Der widersprüchliche Schopenhauer
Leo ZEHENDER
1. Oktober 2018, um 19 Uhr
Café Schopenhauer, Staudgasse 1 (Ecke Schopenhauerstrasse), 1180 Wien
Eintritt frei, keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich!
Hauptwerk: "Die Welt als Wille und Vorstellung", 1819 und 1844.
Preisgekrönte Schrift "Ueber die Freiheit des menschlichen Willens", in:
Die beiden Grundprobleme der Ethik, 1841.
Frauenfeindliche Philosophietraditionen in der Kritik
Welche Rolle spielt die Frauenverachtung und -Abwertung "grosser" Philosophen im Zusammenhang ihrer jeweiligen Denkens? Handelt es sich um einen quasi zufälligen, jedoch nicht philosophisch notwendigen Zusatz persönlicher Eigen- bzw. Abart, sozusagen einen funktionell überflüssigen Blinddarm (Appendix) ihres Denkens?
Oder gehört ihre Frauenfeindlichkeit – sei sie offen oder verdeckt –, zu den Grundlagen der jeweiligen Philosophie? Strukturiert die Frauenfeindlichkeit ("Misogynie") insgeheim deren Ansätze oder ihre praktischen, also praxis-relevanten, Absichten und Ziele?
Wer hat sie wie schon zu ihrer Zeit entsprechend kritisiert? An welche KritikerInnen der jeweiligen Zeit läßt sich anschliessen? *
Wie, wodurch und worin haben sie Kultur, Gesellschaft, Politik, Rechts- und Wirtschaftssystem trotzdem beeinflußt, und tun dies womöglich noch heute?
Wie können diese Philosophien transzendiert, überwunden werden? Was läßt sich durch "Lesen gegen den Strich" "herausholen aus solchen Texten?
l„Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“ (Arthur Schopenhauer)
Frage: Wie aktuell ist Schopenhauers diesbezügliches Denken in der heutigen Tierschutz- und Tierrechts-Debatte?
Und weiterführend: Wie steht die moderne Ethik der Für-Sorge, die CARE-Ethik im Gefolge Carol Gilligan´s zur philosophischen Tradition, auch Schopenhauers? Was können wir für eine verantwortliche Lebenspraxis und für ein gutes Leben – individuell und gesellschaftlich – daraus lernen?
Die grundsätzlichen Fragen zum Frauenhass Schopenhauers und anderer Philosophen:
Kann von frauenfeindlichen "grossen" Philosophen trotz ihrer Misogynie dennoch etwas gelernt werden? Bieten sie Ansätze, die trotzdem Orientierungshilfen für heutige Problemlagen bieten, und zwar dann (und NUR dann), wenn sie hinsichtlich ihrer Inhalte, Thesen, Entstehungszusammenhänge, Logiken und praktischen Implikationen hin kritisch analysiert werden?
* Zu jeder Zeit seit Beginn partriarchaler Gesellschaftsformen gab es "dissidente Diskurse", eine Art innere Opposition zum malestream des Denkens, durch männliche Zeitgenossen und durch Philosophinnen. Wieviel wurde von ihnen überliefert, kann noch durch historische Forschung erschlossen werden? Viel wurde vernichtet oder nicht weitergegeben – beispielsweise von Denken und Werk der Leiterin der alexandrinischen Akademie, der Philosophin, Mathematikerin und Naturwissenschaftlerin Hypatia?
Welche als wirklich gross zu betrachtenden männliche Philosophen hielten fest an geschlechterdemokratischen Prinzipien, was haben sie dazu geschrieben? Können wir daran anknüpfen?