FOTO-DOKU: Jedlesee ruinieren
Protokoll eines Zerstörungswerks in Bildern ab November 2010
(Jüngste und abschließende Aktualisierung April 2013)
Nachdem im August 2010 die Tennisshalle geschleift worden war, ging es Schritt um Schritt weiter mit den Vorbereitungen für die Errichtung noch einer Wohnblöcke-Siedlung - jetzt direkt im einstigen Garten des kleinen, barocken Maria Theresien-Schlössls im Ortskern von Alt-Jedlesee. Auch der dramatische Verfall dieses mehr als 300 Jahre alten, ehemaligen Herrschaftshauses schritt weiterhin ungehindert voran, und mehr als eineinhalb Jahre zuvor illegal aufgestellte Baucontainer der Nachbarbaustelle zierten auch noch im August 2011 den Schlössl-Vorgarten. Anfang September 2011 wurden sie endlich abgebaut, aber sie verschwanden nicht. Sie wurden (bis auf einen, der vor dem Schlössl-Osttrakt verblieb) ein paar Meter weiter direkt neben der Westfront des Barockbaus aufgestellt, wo sie für die Dauer der Errichtung der neuen Wohnsiedlung im ehemaligen Schlössl-Garten bis 2013 auch bleiben sollten. Das ist übrigens genau jene Fläche, die laut Mediationsergebnis vom November 2009 im Gegenzug zur Umwidmung der Schlössl-Gründe in Bauland an das Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel rückgegliedert werden sollte. Von einer Baucontainer-Aufstellung in diesem streng geschützten Bereich war dabei freilich keine Rede.
Eine Kopie der auch für das Schlössl und dessen einstigen Garten relevanten, aber vom Liegenschaftsbesitzer Stift Klosterneuburg komplett missachteten Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes finden Sie ganz am Ende dieser Seite unter "Anhänge". Über die eigene Effizienz informierte das Bundesdenkmalamt übrigens in schöner Offenheit einen besorgten Bürger Floridsdorfs so: "Das Bundesdenkmalamt bestätigt mit Dank den Erhalt Ihres Schreibens vom 11. August 2011 betreffend Wien 21, Lorettoplatz 5, Maria Theresien Schlössel. Der Gesetzgeber sieht generell nicht vor, dass das Bundesdenkmalamt mit legistischen Mitteln eine Restaurierung beim Eigentümer erzwingen kann. Laut ha. Kenntnis ist eine Revitalisierung seitens der Eigentümerschaft derzeit nicht geplant.
Mit freundlichen Grüßen
HR Univ.Doz. Dr. Friedrich Jahn
Landeskonservator für Wien"
Aktualisierung am 21. April 2013 - Der letzte Akt
Im Frühjahr 2013 war die Besiedlung im Gang. Zwischen Schlössl-Rückseite und dem ersten Wohnblock blieb ein schmaler Streifen von etwa fünf Metern Breite für eine allfällige Nutzung durch einen hypothetischen, künftigen Pächter des kleinen Barockbaus frei. Hinter dessen Osttrakt war dieser "Freiraum" auf null geschrumpft. Jene Fläche, die gemäß Mediationsresultat als streng geschützter Naturraum (SWW - Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel) rückgewidmet werden soll(te), wurde von einem neu einbetonierten Zaun quer durchschnitten. Etwa die Hälfte dieser Fläche schien damit dieser Vereinbarung keineswegs zu entsprechen, falls sie überhaupt noch eingehalten werden sollte. Auch die Baucontainer standen nach wie vor auf einem Teil dieses Areals, nämlich dem Parkplatz des seinerzeitigen Tennisplatzes. Die übrigen, rund zwei Hektar einstigen Grünlands waren durch Wohnblöcke und Asphaltwege versiegelt.
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Zeitgemäßer Wohnbau auf Floridsdorferisch - die Moderne
wird nur noch durch die Barockruine gestört
Garageneinfahrt und Asphaltweg in die neue Siedlung
direkt an der Westseite des Maria Theresien-Schlössls
Das blieb vom einstigen Garten des Schlössls (hinten der Osttrakt).
Selbst ein Schanigarten würde hier wohl zu viel Lärm erregen.
Keine Spur mehr von Grün und Dorfatmosphäre. Von der
zugesagten Begrünung der Dächer ist (noch?) nichts sichtbar.
