Beschreibung und Fotos leider noch in Arbeit
20.05.2015
Wir sind pünktlich am Flughafen, der Zubringerbus zum Flugzeug parkt mit uns auf dem Rollfeld, die AUA-Maschine wird aus techn. Gründen nicht freigegeben, schliesslich werden wir wieder ausgecheckt, umgebucht auf die Nachmittagsmaschine mit Anschluss über Chicago nach LA, Ankunft mehr als 12 Stunden später als geplant, eine mühselige, hektische, mit viel Wartezeit und äusserst knappe Angelegenheit mit langen Wegen in Frankfurt und Chicago. Schlussendlich erreichen wir LA und unser Hotelbett um 1 Uhr 30 morgens, froh, es geschafft zu haben.
21.05.2015
Nach schnellem Schlaf und typisch amerikanischem Schnellfrühstück - neben einem jungen Paar aus OÖ - erreichen wir nach kurzem Fussmarsch die Campingcar-Vermietstation, wo hektisches Treiben herrscht. Durch die Hilfe eines perfekt deutsch sprechenden jungen Mannes gehen die Formalitäten schneller vonstatten, gegen Mittag beginnt die eigentliche Reise. Unser Bus hat ein "tolles" Design, hinter der Aufschrift "Hollywood" verbirgt sich der Tankdeckel, was zur grosser Suchaktion ausartet... Die Fahrt durch diese Riesenstadt mit einer Ausdehnung von > 100 km nimmt einige Zeit in Anspruch, aber Dank Google-Maps umfahren wir die Hindernisse bravourös und erreichen die Interstate 10 nach Phönix. Zwischendurch noch ein Einkaufsstopp, um die nötigsten Dinge für die nächste Zeit zu besorgen und wir endgültig die Mojave-Wüste erreichen. Diese Strecke befahren wir nach 23 Jahren wieder, es hat sich einiges geändert. In der Umgebung von Palm Springs standen damals bereits viele Windräder - zu Recht - jetzt um ein vielfaches mehr soweit das Auge reicht, uns wird beim Anblick der sich im Sandsturm drehenden Räder ganz schwindelig. Zusätzlich sind viele Spielcasinos entlang der Strecke entstanden, die für die in den
umliegenden Reservaten lebenden Indianer eine Einkommensquelle bieten, manches Mal die einzige.
Unser heutiges Ziel, den Joshuatree-NP, erreichen wir im besten Nachmittagslicht, auf dem Campingplatz gibt es im Gegensatz zu damals auch noch genug freie Plätze, wir müssen nicht weiterreisen. Die Anstrengungen der beiden Tage machen sich bemerkbar, wir verschieben das 1. Lagerfeuer auf morgen und beschliessen den Tag.
22.05.2015
Nach sternenklarem, wunderschönem Nachthimmel, zieht es heute leider etwas zu, im Visitorcenter sind sogar evtl. Schauer angekündigt. Wir erwerben unseren NP-Pass für die gesamte Reise, finden Feuerholz auf freien Campingplätzen für unser heutiges Lagerfeuer und organisieren den Bus durch für die Reise - praktisch der übliche Startvorgang bei einer Campingreise.
Danach machen wir uns auf den Weg zu Erkundigungen, einige Trails starten gleich hier in diese bizarre Welt. Manche Wüstenblumen stehen gerade in Blüte, meist klein aber wunderschön, besonders die Orchideen. Yuccas tragen bereits Früchte, Wacholder ebenso kleine, zarte Wollkügelchen. Kolibris und Bienen haben es eilig. Riesenpalmen beherrschen die Oase, die Granit-Felsformationen sind farbenprächtig, dies gelangt besonders in der Dämmerung zum Ausdruck.
Der Wind hat die meisten Wolken vertrieben, es steht einem schönen Abend und wieder einer herrlichen Sternennacht nichts im Wege, der grosse Wagen begleitet uns jetzt (Helene...) und die Milchstrasse ist unser Dach.
unser flotter Flitzer
23.05.2015
In den USA ist das letzte Wochenende im Mai ein langes, der Bedarf an freien Plätzen groß, man wartet schon auf unseren. Daher und weil eine lange Fahrt vor uns liegt, brechen wir bald auf. Wir durchqueren den NP in Richtung Norden bis Twentynine Palms, es ändern sich langsam die geologischen Bedingungen und Flora, die Ausläufe des Death Valley sind zu ahnen. Unterschiedliche Kaktusarten, manche blühen noch, andere bilden bereits Früchte, prägen die Landschaft. Wir durchfahren anschliessend ein wüstenhaftes Tal, es wächst absolut nichts, die hier im Reservat lebenden Indianer können sich nicht selbst ernähren, sind dem Staat ausgeliefert, die entsprechenden Auswüchse sind bekannt, die Landschaft ist bizarr und faszinierend zugleich. Kurz bevor wir wieder auf die Interstate treffen, wird etwas Landwirtschaft betrieben, gerade soviel wie das vorhandene Grundwasser oder die Kanäle des Colorado ermöglichen, man merkt jedoch, dass inzwischen viele Felder aufgegeben wurden. Der Colorado ist der Grenzfluss zwischen Californien und Arizona, hier führt er noch einiges an Wasser, im Golf von Mexiko kommt nichts mehr an, die Landwirtschaft hat alles verbraucht. Seit vielen Jahren herrscht im Südwesten der USA grosse Trockenheit, die Speicher sinken von Jahr zu Jahr und viele Landwirte müssen aufgebeben. Was dies für die Wüsten- und Großstädte bedeutet, ist immer deutlicher zu spüren.
Wir überqueren diesen grossartigen Fluss, der im Oberlauf soviel schönes bietet und wie es sich für den Staat Arizona gehört, wachsen plötzlich überall Suguaros aus dem Boden, die Berge sehen aus, als hätten sie Bartstoppel. Dies ändert sich kaum bis Phönix, wie in den meisten amerikanischen Großstädte ist die Durchfahrt problemlos, wenn auch sehr viel Verkehr herrscht. Wiewohl uns auffällt, dass die amerikanische Gelassenheit beim Autofahren in den Städten zum Teil bereits einer europäischen Hektik gewichen ist.
Im Lost Dutchman StP angekommen, ergattern wir gerade noch einen der letzten freien Plätze, die Dusche ist nach 2 Tagen sehr willkommen. Die Lage ist hervorragend, man überblickt das Tal und das wunderschöne Abendlicht gibt der Landschaft einen einzigartigen Ton, das hat mich schon bei den vorherigen Besuchen sehr beeindruckt.
24.05.2015
Eine ganz besondere Strecke liegt vor uns, der Apache Trail. Anfänglich fühlt man sich in den Wilden Westen versetzt, mit Tortilla Flat, einer kleinen Siedlung im typischen Stil, wird dieses Klischee großartig bedient. Der Saloon, die Tradingpost, die zu überfallende Bank, alles ist vorhanden. Danach ist der asphaltierte Teil zu Ende, Täler münden in Schluchten, es geht in engen Kurven bergan und bergab, oft nur einspurig und über 22 ml nur als Gravelroad geführt, eine abenteuerliche Fahrt. Da entlang der Strecke einige Speicherseen liegen, sind viele Freizeitkapitäne mit ihren Booten unterwegs, die fallweise zur Behinderung werden, wenn mal die Kurve zu eng oder das Bankett zu lose ist. Die Landschaft ist typisch für die Wüste Arizonas, Palo Verde-Bäume, aber vor allem Suguaros, die hier ganz besonders prächtig gedeihen und z.Zt. reichlich blühen, meist rundherum auf jedem Arm. Am Roosevelt-Damm angekommen, endet diese Fahrt nach mehr als 3 Stunden, hier erkennt man gravierend, wie wenig Wasser in den Speichern ist, d.h. der Schneefall des Winters war unergiebig. Die Landschaft wird weiter und weicher, nicht mehr so spektakulär. Wir fahren durch Apachenland und wiederum stimmt es traurig, was aus einem ehemals stolzen Stamm wurde, wenn auch hier mehr an Lebensgrundlage möglich ist wie in der Mojavewüste. Bei Safford campen wir sehr schön an einem Stausee. Die Schwüle des Abends wird durch ein nahes Gewitter genommen, die Dramatik des Wolkenspiels erinnert an Denver 2005 (Helene!).
25.05.2015
Weiter führt die Strecke in Richtung Osten bald queren wir die Grenze zu New Mexiko. Die Landschaft ist noch sehr wüstenhaft, wenn auch andere Pflanzen die Szenerie beherrschen. V.a. Opuntien in unübersehbarer Zahl und noch viel mehr Blüten lassen ahnen, wieviel köstliche Marmelade das ergäbe. Tal um Tal durchfahren wir, vorbei an der riesigen Silbermine von Silver City, bis es in den Gila-Nationalforest hinauf geht, eine sehr schöne Bergstrecke mit Kiefernwälder. Vor Jahren hat es hier großflächig gebrannt, die Spuren sind noch immer deutlich zu erkennen. In den Tälern wird ausgedehnte Weidewirtschaft betrieben, die Tiere haben viel Platz, man erkennt am Fell, dass es ihnen gut ergeht (eine ganz andere Vorgangsweise als in NZ). Auch hier campen wir an einem Stausee.
Diashow:
26.05.2015
Wir passieren ein weites Tal, landwirtschaftlich geprägt da Wasser vorhanden, bevor ein Bergmassiv zu überwinden ist, das in die Ebene der White Sands Dunes führt. Dieses Areal wird weitgehend militärisch und auch von der NASA genutzt, nur der Dünenbereich ist als NP ausgewiesen. Schon bei der Anfahrt ist das Licht gleissend obwohl der Himmel z.T. bewölkt ist, im inneren Bereich ist man blind wie ein Schneehuhn. Im Visitorcenter läuft ein Film über die Entstehung dieser Gipsdünen, durch den erschlossenen Teil führt ein informativer Loop, den wir befahren. In der Picnicarea besteigen wir eine Düne, der Gipssand ist fest, man sinkt fast nicht ein. Die Dünen sind zwar nicht so späktakulär hoch, doch das gleissend weisse Sandmeer ist wirklich beeindruckend. Viele der Besucher nutzen die Gelegenheit, zum eigenen Gaudium auf allen sich bietenden Unterlagen die Dünen hinunterzurutschen. Im inneren Kreis der Dünen findet man wenig Bewuchs im Gegensatz zur Einfahrt, wo v.a. Yuccas dominieren, Gräser und weitere Wüstenpflanzen diese festigen.
Unweit davon finden wir einen Campinglatz am Hang mit schönem Überblick über das weite Tal bis hin zu den Dünen und typischer Kakteen, vielen satten Octillos, die noch blühen, wir dürfen einen herrlichen Sonnenuntergang genießen. Die nahe Air Force Base ist nächtens stark beleuchtet, mindert daher die Aussicht auf den ungetrübten Sternenhimmel.
27.05.2015
Endlos, so wie man es sich vorstellt, wirkt die weitere Fahrt, der Highway fällt hinter dem Horizont hinunter... Vor El Paso überqueren wir die Grenze nach Texas, es ist wie überall nur eine Linie im Atlas. Die Stadt selbst ist jedoch Grenzstadt zu Mexiko mit allen Begleiterscheinungen, wir passieren sie nur und wenden uns gegen Osten, weiter in Richtung zu den Guadelupe Mountains. Während des Einkaufsstopp schon fällt uns auf, hier gibt es Enklaven europäischer altchristlicher Gemeinden mit all den Folgen, wie z.B., Frauen werden nicht gleichberechtigt behandelt, der Mann kauft ein, die Frau "darf" dabei nur die Kinder - ohne Zahl - hüten, hat sich züchtig zu kleiden und zu verhalten. Dass diese Enklaven durch Inzucht mit allen Folgen geprägt sind, sei auch erwähnt.
