Kreisel lernen die nie
oder
In’s Bild gerannt
Loire
1. Tag - Äpplerschmuggel
Mit dem Auto nach Frankreich fahren und die Schlösser der Loire ansehen. Das war der Plan. Und als Reiseführer und Chauffeur hatte ich Gabi und Bernardo mitgenommen. Also eigentlich war es umgekehrt. Ich wurde als geduldeter Mitreisender ins Auto gesetzt und harrte der Dinge.
Das hatte den Vorteil, dass ich mich auf den Rücksitz fläzen und, ohne Pläne machen zu müssen, mich von Schloss zu Schloss fahren lassen konnte. Und wenn wir aus Zeitgründen etwas verpassen würden, war es auch nicht schlimm. Denn ohne Plan wusste ja ich nicht, dass ich etwas verpasse.
Man wollte mich um 9 Uhr von Zuhause abholen und nach spanischer Zeitrechnung kam man natürlich wieder zu spät. Das fing ja gut an. Als ich dann meine Tasche in den Kofferraum laden wollte, war dieser schon voll. Gabi wollte sich wahrscheinlich mit Bücherschmuggel etwas hinzuverdienen. Warum es beim Auto keine 20 Kilo Grenze für Koffer gab, war mir ein Rätsel. Wohl weil es dem Fahrer selbst überlassen ist, wie er sein Auto überlädt, solange es noch keine EU Verordnung darüber gibt.
Ich hatte mir eine Kühlbox vor der Reise besorgt und testete wie viele Dosen Apfelwein in diese passen würde. Ich kam auf 15 Stück. Die Kühlbox verstaute ich auf dem Rücksitz, damit ich immer einen Durstlöscher greifbar hatte. Schließlich musste ich nicht fahren. Einige schmuggeln Bücher, ich schmuggelte Sauergespritzten.
Bei der ersten Rast versuchte ich auch gleich das Gesamtgewicht des Fahrzeugs zu verringern, indem ich die erste Dose Apfelwein aufmachte. Die Verpflegungsfrage stellte sich während der Reise als etwas schwierig heraus, da mein Arzt direkt vor der Abreise Diabetes bei mir festgestellt hatte. Deswegen wollte ich lieber auf Kohlehydrate verzichten und Vegetarier war ich ja schon vorher. Jetzt blieb nur noch Obst und Gemüse. Vegetarisches Diabetikeressen hatten die Rasthöfe auf der Strecke aber nicht anzubieten. Zum Glück hatte ich belegtes Vollkornbrot und 2 kg Äpfel dabei, denn ich hatte so was schon vermutet.
Äppler um Äppler ging es vorwärts Richtung Orleans. Zum Glück gab es an jeder Raststätte eine Toilette, auch auf den Rastplätzen ohne Tankstelle. Diabetes hat die schlechte Angewohnheit, dass man ständig eine Toilette braucht. Und Apfelwein-Genuss hat diese Angewohnheit auch. Beides zusammen in Kombination kann das Vorankommen ganz schön behindern.
Am späten Nachmittag kamen wir beim Aparthotel in Orleans an. Nach dem Check-In liefen wir Richtung Innenstadt. Ich suchte die berühmte Jungfrau, fand aber nur eine Statue von ihr. Jungfrauen in der heutigen Zeit zu finden ist halt nicht so einfach.
Unterwegs erbickte ich eine öffentliche Toilette. Diese hatte einen Einwurfschlitz für Münzen, war aber trotzdem kostenlos. Bernardo wies mich mit seinen Französisch Kenntnissen darauf hin. Für solche Gelegenheiten muss ich dringend meinen Sprachschatz erweitern. Sonst kann es unnötig teuer werden. Also sollte man nicht nur Bier in Fremdsprache bestellen können, sondern auch einen kostenlosen Platz finden, um es wieder loszuwerden.
Zur Erholung kehrten wir in das Lokal Delirius ein. Hauptgrund hierfür war eindeutig der Name. Der klang schon vielversprechend. Und das Bier hieß Delirium Tremens. Wenn das mal keine Ansage ist. Allerdings setzte uns der Kellner an den hintersten Tisch und hier roch es furchtbar nach Toilette. Er hatte uns wohl als deutsche Touristen ausgemacht. Aber so konnte man sich auch seine Kundschaft vergraulen. So reicht das nie bis zum Tremens.
Zum Essen ging es um die Ecke. Hier war ein Restaurant mit, unter anderem, vegetarischen Gerichten. Ich aß ein Gericht mit Hirse, glaube ich. Es war ganz lecker. Auf den Hamburger mit Pommes verzichtete ich lieber. Ich hatte ja schon genug Kohlehydrate durch die 7 Äppler und das Bier.
Auf dem Rückweg zum Hotel suchte ich einen Laden, der Vollkornbrot verkaufte. Aber bei den um diese Uhrzeit noch offenen Arabern war das gänzlich unbekannt. Die hatten scheinbar schon von Fladenbrot auf Baguette umgestellt. Vollkorn war da in der Evolution übersprungen worden. So musste ich wohl morgen früh Äpfel zum Frühstück essen.
Gabi wollte morgen shoppen gehen, weil hier alles so günstig sei. Ich dachte voller Sorge an den schon vollen Kofferraum. Zumindest hatte ich die Altstadt von Orleans schon größtenteils gesehen.
2. Tag - Montags Ruhetag
Um 6:30 Uhr stand ich auf. Zum Frühstück gab es 2 Äpfel. Diabetes macht hungrig! Wie verabredet klopfte es um 9 Uhr und, nachdem wir ausgecheckt und das Auto mit unserem Gepäck überladen hatten, zogen wir zu Fuß Richtung Kathedrale. Wir nahmen nicht den kürzesten Weg, aber dadurch konnte ich die Jeanne D‘Arc Statue ausführlich betrachten und fotografieren. An den Reliefs waren durch Vandalismus inzwischen alle Köpfe abgeschlagen. Sowas habe ich auch noch nicht gesehen. Die Franzosen haben scheinbar keinen Respekt vor ihrer eigenen Geschichte. Oder sie waren es einfach gewohnt Köpfe abzuschlagen. Volkssport.
Wir tranken erst einmal einen Kaffee an der Kathedrale und erwarben einen Wrap zum Frühstück für Bernardo. Der hatte noch keine Äpfel gegessen und sollte ja nicht vor Hunger umfallen. Wir gingen zuerst zum Hotel Groslot, denn dieses sollte zwischen 12 Uhr und 14 Uhr zu haben und wir wollten es vorher noch aufsuchen. Es hatte aber mittags gar nicht zu. Man hatte dies wohl geändert, um den Besucheransturm bewältigen zu können. Nun gut, wir waren ziemlich allein im Hotel, also überbucht war es nicht.
Das Hotel war das ehemalige Rathaus. Heutzutage stürzten sich hier angehende Ehepaare ins Unglück. Als Abschreckung war der Eintritt frei. Ich wurde von 2 freundlichen Damen in Französisch empfangen. Vorsaison! Innen gab es eine schöne alte Innenausstattung zu bewundern. Da freute sich mein Kameraobjektiv. Anschließend ging es in den Garten, wo noch Trümmer einer alten Kirche standen. Der Weg dahin war schwer zu finden, aber es war lohnenswert.
Endlich gingen wir in die Kathedrale. Hier fand sich die Kapelle der Jeanne D’Arc. Die Amis hatten dort gleich eine riesen Plakette angebracht, um ihr Kriegsglück zu zelebrieren. Dieses war sicherlich nicht durch Jungfrauen begünstigt worden, aber ich zünde ja auch häufiger in der Kirche mal eine Kerze an und bin nicht Katholisch.
Das Museum Beaux Arts hatte montags zu. Schade, gerade Bilder mag ich sehr. Die Tür war zwar auf, doch als ich das mit dem Montag einmal auf die Probe stellen wollte, kam ein deutsches Touristenpärchen heraus und bestätigte die außen angebrachten Öffnungszeiten. Vielleicht war ja nur das Schloss der Eingangstür kaputt. Das wäre dann die erste Schlossruine auf der Reise.
Nächster Besichtigungspunkt war der ehemalige Bischofssitz. Heutzutage diente er als Bibliothek, war aber geschlossen. Ebenso wie der dazugehörige Garten. Wenigstens war man konsequent. Montag ist Montag.
Der Salle de These, die ehemalige Universitäts-Bibliothek war auch nur von außen zu besichtigen. Ebenso die Saint-Pierre-Le-Puellier, die älteste Kirche der Stadt. Viel Zeit gespart…
Wir gingen am Ufer der Loire entlang zurück, Richtung Veganer Restaurant von gestern. Allerdings war es mir heute hier zu voll. Es hatte sich garantiert herumgesprochen, dass hier Touristen essen. Als nächstes mögliches Restaurant kam eine Salatbar. Aber hier musste man an der Theke seine Salatzutaten selbst auswählen und dem Salatmeister hinter der Theke mitteilen. Und Grundlage waren immer Nudeln (so sah es zumindest aus). Also mit meinen Französisch Kenntnissen hätte ich garantiert Froschschenkel bekommen. So zogen wir hungrig weiter.
Wir erreichten die Kirche Notre Dame de Recouvrance. Diese hatte auch zu, wen wundert es. Montags haben wahrscheinlich nicht nur die Museen, sondern auch die Kirchen zu. Gewerkschaftlich verordneter Ruhetag für Priester. Die haben ja Sonntag ihren Hauptarbeitstag und so war am nächsten Tag Erholung nötig. Die Kirche war übrigens eine der wenigen, die im 2. Weltkrieg nicht von Bomben getroffen wurde. So wie es aussah, ließen dafür jetzt die Franzosen das Gebäude noch besser verfallen. Das hätten sie dann doch einfacher und früher haben können.
Das Hotel Tout wurde gerade renoviert und zwar in einer Art und Weise, dass es für Touristen nicht mehr interessant war. Saint Paul war ein Turm mit nebenstehender Kirche (oder umgekehrt). In der Kirche wurde die schwarze Madonna angebetet. Also eigentlich müsste es „eine schwarze Madonna“ heißen, denn es gibt ja so viele davon.
Das Moison de Jeanne D’Arc, also das Wohnhaus der Jungfrau, um die Ecke war auch wieder nur von außen zu besichtigen, da Montag und Museum. Das einzig offene Museum, das Museum d’Orleans haben wir uns gespart, da laut Reiseführer Mineralien, also Steine ausgestellt wurden. Und Steine hatte ich heute genug gesehen, vor allem in Form von Hauswänden der verschlossenen Museen und Kirchen.
Wir gingen zum Bahnhof zurück. Unterwegs kehrten wir beim Italiener ein, wo ich einen Salat genoss. Dazu gab es den obligatorischen Viertel Liter Rotwein. Das erste Glas schmeckte noch gut, das zweite nicht mehr so. Was es doch ausmachen kann, wenn so ein Tropfen erst mal Sauerstoff zieht. Oder sollte man einfach keinen französischen Wein beim Italiener trinken? Ich werde mir das für den nächsten Besuch in einem Chinarestaurant merken.
Im Bahnhof gab es einen Supermarkt und den suchten wir dann auch auf. Ich erwarb endlich mein Vollkornbrot fürs Frühstück, das übrigens aus Deutschland kam, und ein paar Orangen als Alternative zu meinen Äpfeln.
Da wir noch etwas Zeit für die Anfahrt zum nächsten Übernachtungsort hatten, gingen wir zum Auto und fuhren Richtung Notre Dame de Clery. In oder besser bei dieser Kirche sollte der Begin des Jakobswegs sein. Unterwegs hielten wir an und diskutierten, ob wir nicht lieber stattdessen zu einem Schloss fahren sollten, anstatt in die Kirche. Die Diskussion hat dann länger gedauert als der spätere Besuch der Kirche. Und am Schluss sind wir dann doch zur Kirche gefahren.
In der Kirche war alles sehr schlicht. Auch waren hier keine Pilger zu finden, aber die waren wohl alle um diese späte Stunde schon aufgebrochen. In der Kirche sollte das Herz von Karl II begraben sein, aber es gab nur eine Platte mit einer Beschriftung von Karl VIII. Ob das ein Fehler im Reiseführer war? Oder war die Platte einfach falsch beschriftet?
Wir fuhren anschließend doch noch zum Schloss Meung Sur Loire. Da hätten wir uns die ganze Diskussion sparen können. Gabi, die fuhr, wollte unbedingt auf den ersten besten Parkplatz, hunderte Meter entfernt. Doch wir trieben sie durch die engen Gassen bis direkt vor die Schlosstür. Allerdings war auch dieses Schloss montags zu. Wir stellten fest, dass der Reiseführer von 2011 war. Das erklärte vielleicht auch das falsche Herz in der Kirche. Mit der Zeit altert so ein Herz einfach. Und aus dem Zweiten wird von Jahr zu Jahr der Achte.
Erst ab Juli wartete das Schloss auch montags auf den Besucheransturm. Doch solange wollte ich nicht warten. Ich testete also die angrenzende Kirche Saint-Liphard und diese hatte tatsächlich einmal offen. Da hatte wohl der Priester aus Erschöpfung vergessen die Tür abzuschließen. Anders konnte ich es mir nicht erklären, dass eine Kirche montags geöffnet hatte. Also schnell rein, bevor der Fehler auffällt.
Ich schnappte mir den einzigen deutschsprachigen Sehenswürdigkeitsführer, der für Touristen bereitlag und erkundete die Ausstellungsstücke. Die beiden anderen sahen etwas sauer aus, also entweder, weil das Schloss geschlossen war oder weil sie keine Beschreibung der Sensationen hatten.
