Einleitung:
Diese Reise ist gleichzeitig eine nostalgische und gegenwärtige.
Die Liebe zur Provence erwachte 1978 anlässlich unseres ersten Fluges. Als wir Südfrankreich überquerten, hatten wir perfekte Sicht, der erste Eindruck war bleibend. Wir beschlossen, bei nächster Gelegenheit diese Region auf herkömmliche Art zu bereisen.
Es blieb nicht bei einer Reise, immer wieder kehrten wir in Abständen gerne zurück und haben so viele schöne Ecken entdeckt. Wenn wir auch der Sprache nicht mächtig sind, konnten wir ein wenig die französische Lebensart kennen und genießen lernen. Genießen kommt von Küche, wir haben hier vieles erfahren und versucht, etwas "Savoir vivre" zu übernehmen. In besonders guter Erinnerung ist uns dabei das ehemalige Restaurant "La Rubin" in Saintes-Maries-de-la-Mer, das leider nicht mehr in dieser Form existiert, wir haben es in den 80ern mehrmals besucht. Ein deutsches Ehepaar, das bei einem dieser "Konsultationen" neben uns Platz genommen hatte, hat aus lauter Begeisterung für Küche und Keller seinen Hund - der Dackel war unter dem Tisch abgelegt - beim späten Aufbruch vergessen. Einige Minuten später kehrten sie zerknirscht zurück, der bestens erzogene Hund wartete geduldig auf die beiden. Außerdem hatte ich 1988 die Reise so eingerichtet, dass ich dort meinen 40. Geburtstag begehen konnte, die Wirtin konnte sich an uns erinnern, sie kredenzte uns besten französischen Cognac.
All diese und einige Erinnerungen mehr haben wir anlässlich dieser Reise aufgefrischt, aber auch neues entdeckt.
Reiseverlauf:
Die Anreise über Italien verläuft problemlos, nach 1,5 Tagen erreichen wir Vence und richten uns etwas ausserhalb auf einem Campingplatz ein. Das Wetter ist zwar wechselhaft, doch wir sind zuversichtlich, hier wollen wir unsere Touren starten. Wir besichtigen St. Paul de Vence http://de.wikipedia.org/wiki/Saint-Paul-de-Vence, ein typisches Künstlerdorf an der Côte d'Azur, in dieser Umgebung hat Curd Jürgens gelebt. Auf dem örtlichen Friedhof finden wir das Grab von Marc Chagall http://de.wikipedia.org/wiki/Marc_Chagall. Ein längerer Fußmarsch mit schöner Aussicht auf die Küstenregion der Bucht von Nizza führt uns bei strahlendem Wetter in das Nachbardorf Tourrettes-sur-Loup. Die nächste Wanderung soll uns dann direkt nach Vence führen, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung, es türmen sich die dunklen Wolken über dem Meer und den Bergen. Die Vorhersage für die nächsten Tage verheißt nichts gutes, wir erfahren, dass erst die Camargue besseres bietet. Somit beschließen wir spontan, die Route zu ändern. Auf dem Wege dorthin ziehen Auto-Kolonnen von spanischen Fußballfans, ausgerüstet mit Pauken und Trompeten, von Mautstation zu Mautstation und geben lautstark ihrer Freude Ausdruck über den Sieg von Atletico Madrid über Chelsea in Monaco - wir freuen uns mit ihnen!
So erreichen wir den berühmten Zigeunerwallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer http://de.wikipedia.org/wiki/Saintes-Maries-de-la-Mer bei gutem - aber sehr stürmisch und kühlen - Wetter, der erste Mistral des Spätsommers bläst ordentlich. Nicht nur im ehemaligen Fischerdorf, selbst auf dem Campingplatz hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles geändert. Ehemals war es wegen der starken Winde ein beliebtes Surfparadies, mittlerweile wurden der ganzen Küste entlang Wellenbrecher und eine Strandpromenade angelegt, das Meer hat seine Kraft verloren. Dadurch hat sich aber auch die Klientel geändert, weit und breit keine Surfschule mehr und schon gar keine Surfer, sie wurden abgesiedelt. Viele Touristen stürmen den Ort, an diesem Sonntag wird von den Einheimischen das Erntedankfest gefeiert, das ganz im Zeichen des Reises steht. Die Camargue liegt im Rhonedelta zwischen Großer und Kleiner Rhone und wird großteils landwirtschaftlich genutzt, es gedeiht z.B. Reis und der typische Sandwein, weiters werden die weißen Camargue-Pferde und Stiere gezüchtet. Im einzigartigen Naturpark kann man u.a. Flamingos beobachten. In großen Salinenanlagen wird Salz gewonnen.