Die Wüste ist hier "relativ" feucht - im Verhältnis zur Sonora u.a. - entsprechend grün wirkt die Landschaft, wenn auch von unendlich vielen blühenden Yuccas geprägt. Die Strasse folgt nun den Guadelupe Mountains, verlässt die Ebene und erreicht einen Pass in Höhe von ca. 1700 m, der höchste Berg erreicht ca. 2500 m und ist zugleich die höchste Erhebung in Texas. Im gleichnamigen NP herrschen fast alpine Verhältnisse, der Untergrund ist durchlöchert wie Schweizer Käse, was wir später in den Carlsbad Caverns erfahren werden. Leider ist der Zeltplatz für uns nicht geeignet und die RV-Plätze sind nicht ansprechend, daher ziehen wir die Weiterfahrt vor.
Kurz danach kehren wir zurück nach New Mexico und im Gegensatz zu Texas tauchen auch Rinderherden und eine Unzahl von Ölpumpen entlang des Highways auf, haben wir da etwas falsch in Erinnerung??? Nördlich von Calrsbad finden wir wieder einen schön gelegenen Statepark am Damm und geniessen einen wunderbaren Sonnenuntergang.
28.05.2015
Carlsbad selbst wäre nur eine typisch amerikanische Stadt ohne besonderen Eindruck, zufälliger Schnittpunkt an Strassenkreuzungen in alle Himmelsrichtungen, wenn da nicht die Caverns wären. Bis jetzt haben wir immer die weite Anreise gescheut, sind aber eines besseren belehrt worden, sie sind wirklich grandios. Es braucht einige Zeit bis das Auge sich an die ständig dunkle Dämmerung gewöhnt, anfänglich sind es eher engere Abschnitte, die man durchläuft, der Weg ist in Serpentinen angelegt, um relativ rasch in die Tiefe zu gelangen. Danach öffnet sich die Höhle in einige grössere Bereiche und gibt wunderschöne Landschaften frei, von einem Beleuchter, der am Broadway arbeitet, bestens in Szene gesetzt. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was z.Zt. bekannt und erforscht ist, der öffentlich zugängig gemacht wurde, immer wieder werden neue Abschnitte entdeckt, die riesige Ausmasse haben. Entdeckt und bekannt wurden sie wegen der Fledermäuse, die hier während der warmen Jahreszeit leben und ihre Jungen aufziehen. Langsam kam die Forschung ins Spiel, heute sind viele Gruppen mit allem möglichen an Studien involviert, nicht zuletzt auch die Medizin und Raumforschung.
Wir wählen eine selbstgeführte Tour mit Audioguide, so können wir unseren Aufenthalt bei den Attraktionen selbstständig einteilen, insgesamt verbringen wir ca. 4 Stunden in den Höhlen, es gäbe jedoch noch viel mehr zu staunen.
Wieder zurück an der Oberfläche blendet das Licht, die Hitze wirft uns fast zurück, ein Gewitter steht im Süden an, dieses bringt später etwas Abkühlung und angenehmere Luft zum Tagesausklang beim Sonnenuntergang.
Tagesausklang im Brantley State Park
29.05.2015
Die Fahrt nach Roswell - dem Mekka der UFO-Gläubigen - ist nicht wirklich lang und führt durch weite Plains, Rinderzucht und Ölförderung sind dominierend. Roswell ist ein weiteres typisch amerikanisches Städtchen, beneidenswert die breiten Boulevards und die gelassene Fahrweise, mal sehen, wie lange diese zuhause noch anhält... Natürlich besuchen auch wir die Pilgerstätte für Ausserirdische und ihre Follower, also das einschlägige Museum, man hat sogar für deutschsprachige Enthusiasten mittels Audioguide vorgesorgt. Es dauert nicht lange und es fadisiert uns gründlich, es gibt einfach auch im Zentrum des angeblichen Geschehens nichts Neues unter der Sonne, alte Brötchen backen wir selbst... Alle Reportagen, Filme und sonstige Ausstellungsstücke sind absolut von gestern, es gibt keine neuen Sichtungen und schon gar keine Landungen. Es bestärkt unsere Meinung frei nach Nestroy: "es ist alles Schimäre, aber mich unterhalt's". Man wollte sicher nur von eigenen Unzulänglichkeiten bei div. Versuchen in der Gegend ablenken, da kam diese Geschichte gerade zur rechten Zeit.
Also auf nach Westen! Die Landschaft wird hügeliger, die Weidegründe üppiger und die Ranches mehr. Auch unser Bus hat Öldurst bekommen und zwar früher als vorhergesagt, im Dorf Capitan/Smokey Bear findet sich rasch ein Mechaniker, der Abhilfe schafft. Auch hier ist unser Bus wie überall die Attraktion, alle fragen, ob wir aus Californien kommen! Nun das gerade nicht, aber "Austria" ist inzwischen ein Begriff geworden, es gibt keine Verwechslungen mehr mit Australien - und ob man will oder nicht, das ist u.a. dem Herrn Schwarzenegger oder "Sound of Music" zu verdanken, Mozart hat das leider nicht geschafft, obwohl ich ihn bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ins Treffen führe... Nach getaner Arbeit geht es flott weiter und in der Nähe von Carizozo finden wir unseren Platz im State Park "Valley of Fire", inmitten eines riesigen Lavafeldes, das hier vor ca. 5000 Jahren ausgeflossen ist und eine Länge von ca. 40 ml und Breite bis 5 ml erreicht hat. Der Platz ist wunderschön angelegt, zumal wir unter unserem Dach auch noch ein Schwalbennest vorfinden, die zweite Brut der Saison wird gerade ausgebrütet, wenn das nicht Glück bedeutet! Vom Hügel aus betrachten wir den herrlichen Sonnenuntergang, der auf die Gegenseite wahre Lichteffekte zaubert. Nur der aufkommende Wind stört etwas, er lässt es die gesamte Nacht heulen!
30.05.2015
Die heutige Fahrt steht unter dem Motto "absolute Eisamkeit", quer durch die unendlichen Weidegründe Neu Mexicos und den dazugehörigen Ranches, nur unterbrochen von einigen wenigen Dörfern, die Indianerland sind, führt sie bis wir auf die Interstate stoßen und von dort aus den Hausberg der Bewohner der Hauptstadt Albuquerque erklimmen. Immerhin überragt er mit ca. 3000 m die Ebene, die selbst schon eine Höhe von ca. 1500 m und mehr erreicht, auch Schneeflecke finden wir noch im Schattenbereich. Die Stadt ist nicht aufregend, die Altstadt wurde weitgehend von Wolkenkratzern eingenommen, wir verschieben die Aussicht auf Pueblos auf morgen. Dafür hat unsere Platzwahl schon etwas besonderes, nämlich direkt am Rio Grande - wer kennt ihn nicht aus den ehemaligen Western? Es wird auch klar, warum ein Fluss in der Grösse der Salzach diesen protzigen Namen trägt: hier in dieser staubtrockenen Gegend, wo die Flüsse nur sehr wenig Wasser führen oder das meiste Jahr über ausgetrocknet sind, scheint solch ein Fluss wirklich gross und lebensspendend! Und so geniessen wir einen lauen Abend, bei bereits sehr vollem Mond an dessen Ufer.
Morgenstimmung am Rio Grande
31.05.2015
Die Tour führt vielfach durch Gebiete, die den Pueblo-Indianern unterschiedlicher Stämme vorbehalten sind, die Häuser der Pueblos (Dörfer) sind meist im traditionellen Stil errichtet, der Schutz gegen die Hitze bietet. Da das Baumaterial hierfür aus den in der Gegend vorhandenen Steinen und Sand, vermischt mit Stroh, besteht, fügen sie sich auch farblich bestens in die Natur ein. Hier haben die Indianer auch eine normale Lebensgrundlage, der Boden ist nicht so karg und im Tourismus können sie ebenfalls reüssieren. Da jedoch absolutes Fotoverbot in den Dörfern herrscht, bietet sich wenig Gelegenheit zum fotografieren. Auch auf ein nach wie vor striktes Alkohol- und Drogenverbot wird ständig hingewiesen und Wert gelegt, leider nicht sehr erfolgreich.
Durch den Jemez Canyon führt die Strasse, man beginnt bereits das doch nicht mehr so weit entfernte Colorado Plateau zu ahnen, bis hinauf zu den Jemez Mountains und Los Alamos wird der Fels bunter, der erste heftige Gewitterregen der Reise wäscht alles rein. Los Alamos hat leider eine sehr traurige Berühmtheit erlangt, hier wurde u.a. die Atombombe unter strengster Geheimhaltung entwickelt, ein sehr interessantes Museum gibt anschauliches Zeugnis darüber. Der Test für diese Waffe fand im Juli 1945 in Trinity, New Mexico statt, unweit des Valley of Fire, in dem wir nächtigten. Im August 1945 fielen solche Bomben dann auf Japan, eine wahrlich schreckliche Entwicklung.
Santa Fe hat eine rasante Aufschwung zu einer blühenden Stadt gemacht, mit viel mehr Flair denn Albuquerque, es herrscht angenehmes Leben in der Altstadt, der Tourismus blüht. Auch die Stadt an sich ist sehr ansprechend, v.a. durch die traditionelle Bauweise, die sich generell durchgesetzt hat. Wir nächtigen in den Bergen rundum auf einem typischen Nationalforst-Cpl, sehr erfrischend nach der Hitze des Tages.
01.06.2015
Bevor wir weiterziehen machen wir noch einen Abstecher zur Ski-Area auf ca. 3500 m oberhalb von Santa Fe, Schnee liegt noch im Gipfelbereich, einige Ski-Wanderer mit Firngleitern sind unterwegs dorthin, um eine Abfahrt zu geniessen. Danach geht die Fahrt in Richtung Norden, also Colorado. Auf einem längeren Abschnitt im Norden New Mexicos wähnt man sich im Süden Utahs, wunderschöne Canyons in vielen Schichten spielen alle Farben der Natur, wir sind endgültig auf dem Colorado-Plateau angelangt, wenn auch immer wieder unterbrochen von bewachsenen Regionen. Die Weiden sind satt, die Steaks werden saftig werden, eine Ranch reiht sich an die andere, es gibt genug Wasser in dieser Region, die Rockies mit den schneebedeckten Gipfeln sind fast in Reichweite.
In Durango angekommen, klären wir ab, ob es noch Tickets für den nächsten Tag für die Durango-Silverton Railroad zu kaufen gibt. Fairerweise wird darauf hingewiesen, dass es nur mehr Karten für die Westseite gibt, d.h. immer den Felsen entlang, und die Rückfahrt sofort anzutreten ist, denn die späten Termine sind "sold out". Diese Ausgabe zu diesen Bedingungen sparen wir uns und beschliessen, selbst mit dem Auto den Teil des "One Million Dollar Highway" bis Silverton zu fahren. Danach machen wir uns auf die Suche nach dem Campingplatz, den ich noch von der Reise mit Helene aus 2005 kenne und tatsächlich findet er sich auf Anhieb... Ein wirklich lauschiges Plätzchen am Bach, die Szenerie ist stimmig, auch der fast volle Mond erinnert an unsere Wartezeit auf ihn vor 10 Jahren.