Wir fuhren anschließend über die Landstraße nach Blois. Das dauerte länger, war aber billiger, da die Autobahn bezahlt werden musste. Als wir ankamen, parkten wir erst einmal direkt vor dem Hotel. Hier durfte man nur 20 Minuten stehen, aber Bernardo hatte die Ruhe weg. Die Rezeptionistin empfahl uns dann einen Parkplatz um die Ecke, auf dem man bis 9 Uhr morgens kostenlos parken konnte. Mal sehen ob das mit dem rechtzeitigen Umparken klappt. Der Plan war morgen die Stadt anzusehen und so wollten wir das Auto in das nicht kostenlose Parkhaus stellen. Das erforderte aber, dass wir auch um 9 Uhr am Parkplatz waren. Ich hoffte, dass die Politessen hier auch die Ruhe weg hatten und um 9 Uhr erst einmal einen Kaffee genossen.
Wir gingen noch etwas durch die Stadt spazieren und entdeckten zum Abendessen einen Chinesen, also Restaurant, kein Kannibalismus. Ich erinnerte mich an den Wein beim Italiener und bestellte ein Tsingtao Bier. Davon sollten die doch Ahnung haben. Für Vegetarier sah es allerdings etwas mau aus. Es gab gerade einmal 2 Tofu Gerichte und eine Suppe ohne Fleisch. Nach dem Essen musste ich mal wieder dringend auf die Toilette, den Tofu wieder los werden. Zum Glück war dies eine kleine Stadt und so gelang der rechtzeitige Sprung ins Badezimmer des Hotels.
Im Zimmer gab es keine Fernbedienung für den Fernseher (Ich überzeugte mich später bei Gabi und Bernardo, dass dies wirklich so war und nicht nur meine entwendet war). Es gab nur eine Fernbedienung für die Satellitenbox. Aber wenn man die Box per Fernbedienung ausmachte, leuchtete der Fernseher die ganze Nacht strahlend blau. Es blieb also nichts anderes übrig als mitten in der Nacht aufzustehen und den Fernseher per Hand auszumachen. Also da hätte man sich auch die Fernbedienung für die Box sparen können.
3. Tag - It’s Magic
Wir holten pünktlich unser Auto ab und fuhren es in die Tiefgarage direkt am Schloss. Viele Versuche waren notwendig, um die Parklücke zu befüllen. Anschließend ging es zum Schloss selbst. Lauter Schulklassen waren ebenfalls auf dem Weg dorthin. Das waren ja rosige Aussichten.
Wir buchten an der Kasse zusätzlich zum Eintritt den Audioguide, die Nachtshow und die Magievorstellung mit Museum am Nachmittag. Das gab es im Komplettpaket zum Sonderpreis (16 Euro). Die Führung per Audioguide begann im Hof, von wo aus es ein Schloss mit 4 verschiedenen Flügeln aus unterschiedlichen Epochen zu bestaunen gab. Und zwischen den Flügeln befand sich eine schöne Treppe.
Ich trennte mich von meinen Mitstreitern, weil ich einfach ein anderes Tempo habe. Am Ausgang trifft man sich ja sowieso immer wieder, denn da ist der Museumsshop. Da ich am Anfang etwas schneller war und das Schloss gerade erst aufgemacht hatte, hatte ich fast alle Säle für mich allein als Fotomotiv. Hier war ordentlich altes Zeug, also Möbel, ausgestellt. So wie man sich ein mittelalterliches Schloss halt vorstellt.
Im ersten Stock des Schlosses war auch das Beaux Art Museum untergebracht und dort holten mich Gabi und Bernardo wieder ein oder besser über, denn ich musste mal wieder jedes Bild fotografieren und jeden Audio Kommentar anhören. Ich hab ja schließlich dafür bezahlt. Um Punkt 12 Uhr war ich dann auch durch alle Säle gewandelt und hatte mein Werk getan.
Wir gingen kurz zum Auto um den Reiseführer zu holen, bevor wir die Altstadt-Tour in Blois begannen. Dabei benutzten wir einen anderen Eingang zum Parkhaus und plötzlich mussten wir die Treppe hoch statt runter. Das verwirrte mich total. Parkplätze im Berg sind nicht wirklich was für mich.
Die Tour begann mit der Saint Vincent Kirche, denn die war direkt vor der Tür. Also der Schlosstür und der Hoteltür, denn wir hatten die Übernachtung in Nähe des Schlosses gebucht. Die Kirche war berühmt für die Kirchenfenster und so machte ich ausreichend Fotos von selbigen. Am nächsten Hotel (also hier nicht im Sinne von Hotel, sondern Stadthaus) sind wir fast vorbeigerannt, weil Bernardo den Stadtführer in der Hosentasche statt vor der Nase hatte. Das kann ja was werden. Aber wie schon gesagt, da ich nicht weiß was wir besichtigen wollen, weiß ich auch nicht, was ich verpasse, wenn wir vorbei rennen. An einer Prunk-Treppe stand noch ein kleines Haus. Foto!
Es war Essenzeit und wie durch einen Zufall war hier ein vegetarisches Restaurant. Doch ein kurzes Nachfragen bestätigte die erste Reinsicht, es war voll. Also gingen wir erst einmal weiter zur Kathedrale. Diese war groß, hatte aber sonst nicht viel anderes zu bieten als ihre Größe.
Inzwischen war der Hunger so groß, dass wir zum vegetarischen Restaurant zurückkehrten. Da dieses so gemütlich und zum längeren Verweilen einlud, war es immer noch voll. Gezwungenermaßen gingen wir ein paar Häuser weiter zur besten (weil einzigen) Pizzeria am Platz. Eigentlich wollte man hier in Kürze eine verspätete Mittagspause einlegen, aber als endlich mal Gäste kamen, beschloss man doch den Laden nur für uns aufzulassen. Später kam dann auch noch der ein oder andere Gast, so dass sich dies dann letztendlich gelohnt hatte. Die angeschlagenen Öffnungszeiten waren vielleicht auch nur unverbindliche Öffnungsempfehlungen.
In Ermangelung von vegetarischen Gerichten musste ich einen Salat mit Schinken essen, wobei ich große Mengen des Schinkens weiterreichte. Dafür trank ich dann Cola Zero statt Alkohol, in der Hoffnung, dass dies den Schinken ausgleicht. Gicht kann grausam sein, vor allem, wenn man am 4. Tag schon einen Anfall bekommen würde.
Der ehemalige Bischofssitz neben der Kathedrale war jetzt das Rathaus. Von der Terrasse mit Rosengarten konnte man die Stadt überblicken. Oder man konnte durch die Fenster den Beamten beim Nichtstun zusehen, wenn man sich einfach nur herumdrehte.
Wir gingen anschließend zurück und schauten beim Supermarkt vorbei. Direkt nebenan fiel mir auf einem Platz ein großes Trümmerteil auf, das sich dann als Brunnen herausstellte. Der war so hässlich, dass er noch nicht mal im Reiseführer aufgenommen worden war. Nur eine angeschlagene Tafel erklärte, um was es sich eigentlich handelt.
Nach kurzem Zwischenstopp im Hotel gingen wir zur Zaubershow. Diese fand im Maison de la Magie statt, in dem noch eine Zauberausstellung war. Wir waren so früh, dass wir diese auch in Ruhe genießen konnten. In Ruhe war dabei relativ, denn auch hier blockierten wieder einmal unzählige Schulklassen die Ausstellungsstücke. Gibt es denn hier keine Klassenräume, wo man so ungezogene Gören auf Stühle binden oder in die Ecke stellen kann? Muss man diese auf friedliche Touristen loslassen? Rache für Dünkirchen?
Jetzt war aber die Ausstellung auch nicht so überragend. Im Erdgeschoß gab es ein paar Illusionen zu sehen, im ersten Stock einen Souvenirladen und im zweiten Stock eine Ausstellung über Houdini. Ich hatte ein Schild entdeckt, dass es an bestimmten Orten zu unterschiedlichen Zeiten Zaubervorführungen gibt. So wartete ich zur angekündigten Uhrzeit an so einem Platz. Ich war aber auch der Einzige, denn die Schulklassen hatten wohl schon das Haus verlassen und das Museum war nicht sonderlich gut besucht. Gabi und Bernardo kamen etwas später hinzu. Der Zauberer huschte erst kurz an mir vorbei, wahrscheinlich um zu sehen, ob überhaupt jemand auf ihn wartete. Anschließend holte er seine Utensilien und machte ein paar beeindruckende Kartentricks.
Im dritten Stock gab es dann einen besonderen Rundweg. Man bekam eine Brille mit einem Spiegel, der unter den Augen saß und nach oben gerichtet war. Dadurch wurden die Gegenstände, die an der Decke hingen, nach unten projiziert und man dachte man müsste über diese drüber laufen. Das machte so viel Spaß, dass wir zweimal durch den Parcours gingen. Der angestellte Brillenreicher hatte sowieso nichts zu tun. Wie gesagt, das Haus war leer. Ich will mir nicht vorstellen, was im Parcours los ist, wenn die Schulklassen im Haus sind.
Im Keller war dann noch eine Papierausstellung, also mit Zaubertricks und Papierfaltkunst. Hier verbrachten wir die Zeit bis zur Vorstellung. Diese war ausschließlich mit Pappkartons und wirklich witzig. Am Ende verabschiedete uns der Zauberer am Ausgang. Ich fragte mich, ob er Trinkgeld haben wollte, gab aber lieber nichts, wie alle anderen auch.
Nachdem wir das Haus verlassen hatten, entdeckte ich ein Schild „Künstlerviertel“. Ich dachte mir in solchen Kreisen gibt es garantiert ein vegetarisches Restaurant. Wozu sind denn sonst Vorurteile da. Wir entdeckten dann wirklich ein Restaurant mit vielen vegetarischen Gerichten. Es war allerdings noch etwas zu früh zum Essen und so zogen wir erst einmal weiter zur Kirche Saint Nicolas. Es war aber nicht viel drin und der Putz fiel von der Decke, deshalb hatte man ein Netz aufgespannt. Passte ja auch, so mit Petrus, der Fischer und Seelenfangen.
Um den heruntergefallenen Staub loszuwerden, gingen wir gegenüber in eine Bar. Wir bestellten Bier und bekamen nur ein Kleines. Mit Händen und Füssen bestellte ich das zweite Bier dann in Groß. Kinderteller machen keinen Sinn. Unglaublich viele Autos waren hier an der Kreuzung unterwegs. Dabei war die Straße so klein und unscheinbar.
Wir gingen dann zurück zum Restaurant und ich aß Schnecken (musste einfach sein) und ein Omelett. Dazu einen halben Liter Rotwein. Gut wenn man Vegetarier ist. Dann kann man umso mehr trinken.
Viel später ging es dann zur Nachtshow ins Schloss. Um 22:30 Uhr ging diese los. Eigentlich lag ich um diese Uhrzeit schon im Bett. Den Kopfhörer musste man sich selbst mitbringen (oder einen gegen Aufpreis erwerben). Gabi hatte natürlich nur einen dabei, den sie dann mit Bernardo teilen musste. Hätte sie einmal etwas gesagt, denn ich hatte zwei im Koffer. Allerdings auch nur da und nicht in der Tasche. Zum Glück war die Musik nicht Kopfhörer gebunden und so verpassten sie nur ein paar deutsche Erklärungen. Das Schloss wurde dabei schön in vielen Farben beleuchtet und es gab ausführliche geschichtliche Erklärungen. Ich versuchte denen allerdings nicht zu folgen oder mir das sogar noch zu merken. In zwei Tagen hätte ich sowieso vergessen, welcher König auf welchen folgte und warum er hier gerade seine Sommerresidenz hatte.
4. Tag - Auch mittwochs Ruhetag
Bernardo hatte die Parkkarte im Auto gelassen, damit er sie nicht verliert. Da man aber nur 12 Stunden Parken durfte und wir knapp in der Zeit waren, war Gabi gezwungen einen Sprint vom Kassenautomat zum Auto zurückzulegen, um rechtzeitig den Automaten bedienen zu können. Ja was Bernardo nicht im Kopf hat, muss Gabi in den Beinen haben.
Wir fuhren zum Schloss Cheverny. Es war nicht allzu groß und im Stil des 19. Jahrhundert eingerichtet. Dafür gab es einen deutschen Prospekt mit Erklärungen. Der umliegende Garten war da schon viel größer. Ich war immer ein bisschen schneller durch die Räume als die beiden anderen, aber das war gut so. Schließlich hat jeder sein eigenes Tempo. Außerdem hatten Gabi und Bernardo zusätzlich die TinTin Ausstellung gebucht. Mich interessierte diese nicht besonders und so trennten wir uns nach dem Schlossbesuch.
Wir hatten den Zeitpunkt des Wiedersehens sehr großzügig ausgelegt und so legte ich mich erst einmal 30 Minuten auf den bereitgestellten Liegestuhl am See und las meine Mails. Anschließend sah ich mir noch den Park an. Ich hatte es so verstanden, dass der Trophäenraum geschlossen war, aber wider erwarten war er doch offen. Die Schließzeiten bezogen sich wohl nur auf das Cafe, das in der Hauptsaison hier die Räume verschandelte.
Die Jagdhunde des Anwesens wurden nebenan im Zwinger gehalten und wenn man sah wie diese eingepfercht waren, wünschte man sich, dass ein Jäger mal danebenzielte und diese von ihrem Leid erlöste. Die Hunde wurden hier gehalten wie Tiere.
Es ging weiter zum Schloss Beauregard. Dies war ein kleines Schlösschen. So klein, dass man annehmen musste, dass die Familie selbst zum Abkassieren am Einlass saß. Man bot auf einer Schiefertafel etwas zu Essen an und wir hatten alle Hunger, aber die Küche war erst ab Juli geöffnet. Die Köchin war wohl nur auf Teilzeit angestellt. So lange konnten wir jetzt nicht warten und so gingen die Hunger Games weiter.
