05. In Wittenberg und Hamburg

Am 27 May, 1524 tauchte im Register der Universität Wittenberg der folgende Eintrag auf: „Guillelmus Daltici ex Anglia oder William Daltici aus England“. Tyndale hatte die Silben seines Namens d.h. „Tin“ und „Dale“ vertauscht. Den Namen den er verwendete war also Daletin. Ein späterer Kopist des Registers verschrieb sich und machte daraus „Daltici“. Der Grund für die Präsenz Tyndales in Wittenberg war, dass hier an der Universität Luther und Melanchthon lehrten. Die strittige Frage, ob Tyndale und Luther sich persönlich in Wittenberg begegnet seien, wird von englischen Zweiflern vermutlich deshalb in Frage gestellt, weil sie eine zu große Abhängigkeit Tyndales von Luther befürchten und zugeben müssten. (Vgl. Meissner, P.: England im Zeitalter von Humanismus, Renaissance und Reformation. Heidelberg, 1952, Seite 430 f.) Die Universität Wittenbergs war sehr gut, insbesondere mit Büchern, ausgestattet. Auch war er so unter Gleichgesinnten und vor Verfolgung sicher.

Tyndale war jedoch beinahe der einzige Engländer in Wittenberg und das war für seine sprachliche Arbeit natürlich ein Problem. Er begann sein Übersetzungswerk der englischen Bibel in Wittenberg, in einer Umgebung in der er sprachliche Fragen der englischen Sprache, nur sehr schwer klären konnte. Zwischen 1524 und 1525 fand der Bauernkrieg statt. 1525 veröffentlichte Luther die Schrift: „Wider der räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“. Der Bauernkrieg endete mit der Niederwerfung der Bauern; über 130 000 von ihnen waren gefallen. Tyndale übersetzte währenddessen in Wittenberg, die Bibel ins Englische. Einige Kommentare, der Kommentierung in seiner Übersetzung, entsprechen der Lutherkommentierung in der Lutherbibel. Aber auch darüber hinaus kann man viele Parallelen feststellen. Tyndale hatte das „New Testament“ ohne Verwendung von älteren englischen Bibelübersetzungen übersetzt.

Kurz nach dem Ende des Bauernkrieges und Luthers Hochzeit (d.h. Ende Juni 1525), verließ Tyndale mit seinem übersetzen „New Testament“, die Stadt Wittenberg und reiste nach Hamburg. Nach dem Ende des Bauernkrieges war das Reisen wieder sicherer und somit möglich geworden.

In Hamburg angekommen schrieb er Briefe nach England. Nach über einem Monat erhielt er eine Antwort. Einige Kaufleute hatten ihm, wie sie es vorher mit ihm vereinbart hatten, Geld zum Drucken seines New Testaments geschickt. Außerdem kam William Roye (der zuvor ebenfalls in Wittenberg studierte) nach Hamburg, um Tyndale bei seiner weiteren Arbeit zu helfen. Die Hilfe sollte im Korrekturlesen bestehen. Tyndale und Roye reisten nun nach Köln, denn dort wollten sie die Bibel drucken lassen.