Ogorodnaja-Sloboda-Gasse

In der verschlafenen Gasse nahe des Boulevardrings und der Teiche Tschistye Prudy erwartet der Spaziergänger kaum ein Monument des Kommunismus. Und tatsächlich ist dieses Lenin-Denkmal ein ganz Besonderes. Der Politiker erscheint hier als Milchgesicht. Genauer gesagt soll er den jungen Wladimir Uljanow als Gymnasiast in den 1880-er Jahren darstellen. Tatsächlich muss man schon genau hinschauen, um hinter dem strebhaften Schüler den späteren Staatenlenker zu erkennen. Manche Moskauer meinen, ihr einstiger Chef sähe hier eher Leonardo DiCaprio ähnlich. In der Nacht zum 18. Juli 2008 allerdings war es vorerst vorbei mit dem Jugendwahn. Ein furchtbares Gewitter zog über Moskau und ließ 117 Bäume einknicken. Einer davon fiel direkt auf den Revolutionär an der Ogorodnaja-Sloboda-Gasse, stieß ihn vom Sockel und trennte ihn in drei Teile - Kopf, Rumpf und Arme (siehe Foto rechts). Da die Stele auf der Liste der föderalen Denkmäler steht, wurde sie schnell restauriert und zur Freude der Anwohner ein Jahr später wieder aufgestellt (Link auf einen Fernsehbeitrag zum "Heimkehr" des sanierten Denkmals). Und weil nicht jeder Passant erkennt, um wen es sich auf dem Sockel handelt, haben Kids mit Graffiti den Namen des Mannes in roter Farbe aufgesprüht. Ursprünglich wurde das Denkmal zum 100. Geburtstag Lenins 1970 enthüllt. Es steht neben dem Haus Nr. 6, in dem seine Gattin Nadeschda Krupskaja sich häufig aufgehalten haben soll.

Eingeweiht: 1970

Bildhauer: Wladimir Jefimowitsch Zigal (geb. 1917)

Fotos: Juni 2011