02.02.04 Leerfahrten und Spezialverkehre in Linienfahrten umwandeln. Inklusion für den ÖPNV

Als ich 1998 die Textgrundlage für diesen Text verfasste, waren mir viele Leerfahrten bekannt. Seitdem hat es einige Änderungen beim Busverkehr gegeben, so dass ich akut nicht sagen kann, wieviele Leerfahrten es noch gibt. Immerhin ist der erste Bus von Remscheid Lennep nach Radevormwald, der früher immer als Leerfahrt fuhr, in den Linienverkehr integriert worden. Mit dieser Fahrt erreicht man immerhin den ersten Bus von Radevormwald nach Halver und Lüdenscheid.

Grundsätzlich gilt, dass Leerfahrten zu vermeiden sind. Sollte es aus Umlaufgründen so sein, dass zwei Busse fast zur gleichen Zeit einen Linienweg bedienen, sollte man prüfen, ob einer der wagen eine andere Route fahren kann. So bietet sich zwischen Lennep und Radevormwald an, dass einige Fahrten von der Haltestelle Stadion über den Hasenberg zur B 51 fahren um dann über die L 412 über Engelsburg - Heidersteg - Honsberg (über Umgehungsstraße) nach Radevormwald zu fahren oder umgekehrt. Selbst wenn das nur einzelne Fahrten wäre, wäre das für die Anlieger dieser Zusatzfahrten ein Gewinn.

Desweiteren gibt es regelmäßige Leerfahrten vom Busdepot zu Linienanfängen. Warum beginnt die erste Fahrt nach Radevormwald nicht als Linienfahrt an der Haltestelle Wagenhalle. Alle Haltestellen an der B 229 können doch schon angefahren werden, falls da jemand nach Radevormwald will. Und wenn ein Bus zurück ins Depot fährt könnte doch da im Fahrplan stehen, Bus fährt über B 229 bis Haltestelle Wagenhalle. Dann könnten die Ziele Trecknase, Jägerwald, Böker Höhe und Neuenhaus mehrmals täglich umsteigefrei erreicht werden.

In Radevormwald hat die OVAG den Schulbusbetreiber "Der Radevormwalder" als Tochterunternehmen übernommen und nutzt die Firma auch als Busdepot für einige Buseinsätze auf den Linien 339, 626, und 671. Auch hier könnten die Fahrten zum Busbahnhof von der Röntgenstraße über die Haltestellen Rädereichen, Vorm Holte und Kaiserstraße geführt werden, wodurch z.B. im Berufsverkehr einige Direktverbindungen vom Radevormwalder Osten bis Herbeck bzw. Lennep und Dahlerau entstünden. Die Haltestelle Vorm Holte hat akut keine Busfahrten zum VRS- Tarif und würde dadurch etwas aufgewertet. Fahrgäste, die bisher bis zum Busbahnhof laufen mussten, bekommen so einige Busfahrten näher an die Haustüre.

Neben den Leerfahrten gibt es die Spezialverkehre. da ist zum einen der Schulbusverkehr, den ich in Radevormwald in einen für alle nutzbaren Ortsbusverkehr umwandeln will (siehe Abschnitt 02.02.01).

Aber es gibt in Remscheid Lennep und Wermelskirchen auch Werkstätten der Lebenshilfe, die ihre Mitarbeiter mit einem umfangreichen Werksverkehr abholen und nach Hause bringen. Nicht mal die nicht betreuenden Mitarbeiter der Lebenshilfe dürfen diese Busse benutzen. nachdem zum Beispiel in den Schulen durch die Inklusion im Bildungssystem Behinderte und nicht Behinderte zusammen unterrichtet werden sollen, wäre doch eine Übertragung der Inklusion auf den Busverkehr sinnvoll, indem die Fahrten für die Lebenshilfeeinrichtungen für nicht Behinderte in den VRS- Tarif integriert werden, damit alle Personen diese Fahrten nutzen können.

Denkbar wäre, dass es eine Anzeigen- und Kooperationspflicht für Spezialverkehre gibt, damit Kommunen und Landkreise die Chance haben, diese Fahrten in den ÖPNV zu integrieren. es geht jetzt nicht darum, dies abzulehnen, weil es Zeiten geben kann, wo diese Busse nicht verkehren. das kann man entweder im Fahrplan bekannt geben (z.B. fährt nicht von Weihnachten bis Neujahr) oder rechtzeitig über die Medien bekannt machen, wenn z.B. freie Brückentage beschlossen werden. Im Einzelfall könnte, wenn sich eine Nachfrage gebildet hat, an solchen tagen auch ein Sammeltaxi fahren oder ein Ersatzbus. Aber grundsätzlich kostet es sehr wenig, diese bereits vorhandenen Fahrten für alle Nutzbar zu machen. der einzige Mehraufwand besteht darin, entlang der neuen Fahrmöglichkeiten an den meist bestehenden Haltestellen die Fahrplanaushänge anzubringen und zu aktualisieren. Evt. muss auch mal eine Haltestelle neu geschaffen werden. Aber das sind dann einmalige Kosten, denen ein dauerhafter Nutzen gegenüber steht.

Fakt ist, wenn es gelingt, vorhandene Spezialverkehre in den ÖPNV zu integrieren, kann man mit vorhandenen Fahrten einen Großteil der Neuleistungen für den ÖPMV abdecken. So sind bei 13 Wochen Schulferien im Jahr immerhin 39 Wochen mit Schulbetrieb vorhanden, so dass für gut 77% eines Jahres ein Busangebot besteht. Bei Spezialverkehren für Unternehmen und die Lebenshilfe dürfte bis auf die mögliche Betriebspause zwischen Weihnachten und Neujahr gut 95% der möglichen Fahrtage eines Jahres durch vorhandene Buseinsätze abgedeckt sein. Sollte man eine 100%- Bedienung im Jahr anstreben, wären also nur die Leistungen für 23% oder 5% des Jahres zusätzlich zu bezahlen. Zusätzliche Einnahmen durch den Fahrkartenverkauf fallen aber das ganze Jahr über an und können für die Finanzierung weiterer Fahrten genutzt werden.