unterwegs im
NW Tirols, Bregenzerwald und Donauquellgebiet
26.08. bis 30.08. und 06.09. bis 16.09.2016
1.Teil
Siegi auf dem Motorrad und ich mit dem Camper, so erreichen wir unser erstes Ziel, das Tirolerland hinter dem Fernpaß. Diese Ecke Österreichs ist für uns der letzte größere weiße Fleck im eigenen Land. Das scheint auch für viele weitere Landsleute so zu sein, wir sind hier eine einsame Spezies, natürlich mit Ausnahme der Einheimischen! In Grain im Tannheimertal finden wir ein freies Plätzchen und erkunden von hier aus das Grenzgebiet und den südlichen Allgäu. Einige österreichische Enklaven sind nur von dieser Seite aus erreichbar, die berühmteste ist wohl das Kleine Walsertal. Wir passieren Oberstdorf mit seinen großen Sprungschanzen und fahren inmitten einer grandioser Bergkulisse immer weiter in Richtung Talschluß, passieren Touristenzentren, die nur mehr durch Ortstafeln getrennt sind, alle Arten von Unterkünften stehen zur Verfügung. Wanderer urlauben jetzt im Spätsommer in diesem Gebiet, das im Winter seine Hauptsaison hat. Baad ist der letzte Ort des Tales, hier herrscht noch Einfachheit vor, der Touristiklobby dürften Grenzen gesetzt worden sein.
Als nächste Station wählen wir Au im Bregenzerwald, schon die Anfahrt über Warth und den Hochtannbergpass ist beeindruckend, die Westseite der Passstrasse führt in hohen Trassen das Tal hinunter. Die Runde über den Furkapass nach Rankweil, Feldkirch und zurück über die Fontanella können wir bei herrlichem Wetter bestreiten und mit uns viele weitere Motorradfans. Die für den nächsten Tag geplante Bergfahrt auf den Diedamskopf fällt leider ins Wasser, die weiteren Aussichten sind nicht ermutigend, wir beschließen daher, bei gerade noch trockenem Wetter eine Unterbrechung, wir fahren nach Hause und wollen ohne Motorrad weiter an die geplante Donaustrecke reisen. Länger schon sind wir nicht mehr direkt über den Arlbergpass gefahren, wir kennen das Gebiet fast nicht mehr – Bautätigkeiten aller Art haben es total verändert. Straßen wurden verlegt, Liftanlagen in großer Zahl neu angelegt, von neuen Unterkünften in den bekannten Touristikzentren Zürs, Lech, St. Christoph und St. Anton einmal ganz abgesehen, ebenso herrschen allerorten emsige Vorbereitungsarbeiten für die kommende Saison.
2. Teil
Eine Woche später endlich können wir wieder durchstarten, noch auf der Fahrt nach Passau ist das Wetter entlang Salzach und Inn zweigeteilt, in Bad Abbach an der Donau angekommen, dürfen wir Hoffnung für die nächste Zeit schöpfen. Am nächsten Tag tingeln wir mehr oder weniger entlang der Donau durch leicht hügelige Landschaft – landwirtschaftlich genutzt, die ehemaligen Brachflächen werden jetzt für unendliche Photovoltaikanlagen gebraucht und die meisten Dächer ebenfalls – entlang der Donau nach Ingolstadt mit seiner schönen Altstadt und dem Schloß, passieren Donauwörth und finden Platz in Leipheim vor Ulm. Hier stellt sich heraus, dass ich meine Wander- und Trekkingschuhe auf dem letzten Campingplatz vergessen habe (ich pflege sie unter dem Auto abzustellen, da waren sie nicht mehr sichtbar…). Somit ist der Plan für den kommenden Tag fix, wir müssen zurückfahren und das auf schnellem Wege, also Autobahn. Dies führt uns durch das Hopfenland, der gerade auf volle Höhe aufgelaufen ist, Hügel um Hügel stehen bewachsene Hopfenstangen soweit das Auge reicht.
Ulm ist unser nächstes Ziel, das in Renovierung befindliche Münster beeindruckt durch seine Größe, ist aber leider wegen einer Veranstaltung geschlossen. Hier stehen auch die ersten Fachwerkhäuser, wir haben Baden Württemberg erreicht. Unweit davon beginnt das Obere Donautal, hier hat die Donau einen Durchbruch geschaffen der berechtigterweise zum Naturpark erklärt wurde, ein wirklicher Kulturraum mit Burgen und Klöstern. Unweit davon befindet sich das Phänomen Donauversinkung bei Tuttlingen und Immendingen, wir können uns davon bei Brühl/Möhringen überzeugen, wo wir dem Krähenbach auch noch einen Besuch abstatten: Donauursprung. Am späten Abend treffen wir in Donaueschingen ein. Dort beginnt am nächsten Tag die Quellsuche, zuerst im Schloss Fürstenberg, wo der Quelle ein Denkmal errichtet wurde, das Wasser selbst jedoch keinen Bezug zur Donau hat, sondern nur dem Quellfluss Brigach zugeleitet wird. Der Sinn des schönen Spruches „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg“, ist umstritten, Tatsache ist, ab deren Zusammenfluss hat die Donau ihren schönen Namen. Von hier aus fahren wir das Brigachtal hoch bis zur Quelle bei einem Schwarzwälder Bauernhaus, derzeit ist diese jedoch komplett trocken. Weiter im nächsten Tal liegt Furtwangen, von hier ist die Quelle der Breg nicht mehr weit entfernt, sie führt etwas Wasser. Jetzt hat sich mein Wunsch erfüllt, die Donau von der Mündung bis zur Quelle zu erkunden – entsprechend dem Messvorgang, der bei KM 0 am Leuchtturm bei Sulina am Schwarzen Meer begann – also die Mündung (2011) vor der Quelle (2016). Die Bauernhäuser sind im typischen Schwarzwaldstil erbaut, die weitere Fahrt bis zum Titisee rundet das Bild vom Schwarzwald ab.