02.06.2015
Der Tag beginnt strahlend, perfekt für unseren Ausflug in die Berge. Die Anfahrt nach Silverton ist wunderschön, immer wieder Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel der fast 4000er, die sich in Bergseen spiegeln, Pässe von mehr als 3300 m sind zu überwinden - auch Radfahrer samt Gepäck sind unterwegs. Diese Strecke ist eine beliebte Nord/Südroute, wir könnten direkt zu meiner Brieffreundin Janine weiterfahren, doch das steht erst später auf dem Plan. Wir erreichen fast zeitgleich mit der Bahn Silverton und können daher gute Fotos und Filme von der Einfahrt in den nicht vorhandenen Bahnhof schiessen. Mit dem Zug ergiesst sich eine Menge Tagestouristen über das Westerndorf und fällt wie die Heuschrecken (Kreuzfahrer) ein. Im Sommer lebt es zur Gänze vom Tourismus, den Winter über bleiben jedoch nur wenige Bewohner zurück, wenn es bis zu 7 m eingeschneit wird. Das Westernklischee wird bestens bedient (analog zu unseren Mozartkugeln etc.), die Touristen und die Wirtschaft freut's! Diese Ortschaft ist eine der wenigen, die den kurzen Gold- und Silberrausch Ende des 19. Jahrhunderts in dieser Region überlebt haben, lediglich eine kleine Mine existiert derzeit noch. Auch auf dem nachmittäglichen Rückweg erfreuen schöne Ausblicke das Auge, der Tag scheint wirklich perfekt - zumindest bis zu unserer Rückkehr auf den Cpl.
Rasch wird der schon ziemlich angewachsene Schmutzwäscheberg zusammengerafft, die vorhandene Laundry soll genutzt werden, um wieder Ordnung in unsere Vorräte zu bringen. Und noch viel rascher ist das Auto versperrt und der Schlüssel darin verblieben. Eigene Versuche, das Auto zu öffnen, schlagen in Anbetracht des fehlenden "einschlägigen" Werkzeuges fehl, ein Schlüsseldienst muss Abhilfe schaffen. Wir sitzen vor dem verschlossenen Auto wie die Kinder, denen man das Spielzeug weggenommen hat, nur mit der Geldbörse ausgerüstet, da wir ja Quarters für die Waschmaschine erwerben mussten. Nach geraumer Zeit kommt die Erlösung in Form des Schlossers, wenige Handgriffe und das "Sesam öffne dich" Werk ist für den Gegenwert von $ 70 cash inkl. Anfahrt vollbracht (gut, dass wir durch die nicht getätigte Bahnfahrt einiges eingespart haben). Ein kurzer Smalltalk mit ein paar Worten Deutsch beweist wieder, dass viele Amerikaner in Deutschland stationiert waren und sich, wie sie immer betonen, dort sehr wohlgefühlt haben. Jetzt können wir an unser leibliches Wohl denken, gleich wird das Gas angedreht, damit wir nicht vom Fleische fallen... Der heutige Vollmond versteckt sich leider hinter Schleierwolken, sodass vorerst Fotos zwecklos sind, aber der Tag endet trotz der abendlichen Troubles noch angenehm.
03.06.2015
Mesa Verde ist nur unweit von Durango entfernt, gleich beim Parkeingang werden wir von einem gut deutschsprechenden Ranger (auch ehem. Armeeangehöriger in Deutschland stationiert) herzlich willkommen geheissen. Im Visitorcenter versorgen wir uns mit den nötigen Informationen und begeben uns auf die Tour durch den Nationalpark, der dem Leben der verschiedenen Indianerstämme (z.B. Ute, Hopi, Navajos oder Anasazi) der Region in der Zeit, in der sie von Jägern und Sammlern zu sesshaften Menschen wurden und Ackerbau betrieben, gewidmet ist. Mesa Verde (grüner Tisch) ist ein Plateau, in das Flüsse einige Canyons so eingegraben und ausgewaschen haben, dass Nischen entstanden sind. In diese Nischen haben die Menschen ihre kleinen Dörfer für ihre Gemeinschaft gebaut und am Grund des Canyons Landwirtschaft betrieben. Wege führen in die Tiefe zu den restaurierten Ruinen, sodass man einen guten Einblick über die damalige Lebensweise erhält, ebenso gibt es viele Detaildarstellungen einzelner Hausabschnitte. Der Park ist weitläufig angelegt, mehrere Aussichtspunkte erlauben gute Ausblicke über die gesamte Region. An einem Parkplatz spricht uns ein älterer Ranger wegen unseres Autos an (im Gunde genommen erregt es täglich mehrmals Aufsehen und bietet ständig Gelegenheit zur Kontaktaufnahme), er meint augenzwinkernd "postcards on wheels" hätte er noch nie gesehen.
Ein heisser Tag neigt sich dem Ende zu, wir finden einen sehr schönen Naturplatz am riesigen Campground des Parks, abends kühlt es angenehm ab.
04.06.2015
Auf dem Weg zum Monument Valley stoppen wir am Four Corner Point, die einzige Stelle in den USA, an der 4 Staaten zusammentreffen, nämlich Arizona, Colorado, New Mexico und Utah. Es ist ein beliebtes Fotomotiv und man hat hier Gelegenheit, wirklich schöne Souvenirs bei den Navajos direkt zu kaufen. Im tiefen Süden Utahs formen sich die ersten monumentalen roten Felsen, die unsere weitere Reise begleiten werden. Eine Cafepause bringt uns wieder die amerikanischen Art des Kaffeekochens näher, so schnell werden wir nicht wieder Pause machen... Dafür entschädigt die Umgebung. Das nächste Ziel ist der Goseneck-StP am mäandernden San Juan River, der in 300 Mio. Jahren einen tiefen Canyon eingeschnitten und wunderbare Formationen geschaffen hat. Vorbei an Mexico Hat, wo Erinnerungen an die Reise mit Helene wach werden (man verlangte damals von uns 53-jährigen einen Ausweis, weil wir ein Sixpack Budweiser gekauft haben - jünger als 18 wurden wir nie mehr eingeschätzt...), nähern wir uns dem Monument Valley, die typischen Butts zeigen sich am Horizont.
Trotzdem sich im Park einiges geändert hat - die Butts stehen felsenfest auf ihrem angestammten Grund und bieten den Fotografen tolle Motive. Es ist ein ausgesprochen schwühlheißer Tag, der Himmel etwas überzogen, der Wind wird heftiger und weht Sand in alle Ritzen, sodass keine typische Sonnenuntergangsstimmung entsteht. In der Nacht zieht eine Gewitterfront mit heftigem Regen durch, die Wolkenwand im Osten erlaubt auch kein Sonnenaufgangsszenario, weswegen eigentlich die Menschen aus aller Welt hierher reisen. Wir haben es von früher im Kopf, somit ist bei uns die Enttäuschung nicht so groß, zumal ein ganz anderes Problem virulent wird.
05.06.2015
Während das Wasser für den Kaffee kochen sollte, muss die Gaskartusche gewechselt werden, doch leider stellt sich heraus, dass das Gewinde abgenutzt ist und nicht passt, die Lösung dafür sollte sich erst Tage später einstellen. Also ab in die nächste Stadt zu Mac Donalds, wo zwar das Frühstück eigentümlich schmeckt, dafür kann man sich einigermassen auf die Internetverbindung verlassen und trifft Damen mit Lockenwicklern im Haar, die sich im Auto mittels "Drive Thru" einen Burger gönnen. Danach setzen wir die Fahrt zum Grand Canyon fort, einige Male von heftigem Gewitterregen unterbrochen. Der erste Aussichtspunkt beim Little Colorado wird angesteuert, wir sind erstaunt, ein trockenes Flussbett verläuft in der tiefen Schlucht, das sahen wir hier noch nie. Der Colorado River selbst zeigt sich wie meist "grünbraungrau", wie die Sedimente, die die Zuflüsse nach dem Glen-Dam mitbringen und der erste Eindruck am Desert View ist wie immer gigantisch, auch wenn die Sonne nichts dazu beiträgt. In der Hauptsaison ist es eine eigene Prozedur, um im Nationalpark einen freien Campingplatz zu erlangen, um 14 Uhr wird die Warteliste abgearbeitet, wir sind auf der glücklichen Seite. Hier finden wir im General Store, der auf Gäste aus aller Herren Länder eingestellt ist, eine für unsere Verbindung passende Gaskartusche, wir werden nicht auf Mac Donalds angewiesen bleiben...
Auf dem Nebenplatz ist eine Familie angekommen, wir kommen ins Gespräch, es stellt sich heraus, dass der kroatische Grossvater in der k.u.k. Armee gedient hat, gleich möchte uns der kleine Sohn mit Feuerholz aushelfen, weil er sieht, dass wir Kiefernzapfen sammeln. Wir machen wie bei all unseren Reisen in die USA stetig die Erfahrung, herzlich willkommen zu sein und das ist nicht nur oberflächlich wie oft behauptet wird, selbst die Kassierin im Supermarkt an irgendeinem Stadtrand freut sich, mit uns zu sprechen und legt uns ganz besonders die Schönheiten ihrer Heimat ans Herz. Ich versuche, in Salzburg auch diese Schiene zu fahren, um positive Eindrücke bei unseren Gästen zu hinterlassen, leider machen das "zwangsbeglückt" meist nur im Tourismus Tätige, dabei kann man mit wenigem viel bewirken. Ein angenehmer Abend macht Hoffnung auf gutes Wetter am nächsten Tag.
Und weil ein Unglück selten alleine kommt, ist auf der Herfahrt eine unserer vollen Wasserflaschen mit ca. 9 l geplatzt, zum Glück lag die Küchenrolle zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz und hat damit schlimmeres verhindert.
06.06.2015
Die Wetterhoffnung wird anfangs nicht erfüllt, es gewittert mit Hagel, bessert sich aber rasch, einem wunderschönen Tag steht schlussendlich nichts im Wege. Mit dem Shuttlebus fahren wir die Aussichtspunkte des Westrims bis Hermits Rest an, zwischendurch wandern wir auch entlang des Rims, wobei jeder Aussichtspunkt wiederum andere Einblicke in den Canyon bietet. Ganz besonders beeindruckend sind jene Stellen, an denen man auch den Colorado sieht. Fast 2 Mrd. Jahre Erdgeschichte liegen wie in einem offenen Buch vor einem und genau das ist es,was den Grand Canyon so faszinierend erscheinen lässt. Leichte Bewölkung zaubert immer wieder unterschiedliche Lichtspiele auf die Felsen. Zum Abschluss besuchen wir im späten Nachmittagslicht noch den "Matherpoint", einen der schönsten Ausblicke des Südrims und den "Bright Angel" Teil mit seinem Trailstart in den Canyon, wo Helene und ich vor 10 Jahren fast bis zum "Indian Garden" abgestiegen sind. Ein Tag der Höhepunkte neigt sich dem Ende zu, der Kopf ist voll mit vielen gesammelten Eindrücken, viele Fotos werden diese festhalten.
Monument Valley
am Grand Canyon
07.06.2015
Der Abschied vom Grand Canyon ist wehmütig, im Hinterkopf keimen bereits wieder Überlegungen, aber das muss reifen...
