Auf dem Dach der Welt
oder
Yakbutter mit Schuss
Tibet
1.Tag – Schlange stehen
Obwohl der Flieger erst um 14:15 Uhr gehen sollte, war ich schon um 11:00 Uhr am Flughafen. Und als wenn ich es nicht schon geahnt hätte, an den mickrigen 3 Air China Schaltern standen bereits mehr Chinesen an, als Peking Einwohner hat. Alle hatten nicht nur unzählige Koffer abzugeben, sondern auch noch diverse Kisten. Es fiel mir ein, dass die Musikmesse gerade zu Ende gegangen war und die Kisten wohl nun voll mit Raubkopien waren. Hinzu kam, dass man versuchte 2 Flüge gleichzeitig abzufertigen, meiner nach Chengdu und einer nach Beijing. Und um den Eincheck Vorgang noch mehr zu verlangsamen, versuchte jeder sein Übergewicht beim Gepäck dadurch zu vermeiden, indem er aus 40 Kg Gepäck 40 Kg Handgepäck machte, durch Umräumen diverser Gewichte direkt am Schalter. So dauerte das Einchecken ungelogen 1 ½ Stunden. Direkt vor mir in der Schlange stand zufällig Dr. Ulrich Franz mit Frau Doris, unsere ältesten Teilnehmer. Ich erkannte, dass diese zu unserer Gruppe gehörten, am brav angebrachten Ikarus Anhänger (meinem Reiseveranstalter). Ich hingegen hatte nur meinen Frequent Traveller Anhänger angebracht. Vielleicht macht das ja irgendwo Eindruck. Schließlich gehört Air China ja auch zur Star Allianz.
Etwas weiter vor mir war ein junges Pärchen und ich hatte den Verdacht, dass diese auch zu unserer Gruppe gehörten. Es waren schließlich nicht viele Europäer in der Schlange. Und tatsächlich, als diese Beiden am Schalter waren, wollte die Angestellte das original Visa sehen. Nun hatte ich die Aufgabe übernommen dieses zu verwalten und so mussten sie und ich uns outen, also als Gruppenteilnehmer. Als dann endlich ich mit dem Einchecken an der Reihe war, wollte die Angestellte von mir wissen, wann denn die beste Reisezeit wäre um nach Beijing bzw. China allgemein zu fahren. Bekannte hätten gemeint, dass es im Sommer zu heiß wäre und ich konnte das nur bestätigen. Vor allem ist China so groß, da ist es immer irgendwo zu heiß. Wahrscheinlich hat sie mich für den Reiseleiter und Chinaexperten gehalten, da ich ja das Visa für die Gruppe verwaltete und das hatte sie ja gerade mitbekommen.
Der Sicherheitscheck dauerte dann auch noch einmal extrem lange, was mich wunderte, denn es war Samstagmittag. Aber es waren auch nur wenige Schalter auf. Zum Glück konnte ich durch die Business Class Schalter, aber auch hier musste ich noch 15 Minuten in der Schlange stehen. Die Aufpasserin meinte es würde so lange dauern, weil die Leute so viele Flüssigkeiten bei sich hätten. Ich entgegnete daraufhin, dass es wohl eher daran liegt, dass zu wenig Schalter offen waren.
Die Passkontrolle ging mit Hilfe der neuen Automaten recht schnell. Es fällt auf, dass diese Automaten nur bei der Ausreise funktionieren. Bei der Einreise sind diese nie aktiv. Raus geht einfach, rein auch, soll aber länger dauern. So blieben nur noch 15 Minuten, um in der Business Lounge 3 Bier herunter zu kippen.
Da ich nicht nur das Visa, sondern auch ein Ikarus Schild hatte, um damit die Gruppe zusammen zu trommeln, begab ich mich ans Gate. Und da wohl alle noch im Check in Schalter oder in der Sicherheitskontrolle steckten, war niemand da, also aus meiner Gruppe. Chinesen gab es viele. Und alle mit 40 kg Handgepäck.
Ein junges Pärchen, Christian und Ina, kam dann doch, noch nie in Asien gewesen und auch sonst scheinbar Reise unerfahren. Außerdem saß da noch ein anderes Pärchen etwas weiter weg, machte aber keine Anstalten sich zu uns zu gesellen. Und ich dachte nur ich wäre nicht gruppentauglich. Na wenn die mich nicht kennenlernen wollen, dann müssen wir halt anonym durch Tibet reisen. Da ich das Visum für alle hatte, würden sie schon angekrochen kommen.
Als ich mich zum Boarding anstellte und noch das Ikarus Schild in der Hand hatte, sprach mich noch ein weiteres Pärchen, Peter und Gudrun aus Bayern, tiefstes Bayern, an. Langsam kriege ich sie doch alle. Beide saßen auch noch 2 Reihen vor mir auf dem Flug.
Die Maschine war älter als die von Iran Air. Und genauso war auch das Entertainment. Ein Bildschirm vorne an der Wand mit wechselnden regionalen Filmen und Berichten. Der einzige Unterschied bestand darin, dass diesmal alles auf Chinesisch war und nicht auf Persisch. Aber das erleichterte die ganze Sache auch nicht, da die englischen Untertitel so klein waren, dass man zum Erkennen derselben eine Augenstarre bekam. Deshalb entschloss ich mich dieselben Augen lieber so oft wie möglich zu schließen. Peter fragte mich nach einiger Zeit, ob ich wüsste wo das Visa ausgestellt worden war, da man ein Einreiseformular mit dieser Angabe bestücken musste. Das würde auf seiner Kopie nicht stehen. Aber auf meinem Original stand das natürlich auch nicht, deshalb heißt es ja Kopie (und nicht Auszug).
Der Rotwein zum Essen wurde nur in Pfützen ausgeschenkt. Wahrscheinlich war wieder zu wenig an Bord. An Alkohol nehmen chinesische Fluggesellschaften gerne viel zu wenig mit. Gerade wenn Deutsche mitfliegen. Dafür gab es aber zum Frühstück gebratene Nudeln. Na wenigstens etwas. Davon war seltsamerweise immer genug an Bord.
2.Tag – Panda Déjà-vu
Nach der Landung ging ich als einer der ersten durch die Gangway und stellte mich gleich mit meinem Schild in den Gang. Und siehe da, jetzt waren alle da. Zusammen ging es zur Einwanderung. Allerdings fehlte der extra Gruppeneinreiseschalter, der in der Reisevorbereitung angekündigt worden war. Aber nach kurzem Nachfragen durften wir alle Schalter benutzen. Na gut, einer reichte auch. Allerdings war ein Aufreihen in der richtigen Reihenfolge, wie auf dem Visa aufgeführt, notwendig und da ich ein einzelnes Gruppenvisa hatte, stellte ich mich einfach frech ganz vorne an. Auch um auszuprobieren, wie das alles funktioniert. Meine Einreisekarte hatte man komplett einbehalten, auch den Teil, den man bei der Ausreise wieder abgeben musste. Ein Nachfragen meinerseits stiftete aber mehr Verwirrung als dass es Klarheit brachte und so ließ ich es dabei beruhen. Ich würde das Land schon irgendwie verlassen können. Raus geht immer, fast überall.
Am Ausgang erwartete uns ein junges Mädchen, das anstatt Ikarus einfach den ersten Namen auf der Teilnehmerliste auf ihr Schild geschrieben hatte. Also da war ich ja besser ausgestattet. Es war wieder eine Deutsch-Studentin, die sich ihr Studium als Reiseleiterin finanzierte. Das kannte ich schon.
Da es erst 7:30 Uhr war, als wir im Bus saßen, hatte ich die Hoffnung, dass unser erster Besichtigungspunkt, die Panda-Station noch nicht geöffnet hatte und wir erst einmal zum Duschen in das Hotel fahren. Doch Pustekuchen, scheinbar hatte man extra für uns die Station aufgeschlossen. Ich fragte mich, wer mehr stinken würde, die Pandas oder wir. Am Bus klebte ein Schild „WiFi on Board“, aber entweder hieß der Fahrer „WiFi“ oder ein Spaßvogel hatte es einfach mal so aufgeklebt. Internet gab es jedenfalls nicht.
In der selben Panda Station war ich schon bei meinem letzten Besuch in Chengdu und so kam mir alles extrem bekannt vor, auch die steilen Wege, die wieder viel Schweiß kosteten. Ich machte die üblichen Bilder von den Pandas, wobei dies logischerweise nur Schwarz-weiß Fotos wurden. Als ich einen Verkaufsstand mit Cola Zero entdeckte, gab es kein Halten mehr. Ich hatte zwischenzeitlich so einen Durst, ich hätte den Wassergraben im Gehege austrinken können. Ich war dann auch der einzige, der Yuan dabei hatte. Für Abhebungen am Geldautomat war am Flughafen keine Zeit geblieben. So hatte ich zum Glück noch Restgeld von meiner letzten Chinareise mitgenommen. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir durch. Auch durch die unzähligen Toilettenstopps (Harmoniepausen, wie unsere Reiseführerin meinte) und Souvenirstände, wo man Pandas in allen Ausführungen erwerben konnte (außer lebendig oder zum Essen). Aber es wurde auch Zeit, denn es wurde jetzt immer voller. Busladung auf Busladung kam nach und nach an. Das war wohl der 8 Uhr Flieger, der sich nach uns hier vergnügte. Oder der 7 Uhr Flug, der vorher duschen durfte.
Wir fuhren nun eine Stunde in das 40 km entfernt liegende San Xingdui Museum. Zum Glück gab es kein Internet im Bus, das hätte ja die Fahrtzeit nur überbrückt. Dafür fielen fast alle in einen schlafähnlichen Zustand. Ich nicht, denn ich hatte ja im Flieger die Augen schon etwas zugemacht und war es gewöhnt früh morgens in Asien anzukommen und gleich loszulegen. Gruppenreisende sind halt alles Weicheier. Das jetzt zu besuchende Museum war eigentlich im Plan für den verbleibenden Tag in Chengdu kurz vor der Rückreise vorgesehen und nicht für heute. Diese Änderungen im Ablaufplan verwirrten mich vollständig. Wenn ich alleine unterwegs bin kommt so was nicht vor. Wir besuchten zwei der 3 Ausstellungshallen (wenn ich alleine unterwegs wäre käme so was auch nicht vor), wobei ich mir anfangs nicht so sicher war, ob ich hier nicht auch schon gewesen war. War ich aber nicht, Glück gehabt. Die modernen Museen sehen aber auch inzwischen alle so gleich aus. Da lob ich mir die alten Gebäude, wie den Louvre oder den Prado. Die sind wenigstens unverwechselbar.
Vor der zweiten Halle gab Peter schon auf und wartete lieber draußen auf uns und seine Frau. Die schwüle Luft, der wenige Schlaf, die vielen Ausstellungsstücke und die Frau, das konnte schon zu viel werden. Erschwert wurde das ganze durch die deutsche Interpretation unserer Führerin. Also nicht dass ihre Erklärungen in einem schlechten Deutsch gewesen wären, inhaltlich ergaben die Sätze einfach keinen Sinn.
Zum Essen ging es in das Museumsrestaurant, ein typisches Restaurant für Touristengruppen. Viele große Tische und alles leer. Nur wenn eine neue Gruppe eintraf, kam plötzlich etwas Hektik auf. So setzen wir uns alle an einen dieser großen runden Tische mit Drehteller in der Mitte. Logistisch war es bei 12 Leuten sehr schwierig etwas zu Essen zu bekommen. Mehrere kleine Drehteller wären da praktischer gewesen. Bis der Drehteller einmal rum war, waren die Teller schon leer. Unsere beiden Außenseiter, Dr. Hans-Peter und Christine, waren zudem noch Hardcore-Vegetarier (und Geschwister, also kein Pärchen). Das sagten sie aber erst jetzt, wo das Essen auf dem Tisch stand (also das mit dem Vegetarier. Dass sie Geschwister waren erfuhr ich erst später). Was erwarteten sie denn jetzt? Dass der Koch noch mal die Pfanne oder besser den Wok anschmeißt und alles neu kocht? Außerdem schien es hier nur das große Touristenmenü zu geben, denn die Gruppe nebenan bekam genau dieselben Gerichte. Unsere Reiseleiterin schlug nach der Mahlzeit vor abends (kostenpflichtig) Essen zu gehen und den berühmten Hotpot zu probieren. Nur 45 Minuten vom Hotel entfernt und garantiert mit Provision (für die Reiseleiterin). Allerdings stieß das auf wenig Begeisterung, denn am nächsten Morgen mussten wir schon wieder um 4 Uhr aufstehen. Leider wollte nun auch keiner mehr Sightseeing machen, was bei mir auf wenig Begeisterung stieß. Man wollte dies nach unserer Rückkehr aus Tibet nachholen, denn da war ja noch ein Tag in Chengdu eingeplant. Und Zeit war auch noch, denn der geplante Museumsbesuch war ja schon Geschichte. Allerdings würde ich mich da schon unerlaubt von der Truppe entfernt haben und so würde mir dieser Spaß entgehen. Andererseits kenne ich ja Chengdu schon ganz gut. Schließlich hatte ich damals einen Fahrer gemietet, der mich privat von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gekarrt hatte.
Es ging also endlich zum Hotel, das an einer stark befahrenen Straße lag. Aber eigentlich sind ja alle Straßen in China stark befahren und da war es egal, wo man die Hotels hin baut. Ich war der einzige, der dem Fahrer etwas Trinkgeld gab. Die anderen waren wahrscheinlich zu enttäuscht über das fehlende WiFi.
