03. Als Hauslehrer

Ungefähr 1521 wurde Tyndale Hauslehrer bei der Familie Walsh und verdiente so seinen Lebensunterhalt. Er unterrichtete die zwei jungen Söhne von Sir John Walsh vom Little Sodbury Manor im Gloucestershire. Die beiden Jungs waren noch unter sieben Jahren und so benötigte der Unterricht nicht sehr viele Stunden. An diesem ruhigen Ort war es Tyndale, besser als in Cambridge möglich, sich mit dem griechischen Neuen Testament zu beschäftigen. Durch die Nähe zu den Großstädten Bristol und Oxford war es ihm weiterhin möglich aktuelle Bücher zu kaufen. Sir John Walsh war zwischen 30 und 35 Jahren. Dieser hat einen Titel und Land geerbt, welches sich über weite Teile des Gloucestershire erstreckte. Außerdem war er Hoch-Sheriff des Gloucestershire. Er war somit dafür zuständig, die Steuern von allen Landbesitzern, zu sammeln. Sir John kannte König Heinrich VIII.

Tyndale predigte zum einen in der kleine Kapelle der Familie und zum anderen in Bristol. In seinen Predigten erklärte er, dass die Erlösung eine freie Gabe Gottes sei und der Mensch nicht durch Werke, sondern allein durch den Glauben gerettet würde. Durch diese lutherische Position machte er sich viele Feinde. Denn er stellte damit auch, die Reliquienpraxis und den Ablasshandel in Frage. Außerdem saß Tyndale, anders als die Diener, beim Abendessen bei der Familie mit am Tisch. Auch bei den Gästen der Familie, die ebenfalls am Tisch saßen, machte er sich häufig, durch seine Reden, Feinde.

Im September 1522 erschien das Neue Testament von Martin Luther. (Nach dem Erschei­nungs­monat bekam es den Namen: „Septembertestament“.) Im Juli 1523 erschien der erste Teil des „Alten Testaments deutsch“ (die 5 Bücher Mose) von Martin Luther.

Es geschah schließlich, das die Gegner Tyndales, sich wegen seiner Predigten, bei John Bell beschwerten. John Bell war für Urteile im Kirchenrecht zuständig und es war üblich das verurteilte Häretiker auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Bell nahm diesen Fall „der Ketzerei“ auf; und somit war das Leben Tyndales in Gefahr. Beim angesetzten Verhör verteidigte sich Tyndale mit Zitaten aus dem Neuen Testament. Bell befand sich nun in einer Zwangslage. Er hatte wenig Lust sich auf eine Bibeldebatte einzulassen. Außerdem waren die Walshs eine einflussreiche Familie. Dennoch hatten sich viele Menschen über Tyndale beschwert. Er löste das Problem in dem er Tyndale ausdrücklich verwarnte. In den nächsten Monaten ging wieder alles seinen gewohnten Gang. Tyndale arbeitete in seinem Studierzimmer oder kümmerte sich um die zwei Jungen der Walshs.

Eines Tages hatte Tyndale, vermutlich beim abendlichen Essen an der Tafel der Walshs, einen Streitgespräch mit einem Gast. Der besagte Mann verteidigte Irrlehren der Kirche gegenüber Tyndale. Tyndale konterte dessen Reden, mit den Worten: „Wenn Gott es zulässt, werde ich es bewirken, dass in wenigen Jahren der Junge hinter dem Pflug die [Heilige] Schrift besser kennt, als Du es tust!“ (Übersetzung des englischen Wortlautes aus: Fish, B. / Fish, B. D.: Heroes of the Faith – William Tyndale Bible Translator and Martyr. Uhrichsville: Barbour Publishing, 2000, Seite 57) Wie dieses Streitgespräch im Übrigen ausgsehen haben könnte ist auch im englischen Spielfilm God’s Outlaw zu sehen.

Mit seinen Worten hatte Tyndale somit erklärt, dass er die Bibel übersetzen wolle. Tyndale musste dafür zunächst drei Dinge tun. Zum einen musste, er wegen der Gefahr vor dem Ketzertod, Little Sodbury Manor verlassen. Zum anderen benötigte er, die Erlaubnis von einem Bischof, dass er die Bibel übersetzen dürfte. Zum dritten benötigte er einen Sponsor, der seine Arbeit finanzieren würde. Tyndale entsann sich, dass der Humanist Erasmus von Rotterdam, in einem seiner Bücher, Tunstall rühmte. Tunstall hatte Erasmus beim schreiben eines seiner Büchern geholfen. Und eben dieser Tunstall war mittlerweile Bischof von London geworden. Mit einigen Empfeh­lungs­schreiben der Walshs reiste Tyndale 1523 nach London.