04. In London

William Tyndale erreichte London wohl im Sommer des Jahres 1523. London war das wichtigste religiöse Zentrum Englands. Der Franziskanerorden, der Dominikanerorden, der Karmeliterorden hatten hier ihren englischen Hauptsitz. Auch hatte hier der Kardinal Wolsey seinen Wohn- und Arbeitsort. Tyndale wohnte in London, bei einem Kaufmann namens Humphrey Monmouth. Monmouth war der lutherischen Theologie zugeneigt. Während Tyndale darauf wartete zum Bishop Tunstall vorgelassen zu werden, um die Erlaubnis für die Bibelübersetzung zu bekommen, predigte er einige Male in der Kirche St. Dunstan. Doch die meiste Zeit war er damit beschäftigt in seinen Büchern zu lesen. Auch beschäftigte er sich mit der lutherischen Übersetzung der Bibel. Luthers Übersetzung wurde eine der Quellen welche er zum Übersetzen verwendete.

Obwohl jegliche Schriften Luthers mittlerweile in England verboten waren, so gelangten sie dennoch dort hin. Die Schriften wurden geschmuggelt, insbesondere durch das Hansekontor „Steelyard“ (eigentlich deut. Stapel-hoff). Die meisten deutschen die im Gebiet des Steelyards wohnten, begeisterten sich für Luthers Lehren. Es ist wahrscheinlich, dass einige dieser Kaufleute zu Gast bei Humphrey Monmouth waren und Tyndale ihnen dort begegnete. Tyndale musste schließlich einsehen, dass er vom Bischof Tunstall, als auch von keinem anderen die Unterstützung erhalten würde die er benötige. In London und England konnte eine Bibelübersetzung auch deshalb nicht gedruckt werden, weil die Druckereien nicht die Qualität geliefert hätten, die benötigt wurde. Tyndale beschloss nach Deutschland zu gehen. Eine solche Reise war für einen englischen Untertan ohne Erlaubnis des Königs verboten. Dennoch reiste er nach Deutschland; vermutlich mittels des Steelyards und vermutlich zunächst nach Hamburg. Eine Tages bemerkten einige der Obrigkeit Englands, dass der Übersetzer fehlte und deshalb wurden Agenten auf den Kontinent geschickt um Tyndale zurückzuholen.