Jänner 2010: Jedlesee wieder beim ORF-Bürgeranwalt

Wohnblöcke hinter dem Schlössl sollen gebaut werden - Alles paletti?

Diesmal war alles ganz anders als beim ersten, engagierten Auftritt der Bürgerinitiative Jedlesee in der ORF-TV-Sendung „Bürgeranwalt“ vom November 2008.

Die BI hatte sich damals gegen die geplante Errichtung noch einer weiteren Wohnblöcke-Siedlung auf den als Grünland gewidmeten Gründen hinter dem ursprünglich um 1650 errichteten kleinen Barockschlössl massiv gewehrt. Nun wurde die Verbauung gutgeheißen, wenn nicht gar bejubelt.

Über die Ausstrahlung des Folge-Beitrags am späteren Nachmittag von Samstag, dem 2. Jänner 2010, waren auch in der Sache engagierte Bürger nicht im Voraus informiert worden. Dank aufmerksamer Fans dieser Serien-Sendung im Bekannten- und Verwandtenkreis erfuhren einige der Interessierten dennoch davon – und konnten sich so den Beitrag mittels der seit Anfang 2010 verfügbaren ORF-TVTHEK wenigstens nachträglich ansehen (leider war er nur eine Woche lang abrufbar.)

Interessierte hatten rechtzeitig nichts im Internet gelesen: Es gab diesmal keine Ankündigung auf der Homepage der BI und auch nicht auf Internet-Seiten befreundeter Initiativen. Die knapp 200-köpfige Gruppe jener Interessenten, die zu ihren Unterschriften zur weiteren Information ihre Mail-Adressen angegeben hatten, erhielt ebenfalls diesmal keine Vorankündigung. (Das darf ich aus dem Umstand schließen, dass ich selbst kein solches Mail erhielt, obwohl ich zwar auf eigenen Wunsch aus dem Kernteam und der Mediations-Delegation, nicht aber aus dieser Gruppe, ausschied.)

Nicht alle der staunenden (Nachträglich-)Seher konnten und wollten sich freilich der Mitteilung des TV-Berichts anschließen, wonach es nun „gute Nachrichten“ zum Konfliktfall um die vom Liegenschaftseigentümer Stift Klosterneuburg gewünschte Verbauung der Schlössl-Gründe im alten Ortskern von Jedlesee gebe. Manch einer reagierte, je nach Naturell, zumindest verwundert, mancher frustriert oder sogar wütend.

Verschwunden waren in der nun gekürzt wiederholten Dokumentation des Beitrags vom November 2008 Transparente oder Protest-Tafeln („Kein Bauland statt Grünland“). Statt rund zwei Dutzend verärgerten Bürgern wie damals traten aktuell gezählte acht jetzt zufriedene Bürgerinnen und Bürger auf. Elegant von der Kamera gemieden blieben beim Vorbeimarsch dieses Grüppchens auch die seit Anfang November 2009 nach wie vor illegal im Vorgarten des Maria Theresien-Schlössls drapierten Baustellen-Container.

Transparente und Parolen sind Geschichte

Dafür gab es dickes Lob der Verbliebenen für den „ORF, Abteilung Bürgeranwalt“, und große Erleichterung darüber, dass es jetzt voraussichtlich nur 140 statt ursprünglich von Stift und Bauunternehmen geplant gewesener 180 Wohnungen geben würde. Gepriesen wurde zudem, dass die Höhen der Blöcke – nicht jener direkt hinter dem ebenerdigen Schlössl, sondern am anderen Ende der Fläche gegenüber den jüngsten Neubauten sowie letzten, alten Einfamilienhäusern - nun geringer ausfallen würden.

Man zeigte sich weiters „stolz“, dass der Parkplatz neben dem Schlössl sowie vier unmittelbar daran angrenzende, ehemalige Tennisplätze nun „in Schutzgebiet Wald und Wiese“ rückgewidmet werden würden. (Anmerkung: Dies wäre entbehrlich, bliebe die bestehende Widmung des gesamten, ehemaligen Schlössl-Gartens direkt am Wiener Wald- und Wiesengürtel als Grünland zur Nutzung für Erholung und Sport respektiert.)

Ja, natürlich handle es sich um einen Kompromiss, wurde eingeräumt, aber man hoffe, dass die Jedleseer und die Schwarzlackenauer zufrieden sein würden. Immerhin habe man erreicht, dass das (Anmerkung: seit Jahren dem Verfall preisgegebene, denkmalgeschützte) Schlössl renoviert und dass „eine schöne Gartengestaltung darum gemacht“ würde.

Unerwähnt blieb, dass die Wohnblöcke-Siedlung laut Plan bereits 2013 fertiggestellt sein soll, für die Schlössl-Sanierung aber ein Zeithorizont „bis Ende 2017“ gilt. Pessimisten meinen, bis dahin wäre sogar gesetzeskonform ein Abbruch aus technisch-wirtschaftlichen Gründen wesentlich wahrscheinlicher.

Ach ja, der ORF-Kommentar hielt noch fest, es solle nun auch ein „Jugendspielplatz“ im Schutzgebietsgürtel angelegt werden, und vergaß jeden Hinweis, dass es in wenigen Metern Entfernung gleich gegenüber dem Schlössl seit Jahren bereits großzügigste Spielplätze gibt. Auch habe die Bürgerinitiative „das Schlimmste verhindern können“, hieß es. Unerwähnt blieb hier, dass schlimmerweise direkt hinter dem ebenerdigen Schlössl unverändert und ohne jede Rücksicht auf Ensemble- und Denkmalschutz bis zu fünfgeschoßige Wohnblöcke gebaut werden sollen.

Am Ende sah sich Bürgeranwalt Dr. Peter Resetarits dann doch zu einer Art Erläuterung für den 180 Grad-Schwenk der Bürgerinitiative veranlasst: Es habe über sieben Monate hinweg ein Mediationsverfahren mit neun Gesprächsrunden gegeben ...