Ich ging auf mein Zimmer, um dann schon nach kurzer Zeit wieder aufzubrechen, um Geld und Bier zu holen. Da man in der Höhenluft kein Alkohol trinken soll, wollte ich hier schon mal auf Vorrat trinken. An der Straße waren 3 Banken nebeneinander. Ich wählte den Geldautomaten der Agrar Bank und dieser brach meinen Abhebungsversuch ab mit der Begründung meine Bank hätte die Auszahlung verweigert. Ich versuchte den Automat nebenan und erhielt die gleiche Meldung. Ein drittes Mal wollte ich es nicht versuchen aus Angst, die Karte könnte eingezogen werden. Jetzt habe ich immer so ein Glück mit der ersten Geldabhebung in einem neuen Land. Das klappt fast nie. Und irgendwann werde ich wirklich mal ohne Geld dastehen, weil am ersten Tag meine Karte nicht mehr aus dem Automat kommt. Zum Glück war nebenan die Bank of China und hier gab es auch Geld ohne herumzuzicken. Jetzt konnte ich endlich zum Supermarkt und die neu erworbenen Hunderter Scheine in Kleingeld und Bier tauschen. Ich ging etwas umher und fand auch schnell einen Supermarkt. Aus dem Kühlregal holte ich 4 Dosen Bier und diese kosteten auch nur 6 Yuan. Doch als ich im Hotelzimmer war, wurde mir klar warum diese so billig waren. Statt des aufgedruckten Bieres enthielten Sie Ananassaft. Gut dass es so schwül war, somit konnte ich wenigstens meinen Durst damit löschen. Aber 4 Dosen Ananassaft verursachten doch ein ganz schönes Sodbrennen. Das wollte ich unbedingt mit Bier bekämpfen.
Also ein neuer Anlauf und diesmal durfte es auch Alkohol sein. Ich wechselte die Richtung und wollte dabei die andere Seite der Straße erkunden, um zu schauen, wo es etwas zu Essen gibt. Und tatsächlich waren da ein paar Garagenrestaurants. Im Supermarkt nebenan erwarb ich auch endlich die 4 Bier. Diesmal schaute ich aber dreimal hin. Dafür kosteten diese auch 16 Yuan. Und was lernen wir wieder daraus: Was nichts kostet, ist auch nichts. Oder verursacht nur Sodbrennen.
Ich ging erst einmal duschen, denn hier war es ganz schön warm und schwül. Um 17 Uhr brach ich zum Essen auf. An der Rezeption traf ich Michael, Christian und Ina, die zufällig auch gerade ein Restaurant aufsuchen wollten. Ich meinte, ich wolle auf der anderen Straßenseite meinen Hunger in einem der einfachen Speiseläden stillen, worauf Michael sich gerne anschloss. Das junge Pärchen zweifelte noch und so ließen wir es einfach stehen. Die wussten ja gar nicht, was sie verpassten. Da alle Lokale gleich aussahen, gingen wir einfach in das Letzte und bestellten erst einmal Bier. Anschließend suchte jeder aus der Karte, die ein paar Bilder hatte, 2 Gerichte aus. Doch da ja die Augen bekanntlich größer als der Magen sind und wir nach Bildern bestellt hatten, hatten wir viel zu viel geordert. Es gab Bohnen mit Chili, Schweinefleisch süß-sauer, Schweinefleisch in Soße und zum Abschluss und zur Krönung einen ganzen Fisch in einer scharfen Soße. Einen Fisch Hotpot sozusagen. Und das ohne Reiseleiterin und 45 Minuten Fahrt.
Der Fisch hatte sehr viele Gräten, also musste dies ein Flussfisch sein. Logisch, denn hier gab es ja kein Meer. Und Frische wird in China vorausgesetzt. Langer Transport kam somit nicht in Frage. Für das gesamte Mahl zahlten wir gerade einmal 100 Yuan. Was ein Fang. Dafür war ich aber auch schon um 19 Uhr im Bett.
3.Tag - Hoch aufs Dach der Welt
Ich hatte schlecht geschlafen, so fiel mir das frühe Aufstehen um 4 Uhr doch recht schwer. Um 4:40 Uhr gab ich an der Rezeption meinen Schlüssel ab und erhielt dafür im Tausch ein Frühstücks-/ Lunchpaket. Unsere Führerin oder jetzt besser Begleiterin zum Flughafen kam gerade zur Tür herein. Michael saß bereits auf der Couch und war am Essen. Das Lunchpaket enthielt einen Joghurt, eine Orange, eine ungetoastete Scheibe Weißbrot (ohne Belag) und eine Flasche Wasser. Den Joghurt und die Orange verteilte ich großzügig an die anderen, die nun auch langsam eintrafen, um den Inhalt der Pakete auf ihre Bedürfnisse zu überprüfen. Joghurt und Obst können bei mir unliebsame Überraschungen auslösen. Das wollte ich vermeiden.
In 45 Minuten waren wir dann am Flughafen. Unsere jetzt Begleiterin stellte sich an einen Schalter an und wir sollten uns an einem anderen anstellen. Sie besorgte dort alle Boarding Karten, verteilte sie an uns und wir gaben mit diesen dann das Gepäck auf. Da hätten wir auch gleich selbst einchecken können. Aber so erhält man Arbeitsplätze. Wie üblich wurde das Gepäck vor dem Versenken in die Katakomben geröntgt und siehe da, 2 Mitreisende hatten doch tatsächlich verbotene Utensilien dabei. Es handelte sich dabei um hochexplosive Batterien, die zur Sicherheit im Handgepäck befördert werden mussten.
Es ging weiter zur Pass Kontrolle, wo das Tibet Permit ausführlich untersucht wurde. Erst anschließend erfolgte die Sicherheitskontrolle. Wir gingen dann gemeinsam zum Gate, wobei zwei Mitstreiter unbedingt einen überteuerten Kaffee erstehen mussten. Also jetzt ist ja China nicht wirklich für seine Kaffee Kultur bekannt und die werden es doch mal einen Tag ohne Kaffee aushalten können. Ich hatte es schließlich auch 14 Tage ohne Alkohol im Iran geschafft. Und das war viel schlimmer.
Das Boarding ging gewohnt schnell und ich saß auf Platz 60C. Direkt neben mir am Fenster saß Gudrun. Ihr Mann Peter saß auf der gegenüberliegenden Seite am Fenster. Das kommt davon, wenn man 2 Fensterplätze haben will. Peter fragte mich ob wir tauschen könnten, doch ich wollte nicht, da ich am Gang und er am Fenster saß. Ich meinte lauthals er solle doch froh sein mal 2 Stunden ohne Frau die Reise zu genießen, was unter meinen Mitreisenden zu einer gewissen Erheiterung führte. Rentner waren beide, wie sich im Gespräch herausstellte. So lernt man Leute kennen. Einfach mal den Mann sitzen lassen.
Es gab Congee zum Frühstück und ich fand diesen recht lecker. Allen anderen hatte es gar nicht geschmeckt und so bekam ich auch noch die Portion von Gudrun. Ich fragte dreimal nach, ob sie ihn wirklich nicht haben wolle. Aber sie wollte nicht. Manche Leute wissen einfach nicht was sie im Leben verpassen.
Es gab einen tollen Blick auf die Bergspitzen über den Wolken. Wenn man bedenkt, dass das Flugzeug 10000 Meter hoch fliegt und die Berge so nah schienen, dass man sie fast hätte anfassen können. Peter wurde ganz nervös ohne Frau und so durchquerte er das Flugzeug um sich vor unsere Sitze zu stellen und belangloses Zeug mit seiner Frau auszutauschen. Allerdings war das mehr einseitig, denn sie ignorierte das Gerede mehr oder weniger und genoss lieber die Aussicht. Da hatte ich wohl instinktiv den richtigen Riecher.
Als wir ankamen wollten wir erst einmal unsere Koffer holen. Allerdings wurde uns dies unmöglich gemacht, da unsere chinesischen Mitreisenden in 3er Reihen vor dem Gepäckband standen. Da hieß es asiatische Gelassenheit zeigen (die die Asiaten hier scheinbar nicht hatten). In der Zwischenzeit schaute ich mir schon einmal das System zum Verlassen der Gepäckausgabe an. Eine Traube von Menschen drängelte sich am schmalen Ausgang. Hier wurden die Gepäckabschnitte von den Koffern mit der Bordkarte verglichen, um sicher zu gehen, dass keiner die Batterien des anderen ins Land schmuggelte. Dahinter gab es einen Terminal, an den jeder eine Art ID-Karte hielt und damit dem dahinter stehenden Polizist zu verstehen gab, dass diese Person eine gültige Zugangsberechtigung nach Tibet hatte. Allerdings wurden kein Foto oder irgendwelche biometrischen Daten überprüft, so dass diese Karte irgendjemand gehört haben könnte.
Bei uns wurden erst mal alle Pässe eingesammelt. Diese mussten wir mit allen Visa und Permits an einem Schalter abgeben, wo sie erst einmal überprüft wurden. Endlich konnten wir dann an die (Höhen-) Luft. Ganz hinten am Parkplatz stand ein Han Chinese, Sun war sein Name und er war aus Guilin, wie sich später herausstellte, mit einem Schild „Ikarus – Seidenstraße“. Ich meinte nur zu ihm: Ikarus ja, aber nicht Seidenstraße. Ich wollte auf das Dach der Welt (so hieß schließlich die Reise).
Der Kofferraum des Busses stellte sich als viel zu klein heraus. Meine Mitstreiter hatten wieder einmal nicht lesen wollen, dass man sich wegen der kleinen Kleinbusse (deshalb heißen sie ja so) mit dem Gepäck einschränken sollte. Aber das kleine Schwarze mit den High Heels musste ja für den Kapitänsempfang unbedingt mit. Ich möchte gar nicht erst wissen, was die Frauen in ihren Koffern hatten.
Mein Koffer wurde als letzter eingeladen und aus alter Gewohnheit schaue ich gern zu, dass er auch wirklich eingeladen wird. Das hatte zur Folge, dass ein Mann, der dem ganzen Treiben auch mehr zugesehen hatte, anstatt zu helfen, von mir unbedingt Trinkgeld haben wollte. Und so zahlte ich für die ganze Truppe.
Zu meiner Verwunderung stieg ein junger Polizist in den Bus. Sollte dieser weitere Abzocke durch nicht hilfreiche Trinkgeldkassierer verhindern? Mitnichten. Unser Reiseleiter Sun klärte uns auf, dass es besondere Regeln für den Touristenbusverkehr in Tibet gab, seitdem bei 2 Busunfällen mehrere Touristen ums Leben gekommen waren. So durften nur maximal 20 Personen inklusive Fahrer und Polizist in einem Bus sein. Das sollte wohl die Verluste minimieren. Auch durfte der Bus nicht schneller als 40 km/h fahren und das sollte der Polizist, der uns die ganze Reise begleitete, überwachen. Wie sich herausstellte, schlief dieser allerdings während der Fahrt lieber seine Disconächte aus, was wiederum dem Fahrer ganz lieb war.
Wir hatten 2 Stunden Fahrt bis zum Mittagessen und bevor wir dieses einnehmen durften, mussten wir uns bei der örtlichen Polizei registrieren. Das war hoffentlich kein schlechtes Zeichen, nach dem Motto „leichter zu identifizieren“ wenn man das Essen nicht überlebt. Wir wurden im Restaurant in eine Art Separee geführt, wohl damit die anderen Gäste unser Leid nicht mitbekamen.
Unsere Vegetarier wollte man mit ein paar Bohnen und Mais satt machen. Also das wäre mir zu wenig gewesen. Allerdings sah man die beiden immer mitgebrachte Müsliriegel zu sich nehmen. Das hatte wohl seinen Grund. Wenigstens waren sie gut vorbereitet. Dafür hatten Sie aber auch die größten Koffer.
Unser Bayer Peter fing dann an darüber zu diskutieren, dass deutsche Fußball Nationalspieler die Hymne mitsingen müssten. Der ist ja schlimmer als Seehofer. Das kann aber auch daran liegen, dass er der Einzige war, der sich gleich erst mal ein Bier bestellt hatte, aller Warnungen (auch von uns allen) zum Trotz. Ein Bayer könne das ab, das wäre Grundnahrungsmittel. Mal sehen, was „Dr. Mir Geht’s So Schlecht“ später zu solchen Floskeln sagt.
Wir fuhren zur Burg Yumbu Lhakang, oben auf einem Berg, verbunden mit unserem Parkplatz durch unzählige Treppen. Scheinbar zeigte das Bier doch irgendeine Wirkung, denn Peter war der Einzige, der den kostenpflichtigen Esel-Ritt auf den Berg in Anspruch nahm. Auch hier war es wieder schwer zu erkennen, wer der Esel war. Um diese Frage bei mir erst gar nicht aufkommen zu lassen, quälte ich mich die Treppen hoch, wobei nur Joachim langsamer war als ich. Als ich oben angekommen war, war ich kurz vor einem Herzinfarkt und musste mich erst einmal unauffällig ausruhen.
In der Gebetshalle war es nicht erlaubt zu fotografieren. Allerdings nutzten viele die Unaufmerksamkeit der Mönche und fotografierten trotzdem, wann immer sie sich unbeobachtet wähnten. Ich finde das ziemlich respektlos, denn hier ging es um religiöse Gefühle und nicht darum, wie ich ein bisschen Trinkgeld für ein Foto spare. Bei letzterem hätte ich übrigens mitgemacht. Im Allgemeinen war das Fotografieren in Tibet in den Gebetshallen nicht erwünscht. Aber in vielen Tempeln wurden die religiösen Gefühle für teilweise horrende Gebühren verkauft. Buddhistischer Ablasshandel sozusagen.
Ich umrundete zum Abschluss einmal den Tempel und drehte auch die Küchenrollen dabei. Später unterhielt ich mich mit Michael und der meinte er würde so was nicht machen, da das ja nicht seine Religion sei. Das fand ich einleuchtend und beschränkte mich fortan auf kleine Geldspenden.