Auf der östlichen Ausfahrtsroute gibt es noch mehrere wunderschöne Aussichtspunkte, an denen meist der Colorado gut zu sehen ist, das Wetter ist perfekt, keine Wolke trübt den Himmel, die Farben der Gesteine kommen so richtig zur Geltung. Allerdings hat der Colorado selbst inzwischen die rote Farbe der Umgebung angenommen, die Gewitter der Vortage im Verlauf der Zuflüsse haben diese Sedimente zugespült. Danach kehren wir zurück auf den HW 89, der zusammen mit 89Alt die landschaftlich schönsten Regionen in USA-West durchquert. Langsam nähern wir uns Page am Lake Powel bzw. dem Glen Dam, damit aber auch der fast unwirklichen Landschaft entlang dieses Abschnittes des Colorado, den Vermilion Cliffs. Ehemaligen Riffen entlang zieht sich die Strasse, die Sonne bringt die Rottöne zum Leuchten. Knapp vor Page wandert man etwas von der Strasse weg zum "Horseshoe Bend", einer engen Kurve, die der Colorado zieht, die roten Steine im Gegenspiel zum grünblauen Fluss. Fotos, die man kennt, zeigen die gesamte Flussbiegung, nunja, das ist nicht so meine Sache und überlasse es anderen, sich auf überhängenden Felsen zu positionieren...
Unser Plan, den "Antelope Canyon" zu besuchen, der im sich im Hoheitsgebiet der Navajos befindet, scheitert auch dieses Mal, jetzt an den Zeitvorgaben, es gibt für den kommenden Tag nur mehr Tickets für die erste Tour um 8 Uhr, also ohne Lichteinfall. Sh. oben, eine guter Grund wiederzukehren, aber mit fixer Vorausbuchung dieser Tour, wenn Hauptsaison herrscht. Der C-Platz im "Glen Dam NP" ist gut gelegen, die Abendsonne lässt die Felstürme erstrahlen, ein lauer Abend schliesst einen Tag mit wunderschönen Eindrücken ab, die Milchstrasse über uns lässt uns klein erscheinen.
08.06.2015
Als Alternative zum entgangenen Antelope Canyon wählen wir die Fahrt zu "Lees Ferry" und weiter entlang des Paria Plateaus zurück auf die 89er und endgültig nach Page. Wir machen jedoch die Rechnung ohne den Wirt (sh. später). In der Vormittagssonne wirkt alles noch unwirklicher, die Abfahrt zum Colorado ist umwerfend. Hier mündet der Paria River in den Colorado und bringt, obwohl fast als Rinnsal, enorme Mengen Sedimente herbei, die den grünblauen, klaren Fluss sofort eintrüben. Der Paria Canyon ist für Wanderprofis ein absolutes Muss, schwer zu gehen, man muss auch gut klettern können. Als wir vom südlichen Eingang eine Meile bis zur Dwell Ranch zurückgehen, kommen uns zwei Wanderer aus dem Canyon entgegen, sie haben nach 4 Tagen und 72 km ohne irgendwelche Versorgung ihr Ziel erreicht und grossartige Natur erlebt. Lees Ferry ist jetzt das Zentrum der organisierten Raftingtouren durch den Grand Canyon, gleich 2 Boote starten während unserer Anwesenheit.
Zurück auf der 89Alt fahren wir entlang des Plateaus, das von der Sonne voll in Szene gesetzt wird, von schokoladebraun über Rottöne bis beige ist alles vertreten. Am südlichen Ende des Plateaus beginnt der Kaibab Nationalforest, der auch den Nordrim des Grand Canyon bedeckt. In den USA sind Nationalforste (vgl. Bundesforste, die uns allen gehören) der Allgemeinheit zugängig ("Land Of Many Uses" ist das Motto), Campingplätze sind obligatorisch, großzügig angelegt, einfach ausgestattet und günstig. Wir fahren in die Gravelroad nach Norden ein, jetzt ist fahrerisches Können erforderlich, wenn auch noch nicht 4x4. Leider habe ich vergessen, die Detailkarte des Gebietes, die ich schon 1996 organisiert habe, mitzubringen... Aber einige wenige Unentwegte sind ebenfalls unterwegs - die Jugend immer mit Google Maps am Handy - während ich auf meine Orientierungskünste voll vertraue. So übernehmen wir dann einen autostoppenden Wanderer aus einem anderen Auto, der in unsere Richtung möchte und mich vor vorzeitigen Abbiegeaktionen bewahrt. Wir setzen ihn an der gewünschten Stelle ab, voll Bewunderung, dass hier ein Einfach-Campground von BLM eingerichtet wurde, 1996 gab es nichts auf weiter Flur, und passieren die Grenze von Arizona zu Utah. Wir setzen die Fahrt fort, es wird immer sandiger, weicher Untergrund, feuchter, tiefe Gräben queren den Weg. Langsam beginnt in uns die Gewissheit zu greifen, dass hier die Ursache des roten Colorado liegt... Wir passieren noch zuversichtlich den Trailhead "Wirepass", der u.a. zur berühmten "Wave" führt, doch vor dem nächsten müssen wir WO geben, es wird zum absoluten NOGO für nicht allradbetriebene Fahrzeuge und das 5 Meilen vor der Einmündung in die 89er, 25 ml haben wir hinter uns. Als wir wieder Wirepass-Trailhead erreichen, treffen wir ein Paar aus Dingolfing, das am nächsten Tag die Tour zur Wave wagt, hier Erkundigungen einzieht. Ein Chinese aus San Francisco ist bis hierher mit seinem Riesencamper gekommen und hat eingesehen, nur die Umkehr rettet ihn vor ärgerem... Also Kommando zurück nach intensivem Erfahrungsaustausch mit allen Beteiligten, das wirklich fantastische Wetter entschädigt alle Strapazen. Wir wünschen den Tourengehern für den kommenden grossen Tag alles Gute (diese Chance bekommt man nur 1x im Leben) und uns ein super Foto der Wave.
Dann erreichen wir nach konzentrierter Fahrt wieder die asphaltierte Strasse nach Page, können nach der Anspannung die Landschaft bis Page wieder genießen. Natürlich ist auf dieser Fahrt der nächste Wasserkanister zu Bruch gegangen, die Küchenrolle war wieder zur Stelle, um Gröberes zu verhindern... Dafür hat sich auch noch das Problem mit dem Gasanschluss gelöst - bei Walmart nämlich (soll keine Werbung sein).
09.06.2015
Heute Morgen ist überraschenderweise der Himmel überzogen, das verheisst nichts Gutes. Wir fahren an dem Ausgang vorbei, der uns gestern verwehrt war, an der Paria Film Kulisse und schlussendlich überqueren wir noch das Rinnsaal "Paria", das soviel Einfluss ausüben kann, aber grossartiges geschaffen hat. Vor Kanab sehen wir ein Riesenschild mit Hinweis auf eine deutsche Bäckerei, den Umweg von 10 km wollen wir riskieren, bevor wir zum Zion NP weiterreisen, uns einfach einen guten Kaffee gönnen. Unsere 1. Frage nach der deutschen Sprache wird mit NO beantwortet, die nächste nach Capucchino ebenfalls, also nur amerikanischer.... Wir verzichten auf Kaffee und kaufen um $ 10,20 ein irgendetwas mit Apfel und ein kleines Körndlbrot, aber das verwunderlichste an dieser Bäckerei ist, dass es absolut nicht nach Brot oder Kaffee riecht, es wirkt komplett steril.
Die Fahrt durch den Zion NP ist trotz fehlender Sonne ein Erlebnis, durch die Enge des Tales scheint alles noch mächtiger und die Farben intensiver, viele Stopps ermöglichen Einsichten und Fotos aus unterschiedlichen Richtungen. Da wir keinerlei Chancen auf einen Cpl im NP haben, reisen wir weiter und finden an einem Wasserreservoir einen schönen Statepark zum campen. Es ist drückend heiss, endlich beginnt es zu regnen, das nimmt etwas die Schwüle. Wir grillen ein gutes Stück Fleisch, dessen Qualität ist glücklicherweise absolut nicht vergleichbar mit der des amerikanischen Brotes oder Kaffees.
10.06.015
Beim Frühstück herrscht noch gutes Wetter, die Sonne heizt so richtig auf. Auch Streifenhörnchen sind scharf auf deutsches Brot, blitzschnell ist eine Scheibe vom Tisch gestiebizt, wir sind nicht böse drüber... Nur unsere Tour zur Yanta Flat brechen wir vorzeitig ab, denn schwarze Wolken ziehen auf, die montägige Fahrt steckt uns noch in den Knochen, die Strasse soll im Zweifelsfalle auch nicht halten, was sie verspricht. Wir disponieren um und werden über das Cedar Breaks Nationalmonument zum Bryce Canyon weiterfahren, später stellt sich heraus, dass es eine weise Entscheidung ist, denn ein Ausläufer eines Wirbelsturms über der Baja California beeinflusst das Wetter der nächsten Tage und in dessen Folge auch den Strassenzustand der Gravelroads.
Das Cedar Breaks NM liegt auf ca. 3150 m, wir wollten es im Juni 1996 bereits einmal ohne Erfolg erstürmen, es gab ergiebigen Schneefall. Das wäre jetzt fast ebenso eingetroffen, Graupelschauer färben die Umgebung weiss, ein toller Kontrast zu den roten Felsformationen. Ein Tourist formt daraus einen kleinen Schneemann, Siegi sorgt für den Kopfschmuck - man muss einfach das beste aus der Situation machen. Die Formationen sind im Vergleich zum Bryce Canyon weniger spektakulär, doch auch sehr sehenswert. Immer wieder setzen heftige Schauer ein, die Abfahrt führt durch almenhaft wirkende Landschaft, wobei die Baumgrenze viel höher liegt als bei uns, Espen findet man z.B. meist erst ab einer Höhe von 2000 bis 2500 m. Plötzlich überzieht ein riesiges Lavafeld das Tal, hier muss erst vor wenigen tausend Jahren ein Vulkanausbruch stattgefunden haben, das zarte Grün der Espen sticht richtig heraus.
Je weiter wir uns dem Bryce Canyon nähern, umso intensiver werden die Regengüsse, wir bangen um unser Vorhaben. Tiefschwarze Wolken um uns herum, gespenstisch wirken die farbigen Felsen aus der Landschaft sobald die Sonne etwas durchkommt. Auf dem Plateau in ca. 2500 m angekommen, bessert sich das Wetter und siehe da, der Abend bleibt trocken, wir können ihn auf dem Cpl des Nationalparks sogar zum Teil im Freien geniessen, obwohl rund um uns immer wieder Donnergrollen zu hören ist.
11.06.2015
Nach fast durchgängig trockener Nacht gibt es ein sonniges Frühstück, wir sind zuversichtlich für den Tag, wenn uns auch immer wieder dunkle Wolken umkreisen. Bei der Lodge gib es freies Internet, wie meist eine äußerst holprige Angelegenheit!
Zuerst wandern wir vom Rimtrail auf dem Navajopfad steil hinab in den Talgrund, vorbei an all diesen phantastischen Gebilden in allen Rot- und Gelbtönen, die von Erdbewegungen, Wind und Wetter in hunderten von millionen Jahren geformt wurden. Man kann sich in den ersten Siedler dieses Gebietes - Bryce - hineindenken, er soll den Ausspruch getätigt haben: "ein verdammter Ort, nach einer verlaufenen Kuh zu suchen". Beim Wandern in Canyons sollte man unbedingt mit seinen Kräften haushalten, denn der Rückweg ist der anstrengendere Teil. Danach fahren wir den gesamten erschlossenen Teil mit seinen vielen Aussichtspunkten ab, jeder bietet eine andere Sicht in den Canyon und seine Umgebung, in die wir morgen weiterreisen werden. Obwohl immer wieder zu sehen ist, dass da und dort heftige Schauer niedergehen, bleiben wir weitgehend davon verschont und können anschliessend unser Nachtmahl grillen und uns am Feuer wärmen, heute wird es eine sehr kühle Nacht geben, vermuten wir. Unsere beiden jungen (schlanken) Platznachbarn kochen, backen und grillen - uns scheint es für eine Großfamilie - mit Hingabe, sie bieten uns noch eine köstliche Nachspeise an, Pfirsichkuchen über dem Feuer gebacken. Wir leisten insgeheim Abbitte, denn mit so manchem Vorurteil behaftet, vermutet man, Amerikaner essen nur Fertigprodukte. Dies widerlegen die beiden gründlich und beschämen gleich auch noch die sogenannte deutsche Bäckerei... (die tatsächlich von einem deutschen Bäcker betrieben wird).
