Mediation beendet: Schlössl-Gründe werden verbaut

Die Bürgerinitiative Jedlesee ist mit ihrer von 2.300 Unterzeichnern unterstützten Forderung nach Erhaltung der Grünland-Widmung des ehemaligen Gartens des Maria Theresien-Schlössls gescheitert. Ihre fünf verbliebenen am Mediationsverfahren Beteiligten stimmten per Unterschrift der Verbauung zu.

Hier die offizielle Mitteilung aus dem am Montag,

dem 23. November 2009, abgeschlossenen Mediationsverfahren (rote Unterlegungen nicht im Original):

Mediationsverfahren „Runder Tisch Schlösslgründe“ – Pressemitteilung 25.11.09 Seite 1

Pressemitteilung

Wien, am 25.11.2009

Einigung in Jedlesee: Mediationsverfahren bringt einvernehmliche Lösung

Alle am Verfahren Beteiligten unterzeichnen Vereinbarung

Pläne zu einem Wohnbauprojekt führten im Jahr 2008 in Floridsdorf im Bereich Jedlesee zu

Konflikten, die man seit Mai 2009 in einem Mediationsverfahren zu lösen versuchte. Am 25.

November 2009 gaben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des „Runden Tisches Schlösslgründe“

bekannt, dass nach 7 Monaten und 9 Gesprächsrunden eine Einigung über die Zukunft

einer 20.000 m2 großen Fläche erzielt werden konnte.

An den Gesprächsrunden, die von einem Mediatorenteam geleitet wurden, nahmen zwei

Vertreter des Grundeigentümers Stift Klosterneuburg, je ein Vertreter der beiden Bauträger

ÖVW und Sozialbau, sechs Vertreter der Bürgerinitiative Jedlesee, je ein Vertreter der Pfarre

Maria Loretto und der Erzdiözese Wien und je ein Vertreter der politischen Parteien in

Floridsdorf teil.

Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen mussten alle am Verfahren Beteiligten ihre

Kompromissfähigkeit in teils emotionalen Diskussionen immer wieder beweisen.

Wie sieht die Lösung aus?

Beschlossen wurde ein Gesamtpaket, dies beinhaltet eine Garantie für die Revitalisierung des

historischen Maria-Theresien-Schlössls samt passender qualitativer Garten- und Freiflächengestaltung,

in der Höhe entgegen den ursprünglichen Plänen deutlich reduzierte Wohnbauten,

die Vergrößerung des benachbarten Erholungsgebiets um 3.600 m2 durch Rückwidmung eines

Teils des Grundstücks in Schutzgebiet Wald und Wiese (SWW) und die Integration eines

deutlich vergrößerten Kindergartens und Horts im künftigen Wohnbau. Ebenfalls im Lösungspaket

enthalten ist das Bekenntnis des Stiftes Klosterneuburg und aller politischen Parteien,

das Erholungsgebiet Schwarze Lacke dauerhaft als Schutzgebiet Wald und Wiese (SWW) zu

erhalten und wenn möglich als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen.*) Die Pfarre Maria Loretto

wird noch prüfen, ob sie in das renovierte Maria-Theresien-Schlössl und Nebengebäude

umzieht.

Weiters ermöglicht diese Lösung die Finanzierung eines zusätzlichen Jugendspielplatzes in

Jedlesee. Es gibt die Zusage aller politischen Parteien, ein Verkehrskonzept für Jedlesee zu

erstellen, um im betroffenen Gebiet die Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit zu

forcieren. Ein dementsprechender Antrag wurde bereits in der Bezirksvertretung gestellt und

auch beschlossen. Die MA 22 wird ersucht, im Zuge des Umwidmungsverfahrens für den

Schutz von im Gebiet vorhandenen Tier- und Pflanzenarten Sorge zu tragen. **)

Wie geht es nun weiter?

Die Bezirkspolitik wird die notwendigen politischen Beschlüsse für die Umsetzung des

Lösungspakets herstellen. Im Jänner 2010 werden der Öffentlichkeit die Ergebnisse des

Mediationsverfahrens im Pfarrsaal der Pfarre Maria Loretto im Detail präsentiert werden.