Bevor ich dann den mühevollen Abstieg in Angriff nahm, unterhielt ich mich geraume Zeit auf dem Gipfel mit Joachim und Daniela. Beide arbeiteten in der Arbeitsagentur in Rostock. Unser Thema war der Wallraff Report über Arbeitsagenturen. Da bestätigte sich wieder jedes Klischee.
Runter ging es dann besser, was auch kein Wunder war. Übermütig nahmen wir Drei die Abkürzung abseits des Weges, was dann doch am Schluss etwas gefährlich wurde. Am ersten Tag die Haxen gebrochen ist genauso blöd, wie die Kreditkarte eingezogen.
Sun meinte dann, dass wir das Programm von morgen heute machen würden und das von heute Morgen. Also so kann ich hier nicht arbeiten! So fuhren wir ins Tal der Könige. Ja, wirklich. Und das war jetzt nicht kopiert, also vielleicht die Bezeichnung. Auf dem Weg dorthin nickte ich ständig ein. Hier sieht alles so gleich aus, vor allem wenn man schon um 4 Uhr aufgestanden war.
Das Tal der Könige war ein kleines Kloster auf einem kleinen Berg. Das schien schon den Begriff Tal zu rechtfertigen. Und die Könige waren laut Sun hinter dem Haus verscharrt. Allerdings waren die Gräber schon längst zerstört und so definierte ich einen kleinen Hügel hinter dem Tempel als Königsgrab, damit der Name „Tal der Könige“ wenigstens etwas zutraf. Im Tempel wurde wieder verbotenerweise heimlich Fotografiert und zur Strafe ging es gleich zum Hotel und ohne Abendessen ins Bett.
Da ich, Michael, Christian und Ina brav gewesen waren, verabredeten wir uns um 19 Uhr in der Lobby zum Essen suchen. In der Lobby wurde ich auch gleich von Sun abgefangen, der mein Visa einzog. Von wegen „so war es einfacher“ und nicht „ständig einsammeln müssen“. Wahrscheinlich wollte er nur ein Druckmittel haben, wenn ich wieder einmal zu frech wurde.
Wir liefen etwas die Straße auf und ab, um ein geeignetes Restaurant zu finden. Allerdings kamen nur drei Restaurants in Frage, die auch noch alle direkt vor dem Hotel lagen. Wir gingen gleich in das Erste, da es sowieso keine englische Speisekarte gab. Aus Ermangelung einer solchen setzten wir uns einfach hin und zeigten auf den Nebentisch. Und da gab es Dumplings. Damit war unsere Speisewahl getroffen. Der Inhaber zeigte uns noch eine Wurst, die aussah wie ein Preßkopf. Und als wir zustimmten schnitt er diese komplett auf. Der Geschmack war gut, die Konsistenz eher zäh und knorpelig. Und da in China alles frisch sein muss, wurde der Dip für die Dumplings direkt am Tisch vor unseren Augen zubereitet. Dieser bestand aus Chilipulver, gepresstem Knoblauch, Öl, Koreander und Sojasosse.
Plötzlich kam ein kleines Kind zu unserem Tisch und machte Fotos von uns. Meine Mitesser machten Fotos zurück und so artete das Ganze in einer riesen Fotosession aus. Jeder wurde mit jedem fotografiert. Und obwohl das Hotel direkt gegenüber lag, verirrten sich wohl sonst nie westliche Touristen in dieses Lokal. Riesen Sensation. Ich vermute am nächsten Tag hängt die ganze Wand voll mit den gemachten Fotos und die Lokalpresse wird auch darüber schreiben.
Wir zahlten dann 115 Yuan, also nicht pro Person sondern insgesamt. Das war wirklich geschenkt. Zurück im Zimmer musste ich feststellen, dass die Klimaanlage nicht ging. Es war aber so kalt im Zimmer, dass ich beschloss dies an der Rezeption zu bemängeln. Scheinbar kannte man dort diesen Mangel bereits, denn man bot mir an, einen Heizlüfter zu bringen, was auch prompt erledigt wurde. Da der Strom abgeschaltet wurde, wenn man seine Zimmerkarte aus der Halterung nahm schaltete sich auch der Heizlüfter ab. Das Einschalten gestaltete sich als sehr schwierig, da die Beschriftung der vielen Knöpfe komplett auf Chinesisch war. Aber Ausprobieren half. Was sollte auch schon passieren? Das Schlimmste wäre, dass der Lüfter auch nicht mehr geht, wie die Klimaanlage.
4.Tag - Kurz mal ins Kloster
Als ich morgens aufstand wollte mein linkes Auge einfach nicht scharf sehen. War das schon das erste Anzeichen der Höhenkrankheit? Zum Glück wurde es nach dem Duschen besser, denn da stand Rasieren auf dem Programm. Scharf sehen hilft gegen Verbluten.
Um 7:45 Uhr ging ich zum Frühstück. Unterwegs traf ich Peter und Gudrun. Peter hatte die ganze Nacht Kopfschmerzen. Aber wer hatte ihn denn vor dem Bier gestern gewarnt und wer wollte nicht hören? Das hat er jetzt davon. Nur kein Mitleid. Nicht mit Bayern.
Michael, Dr. Ulrich und Doris waren schon im Frühstücksraum. Also bei der Truppe macht man mir meinen Ruf als Frühaufsteher kaputt. Es gab ein typisches chinesisches Frühstück mit 3 unterschiedlichen Gemüsen, Dumplings und Congee. Für die Leute, die kein Congee mochten (und das waren alle außer mir in der Truppe) gab es noch Toast, Eier und Speck. Wie langweilig. Unsere beiden Bayern fingen auch gleich an Messer zu suchen. Stäbchen waren nicht wirklich ihr Ding (wie auch das Essen, das Trinken, die Menschen, die Zimmer...).
Es stellte sich heraus, dass bei allen die Klimaanlage nicht ging und alle extrem gefroren hatten. Ich war der Einzige, der sich einen Heizlüfter besorgt hatte. Ja so ein erfahrener Reisender weiß sich halt immer zu helfen. Immer nur Gruppenreisen machen träge im Gehirn. Da verlässt man sich darauf, dass der Reiseleiter alles organisiert, auch die Heizung.
Wir fuhren mit dem Bus zum Kloster Samye. Ich setzte mich auf der Fahrt in die vorletzte Reihe, in der Hoffnung mehr Beinfreiheit dort zu haben. Aber irgendwie ergab das auch nicht mehr Platz für mein Knie. Besonders weh tat das, da wir gut eine Stunde über reine Schotterpiste fuhren und mein Knie entsprechend den Vordersitz malträtierte (oder umgekehrt). Vom Rücken gar nicht erst zu reden. Und als wir endlich wieder Asphalt unter den Füßen oder besser den Rädern hatten, hatte sich der Fahrer doch prompt verfahren. Eine Flaschensammlerin musste uns zurück auf den rechten Weg bringen. Und ich sagte noch, da sind die Wegweiser. Hat aber keiner gesehen außer mir (und wahrscheinlich die Flaschensammlerin). Auf dem Pass, also Berg- nicht Reise-, machten wir eine Pause und bewunderten die vielen Fahnen im Wind, die Berge und das Tal. Der Busfahrer erzählte mir, dass er seinen Führerschein in Beijing gemacht hatte und dort lange Linienbus gefahren sei. Das merkte man auch an seinem rasanten Fahrstil und erklärte, warum er sich in der Pampa gern verfuhr, so ganz ohne Fahrplan.
Nach insgesamt 2 Stunden kamen wir am Kloster an. Wir gingen rein, mussten Eintritt zahlen, gingen einmal rum, um die Wandgemälde anzusehen, gingen eine Treppe hoch, wieder um ein paar, diesmal kleinere, Wandgemälde zu betrachten und gingen wieder runter. Nicht einmal in einen Gebetsraum sind wir gegangen. Wahrscheinlich hatte es sich herumgesprochen, dass einige von uns heimlich Fotos machten und so ließ man uns nicht mehr rein. Alles in allem dauerte dies keine 15 Minuten. Da hatte sich die lange Fahrt ja wirklich gelohnt.
Vor der Tür erklärte uns Sun in der prallen Sonne den Buddhismus. Dr. Ulrich wollte aber unbedingt etwas über die (laut Reiseführer) berühmte rote Stehle wissen, die direkt neben dem Eingang stand. Aber Sun war nicht darauf vorbereitet und wann immer Dr. Ulrich diese zur Sprache brachte, wich er aus und erzählte eine neue Anekdote über den Buddhismus, um ja nicht sein Gesicht zu verlieren. Dreimal fragte Dr. Ulrich nach und jedes Mal bekam er keine Antwort, also zumindest nicht auf seine Frage. Wahrscheinlich kannte Sun dieses Kloster gar nicht. Dafür sprach auch, dass er im Klostereigenen Restaurant essen wollte. Wir wollten uns um 13 Uhr dort treffen, hatten also 40 Minuten Zeit für die ausgiebige Besichtigungen des Geländes. Ich hatte meinen Reiseführer nicht dabei und so konnte ich all die Sonne-, Mond- und Sterne-Tempel nicht zuordnen. Ich fand aber auch nicht wirklich etwas Vernünftiges, nur die Toilette, die bestenfalls 0 Sterne in der nach oben offenen Toilettenskala verdient hatte. Ach so, auf eine Pagode kletterte ich noch, um wenigstens etwas Aufregung vor dem Essen zu haben. Also außer der Aufregung auf der Toilette.
Als ich am Restaurant ankam, gingen gerade alle zum Bus. Sun hatte wohl die Speisekarte eingesehen und festgestellt, dass es nur vegetarische Gerichte gab. Das kam nicht in Frage. Unsere beiden Vegetarier hätte es gefreut, sich endlich mal satt essen zu können. Aber das hätte ich Sun vorher sagen können. Ich habe noch nie ein nicht-vegetarisches Restaurant in einem Kloster gesehen. Und ich habe schon viele Klöster gesehen. Was denkt er denn, dass sich ein Mönch in die Küche stellt und ein Schwein schlachtet?
Wir fuhren in die Stadt auf einen Platz, wo wir warten mussten, während Sun die Restaurants in der Umgebung nach Touristentauglichkeit untersuchte. Nachdem er eines gefunden hatte, holte er uns aus dem Bus. Es war wohl das beste Haus am Platz. In diesem gab es einzig einen riesen Tisch mit Drehteller und offener Küche. Das muss auch das vorrangige Argument für die Auswahl gewesen sein. Also dass wir alle rein passten, denn die Sauberkeit kann es nicht gewesen sein. Alles war hier schon ziemlich schmuddelig. Gudrun saß direkt neben mir und sie lachte plötzlich nicht mehr in Anbetracht der äußeren Umstände. Eine deluxe Gruppenreise hatte sie sich sicher anders vorgestellt.
Da das Restaurant nicht auf Busse voller Touristen eingestellt war, musste erst einmal ein umher Stehender auf seinem Roller los und Cola, Wasser und Gemüse holen. Diesmal trank Peter kein Bier, nicht wegen der Kopfschmerzen, sondern weil das Bier nur warm verfügbar war, so wie es die Chinesen halt gerne mögen. Und recht haben sie, denn wie man gesehen hat, macht kaltes Bier nun mal Kopfschmerzen. (Für zu Hause merken. Nur noch warmes Bier trinken. Dann bekommt man keinen Kater).
Unsere beiden Vegetarier bekamen am Anfang nur ein paar lausige Kartoffeln. Und selbst diese wurden von den Mitstreitern weggegessen, bevor der Drehteller seine Runde machen konnte. Das fand ich schon etwas respektlos. Wenn die schon nichts zu essen bekommen, muss man das wenige nicht auch noch wegessen. Später kam dann ein Teller mit einem runden schleimigen Gemüse und Pilzen. Ich fragte unsere beiden Vegetarier, ob sie das nicht essen möchten und Christine meinte da wäre Fleisch drin. Es waren aber nur die Pilze, wie ich feststellte, als ich es probierte. Aber Christine blieb bei ihrer Meinung und wusste wie gewohnt ihren Bruder Hans-Peter so geschickt zu beeinflussen, dass er dies auch glaubte. Und so was ist Doktor. Aber umso mehr bleibt für mich.
Sun und der Fahrer aßen eine Fischsuppe und wollten unbedingt mit uns teilen. Doch als er erwähnte, dass der Fisch viele Gräten enthalten würde, wollten viele schon nicht mehr. Ich erinnerte dann auch noch an die Geschichte, die Sun im Bus erzählt hatte, warum die Tibetaner keinen Fisch essen. Die kleinen Kinder würden nämlich im Fluss bestattet und dann von den Fischen gefressen. Also war die Fischsuppe auch nichts für unsere Vegetarier, da ja Fleisch darin war. Aber umso mehr blieb für mich.
Peter erzählte von seinem Arbeitsleben, jetzt war er ja gerade Rentner. Er war früher Finanzbeamter und wurde nach dem Mauerfall in den Osten geschickt, um dort die Welt und die Finanzen zu retten. Dabei war er so fleißig, dass er dem deutschen Staat Millionen gespart hat, durch irgendeine geniale Idee, die er hatte. Die Geschichte wiederholte er so oft, so dass er uns am Ende der Reise Milliarden eingespart hatte.
Auf dem Rückweg hielten wir wieder auf dem Pass, damit ein paar Damen sich in die Büsche zurück ziehen konnten, um dort ihre Harmonie zu erledigen. Im Restaurant gab es keine Toilette und im Tempel war es sicherlich zu schmutzig. Sun erzählte uns, dass unser Bus wegen der Nähe zu Indien so oft kontrolliert würde. Das würde ich aber auch machen. Bloß keine Inder ins Land lassen. Das erklärte auch den hölzernen Schlagbaum mitten auf dem Schotterweg. Wenn die Inder mit ihren Panzern und Atomraketen kommen bleibt einfach die Schranke zu. Fertig!
