Einer von drei Böden des Lagerhaus G. Foto: Nina Ritter/Gedenkstätte Neuengamme, ANg F 2002-2629

Denkmalwürdigkeit und historische Spuren

Von Jannes Ramke

Gründe für den Denkmalschutz

Im September 1998 ist das Lagerhaus G von der Kulturbehörde unter Denkmalschutz gestellt worden. Es ist in dreifacher Hinsicht denkmalwürdig.

Es dokumentiere die „historische Form der Lagerhaltung außerhalb der Speicherstadt mit ihrer für die damalige Zeit typische Backstein-Architektur“. Somit hat das Gebäude aus bauhistorischer Sicht einen großen Wert und ist ein gutes Beispiel für kaiserzeitliche Lagerhausarchitektur in Hamburg außerhalb der Speicherstadt.

Auch hafenhistorisch kommt dem Lagerhaus G als Teil der damaligen Hafenwirtschaft ein besonderer Wert zu. Als Funktionsbauten entstanden südlich der Norderelbe im Moldau- und Saalehafenbecken Lagerhäuser, darunter das Lagerhaus G. Sie wurden für die längerfristige Lagerung von Handelsgütern wie Baumwolle, Tabak oder Kaffee benutzt. Damit bildeten sie einen essentiellen Bestandteil der Hafenwirtschaft Hamburgs. Das Lagerhaus G ist das älteste noch erhaltene Lagerhaus der Reihe und besitzt somit ein bau- und hafenhistorisches Alleinstellungsmerkmal.

Querschnitt der Speicher G und F am Dessauer Ufer, 1903. Quelle: STAH: Strom- und Hafenbau I, Mappe 708.

Aus geschichtlicher Perspektive ist das Lagerhaus G das letzte von mehreren ehemaligen KZ-Außenlagern im Hafengebiet Hamburgs, das noch erhalten ist. Es finden sich einige Spuren, die an diese Zeit erinnern. Einige Insassen ritzten ihre Namen oder das damalige Datum in den Putz des Kellergewölbes und haben das Gebäude so zu einem „wichtigen Zeugen“ des „Dritten Reiches“ gemacht.

In den 80er Jahren wurden von der Kulturbehörde zwei schwarze Gedenktafeln außen an der Straße, am Eingang des Lagerhauses platziert. Solche schwarzen Tafeln werden in Hamburg an Orten des Widerstands gegen den Nationalsozialismus angebracht.

Somit lässt sich zusammenfassen, dass das Lagerhaus G einen einzigartigen historischen Charakter besitzt. Sowohl aus hafenhistorischer und bauhistorischer, als auch aus geschichtlicher Sicht hat das Gebäude eine große Bedeutung und ist somit denkmalwürdig.

Fundstücke und andere Spuren

Spuren wie Löcher in den Decken und Wänden, die vermutlich hauptsächlich von den Gefangenen als Verstecke für persönliche Gegenstände benutzt wurden sowie Einritzungen von Daten und Namen im Putz des Kellergewölbes erinnern heute an die Nutzung des Lagerhauses als KZ-Außenlager. Es findet sich beispielsweise eine Inschrift in kyrillischer Schrift, die übersetzt bedeutet: „Hier arbeitete der Gefangene Alexander Fredorov“. In einem Gutachten des Denkmalschutzamtes wird die These aufgestellt, dass es sich hierbei um einen Insassen mit dem Namen „Fredorovic“ gehandelt hat. Allerdings findet sich weder der Namen „Fredorov“ noch „Fredorovic“ im Kontext des Außenlagers in den bisher bekannten Quellen oder in Datenbanken. Wahrscheinlich war die Intention des Häftlings, nicht vergessen und Teil der Geschichte zu werden, falls er stirbt.

Einritzung in kyrillischen Bucchstaben und mit einem Pentagramm an einer Wand im Keller des Lagerhauses G. Foto: GerToshavRighteous, CC BY-SA 3.0

Eine systematische Untersuchung der historischen Spuren im Lagerhaus blieb bisher allerdings aus und beschränkt sich auf die oben genannten begutachteten Spuren aus den Unterlagen des Denkmalschutzamtes. Jedoch wurden laut Berichten bei geringen Instandsetzungsarbeiten kleine Erinnerungsstücke in den Verstecken wie in Ritzen und Wandlöchern gefunden. So ist beispielsweise in einem Zeitungsartikel der „Die Welt“ die Rede von einem Brief, einer Fotografie und einem Stück Stoff. Diese Funde liegen allerdings leider nicht vor und wurden auch bisher nicht wissenschaftlich untersucht. Es ist davon auszugehen, dass bei einer genaueren Erforschung des Gebäudes noch weitere solcher Funde entdeckt werden. Daher bietet sich bei zukünftigen Sanierungsarbeiten eine archäologische Vorgehensweise an.


Quellen und Literatur

Bake, Rita, Dalladas-Djemai, Jutta, Gedai, Martina, Kiupel, Birgit: Leinen los! Eine Expedition … zur neuen und alten Geschichte der Frauenarbeit im und für den Hamburger Hafen, Hamburg 1989.

Mappe zum Lagerhaus G, Dessauer Ufer, Kleiner Grasbrook . Denkmalschutzamt der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg

Springer, Christin: Wilhelmsburg & Elbinselbuch. Finkenwerder, Kirchdorf, Reiherstiegviertel, Steinwerder, Kleiner Grasbrook, Veddel und Wilhelmsburg-Mitte, Hamburg 2013.

Schwarze Gedenktafeln in Hamburg: https://www.patriotische-gesellschaft.de/de/ueber-uns/arbeitskreise-und-projektgruppen/projektgruppe-gedenktafeln.html (Stand 18.02.2021)

Eusterhus, Eva: „Das Lagerhaus ist eine Zeitkapsel, die bislang noch niemand geöffnet hat“, in: die Welt, Dezember 2019, URL: https://www.welt.de/regionales/hamburg/article204033818/NS-Erinnerungskultur-Lagerhaus-G-in-Hamburg-koennte-Gedenkort-werden.html (Stand 18.02.2021)