Das Konzentrationslager Neuengamme wurde 1938 zunächst als Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet und 1940 in den Status eines eigenständigen Lagers erhoben. Bis Kriegsende gehörten insgesamt 85 Außenlager zum KZ-Komplex, die in ganz Norddeutschland meist in der Nähe von Unternehmen der Rüstungsproduktion errichtet worden waren.
Im Sommer 1943 stieg in Hamburg in Folge der „Operation Gomorrha“, der Flächenbombardierung durch die Royal Air Force, im Juli und August der Bedarf an Arbeitskräften in der geschwächten Industrie und für Aufräumarbeiten. Die KZ-Zwangsarbeit in Hamburg erreichte ihren ersten Höhepunkt. Mit dem Beginn des massenhaften Einsatzes von KZ-Gefangenen in der Kriegswirtschaft ab 1944 kam es schließlich zu einem enormen Anstieg neuer KZ-Außenlager. Es entstanden ab 1944 allein im Hamburger Stadtgebiet 20 Außenlager des KZ Neuengamme.
Wegen der Zunahme der alliierten Bombenangriffe wurden 1944 zudem neue Außenlager für Aufräumarbeiten in Hamburg gebildet. Ab Juli 1944 wurden daraufhin im Rahmen des „Geilenberg-Programm“ 1.000 überwiegend tschechische, aber auch ungarische/rumänische Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz in Hafenspeichern am Dessauer Ufer untergebracht. Später kamen 500 jüdische Frauen aus Polen hinzu. Sie verrichteten Aufräumarbeiten bei Raffinerien und Treibstoffanlagen. So entstand das erste Frauenaußenlager des KZ Neuengamme im Lagerhaus G. Später arbeiteten dort über 2.000 Männer ebenfalls im Rahmen des „Geilenberg-Programm“.
Gesamtübersicht des Außenlager des KZ Neuengamme: https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/kz-aussenlager/aussenlagerliste
Übersicht der Zwangsarbeit in der Hamburger Kriegswirtschaft: http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de
Vor dem Kriegsende begann die SS, das KZ Neuengamme aufzulösen. Beweise für die Verbrechen der Nationalsozialisten und damit auch Häftlinge als Betroffene und Zeug_innen sollten nicht für die Alliierten hinterlassen werden. Die Räumung der Hamburger Außenlager begann im März 1945. Zu diesem Zeitpunkt bestanden noch 57 Außenlager des KZ Neuengamme mit fast 40.000 Häftlingen. Sie wurden vorwiegend per Zug, aber auch in Fußmärschen – sogenannten Todesmärschen – in Auffanglager wie Bergen-Belsen, Sandbostel oder Wöbbelin abtransportiert. Zwischen März und Anfang Mai 1945 starben währenddessen mindestens 16.000 Häftlinge durch Krankheit, Schwäche und Erschießung. Vor allem aber verloren viele ihr Leben auch bei den alliierten Bombenangriffen auf militärische Ziele wie Schiffe und Züge, in denen die SS trotz der Gefahr von Bombenangriffen die KZ-Häftlinge transportierte, sowie durch die systematische Vernachlässigung in den Auffanglagern. Am 4. Mai 1945 fanden die britischen Truppen das Konzentrationslager Neuengamme geräumt vor. An vielen Orten ehemaliger Außenlager befinden sich heute Gedenkstätten, Gedenktafeln oder andere physische Marker der Erinnerung.
Gesamtübersicht der Gedenkstätten nach Stadtteilen: https://www.gedenkstaetten-in-hamburg.de/gedenkstaetten
Quellen und Literatur
Buggeln, Marc: Arbeit & Gewalt. Das Außenlagersystem des KZ Neuengamme, Göttingen 2009.
Ellger, Hans: Zwangsarbeit und weibliche Überlebensstrategien, Berlin 2007.
Kaienburg, Hermann: Das Konzentrationslager Neuengamme 1938-1945 [Dietz-Taschenbuch 76], Bonn 1997.
Wrochem, Oliver von / Jockheck, Lars (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager: Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung [Neuengammer Kolloquien 1], Konferenzschrift, Hamburg 2009.