08. In Marburg

Im gleichen Jahr 1527 erreichte Tyndale die Stadt Marburg. Marburg war die Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen. Der Landgraf Phillip I., der Großmütige, war zum Luthertum konvertiert. Hessen entwickelte sich zu einer Einflussgröße im Reich. Da Marburg eine kleine, abgelegene und lutherische Stadt war, war Tyndale vor englischen Agenten sicher. Ein weiterer Vorteil war die junge Universität. Über diese konnte er Fachbücher beziehen. Tyndale arbeitete an der Revision des New Testaments und der Übersetzung des „Old Testaments“. Für das Old Testament benötigten er Hebräischkenntnisse. Vermutlich hatte er in Wittenberg begonnen Hebräisch zu lernen. Es wäre zu bezweifeln, dass er in England Hebräisch gelernt haben könnte, denn die Juden wurden im Jahre 1290 aus England vertrieben und an den Universitäten gab es keine Professoren für Hebräisch. Ein weiteres Werk an dem Tyndale schrieb war „Die Parabel vom bösen Mammon“ (bzw. The Parable of the Wicked Mammon). In der Schrift griff er die Parabel aus Lukas 16 auf und deutete sie. Auch Luther hatte über diese Parabel gepredigt und Tyndale verwendete in seiner Schrift einige Teile aus dessen Predigt. So stellt er wie Luther dar, dass der Glaube wichtiger als Werke sei. Im späten Sommer 1527 nahmen die Verfolgungen in England zu. Lutherische Gelehrte der Universität Cambridge wurden verhaftet. Tyndale erfuhr von diesen Verhaftungen.

Tyndale verließ schließlich Marburg und reiste nach Antwerpen zum Drucken.