Im rechten Winkel zum gelben Tor durchschneidet ein frisch
einbetonierter Zaun das, was als Grüngürtel rückgewidmet werden sollte.
Unmittelbar neben dem streng geschützten Wald- und
Wiesengürtel stehen Blöcke für rund 140 Wohnungen.
Grundbesitzer Stift Klosterneuburg bleibt als Verpächter des dank
Umwidmung gewonnenen Baulands bescheiden ungenannt.
Zwei winzige Sommerhäuschen mit Gärtlein (!) wurden immerhin durch den
Einsatz der Bürgervertreter bei der Mediation am Kammelweg erhalten.
Aktualisierung am 24. März 2012:
Für Flora und Fauna der Schlössl-Gründe gab es im März 2012 endgültig kein Frühlingserwachen mehr. Auch die Aussicht der im vergangenen Jahrzehnt entlang des Kammelwegs Neuzugezogenen hatte sich brutal verändert und wurde noch weiter zubetoniert. Von der "dörflichen Atmosphäre" Alt-Jedlesees und dem vielen "Grün" der unmittelbaren Umgebung - womit Interessenten für die damals neuen Wohnungen propagandistisch angeworben worden waren - blieb und bleibt wenig bis gar nichts mehr. Unmittelbar hinter dem ebenerdigen, barocken Herrschaftshaus war der südlichste der neuen Wohnblöcke bereits doppelt so hoch wie das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 17. Jahrhundert - noch ohne die geplante Höhe erreicht zu haben. In der Kubatur allein dieses Blocks fände das gesamte Maria Theresien-Schlössl wohl bis zu zehn Mal Platz. Ensembleschutz à la Viennoise und Wirtschaftsinteressen machen's möglich.
Mit einem ähnlich drastischen Wandel des direkten Wohnumfelds sahen und sehen sich neben den Neo-Jedleseern am Kammelweg auch die im Sommer 2011 neu Zugezogenen neben dem Schlössl an der Adresse Anton Bosch-Gasse 1 konfrontiert, wo anstelle eines Einfamilienhauses mit Garten Blöcke für 38 Wohnungen errichtet wurden.
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Das Grün des Schlössl-Gartens hinter dem zweigeschoßig verbauten
Firmengelände erstreckte sich vom alten Ortszentrum (Kirchturm)
auf zwei Hektar bis zum Kammelweg (rechter Bildrand)
(Foto: privat)
Statt der Vegetation präsentieren sich nun gestapelte Wohnquader
im Blickfeld der vor wenigen Jahren in die "dörfliche Atmosphäre"
zugezogenen Bewohner auf dem Kammelweg
(Foto: privat)
Zwischen den Wohnblöcken und unter dem Kirchturm ist das
Giebeldach des Schlössls (dunklere Ziegeldeckung links unten im
Bild) gerade noch zu erahnen
(Foto: privat)
Blick von der Wiese im streng geschützten Wiener Grüngürtel
westlich dessen, was einst der Garten des Schlössls aus dem 17. Jhdt. war
Die Baustelle ist inklusive des weiter verfallenden Schlössls fast
rundherum auch mit Sichtschutzplanken eingezäunt - aber doch nicht ganz
Durch das desolate Haupttor zeigt sich, was nicht nur dem
früheren Grünland, sondern auch dem kleinen Barockbau angetan wird
Baustellen-Infrastruktur auf einer Fläche, die laut Resultat
der Mediation im Abtausch zur Bauland-Widmung Schutzgebiet wurde
Zwar nicht das Schlössl und dessen Garten, aber zwei kleine
Sommerhäuschen am Rand bleiben dank Mediation unversehrt
Aktualisierung am 1. Oktober 2011:
Schon in wenigen Monaten wird dieser Blick auf die Rückseite des Schlössls nicht mehr möglich sein. Die gelben und orangen Wohnblöcke auf dem Nachbargrundstück geben einen Eindruck von Bauhöhen und Baustil dessen, was diese Aussicht verstellen wird. Kommentare von Anrainern und Spaziergängern im unmittelbar angrenzenden Bereich des Wiener Wald- und Wiesengürtels lauten u.a.: "Jetzt müssen sie nur noch diesen Schandfleck von Maria Theresien-Schlössl und am besten auch noch das Kircherl abreissen, dann haben wir in Alt-Jedlesee wirklich perfektes, zeitgemäßes Wohnen. Statt der 'dörflichen Atmosphäre' müssen sie sich halt einen neuen Werbeslogan einfallen lassen, aber das wird auch noch gehen." Gleichzeitig sondierten allerdings bereits Interessenten mögliche Beziehungen, um eine der geplanten Mietwohnungen zu erhalten.