Im Hotel zurück verabredete ich mich mit Michael um 18 Uhr zum Abendessen. Inzwischen waren wir ein eingespieltes Abendessenteam. Vorher holte ich noch schnell Bier und Wasser. Nach dem ersten Bier war ich schon leicht betrunken. Hier konnte man sich billig besaufen, Höhenluft sei Dank. Wir gingen in das erste Restaurant, aber hier gab es keine Speisekarte mit Bildern. Also wieder raus, etwas weitergelaufen und ins nächste Restaurant. Hier machte die Frau nicht mal den Versuch mit uns zu kommunizieren, sondern schickte uns sofort zurück ins Hotel. Die Touristen sollten gefälligst in ihrem Reservat bleiben.
Wir liefen also zurück, aber diesmal am Hotel vorbei in die andere Richtung. Wir blieben an einem unbeleuchteten Restaurant hängen, wo uns eine Frau herein wunk. Hier gab es sogar eine englische Speisekarte, die man auch lesen konnte, also nachdem das Licht angeschaltet worden war. Allerdings war die Übersetzung grausam. So gab es zum Beispiel „Inquisor Dumplings“, was auch immer das sein sollte. Wir bestellten 3 Gerichte, zweimal etwas mit Fleisch und einmal „Side Dishes“. Also entweder war die Übersetzung komplett falsch oder man brachte uns einfach was weg musste. Es kam dann dreimal Nudelsuppe in unterschiedlichen Varianten. Hatte die Bedienung uns deshalb so komisch geschaut, als wir das bestellten? Es suchte sich jeder eine Suppe aus und die Dritte teilten wir uns dann. Und mit dem getrunkenen Bier zahlten wir zusammen 65 Yuan. Essen kann so günstig sein.
5.Tag - Doppel-Pass
Mein rechtes Auge war die ganze Zeit dick. Immer mal was neues. Immerhin war es nach dem Aufstehen besser wie gestern, was mich aber nicht sonderlich beruhigte. Um 6:55 Uhr ging ich zum Frühstück. Das ganze Hotel war komplett ausgestorben. Und obwohl man extra für uns eine Stunde früher eingedeckt hatte, hatte man das komplette Buffet aufgebaut. Ich hätte jetzt erwartet, dass nur ein „Best Of“ herausgeholt wurde. Ich holte mir wieder etwas von der chinesischen Ecke und setzte mich zu meinen bayrischen Freunden.
Nach dem Frühstück holte ich meinen Koffer und gab den Zimmerschlüssel ab. Plötzlich verspürte ich einen unglaublichen Drang auf die Toilette zu müssen. Wahrscheinlich hat beim Durchbraten des Frühstücks genau die Stunde gefehlt, die wir früher da waren, um die Bakterien abzutöten. Ich überlegte mir den Schlüssel noch mal geben zu lassen, doch wo ein Restaurant war, war auch eine Toilette. Ich musste etwas suchen, aber ich fand schließlich eine Toilette genau an dem Zugang, wo es zu meinem Zimmer ging. Ja wenn man keinen Druck hat, dann übersieht man sowas leicht.
Jetzt stellte sich natürlich die Frage, wie 9 Stunden Busfahrt aushalten? Typisch, das war die längste Strecke, die wir im Bus verbrachten, und dann das. Zum Glück waren die Koffer noch nicht eingeladen und so konnte ich meine Durchfalltabletten herausholen und 2 davon einwerfen. Doppelt gemoppelt hält besser.
Nach kurzer Fahrt machten wir einen ziemlich sinnlosen Stopp an einem Fluss. Der zweite Stopp war dann schon sinnvoller, denn er fand an einer Tankstelle mit Toilette statt. Zum Glück verspürte ich keinen Drang diese aufsuchen zu müssen (Medizinforschung sei Dank) und so suchte ich lieber den Tankstellenshop auf, um zu sehen, ob es dort etwas zu knabbern gibt, Salzstangen und warme Cola, oder so. Allerdings gab es nur Kekse, Getränke und Öl. Dafür war das Benzin teurer wie in Deutschland.
Der Fahrer heizte anschließend die Serpentinen mit so einer Geschwindigkeit hoch, dass mir ganz heiß wurde. Allerdings blieb der mitreisende Polizist ganz cool und sagte kein Wort. Das war doch eigentlich sein Job, mich vor dem sicheren Tod zu retten. Zu meiner Erleichterung machten wir einen Halt auf 4100 Meter. Man konnte hier etwas auf den Felsen herum klettern, vorbei an Einheimischen, die ihre Hunde zum Fotografieren anboten. Und das für nur 5 Yuan. Es kann jeder ahnen, dass ich nicht einen blöden Hund fotografieren wollte und erst recht nicht für 5 Yuan. Den Hund zu essen wäre eine Alternative statt ihn zu fotografieren. Kalter Hund sozusagen…
Wir fuhren weiter nach oben und an unserem Teilziel, dem Pass auf 4998 Meter, schneite es furchtbar. Ja, das war schon eher Hagel. Es war nebelig, kalt und nass und ich war viel zu dünn angezogen. Aber ich war auf fast 5000 Meter (14 Zentimeter fehlten nur, wenn man meine Körpergröße einberechnet) und wer war das schon mal. Hier kostete das Fotografieren des Hundes schon 10 Yuan, Höhenzuschlag wahrscheinlich. Durch das Schneetreiben sahen die Biester aber jetzt auch mehr aus wie der Yeti als wie ein Hund.
Die Yetis hinter uns lassend fuhren wir weiter, etwas hinab zum See, immerhin noch auf 4100 Metern. Wir stiegen aus dem Bus, um das Wasser zu bewundern. Aber auch hier hatte heftiger Schneefall eingesetzt und es war einfach nur kalt. Da der Bus nicht geheizt war und die Klimaanlage wohl defekt, was der Busfahrer nicht zugeben wollte, weil er sein Gesicht nicht verlieren wollte (dafür verlor ich fast meine Zehen, so kalt war es im Bus), zog es uns auch nicht unbedingt in diesen hinein. Laufen hält warm. Hier war es auch zusätzlich noch ziemlich nebelig. Oder waren dies etwa Wolken? Immerhin waren wir recht hoch hier, etwa an der Wolkengrenze?
Weiter ging‘s, endlich Essen (Leider kein Hund. Die Chance hatten wir verpasst). Das beste Haus am See hätte Seeblick gehabt, wenn die Wolken nicht so dicht gewesen wären. Mir fiel gleich der Smiley auf, der an der Wand den Hygienezustand des Restaurants anzeigte und den Mundwinkel ziemlich weit nach unten hatte. Dies bedeutete „kurz vor der Schließung“ und „unbedingt alles mit Sagrotan desinfizieren“, auch das Essen. Die Toilette war dann auch sicherheitshalber außerhalb und bestand aus einem Spalt in der Erde, eingefasst mit einer niedrigen Mauer. Ich mochte nicht darüber nachdenken, wo das alles hin gefallen ist. Womöglich noch in die Küche.
Der große Raum war natürlich unbeheizt und damit noch mehr kalte Luft reinkam, lies man gerne die Tür aufstehen. Man wohnte ja schließlich am Berg. Die Ersten holten schon die Koffer aus dem Bus, um sich mit Skiklamotten einzudecken. Meine mitgebrachte Kleidung war mehr für 15-20 Grad ausgelegt und so musste ich frieren. Man kann ja auch nicht ahnen, dass man hier fast auf dem Himalaya landet. Eine Skitour hatte ich eigentlich nicht gebucht.
Das Essen war dann fast nur vegetarisch und Peter beschwerte sich am Ende tatsächlich, dass es zu wenig Fleisch gegeben hätte. Also bei dem Hygienesiegel war das vielleicht besser so. Dafür hatte er wenigstens sein kaltes Bier bekommen. Allerdings gab es hier auch keinen Kühlschrank, auf den Tisch stellen reichte aber schon zum runter kühlen.
Wir machten einen weiteren Fotostopp an einem Gletscher. Dort empfing uns ein eiskalter Wind, also schnell ein paar Schnappschüsse und wieder in den Bus. Nicht dass es da wärmer war, wie gesagt, es gab keine Heizung, aber wenigstens war es dort relativ windstill. Aber wir fuhren nur ein kurzes Stück weiter und mussten dann den Gletscher noch einmal von der anderen Seite fotografieren bevor er womöglich wegschmilzt. Allerdings hatte ich da bei der Kälte weniger Befürchtungen.
Durch die Kälte waren im Bus auch noch die Fenster beschlagen, so dass man gar nichts mehr von der Außenwelt wahrnehmen konnte. So beschloss ich etwas zu dösen auf unserer Weiterfahrt nach Rikaze. Sun fragte plötzlich, ob wir wirklich das Kloster Palkhor Choide besuchen wollten, dass auf dem Plan stand. Schließlich würde ein Kloster aussehen wie das andere und außerdem würde es gerade renoviert. Also mit der Einstellung hätte ich nicht nach Tibet reisen müssen, da hätte ich mir auch das Chinarestaurant in Bornheim anschauen können und mir eingebildet jedes Restaurant in Tibet sieht genauso aus.
An der berühmten Festung fuhren wir dann vorbei und Fotos konnte man auch keine machen, da die Scheiben zu beschlagen waren. Auch die im Programm vorgesehene Altstadt haben wir nicht im Spaziergang genommen. Mussten wir es Eilig haben. Das kommt davon, wenn man seine Zeit an Gletschern verplempert.
Die Haupthalle des Klosters wurde wirklich gerade renoviert, aber der Gebetsraum war richtig imposant. Und für 10 Yuan verkaufte man auch hier seine Götter, was hieß, man durfte für einen Obolus fotografieren.
Wir hatten anschließend etwas Freizeit und ich nutzte diese, um die berühmte Stupa zu besuchen. Michael hatte noch geringe Schulden vom letzten Essen und so beglich er diese indem er mir eine Fotoerlaubnis spendierte (die niemand kontrollierte, denn es gab keine Karte dafür. Man gab das Geld einfach einem Mönch, der es dann einsteckte. Aber wer betrügt schon Götter? Ich auf jeden Fall nicht). Ich besuchte und fotografierte alle 100 Kammern, die immerhin auf 3 Etagen untergebracht waren. Dabei erwies sich meine Taschenlampe als sehr hilfreich, da es nur ab und zu ein paar Opferkerzen aus Yakbutter gab. Unsere Abfahrt um 17:45 Uhr schaffte ich dann gerade noch so. Auf der ganzen weiteren Fahrt erwartete uns dann Schneeregen, aber wem sage ich das. Wir wollten noch spontan an einem typischen Bauernhaus halten und um Besichtigung bitten. Aber wann immer wir halten wollten, war keiner da. Wahrscheinlich hatten die alles verrammelt als sie unseren Touristenbus sahen und nachdem wir wieder weitergefahren waren, das Licht wieder angeknipst. Na besser wie schnell aufräumen.
Nachdem wir unzählige Schafe und Schulkinder umfahren hatten oder nur Schulkinder oder nur Schafe, wer weiß das schon, kamen wir um 20 Uhr am Hotel an. Dieses war im tibetanischen Stil, was bedeutete es hatte keine Eingangstür, nur einen Vorhang und die Rezeption war eiskalt. Sun meinte noch leise zu mir, dass ich das beste Zimmer hätte und so war es auch. Ich hatte eine Suite mit 2 Zimmern, 2 kompletten Bädern und allem technischen Schnickschnack. Beinahe wäre mir noch dieser Spaß verwehrt gewesen, da ich mit meiner Sehschwäche die Zimmernummer auf der Schlüsselkarte nicht entziffern konnte. Das Zimmer lag im 2. Stock und der Kofferträger hat ganz schön geschnauft, als er meine Tasche die Treppe hinauf trug. Dabei war diese noch nicht einmal schwer. Sicherlich war dies ein Gastarbeiter und er war die Höhe einfach nicht gewöhnt.
Im typischen tibetanischen Restaurant aß ich dann mein erstes Yak Steak mit Knoblauch. Das war so zäh, dass man es mit Bier herunter spülen musste. Man merkte, dass man hier keine Zeit hatte Rindfleisch abzuhängen. Das Steak mit Knoblauch unterschied sich übrigens vom normalen Steak nur darin, dass es mit unzähligen Knoblauchstücken belegt war (und natürlich im Preis).
Auf dem Zimmer genoss ich noch den schnellen Internetzugang und die ARD Mediathek auf meinem Tablet, so dass ich heute mal bis 0:45 Uhr aufblieb. In der Nacht kam dann der Durchfall, aber zum Glück war es nur das Bier, oder der Yak, oder der Knoblauch, oder die ARD Mediathek. Egal, Hauptsache es war nicht von Dauer.
6.Tag - Götzenbilder gegen Bares
Das Frühstück, das im tibetanischen Restaurant serviert wurde, war diesmal mehr westlich orientiert. Die chinesische oder, wie man vermuten hätte können, tibetanische Abteilung fiel doch sehr spärlich aus. Dafür gab es einen Koch, der die Eier frisch zubereitete. Und da ich wieder einmal einer der ersten beim Frühstück war, ersparte ich mir somit auch längere Wartezeiten. Bei Gruppenreisen kann sich die Eierschlange schon mal etwas aufqueuen. Ich probierte auch den so berühmten Buttertee, aber dies sollte wohl mein letzter Genuss von diesem Heißgetränk gewesen sein. Es schmeckte einfach nur so, als ob man ein Stück Butter lutscht.
Wir fuhren zum Kloster Tashi lhunpo, wobei wir an einer Fußgängerzone anhielten und den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen mussten. Das fand ich umso seltsamer, da hier lauter Autos parkten und auch teilweise fuhren. Da hätten wir auch direkt zum Kloster fahren können, zumal es sehr anstrengend war in der Höhenluft Marathonstrecken zurückzulegen (Notiz: dieses Jahr Lhasa Marathon ausfallen lassen).
