01. Wyclif

Im 14. Jahrhundert, man vermutet um 1330 herum, wurde in einem kleinen Dorf ein Junge geboren, der den Namen John Wyclif bekam. Jahre Später begann ebendieser John Wyclif in Oxford ein Studium. Zur selben Zeit war es wohl, dass die Pest Ausbrach und einen großen Teil der englischen Bevölkerung vernichtete. Nach und nach folgten erneute Pestepidemien und so wurde etwa die Hälfte der englischen Bevölkerung Schritt für Schritt ausgelöscht. Zu letzten Pestwellen kam es in den sechziger und siebziger Jahren. In Folge kam es zunächst zu einem gravierenden Mangel an Arbeitskräften. Der arbeitsintensive Getreidebau wurde weitgehend aufgegeben und die weniger arbeitsintensive Weidewirtschaft wurde, an seiner Stelle, betrieben. Es kam zu starken Rationalisierungen. Daneben wurde England durch die Kosten für den „Hundertjährigen Krieg“ (1338-1453) stark belastet. Im Jahre 1379 erhob der englische Staat eine Kopfsteuer. Jedermann wurde also, ohne Rücksicht auf sein Einkommen und seine Vermögensverhältnisse, mit dem gleichen Betrag besteuert. Dieser Betrag war für viele Arme nicht zu zahlen. Dies provozierte 1381 einen Bauernaufstand.

Die Wut auf den ausbeuterischen und reichen Adel, ist im folgendem Reim aus dieser Zeit erkennbar:

Als Adam grub und Eva spann, Whan Adam dalf and Eve span,

Wo war da der Edelmann? Who was thanne a gentilman?

(Später, im deutschen Bauernkrieg von 1525, wurde dieser Reim erneut aufgegriffen.)

Die aufständischen englischen Bauern stürmten Gefängnisse, verbrannten Akten und plünderten der Reichen Häuser. Vor den Mauern Londons lagerten sie und erhoben Forderungen an den jungen König Richard II. – Nämlich: die Auslieferung von Verrätern, die Abschaffung der Leibeigenschaft, Enteignung der Kirche, eine Bodenreform und das Recht auf frei ausgehandelte Pachtverträge. – Nach dem die Bauern den Erzbischof Sudburry, mit seinen Getreuen erwischten und „abschlachteten“, legte sich langsam ihre Wut. Ende Juni begann sich die Schar der Bauern aufzulösen. Nun handelte der König und die Reste des Aufstandes wurden niedergeschlagen. Man suchte nach Anstiftern des Aufstandes und so begann man John Wyclif, mittlerweile Doktor der Theologie in Oxford, zu verdächtigen. Er hatte präreformatorische Schriften geschrieben und verbreiten lassen. Aus diesem Grund hatte die Kirche auch schon gegen ihn ermittelt und Schriften von ihm verurteilt. Auf Druck der Kirche verlor Wyclif nach diesen Ereignissen, seine Lehrtätigkeit in Oxford. Er ging nach Lutterworth, wo er schon seit 1374 das Pfarramt besaß.

Dort schrieb er, mit Unterstützung seiner Anhänger, weiter seine Schriften und begann (ebenfalls mit deren Hilfe) die Übersetzung der Bibel, in die englische Sprache. Im Jahre 1388 erschien die vollständige Bibel, welche auf der Übersetzung Wyclifs und seiner Mitarbeiter basierte. (Man geht davon aus das die Übersetzung des Neuen Testa­ments weitgehend auf Wyclif zurückgeht.) Auf dem Konzil von Konstanz erklärte man Wyclif (also im Jahre 1415) zum Ketzer. Seine Gebeine sollte ausgegraben und verbrannt werden. Dies geschah erst im Jahre 1428.