Das Schloss war berühmt für seinen Saal mit hunderten Portraits und als Vorgeschmack hatte man diese Portraits schon einmal in Kopie am Wegesrand zum Schloss verteilt. Man nannte es „Weg des Wissens“, da man die Rückseite mit Erläuterungen zu der jeweiligen Person versehen hatte. Somit hatte man schon alle Bilder gesehen, bevor man auch nur das Schloss erreicht hatte.
Das Schloss selbst war besuchertechnisch super leer. Aber es war ja auch nur ein Jagdschloss, da verirren sich nur wenige chinesische Reisebusse hier her. Umso mehr Platz hatte man, um die Galerie mit den 327 Portraits anzusehen. Die Galerie hatte sogar im zweiten Weltkrieg von der SS einen Schutzbrief bekommen. Dieser war hier auch ausgestellt.
Ich begann alle 327 Portraits zu fotografieren, brach aber dann irgendwann ab. Bernardo schaute schon ganz komisch. Anschließend liefen wir durch den Park. Wir liefen den vorgeschriebenen Weg ab, der auf der Eintrittskarte eingezeichnet war. Obwohl, oft war dies gar kein Weg, sondern wir tappten stur über den Rasen. Das schienen nur wenige zu machen, denn es gab noch keinen Trampelpfad. Oder es waren einfach zu wenig Besucher da, als dass ein Trampelpfad hätte entstehen könnte. Am Ende landeten wir am Hühnerstall, wo diverse Hühnerrassen erklärt wurden. Ein absolutes Highlight.
Auf dem Rückweg zum Hotel zeigte das Navi im Auto nur Blödsinn an, also besser gesagt, die Strecke stimmte hinten und vorne nicht. Wir folgten dann meinem Routenplaner auf dem Smartphone. Scheinbar waren die Infos im Navi nicht mehr aktuell. Und das obwohl es ein französisches Auto war. Das müsste doch den Weg kennen. Ich fragte mich welche Informationen älter waren, die des Navis oder die des Reiseführers. Ach, was kümmert‘s mich.
Wir parkten das Auto im Parkhaus und gingen in die Bar an der Ecke ein Bier trinken. Diesmal habe ich es gleich „Grande“ bestellt. Eine betrunkene Frau vom Nebentisch setzte sich zu uns, wohl angelockt von meinem großen Bier. Gut dass ich sie nicht verstand. Der Barbesitzer schickte sie auf jeden Fall schnell weg.
Bernardo hatte den Zimmerschlüssel im Auto gelassen. Da war doch was mit dem „nicht verlieren können“. Im Auto war er sicher. Meinen Schlüssel hatte ich dabei, denn ich war wagemutig.
Im Zimmer legte ich mich aufs Bett und nickte ein. Gabi und Bernardo mussten mich unsanft wecken. Wir wollten zum Japaner, doch dieser hatte mittwochs zu. Also gingen wir weiter zum Lokal von gestern, doch auch das hatte zu. Also ich denke man hat sich hier abgesprochen. Entweder alle zu oder alle auf. Und da mittwochs immer Champions League ist, war der Tag schnell gewählt.
Aus der Not gingen wir wieder zum Chinesen. In China hat mittwochs nie etwas zu. Der Besitzer hat uns auch direkt wiedererkannt. Sogar an mein Tofu-Gericht konnte er sich noch erinnern. Also entweder hat er so wenige Gäste oder wir haben uns so schlecht benommen.
5. Tag - Leonardo‘s Treppe
Als ich morgens aufwachte suchte ich erst einmal meinen Zimmerschlüssel. Nach heftigem Suchen fand ich ihn schließlich. Ich hatte ihn außen an der Tür stecken gelassen. Also so betrunken war ich doch wirklich nicht gewesen. Zum Glück lag mein Zimmer einsam am Ende eines kleinen Flurs, so dass dies keiner bemerkt hatte. Was wäre gewesen, wenn sich einer einen Spaß gemacht hätte und mich eingeschlossen hätte.
Um 8:45 Uhr ging es heute schon los. Das nutzte aber nichts, denn Bernardo fuhr erst mal im Kreisel an der Ausfahret vorbei. Und anstatt noch einmal herum zu fahren, fuhr er dann die nächste beste Ausfahrt raus, was natürlich zur Folge hatte, dass wir der Straße bis zur nächsten Wendemöglichkeit folgen mussten.
Es ging zum Schloss Chambord mit der berühmten Wendeltreppe von Leonardo da Vinci. Der Parkplatz kostete 6 €, der Eintritt 13 € und der Histoguide noch einmal 6 €. Ganz schön teuer so eine Treppe. Der Histoguide war ein Tablet mit extrem viel Zeug drauf. Am Anfang war das noch ganz lustig, aber mit der Zeit wurde es schon etwas nervig. Es wurde wenig gesprochen, dafür gab es für fast jeden Gegenstand einen Text, den man lesen musste. Das habe ich mir dann nach einiger Zeit auch weitestgehend gespart. Die Lokalisierung und damit die Wahl des richtigen Ansagetextes funktionierte per GPS. Doch dieses war sehr ungenau, so dass man im Raum immer hin und her laufen musste, bis der richtige Raum und damit Kommentar gefunden wurde.
Durch den Histoguide wurde ich nach einiger Zeit automatisch von Gabi und Bernardo getrennt. Als wir uns dann zufällig unterwegs wieder über den Weg liefen, verabredeten wir uns für 13 Uhr am Schloss-Cafe zum Mittagessen.
Im Erdgeschoß und ersten Stock war einiges ausgestellt, doch im zweiten Stock war fast alles geschlossen. Hier wurde eine neue Ausstellung vorbereitet. Aber es wurde in diesem Stockwerk sowieso nur Moderne Kunst ausgestellt. Da war es nicht so schlimm, dass einige Räume fehlten.
Nachdem ich auf dem Dach war, ging ich in den Garten. Hier stellte ich mich direkt vor die Touristen, die kostenlos Fotos vom Schloss von der anderen Seite des Kanals machen wollten. Ich sehe das nicht ein, dass ich so viel Geld zahle für meine Fotos und die nicht.
Direkt neben dem Cafe sollten Kutschen ausgestellt werden, aber auch da war alles zu. Nebensaison sag ich nur! Somit war ich früher fertig als gedacht. Ich ging also schon mal in das Cafe und schaute mir die Auswahl der Speisen und die Preise an. Es gab gerade einmal zwei vegetarische Salate (also nicht Arten, davon gab es nur eine), wovon später, als Gabi und Bernardo kamen, nur noch einer übrig war. Da hatte ich noch einmal Glück gehabt. Allerdings war der Salat auf Nudelbasis. Dafür waren die Nudeln Gluten frei. Warum ist Diabetes keine Modekrankheit? Kaum einer hat eine Gluten oder Laktose Unverträglichkeit. Aber alle Produkte sind plötzlich Gluten und Laktose frei, auch Sahnetorte und Gummibärchen. Dafür kostete der kleine Salat auch nur 8 €.
Gabi und Bernardo waren noch nicht ganz mit dem Schloss durch und so gab ich ihnen noch bis 14 Uhr Zeit. Ich selbst ging noch einmal durch einige Zimmer und las die zugehörigen Texte des Histoguide. Zur verabredeten Zeit wartete ich am Ausgang. Allerdings hatten sie es immer noch nicht geschafft in der vorgegebenen Zeit den Garten anzusehen und so schickte ich sie noch einmal los, damit sie sich auch vor die nicht zahlenden Touristen stellen konnten. Eine Rentnergruppe setzte sich in der Zwischenzeit zu mir. Ich stand aber nicht auf und machte Platz. Wer in dem Alter noch Reisen kann, der kann auch stehen.
Im Außenbereich sahen wir uns noch die zum Schloss gehörende Kirche an. Eine für die Bewachung verantwortliche Frau wollte mir unbedingt einen Zettel mit der Beschreibung der Sehenswürdigkeiten in der Kirche geben. Allerdings hatte ich diesen schon eingeschweißt, zur temporären Benutzung, studiert. Deshalb hatte ich keinen Bedarf. Als sie den Zettel wieder zurück ins Regal stecken wollte, scheiterte das fast daran, dass sie entweder zu klein oder das Regal zu hoch war. Auf jeden Fall war da Austauschbedarf, also entweder bei der Frau oder bei dem Regal.
Einige, wohl vor allem Amerikaner, fuhren mit gemieteten Golfwagen über das Gelände. Und da wundern die sich, dass sie so fett sind. Das Gelände war sowieso viel zu klein und zu uninteressant, als dass sich dies gelohnt hätte. Nur um ein Foto von der Ferne zu machen, machte es Sinn sich mal etwas weiter weg vom Schloss zu bewegen.
Wir fuhren weiter zum Chateau de Villesavin. Dies war ein recht kleines Privatschloss. Vor dem Parkplatz war eine Schranke an der ein junges Mädchen stand und Eintritt erhob. Sie konnte kein Englisch, dafür aber ein wenig Deutsch. Als wenn Sie den Brexit voraus geahnt hätte. Englisch lohnt sich einfach nicht mehr.
Das Schloss war nur mit Führung zu besichtigen und diese sollte in 3 Minuten anfangen. Eventuell war das aber auch nur die einzige Zahl, die das Mädchen auf Deutsch konnte. So fingen für Deutsche die Führungen immer in 3 Minuten an.
Der Schlossflügel erinnerte mehr an einen Bauernhof, als an ein Schloss. Es gab auch nur ein paar wenige Räume zu besichtigen: Die Küche, eine Konditorei, den Vorraum, das Schreibzimmer, das Esszimmer, den Flur und den Salon. Das Mädchen von der Schranke machte selbst die Führungsarbeit. Da hätten wir uns gar nicht so beeilen müssen. Die Führung selbst war auf Französisch, aber wir erhielten eine eingeschweißte Beschreibung des kompletten Schlosses auf Deutsch.
Im Stall gab es dann wieder Kutschen zu sehen. Diesmal zusätzlich Kinder-Kutschen in größeren Mengen. Im Wachraum übersah ich dann den angekündigten Sarkophag (nicht fragen wie so was hier her kommt), weil er dort nicht ordnungsgemäß platziert war, sondern stattdessen im Flur stand. Gabi hatte da bessere Augen dafür. In der kleinen Kapelle fiel Bernardo durch lautes Reden auf. Das Argument, dass doch keiner hier wäre, konnte ich jetzt nicht nachvollziehen. Kapelle ist Kapelle, ob voll oder leer, ob benutzt oder nicht.
Nebenan war das Hochzeitsmuseum. Also sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Unter anderem wurden hier 500 Hochzeitshauben ausgestellt. Aus Spaß meinte ich, ich würde jetzt alle Hauben einzeln fotografieren und fing damit an. Daraufhin erklärte mich Bernardo für verrückt, um es noch gelinde zu sagen. Aber 50 habe ich garantiert auf SD-Karte (es heißt ja jetzt nicht mehr Zelluloid) festgehalten.
Insgesamt war es ein nettes Schlösschen, halt ein wenig klein. Um 17 Uhr waren wir fertig und es ging zurück nach Blois. Kurz vor dem Hotel standen wir plötzlich im Stau. Das Navi meinte wir sollten rechts abfahren und dann gleich wieder links. Damit hätten wir den Stau schön umfahren können. Das war aber nicht im Sinne von Bernardo und so fuhr er an „gleich wieder links“ einfach vorbei. Die Folge war, dass das Navi uns wieder zurück auf die zugestaute Straße führte, allerdings ans Ende des Staus. Wir mussten uns also noch einmal hinten anstellen.
Wir gingen wieder Einkaufen im Supermarkt und versehentlich oder in Ermangelung von Aufmerksamkeit kaufte ich die teuersten Äpfel im Laden. Fast 5 Euro pro Kilo musste ich auf den Tisch legen. Das kommt davon, wenn man die französischen Produkte wählt und nicht die Äpfel aus China. Apropos China, zum Abendessen ging es zum diesmal zum Japaner, da ja nicht Mittwoch war. Der hatte auch noch Vietnamesisches Essen, liegt ja gleich um die Ecke, also Vietnam zu Japan. Der Kellner sprach kein Englisch und ich versuchte die französische Speisekarte mit meinem Smartphone zu scannen, um meiner Übersetzer-App die Möglichkeit zu geben, dies zu übersetzen. Das ging aber mit dem französischen Sprachmodul nicht. Hätte der Japaner eine japanische Speisekarte gehabt, hätte es geklappt, denn ich hatte das in Japan benutzt. Von wegen Weltsprache. Es wird Zeit, dass Französisch von der Sprachenkarte verschwindet. Seitdem die keine Kolonien mehr haben, braucht diese Sprache kein Mensch mehr.
Es war mir aber möglich die Worte manuell in meine App einzutippen und dann funktionierte auch die Übersetzung. So entdeckte ich den Gemüseteller, von dem ich gleich zwei bestellte, um satt zu werden. Dadurch war das Gericht allerdings teurer, als wenn ich ein Fleischgericht bestellt hätte.
6. Tag - Damenbart
Um 9 Uhr ging es wieder einmal los. Gabi verpasste gleich im Kreisel die Ausfahrt. Beide können einfach keinen Kreisel. Ich geb‘s auf.
Das Chateau de Talcy war mehr Burg als ein Schloss. Dies zog auch einen kompletten Kindergarten an, der extra mit dem Bus gekommen war. Zum Glück blockierten die dann nur einen Raum. Dafür aber richtig. Das Schloss war schon sehr mittelalterlich, wenn auch sehr spärlich mit Möbeln ausgestattet.