Hauptattraktion des Klosters waren 4 Stupas, jede in einer extra Gebetshalle untergebracht, damit man auch viermal für das Fotografieren abkassieren konnte. In jeder war ein Pancha Lama bestattet und je nach Wichtigkeit waren die Fotografiergebühren auch gestaffelt und betrugen zwischen 75 und 150 Yuan. Wie gesagt, pro Stupa. Das wurde dann zu einem teuren Spaß. Dr. Hans-Peter bezahlte die erste Runde, sah aber schnell ein, dass dies die Urlaubskasse sprengen würde und verlegte sich dann wieder auf das heimliche Fotografieren. Ich verstehe immer noch nicht, wie man seine Religion und Überzeugung so verkaufen kann. Aber „Pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht), sagten schon die alten Römer.
Nach den Stupas hatten wir etwas freie Zeit und diese wollte ich in den unzähligen Nebengebetshallen verbringen. Es ging durch unzählige kleine Räume und Gänge mit tausenden von kleinen Buddhas. Das nahm überhaupt kein Ende mehr, denn scheinbar erstreckte sich das über das ganze Gelände. Es wurde auch immer mehr zum Irrgarten und als ich endlich einen Ausgang fand, wusste ich nicht mehr wo ich war. Zum Glück gab es einige Schilder die einen noch mehr in die Irre führten. Also ging ich einfach bergab und das half.
Unten angekommen stand der Bus direkt vor der Tür. Ich meinte zu Sun, da hätte uns der Bus ja auch heute Morgen direkt hierher fahren können. Er meinte aber, die Straße wäre noch vor kurzem geschlossen gewesen und er hätte nicht gewusst, dass diese wieder auf war. Also wenigstens versuchen hätte er es können. Der Busfahrer hat es ja jetzt auch versucht und es hat geklappt.
Wir führen über die Straße, die von Nepal nach Shanghai führt. Auf halbem Weg (nicht nach Shanghai) hielten wir mitten auf der Straße, um den Berg für die Luftbestattung zu fotografieren. Allerdings war er so weit weg, dass nicht einmal ein Teleobjektiv half. Also eigentlich hätten wir auch 50 km näher ranfahren können. Am guten Parkplatz kann es nicht gelegen haben, dass wir dies nicht taten. Ob wir jetzt hier den Verkehr blockieren oder 50 km weiter.
Michael zeigte auf einen Berg mit einem spitzen Gipfel und wollte den Namen wissen. Ich meinte nur, das wäre garantiert der Dalli-Dalli Berg, denn das ist Spitze!
Kurz vor der nächsten Zeitkontrolle musste der Fahrer 5 Minuten warten, da er zu schnell gefahren war und dies aufgefallen wäre. Hier wurde die Geschwindigkeit der Busse kontrolliert, indem man an Kontrollstellen die zurückgelegte Strecke mit der gebrauchten Zeit verglich. Und wenn man zu schnell war und keine Strafe bekommen wollte, musste man vor der Kontrolle halt etwas Pause machen. Das kommt davon, wenn der Polizist die ganze Zeit schläft. Direkt hinter der Kontrolle ging es dann zum Essen. Ein Restaurant folgte dem anderen an der Landstraße und wartete auf Touristen. Allerdings waren wir hier allein, obwohl, wie wir erfahren mussten, der Pass, den wir gestern passiert hatten, inzwischen wegen zu viel Schnee geschlossen war. Das war nach den Bildern von gestern nachvollziehbar. Allerdings hätten dann alle Touristenbusse hier vorbei gemusst. Danach sah es aber nicht gerade aus. Aber vielleicht waren sie schon durch und wir hatten sie nur verpasst, weil unser rasender Fahrer einen Zwangsstopp einlegen musste.
Wir nahmen das erste Restaurant, nicht wegen dem erst besten, sondern weil dieses wohl Sun bekannt war. Normalerweise kochte hier der Besitzer selbst. Allerdings war er heute nicht verfügbar und so musste seine Frau ran. Er kochte wohl besser, wie Sun meinte, und ich könnte mir vorstellen, dass er auch größere Portionen dar reichte. Die Toilette ging dann in die Minus Sterne Kategorie. Unter freiem Himmel war ein Loch im Boden, nur durch eine nicht verriegelbare Holztür von der Straße getrennt.
Vor der nächsten Zeitkontrolle mussten wir wieder 10 Minuten anhalten. Der Fahrer war einfach zu schnell oder der Polizist zu nutzlos. Aber es ging ja auch die ganze Zeit bergab, da kann so eine Geschwindigkeitsüberschreitung schon mal passieren.
Unser Besserwisser Dr. Ulrich wollte unbedingt einen Yak fotografieren. Der Fahrer sollte sofort anhalten, falls eines am Wegesrand steht (und den nicht vorhandenen Daumen raushält). Dabei schläft Dr. Ulrich die ganze Zeit. Als er dann aus dem Augenwinkel doch eins wahrnahm, schreckte er hoch und rief laut „Das hätte er (der Fahrer) doch sehen müssen“, weil dieser nicht angehalten hatte. Das wurde dann zum geflügelten Wort.
Wir erreichten Lhasa und das Hotel war diesmal indisch, in einer kleinen Seitengasse gelegen, aber noch nahe zur Hauptstraße. WiFi gab es nur an der Rezeption, allerdings war die Tür immer offen und so war es dort empfindlich kalt.
Ich traf mich wieder einmal mit Michael, denn der aß wie ich alles und war auch dem Unbekannten gegenüber aufgeschlossen. Die Potala, die Residenz des Dalai Lama, sollte abends schön angestrahlt werden und ein tolles Fotomotiv sein. Aber es war noch hell und so wollten wir die Zeit mit Sightseeing und Essen vertrödeln. Wir gingen durch die Seitenstraßen und Michael entdeckte eine Bauchtasche, die 160 Yuan kosten sollte. Das war ihm aber dann doch zu teuer. Schließlich war die Wahrscheinlichkeit, dass diese gefälscht war hier doch recht hoch.
Wir gingen zurück zur Hauptstraße und erreichten die Potala. Wie gesagt, es war noch zu hell und so bogen wir wieder links ab, wo wir auch ein kleines Restaurant fanden. Auf die Dumplings, die hier direkt an der Tür gegart wurden, konnten wir einfach zeigen. Aber nach dem Verzehr dessen hatten wir noch gehörigen Hunger und so versuchten wir mit Händen und Füßen eine Nudelsuppe zu bestellen, was zwar gelang, aber am Nebentisch ein gehöriges Gelächter verursachte. Wir zahlten 48 Yuan zusammen. Habe ich schon erwähnt, dass man hier ganz preiswert Essen kann, wenn man nur weiß wo und wenn man die Taubstummensprache beherrscht.
Inzwischen war es auch Dunkel genug um die Patola im Glanze ihres Lichtes fotografieren zu können. Wir gingen durch die Unterführung auf den Platz gegenüber, wo uns ein paar schöne Fotos gelangen. Christine, die vegetarische Schwester, war auch schon da. Auf diesem Platz stand eine Fahne, die von 3 Soldaten sorgfältig bewacht wurde. Entweder damit sich keiner darunter verbrannte oder dass keiner diese verbrannte. Ich suchte nach Feuerlöschern, es waren aber keine da. Übrigens auch kein Brennholz, um nachzulegen.
Als wir wieder im Hotel waren, setzte ich mich an die Rezeption, um noch ein bisschen in der Mediathek zu blättern. Christine saß auch schon da um Ihre WhatsApp Nachrichten auf den neusten Stand zu bringend. Es begann ein loses Gespräch, aber irgendwie redete sie nur wirres Zeug. Scheinbar ist sie nicht zu einer vernünftigen Unterhaltung fähig. Da fehlt wohl das tierische Eiweiß. Ich setzte mich dann bald in den ersten Stock auf den Gang, denn hier hatte man noch etwas Internet Empfang und es war nicht so laut und kalt. An der Rezeption war nämlich die Hölle los. Wie gesagt, die Besitzer waren wohl Inder und wer jemals in Indien war, weiß was das bedeutet. Und wenn man sich mal gerade bei der Kommunikation nicht anschrie, dann kamen irgendwelche Verwandte, Bekannte und Freunde an und nutzten das kostenlose WLAN, natürlich ohne Kopfhörer. Das würde ja die Umgebung nicht stören.
Ich ging dann um 1 Uhr ins Bett, wobei ich mir an der Fußbodenheizung fast die Füße verbrannte, so heiß war diese. Da bekam der Ausspruch „Nachts aufs Klo rennen“ eine ganz neue Bedeutung.
7.Tag - Patola, drob‘n auf dem Berg
Ich ging um 8 Uhr zum Frühstück. Es gab Toast und ganz schlechte Marmelade, die auch noch metallen schmeckte. Und warme Essen war einfach ungenießbar. Furchtbar! Der Kellner schenkte Michael ständig Kaffee nach und so musste er mindestens 5 Tassen trinken. Ich trank die ganze Reise über Tee (wie schon erwähnt, China und vor allem Tibet ist ja nicht gerade für ihre Kaffeekultur bekannt) und Tee schenkte der Kellner seltsamerweise gar nicht so gerne nach. Na, das ersparte einige Toilettenpausen.
Wir wollten mit dem Bus zur Patola fahre. Was heißt wir, ich wäre lieber gelaufen. Aber Gruppenreisen heißt nun mal bis vor die Tür fahren. Also warteten wir an der Hauptstraße direkt vor einer der hier ansässigen Metzgereien. Das Fleisch wurde im Block verkauft, also nicht sorgfältig vom Knochen gelöst und dann in Schnitzel geschnitten, sondern mit einem Beil quadratisch, praktisch, gut, herausgehauen. Das spart Zeit und am Schluss landet ja sowieso alles geschnetzelt mit Knochen auf dem Teller (oder in der Reisschüssel).
Wir kamen hinter der Patola an, in einem Park voller tanzenden Menschen. Diesen mussten wir dann bei ihrem ungelenken Tun zusehen, denn scheinbar war die Öffnungszeit noch nicht erreicht. Nach einiger Zeit liefen wir dann endlich zum Haupteingang, der natürlich auf der anderen Seite, also vorne, lag, so wie es sich gehörte. Der Weg war so lang, da hätten wir auch vom Hotel direkt laufen können. Auch hätten wir uns somit die unzähligen Geschichten ersparen können, die Sun erzählte, da wir wohl immer noch zu früh dran waren und er uns die Zeit bis zum Einlass verkürzen wollte.
Es ging dann doch irgendwann die unzähligen Treppen hoch und als ich oben war, war ich natürlich wieder fix und fertig. Warum gab es denn hier keine Rolltreppen? Der Dalai Lama ist hier garantiert nicht hochgelaufen. Der hat sich sicherlich immer schön tragen lassen. Andernfalls hätte er seine Residenz ebenerdig gebaut.
Man kam in einem großen Hof heraus. Hier war die größte Attraktion das Wasser, das für 5 Yuan verkauft wurde. Auch an mich. Das zugehörige Buch über die Patola war einfach zu teuer. So beließ ich es beim kühlen Nass. Nach dem Einlass ging es durch die Gemächer des Lama und anschließend zu den letzten Ruhestätten, also den Stupas, von denen, die nicht schon woanders abgelegt worden waren. Irgendwann verliert man sowieso den Überblick, zumal ja alle Dalai Lama heißen. Und viel Blick hatte man auch nicht bei all den Menschenmassen.
Nachdem wir wieder einmal vieles nicht gesehen hatten, ging es anschließend all die Treppen herunter zum Ausgang. Hier erwarteten einen so viele Verkäuferinnen, dass man fast nicht durch die Tür kam.
Wir gingen (ja wirklich, ohne Bus, zu Fuß!) anschließend zur Post, um den Postkartenbedarf der Mitreisenden zu befriedigen. Schwester Christine erwarb gleich 27 Postkarten. Es wunderte mich etwas, dass so jemand so viele Bekannte hatte. Naja, echte Freunde erkennt man erst daran, wenn sie keine Postkarten mehr bekommen. Auf die Frage, wann sie denn all die Postkarten schreiben wolle, meinte sie nur ihre Freunde erwarten nicht so viele Worte. Das kann ich nachvollziehen. Bei dem Stuss, der immer aus ihrem Mund kommt, wäre ich auch froh, wenn auf der Karte möglichst wenig steht.
Sun hatte sich zum Abholen gerade die Stelle an der Hauptstraße ausgesucht an dem der Bus überhaupt nicht halten konnte. In China ist zwar alles möglich, aber das ging dann doch zu weit. Und so hielt der Bus 200 Meter weiter in einer Haltebucht und für uns hieß es dem Bus hinterherzulaufen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das Trinkgeld des Fahrers oder das von Sun hierfür kürzen sollte.
Es ging zum Kloster Sera, wo es am Parkplatz den besten Kaffee in Tibet, ach was China, ach der ganzen Welt, geben sollte. Meine Einstellung zum Kaffee und China kennt man ja inzwischen und so ließ ich mir den besten Kaffee des Sonnensystems entgehen.
Alle Kinder hatten hier durch Ruß gefärbte schwarze Nasen vorzuweisen. Dies wurde durch einen Mönch vollzogen und soll vor Krankheiten schützen (es sei denn man hat eine Rußallergie). Und man musste sich hierfür nur an eine riesen lange Schlange anstellen. Man brauchte nicht einmal eine Gesundheitskarte. Kleinere und größere Spenden wurden aber nicht zurückgewiesen.