12.06.2015
Das Wetter hat sich während einer sehr kühlen Nacht tatsächlich beruhigt, wir freuen uns auf die Fahrt durch den Escalante Canyon und weiter zum Glen Canyon. Letzte Rückblicke zum Bryce Canyon rufen den gestrigen Tag in Erinnerung, im Kopf schwirren die vielen Eindrücke. In Escalante erkundigen wir uns im Visitorcenter nach dem Strassenzustand des Burrtrails, der Verbindung über die "Waterpocked Falts" des Capitol Reef NP's zum Glen Canyon, besonders wegen der letzten Wetterkapriolen. Die ernüchternde Antwort wirft alle Pläne über Bord, die Strasse ist unpassierbar, Ausweichstrecke nur über den Capitol Reef NP möglich. Aber unser Plan ist vom Grundsatz her ein flexibler, so schlagen wir diesen Weg ein. Die Fahrt durch den Escalante Canyon bei gutem Wetter entschädigt alle Umstände, jede Kurve hat Überraschungen bereit, die Felsen spelen alle Farben und Formen und zusätzlich findet noch ein Marathon an der Strecke statt, das erfordert die gesamte Aufmerksamkeit. Die Abzweigung "Hells Backbone Road" ruft die frühere Fahrt ab, seinerzeit zu guten Bedingungen, heute sicher nicht befahrbar. Nach dem Städtchen Boulder, wo wir wehmütig die Abzweigung zum Burrtrail passieren, fahren wir durch den Dixie Nationalforest bis auf ca. 3150 m, Schneefelder miteingeschlossen, Espen von voll im Laub stehend bis hin zu gerade Knospen bildend, immer wieder mit Ausblicken auf die bunten Gebirgszüge der umgebenden Canyons und Bergrücken. In der Ortschaft vor dem NP Capitol Reef wird schon mit "NP-Campground full" auf die Misäre hingewiesen, doch wir, erfahren wie wir sind, schenken dem keinen Glauben, leider falsch gedacht... Wir müssen in die Ortschaft zurück, kommen aber gut unter und nisten uns für 2 Nächte ein. Die Abendstimmung an den roten Felsen ist fantastisch, sie strahlen zurück auf die wenigen Wolken.
Bryce Canyon
13.06.2015
Dieser Titel ist dem Buch des Pongauer Schriftstellers "Walter Kappacher" entliehen, er spricht mir damit aus der Seele, beschreibt das Gefühl, hier bereits gelebt zu haben. Auch wenn er damit im speziellen den Bereich der "Standing Rocks" im "Canyonlands Nationalpark" versteht, der auch mein absoluter Favorit unter allen Nationalparks ist, möchte ich doch vor allem den Süden Utahs und Norden Arizonas damit verbinden. Schon bei unserer ersten Reise hierher wusste ich, wie es hinter der nächsten Kurve aussieht.
Genug des philosophierens, jetzt zählen Tatsachen!
Im Capitol Reef haben alle Kräfte der Natur über hunderte Millionen Jahre eingewirkt, Schicht um Schicht aufgetürmt, abgelagert und wieder abgetragen, oder per Vulkanausbruch aus dem Erdinneren hervorgebracht. In der Chinleschicht hat sich Uran gefunden, das in der 1. Hälfte des vorigen Jhdts. ohne besondere Vorkehrungen abgebaut wurde, die Minenarbeiter litten unter schweren Krankheiten, wie man sich denken kann. Schon die Einfahrt in den Park ist beeindruckend, wenn man das Riff genau erkennt. Washes haben tiefe Canyons gegraben, die man heute durchwandert. Gerade während der jetzigen instabilen Wettersituation kann man sich bestens vorstellen, wie das Wasser durch die Canyons schiesst, Sedimente abträgt und in die Flüssen transportiert, gleichzeitig aber den Canyon erweitert, sodass die Durchfahrt selbst für Allradfahrzeuge z.Zt. gesperrt ist.
Auf den obersten Felsen werden "Waterpoked Falts" gebildet, die speziell für diesen Park charakertistisch sind und nach und nach die typschen Spitzen bilden, je nach Gesteinsart in unterschiedlichen Farben, ein einmaliger Faltenwurf zieht sich über viele Kilometer an der Ostflanke entlang. Im Tal des Fremont River, der durch den Park fliesst und bei Hite in den Colorado mündet, ist schwülwarmes Klima entstanden, in dem eine Apfelbaumplantage die Sensation ist, dieses Klima begünstigt auch allerlei Getier, v.a. Moskitos gedeihen darin prächtig und mästen sich an den Touristen... Die Fahrt entlang des Riffs in der Nachmittagssonne ist ein Farbenspiel der besonderen Art, alle Rot- und Beige- bis Brauntöne kommen voll zur Geltung.
Auf der Rückfahrt erwerben wir auf dem samstägigen "Farmers Market" köstliches selbst gebackenes Brot um stolze $ 6/lb, also ca. 450 g, wir atmen tief durch! Die Campingplatzvermieterin klärt mich auf, dass dieser Farmer am Rande der Wüste lebt, wenig Erwerbsmöglichkeit hat und sich damit seine Existenz sichert (wie glücklich müssten da im Gegensatz dazu unsere grosszügig geförderten EU-Bauern sein!), sie fragt mich danach, ob es mir jetzt leichter fällt (betont aber gleichzeitig, selbst ihr eigenes Brot zu backen) was ich bejahe; so wäre eigentlich Kostenwahrheit zu verstehen, mir fehlt der Überblick, was ich mit meinen Steuern alles finanziere.
14.06.2015
Bei gutem Wetter starten wir unsere Fahrt Richtung Utah, die feuchte Wetterperiode ist jetzt ausgestanden, es wird richtig heiss, die Wüste schlägt zu! Die typische Mesaformation begleitet uns linkerhand bis Hanksville, einem verschlafenen Kreuzungsdorf, das ausser einer Tankstelle auch nach 10 Jahren nichts neues zu bieten hat, aber jeder SW-Reisende kennt es... Dort drehen wir ab nach Süden, müssen aus den bekannten Gründe leider den Offroadpisten mit für uns neuen Streckenverläufen entsagen. Immer wieder durchfahren wir vom Fremont River geschaffene Canyons mit steilen Wänden und herrlichen Auswaschungen bevor er im beginnenden Glen Canyon in den Colorado mündet, gleichzeitig aber auch mit diesem zum Lake Powell aufgestaut wird. Die Formationen und deren Farben um die ehemals direkt am Lake Powell gelegene und heute wegen fehlendem Wassernachschubs aufgelassene Marina sind atemberaubend, wenn man die Brücke über den Colorado sichtet. Bald danach fährt man entlang des "White Canyons", der sich hier in die Tiefe gegraben hat und später im "Natural Bridges Monument" mündet, wo man diese ausgewaschenen Brücken erwandern und auf einem informativen Drive erfahren kann. Eine Motorradqulique aus Kanada ist gleichzeitig mit uns auf dem Weg, wir kommen natürlich ins Gespräch und sie erzählen uns, dass im letzten Winter in den Rockies sehr wenig Schnee gefallen ist, wir daher sichergehen könnten, dass die "Going to the Sun Road" im Glacier NP offen sei, wir bleiben trotzdem Zweifelnde.
Blanding wäre in meiner Erinnerung unsere nächste Station, doch es stellt sich heraus, erst in Montecello biegt die Strasse zum Nationalforest Campground ab, so vergisst man in 10 Jahren doch einiges! Dieser ist schon seit unserer 1. Reise ein Stammplatz und eine ausgezeichnete Zufahrt zum "Needles District" des Canyonland NP's mit besten Ausblicken. Auch hier auf fast 3000 m sind inzwischen die Bäume gründlich gewachsen, die Aussicht direkt vom Platz ins Tal und die Ebenen bis hinein nach Colorado ist schon ziemlich zugewachsen.
15.06.2015
Morgens führen wir mit dem Campinghost ein nettes Gespräch, er erwähnt, dass - aussergewöhnlich für diese Jahreszeit - seit 6 Wochen eine sehr feuchte Wetterphase herrscht, das erkärt auch das für diese Gegend ungewöhnlich üppige Grün der Wiesen und Weiden. Die Abfahrt zum Needles District ist wie erwartet sehr beeindruckend, der erste Überblick über den Süden Canyonlands wie Heimkommen... Natürlich ein Stopp am "Newspapers Rock", ein mit Petroglyphen verzierter Felsen. Weiter an Ranches und Felsnadeln in unterschiedlicher Form vorbei, kommen wir zum Parkeingang. Needles Outpost ist geschlossen, hier haben wir seinerzeit wegen "Campground full" im Park an den roten Felsen gezeltet. Dieses Mal hätten wir mehr Glück im Park Herberge zu bekommen, doch wir benötigen dringend Lebensmittel und der Hin- und Rückweg nach Moab und bis tief und den Park ist ein zu weiter. So entschliessen wir schweren Herzens, auf einen unvergesslichen Sonnenuntergang an den roten Felsen zu verzichten, machen kürzere Wanderungen zu Aussichtspunkten und geniessen diese spektakuläre Landschaft, Waterholes sind gefüllt von den Regenfällen der letzten Wochen, alles ist reingewaschen.
In Moab selbst, dem absoluten Zentrum des hier herrschenden Adventure-Tourismus, begeben wir uns in die Recreation-Aera der SandFlats, korallrote versteinerte Sanddünen, zwischen diesen kann man wunderbar campen, ein absolut einfacher Camground in atemberaubender Umgebung, Helene und ich hatten ihn seinerzeit entdeckt. Plätze wären frei, doch ist es zwischen den Felsen unerträglich heiss und schattenlos, wir kehren in die Stadt zurück und finden einen zwar heissen, aber unter einem schattenspendenden Baum Platz für die kommenden Tage. Es zeigt sich auch an neuralgischen Plätzen, dass Hochsaison herrscht, sie sind an den Grenzen ihrer Kapazität.
16.06.2015
Heute steht der Arches Nationalpark auf dem Plan, der Park der natürlichen Bogenbrücken und Fenster, die meist durch Erosion entstehen. In weitläufigen Sektionen erwandert man diese, Highlight und weltberühmt ist natürlich der Delicate Arch. Diese längere und auch beschwerliche Wanderung fällt für uns der Hitze wegen zum Opfer, wir wandern nur bis zum Aussichtspunkt, wo er wegen der Entfernung eher klein wirkt, in Wirklichkeit ist er imponierend und man unterschätzt die Steilheit der Umgebung. In Richtung zu "Devils Garden" liegt "Landscape Arch", der als längste natürliche Brücke bekannte. Von diesen beiden, sehr beeindruckenden, Bauwerken der Natur aus rotem Sandstein wird ja seit längerem bereits behauptet, dass sie jederzeit einstürzen könnten, man sie also gerade zum jetzigen Zeitpunkt letztmalig im Originalzustand sehen könnte (gut ausgedachter Marketinggag...). Sie sind heute noch in bestem Zustand und wir hoffen, auch noch längere Zeit darüber hinaus! Je später der Nachmittag, umso besser kommen die Farben der Felsen zur Geltung, ganz besonders leuchtet die wuchtige Felsmauer der langen Ausfahrt. Der Colorado ist, angepasst an seine Umgebung und deren Sedimente mitführend, ebenfalls rotbraun, der Wasserstand hoch.