Es ging weiter zum Chateau de Troussay. Dieses war im Privatbesitz und sah mehr wie ein Landhaus aus. Das war es früher auch und der Besitzer hatte sich damals das Recht erworben ein Schloss zu besitzen. Ob da nicht mal Bestechung im Spiel war. Und da dieser Ablass schon teuer genug gewesen war und der Bau eines Schlosses viel Geld kostet, hat er einfach an sein Landhaus zwei (Schloss)-Flügel angebaut. Somit galt das Ganze von nun an offiziell als Schloss, wurde in den Tourismusführer aufgenommen und brachte von den Touristen das investierte Geld zurück.
Die Kassiererin war Engländerin und machte dann später auch die Führung. Sie meinte in 15 Minuten würde diese starten, wohl in der Hoffnung, dass in der Zwischenzeit noch mehr Mitstreiter kämen. Dem war aber nicht so. In der Zwischenzeit ging ich in den Englischen Garten auf der Rückseite des Hauses. Den Weg zum Garten hatte mir die Kassiererin verraten. Also Garten war jetzt übertrieben. Wie die Englischen Gärten nun mal sind, bestand er nur aus Rasen und etwas Wald. Blumen? Fehlanzeige!
Die Engländerin hatte einen unglaublichen Damenbart. Es war mir unmöglich ihr während der Führung ins Gesicht zu schauen. Dann schaute ich mir halt die Räume an. Es gab 3 Räume und die Kapelle zu besichtigen. Und das für 7,50 €. Hätte der Schlossbesitzer geahnt, dass mit so wenig so viel zu verdienen ist, hätte er doch ein komplett neues Schloss bauen können. Innen war alles familiär eingerichtet und die Hauskatze machte die Führung mit. Als wir wieder draußen waren, wartete schon eine Frau auf die nächste Führung. Hätten wir die Führung doch nur noch etwas heraus gezögert.
Es ging weiter zum Schloss von Chaumont sur Loire. Wir parkten am Ufer und gingen erst einmal zur Döner Bude um Salat zu Essen. Der grüne Salat war hier recht klein, aber ich glaube die Spezialität im Laden war doch eher Fleisch statt Grünzeug.
Das Schloss lag in einem großen Park und wir hatten mal wieder den Eingang erwischt, der am weitesten entfernt lag und bei dem der Weg zum Schluss stetig bergauf ging. Die Aussichtsplattform war voll und ich meinte zu Bernardo auf dem Rückweg wäre diese garantiert leer. So war es dann auch. Was ein Prophet!
Es gab einen 75 Minuten Audioguide. So konnte man die Verweildauer gut abschätzen. Die oberen Zimmer waren vom Besitzer wie im Mittelalter eingerichtet, die unteren im Stil des 19. Jahrhunderts. Diese sahen aus, als wenn gleich der Besitzer herauskommt. Übrigens hatten so alle was davon, die Mittelalter Fans und die Romantiker. Das erhöht die potentiellen Kunden. Nur die moderne Kunst, die man überall dazwischen platziert hatte, störte etwas.
Wir gingen zum Stallgebäude und auch hier hatte man das Gefühl, als ob die Pferde gleich aus der Box kommen würden. Es kamen aber keine. Wohl weil hier auch überall moderne Kunst herum stand. Da hätte ich als Pferd auch gestreikt.
Als wir zurück zum Auto kamen war die Straße mit einer Barriere abgesperrt. Zum Glück konnten wir diese einfach zur Seite räumen. Ein echter Grund warum die Straße gesperrt war, war nicht angegeben. Wahrscheinlich war es einfach nur um Touristen zu ärgern.
Am Abend gingen wir wieder in das Restaurant mit der vegetarischen Auswahl. Ich aß ein Omelett und eine Spargelsuppe. Also eigentlich war diese als „Suppe Loire“ in der Speisekarte aufgeführt. Jetzt war mir nicht bewusst, dass Spargel eine Spezialität der Gegend wäre oder im Fluss wächst. Wahrscheinlich hieß sie aber so, weil sie genauso trüb war wie das Gewässer.
Der Kellner erkannte uns übrigens auch hier wieder. Das war schon sehr auffällig. So schlecht haben wir uns doch wirklich nicht benommen.
7. Tag - Und wieder Leonardo
Heute sollte es nach Amboise gehen. Wir fuhren „erst“ um 9 Uhr los. Das wunderte mich etwas, denn immerhin war es 40 Minuten Fahrt laut Routenplaner. Aber Schlaf siegt vor Sightseeing. Wir kamen erst um kurz nach 10 Uhr an. Auch weil wir zuerst auf einem kleinen Parkplatz auf einer Insel landeten. Mein Navi zeigte einen Parkplatz am Flussufer an. Allerdings, als wir über die Brücke fuhren, bogen wir zu früh ab und so landeten wir auf der Insel im Fluss. Hier war alles eng und das heraus manövrieren kostete geraume Zeit. Aber es gelang uns wieder heraus und diesmal komplett über die Brücke zu kommen. Wir landeten dann schlussendlich auf dem geplanten Parkplatz. Allerdings durfte man hier nur 2 Stunden stehen und das für 3 Euro. Ich entdeckte ein riesiges Schild, das auf einen kostenlosen Parkplatz etwas weiter weg hinwies. Also hier nur Parkplatz für reiche Kurzparker, etwas weiter weg für arme Touristen. Bernardo beschwerte sich, warum nicht gleich auf den kostenlosen Parkplatz hingewiesen wurde. Ich meinte nur, wie groß man denn so ein Schild noch machen müsse.
Nachdem wir das Auto kostenlos abgestellt hatten, ging es nun zum Schloss. Diesmal war es wieder mehr eine Burg. Wir landeten aufgrund meiner Fehlleitung (oder besser die meines Navis) erst einmal auf der Rückseite des Schlosses. Riesige Steilwände ließen keinen Eintritt zu. Also mussten wir zurück und einmal herum laufen, um an den Eingang zu gelangen.
Auf dem Schlossgelände befand sich Leonardo da Vincis Grab in einer kleinen Kapelle. Ebenso wie ein kleines Schloss, dass ohne das Grab wahrscheinlich kaum besucht worden wäre.
In der Kapelle wurde alles von einer geführten Gruppe blockiert. Ich hatte mir das Grab ganz anders vorgestellt, nicht so klein und unscheinbar. Aber man hatte dieses Grab erst später errichtet. Die oder besser irgendwelche Knochen wurden in einer alten nicht mehr vorhandenen Kirche nebenan gefunden und man hat einfach festgelegt, dass dies jetzt Leonardo ist. Und nun hatte man auch etwas, damit die Besucher Eintritt für das Schloss zahlen. Dafür hatte man dann extra diese Kapelle gebaut. Ob das wirklich Leonardo ist, weiß man bis heute nicht.
In dem Schloss selbst waren ständig in jedem Raum irgendwelche Führungen. Das war total nervig. Man konnte sich kaum auf die Ansagen des Audioguides konzentrieren. Und obwohl die Burg so klein war, die wenigen Zimmer zu betrachten dauerte ewig, weil immer wieder eine Führung die Foto-Sicht behinderte.
Anschließend ging es in den Garten. Der war auch relativ klein. Schließlich war er auf dem erhöhten Burggelände und da war die Möglichkeit der Ausbreitung nicht so groß. Amerikanische Teenager breiteten sich nun hier aus, nachdem sie ihren Führer abgeschüttelt hatten. Oder sie hatten einfach nur Freigang. Hier in der Burg konnten sie ja schlecht verloren gehen. Da konnte man die Leine länger lassen.
Wir liefen anschließend weiter zum Chateau de Clos Luce, wo Leonardo die letzten 3 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Deshalb war er auch in diesem Ort beerdigt. Was man so alles neu lernt, wenn man verreist. Die Serie Da Vinci‘s Demons hatte man vorher, also bevor sein Tod behandelt wurde, abgesetzt. So war mir sein Ende nicht bekannt.
Im Chateau gab es ein paar Räume, die im Stile Da Vinci’s eingerichtet waren und man hatte seine Werkstatt nachgestellt. Im Keller waren Nachbauten von einigen seiner Erfindungen. Wenn man sich darauf einließ, war das recht interessant.
Im Garten gab es ein kleines Restaurant und seltsamerweise war hier das Omelette billiger als im Restaurant außerhalb des Schlosses. Also haben wir gleich hier gegessen. Die Atmosphäre war auch schöner. Die Kellnerin war so überlastet, dass sie die ganze Zeit gerannt ist. Das ist schon ungewöhnlich, trägt es dich nicht gerade zur entspannten Stimmung eines Restaurants bei. Aber mir ist das lieber als wenn man stundenlang auf einen Kellner warten muss. Und zur schlanken Linie trägt es auch bei, also der der Kellnerin, nicht des Gastes. Der isst immer noch Crêpes mit Nutella.
Frisch gestärkt ging es durch den Park. Dieser war sehr groß, aber auch lohnenswert, da man hier große Modelle von Leonardos Erfindungen am Weg verteilt hatte. Viele konnte man ausprobieren und bei manchen konnte man eine Erklärung per Lautsprecher abspielen, sogar in Deutsch. Eine französische Schulklasse saß gerade vor so einem Objekt mit Tonansage um der Lehrerin zu lauschen und ich konnte es mir nicht verkneifen diese mit einer deutschen Ansage zu beschallen. Das war die Rache für so viele blockierte Momente in den Schlössern.
Wir hatten nun das Chateau Gaillard als nächste Besuchsoption, wussten aber nicht ob es etwas taugt. Es war nur auf Hinweisschildern angezeigt und nicht im Reiseführer beschrieben. Gabi wollte im Internet nachsehen, aber der Empfang war einfach zu schlecht. Was nützt eine Europa-Flatline, wenn sie einfach zu flat ist.
Ich habe dann einfach beschlossen, dass wir hingehen und das Schloss besichtigen. Das Ganze stellte sich, wie sollte es anders sein, als Garten mit Schloss heraus. Der erste Stock war scheinbar noch bewohnt und nicht zugänglich. Die Zimmer im unteren Geschoss sahen dann so aus, als wenn abends die Absperrungen weggeräumt und die Zimmer einfach mitbenutzt wurden.
Auf dem Rückweg ging es zur Kirche Saint Florentin. Bernardo wollte unbedingt durch die überfüllte alte Fußgängerzone. Ich aber nicht, weil mein Weg der direkte war. Anschließend wollte ich noch schnell zur Kirche Saint Denis, weil Saint Florentin so enttäuschend war. Gabi hatte aber Schmerzen und wollte nicht. Laut meinem Routenplaner waren das 5 Minuten zu Fuß und so verabredeten wir uns in 20 Minuten am Auto. Das müsste reichen.
So beeilte ich mich und erreichte, dann doch die volle Fußgängerzone durchquerend, pünktlich die Kirche. Ich machte die Tür auf und auch gleich wieder zu. Was ich erblickte war ein schwarzer Pfarrer und eine Hochzeit. Jetzt ratet mal weswegen ich die Tür so schnell wieder zu gemacht hatte. Das erklärte aber auch die vielen teuren Autos vor der Tür. Die waren irgendwie ein Hinweisschild, bitte nicht stören, Hochzeit! Ich war es nur nicht gewohnt so etwas zu deuten. Hochzeiten sind mir fremd.
Ich ging zum Auto zurück und konnte auf dem Weg noch den Max Ernst Brunnen fotografieren. Am Schluss war ich 4 Minuten zu früh, dem vermissten Kirchenbesuch oder besser der Hochzeit sei Dank. Ein junger Kerl saß in der Nähe des Autos und rauchte einen Joint. Ich hingegen ging noch einmal in die nebenstehenden Büsche, denn das bot sich an. Einen Joint bot mir der junge Kerl nicht an. Inzwischen waren auch Gabi und Bernardo da, 10 Minuten zu spät. Sie hatten noch, wohl unter Schmerzen, einen Kochtopf gekauft. Gut dass der Kofferraum nicht voll war. Nächster Einkauf: Einen Anhänger.
Mein Plan war heute Abend die Folge von Sherlock im Fernsehen zu sehen, die ich zu Hause verpasst hatte. Also eigentlich nur die letzten 30 Minuten. Zufällig hatten wir den Sender ARD One im Hotel und da lief der Film heute Abend in Wiederholung. Inzwischen war es 17:50 Uhr und wir wollten noch Lebensmittel einkaufen. Da wurde die Zeit langsam knapp.
Morgen sollte es nach Tours gehen, unserer letzten Hotelstation. Bernardo wollte dorthin unbedingt über die Landstraße, also am Fluss entlang, fahren, wegen der Aussicht. Jetzt waren wir schon zweimal genau diese Strecke gefahren, nur nicht ganz so weit. Und ich denke nicht, dass die Aussicht morgen besser werden wird. Auch nicht auf den wenigen Kilometern, die ich noch nicht kannte. Ich war mehr für die Autobahn, denn das ging weitaus schneller. Laut meinem Navi nur 35 Minuten, während die Fahrt am Fluss mit 75 Minuten Landstraße angegeben war. Und am Schluss tuckern wir hinter einem langsamen Auto oder LKW hinterher. Das kann ja super werden.
Gabi fuhr kurz vor dem Parkhaus in Blois an der Ausfahrt vorbei und so lenkte uns das Navi zur Kirche Saint Nicolas und von da zur Hauptstraße direkt in einen Stau plus Umweg. Gabi meinte, das wäre die Ecke, wo wir damals das Bier getrunken hätten und wir uns gewundert hatten, dass hier so viele Autos fuhren. Ich meinte ich könnte das erklären mit den vielen Autos. Die könnten alle das Navi nicht lesen. Das fand sie nicht lustig.
Aus Zeitmangel, ich sag nur Sherlock, gingen wir direkt zum Hotel aufs Zimmer, holten unsere Einkaufstaschen und liefen zum Supermarkt. Mit all dem Erworbenen gingen wir dann wieder zum Chinesen. Der hatte uns auch gleich wiedererkannt, was auch sonst. Die deutschen Randalebrüder fallen halt immer auf. Ich bestellte außerhalb der Karte einen Gemüseteller. Auf Soja hatte ich keine Lust mehr. Man muss nur nachfragen, dann geht auch so was.