In der Haupthalle erdreistete sich dann ein Chinese die Götterstatuen zu fotografieren. Peter regte sich furchtbar auf, weil er nicht fotografieren durfte, was wieder den Chinesen furchtbar aufregte. Ich meinte nur zum Chinesen er solle sich bloß abregen, wir wären schließlich zu zwölft. Soll er ruhig mal kommen. Kommst du, kriegst du…
Nach der Hallenbegehung hatten wir endlich Freizeit um alleine durchs Kloster zu streifen. Doch die Zeit war wieder viel zu knapp bemessen. Ich erklomm das Dach eines weiteren Tempels, auf dem sich mehrere kleine Gebetshallen befanden und besuchte 5 andere Tempel. Für Kaffee blieb da einfach keine Zeit. Und mochte es auch der Beste der Milchstraße sein.
Ich kam natürlich wieder mal als letzter am Bus an und kaum war ich drin, fuhren wir auch schon los. Das war gar nicht so schlecht, denn mein Frühstück wollte so schnell wie möglich meinen Körper wieder verlassen (also unten, zum Glück nicht oben). Das kann ich meinem Körper nicht verübeln. Ich schaffte es gerade noch so bis ins Hotel. Da hieß es wieder mal „Arschbacken zusammen kneifen“.
Ich wollte noch Proviant für die Zugfahrt holen, denn aus Erfahrung wusste ich, dass Speisewagen und Essen rar sind auf solchen Fahrten. Ich wollte hier nicht auf die ab und zu durch den Zug laufenden Händler angewiesen sein. Also holte ich Geld vom Automaten und ging zum Supermarkt, den ich schon vorher auf der Fahrt aus dem Fenster entdeckt hatte. Zufällig traf ich auf dem Weg Sun und der faselte nur etwas von Erdbeben. Also gewackelt hat‘s hier nicht. Nur in meinem Darm hat‘s richtig gebebt.
Im Supermarkt ging es zuerst eine Rolltreppe hoch und man landete in der Sanitärabteilung. Ich wollte schon wieder umkehren, denn hier sah es nicht nach Essen und Trinken aus. Doch dann entschloss ich mich weiterzugehen und gelangte dann, die Kleider- und Unterwäscheabteilung durchquerend, endlich zum Obst. Ich holte zuerst Bananen. Diese waren abgepackt, mussten aber von einer Mitarbeiterin gewogen und mit einem Preis versehen werden. Schnell hatte ich die Vorgehensweise verstanden, man lernt ja schnell auf Reisen. Ich suchte noch Kekse, konnte aber nur überteuerte importierte westliche Ware finden. Also ging ich zur Kuchentheke, wo es frische Ware gab, die teilweise abgepackt und ausgepreist war. Ich nahm hiervon mit, was haltbar aussah. Ich hoffte, dass es unten Getränke gab, denn es ging nun eine Rolltreppe hinunter ohne Möglichkeit einer Umkehr. Genauer gesagt, es gab weder eine Treppe noch eine Rolltreppe wieder hinauf. Wenn man hier etwas vergessen hatte, musste man ganz von vorn anfangen.
Als ich wieder im Hotel ankam, saß Michael an der Rezeption und berichtete stolz, dass er seinen Brustbeutel für 95 Yuan gekauft hatte. Na wer aus China zurückkommt und nichts Gefälschtes im Koffer hat ist kein echter Globetrotter. Ich setzte mich anschließend ins Treppenhaus, um dort noch in Ruhe etwas Internet und Bier zu genießen.
Um 18 Uhr ging es dann in das Dachrestaurant, wo wir auch den Repräsentanten von Ikarus in China treffen sollten. Ich erwartete jemanden von Ikarus selbst, aber dies war ein englischsprachiger Chinese, der wohl genauso viel mit Ikarus zu tun hat, wie ich mit Leistungssport. Er erklärte uns die Regularien der Bahnfahrt und überreichte uns als Abschiedsgeschenk Toilettenpapier und Erfrischungstücher. Außerdem erfuhren wir, dass wir entgegen des Reiseplans im Zug Vollpansion hatten. Na toll. Jetzt hatte ich das ganze Hotelzimmer voll mit Essen. Ich hatte so viel eingekauft und jetzt hielt man sich nicht an die Absprachen.
Zu aller Überfluss gab es auch noch ein indisches Buffet zum Abendessen. Aber ich hatte so was schon befürchtet. Wenigstens war es noch nicht mal gut. Aber auch das hatte ich nach dem Frühstücksgenuss nicht anders erwartet. So zog ich mich bald zur weiteren Internetrecherche ins Treppenhaus zurück. In der Nacht bekam ich Kopfschmerzen und eine furchtbare Atemnot. Ich hatte echt Panik, dass ich ersticke, wenn ich einschlafe. Ob es das Bier war, das Essen, eine aufkommende Erkältung oder schlicht die Höhe. Ich weiß es bis heute nicht. In meinem nächsten Leben studiere ich Medizin.
8.Tag - Love Parade II
Morgens hatte ich immer noch Kopfschmerzen. Nach dem Frühstück wurde es zum Glück besser. Wahrscheinlich hatte mein Körper so viel mit dem schlechten Essen zu tun, dass er einfach den Schmerz vergaß. Es gab ganz billige Würstchen, Gemüse, Toast und die Metall-Marmelade. Nur das frisch zubereitete Omelette war genießbar. Michael zeigte mir Bilder aus der Tagesschau auf seinem Handy von einem Erdbeben in Nepal, also direkt nebenan. Das hatte Sun also gestern gemeint. Der Chefkellner meinte er käme auch aus Nepal und es ging allen Verwandten gut. Jetzt kann ich auch verstehen, warum er so schlecht indisch kocht. Und da die Verwandten das nicht essen mussten, konnte es ihnen nur gut gehen.
Wir liefen zum Jokhang Kloster, das direkt um die Ecke lag. Es wunderte mich, dass wir die 200 Meter nicht mit dem Bus gefahren sind. Vor dem Kloster bekamen wir noch unsere übliche Ansprache mit allgemeinen Erklärungen zum Buddhismus. Hierbei vergaß Sun die beiden Stehlen vor dem Kloster zu erklären. Also wenn das mal unser Dr. Besserwisser Ulrich mitbekommen hätte. Das hätte wieder in einem stundenlangen sinnlosen Nachfragen geendet.
Wir gingen anschließend in die Halle. Sun meinte wir wären extra so früh hier, damit man die Spiritualität mitbekommen würde, denn morgens wäre es besonders voll (und das nicht im Sinne von Stimmungsvoll). Das merkte man dann auch. Man konnte sich kaum fortbewegen, geschweige denn in einen Seitenaltar gehen oder überhaupt etwas sehen. Es war ein einziges Geschiebe im Uhrzeigersinn durch die Halle. Das erinnerte stark an die Love Parade. Man wurde mehr oder weniger automatisch zum Ausgang geschoben und ich war froh, dort heil herausgekommen zu sein. Also das nächste Mal geh ich hier am Nachmittag hin, wenn alles leer ist. Von wegen Spiritualität. Das Besuchermeer hat sich jedenfalls nicht vor mir geteilt.
Wir gingen zum Abschluss auf das Dach für ein paar Fotos. Hier zeigte ich Sun meine Mütze aus Hamburg mit dem entsprechenden Stadtwappen darauf. Made in China, was sonst. So kam sie wieder zurück in ihre Heimat, ein Heimaturlaub also.
Dann ließen wir es uns nicht nehmen das Kloster einmal zu umrunden. Diesmal nicht innen, sondern außen. Der wahre Grund war aber eher, dass man dabei einen Stopp im total überteuerten Souvenirladen auf der Rückseite einlegen konnte. Die Pilger taten es uns gleich (also das Umrunden, nicht das Shoppen). Allerdings taten sie das auf Händen und Knien, sich immer wieder auf den Boden werfend. Wenn‘s hilft. Zumindest gegen blutende Knie sollte es helfen. Das wäre sinnvoll.
Wir gingen zum Bus (diesmal machte er Sinn) und fuhren zum Drepung Kloster. Apropos Sinn: Dort angekommen mussten wir aussteigen und durch einen Metalldetektor laufen. Natürlich wieder ohne irgendwas aus den Taschen zu nehmen. In der Zwischenzeit fuhr der Bus mit unseren Habseligkeiten unkontrolliert weiter, so dass wir wieder sicher einsteigen konnten. Nach kurzer Fahrt ging es zu Fuß weiter. Selbstverständlich wieder tausende Treppenstufen hoch. Und das mit meiner Atemnot. Wir gingen in eine Halle und durch unzählige kleine Gebetsräume des Lama. Am Ende landeten wir in einem Hof und dort wurde Christine von einer alten Frau plötzlich furchtbar angeschrien. Diese behauptete Christine hätte Geld aus einem herumstehenden Karton gestohlen. Dabei wollte sie diesen nur für ein perfektes Foto zur Seite räumen (sagte sie). Vegetarier haben einfach kein gutes Karma. Pflanzen sind ja auch nur Menschen und die isst man nun mal nicht.
Wir gingen weiter zur Haupthalle und hier begann unsere viel zu kurze Freizeit. Direkt neben der Halle war die Küche und die besuchte ich zuerst, denn es kam bei mir schon ein leichtes Hungergefühl auf. Hier wurde gerade Gemüsesuppe gekocht. Überall hingen goldene Kellen und Teller herum. Naja, vornehm geht der Mönch zugrunde.
In der Haupthalle selbst waren gerade alle Mönche versammelt und praktizierten eine Art Singsang. Wahrscheinlich vertrieben Sie sich so die Zeit bis zum Essen. Aber ich konnte ihnen schon sagen, was es gab: Gemüsesuppe.
Wir fuhren wieder zurück nach Lhasa und liefen durch die Altstadt zum besten tibetanischen Restaurant. Das war so gut, dass hier alles voll mit Touristen war. In der Mitte stand ein langer Tisch mit einer Gruppe von 28 Leuten besetzt. Die mussten dann wohl mit 2 Bussen fahren. Und was denen bei den Bussen passierte, passierte uns bei der Platzwahl. Wir wurden aufgeteilt. Jetzt nicht auf Busse, sondern auf verschiedene Tische.
Und was ist die typisch tibetanische Küche? Frühlingsrollen, Gemüse, Curry, Brot und Yakfleisch. Wobei letzteres wieder zäh wie Leder war, also im Prinzip nicht essbar. Da man das wohl schon ahnte, versuchte man uns das Essen so schwer wie möglich zu machen. Erst brachte man uns nur Löffel, aber keine Teller. Dann kamen zwar Teller, aber kein Gabeln. Also nach Tibet zum Essen zu fahren macht wenig Sinn.
Auf dem Weg zurück zum Hotel erwarb ich noch zwei Gebetsrollen mit Solarantrieb. Im Foyer sah ich etwas Internetfernsehen und lief anschließend noch eine Stunde an der Hauptstraße entlang und betrachtete die Touristenshops. Ich entdeckte dabei ein kleines altes verfallenes Kloster, das fast sehenswerter war, als all die anderen, die wir bisher besucht hatten.
Zurück im Hotel packte ich meinen Koffer. Essen gehen brauchte ich heute nicht, denn ich begann meine Vorräte zu essen, die ich eigentlich für den Zug vorgesehen hatte. Tja, die Vollpension... Nachdem ich die Fußballergebnisse abgerufen hatte, ging ich auch gleich ins Bett.
9.Tag - Im Zug sitzen
Frühstück sollte es ab 7 Uhr geben und da wir früh zum Bahnhof aufbrechen wollten, war ich pünktlich wie ein Deutscher vor Ort. Allerdings war im Frühstücksraum noch alles Dunkel. Es war kein Strom auf dem Toaster und die Eier kamen auch erst später. Alles trudelte sehr langsam Stück für Stück ein, genauso wie meine Mitreisenden.
Zum Abschied erhielten wir vom Hotel einen weißen Schal. Ein sinnvolles Geschenk bei der Kälte hier. Und es sollte noch kälter werden, schließlich wollten wir heute über Nacht mit der höchsten Eisenbahnlinie der Welt nach Xining fahren. Mit dem Bus ging es zum Bahnhof, wo erst einmal die Koffer geröntgt wurden. Ich kannte das ja schon, aber für die anderen war es scheinbar neu, dass so was an einem Bahnhof passiert. Wir begaben uns direkt in den VIP Bereich und viele direkt noch einmal auf die Toilette. Das gute Frühstück halt. In der Zwischenzeit füllte der Rest ein Formular aus, in dem man bestätigen musste, dass man gesund sei. Zusätzlich musste man auch seine Heimat-Adresse angeben. Wahrscheinlich damit man wusste wohin man die Leiche zu schicken hatte, falls es zur Sauerstoffknappheit und zum Atemstillstand kommt.
Ich war mit Joachim, Dr. Hans-Peter und Michael in einem 4er Schlafabteil. Mit Michael tauschte ich auch das Bett, da ich im oberen Bett hätte schlafen sollen, was mir bei meiner Höhenangst doch sehr schwer fiel. Da war es mir lieber wenn das Bett über mir das Gewicht von Michael nicht halten konnte und er schwer auf mich fiel.
Die Zugfahrkarte musste man bei der Schaffnerin gegen eine Ersatzkarte tauschen. Das ist in China im Schlafwagen so üblich. So hatte die Schaffnerin immer die Information, wann wer aussteigen musste und konnte so rechtzeitig eingreifen, wenn jemand verschlief. Sie fragte, wo unser Reiseführer sei, denn der sollte alle Ersatzkarten unserer Gruppe bekommen. Doch als wir meinten es würde keiner mit uns fahren, wählte sie mich als Ersatz aus. So reichte sie mir alle Karten. Schon wieder wurde ich unfreiwillig zum Reiseleiter. Ich glaube das begleitete mich irgendwie die ganze Reise.
