Dudinka

Eigentlich vermutet man am 69. Breitengrad nicht wirklich zivilisiertes Leben. Bei durchschnittlichen Temperaturen von unter 20 Grad minus zwischen November und März führt die Natur hier ein strenges Regiment. Dunkle Tage ohne Sonne im Winter und endloses Licht im Sommer foltern das Gemüt. Und doch hat es das Städtchen Dudinka geschafft, durch die Zeit der Nachwende-Wirren zu kommen und immerhin eine Einwohnerzahl von rund 24.000 zu halten. Grund ist die äußerst strategische Lage am Jenissej-Strom. Der verbindet den Ort mit der arktischen Karasee. Damit hat dieser entlegene Winkel Anschluss an die Nordostpassage und somit an die Welthandelsströme. Wer hätte das vermutet.

Der Zugang zum Nördlichen Seeweg ist es auch, der Dudinka für den Rohstoffkonzern Norilsk Nikel so attraktiv macht. Denn über den Hafen kann der etwa 100 Kilometer entfernte Nickel- und Kupferproduzent seine Waren nach Asien schiffen lassen. Natürlich ist der Ort - trotz grandioser Naturschauspiele - ähnlich trist wie alle Kleinstädte des Riesenreichs. Und natürlich darf auch der Revolutionshäuptling im Stadtzentrum nicht fehlen. Wacker hält Lenin vor dem Kulturhaus am Uferplatz (Nabereschnaja ploschtschad) den frostigen Winden stand und erinnert die Bewohner Dudinkas daran, dass sie einst zu den privilegierten Bürgern einer untergegangenen Weltmacht gehörten.

Bildhauer:

Eingeweiht: August 2010

Foto: Timur Woronkov / Wikimedia