Abends leuchten die Felsen der Sand Flats im Licht der untergehenden Sonne zu uns herunter, jetzt müsste es oben eine fantastische Stimmung geben und auch etwas angenehmer in der Temperatur sein, schade, dass wir nicht dort sind!
17.06.2015
Schon die Anfahrt zum District "Island in the Sky" des Canyonland Nationalparks, der im Trichter des Zusammenflusses von Green River und Colorado River liegt, ist beeindruckend, erste rote Butts stehen an der Strasse. Der Canyon fällt in mehreren Stufen ab, die in sich wieder unterschiedliche Gesteinsarten und daher auch Farben aufweisen. Es führen mehrere Offroad Strassen auf das mittlere Plateau, die bekannteste darunter ist der "Snyder Trail", angelegt für den ehemals betriebenen Bergbau, darunter auch Uranabbau. Diesem Plateau entlang verläuft der Whiterimtrail, wegen Boraxablagerungen so genannt, man kann bei guten Konditionen darauf den gesamten District mit Allradfahrzeugen in ca. 3 Tagen umrunden. Auf der äussersten Spitze des Drives auf dem obersten Plateau befindet sich der "Grand View", hier kann man in der Ferne die Gestalten der "Standing Rocks" und der "Needles" schemenhaft erkennen (ein grandioser Arch gibt fabelhafte Ausblicke frei), der nur sehr schwer erreichbare und mit spezieller Erlaubnis betretbare Bezirk "Maze" (Labyrinth) hingegen ist gut zu erkennen. Der Green River mäandert auch hier durch Felslandschaft vor sich hin, wie fast in seinem gesamten Verlauf, schafft wunderbare Canyons, dagegen scheint der Colorado fast majestätisch ruhig, aber dies trügt! Der nächste Aussichtspunkt ist Upheavel Dome", Rest eines Vulkankegels, der noch alle Spuren der letzten Aktivitäten aufweist und intensiven Forschungen dient, der Zusatzname "Devils Kitchen" scheint etwas zu phantasievoll! Am Wegesrand liegt der weithin sichtbare "Aztekbutt", der seinen Namen zu Recht trägt, er ähnelt tatsächlich einer Azteken- bzw. Mayapyramide, und kann einfach umwandert werden, was wiederum an den Ayersrock erinnert. All diese Formationen weisen die typischen Farben aller Braun- und Rottöne auf, die Sonne bringt sie voll zu ihrer Geltung.
18.06.2015
Zur Abwechslung fahren wir am letzten Tag unseres Aufenthaltes hier den "Manti La Sal-Loop", also in den angrenzenden Nationalforest, der immer wieder gute Aus- und Überblicke über das Tal und die Nationalparks aus einer komplett anderen Perspektive bietet, im Hintergrund befindet sich die Manti La Sal Gebirgskette. Gleichzeitig wähnt man sich eher in einem Almengebiet, Nadelwälder werden von Weiden unterbrochen, Kühe wechseln die Strassenseite, Vorsicht ist geboten. Die Abfahrt geht langsam wieder über in die hiesigen Gesteinsformationen, der Fishertower steht majestätisch an der Kreuzung zur Strasse entlang des Colorados, die zurück nach Moab führt. Hier liegt der Colorado ganz in der Hand der Rafter, mehrere Gruppen mit Schlauchbooten bevölkern ihn. Zum Gaudium der Bootsinsassen werden immer wieder einige von ihnen über Bord gestupst, ausgerüstet mit Schwimmwesten. Wir verfolgen sie mit Sicherheitsabstand, denn der Colorado führt Hochwasser, wie kalt das Wasser ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Noch ein kurzer Shoppingkurs durch das Zentrum, der Cappuccino ist eher als Cafe au lait einzustufen, die ersten Ansichtskarten werden gleich geschrieben und versandt, ja und grosse Toilette incl. Wäschewaschen ist noch angesagt, wir wollen morgen nicht "stinkig" bei Jenny ankommen.
Capitol Reef NP
Natural Bridges NM
Arches NP
Canyon Lands NP
19.06.2015
Mit Wehmut und gleichzeitiger Zuversicht auf eine baldige Rückkehr verlasse ich das Land der roten Steine...
Der Colorado wird einige Tage bis fast an seinen Ursprung noch an unserer Seite sein, jetzt noch gezeichnet von den Wetterkapriolen der letzten Wochen. In wenigen Stunden erreichen wir Grand Junction im Westen Colorados, wo meine Brieffreundin aus Hauptschultagen wohnt, mit der ich bis heute Kontakt halte, sie weiss Bescheid, dass wir heute eintreffen. Es ist auf den Tag genau 51 Jahre nach ihrem Besuch in Österreich, ein reiner Zufall - oder? - geplant habe ich es so nicht. Ich habe noch zu Hause einen Google Maps Routenplaner vorbereitet, denn Jenny ist in das Haus ihrer Mutter umgezogen, es soll nichts dem Zufall überlassen werden... Es klappt auch alles bestens, nur eine Strasse will sich nicht finden lassen, obwohl wir mehrmals die Anfahrt wiederholen. Schon wieder Zufall: gleich nach Abfahrt vom Highway ist ein Visitor Center positioniert, dort hole ich mir Informationen und die Erkenntnis, dass die gesuchte Strasse umbenannt wurde, wir sie mehrmals bereits angefahren haben... Danach ist es ein Klacks, die Adresse zu finden. Das Wiedersehen ist herzlich und wir verbringen bis zum nächsten Vormittag eine intensive gemeinsame Zeit. Mit der Gewissheit auf ein Wiedersehen in Österreich fällt der Abschied leichter.
20.06.2015
Nach einer kurzen Zeit auf der Interstate 70, einer wichtigen Ost-West Verbindung in den Staaten, treffen wir auf die ersten, von Jenny angekündigten, Erdöl-Frackinganlagen, die wir selbst als solche nicht erkannt hätten. Wir müssen im gesamten Verlauf der Reise feststellen, dass die ehemaligen Ölförderpumpenanlagen nicht nur in Colorado bis auf wenige Ausnahmen auf die Frackingmethode umgerüstet wurden.
Es wird immer gebirgiger, wir zweigen ab in Richtung Aspen, einem der absoluten Nobelskigebiete der Rocky Mountains. Ziel ist für uns der höchste Pass des Staates Colorado, der Independence Pass mit 3686 m, das Wetter ist geradezu perfekt. In Aspen ist die Hölle los, eine Veranstaltung rund um's Dinieren samt Weinverkostungen hat die Stadt in ein Zeltlager verwandelt, alles ist abgesperrt. Schon am Flughafen vor der Stadteinfahrt erleben wir ein Phänomen, das wir so noch nie gesehen haben: ein riesiger Parkplatz mit dicht an dicht in mehreren Reihen stehenden Privatflugzeugen aller Grössen, vergleichbar mit den Yachthäfen z.B. an der Cote d' Azur, Sardinien oder Malta. Hier haben wir nichts verloren, das ist nicht unser Revier, also rasch weiter auf und über die Berge.
Unterwegs halten wir immer wieder an, um an Aussichtspunkten schöne Überblicke zu bekommen, auf der Passhöhe liegt noch Schnee, die Besucher freut's, sie geniessen neben der atemberaubenden Aussicht auch eine Schneeballschlacht. Auf der Abfahrtsstrecke liegen die Twin Lakes, hier finden wir ein angenehmes Plätzchen in einem Nationalforest Campground, nur die Nähe zur biologischen Toilettanlage steigt je nach Windrichtung in die Nase...
21.06.2015
Colorado ist reich an unterschiedlichen Bodenschätzen, viele Orte zeugen noch vom ehemalig kurzlebigen Reichtum oder leben heute noch davon. So auch auf 3000 m in Leadville, das zusätzlich noch vom Tourismus und von in der Nähe liegenden Skigebieten profitiert. Der Saloon, das Opernhaus u.v.m. wurden in der Boomzeit errichtet und erfüllen in der Jetztzeit alle Klischeevorstellungen. Das Leben der heutigen Kumpel spielt sich ausserhalb der Old Town ab, untergebracht meist in Kontainersiedlingen, sicherlich keine Reichtümer anhäufend.
Weiter geht die Fahrt, vorbei an Copper Mountain und Hinweisschildern zu anderen klingenden Ortsnamen des Skisports bis wir wieder zur Interstate stossen. Diese ist hier eingezwängt in einem engen, kurvigen Tal zusammen mit einem Gebirgsbach, erreicht später Passhöhe und Tunnel, bevor es wieder zurück ins Tal geht. Die Qualität der Fahrbahn leidet spürbar unter dem enormen Verkehr, eine Baustelle reicht, um 20 km Stau in Richtung Denver zu erzeugen, den wir glücklicherweise zur Halbzeit verlassen dürfen. An der Landstrassentankstelle mit 2 Zapfsäulen und einer Lane an Kunden nervt UNS - aber sonst niemanden - noch eine Autofahrerin, die seelenruhig ihr Auto nach dem Tanken in Richtung Toilette und Shop verlässt: Amerika du hast es besser, bei uns würde sie im besten Fall arg beschimpft...
Bei ausgezeichnetem Wetter geht es in Richtung Rocky Mountains Nationalpark, wir erwarten für den nächsten Tag beste Bedingungen für die Fahrt über den Loveland Pass. Am Stillwater Lake finden wir einen schönen Nächtigungsplatz mit Blick auf die Bergkette.
22.06.2015
Bald ist die Einfahrt zum Park erreicht, wir sind im Ursprungstal des Colorado, hier gleicht er der Salzach im Oberpinzgau. Bald danach deutet Stau auf etwas besonderes hin, hinter der nächsten Kurve äst ein Elchpaar, alle Foto- und Videokameras sind auf sie gerichtet. Eine schöne Wanderung quer durch das Tal zu einem Freilichtmuseum, das die erste Lodge in diesem Gebiet vor ca. 90 Jahren anschaulich darstellt, zeigt, dass gar nicht so grosser Unterschied zu heutigen rustikalen Einrichtungen in abgelegenen Gebieten besteht, es hat sich diesbezüglich wenig geändert gegenüber den Anfängen des Tourismus in den Bergen. Die Strasse schraubt sich in Serpentinen hoch, verlässt das Tal des Colorado, die Wasserscheide ist erreicht, ab hier streben die Flüsse in Richtung Mississippi, z. B. der Arkansas, der uns jetzt ein Stück begleitet. Inmitten der grandiosen Bergwelt auf dem Lovelandpass in Höhe von 3.655 m ist der Rundumblick gewaltig, man steht gerade mal 500 m unterhalb der höchsten Gipfel. Diese Strasse wurde in der Rezessionszeit auf Anordnung von Präsident Roosevelt errichtet, also aus ähnlichen Motiven heraus wie die Grossglockner Hochalpenstrasse. Die Abfahrt ist nicht weniger spektakulär, Aussichtspunkte bieten immer wieder interessante Perspektiven, aber auch Steine und Felsen sind wunderschön, sie glänzen regelrecht in der Sonne. Im Tal, d.h. hier so ca. auf 1800 m, fahren wir durch eine wunderschöne Schlucht entlang eines Forellenbaches, sehr beliebt bei Fliegenfischern, Abschnitte tragen die Namen der unterschiedlichen Forellenarten. Jedoch hat dieser Bach 2013 nach Unwettern sosehr gewütet, dass Häuser am Rande heute noch in der Luft hängen, das Bachbett auf Abschnitten gewaltig erweitert wurde.
