01.05.00 Fußgänger und Radfahrer

Fußgänger und Radfahrer spielen in der aktuellen Verkehrspolitik leider nur eine untergeordnete Rolle. Sie sollen möglichst den Autoverkehr nicht stören. Zwar kann Radevormwald von der Hohenfuhrstraße bis großen Ampel in Herbeck statistisch einen langen Radweg nachweisen. Wenn man dessen Struktur und Geschichte untersucht, muss man leider feststellen, dass hier nicht umweltfreundliche Verkehrsarten gefördert werden, sondern diese auf engsten Raum zusammengedrückt werden.

Als ich 1998 diesen Text schrieb, wurde in Bergerhof und Herbeck der ausgewiesene Radweg zu großen Teilen als Parkplatz missbraucht. Fußgänger und Radfahrer wurden auf die Restfläche gedrängt. bei einer Erneuerung der Elberfelder Straße wurde die optische Trennung von Rad- und Fußweg aufgehoben und da wo früher formal ein Radweg war, wurden nun offiziell Parkplätze ausgewiesen. An einigen Stellen wurden die jedoch nicht nur aufgemalt, so dass man da, wenn keiner parkt, auch mit dem Rad drüber fahren könnte, sondern es wurden kleine Stufen eingebaut.

Von der Herrmannstraße bis zur Hohenfuhrstraße wurde die Kaiserstraße umgebaut. Die Fahrbahn wurde verengt, aber der gewonnene Platz wurde als Parkfläche den PKW gegeben. und da Radfahrer auf der verengten Fahrbahn von nun an stören würden, wurde den Fußgängern die Hälfte ihrer bisherigen Wegfläche genommen und als Radweg ausgewiesen.

Hier wird die bundesweit anzutreffende Schizophrenität der Verkehrspolitik deutlich! wenn an einer Stelle ein Erwachsener per Rad auf einen Fußweg fährt, ist das unabhängig davon, ob er rücksichtsvoll fährt oder genug Platz da ist, ein Vergehen. Hier in der Innenstadt dagegen, wo breite Fußwege sinnvoll wären, werden auch noch die Radfahrer verpflichtet, diese mit zu benutzen. Ein fahren auf der Straße ist hier ein Verstoß gegen die Radwegebenutzungspflicht. Diese unlogischen Regelungen verstehe wer will.

Hinzu kommt, dass die Anbindung der Radwegfläche an die Straßenfläche sehr stümperhaft ausgeführt wurde und man trotz der Absenkung oft einen erheblichen Stoß im Fahrrad verspürt. Ebenso bestehen die Umrandungen der Blumenbete aus erhöhten Steinquadern und können, wenn man als Radfahrer mal sehr schnell ausweichen muss, leicht ein Vorderrad beschädigen, dass mit Schwung dagegen prallt.

Eine besondere Benachteiligung des Fahrradverkehrs ist das Fahrradverbot auf der B 229 von Niedernfeld nach Wassermühle über die Wuppertalsperre. Dies ist der kürzeste und steigungsärmste Weg. Wenn man gewollt hätte, wäre es hier kein Problem, neben der Straße einen Radweg anzulegen. Und die Straße selber ist so geräumig, dass man hier gefahrloser radeln kann, als auf vielen anderen Landstraßen. Warum man ausgerechnet hier das Radfähren so mutwillig unattraktiv macht, bleibt mir ein Rätsel.

Zu den negativen Beispielen gehört, dass der Fußweg Heidersteg - Honsberg nicht erhalten werden konnte. Positiv ist dagegen, dass Trampelpfade an der Südstadtkreuzung nachträglich gepflastert wurden, statt diese durch Zäune abzuschnüren.

Positiv ist auch der Kreisverkehr in Bergerhof. Auch als Fußgänger kommt man da schneller über die Straße, als an jeder Ampel. Es ist also im Fußgängerinteresse, alle Ampeln (außer den beiden Schulwegampeln auf der Elberfelder Straße) abzuschaffen und durch Kreisverkehre und Querungsinseln zu ersetzen. Es sind manchmal kleine Maßnahmen die den Fußgängern große Erleichterungen brächten, wie eine Treppe von der Post zum Lidl oder eine Querungshilfe auf der B 229 beim Lidl.

Die FDP hatte mal vor Jahren eine Karte über den Zustand der Fußwege in Radevormwald erstellt. Leider ist dem keine tat gefolgt. bei Wanderungen stoße ich immer wieder auf unpassierbare ehemalige Wege, etwa von Hahnenberg nach Wintershaus oder im Uelfetal.

Obwohl ich das schon vor Jahren angeregt hatte, gibt es in Radevormwald 2012 noch keine Einbahnstraße, die in der Gegenrichtung für den Fahrradverkehr freigegeben wurde.

Da gerade Fußgänger und Radfahrer aus ihren regionalen täglichen Wegen her am besten wissen, wo der Schuh drückt und hier die Stadt viel Handlungsspielraum hat, empfehle ich, dies den Politikern auch als frage über Abgeordnetenwatch mitzuteilen, indem man die fragt, ob diese das Problem kennen und beheben wollen: http://www.abgeordnetenwatch.de/ratsmitglieder-725-0.html