Abends erreichen wir den Höhenkurort Titisee, wir wähnen uns in der Getreidegasse zur Festspielsaison, Touristen soweit das Auge reicht überschwemmen den kleinen Ort am See. Der Campingplatz befindet sich am gegenüberliegenden Ufer, daher kann uns der Rummel fürs erste wenig anhaben. Am nächsten Tag erkennen wir die Situation – anderswo liegen Kreuzfahrtschiffe vor Anker, hier sind es Buskolonnen. Wir nützen den Tag zur Seeumrundung per Fahrrad (5 km sind nicht gerade viel), zur Ortserkundung und einer Schiffsrundfahrt.
Für die Weiterreise steht Freiburg im Breisgau auf dem Programm, doch haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Es gibt nur teure Parktickets bis max. 1 Stunde, nach einer kurzen Besichtigung des Zentrums mit dem Münster erfahren wir bei der Touristinfo, dass wir ohne Umweltticket an der Windschutzscheibe, das für viele Städte in Deutschland vorgeschrieben ist, gar nicht in die Stadt fahren dürfen und von einer freundlichen Politesse bekommen wir statt der Strafe (€ 80) ein Informationsblatt. Kurzentschlossen kehren wir der Stadt den Rücken, überqueren den Rhein und besuchen Colmar im Elsass, nach genau 39 Jahren zum zweiten Mal, die Erinnerung daran ist etwas verblasst. In der Innenstadt stehen noch viele der für das Elsass typischen Fachwerkbauten, die eine heimelige Atmosphäre verbreiten. Wir speisen eine himmlische Schwarzbeertorte zum Kaffee, nur der Gedanke daran lässt das Wasser im Munde zusammenlaufen. Vor Straßburg überqueren wir den Rhein wieder in Richtung Deutschland und erreichen bald den Cpl bei Bühl.
Für den nächsten Tag sind wir mit unseren Freunden Petra und Klaus aus Karlsruhe verabredet, sie holen uns ab und wir verbringen einen wunderschönen gemeinsamen Tag in der Umgebung von Baden Baden. Es wird ein sehr heißer Tag, eine kurze Wanderung zu den Geroldsauer Wasserfällen bringt Abkühlung. Auf der Weiterfahrt nach Baden Baden machen wir Station bei der Abtei Lichtental, einem Zisterzienserinnenkloster und der anschließenden Allee, die direkt bis in die Stadt führt. In Baden Baden selbst machen wir einen ausführlichen Stadtrundgang, vorbei an Kurzentren mit dem Museum des ehemaligen römischen Bades und dem Park, dem Casino und Theater sowie exklusiven Geschäften. Zum gemütlichen Ausklang finden wir ein Restaurant in den Reblandhügeln, den Ausläufern des Schwarzwaldes, unter uns befindet sich die Rheinebene, wir genießen ein köstliches Abendmahl. An klaren Tagen würde man hier das Straßburger Münster und die Vogesen erkennen, als Ausgleich dafür bietet uns die Sonne ein traumhaftes Untergangsszenario. So hoffen wir, dass das nächste Treffen mit Petra und Klaus - wo auch immer – nicht erst wieder in zwei Jahren stattfindet, ein sehr gelungener Tag wird uns in guter Erinnerung bleiben, habt Dank!
Das nächste Ziel ist der Bodensee, wir fahren entlang des Schwarzwaldes bis an dessen Westufer, in Allensbach campen wir. Das spätsommerliche Wetter lockt noch viele Wassersportler an den See, wir genießen einige ruhige Stunden an dessen Ufer und einen traumhaften Sonnenuntergang. Der angekündigte Wetterumschwung gönnt uns noch den nächsten Tag für eine Fahrt zur Insel Reichenau mit ihren Unesco Welterbestätten. Die Klöster und Kirchen mit ihren Kunstwerken sind einzigartig. Die Insel selbst ist klimatisch begünstigt wie das Umland des Bodensees insgesamt, daher wird der Boden vorwiegend für Gemüse- und Obstanbau genutzt. Dann ist jedoch der Spätsommer endgültig vorbei, schon das intensive Morgenrot deutet auf den Wechsel hin. Wir brechen auf und nützen die letzten guten Stunden zur Fahrt entlang des Bodensees und besichtigen Meersburg. Es ist eine sehr verkehrsreiche Fahrt bis wir zuhause ankommen, nur drei Stunden vor dem großen Regen, die Entscheidung zum Aufbruch war richtig, auch wenn noch einiges am Programm gestanden hätte.
Es war eine sehr abwechslungsreiche Reise in zwei Abschnitten mit den unterschiedlichsten Zielen. Das große Anliegen, die Donau im oberen Teil zu erkunden, konnten wir umsetzen, dies hat uns besonders gut gefallen und beeindruckt.