In Loveland selbst schlägt beim Einkauf die Prosberität zu (...), wir müssen um's Bier in den Liquörshop zurückfahren. In manchen Staaten ist der Alkoholverkauf nach wie vor strengstens von den normalen Dingen des Lebens getrennt und man bekommt alles so schön in die braunen Säckchen verpackt, jeder erkennt gleich den Inhalt! Auf der Autobahn geht es noch ein Stück nach Norden bis Wellington zu einem KOA Campground, dort gibt es Möglichkeit zu waschen, das ist dringend geboten! Wir nächtigen in für das östliche Colorado typischer ländlicher Umgebung im Umkreis von Pferde- und Schweinezucht, eine etwas eigenartige Duftmischung macht sich bemerkbar als der Wind einschläft...
auf dem Weg zu den Rocky Mountains in Colorado
23. bis 24.06.2015
Wohlwissend, dass die Strecken dieser beiden Tage reine Überbrückungsfahrten durch unspektakuläres Gebiet sind, um die Parks zu erreichen, gilt die Devise "was sein muss sein". In Cheyenne, der Hauptstadt Wyomings, die nur 30 Meilen nach der Grenze zu Colorado liegt, machen wir den ersten Halt, es gilt im kleinen Zentrum die übergrossen Westernstiefel zu bewundern, einige Häuser im Westernstil und einen typischen Westernshop, in dem sich die Touristen mit den nötigen Accessoires einkleiden können wie bei uns die Asiaten in den Trachtengeschäften, zu durchstreifen, also sehr viel Klischee. Die Weiterfahrt nach Westen ist eine windige, Windräder und Schneegitter sind hier nicht zu Unrecht ständige Begleiter der Autobahn bis Rock Springs, meist ist das Land flach bis hügelig, allerdings auf höherem Niveau, d.h. auf ca. 1800 m, es wird als weiträumiges Weideland genutzt. Im Gegensatz zum Vorabend ist der KOA Platz "zentral" neben der Interstate gelegen und praktischerweise neben einem Tanklager, etwas mehr Romantik als den "Ring of Fire" könnte man den Durchreisenden schon bieten! KOA ist eine Campingplatzkette, die an neuralgischen oder touristischen Punkten positioniert ist und man weiss, dass man nach Tagen in der Halbwildnis auf zivilisierte Infrastruktur zurückgreifen kann.
Hier verlassen wir die Autobahn und schlagen die Richtung nach Norden ein, anfänglich ändert sich die Topographie kaum. Wir steuern auf die Ortschaft "Eden" zu, sie könnte das Eden in Steinbecks Roman sein, haben wir 1994 festgestellt. Und genau an diesem Ort kann man die Veränderungen Wyomings erkennen, aus ein paar windschiefen Häusern an der Strasse ist eine ansehnliche Siedlung geworden, Betriebsansiedlungen haben das in "the middle of nowhere" geschafft. Aber uns sind die Fotomotive abhanden gekommen, die von Kugeln durchsiebten Hinweis- und Ortstafeln gibt es nicht mehr, ich muss zu Hause in meinem Archiv danach suchen. Wie auch insgesamt auffällt, dass viele Häuser neu errichtet wurden, der Argrarstaat sich langsam wandelt, die Rancher im Tourismus ein zweites Standbein gefunden haben.
Je nördlicher wir kommen, desto gebirgiger wird die Umgebung, zu beiden Seiten rücken schneebedeckte Bergketten zusammen und vor Jackson, dem wichtigsten Wintersportort in diesem Staat und zweite Heimat des österreichischen Slalomolympiasiegers von 1964, Pepi Stiegler, treffen wir auf den mäandernden Gebirgsfluss "Snake River", der aus dem NP "Great Teton" zufliesst. Jackson bedient ebenfalls alle Westernklischees, selbst im Sommer hat es regen Zulauf, die Nähe der bekannten Nationalparks erleichtert dies. Highlight ist die "One Million Dollar Bar", nunja, heute mehr Spielhölle denn Bar. Nach unserem Bummel durch das Zentrum machen wir uns auf den Weg zum nahen "Great Teton" NP, vorrangig ist jetzt eine Schlafstätte, diese Parks sind sehr gefragt. Beim zweiten Platz werden wir nicht abgewiesen, Glück gehabt! Unseren Platz bevölkern einige Vogelfamilien, ein kleiner Bach fliesst am Rande durch, im Schlamm leben Würmer, diese sind das begehrte Objekt. Aber es ist auch die ideale Brutstätte für andere Plagegeister, denen wir meist vergeblich versuchen, die rote Karte zu zeigen, wie man an unseren Beulen erkennen kann. Danach begeben wir uns noch auf die Fahrt durch den Park und wandern zu schönen Aussichtspunkten, immer die markante Bergkette im Blickfeld.
25. bis 27.06.2015
Früh am Morgen starten wir die kurze Fahrt zum "Yellowstone NP", die Reservierung eines Platzes ist dringlich. Auch hier haben wir im südlichen Bereich am Lewis Lake Glück, der frühe Aufbruch hat sich gelohnt, jetzt können wir uns ganz dem NP widmen. Der Lewis Lake liegt spiegelglatt vor uns, eine Österreichwolke zeigt sich fotogen, das Wetter könnte nicht besser sein. Das erste Ziel ist unweigerlich "Old Faithful", der grösste Geysier und auch der verlässlichste, alle 1 1/2 Stunden gibt er eine Vorstellung, viele Menschen verfolgen das Spektakel, darunter eine Gruppe deutscher Motorbiker, die z.Zt. in White Sands/New Mexico bei den Marines als "Austauschsoldaten" stationiert sind. Danach wandern wir durch das grosse Geysierbasin um ihn herum, es brodelt, blubbert und riecht aus allen Spalten, Mutter Erde rülpst in kurzen Abständen, ein riesiger Hotspot befindet sich direkt unter unseren Füssen. Natürlich werfen wir auch einen Blick in die Lobby der altehrwürdigen "Old Faithful Lodge".
Auf der Weiterfahrt sind viele Stopps bei den unterschiedlichen Feldern zu absolvieren, jeder hat eine eigene Geschichte, die Mineralien färben die Umgebung. So auch am "Midway Geyser Basin" mit der "Grand Prismatic Spring", die im Sonnenlicht ihr gesamtes Spektrum entfaltet. Im grossen Central Valley trifft man üblicherweise auf Bisons, heute wollen sich nur vereinzelte zeigen, wir sind ratlos - wo sind die Herden geblieben, werden morgen diesem Phänomen nachgehen. Der "Yellowstone River" mäandert durch, die Wiesen sind vielfärbig, je nach mineralhaltigem Untergrund, bis er die Enge zum "Upper" und "Lower Fall" erreicht. Im spektakulären Canyon, den er dann durchfliesst, geben die Felswände alle Farben des Parks wieder, von der Sonne ins rechte Licht gesetzt. Auf einer waghalsigen Felsnadel nistet ein Weisskopfadler, das Wappentier der USA, 2 Junge teilen sich diese luftige, halsbrecherische Aussicht. Im Park waren Ende der 1980er Jahre heftige Waldbrände zu verzeichnen, die für weite Teile vorerst einem Kahlschlag gleichkamen. Unwahrscheinlich aber, in der Zwischenzeit hat sich dieser Teil komplett verjüngt, dichter Nadelwald steht wieder an dieser Stelle, nur vereinzelt ragen abgestorbene Bäume wie Bartstoppeln hervor.
Wir starten den nächsten Versuch, die Bisonherden zu finden und siehe da, heute sind sie alle vertreten. Gleich an der ersten weiten Lichtung äst eine grosse Zahl an Weibchen mit ihren Kälbern, wir wandern hin und fotografieren in gebührendem Abstand. Dabei entdecken wir eine bodendeckende Riesendistel, ähnlich einer Blume, deren Namen mir entfallen ist(!), wunderschön. Auch Elche und Deers, das amerikanische Rotwild, zeigen sich heute. Bisonbullen bevorzugen die Umgebung von warmen Schlamm- und Sulfatöffnungen, eine richtige Wellnesskur, bekommt man den Eindruck. Sie queren auch ungeniert die Strassen zwischen den Autoschlangen, die sie durch ihre Anwesenheit dirigieren, niemand möchte es gerne mit ihnen aufnehmen. Heute ist auch Zeit, den Südrim entlang des Canyons zu befahren, bzw. wandern, Siegi begibt sich auf den 525 Stufen in die Tiefe zum "Lower Fall" Lookout, ich begutachte diesen vom Rand aus und wandere weiter zum "Upper Fall", der eigentlich richtig unspektakulär ist. Auf der Rückfahrt begegnen uns nochmals Bisongruppen, unerklärlich, wo sie sich gestern versteckt hatten. Auf dem Campingplatz ist wieder Ruhe eingekehrt, eine mormonnische Grossfamilie aus Utah ist heute abgereist, das erleichtert vor allem den Toilettengang enorm!
Für die Ausfahrt wählen wir die Westroute nach Norden ab dem Geysierbecken, nichts ahnend, dass wir direkt auf eine Baustelle im gesamten Bereich zusteuern. Amerikanische Baustellen haben ihre eigene Philosophie, man sollte viel Gelassenheit mitbringen, europäische Ungeduld ist absolut Fehl am Platze. Auch das schaffen wir und bald darauf sind die Terrassen von "Mammut Hot Springs" in Sicht. Bei sengender Sonne begehen wir den gesamten Trail, nicht nur die schneeweissen und von Mineralien und Algen gefärbten Terrassen sind eine Augenweide in der Landschaft, auch die unterschiedlichen Blumen entlang des Trails.
Danach windet sich die Strasse in einigen Serpentinen dem Parkausgang zu, gleichzeitig übertritt man die Grenze zum Bundesstaat Montana. Gebirgs- und Hügelketten wechseln sich ab, landwirtschaftliche Weidegründe und viele Reithöfe mit Tourismusanlagen prägen das Bild. Hier im Norden herrscht seit Wochen extreme Trockenheit, der milde Winter brachte auch kaum Schnee, entsprechend ausgedorrt sind Wiesen und Wälder, man bereitet sich auf eine intensive Waldbrandsaison vor. Wir nächtigen in der Nähe eines Skigebietes auf einem schönen Nationalforst Campground.
Great Teton NP
Geysier Old Faithful im Yellowstone NP
28. und 29.06.2015
Es gilt noch, die Tagesdistanz im Wege über Great Falls zu überwinden, im Westen rücken die schneebedeckten Rocky Mountains näher. Da wir uns vom Osten her auf ca. 1500 m dem Glacier NP nähern, wirken die Berge nicht so mächtig wie erwartet, die Gletscher reichen im Norden auf ca. 2000 m herab. Der trockene Ostteil bleibt von Waldbränden nicht verschont, grosse Flächen sind davon betroffen. Am Parkeingang erfahren wir, dass es nur mehr wenige freie Campingplätze gibt, sofort müssen wir uns darum kümmern. Es klappt, wir teilen ihn mit einem ansässigen Sqirrel und nächtens nimmt ein Coyote Platz, den wir nur mehr an der Schlafgrube identifizieren.