Um Punkt 12 Uhr ging es in den Speisewagen zum Essen und hier wurde wieder einmal richtig aufgetischt. Ikarus Repräsentant sei Dank. Ich setzte mich mit den Vegetariern an einen Tisch. Das war immer ganz geschickt, denn da bekam man immer mehr Fleisch ab und amüsant war es auch immer. Am Nebentisch gab unser Peter wieder einmal eine Anekdote zum Besten, für die man ihn aus dem Zug hätte werfen müssen. Er meinte, er hätte die Schaffnerin gefragt, ob er sie Fotografieren dürfte und sie hätte doch tatsächlich nein gesagt. Das sei ja unglaublich. Tja, mit Respekt haben es halt nicht alle Touristen.
Wir fuhren an einem See vorbei, der aufgrund der Höhe mit Eis bedeckt war. Ich hoffte nur, dass wir mit dem Zug keinen Eisberg rammten. Irgendwann kamen wir dann auch zu dem höchsten Punkt der Fahrt. Allerdings konnte man die zugehörige Station nicht so richtig ausmachen. Hier gab es auch nur einen Gedenkstein und der Zug hupte einmal. Na wenigstens abgehackt.
Ich musste feststellen, dass man sich mit Dr. Hans-Peter recht gut unterhalten konnte, wenn seine Schwester nicht dabei war. Das änderte sich dann wieder schlagartig, als es zum Abendessen ging und sie wieder vereint waren. Schwester Christine meinte in ihrer vegetarischen Suppe wäre Hühnchen, was ich nicht glauben wollte. Und die Nachfrage beim Koch später bestätigte, dass dies Bambus gewesen war. Also selbst ich schmeckte den Unterschied. Aber wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte, war nicht mehr mit ihr zu reden. Gut dass der Bruder bei uns im Abteil war und nicht sie. Und dann die nächste bayrische Anekdote. Peter zu seiner Frau: Da hinten sind die normalen Sitzplatzwagen. Gudrun: Sitzt da einer?
Wir fuhren noch durch den höchsten und den längsten Tunnel. Allerdings war es inzwischen so dunkel, dass man den Unterschied zwischen Tunnel und Nicht-Tunnel nicht merkte. Aber wie gesagt, Hauptsache abgehackt.
Ich ging um 9 Uhr ins Bett. Dr. Ulrich, unser ältester Mitreisender, musste ans Sauerstoffgerät. Na, da hat er wohl falsche Angaben im Formular gemacht. Also ich merkte jetzt nichts von Sauerstoffmangel. Schließlich waren wir ja schon lange genug in der Höhe. Schlimmer war es wohl für die, die mit dem Zug nach Tibet einreisten und die Höhe noch nicht gewohnt waren.
Gegen Mitternacht wurde ich aus dem Schlummer, von Schlaf konnte man nicht reden, gerissen, da der Zug an einer Station hielt, wo unzählige Reisende mit lautem Gepolter zustiegen.
10.Tag - Endlich eine Moschee
Um 5:30 Uhr stand ich auf. Ganz wie zu Hause. Die Toilette war schon besetzt, aber dafür waren die 3 Waschbecken noch frei. Also nicht dass ich damit sagen will, dass ich diese stattdessen benutzt hätte. Natürlich habe ich für diese Notdurft gewartet. Ich machte die übliche Katzenwäsche. Das Rasieren ließ ich wie immer im Zug sein. Nassrasur bei dem schaukelnden Zug war mir einfach zu gefährlich. Die anderen trudelten dann auch nach und nach am Waschtrog ein. Auch trudelte eine SMS von meiner Firma ein, ob es mir gut ginge. Also irgendwie musste das Erdbeben doch stärker gewesen sein, als ich es mitbekommen hatte.
Pünktlich kamen wir in Xining an. Wie üblich wurden am Ausgang die Fahrkarten kontrolliert und einbehalten. Hier gab es 2 Ausgänge aber nur einen Kontrolleur. Und als wir durch den unbewachten Ausgang gehen wollten, wechselte der Kontrolleur direkt den Ausgang, damit wir bloß nicht unkontrolliert entkommen konnten. Ausländern kann man halt nicht trauen. Doris, die älteste in der Truppe, mühte sich redlich ihren Koffer die Treppe herunter zu schleppen. Ich riss ihr fast die Tasche aus der Hand und trug sie (die Tasche) die Treppe hinunter. Also sieht denn das keiner? Ich bin ja schon egoistisch, aber wie kann man eine alte Dame sich so abschleppen lassen.
Draußen wartete ein sehr junger Tibetaner auf uns, der mit einem indischen Dialekt Englisch sprach. Gemeinsam liefen wir zum Bus und fuhren anschließend zu unserem Hotel zum Frühstück. Dieses hatte es ja trotz Vollpension im Zug nicht gegeben. Die Zimmer waren noch nicht bereit, aber besser Essen wie Duschen. Es gab im Frühstücksraum ein riesiges chinesisches Buffet. So viel war ich gar nicht mehr gewohnt und so musste ich alles erst mal suchen, den Tee, die Löffel, die Teller für den Nachtisch… Nichts habe ich Letzt endlich gefunden.
Da wir keine Zimmer hatten, gingen wir wieder zum Bus und fuhren zu einer Moschee. Auf der Fahrt versuchte der Führer etwas zu erklären, doch durch seinen indischen Einschlag war sein Englisch sehr schlecht zu verstehen. Peter wollte ihm daraufhin unbedingt Deutsch beibringen. Das war wieder typisch für ihn und die Kaste der deutschen Touristen. Er hätte ihm viel lieber ein vernünftiges Englisch beibringen sollen. Das wäre sinnvoller, auch für seine Zukunft als Trinkgelderhalter.
Wir hielten an einem Geschäft an und der Führer holte für uns eine Palette Wasser, das er kostenlos verteilte. Das war wirklich nett bei den Temperaturen. Allerdings nutzten das später einige wieder aus und nahmen flaschenweise das Wasser mit aufs Hotelzimmer zum Zähneputzen. Je näher es der Heimat kommt, je mehr wird man wieder zum typischen deutschen Tourist. Hauptsache 30 Cent an Wasser gespart.
Überall war Stau hier, typisch für eine Chinesische Großstadt. Aber das war ganz gut so, denn der Busfahrer fuhr ziemlich schlecht. Wenn er im Stau stand konnte er wenigstens nichts falsch machen. Wo war denn nur unser Busfahrer aus Beijing? Dieser Fahrer hier hätte lieber auch in Beijing seine Lehre machen sollen.
In der Moschee war ein kleines Museum, also besser gesagt zwei Räume mit je einem großen Holzmodel der berühmtesten Moscheen der Welt, Mekka und Medina. Unser Führer verwechselte prompt beide, aber er war ja noch jung. Bei der nächsten Reisegruppe wird das besser. Bestimmt! Die Moschee selbst durfte man wieder einmal nicht betreten. Na Hauptsache das Museum gesehen. Abgehackt.
Gudrun beschwerte sich, dass sie keine Moschee sehen wolle, worauf ich meinte, ich hätte in Tibet noch keine Moschee gesehen, nur Klöster und das wäre doch einmal etwas anderes. Besserwisser Peter wollte dann kontern, indem er meinte wir wären ja gar nicht mehr in Tibet, sondern schon in China. Also was ein Blödsinn. Erst einmal ist Tibet China. „Free Tibet“ Aufkleber auf dem Auto hin oder her. Und warum haben wir denn einen tibetanischen Reiseführer? Damit der uns China zeigt? Später hab ich ihm dann auf der Landkarte gezeigt, wo der Hammer oder besser Xining hängt. Nämlich mitten in Tibet. Also nicht ganz in der Mitte, mehr am Rand, aber immerhin.
Wir fuhren weiter zum Kumbum Kloster. Hier wurde der/ ein Lehrer vom Dalai Lama geboren und sein Geburtshaus war wohl eines der wenigen alten Gebäude, die noch übrig waren. Der Rest sah ziemlich neu aus. Als ich durch eine Tür ging, kam mir ein alter Mann entgegen und reichte mir die Hand. Ich nahm diese und half ihm über die Stufe. Allerdings wollte er wohl weniger Hilfe, sondern eher Geld. Aber das merk ich mir, da spart man schnell 30 Cent, die man in Wasser fürs Zähneputzen investieren kann.
Zum Mittagessen fuhren wir zu einem muslimischen Restaurant. Wir kamen an einem großen runden Tisch zusammen. Nur etwas zu essen wollte nicht so recht kommen. Ein wenig kam dann doch und diesmal mussten nicht nur unsere Vegetarier hungern. Für so viele Leute war das schlicht zu wenig, was gebracht wurde. Und dann kam auch noch Ziege und Lamm mit Knochen, also nicht Lammcaret oder Kotlett, sondern in Stücken, gehackt. Da war dann Gudrun wieder einmal bedient. Zu trinken gab es eine große Flasche Pepsi und eine Flasche Orangenlimonade. Christine meinte, sie würde nur die Cola trinken, in der Limonade wäre ja nur Chemie drin. Hallo, und was ist Cola, Naturkoffein? Da wüsste sie wenigstens was drin ist, meinte sie. Hat sie da etwa im Geheimlabor spioniert? Oder Pepsi gehackt? Langsam sind alle hier nur am motzen, wenn‘s nicht so ist wie zu Hause.
Insgesamt gab es viele Muslime in der Stadt, was die Auswahl des Restaurants erklärte. Vielleicht erklärt es auch warum der Führer alle unsere Pässe einsammelte bevor wir in das Hotel zurückkamen. Ich bekam ein Zimmer im 23. Stock und ging erst mal Duschen. Nach der Katzenwäsche im Zug musste ich gestunken haben wie ein Iltis. Und so konnte ich mich dann anschließend auch auf die Straße trauen, um meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, Bier besorgen. Ich fand auch recht schnell einen Supermarkt und, nach meiner Erfahrung in Lhasa, fuhr ich erst einmal die Rolltreppe hoch. Allerdings gab es hier nur Kosmetik und schlimmer, keine Rolltreppe nach unten. Gefangen im Parfüm. War das ein Zeichen? Stank ich doch noch so sehr? Nach einiger Zeit fand ich letztendlich doch noch einen Weg ins Erdgeschoss, wo schon 4 Bier und 2 Wasser auf mich warteten.
Kaum war ich im Hotelzimmer zurück, klopfte es auch schon an der Tür. Es war der Führer, der mein Visa wollte. Ich weiß nicht, wie die Führer immer wissen, wann man von solchen Ausflügen zurück ist. Kaum ist man im Zimmer, schon klopft es. Also entweder klopfen sie auf Verdacht alle 5 Minuten bis man da ist oder es ist eine Kamera im Zimmer installiert. Da wir ja in China sind (Ja Peter, Tibet ist China) ist alles möglich.
Kurze Zeit später brachte der Führer das Visa wieder zurück und meinte ich könnte meinen Pass ab 18 Uhr an der Rezeption abholen. Vermutlich brauchte man etwas mehr Zeit, um die Kopie zum Islamischen Staat nach Syrien zu faxen. Um nicht allzu überpünktlich zu sein und mich von meinen inzwischen typisch deutschen Touristen-Mitreisenden abzuheben, ging ich um 18 Uhr erst mal essen. Wenn der Pass weg war, war er auch um punkt 18 Uhr schon weg.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es unzählige Halal-Restaurants. Ich ging in das mit den meisten Bildern an der Wand. Allerdings waren das schon wieder zu viele Bilder. Zudem war auf diesen Bildern nichts Richtiges zu identifizieren. Ich zeigte deshalb einfachheitshalber auf das erste Bild, doch das gefiel dem Inhaber gar nicht. Er deutet auf ein anderes Bild und das nahm ich dann auch. Schließlich will man ja mit einem Muslim keinen Streit anfangen, nicht zu dieser Zeit. Aber das war auch nicht nötig, denn es gab Nudeln mit Pilzen und Fleisch. Und das war nicht nur preiswert, sondern auch noch sehr gut.
Ich lief anschließend etwas weiter und erreichte eine Art Marktstraße. Auf der einen Straßenseite gab es zuerst Stände mit Fleisch und Gemüse, dann folgten lauter Souvenirläden. Auf der anderen Seite waren lauter Restaurants im Garküchenstil. Das war wie im Schlaraffenland für mich. Da hätte ich mich Tage durchfressen können. Gudrun wohl eher nicht…
Im Hotelzimmer musste ich erst mal das Fenster aufmachen, denn obwohl ich die Klimaanlage auf niedrigste Temperatur gestellt hatte, stieg die Temperatur von 28 auf 30 Grad an. Ich wollte gerade ins Bett, da begann irgendwo ein Feuerwerk. Deswegen war es vielleicht so warm hier drin. Feuer an Bord.
11.Tag - Kurzvisite in Beijing
Ich ging um 6:30 Uhr zum Frühstück. Michael, Dr. Ulrich, Doris, Peter und Gudrun waren schon da. Ich lasse langsam nach. Verdammtes Ausschlafen. Es gab viele Arten von Nudeln und Dumplings, was mir sehr recht war. Michael machte mich auf den Esel auf dem Buffet aufmerksam, also nicht dem vor dem Buffet, als Speise. Wieder ein neues Tier in der „Was ich schon immer essen wollte oder lieber doch nicht“-Sammlung.
Wir trafen den Führer in der Lobby. Ich war schon im Bus, da kam er noch einmal zu mir und meinte ein Kleiderbügel würde in meinem Zimmer fehlen. Also ich habe noch nicht einmal bemerkt, dass es im Zimmer einen Schrank gibt. Der Führer hat das dann irgendwie mit dem Zimmermädchen und der Rezeption geklärt. Mal ganz ehrlich, sehe ich so aus, als würde ich Kleiderbügel sammeln? Wenn es wenigstens etwas zu essen gewesen wäre für meine „lieber doch nicht“-Sammlung.
