Buckskin Gulch am Paria Plateau, darf jedoch uneingeschränkt besichtigt werden. Schon der Weg ist in diesem Falle ein Ziel, man wird von Farben und Formen schier überwältigt und als Belohnung steht am Ende dieses Weges das Objekt. Wenn Fotos dieses einigermaßen übermitteln können, hoffe ich, dass es gelingt. Die Wanderung ist wegen stellenweisem tiefen Sand und der Hitze in baum- und strauchloser Umgebung anstrengend, aber unbedingt zu unternehmen, man wird vielfach belohnt.
Am nächsten frühen Tag wandern wir am Loop um die “White Domes” entlang, allerdings gegen den Uhrzeigersinn, um den beschwerlichen Abstieg als einigermaßen bewältigbaren Aufstieg zu umgehen. Bald nach dem Start schlängelt eine “Desert Glossy Snake” über den Weg, meine spitzen Warnschreie dürften sie dazu bewegt haben, unverzüglich das Weite zu suchen... Nicht nur Farben und Formen begeistern hier, sondern eine Enge, die an den Antelope Canyon erinnert und durch den Lichteinfall besonders zur Geltung kommt. Immer wieder regen uns auf der Rückfahrt schöne Ausblicke zu Fotostopps an. Auf dem Cpl treffen wir ein deutsches Paar das sich auf einer zweijährigen Reise durch Süd- und Nordamerika mit ihrem VW-Bus befindet, eine spannende Geschichte!
Unsere Vorräte gehen zur Neige, die Einteilung ist wieder gut gelungen, an den letzten Abenden wird das für den Ernstfall gesparte Holz im “Ring of Fire” verpulvert, als gäbe es kein Morgen und bringt Siegi ordentlich zum Schwitzen... Bei Tagestemperaturen von > 35° fallen die nächtlichen nicht unter 20°, heizen müsste man somit nicht unbedingt, im Bryce Canyon hätten wir mehr davon profitiert! Leider ist hier insgesamt die Kunst des Feuerheizens ziemlich abhandengekommen, allerorten wird das Holz mit Benzin übergossen, selbst große oder feuchte Holzscheite brennen dadurch im Nu, der Gestank breitet sich ebenso schnell aus. Zum Ausgleich werden morgens von den jungen Damen “gesunde” Babykarotten verspeist, kurios sind beide Fälle, also heizen um jeden Preis!
Nach einem Tag der absoluten Ruhe und Regeneration wandern wir auf den Trails, die wir im Park noch nicht begangen haben und fahren ein letztes Mal durch diese grandiose Sandsteinlandschaft, die ihresgleichen sucht, ein weiteres Highlight dieser Reise nach dem Antelope Canyon, bevor wir morgen hier unsere Zelte ab- und nach Las Vegas aufbrechen, um dort die Reise zu abzuschließen.
Wir finden würdige Abnehmer für unser Holz, eine Schweizer Familie weiß es zu schätzen, dass sogar Späne vorbereitet sind, wir bitten nur darum, beim abendlichen Lagerfeuer auch an uns im fernen Europa zu denken...
Diashow dazu: vom_Capitol_Reef_zum_Valley_of_Fire
Rückreise
Las Vegas ist relativ bald erreicht, der Cpl bietet wenig Schatten, das Thermometer klettert auf bis zu 40°, diese Stadt hat eine immense Lärmkulisse, vor allem wenn man aus der stillen Wüste kommt. Hier packen wir unsere beiden Koffer, die typische Abfolge für den letzten Reisetag. Wider Erwarten schlafen wir trotz Hitze gut, am Vormittag wird das Navigationsgerät wieder bemüht, es weist uns den perfekten Weg zur Campervermietstation, das Auto wird abgegeben. Am Flughafen genießen wir noch einen Cappuccino, der Flug nach Denver startet pünktlich. Zwar sitze ich leider nicht am Fenster, doch kann ich immer wieder Blicke nach unten werfen und sehe vieles was wir auf der Reise besucht haben, wie z.B. den Grand Canyon und das Capital Reef, den Lake Powel und Bryce Canyon usw., wir fliegen über die Rocky Mountains, die noch viel Schnee tragen, besser hätte der Abschluss nicht gestaltet werden können.
Wir kommen müde, aber sehr zufrieden mit der schönen Reise die ohne größere Probleme verlaufen ist, wieder nachhause zurück – mit dem Gedanken, vielleicht doch nicht das letzte Mal in dieser „Ecke“ gewesen zu sein…
we'll be back???