Wir brechen entgegen unserer sonstigen Gewohnheit früh auf, möchten den Loganpass auf 2055 m noch vor dem grossen Ansturm erreichen, zusätzliche Baustellen auf der Ostseite benötigen Zeit und für den Nachmittag ist eine Gewitterfront angekündigt. Jetzt erklärt sich auch die unbestimmte Ankündigung der Öffnung der Strasse für die Saison, weder Schnee noch Lawinen waren der Grund, man hat über eine lange Distanz eine neue Asphaltdecke aufgebracht. Die Anfahrt bietet immer wieder grandiose Blicke in die Bergwelt, auf dem Passes liegt an vereinzelten Stellen noch etwas Schnee, daneben blühen die schönsten Wildblumen, eine Bergziege zeigt sich den Besuchern. Die kontinentale Wasserscheide verläuft ebenfalls über diesen Pass. Als wir von einer Wanderung zurückkommen, ist bereits der grosse Run auf die Parkplätze ausgebrochen, wir starten rasch unsere Abfahrt in den Westteil. Dieser Teil der Strasse ist eng, überhängende Felsen erschweren das Ausweichen, daher ist sie nur für KFZ bis zu einer gewissen Grösse zugelassen, trotzdem kommt der Verkehr immer wieder zum Erliegen. Hier liegt die Baumgrenze schon wesentlich tiefer als wir es sonst in den Rocky Mountains gewohnt sind, daher gibt es im oberen Teil sehr schöne Ausblicke, viele Wasserfälle stürzen die Felsen herab, man befindet sich in einem Talkessel ähnlich der Alpen. Je tiefer man fährt, umso mehr werden die gravierenden Unterschiede zur Ostseite sichtbar. Hier wirkt sich bereits die klimatische Zone des Pazifiks aus, die Bäume werden hoch und stark, Flechten hängen an den Ästen und sie sind stark bemoost. Man trifft meist auf riesige Dougles-Kiefern und Nadelhölzer, im Tal auf Mischwald. Dort liegen zwei grosse Gletscherseen an deren Rändern man die Gletscherschliffe sehr dramatisch erkennen kann.
Wir konnten die Überfahrt noch bei guter Sicht geniessen, jetzt zieht es endgültig zu, die Gewitterfront hat den Park erreicht, betrifft jedoch nur die oberen Regionen, im Tal selbst ist es nach wie vor heiss. Unser Platz liegt im Schatten unter hohen Bäumen, die verbleibende Zeit muss für profane Dinge genutzt werden, wie duschen (nach drei Tagen eine Wohltat!), Wäsche waschen und sich mit dem Internet ärgern, weil es wie meist langsam und unzulänglich ist.
30.06. bis 03.07.2015
Für die Fahrt von Montana über Idaho nach Washington habe ich eine ziemlich nördliche Route gewählt, streckenweise unweit zur kanadischen Grenze. Das Wetter ist ausgezeichnet, für uns unerwartet heiss, die Gegend ist stark bewaldet, ähnelt unserem Voralpengebiet, dass Holzwirtschaft hier dominierend ist, erklärt sich von selbst, was ziemlich starken Transportverkehr bedeutet. Eher kleine Siedlungen liegen an der Strecke, manchesmal sogar im ursprünglichen Westernstil, nicht aufgepeppt und daher authentisch im Unterschied zu den touristisch vermarkteten. Die erste Nacht verbringen wir an der Grenze zu Idaho auf einem Cpl der Armee, der auch für das normale Publikum geöffnet ist.
Idaho ist in diesem Bereich sehr schmal, man nennt ihn "Panhandle" und rasch durchquert. In einem dortigen Visitorcenter treffen wir auf einen Angestellten, der ausgezeichnet Deutsch spricht, er hatte einen deutschen Elternteil und bedauert sehr, hier niemanden zu finden, der mit ihm die Sprache spricht. In Washington fahren wir an einem grösseren Waldstück vorbei, das am Vortag von einem Tornado verwüstet wurde. Bäume wurden wie Streichhölzer umgeknickt, liegen quer über die Strasse, Stromleitungen wurden abgerissen, etc. Zum Glück dürften keine Häuser betroffen sein. Trups mit schwerem Gerät sind unterwegs, um aufzuräumen, eigentlich ist es unerklärlich, das Wetter ist ausgezeichnet, nichts deutet auf eine Störung hin. Die abendliche Suche nach einer Bleibe wird fast zum Fiasko, entweder entsprechen sie nicht (Allgemeinzustand oder Lage), oder die ausgewiesenen sind nicht auffindbar. Endlich, 60 ml nach unserem vorgegebenen Tagesziel glauben wir, an einem kleinen See in herrlicherLage fündig geworden zu sein. Mir hätte aber das Äussere des Betreibers schon zu denken geben sollen (tat es aber nicht!), ich lasse mich einfach vom Äusseren des Platzes beeindrucken, die Ernüchterung folgt beim Gang auf die Toilette/Dusche, meine Angebot, hier einen Tag Rast einzulegen, ziehe ich sofort zurück! Das erklärt auch, warum nur wenige Gäste hier sind und diese am nächsten Tag auch wieder abreisen... Doch der Platz ist wunderbar idyllisch gelegen, wir können 1. Reihe fussfrei den Vollmond geniessen.
Durch dieses Erlebnis etwas geschockt, wählen wir bei der Suche in diesem Bundesstaat eine andere Strategie, aus den anderen Regionen sind wir das absolut nicht gewohnt. Die USA sind ein Camperparadies, es gibt unzählige Plätze für jeden Geschmack und Geldbeutel den richtigen, wirklich günstige und naturnahe Möglichkeiten. Die Amerikaner selbst sind begeisterte Camper die auch am Wochenende hinausfahren, was in der Saison zu Engpässen führt. Es gibt nicht wenige, die in der Pension überhaupt ihr Haus gegen einen meist riesigen Trailer tauschen und ganzjährig im Land unterwegs sind.
Hier zweigt auch die Passstrasse zum "North Cascades NP" ab, bei bestem Wetter überqueren wir den Gebirgskamm mit wunderbaren Ausblicken. Die Abfahrt begleitet ein Stausee zur Energiegewinnung, wir besuchen das Informationscenter, vor dem eine Francisturbine positioniert ist (ähnlich der Kaplanturbine vor dem Hauptverwaltungsgebäude der ehemaligen Tauernkraftwerke in Salzburg). Auf Anraten der Angestellten, die sich freuen, weil wir danach fragen, besichtigen wir die Maschinenhalle des Krafthauses - es fühlt sich fast an wie ein Betriebsausflug aus früheren Tagen. Auf dem Cpl des Nationalparks finden wir eine schöne Bleibe.
Das Tal wird weiter und danach auch wieder landwirtschaftlich genutzt, wir erreichen die Interstate 5, die von Canada bis Mexico eine Nord/Süd-Verbindung herstellt und entsprechend stark frequentiert wird. Dieses Wochenende wird es schwer werden, ohne Reservierung Unterkunft zu finden, in den USA ist Nationalfeiertag und Kanada feiert gleich anschliessend. Daher entschliessen wir uns, etwas weiter nördlich von Seattle zu bleiben, erst am 4. Juli selbst dorthin zu fahren. Die gewonnene Zeit nütze ich, endlich wieder Tagebuch zu führen...
im Glacier Nationalpark
04. und 05.07.2015
Es hat die Reiseplanung so ergeben, dass am Nationalfeiertag Seattle auf dem Programm steht. In Erwartung eines grossen Ansturms machen wir uns früh auf den Weg, 70 ml sind es in die Stadt, bei der Einfahrt hat man einen grandiosen Blick auf die Skyline. Die Beschilderung ist perfekt, auf Anhieb landen wir auf einem Parkplatz im Zentrum der Stadt, dort nimmt man es von den Lebenden: stolze $ 12 für 2 Stunden! Die nächste Ernüchterung ist programmiert, vor dem Einlass und auch vor der Kassa zum Space Needle, dem Aussichtsturm der Stadt, stehen bereits lange Warteschlangen, ohne Voranmeldung keine Aussicht auf Erfolg innerhalb absehbarer Zeit! Im nahen Park findet eine Angelobungsfeier der neuen Staatsbürger im Beisein der Familienangehörigen statt, was ebenfalls zu unübersehbaren Warteschlangen führt, ausserdem findet in der zentralen katholischen Kirche eine grosse Kommunionsfeier statt, das Zentrum geht über vor Menschen. Frank Gehry hat hier unverkennbar die Architektur des Musikpavillons beeinflusst, für mein Empfinden, wurde ihm bedauerlicherweise zu wenig Raum gelassen, er kann sich nicht wirklich gut entfalten. Wunderschöne Exponate sind im Glasmuseum und dem angeschlossenen Garten ausgestellt.
Danach beschliessen wir, die überfüllte Stadt in Richtung Mt. Rainer, einer der grossen Vulkane der Cascaden Range und mit 4367 m der höchste Berg Washingtons sowie Nationalpark, zu verlassen. Die typischen Nadelwälder des Nordwestens mit ihren hohe Bäumen begleiten die Strasse, so stellt man sich auch die unendlichen Routen durch Kanada vor. In allen Nationalparks und meist auch in den Nationalforests wird die Natur sich selbst überlassen, tote Bäume nicht entfernt, sie bilden den Humus für nachwachsende Bäume. Auf den Pässen im Osten bieten sich perfekte Ausblicke auf den mächtigen Riesen. Im SO des Parks finden wir im Cpl trotz "Campground full" noch freien Platz, man darf sich davon nicht abschrecken lassen, in 3 von 4 Fällen sind wir erfolgreich, eine gute Quote!
Eine Wanderung durch ein Flusstal zeigt die verheerenden Auswirkungen einer Schlammlawine, die sich 9 m hoch durch das Tal zwängte.
Von hier aus reisen wir weiter nach Oregon, überqueren den Columbia River bei Longview, der die Grenze zwischen den beiden Staaten bildet. Es beginnt sein Mündungsdelta, viel Industrie ist angesiedelt, bei Astoria überquert eine mächtige Brücke dieses Delta, der HW 101 führt darüber, auf den wir hier stossen und bis Coos Bay die Oregonküste befahren, bei Manzanata nächtigen wir. Hier gibt es auch einen Bereich, auf dem Pferdebesitzer mit ihren eigenen Tieren urlauben und dem Strandreiten frönen dürfen.
06. bis 08.07.2015
Die Oregonküste ist eine der schönsten und abwechslungsreichsten an der gesamten Pazifikküste des Kontinents, hohe Dünen, die bewachsen sind und daher kaum wandern und breite Sandstrände prägen sie grossteils. Mancherorts wähnt man sich an der Südküste Chiles. Allerdings sind die Temperaturen für Badespass nicht wirklich geeignet, vielmehr bieten sich unendliche Strandwanderungen an. Die Tourismussaison beschränkt sich auf die Sommermonate obwohl viel für die Naturschönheiten ausserhalb dieser Zeit geworben wird. Man weist uns auch darauf hin, dass das jetzige gute Wetter für den Küstenbereich aussergewöhnlich sei, normalerweise herrsche hier viel Regen und das Gras sei grün statt wie jetzt ausgedörrt und braun. Die Orte zeugen nicht von grossem Reichtum, Fischer bedienen eher kleine Boote, man kommt einfach so über die Runden, hat man den Eindruck. Während Ebbe herrscht, wird an möglichen Küstenabschnitten fleissig nach Meeresfrüchten gesucht. Wir übernachten in schön gelegenen Stateparks unter hohen Küstenwäldern in der Nähe von Lincoln City, Florence und Charlston.
im North Cascades Nationalpark
an der Oregon Küste
09. und 10.07.2015
11. und 12.07.2015
13. und 14.07.2015
im Crater Lake NP
im Lassen Volcanic NP