Beim Essen hatten wir unseren ersten (und letzten) kleineren Streit. Es ging natürlich um die Fahrt morgen. Bernardo wollte wieder um 9 Uhr losfahren. Ich fand das wäre zu spät, wenn wir die Landstraße nehmen wollten. Da Bernardo sein Schlaf heilig ist, geriet er in Rage. Von wegen Urlaub. Gabi meinte, sie müsste sich einmal erholen. Nun gut, aber wenn wir uns erst um 9 Uhr treffen wollen, müssten wir ja zuerst das Auto holen, die Zimmer bezahlen und dann wollten wir in Tours noch eine Städte-Tour(s) machen. Intern rechnete ich mit 11 Uhr ankommen. Dann musste man erst einmal einen Parkplatz in der Innenstadt finden. Und dann noch eine komplette Städte-Tours mit Museum? Plötzlich meinte man, es wäre ja nur wenig Programm und man bräuchte nicht so viel Zeit in Tours. Heute Mittag, auf der Rückfahrt im Auto, meinte man noch es gäbe in Tours viel zu sehen. Ich hatte dann keine Lust mehr zu diskutieren. Ich nahm mir auch vor kein „Hab ich doch gesagt“ einzuwerfen, wenn meine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Wir einigten uns dann darauf, uns um 8:45 Uhr zu treffen und um 9 Uhr los zu fahren. Mal sehen, ob das klappt.
Es war inzwischen 21:05 Uhr und langsam wurde es Zeit für Sherlock (obwohl ich wie gesagt nur die letzten 30 Minuten sehen musste). Und gerade jetzt kam der Kellner nicht zum Bezahlen, weil so viel los war. Jedes Lokal, dass wir besucht hatten, war plötzlich ein Kassenmagnet. Ob das an uns lag?
Ich bin dann schon mal vorgegangen, so dass ich endlich das Ende des Films gesehen habe. Der Gärtner war der Mörder. Ich war dann noch bis 2 Uhr im Internet unterwegs. Nicht weil es so viel zu entdecken gab, sondern weil die Internet-Verbindung so langsam war.
8. Tag - Ölkrise
Ich war überpünktlich um 8:35 Uhr an der Rezeption. Gabi und Bernardo kamen mir gerade entgegen. Sie hatten sich noch einen Kaffee in der Bar an der Ecke genehmigt. Die Fahrt über die Landstraße könnte lang werden. Da muss man wach bleiben. Anschließend holten Sie das Auto und waren nur 5 Minuten zu spät. Respekt! Wahrscheinlich sind sie schon um 5 Uhr aufgestanden um nicht zu spät zu kommen.
Trotz Aussichtsbedarf fuhr Bernardo dann doch über die Autobahn. Kurz vor der Auffahrt leuchtete plötzlich im Autodisplay auf, dass Öl aufgefüllt werden müsste. Jetzt war das schon etwas ungewöhnlich bei einem kaum ein Jahr alten Auto. Also entweder hatte man bei der Auslieferung am Öl gespart und man hatte nur das Minimum mitgeliefert, um Geld zu sparen oder es lag ein Defekt vor und das Auto verlor wirklich das kostbare Nass.
Wir fuhren auf den ersten Parkplatz, der auf der Autobahn kam, und prüften die Füllmenge. Die Anzeige zeigte kurz über Minimum an. Das ließ beide Optionen offen. Ich schaute auf meinem Navi nach und die nächste Tank- und Raststelle, wo man Motoröl erwerben konnte, war 30 Minuten entfernt, also kurz vor Tours. Zum Glück sind wir doch die Autobahn gefahren. Man stelle sich vor, wir hätten die Aussichtstour über die Landstraße gemacht. Es war heute Sonntag und wir hätten von Dorf zu Dorf fahren müssen, um eine offene Tankstelle zu finden. Und zwar so eine die nicht nur per Kartenzahlung funktioniert, sondern ein menschliches Kassensystem hat.
Wir fuhren also an der Tankstelle raus und kauften erst einmal eine Flasche Motoröl. Die Kasse zeigte 60 Euro und ich bekam einen gehörigen Schock. Allerdings war das die Anzeige vom Vorkunden. Unser Öl kostete „nur“ 18,50 Euro. Dafür war die Toilette wie auf dem Rummel in einem Container untergebracht, aber im Gegensatz dazu kostenlos. Bei den Öl- Preisen hätte ich ein Klo aus Marmor erwartet. Aber wahrscheinlich war der Bedarf an Motoröl nicht so groß hier, als dass es dafür gereicht hätte. Ich hätte mal das Verfallsdatum prüfen sollen, um zu sehen, wie lange das Öl schon im Regal verstaubt. Wir füllten erst einmal 250 ml auf und hoben den Rest auf, falls es doch ein Leck gab.
In Tours steuerten wir den ersten Parkplatz an und wieder erwischten wir die falsche Abfahrt. Dadurch fuhren wir mal wieder einen riesen Umweg. Aber das war jetzt auch egal. Die Ölkrise hatte uns schon genug Zeit gekostet und hier gab es ja sowieso nichts zu sehen.
Als wir endlich auf dem Parkplatz ankamen, entdeckten wir ein Sonderschild, dass zwischen 9 Uhr und 11 Uhr heute hier Halteverbot sei. Einen Grund konnte man auf dem Schild nicht erkennen. Jetzt war es 10:20 Uhr und da wir am Abend unser Auto brauchten, fuhren wir sicherheitshalber zum nächsten Parkplatz. Dieser war auch am Ufer gelegen, kostenlos und lag noch günstiger zur Innenstadt.
Da die Kathedrale mit einer Kommunionsfeier belegt war, gingen wir zuerst ins Museum des Beaux Arts. Hier gab es eine nette Ausstellung von vor allem französischer Kunst aller Epochen, bevorzugt Gemälde. Darunter auch ein Monet, den ich eigentlich nicht erwartet hatte, denn ich hatte schon so viele in anderen Museen gesehen. Aber wann immer man es nicht erwartet, taucht doch noch einer auf. Also entweder war das der fleißigste Maler, den ich je gesehen habe, oder der am meisten gefälschte. Da das Museum im alten Bischofspalast untergebracht war, waren auch die Räume selbst eine Betrachtung wert, vor allem, weil man sie mit alten Möbeln bestückt hatte.
Wie üblich, wenn man leichtfertig Fotografieren erlaubte, fotografierte ich alle, ja wirklich alle Bilder und Kunstgegenstände. Eine Aufpasserin bemerkte das und fragte mich in Französisch warum ich nicht auch die Schilder mit den Bild-Titeln und den Namen der Maler fotografieren würde. Ich erklärte ihr in perfektem Hände und Füße-Französisch, das dies einfach mein Hobby wäre. Bilder fotografieren. Sie meinte daraufhin ihr Hobby wäre irgendwas mit „Animals“. Da war ich doch froh, dass ich kein Französisch konnte und somit keine Details verstanden hatte.
In der Kathedrale war immer noch Kommunion und so gingen wir erst einmal zum Schloss. Dieses war heutzutage das Museum für moderne Kunst und es wurden nur Wechselausstellungen gezeigt. Die Aktuelle war gerade zu Ende und eine neue war noch nicht aufgebaut. Aber rein wollte ich sowieso nicht. Ein Foto von außen sollte reichen.
Wir gingen zurück zur Kathedrale und das Kirchenfest war gerade fertig. So hatten wir die Gelegenheit die schönen Kirchenfenster und das Grab zweier Kinder von Karl des Achten zu bestaunen. Wir gingen anschließend durch die Altstadt. Hier fand gerade (oder immer) ein Bücher-Flohmarkt statt. Leider waren alle Bücher auf Französisch, denn es lagen ein paar interessante Comics herum.
Zum Essen wählten wir einen Syrer. Also wieder, nicht Kannibalismus, ein syrisches Restaurant. Der Kellner war zum Glück nicht auf der Flucht, aber ich überlegte kurz vor der Rechnung zu fliehen. Das sollte der Kellner doch gewohnt sein, dass Gäste plötzlich weg waren und in Deutschland wieder auftauchen.
Wir liefen weiter zu einem Platz mit vielen alten Gebäuden, die aber durch die Bäume und die Enge des Platzes im Prinzip unfotografierbar waren. Nächster Punkt war die freistehende übriggebliebene Fassade eines Gebäudes, ähnlich wie in Macao die berühmte Kirchenfassade. Nur durch Zufall fanden wir diese und den davor platzierten Brunnen. Die Kirche Eglise Saint-Julien hatte geschlossen. Im direkt angrenzenden ehemaligen Kloster war heutzutage das Handwerksmuseum untergebracht. Das fand ich aber nicht so interessant, als dass man es hätte besuchen müssen.
Das Hotel Gouin beherbergte wohl früher einmal das Archäologische Museum, zumindest laut Reiseführer und Wegweiser auf der Straße. Allerdings war heutzutage dort zeitgenössische Kunst auf mehreren Etagen ausgestellt. Zum Glück war der Eintritt frei. So konnte man wenigstens ohne schlechtes Gewissen die Kunst ignorieren und die Räume inspizieren.
Wir landeten am Place Plumereau, wo man die alten Häuser zur Sensation zählte. Hier waren weniger Bäume und der Platz war auch größer dimensioniert, so dass Fotos möglich waren. Wir gingen weiter durch die Altstadt zu den beiden übriggebliebenen Türmen der alten Kirche St. Martin. Ja, der St. Martin, der seinen Mantel geteilt hatte und zu dessen Ehren man Laternen opferte. In der neuen Kirche nebenan waren seine Gebeine aufgebart oder zumindest seine gefälschten Reliquien. Ich fotografierte diese ausführlich und spendete dafür 1 Euro in Form einer Kerze. Ich nenne dies moderner Ablasshandel. Kerze gegen Foto.
Wir gingen zurück zum Place Plumereau, wo wir uns in ein Cafe setzten und ein Bier tranken. Also ich trank lieber eine Pepsi Max, weil ich mit dem Alkohol sparsam sein wollte. Lieber abends die Hucke voll saufen. Anschließend gingen wir zurück zum Auto und kontrollierten erst einmal den Ölstand. Ich hatte schon Angst, dass wir zu viel eingefüllt hatten, aber scheinbar war alles in Ordnung.
Wir fuhren zu unserem neuen Hotel. Dies lag in einem Industriegebiet im Süden der Stadt, ungefähr 20 Minuten Autofahrt entfernt. Der Rezeptionist war super geschwätzig. Das war kein Wunder, denn er hatte sicherlich nicht viel Unterhaltung. Hier im Industriegebiet war weit und breit nichts. Ich bekam ein kleines Zimmer im Container, aber das war in Ordnung und ausreichend. Nur eine Klimaanlage gab es nicht. Und bei meinem Glücksjahr war es der heißeste Sommer, den Frankreich je erlebt hatte. Da wir hier bis zum Ende des Urlaubs verweilen wollten, packte ich gleich meine komplette Tasche aus. Das war nicht so einfach bei 4 vorhandenen Kleiderbügeln und einem kleinen Regalbrett.
Auf unsere Nachfrage nach einer Essensmöglichkeit hatte der Rezeptionist uns die Adresse eines Italieners mit Rabattangebot gegeben. Seltsamerweise lag ein Auszug aus dem Menü dieses Italieners auch auf jedem Zimmer. Ich witterte Korruption und Mafia. Daraufhin schaute ich mir das komplette Menü im Internet an und fand nichts, was mich zum Besuch dieses Verbrecherladens bewegen könnte. Nach einiger weiteren Recherche im Internet fand ich die Taverne Karlsbräu. Hier fuhren wir dann auch hin. Und neben dem benannten Bier gab es dort auch super Seafood. Jetzt nicht gerade für mich, aber meine Mitstreiter genossen diese ausgiebig. Gabi war am Schluss sauer, weil sie meinte wir wären wieder einmal zu laut. Zur Strafe musste sie die Rechnung zahlen. Natürlich nicht, sie tat es freiwillig aufgrund ihres vor kurzem stattgefundenen Geburtstages.
9. Tag - Auf der Jagd
Ich ging am Morgen mit meinem Handy bis in den Frühstücksraum, weil die Geschwindigkeit der Internetverbindung nicht erträglich war. Aber auf dem ganzen Gelände war im Moment kein schneller Empfang zu bekommen. Im Frühstücksraum traf ich Gabi und Bernardo, die hier ihre Mahlzeit eingenommen hatten. Allerdings hatte das Buffet wenig Diabetikerfreundliches zu bieten und so gab es für 6 Euro Zusatzgebühr nur Joghurt.
Um 9 Uhr ging es wieder los. Als ich mit Gabi auf Bernardo wartete, bemerkten wir, dass das Auto mitten in der Morgensonne stand und entsprechend aufgeheizt war. Nach Beobachtung des Schattenwurfs paldoverte ich mit Gabi aus, wo das Auto stehen müsste, damit dies morgens nicht der Fall war. Es gab nämlich ein hohes und ein niedriges Gebäude. Wenn man nun auf der Seite des hohen Gebäudes parkte, war man im Schatten. Deshalb wollten wir am Abend entsprechend das Auto abstellen. Allerdings missfiel dies Bernardo und so platzierte er es abends falsch. Einspruch nutzlos.
Heute ging es zum Chateau Chenonceau. Während der 30-minütigen Autobahnfahrt fanden wir ein Ersatzschloss für das ursprünglich zusätzlich geplante. Das Schloss, zu dem wir eigentlich danach fahren wollten, stellte sich als zu weit entfernt heraus und musste gewechselt werden.