Weitere Details und Fotos zum Mediationsverfahren finden Sie unter www.publicmediation.at

Rückfragehinweis:

Harald Pilz, eingetragener Mediator

Leitung des Mediationsverfahrens „Runder Tisch Schlösslgründe“

Tel.: 0664 303 7767

Mail: harald.pilz@denkstatt.at

Mediationsverfahren „Runder Tisch Schlösslgründe“ – Pressemitteilung 25.11.09 Seite 2

Anhang

Gegenüberstellung wichtiger Daten zum Wohnbauprojekt vor und nach dem

Mediationsverfahren:

VORHER

NACHHER

52% volle Bauklasse I, 48% Bauklasse II

60 % beschränkte Bauklasse I, 22 % volle

Bauklasse I, 18 % Bauklasse II

ca. 180 Wohnungen

ca. 140 Wohnungen

Traufenhöhe zum Kammelweg und neben

Gärten Kammelweg: 9 – 12 m

6,5m; zusätzlich Baum- und

Heckenpflanzungen

Traufenhöhe zum Erholungsgebiet: 9m

6,5m bzw. 9 m (die beiden südlichsten

Wohntrakte)

Weitere Bestandteile des Lösungspakets sind:

• Garantie für Schlösslrevitalisierung, auch wenn keine Nutzung durch die Pfarre erfolgen

sollte

• Langfristige Erhaltung des benachbarten SWW-Gebiets (= Schutzgebiet Wald & Wiese) als

naturnaher Grünraum; durch einen Antrag in der Floridsdorfer Bezirksvertretung wird die

Stadt Wien um Ausweitung des „Landschaftsschutzgebietes“ auch auf dieses Gebiet

ersucht*); der SWW-Bereich bleibt von Bauaktivitäten unangetastet

• 3.600 m2 werden dem SWW zugeschlagen, davon 850 – 900 m2 Kindergartenspielfläche,

der überwiegende Teil wird naturnah gestaltet. Ein weiterer Jugendspielplatz wird an

geeigneter Stelle in Jedlesee errichtet.

• Neues Verkehrskonzept für Jedlesee, um mehr Verkehrsberuhigung und Verkehrssicherheit

zu erreichen; dabei soll die Bevölkerung aktiv eingebunden werden

• Eine möglichst passende qualitative Gestaltung der Garten- und Freiflächen vor und hinter

dem Schlössl

• Wesentliche Verbesserung für den Kindergarten gegenüber der derzeitigen Situation:

Ebenerdiger Zugang und Gruppenräume, angrenzender Freiraum, 6 statt 3 Gruppen,

barrierefreie Planung und Ausführung.

• Wenn die Pfarre Jedlesee in das Schlössl einzieht, wird es auch die Möglichkeit geben, die

Räumlichkeiten für externe Veranstaltungen anzumieten.

Die Autoren und Autorinnen dieser Pressemitteilung sind alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen

am Mediationsverfahren „Runder Tisch Schlösslgründe“:

Für den Grundeigentümer Stift Klosterneuburg: Andreas Gahleitner, Andreas Leiss; für die

gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen Österreichisches Volkswohnungswerk GmbH und

Sozialbau AG: Andreas Reittinger, Wilhelm Zechner; für die Pfarre Maria Loretto: Seweryn

Bojanowski; für die Erzdiözese Wien: Harald Gnilsen; für die Bürgerinitiative Jedlesee:

Leopoldine Praschinger, Margareta Gmeiner, Ursula Helwig, Herbert Reichl, Cornelia Riedl; für

die in der Bezirksvertretung Floridsdorf vertretenen Parteien: Georg Papai (SPÖ), Kurt Mörz

(FPÖ), Andrea Mayrhofer (ÖVP), Susanne Dietl (Grüne), Hans-Jörg Schimanek (BZÖ).

Mediatorenteam: Harald Pilz, Lea Kerschner, Maria Köck-Röck.

Mediationsverfahren „Runder Tisch Schlösslgründe“ – Pressemitteilung 25.11.09 Seite 3

Unterschriften der Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Mediationsverfahren „Runder Tisch

Schlösslgründe“ unter der Abschlussvereinbarung, die im Jänner 2010 im Anschluss an die

öffentliche Präsentation der Ergebnisse publiziert werden wird:

Die Liste der Unterschriften ist unter der Mediations-Webadresse www.publicmediation.at einsehbar.

*) Anmerkung: Gemäß dem Wiener Naturschutzgesetz ist das "Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel" (Sww) schon seit Jahrzehnten zugleich Landschaftsschutzgebiet. Mehr dazu unter: Mediation: Öffentliche Ergebnis-Präsentation

**) Dem wurde in keiner Weise Rechnung getragen.