"Die Linde" ist geschlossen

Gasthof zur Linde in Jedlesee ging in Konkurs

Das gutbürgerliche, traditionsreiche Lokal fehlt vielen

Am Freitag, dem 31. Juli 2009, hatte der Wirt Oscar Azocar noch die Menüliste des „Gasthofs zur Linde“ für die Folgewoche per Mail an Stammgäste gesendet – aber schon am darauffolgenden Montag, dem 3. August 2009, war „die Linde“ in der Anton Bosch-Gasse zum letzten Mal geöffnet.

Das Ende hatte sich intern wohl schon länger abgezeichnet, dennoch kam es schließlich, jedenfalls für die Gäste, sehr plötzlich. Sie hatten Küche und Atmosphäre des alten und behutsam renovierten, typischen Jedleseer Lokals sowie des herrlich schattigen Gastgartens mit den namensgebenden Linden in den rund zweieinhalb Jahren mit dem Pächter Azocar und dessen Familie schätzen gelernt.

Auch die Bürgerinitiative Jedlesee wurde mehr als ein Jahr lang mit ihren regelmäßigen Treffen und den Veranstaltungen stets freundlich aufgenommen, selbst wenn die Konsumation dann und wann eher bescheiden ausgefallen sein sollte. Im Gasthof lagen zudem Unterschriftslisten für Interessenten auf, und ausgefüllte Listen konnten dort abgegeben werden.

Es war übrigens auch die Linde, in der die Bürgerinitiative das alte Foto von der Schwarzen Lacke und dem Jedleseer Kircherl gefunden hat – siehe dazu die Schwimmteich-Idee unter http://sites.google.com/site/keinbaulandstattgruenland/vorschlaege-zu-umweltvertraeglicher-nachhaltiger-nutzung-wird-erweitert .

Der Zustrom und Zuspruch der Gäste in dem gutbürgerlichen und traditionsreichen Lokal hatten offensichtlich nicht ausgereicht, um dem Betrieb das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Zum Schluss waren die Schulden zu groß und der Konkurs unausweichlich geworden.

Denen, die gerne gekommen waren, fehlt nun das gemütliche Gasthaus mit den bis zuletzt noch eher maßvollen Preisen. Viele fürchten, dass jetzt auch die Zukunft des stilvollen, einstigen „Jedleseer Weinkrugs“, der zuletzt „Gasthof zur Linde“ hieß, ungewiss sein könnte. Birne und Bagger sollten der alten, aber ortstypischen Gebäudestruktur möglichst fernbleiben, und ein Nachfolger möge die heimelige Atmosphäre im Inneren des Lokals ebenso wie an der Frontseite und im Garten möglichst erhalten, wünschen sie. Das gilt nicht zuletzt auch für das inzwischen schon historische Glasfenster als Raumtrennung zwischen Schankbereich und Gaststube.

In der Ausgabe Wien-Nord im Bezirksjournal (Woche 38/2009) erschien ein bedauernder Hinweis auf das Ende des Lokals:

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Auch das Nachfolgelokal wurde nach knapp zehn Jahren im Dezember 2018 endgültig zugesperrt. Im April 2019 wurde das hübsche, ebenerdige Gebäude abgerissen. Die prächtigen, alten Bäume im Gastgarten waren schon davor gerodet worden. Das Wenige, das gerade noch vom alten Jedleseer Ortsbild da und dort zu finden ist, wurde damit noch eines Stücks für immer beraubt.