Als wir ankamen meinte Gabi stolz, sie hätte heute einmal nicht die Ausfahrt im Kreisel verpasst. Daraufhin fuhr sie prompt an der Parkplatzeinfahrt vorbei. Und beim Zurücksetzten hätte sie beinah noch ein Auto mitgenommen. Ich sage nur selbsterfüllende Prophezeiungen.
Ich holte mir einen Audioguide ab, um dann, nachdem ich Saal 1 bis 4 bereits abgehört hatte, in Saal 5 von Gabi darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass im Audioguide die kurze Tour eingestellt war. Die lange Tour hatte doppelt so viel Text. Die wollten einen wohl in der Hälfte der Zeit wieder loswerden und stellten so immer nur die Fast Food-Version ein. Das war ganz klasse, denn jetzt musste ich die ersten 5 Räume noch einmal komplett von vorne hören und durchlaufen. Naja, mein Arzt hat gesagt ich brauche mehr Bewegung. Allerdings war ich der Meinung, dass ich schon genug gelaufen wäre und so setzte ich mich in die Galerie und hörte die ersten 5 Räume am Stück. Erinnern konnte ich mich ja noch an diese, so schlimm war mein Alzheimer dann doch nicht.
Im Erdgeschoss und im ersten Stock waren jeweils 4 Räume zu besichtigen. Es waren extrem viele Besucher hier im Schloss. Ich konnte nicht verstehen warum. Von außen war das Schloss ja ganz schön, aber innen waren die Räume alle nur als Schlafzimmer dekoriert. Das war schon recht eintönig. Zum Glück wurde das Schloss nicht auch noch zusätzlich von Gruppen oder Schulklassen besucht. Es war auch ohne diese schon unerträglich voll. Selbst Bernardo regte sich auf, dass ihm ständig jemand ins Bild laufen würde. Im ersten Stock war dann meine erste SD Karte von der Kamera voll. Stolze 6000 Bilder hatten darauf gepasst.
Im ersten Stock der Galerie war die sogenannte Schatzkammer. Das war mehr Kammer als Schatz. Es war weniger ausgestellt als man aufgrund des Namens „Kammer“ annehmen konnte. Und die Qualität der Schätze ließ auch zu wünschen übrig.
Wir gingen nach dem Schlossbesuch durch die Gärten und dann zum Mittagessen ins Schnellrestaurant. Ich stellte mich an der Schlange an, nahm aber kein Tablett mit, da ich erst einmal prüfen wollte, was es so vegetarisches gab. Es gab einen kleinen Salat mit Tomate und Mozzarella für 7 Euro. Und da ich kein Tablett hatte bekam ich an der Kasse auch keine Serviette.
Neben uns am Tisch saß eine amerikanische Reisegruppe und trank ihr selbst mitgebrachtes Bier. So blockierten sie zwei Tische, während zahlende Gäste vergeblich mit ihren Tabletts herumstanden und einen Tisch suchten. Amerikaner in Frankreich, kein Benehmen. Aber die Franzosen sind ja selbst schuld. Hätten sie die Amis nicht 1941 um Hilfe gerufen, hätten sie jetzt Ruhe vor ihnen.
Es ging weiter zum ansässigen Bauernhof. Bernardo suchte auf dem Weg dorthin verzweifelt das Wachsfiguren Museum. Aber das gab es nicht. Dafür hielt er sich dann stundenlang in einem Raum mit Krankenhausbetten aus dem ersten Weltkrieg auf. Also entweder hatte er das verwechselt oder er brauchte einfach eine Ersatzdroge fürs Museum.
Im Bauernhof gab es mal wieder, ja richtig, eine Kutschenausstellung. Zusätzlich existierten auf dem Gelände noch ein Blumengarten, den ich mehr im Eiltempo durchschritt, und eine Eselswiese, die mich schon mehr interessierte. Verwandtschaft halt.
Die Esel standen alle in einem Stall auf der anderen Seite der Wiese. Ich fragte mich langsam auf welcher Seite eigentlich die echten Esel standen. Als ich das laut kund tat, fragte Bernardo, ob denn auf dieser Seite auch noch ein Stall mit Eseln wäre. Frage beantwortet.
Anschließend besuchten wir das sogenannte Labyrinth. Das war aber den Namen nicht wert, denn es war ganz einfach zu durchqueren. Dahinter standen noch ein paar Säulen im Weg rum. Das war es dann auch schon. So verließen wir die Anlage, oder besser gesagt ich, denn Bernardo verbrachte noch etwas längere Zeit im Souvenirshop. Ich wartete solange draußen. Ein deutsches älteres Pärchen verzweifelte hier an den Ticketautomaten, da diese nur Englisch und Französisch beherrschten. Beides konnten die Senioren nicht. Hätte ich ihnen einmal verraten, dass es innen „normale“ Ticketschalter gab mit freundlichen Damen, die einen gerne bedienten und auch noch unterbesucht waren. Es standen ja alle an den Kassenautomaten außen und versuchten dort das Ticket zu lösen. Kann ich hässlich sein.
Wir fuhren dann zu unserem Ersatzschloss, dem Schloss von Montpoupon. Das Navi zeigte uns wieder einmal eine seltsame Stracke an. Aber das waren wir ja inzwischen gewöhnt. Das kommt davon, wenn man ein holländisches Navi in ein französisches Auto einbaut.
An der Kasse fragte mich der Kassierer, warum wir denn gerade dieses Schloss besuchen würden und ich sagte wahrheitsgemäß, dass dieses das naheliegenste Schloss zu dem von Chenonceau war. Das hat ihn dann ein wenig enttäuscht. Da hatte er wahrscheinlich mehr erwartet. Er drückte mir trotzdem eine Beschreibung des Schlosses in Deutsch in die Hand und los ging es.
Als Bernardo sein erstes Foto gemacht hatte, war sein Akku leer. Der Akku seiner zweiten Kamera war ebenfalls bereits leer. Und die Ersatzakkus waren nicht aufgeladen. Aus diesem Grund habe ich immer neun geladene Ersatzakkus dabei. Bernardo war dann etwas sauer, weil er keine Fotos mehr machen konnte. Wir besichtigten zuerst den allen stehenden Turm mit einer Kapelle im Dach. Dann gingen wir ins Schloss.
Ich merkte, dass Bernardo immer übler gelaunt wurde. Besonders als er all die Wappen an der Wand sah, die er nicht ablichten und nach Hause tragen konnte. Da fiel mir ein, dass ich ja meine Ersatzkamera dabei hatte. Und da ich alles mindestens 5-fach in Kopie mit hatte, konnte ich ihm eine komplette Fotoausrüstung zusammen basteln. Ich hoffte nur, dass meine eigene Kamera nicht ausfiel. Als ich ihm dann die Kamera gab, war er wieder zufrieden. Tag gerettet.
Die Zimmer waren sehr liebevoll eingerichtet. Der Besitzer hatte auch noch lange im Schloss gewohnt. Erst 2003 hatte er es als Museum freigegeben, wohl wieder einmal um die Kasse aufzufüllen. Ich meinte dann zu Gabi, dass dies der Grund war, dass das Schloss nicht in ihrem Reiseführer stand. Ihre Ausgabe wäre einfach zu alt.
Gabi wollte dann den Wanderweg nicht mitmachen. Dabei waren das nur 30 Minuten. Vielleicht war das auch nur wegen meiner Bemerkung über den Reiseführer. Ich verzichtete dann auch, denn alleine wollte ich nicht gehen. Am Schluss hätte ich mich noch verlaufen.
Die angeschlossenen Stallungen waren zu einem Jagdmuseum ausgebaut worden. Ich habe selten so viel Zeug über ein einzelnes Thema gesehen. Da denkt man sich, was kann man denn schon über Jagd ausstellen? Tote Füchse vielleicht. Aber hier waren eine komplette Sattlerei, Bilder und Postkarten, Hunde und Wölfe, Sattel, Uniformen und, und, und ausgestellt. Es wollte gar kein Ende nehmen. Wie so oft war aber das Ende dann doch wieder im Weinkeller.
An der Kasse war ein winziges Regal aufgebaut mit Souvenirs und Bernardo musste unbedingt hier ein Feuerzeug kaufen. Er kommt einfach nicht an Souvenirshops vorbei.
Wir fuhren zu unserem Hotel zurück. Vorher wollten wir noch in unserem Gewerbegebiet einen Supermarkt suchen oder besser aufsuchen. Wir sind aber nur verzweifelt hin und her gegurkt, auch weil wir nicht die typischen französischen Supermarktnamen kannten. Erst fanden wir einen Baumarkt, doch der half uns nicht weiter. Dann fanden wir in einer Seitenstraße einen Bio-Supermarkt. Der hatte zwar überteuerte Pumpernickel, aber keine Cola oder vernünftiges Obst. Also fuhren wir dann zu Lidl, der direkt an der Hauptstraße lag, den wir aber eigentlich meiden wollten. Obwohl dieser wenig Qualität versprach, war es wenigstens ein Supermarkt.
Der Lidl hier war etwas teurer als in Deutschland. Aber hier war ja alles etwas teurer, so hatte man sich wohl einfach angepasst. Hätte ich auch so gemacht, wenn man mehr Gewinn machen kann. Dafür war der Laden aber auch komplett leer. In Frankreich steht man mehr auf Qualität statt auf Preise.
Es gab hier kein Vollkornbrot, aber zum Glück hatte ich schon welches im Biomarkt mitgenommen. Auch hatte er keine Cola Zero, nur normale Cola. So musste ich die nächsten Tage Pepsi Max trinken. An der Kasse stand nur ein Mann vor mir, aber dieser schwätzte stundenlang mit der Kassiererin. Diese bemühte sich dann auch noch extrem langsam zu sein. Sie schien das Prinzip eines Discounters noch nicht verstanden zu haben. Ich glaube Frankreich und Discounter werden nie zusammenpassen.
Im Hotel zurück ging das Internet wieder richtig schlecht. Selbst vor der Tür oder an der Rezeption gab es kaum Empfang. Streamen war absolut unmöglich, Internetseiten wurden ganz langsam aufgebaut. Zum Essen gingen wir zu Enlai, einem All-you can-eat Wok-Restaurant. Für 17,50 € konnte man sich am Buffet bedienen so viel man wollte. Ich nahm dann zweimal Salatteller, einmal Beilagen-Gemüse und ließ mir dann noch vom Wok-Koch Gemüse braten. Den Nachtisch musste ich halb stehen lassen. Mir war so schlecht, dass ich fast auf den Tisch gekotzt hätte. Aber vorsichtiges Rülpsen half. So konnte ich wenigstens gefahrlos den Heimweg antreten ohne zwischendurch in die nicht vorhandenen Büsche zu gehen.
Im Hotelzimmer war dann später doch noch Streamen möglich. Das ganze Hotel war voll mit Handwerkern, die mit nacktem Oberkörper auf dem Balkon saßen. Vielleicht hat einer von denen das Internet repariert.
10. Tag - Turmsüchtig
Heute verfuhr sich Bernardo schon gleich am ersten Kreisel. Warum dafür unnötige Zeit verschwenden. Am Schluss kamen wir dann doch am Schloss von Azay-le-Rideau an. Allerdings hatte das Schloss wegen Renovierung geschlossen und dies, ja genau, seit gestern, also dem Tag vor unserem Besuchsversuch. Es blieb nichts anderes übrig als einmal um das Schloss herum zu gehen und es von außen zu fotografieren. Alternativ hätten wir noch einbrechen können. Viel konnten sie ja in der kurzen Zeit noch nicht weggeräumt haben. Da es aber keinen Audioguide gab, sah ich davon ab.
Also versuchten wir es im Chateau de l’Islette. Dies war ein Privatschloss. Also mir war es schon fast zu Privat. Die Familie wohnte 7 Monate im Jahr im Schloss und danach besuchten die Touristen Schlafzimmer, Bad und Küche. Aber alles modern, so wie man es mag, wenn man darin wohnen muss. Und wenn ich die Toilette gefunden hätte, wäre ich auch noch drauf gegangen. Alles perfekt und teuer eingerichtet. Selbst die privaten Fotos hatte man in der Küche belassen. Nur das WLAN war Passwort geschützt. In der Eingangshalle waren einige Briefe und Zeichnungen von Rodin ausgestellt. Dieser hatte sich hier wohl einige Male mit seiner Geliebten vergnügt. Das Schloss wurde damals als Hotel vermietet (oder Zimmer davon). Und da das Schloss (und seine Geliebte) ihm so gut gefiel, verbrachte er die Ferien hier.
Als wir zurück zum Auto kamen, war der Parkplatz voll mit Autos. Die Insassen saßen alle hinter ihrem Auto auf Klappsitzen und bedienten sich aus Kühltaschen. Jetzt gab es extra einen Picknickbereich im Schlossgelände. Und wahrscheinlich wollten auch alle diesen aufsuchen, was aber an den hohen Eintrittspreisen scheiterte. Oder an den fehlenden Klappstühlen.
Wir fuhren weiter zum Schloss Usse. Endlich wieder Audioguide statt eingeschweißter Beschreibung. Das Schloss war relativ groß und wieder in Privatbesitz. Entsprechend teuer war auch der Eintritt.
Es gab ein paar Räume im Erdgeschoss, die mit Schaufensterfiguren bestückt waren. Diese hatte man mit Klamotten aus dem 19. Jahrhundert bestückt. Eine kleine Gruppe Spanierinnen rannte ständig vor meiner Kamera hin und her. Allerdings waren diese nicht nur von der Anzahl, sondern auch von der Körpergröße so klein, dass sie jedes Mal unter meiner Kamera hindurch liefen. Somit hatte ich immer freie Schussbahn.