Wir fuhren trotz all der detektivischen Untersuchungen relativ pünktlich ab. Der Fahrer fuhr extrem langsam, was mich fast wahnsinnig machte. Wir wären zu früh meinte er. Aber lieber am Flughafen warten, statt Camping auf der Autobahn. Zumal die Taiwanesen, die mit uns im Zug gefahren waren und im selben Hotel genächtigt hatten, wohl auch den selben Flug nehmen wollten. Und obwohl sie weit nach uns abgefahren waren, waren sie knapp vor uns am Flughafen angekommen und drohten die Eincheckschalter zu blockieren. Doch kurz vor dem Schalter gab es einen Süßigkeitenladen und das war die Rettung. Sofort überfiel der ganze Tross den Laden und wir hatten freie Bahn. Die kauften den ganzen Laden leer. Na das kann wieder was mit dem Handgepäck geben. Schokoladenbomber gab es eigentlich nur bei der Luftbrücke.
Ich durfte als erstes einchecken. Und natürlich, die Frau am Schalter fand mich nicht in ihrem Computer. Sie fragte mich allen Ernstes, wo ich denn gebucht hätte. Zum Glück hatte ich pflichtbewusst alle Ausdrucke dabei. Als sie mich dann doch gefunden hatte, überprüfte ich nach einmal dass mein Koffer auch wirklich einen Anhänger für Beijing und nicht nach Chengdu hatte, wohin die anderen flogen.
Wieder wurden die Koffer geröntgt und siehe da, Christine musste ihren zur Nachkontrolle öffnen. Ich hatte die Vermutung, dass sie den Kleiderbügel eingesteckt hatte, doch es war nur ihr Haarspray und Intimspray. Gerade bei letzterem wäre ich auch misstrauisch geworden. Sie war so unansehnlich, so was konnte nicht passen.
Bei der Sicherheitskontrolle vergaß ich vor lauter Hektik meinen Brustbeutel abzunehmen. Das war nicht so schlimm. Aber wieder einmal traf es Christine, die Ihren Rucksack ausräumen musste, damit ihr Schlüssel näher untersucht werden konnte. Man hatte fast das Gefühl sie hätte ein Schild auf dem Rücken mit der Aufschrift „Durchsucht mich“. Vielleich hatte Sie auch nur ein schlechtes Karma, weil sie heimlich die Götter fotografiert hatte ohne zu bezahlen.
Ich war an Gate 7, die anderen an Gate 8 und so konnten wir uns in Ruhe verabschieden. Man wunderte sich noch etwas, wie ich denn alleine vom Flughafen zum Hotel kommen würde und warum ich keinen Führer in Beijing hatte. Gruppenreisende… Ich merkte noch schnell an, dass ich keine Brieffreundschaften möchte, auch nicht per Mail.
Nach der Landung in Beijing musste ich gefühlte 100 km zum Gepäckband laufen. Allerdings kam meine Tasche auch recht schnell. Es scheint sich doch zu lohnen, nicht schon 3 Stunden vorher einzuchecken, sondern recht kurzfristig. Die Schlange für die Fahrkarten des Express Zuges in die Stadt war recht lang. Es ging zwar sehr schnell, aber der Zug fuhr mir trotzdem gerade vor der Nase weg. Und wieder musste ich die Tasche über unzählige Treppen tragen. Warum sollte es hier anders sein, als in Tibet. China ist China.
Von der Metro Station bis zum Hotel war es noch ein gutes Stück zu laufen. Mit Hilfe von GPS fand ich das Hotel dann auch in einer kleinen Seitenstraße. Man kopierte hier meinen Pass und suchte verzweifelt das Visa darin. Gruppenvisa sage ich nur. Gefunden hatte man aber auch nicht meine Reservierung und das machte mich etwas nervöser. Schließlich war das Zimmer schon bezahlt und in Asien sein Geld von der Kreditkarte wieder zurück zu bekommen kann dauern, das hatte ich in Malaysia erlebt. Deshalb wollte ich nicht in Vorleistung treten. Man schickte ein Fax in den Süden des Landes zur Nachforschung. Der Rezeptionist meinte ich könne warten, bis dies geklärt wäre oder direkt 600 Yuan bezahlen, um dann, wenn es sich aufgeklärt hätte, das Geld morgen wieder zurückzubekommen. Ich wählte Option 3 und hinterließ mein Gepäck im Hotel um erst mal Sightseeing zu machen. Danach konnte ich ja immer noch zwischen Tor 1 und 2 wählen.
Ich wollte zum Tian Platz und von da ins National Museum. Ich dachte ich wäre clever und könne Weg und Zeit sparen, indem ich rechts in eine Seitenstraße abbog. Allerding landete ich nach kurzer Zeit in der verbotenen Stadt und obwohl ich nur 10 Meter vor dem Tian Platz stand, verwehrte mir ein Sicherheitsbeamter den weiteren Weg, da dies eine Einbahnstraße war. Nun wollte ich keinen Krieg mit China anfangen und so musste ich den ganzen Weg wieder zurück.
Als ich endlich am Tian Platz ankam, war dieser gesperrt. Es musste etwas Offizielles sein, denn rund um ihn herum standen unzählige Soldaten stramm. Ich stand vor dem Museum, doch auch hier war alles zu. Das letzte Ticket sollte um 16 Uhr vergeben werden, jetzt war es gerade 15:45 Uhr. Die sind doch sonst nicht so überpünktlich. Da hatte sich die Rennerei ja wirklich gelohnt. Und das Alternativprogramm, der Tian Platz, war auch nicht verfügbar. Nun gut, da konnte man jetzt mal ans Essen denken.
Ich aß im selben Restaurant, in dem bei meinem letzten Besuch durch den Sturm die Pflanze umgefallen war. Ja, langsam kenne ich mich hier aus. Heute kostete das kleine Bier 8 Yuan. Langsam lernt man hier, wie man Touristen ausnimmt. Ich ging weiter Richtung Einkaufsstraße. Für Museen war es inzwischen zu spät, für das Hotel noch zu früh. Aber Shoppen geht zu jeder Zeit. Inzwischen war hier mehr los als beim letzten Mal. Es fuhr sogar die lächerliche Straßenbahn. Auch waren inzwischen die Seitenstraßen ausgebaut. Dafür waren noch mehr Hutons abgerissen worden und die wenigen, die noch standen, wurden gerade bearbeitet. Ich kaufte nur ein bisschen Tee und ging wieder zurück Richtung Hotel. Jetzt war der Tian Platz wieder begehbar. Aber jetzt hatte ich keine Lust mehr. Auf einem Schild an der Unterführung stand dann auch der Grund für die Vollsperrung. Es war die Vorbereitung auf die Flaggenparade. Na wenn das nur die Vorbereitung war..
Auf dem Weg kaufte ich noch ein Bier für unterwegs. Ich war so durstig, dafür fing ich auch einen Krieg an. Ein Mann fragte mich, wo ich das Bier her hätte und ich antwortete nur von da hinten. Also entweder war der vom Jugendaufsichtsamt oder er war Fahnder für unerlaubten Bierverkauf.
Ich erreichte gerade das Hotel da kam mir einer der Rezeptionisten, der wohl gerade Feierabend hatte, entgegen und meinte mit meinem Zimmer wäre alles in Ordnung. Man hätte die Reservierung wohl gefunden. Ich wollte keine Details wissen. Allerdings wollte man 200 Yuan Kaution haben, die ich auf 100 Yuan herunterhandeln konnte, da ich jammernd meinte, ich hätte am Ende der Reise kein Bargeld mehr.
Das Zimmer stank extrem nach Rauch. Ich machte das Fenster auf und die Klimaanlage an. Bis die Luft wieder atembar war, ging ich in die Lobby um mich dort mit dem WiFi zu verbinden. Internet sollte es nur hier an der Rezeption geben. Ich erhielt aber nur eine Login Seite und die Rezeption konnte mir auch nicht weiterhelfen. Dabei war sie doch so nah am Geschehen. Also ging ich erst mal Bier holen. Glücklicherweise war direkt nebenan ein kleiner Supermarkt, nicht besonders billig aber nah. Nahkauf sozusagen.
Als ich zurück kam gab es auch in der Lobby Internet und das ohne Login Seite. Trotzdem beschloss ich nicht zu viel Zeit hier zu verbringen, denn später war ja auch noch Gelegenheit dafür. Ich lief also die Straße auf und ab, um mich etwas umzusehen. Viel gab es hier aber nicht und so kehrte ich in das Restaurant ein, in dem am meisten los war. Dafür war es aber auch nicht das billigste, denn für Lamm, Gemüse und einem Bier bezahlte ich 98 Yuan.
An der Rezeption war dann die Hölle los. Lauter westliche Touristen versuchten hier, bevor sie in das Nachtleben zogen, noch ein paar Bite aus dem Internet auf ihr Smartphone zu ziehen. Es gab keine freien Stühle mehr, sodass man sogar auf dem Boden saß. Und viele mit einem Bier in der Hand. Na wenn der Nahkauf auch so nah ist.
Im Zimmer wollte ich die Klimaanlage ausmachen, doch die Batterie der Fernbedienung war leer. Zum Glück war die Rezeption um die Ecke und so ging ich zurück und meldete dies pflichtbewusst. Man meinte der Housekeeper käme gleich. Also, eine neue Batterie über die Ladentheke hätte es auch getan.
2 Minuten später war der Mann schon da. Er tauschte einfach die Batterie der Klimaanlagen Fernbedienung mit der von der Fernseher Fernbedienung und siehe da, beide gingen wieder. Batterien müssen hier ziemlich teuer sein. Allerdings sollte er sich einmal überlegen in neue Batterien zu investieren. Sonst steht er morgen wieder hier und tauscht die Batterien wieder zurück. Die Luft hat die Klimaanlage übrigens nicht verbessert. Ich musste vor lauter Gestank mit offenem Fenster schlafen. Allerdings war es mir egal, ob ich jetzt noch eine Erkältung bekomme.
12.Tag - Nach Hause…
Um 6:45 Uhr ging ich zur Rezeption um meine Mails zu checken. Man weiß ja nie, ob der Rückflug nicht verschoben worden war. Auch wollte ich da sein, bevor die anderen Touristen wieder vom Nachtausflug zurückkamen. Ich hatte gar nicht gefragt ab wann es Frühstück gibt und so holte ich es jetzt nach. Wie gesagt, die Rezeption war nicht weit vom Internet Hotspot. Man meinte ab 7 Uhr sei es so weit und so ging ich, ohne über mein Zimmer zu gehen und 4000 Mark zu kassieren, direkt in den 5. Stock in das Restaurant auf dem Dach. Schöne Aussicht, aber nichts für mich. Höhenangst!
Ich war natürlich der Erste, dafür war dann auch das Buffet recht schlecht. Die Eier waren noch kochend heiß und der Congee auch. Der Rest war kalt und geschmacksneutral. Das nächste Mal suche ich mir das Hotel wieder selbst aus.
Um 8 Uhr checkte ich aus. Ich fragte an der Rezeption nach, ob im Moment gerade Rush Hour wäre und ich mit verstärktem Verkehrsaufkommen in der Metro rechnen müsse. Aber das hat man nicht verständen. Das war wohl keine übliche Frage hier, wo doch alle Touristen mit dem Taxi oder dem Bus des Reiseveranstalters zum Flughafen fahren.
Also trottete ich los. Die Busse sahen relativ leer aus und so hatte ich noch Hoffnung auf verkehrsarme Metros. Ich musste zuerst nur eine Station mit der Linie 6 fahren, doch schon hier traf mich der Berufsverkehr in voller Härte. Ich wäre beinah von der Tür eingeklemmt worden und nicht reingekommen. Die große Tasche war da auch keine Hilfe. Zum Glück war auf der nächsten Teilstrecke die Bahn recht leer. Wieder musste ich anstehen für den Expresszug zum Flughafen, aber diesmal hatte ich massig Zeit. Und da dies die Anfangsstation war, bekam ich auch gleich einen Sitzplatz.
Um 9:45 war ich schon am Flughafen. Ich ging gleich zum Air China Schalter, denn man wusste ja nicht, ob da nicht schon so eine Schlange war wie beim Hinflug in Frankfurt. Aber alles war leer. Scheinbar gab es hier keine Musikmessen. Es standen alle Air China Mitarbeiter vor den Schaltern und schworen sich auf den Arbeitstag ein. Um Punkt 10 Uhr sprangen sie auseinander und öffneten alle Schalter gleichzeitig. Egal wohin und wann der Flug ging. Wie immer checkte ich als erster ein. Da warte ich halt in Frankfurt wieder Stunden auf meinen Koffer. Hauptsache ich muss ihn nicht durch den Flughafen schleppen.
Ich fuhr also gemütlich mit der Bahn zu den E Gates. Die Ausreise ging ganz schnell. Visa einbehalten und durch. Dafür dauerte die Sicherheitskontrolle extrem lang. Nachdem ich auch diese passiert hatte, begab ich mich auf die Suche nach billigem Bier. Wie gesagt, auf chinesischen Flügen geht gern schon mal der Alkohol aus. Im Schnellrestaurant kostete das Bier 18 Yuan, an der Bar unverschämte 30 Yuan. Also beschloss ich zurück zum Restaurant zu gehen. Da waren dann auch noch ein paar gebratene Nudeln drin.
Als das Gate feststand begab ich mich direkt dorthin. 30 Minuten fürs Boarding fand ich schon sehr optimistisch, selbst für Asien. Und tatsächlich, wir starteten 30 Minuten später. Neben mir saß ein wohl russisches Pärchen und wir waren noch nicht oben, da rannten sie schon auf die Toilette. Na das konnte ja was werden.
Zu Essen bestellte ich dann die Ente. Doch als ich die Packung aufmachte, war Rindfleisch drin. Na, das konnte ja was werden.
Zumindest gab es Bordprogramm auf Englisch. Na das konnte ja was werden….