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Aktualisierung am 18. September 2011:
Der Vorgarten bot nach der Verlagerung der Baucontainer ein Bild der Verwüstung. Er harmonierte in diesem Sinn bestens mit dem desolaten Zustand des Gebäudes dahinter, das vor knapp einem Jahrzehnt noch ein identitätsstiftendes Alt-Jedleseer Baujuwel gewesen war. An der Westseite des Schlössls, dessen mit dem Osttrakt einst symmetrisch angelegter Westtrakt im 19. Jahrhundert einem Uferbruch an der Schwarzen Lacke durch ein Donau-Hochwasser (vermutlich 1830) zum Opfer fiel, zeichnete sich bereits die künftige Garageneinfahrt ab. Die Planierraupen hatten hier schon seit Anfang September ihre Spuren hinterlassen. Von Flora und Fauna des Grünlands der Schlössl-Gründe war nichts mehr zu sehen. Die beim Mediationsverfahren zugesagt gewesene Prüfung des Areals durch die Naturschutzabteilung der Gemeinde Wien (MA22) war nie durchgeführt worden. Rätselhaft blieb, warum das gesamte Baustellenareal inklusive des Maria Theresien-Schlössls durch Bauzäune abgesichert wurde - zumal doch keine Restaurierung und angeblich auch kein Abbruch geplant ist.
Brachland und Baustellenabfall im Schlössl-Vorgarten
Einst repräsentativer Buchs verwildert und verdorrt hinter Bauzaun
An der Schlössl-Westseite (rechts) kommt die Garageneinfahrt. Die Südfront der
alten, kleinen Häuser (Hintergrund) wird ab 2013 von Wohnblöcken beschattet
Statt Mediationszusage für Rückwidmung in Wiens Grüngürtel
Container-Aufstellung auf dem Parkplatz an der Schlössl-Westseite
Einstiger Garten hinter dem Schlössl (vom Kammelweg aus) im September 2011,
Rest Alt-Jedlesees (Hintergrund) wird von Wohnblöcken verdeckt werden
Aktualisierung am 31. Juli 2011:
Das Loch im Gartenzaun wurde zuletzt immerhin mit einer Art Gittertor dicht gemacht - zumindest ein gewisses Hindernis für potentielle Eindringlinge und Vandalismus. Ungeachtet der inzwischen erfolgten Fertigstellung der neuen Wohnblöcke auf dem Nachbargrundstück (Boschgasse 1) direkt neben dem Osttrakt des Schlössls verschandelten immer noch Baugerüste und Container den Vorgarten und die Vorderfront des einstigen Herrschaftshauses. Dahinter schritt der Verfall des aus dem 17. Jahrhundert stammenden, historischen Gebäudes weiter fort.
Gleich neben dem Haupttor bröckelt die Mauer mit aufsteigender Nässe.
Das Wappen (im oberen Bild hinter dem schrägen Balken) scheint
ebenfalls langsam abzubröckeln.
Ebenso trostlos präsentiert sich der Vordereingang in der Mitte
des Maria Theresien-Schlössls.
Der auf die Fassade und das halbe Satteldach beschränkte Denkmalschutz
findet auf dem Nachbargrundstück seine zeitgemäß-groteske Umrahmung durch
Garageneinfahrt und Wohnquader direkt neben dem Schlössl-Ostrakt.