Über den Turm kam man anschließend zum Wehrgang und den Dachstuhl. Unterwegs hatte man kleine Kammern eingerichtet, in denen, wieder mit Schaufensterfiguren, die Geschichte von Dornröschen nachgestellt wurde. Angeblich war der Autor der Geschichte von dem Schloss inspiriert worden. Eventuell nicht vom Schloss selbst, vielleicht ist er hier nur ständig vor Langeweile eingeschlafen. Ich persönlich denke man hat nur einen Vorwand gesucht, um mehr Touristen zum Geben von Eintrittsgeld zu veranlassen. So kann man auch einen Grund (er-)finden.
Ich ging anschließend durch den Garten. Allerdings war es so heiß, dass dies eine richtige Qual war, zudem der Garten noch in mehreren Ebenen angelegt war. Trotzdem nahm ich auch noch die Orangerie mit, die heutzutage, und speziell im Sommer, vor allem als Schuppen für Gartengeräte benutzt wird.
Ich besuchte dann die Kirche und traf dort Bernardo und Gabi wieder. Fast zeitgleich gingen wir danach in die Grotten, die ehemals als Weinlager, heutzutage aber mehr als Kühlschrank dienten, denn sie waren angenehm kühl. Nachdem ich mich erst einmal abgekühlt hatte, ging ich zum Nebengebäude, wo eine Sattlerei und, natürlich, wieder Kutschen ausgestellt wurden. Also auf Kutschen scheinen die Franzosen zu stehen. Oder die können einfach keine Kutschen wegwerfen und denken, dann zeigen wir die halt Touristen. Der Kerker war dann ganz enttäuschend. Aber da ein Kerker immer zieht, hat man wohl ein entsprechendes Schild an einen normalen Kellerraum angebracht und drei Striche in die Wand geritzt. Siehe Dornröschen.
Als ich zum Ausgang kam hatte Bernardo schon den Souvenirshop leer geräumt. Wir aßen dann vor dem Schloss in einer Art Kiosk. Allerdings gab es nur Salat mit Ziegenkäse oder Fleisch. Also entschied ich mich für die Gemüsesuppe. Diese schien nicht so oft nachgefragt zu werden, denn Sie bestand nur aus Kürbis und war komplett flüssig, also ohne Stücke. Und das für 6 Euro. Die Cola Zero kam dann im Glas. Ich hoffte, dass keine Verwechselung passiert war. Am Etikett konnte man ja nicht erkennen, ob es wirklich Cola ohne Zucker war. Eine ältere Frau ging während wir aßen auf die Toilette und sperrte sich versehentlich ein. Vielleicht klemmte auch nur die Tür. Auf jeden Fall hatte sie (Achtung! Wortwitz!) eine Scheiß-Angst.
Letzter Besichtigungspunkt für heute sollte das Schloss von Chinon sein. Allerdings konnten wir das Schloss in dem Ort nicht finden. Es gab laut Stadtplan nur eine Festung. Wir beschlossen also erst einmal in die Festung zu gehen und uns diese anzusehen. Wir fragten an der Kasse nach dem Schloss und dort meinte man, dass das Schloss in der Festung wäre. Nun gut, wieder Zeit gespart, zwei Fliegen auf einen Streich.
Das Schloss selbst war dann ziemlich enttäuschend. Es gab keine Möbel zu sehen, alles war ziemlich blank gehalten. In ein paar Räumen war eine pseudo Multimedia Installation. In einem weiteren Raum wurde Krimskrams mit dem Thema Jean d’Arc ausgestellt und in einem anderen Raum gab es noch ein paar Bilder von ihr. Laut Reiseführer sollte es noch eine Treppe geben, die sie betreten hatte und somit von den Einheimischen angebetet wurde. Allerdings gab es kein Hinweisschild auf so eine historische Sensation. Also fotografierte ich einfach alle Treppen. So war ich sicher, dass ich die Richtige auf jeden Fall auf Zelluloid, sorry, SD-Karte, hatte.
In der Außenanlage gab es 6 Türme. Allerdings ging es immer nur ein Stockwerk hoch, aber mindestens 4 Stockwerke in den Keller. Ich ließ es mir nicht nehmen, alle von oben bis unten, bis in den tiefsten Keller, zu erforschen. Natürlich war ich nach jedem Turmbesuch fix und fertig. Fahrstühle gab es nicht, nur unzählige Treppen. Aber ich war sogar auf dem Uhrturm und der war 5 Stockwerke hoch. Danach musste ich mich aber erst einmal im klimatisierten Souvenirshop abkühlen.
Der Weg nach Hause zeigte wieder einmal, dass das Navi im Auto nicht Frankreichtauglich war. Der angezeigte Weg war einfach nur ein riesen Umweg. Wir fuhren dann nach meinem Smartphone und das ging super. Notiz: Mein eigenes Navi zuhause unbedingt auf Frankreichtauglichkeit überprüfen.
Abends suchte ich dann ein Lokal im Internet, das meinen gehobenen Essensansprüchen genügte. Kein Fleisch und keine Kohlehydrate. Und was fand ich: einen Grill. Aber es gab ein vegetarisches Gemüsegericht, das ansprechend aussah.
Die Bedienung im Grill war wohl nur eine Praktikantin. Als Gabi noch aß, räumte diese schon mal unsere Teller weg und stellte die Rechnung auf den Tisch. Vegetarier kann man im Grill gar nicht schnell genug loswerden. Die versauen das ganze Image. Wir liefen anschließend noch etwas die Gegend ab, um Alternativen zu vorschnellen Bedienungen zu finden und fanden im nebenstehenden Einkaufszentrum einen riesen Supermarkt. Der hatte uns gerade noch gefehlt.
11. Tag - Die Loches
Heute sollte es nach Loches gehen. Der erste Parkplatz, den mein Navi anzeigte, war komplett voll, da auf demselben Platz heute ein Wochenmarkt stattfand. Den zweiten Parkplatz konnten wir nicht anfahren, weil ein Rentner mit seinem Auto quer auf der Straße stand und den Weg geradeaus leicht blockierte. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Bernardo ihm nicht in die Seite fahren wollte. So lernt der Rentner es nie. Und viel Zeit zum Lernen hat er ja nicht mehr.
Wir haben dann doch noch einen Parkplatz gefunden, obwohl mein Smartphone kein GPS Kontakt hatte und ich so blind war. Wir waren halt im (Achtung! Wortwitz!) GPS-Funk-Loches. Wir liefen vom Parkplatz zum Schloss und erwarben eine Kombi-Karte. Diese galt für das neue und das alte Schloss und für 2 Euro Aufpreis durfte man auch noch in das Museum Lansyer. Für insgesamt 10 Euro war das ein gutes Geschäft, fand ich zumindest.
Zumindest für das neue Schloss war das aber ein Trugschluss. Das Schloss war im Großen und Ganzen ernüchternd. In den Räumen waren irgendwelche modernen Installationen, die einem etwas beibringen wollten, was keiner wissen wollte, auch nicht Schulkinder. Aber die müssen das wohl wissen, sagt zumindest der Lehrer. Und die zahlen auch keine 10 Euro. Somit generieren sie keine Einnahmen und die teuren Installationen müssen wieder vom Steuerzahler oder Touristen gezahlt werden, der sie definitiv nicht sehen will.
Dafür stimmte dann auch die Broschüre mit den Beschreibungen der Räume nicht mehr, weil alles für die Installationen in andere Räume geräumt werden musste. Auch der Turm war nur ein Fake. Nach oben war dieser abgesperrt und nach unten war es der Notausgang. Nach den vielen Türmen gestern war ich schon ein wenig turmsüchtig.
Wir gingen anschließend ins Museum Lansyer, da dieses um 12:30 Uhr eine wohlverdiente Mittagspause machte. Lansyser war ein Maler in dessen Haus das Museum untergebracht war. Im Erdgeschoß befanden sich zwei Räume mit seinen Möbeln und Bildern. Ich muss gestehen, dass er erstaunlich gut gemalt hatte. Im oberen Stockwerk war eine Sonderausstellung mit moderner Kunst ausgestellt. Aber diese war auch nicht so schlecht. Also die 2 Euro Aufpreis hatten sich wirklich gelohnt.
Nun ging es endlich zum alten Schloss. Ich bin gleich hoch auf den Donjon. Dies war ein alter Wohnturm und ist nun entkernt, also es standen nur noch die Außenmauern. Das war wirklich nichts für meine Höhenangst, denn man hatte zur Belustigung freistehende Gitter an die Mauern angebracht, die man überqueren musste, wenn man in das nächste Stockwerk gelangen wollte. Aber ich muss stolz sagen, dass ich fast ganz oben gewesen war.
Im Nebengebäude wurde ein Käfig ausgestellt, in dem früher die Gefangenen gehalten wurden. Gabi meinte sie hätte da Kandidaten für Käfighaltung. Ich ging lieber den Turm Ludwig XI besteigen. Im Graffiti-Saal drückte ich erst einmal auf den Knopf für die Ansage, die hier zur Verfügung stand, um die Graffitis zu erklären. Die Ansage war so laut, dass ein Mit-Tourist, der sich zufällig oder vielleicht auch beabsichtigt mit mir im Raum aufhielt, fast einen Herzinfarkt bekommen hatte, als diese losging. Gelohnt hätte sich der Herzstillstand nicht, denn die Ansage und die Graffitis hatten doch wenig gemein. Beides passte irgendwie nicht zusammen.
Ich ging bis zur Terrasse hoch und dann bis ganz hinab in den Keller. Da kam wenigstens wieder ein bisschen Turmgefühl auf. Allerdings wurde das beim nächsten Turm wieder zu Nichte gemacht. Ich suchte verzweifelt den Martelet Turm, war er doch im Plan eingezeichnet und Hinweisschilder gab es auch. Allerdings hatte ich ihn nicht als Turm erkannt, da er nicht nach oben ging, sondern nur nach unten. Warum heißt so was denn dann Turm? Also die spinnen, die Franzosen.
Es ging also nach unten, wo man die Gefängniszellen von einem Sforza und eines Bischofs bestaunen konnte. Ganz unten angekommen landete man in einem Fluchttunnel der in den Hof zurückführte. Man kann sich nun fragen, warum ein Fluchttunnel, der eine Flucht aus der Burg heraus ermöglichen sollte, im Burghof endet. Aber wer Türme nach unten baut… Seltsam war auch, dass man gefühlte 20 Meter in die Tiefe ging, aber nur gefühlte 10 Meter nach oben. Irgendwas stimmte mit dem Turm nicht, oder besser Alles.
Die Gartenanlage war mehr ein „nah ja“. Die letzte Station, die Türme in Mandelform hatte ich zuerst gar nicht gesehen. Dabei hatte ich aus Erfahrung nur nach unten geschaut für den Fall, dass man diese wieder in die Tiefe gebaut hätte. Aber sie waren nur gut getarnt und einer war sogar begehbar. Damit waren wir hier fertig.
Es ging nun in die Altstadt von Loches. Hier gab es ein schönes Rathaus und ein paar Renaissance Häuser. Auf dem Weg entdeckten wir ein kleines Restaurant oder besser eine Bar in der wir einkehrten. Die Bedienungen und Besitzer waren wohl 2 Schwestern und die Tochter arbeitete in der Küche. Ein echter weiblicher Familienbetrieb. Die Bar war total voll, fast ausschließlich mit Einheimischen. Und was für welchen… Barfuß und unrasiert…
Ich nahm einen griechischen Salat. Die Zubereitung dauerte extrem lang. Jetzt könnte wieder der alte Witz kommen, musste erst aus Griechenland geholt werden oder musste erst der Schuldenschnitt beantragt werden, damit die Zutaten klein werden. Kommt aber nicht. Dafür war dann die Portion extrem groß. Gut Ding will eben Weile haben.
Wir gingen anschließend bis zu einem komischen Turm und auf leicht anderer Strecke wieder zurück. Loches hatte nicht viel alte Stadt zu bieten. Da hatten die deutschen Bomber wahrscheinlich ganze Arbeit geleistet
Der Altaraufsatz von Liget sollte in der Kirche von Antoine stehen. Allerdings war hier nichts drin. Nicht mal Messwein. Also ging ich um die Ecke, wo sich eine kleine Galerie befand. Diese war mit einer Schranke abgesperrt, damit nicht zu viele in den kleinen Raum stürmten. Allerdings war ich ganz allein. Meine Mitstreiter hatten nicht mitbekommen, dass ich die Kirche in Ermangelung von Wein schon verlassen hatte. Nach einiger Zeit holte ich sie dann ab und zeigte ihnen meine Entdeckung.
Neben den Altaraufsatz hatte man noch 2 Bilder und ein paar Narren in Silber ausgestellt. Chemiakin hieß der Künstler, der seine Narren großzügig zur Verfügung gestellt hatte. Wir gingen zum Auto zurück und fuhren nach Montresor. Das hiesige Privatschloss war aber diesmal günstig, nur 8 Euro. Der Gärtner kassierte den Eintritt am Gartentor. Dafür gab es auch eine lange, eingeschweißte Beschreibung in Deutsch. Die Schlossräume waren sehr schön und üppig ausgestattet. Bernardo und Gabi standen mir aber immer im Weg beim Fotografieren. Dafür ich ihnen aber auch umgekehrt. 3 Mann in einem Boot oder besser Raum….
Ich zog dann allein durch den Garten und ging außen an der Brüstung entlang. Dort stand mir wenigstens keiner im Weg. Allerdings suchte ich vergeblich die in der Beschreibung erwähnte Kapelle. Den Gärtner wollte ich aber nicht fragen. Die Kapelle hatte man eventuell in einen anderen Raum geräumt um Platz zu machen für eine Installation.
Wir fuhren zurück und kehrten in den Supermarkt ein, den wir gestern entdeckt hatten. Allerdings fand ich einfach kein Vollkornbrot. Ich suchte zuerst den Bio und Diät Bereich komplett ab. Dann suchte ich beim normalen Brot, fand aber auch dort nichts. Ich fragte Gabi und sie zeigte mir dann, dass es Vollkornbrot gab und doch beim normalen Brot stand. Diabetes macht halt blind. Notiz: Unbedingt noch einmal zum Augenarzt gehen.
