Der Kleine Grasbrook um kleiner Grasbrook 1600. Foto: unbekannt, CC BY-SA 3.0

Eine kurze Chronik des Hamburger Kleinen Grasbrook

Von Merret Kleesattel

Die Nutzung des Kleinen Grasbrook hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Die Insel in der Norderelbe wurde im Mittelalter als sumpfige Kuhwiese von den Anwohner:innen genutzt, bis sie sich im 19. Jahrhundert zu dem Hafenabschnitt entwickelte, den wir heute kennen. Daher kommt auch der Name „Grasbrook“, der sich mit „grasiger Sumpf“ annähernd übersetzen lässt. Auf älteren Karten wird das Gebiet an der Norderelbe teilweise noch als „Brook“ oder „Gras Bruch“. Auch heute noch werden dauerhaft überflutete Wälder als Bruchwälder bezeichnet. Der Namensteil „Kleiner“ wurde hinzugefügt als gegen Mitte des 16. Jahrhunderts ein Graben durch das Gelände gezogen wurde, der Wasser aus der Süderelbe in die Norderelbe transportieren sollte. Dadurch teilte sich das Gebiet in den „Großen Grasbrook“ der nördlich der Norderelbe liegt und den flächenmäßig kleineren „Kleinen Grasbrook“ im Süden.

Über die folgenden 300 Jahre siedelten sich immer mehr Menschen dort an. Die Elbinsel wurde eingedeicht, um sie vor Hochwasser zu schützen, und schließlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingemeindet. Damit wurde der Kleine Grasbrook, der nun auch Bereiche der vormals großen Veddel in sich vereinte, offiziell ein Stadtteil der Stadt Hamburg. Aber bereits lange davor sind an den Wasserkanten des Geländes Anleger, weitere Kanäle und Kais gebaut worden, sowie Wohnhäuser und Industrie, die sich im Laufe der Zeit immer wieder veränderten. Die Elbinsel selbst wurde bereits am Anfang des 19. Jahrhunderts vom Hamburger Senat zur ersten Hafenerweiterung Richtung Süden ernannt und ist damit für die Hafenwirtschaft interessant geworden, unter anderem ließen sich hier Schiffszimmerer nieder. Die letzte der bekanntesten Großwerften Blohm und Voss hat hier ihren Firmensitz, zum Beispiel im sich ebenfalls auf dieser Elbinsel befindenden Stadtteil Steinwerder. Im Laufe des 19. Jahrhunderts baute man mehrere kleine Hafenbecken im nördlichen und östlichen Bereich der Elbinsel, um Anlegeplätze für die ansässige Industrie zu schaffen.

Hamburg um 1880. Foto: Christian Terstegge/Malte Bruhn

Im Jahre 1881 folgte dann die Anbindung von Hamburg in das Reichszollgebiet. Hamburg verlor damit seinen Status als zollfreies Gebiet, richtete allerdings den bis 2013 bestehenden Freihafen auf dem Gebiet der Elbinsel ein, in dem Waren ohne zusätzlichen Zoll weitertransportiert werden konnten. Zölle wurden hier erst erhoben, wenn Waren das Gebiet verlassen sollten. Da hierdurch die Elbinsel eher für Industrie als für Anwohner:innen interessanter wurde, wichen die meisten Wohnhäuser der Hafenindustrie. Lediglich eine Straße und die außerhalb des Freihafens gelegene kleine Veddel blieben bewohnt.

Während des zweiten Weltkrieges wurde fast die gesamte Bebauung des Kleinen Grasbrook durch Bombenangriffe der Alliierten zerstört, auch das Lagerhaus G, welches sich im Osten des Stadtviertels, am Saalehafen, befindet. Wie mit dem Lagerhaus G nach dem Zweiten Weltkrieg verfahren wurde, kann man in der Chronologie des Lagerhauses nachlesen.

Während des Wiederaufbaus wurden einige vorherige Hafenbecken zugeschüttet, unter anderem das Areal des ehemaligen Holzhafens, auf dem heute das Fruchtkühlhaus der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) steht. Unweit davon befindet sich der UNIKAI, von dem aus besonders Fahrzeuge auf Schiffe geladen und gelöscht werden. Auch haben dort bis heute einige hamburgische und internationale Reedereien ihren Sitz. Zwischenzeitlich war auf der Elbinsel ein Olympiadorf geplant, dieses Vorhaben wurde allerdings 2015 durch ein Bürgerreferendum abgelehnt.

In Zukunft soll im Rahmen des Modernisierungsprojekts „Grasbrook“ der Stadt Hamburg der Kleine Grasbrook zu einem zum Bewohnen einladenden Stadtteil mit viel Grün und Wohnraum umgebaut werden. Die Stadt gab dieses Vorhaben 2017 bekannt, die genauen Pläne für das Projekt werden noch entwickelt und ein Fertigstellungstermin steht noch nicht fest. Über die Hälfte der Fläche der Elbinsel bleibt in hafenwirtschaftlicher Nutzung, und auch auf Bestandsbauten wie dem Lagerhaus G oder die 50er Schuppen soll dabei Rücksicht genommen werden.


Quellen und Literatur

Springer, Christin: Wilhelmsburg & Elbinselbuch: Finkenwerder, Kirchdorf, Reiherstiegviertel, Steinwerder, Kleiner Grasbrook, Veddel und Wilhelmsburg-Mitte. Hamburg 2013.

Becker, Heinrich: Die Hamburg-CD, Bilder – Texte – Heimatkunde, Hamburg 2004.

Internet

https://www.grasbrook.de/geschichte/ (Stand 18.02.2021)

https://www.hamburg.de/sehenswertes-kleiner-grasbrook/ (Stand 18.02.2021)