Tscheljabinsk

Gleich achtzehn Meter reckt sich dieses Denkmal am Tscheljabinsker Revolutionsplatz (Ploschtschad Rewoljuzii) in die Höhe. Der Staatslenker selbst ist hier gigantische 8,20 Meter groß geraten. Auf dem Podest steht: "Für W.I. Lenin vom werktätigen Tscheljabinsk".

Die Bronzeskulptur wurde im Leningrader Werk Monumentskulptura gegossen, einer Art Fließbandfabrik für sowjetische Denkmäler. Zwei Tage vor den Revolutionsparaden am 7.11.1959 kam das Monument an seinen Platz vor der Stadt- und Gebietsverwaltung. Bei der offiziellen Enthüllung soll es allerdings lautes Gelächter unter den Anwesenden gegeben haben. Denn der Bildhauer hatte Lenin gleich zwei Schiebermützen verpasst - eine hielt er in der Hand und eine trug er auf dem Kopf. Der Fehler soll später behoben und die Mütze vom Kopf wegpoliert worden sein.

Schlendrian verpasst Lenin zwei Schirmmützen

Der verantwortliche Bildhauer begründete den Lapsus mit dem russischen Schlendrian. Betrunkene Arbeiter sollen in der Werkstatt gleich zweimal auf den Haufen mit Leninmützen gegriffen haben. Offenbar wurden die Denkmäler dort als Massenware hergestellt, Köpfe, Arme und eben Mützen lagen griffbereit.

Noch eine zweite Legende umrankt das Tscheljabinsker Monument. Der örtlichen Nomenklatura waren die Wartezeiten rund um die Parade im kalten November stets zu lang und frostig. Teilweise dauerten die Paraden vier Stunden. Also ließen die Parteibonzen im Postament etwas Gemütlichkeit installieren. Heizung, Licht und Toiletten. Nun konnten die Kommunisten sich unter ihrem Idol am Buffet laben, während das Fußvolk oben vorbeimarschierte.

Feuer im Postament

Leider kam es in den 1970er Jahren eines nachts zu einem Kurzschluss in der Stromleitung und der gesamte Innenraum brannte aus. Die "Stimme Amerikas" berichtete sogleich am nächsten Morgen, dass in Tscheljabinsk das Lenin-Denkmal verbrannt sei. Daraufhin wurde das Postament mit neuen Fliesen ausgelegt und verschlossen. Fortan mussten die Parteiführer bei den Paraden wieder frieren.

Eingeweiht: November 1959

Bildhauer:

Foto: Juni 2008 (Quelle: Flickr, kudinov_dm)