Aktualisierung im April 2011:
Neuerlich präsentierten sich das Schlössl sowie der Zutritt zu seinem ehemaligen Garten, der inzwischen deutlich zur Baustelle umgewandelt wird, gegen Befugte wie Unbefugte völlig ungeschützt. Beim Gebäude selbst herrschte wieder "freier Eintritt" für ungebetene Besucher und damit auch potentielle Vandalenakte. Der Zaun der Schlössl-Gründe lud und lädt durch sein schon traditionelles, mittlerweile bereits komfortabel großes Loch ein. Außerhalb, im direkt angrenzenden Teil des angeblich streng geschützten Wiener Wald- und Wiesengürtels wurden alte Wildrosenstöcke, die in der Stadt auch als Pflanzen unter Naturschutz stehen, brutal gerodet. Das Ganze scheint unter der Devise zu laufen, dass (durch wen auch immer) die Vorarbeiten für die vom Liegenschaftseigentümer Stift Klosterneuburg bei der Mediation zugesagte "Garantie" für die "Revitalisierung" des Schlössls "bis spätestens Ende 2017" bereits voll im Gang sind. Das Ziel dabei könnte sein, wie Anrainer befürchten, bis dahin ohnedies nichts mehr zu "revitalisieren" zu haben.
Foto-Doku April 2011
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Hereinspaziert, open house! Geradezu freundliche Einladung durch offene Türen
für Eindringlinge beim alten Buffeteingang an der Rückseite des Schlössls
Die aufgebrochene Türe bei einem der Kellerabgänge an der Hinterseite
des desolaten Barockbaus trägt noch ihre etwa 2009 montierte „Absicherung“
Das rostige Gitter schützt innerhalb des Schlössl-Hintereingangs kaum
gegen unerwünschte Besucher und gar nicht gegen Winterfrost
Ein Loch im Dach neben dem Rauchfang (Ausschnitt kleines Bild rechts) läßt neben
der Mauerfeuchtigkeit von unten auch von oben Wasser in das Gebäude eindringen
Die Baustelle (Vordergrund) ist in Vorbereitung, die Wohnblöcke im Hintergrund
zeigen, was auch direkt hinter dem ebenerdigen Schlössl droht
Noch steht der Osttrakt (ein Teil vorne rechts im oberen Bild, vom ersten Frühlingsgrün
leicht verdeckt), der das Eingangsportal von innen gesehen links abstützt (Bild darunter)
Trotz gegenteiliger Zusagen wurde auch der an den einstigen Schlössl-Garten grenzende
Wald- und Wiesengürtel mit schwerem Gerät befahren, wie die Spuren zeigen
In Wien unter Naturschutz stehende, große und alte Wildrosen-Büsche wurden
im Schutzgebiet neben den Schlössl-Gründen brutal gerodet
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Foto-Doku Ende 2010
1. November 2010: Ganz links im Bild lässt sich hinter ein Jahr zuvor aufgestellten
Gerüsten und Containern noch etwas vom Maria Theresien-Schlössl erahnen.
Von der Schutzzone auf dem Schlössl-Nachbargrund Boschgasse 1 (ganz rechts)
lassen die "zeitgemäßen" Neubauten direkt am Schlössl-Osttrakt kaum etwas übrig.
Neben dem Osttrakt, von hinten gesehen, reicht die Nachbarbaustelle (Blöcke für
38 Wohnungen) samt Tiefgarageneinfahrt (Mitte) direkt an die Grenze der Schlössl-Gründe.
Rodungen und Planierraupen sind bereits knapp an die Rückseite des Schlössls
vorgedrungen, das Rot der zerpflügten Erde erinnert noch an die Tennisplätze.
Das historische Gebäude - hier das Hauptportal zwischen Osttrakt (links)
und Schlössl von innen - verfällt inzwischen weiter, Denkmalschutz hin oder her.
Auch in Wien geschützte Pflanzen wie Wildrosen - im Bild Hagebutten, ihre
herbstlichen Früchte - werden nicht verschont, ebenso wenig Igel im Winterschlaf.
Die Blöcke der Boschgasse 1 direkt an der Grenze zum neuen Schlössl-Baugrund
(rote Erde vorne) werden Maß und Stil der Verbauung hinter dem Schlössl vorgeben.
Leichte Bauhöhen-Reduktionen im vom Schlössl am weitesten entfernten Bereich
werden die Aussicht einiger Neubauten-Bewohner am Kammelweg (Blöcke hinten) erhalten.
Die geplante Siedlung wird bis an die Buschreihe (horizontal in der Bildmitte) und
damit direkt an das Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel (Vordergrund) reichen.
Das unnatürliche Weiß der Vegetationsreste an der Baustellen-Zufahrt
irritiert: Werden hier direkt neben dem Schutzgebiet Chemikalien eingesetzt?