Als ich mit meinem Obst zur Kasse kam erklärte mir die Kassiererin, dass ich das Obst hätte abwiegen müssen. Diabetes macht also auch dumm. Keine Notiz…
Die Kassiererin schickte mich zurück zum Wiegen, wobei sie meine bisherigen Einkäufe on-hold hielt. Das erhöhte natürlich den Druck. Ich ging an die erst beste Waage, fand aber die Obstsorte auf dem Display nicht. Hinter mir bildete sich schon ein wütender Mob, der auch an die Waage wollte. Man erklärte mir, dass nur gewogen werden könne, was auch am Tisch aufgebart war, an dem die Waage stand. Also musste ich erst einmal suchen, wo ich mein Zeug ursprünglich her hatte. Das erhöhte erneut den Druck. Endlich fand ich die richtigen Tische, doch die Waage für die Birnen war defekt. Die Abdeckung fehlte und es kam deshalb nichts Gedrucktes heraus. Ich legte also die Birnen zurück und nahm nur die Pfirsiche mit. Die Kassiererin war schon fast ein bisschen enttäuscht, dass ich mit so wenig Beute zurück kam.
Abends ging es wieder zum Wok-Restaurant. Inzwischen wusste ich ja was ich essen konnte, schließlich gab es nicht so viel Vegetarisches ohne Kohlehydrate. Nur die Peking-Suppe hatte ich neu entdeckt. Diesmal habe ich aber auch weniger gegessen. Dafür habe ich gesündigt. Ich hatte tatsächlich ein ganzes Bier und zusätzlich noch Fisch am Wok.
12. Tag - Deutsche Wurzeln
Heute folgten wir direkt meinem Navi, als wir durch die Stadt fuhren. Das Navi vom Auto verlangte bei jeder Querstraße, dass wir rechts abfahren. Auf Dauer war das schon etwas nervig. Meine Route führte über eine kostenlose Autobahn. Am Ende der Autobahn fuhren wir am Kreisel wieder einmal falsch ab. Diesmal war es aber meine Schuld, weil die Straßen sehr verwirrend auf meiner Navi-App dargestellt wurden. Oder ich war einfach nur verwirrt.
Wir fuhren also zurück auf die Autobahn und mussten drehen. Gut dass die Autobahn kostenlos war. Da konnte man mehrere Anläufe nehmen. Mein Navi führte uns weiter über einen kleinen Weg der dann in einen kleinen Feldweg, also besser eine echte Schotterpiste, überging. Bernardo hatte richtig Angst um seine Reifen. Aber schließlich war das ein SUV. Der muss so was abkönnen. Wenn nicht, dann sag ich nur: Das kommt davon, wenn man SUVs nur für den Stadtverkehr baut.
Wir landeten mit allen Reifen im Chateau de Champchevrier, einem privaten Jagdschloss. Zwei junge Studentinnen waren an der Kasse und eine hatte eine deutsche Großmutter. Das Schloss war nur mit Führung zu besuchen, doch vor dieser mussten wir uns in einem Nebengebäude das Jagdzimmer, die Küche und das Waschzimmer ansehen. Alles alt und sehr schön. Dann ging die Führung los. Das Mädchen mit der deutschen Verwandtschaft las auf Deutsch von einem Blatt ab und das alles mit französischem Akzent. Also wenn ich nicht so alt wäre…
Zu sehen gab es schön eingerichtete Zimmer. Hierbei war nur das Erdgeschoß zu besichtigen, obwohl es noch 2 weitere Stockwerke gab. Insgesamt war es ein riesen Schloss. Innen war Fotografieren nicht erlaubt, was Bernardo sehr ärgerte, denn es wurde eine dringend benötigte Wappensammlung ausgestellt.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel fuhren wir am ehemaligen Chateau de Voujours vorbei. Dies bestand nur noch aus Ruinenresten und obwohl das Tor geschlossen war, ließ ich es mir nicht nehmen auszusteigen und zu diesem zu gehen. Normal waren die Ruinen für 6 Euro mit Führung zu besichtigen, hatten aber aus französischen Gründen zu, wie auf dem Zettel ohne englischen Text stand. Aber es stand ein Rolls Roys im Hof. Man musste also durch solche (Achtung! Wortwitz!) ruinösen Führungen eine Menge Geld verdienen. Wegen Reichtum geschlossen stand da garantiert auf Französisch angeschlagen.
Wir erreichten das Chateau de Gizeux. Nein, das hat nichts mit einer Pyramide zu tun. Schon wieder ein Privatschloss. An den Wänden durften damals Kunststudenten malen üben oder besser gesagt, diese dekorierten die Wände mit allerlei Malereien. So kann man auch billig seine Wände verschönern. Zusätzlich spart man auch noch die Tapete. Der Audioguide war in Englisch, aber sehr interessant. Am Schluss gab es noch die obligatorische Kutschenausstellung.
Das Chateau de Bourdaisiere ist heute ein Hotel. Bekannt ist es für seinen Garten oder besser Gemüsegarten mit Tomatenzucht. Das Eintrittshäuschen am Eingang hatte zu und so sollte man die 7,50 Euro Eintritt im Souvenirshop am Schloss entrichten.
Auf dem Weg dorthin schaute ich mir schon einmal die Grotten an. Ich fand eine offene Tür und betrat mutig die Höhlen in der Hoffnung, dass es keine Alarmanlage gab. In den Grotten fand ich einen Feuerplatz und einen langen Esstisch für Events. Vor den Grotten war noch eine kleine Kapelle, sonst gab es nicht viel zu sehen.
Am Souvenirshop angekommen überlegten wir, ob wir wirklich ein so teures Ticket kaufen sollten, also zumindest ich. So ging ich erst einmal um die Ecke zum Garten und schaute mir die Qualität der Ware an. Jetzt konnte ich keinen echten Grund sehen, für etwas Gemüse so viel Geld auszugeben. Zumindest nicht, wenn ich es nicht essen durfte. Und die Kapelle hatte ich ja schon ohne Eintrittskarte gesehen. Also beschloss ich kein Ticket zu erwerben. Ich bin mir aber auch sicher, es hätte keiner das Ticket im Garten kontrolliert.
Gabi war daraufhin total sauer. Warum wir denn extra hierher gefahren wären, wenn wir nicht in den Garten gehen würden. Aber warum ist sie nicht alleine auf den Gemüsemarkt gegangen? Sie hätte ja einfach ein Ticket kaufen können. Das gab es doch nicht nur im Dreierpack. Ich hätte dann einfach draußen gewartet. Ich wusste zumindest warum ich hier war und machte weiter meine Fotos vom Schloss, wenn auch nur von außen.
Als wir zurück im Hotel waren ging ich erst einmal Geld holen. Am Geldautomat folgte mir die Putzfrau, die außen sauber machte, in den Schalterraum und putzte auffällig neben mir weiter. Also wenn da nicht mal morgen mein Konto leer ist. Ich verbrachte dann den ganzen Abend vor dem Fernsehen. Arte sei Dank.
13. Tag - Endspiel
Heute ging es zum Abschluss zuerst zum Schloss Villandry. Dieses hatte einen großen Garten, inklusive Gemüse, das so zahlreich wuchs, dass man es sogar verschenkte. Jetzt nicht als wir da waren. Theoretisch halt, laut Audioguide. Das Schloss war wieder einmal in Privatbesitz und schön eingerichtet. Allerdings war in jedem Zimmer, das ich betrat, direkt vor mir eine Führung. Das war schon sehr lästig. Aber es gab endlich wieder einmal eine Gemäldegallerie. Das war zumindest eine Abwechslung zu den vielen Schlaf- und Wohnzimmern. Vom Burgfried hatte man dann den besten Blick auf die Gärten. Ohne diesen Aussichtsplatz hätten die Gärtner noch so viel Muster in die Hecken schneiden können, es wäre sinnlos gewesen. Denn von unten war davon wenig zu erkennen. Gut, beim Gemüse war das Muster nicht so entscheidend, aber das wurde ja auch verschenkt.
Durch den Garten nahm ich dann den vollständigen Weg, der auf der Broschüre eingezeichnet war. Für Weicheier gab es auch noch die kurze Variante. Mein Weg führte durch den angrenzenden Wald. Hier ging es erst einmal bergauf, was den Vorteil hatte, dass man auch von hier einen guten Blick auf die verschiedenen Gärten hatte.
Wie gesagt, ich ging einmal quer durch das Gelände, auch durch den Gemüsegarten. Selbst der Salat war hier kunstvoll angepflanzt. Ich war dann etwas früher fertig als meine Mitstreiter. So setzte ich mich vor den Souvenirshop, las meine Mails und wartete auf die Anderen. Die mussten ja früher oder später hier vorbeikommen. Wenn auf eines Verlass war, dann darauf, dass Bernardo auf jeden Fall den Souvenirshop aufsucht.
Das Mittagessen nahmen wir in einem typischen Bistro um die Ecke ein. Ich aß ein Omelett mit Salat statt Pommes. Hier traf man auch die Gärtner des Schlosses, die nicht nur Speisen, sondern auch alkoholische Getränke zu sich nahmen. Und das alles zahlten sie mit Sodexo. Also Gutscheine statt Bargeld in der Lohntüte. Arme Kerle. Kein Wunder, dass sie so viele Gutscheine wie möglich in Alkohol umsetzten.
Inzwischen war es auch nicht mehr so heiß. Die letzten Tage waren es bis zu 37 Grad, nachts noch 33 Grad. Der heißeste Sommer in Frankreich ever.
Das allerletzte Schloss auf der Reise sollte das Chateau de Langeais sein. Das war eine mittelalterliche Burg mit einer super mittelalterlichen Einrichtung. 15 Zimmer und eine Reihe von Wandteppichen gab es zu bestaunen. Ich habe dann mit Bernardo um die Wette fotografiert, wobei wir darauf achteten uns immer gegenseitig ins Bild zu laufen. Da keine anderen Besucher da waren, erhöhte dies den Ehrgeiz leere Räume zu fotografieren. Also „leer“ im Sinne von „keinen Besucher im Bild zu haben“, nicht im Sinne von „keine Möbel im Raum vorzufinden“. Inzwischen war meine zweite SD Karte fast voll. Zum Glück war das der letzte Tag, also im Sinne von „SD Karte voll“, nicht „endlich nach Hause“.
Im Garten stand eine Mauerfassade, die man über eine frei stehende Holztreppe erklimmen konnte. Trotz meiner Höhenangst tat ich das dann auch. Das Foto von dort oben war es wert und seit Kambodscha weiß ich, was trotz Höhenangst möglich ist. Der Rest vom Garten war dann mehr ein Spielplatz für Kinder. Neue Besucher braucht das Land. Aber eine alte Kirche gab es noch zu bestaunen. Gut, die Trümmer waren nur knöchelhoch und man brauchte sehr viel Fantasie, um sie als Kirche zu erkennen, aber immerhin…
Ich ging dann schon einmal zum Auto, während meine Mitstreiter wieder einmal den Souvenirshop leer kauften. Wir hatten direkt vor dem Rathaus geparkt und hier durfte man nur 2 Stunden stehen bleiben. So konnte ich aber auch schon mal das Auto lüften.
Bevor wir ins Hotel fuhren, gingen wir noch einmal zum Supermarkt im Einkaufszentrum, um Proviant für die Rückfahrt zu erwerben. Ich erwarb 2 Flaschen Cidre zum Probieren (ja dafür brauch ich 2 Flaschen) und wieder Obst. Diesmal wog ich die Früchte aber ab, bevor ich zur Kasse ging. Diese Blamage wollte ich mir heute ersparen. Ich suchte mir eine leere Kasse aus, aber die Kassiererin war nur am Schwätzen. Die wollte sich wohl bei Lidl bewerben und übte schon mal. Warum muss ich immer diese langsamen Kassen erwischen? Wahrscheinlich weil ich mich immer an die leeren Kassen anstelle. Diese sind aber nur so leer, weil die Leute bereits geflüchtet und zu einer Kasse gegangen sind, die schneller geht. Der Mann hinter mir hat dieses zumindest getan und sein Zeug wieder vom Band geräumt. Dem wäre sonst sicher seine Eiscreme geschmolzen.
Da ich wirklich nur für die Rückfahrt eingekauft hatte, war ich schneller fertig als Gabi und Bernardo. Ich wartete am Auto und genoss das freie Internet. Das verkürzt die Wartezeit ungemein. In Deutschland ist das freie Internet leider noch zu selten üblich. Aber Geschäfte leben nun mal nicht vom kostenlosen Warten.
Zum Abendessen gingen wir wieder in die Karlsberg Taverne zum Fischessen. Der Kellner sprach nur französisch und wir mussten uns ziemlich durchhangeln, um alles zu bestellen. Aber als er dann das Essen brachte, sprach er auf einmal fließend Deutsch. Also entweder hat er in der Küche einen Schnellkurs Deutsch gemacht oder er wollte vorher einfach nicht und hatte nun erbarmen, nachdem er unsere schlechten Französisch-Kenntnisse registriert hatte.
Am letzten Tag habe ich dann noch einmal gesündigt. Schwertfisch mit Reis und Rotwein. Na wenn das mal nicht die Blutwerte zum Kochen bringt. Morgen muss ich wohl sterben. Daraufhin habe ich glatt die 2 Flaschen Cidre im Hotel getrunken, um auf den Tod anzustoßen. Natürlich nicht, ich habe sie nur getrunken, um sie zu probieren.
14. Tag - Nach Hause
Wir fuhren pünktlich um 9:20 Uhr los…
Und wer nicht mitgezählt hat:
22 Schlösser besucht, plus 5 Schlösser von außen betrachtet.