Eine Woche verbringen wir hier bei schönen Ausflügen und Wanderungen, genießen Sonne und Meer, wobei das Wasser gefühlte 15 Grad hat, der Mistral hat es ordentlich durchgemischt.
Danach ziehen wir weiter, wählen einen Standort, von dem aus wir die Städte Arles http://de.wikipedia.org/wiki/Arles und Avignon http://de.wikipedia.org/wiki/Avignon mit deren Hinterland gut ereichen. In Arles findet das "Fête de riz" mit traditionellen Darbietungen statt, z.B. von Reitern, die mit den Pferden bei der Stierzucht auf den Weiden arbeiten, ein Spektakel für jung und alt.
In der gesamten Region Vaucluse haben die Römer viele Spuren hinterlassen, Theater, Arenen, Aquädukte können noch heute benutzt und Ausgrabungen besichtigt werden. In Avignon steht der beeindruckende Papstpalast aus dem Mittelalter und die berühmte Pont d'Avignon. Ebenso Saint-Rémy-de-Provence http://de.wikipedia.org/wiki/Saint-R%C3%A9my-de-Provence, wo Van Gogh während seines Klinik-Aufenthaltes gewirkt hat. Van Gogh hat neben Gauguin in der Provence längere Zeit verbracht, viele seiner berühmten Werke sind hier entstanden. Dem wird auf spektakuläre Art ganz besonders in einem ehemaligen Steinbruch http://www.carrieres-lumieres.com/fr/home nahe den Ruinen von Les-Baux-de-Provence Rechnung getragen. Diese Show ist einzigartig und ein absoluter Höhepunkt dieser Reise. Während dieser Woche genießen wir weitere Touren durch diese schöne Region.
Auf unserem Weg in die Haute-Provence machen wir noch Station in Aix-en-Provence http://de.wikipedia.org/wiki/Aix-en-Provence, einer Stadt mit Geschichte und ganz besonderem Flair.
Unser letzter Fixpunkt der Reise ist Forcalquier, eine kleine Bezirksstadt inmitten der Haute-Provence, auf dem Campingplatz finden wir eine besonders schöne Stelle neben einem Rosmarinstrauch, der uns stets frisches Gewürz zum Grillen liefert. In dieser ausserordentlich trockenen Umgebung gedeiht sogar Safran, natürlich Lavendel wie vielfach in der Provence, typisch für die Provence sind die fruchtigen Rosé-Weine. Der Nachthimmel ist hier besonders klar, daher stehen hier einige Observatorien. Von hier aus unternehmen wir eine Tour zur Verdonschlucht http://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Canyon_du_Verdon, die wir vor einigen Jahren bereits per Motorrad durchquerten, und zum Mont Vetoux http://de.wikipedia.org/wiki/Mont_Ventoux. Wanderungen erschließen uns die Umgebung, ganz besonders schön sind Máne mit den Jardins de Salagon, den Felsen entlang von Les Mées und Le Colorado de Rustrel.
Diashow: P_H_P
Alles findet früher oder später ein Ende, wehmütig nehmen wir Abschied - aber mit dem Wissen, im kommenden Juni wieder in die Provence zu kommen - und das sicher nicht zum letzten Male. Die Rückreise erfolgt bei strahlendem Wetter vorbei an 4000ern über den Col de Montgenévre in das Val di Susa, weiter duch Italien nach Österreich.