Ei wo isser denn
oder
Nicht mein Jahr
China
1. Tag - Lange Nacht
Ich war mal wieder früh am Flughafen. Der Check-In Schalter war trotzdem schon geöffnet und, nachdem ich meine Tasche abgegeben hatte, konnte ich mir noch 2 Bier gönnen. Als ich so in der Halle wartete und mein Bier trank, sah ich Gabi und Bernardo, die sich auf den Check-In Schalter zubewegten. Das war früher als ich erwartet hatte. Aber Sie hatten sich auch fahren lassen. Ja wer mit Tricks arbeitet…
Nach der gemeinsamen Passkontrolle suchten beide erst einmal den Duty Free Shop auf. Nun, wenn es keinen Museumsshop gibt. Ich suchte lieber in der Zwischenzeit die Toilette auf. Die 2 Bier machten sich langsam bemerkbar. Als ich zurück kam, waren die Einkäufe gerade selektiert und man stellte sich an der Kasse an. Es war nur eine Kasse geöffnet und so dauerte der Bezahlvorgang ewig. Aber wir hatten ja noch Zeit. Gabi und Bernardo gönnten sich bei Burger King noch ein Abendessen, ich gönnte mir noch ein Bier.
Wir waren wieder mit einer A380 unterwegs. Mal sehen wie lang er diesmal hält. Ich habe da ein besonderes Talent diese Maschinen frühzeitig in die Werkstatt zu befördern.
Mein im Voraus bestelltes Diabetiker Menü kam eine Stunde früher als der Rest der Essen. Dafür gab es auch keine Getränke oder besser gesagt erst nach einer Stunde. Ein einziger Rotwein wurde ausgeschenkt und dann nichts mehr. Nicht mal Wasser wurde unterwegs gereicht. Das Diabetiker Menü beinhaltete übrigens Kartoffeln, ein süßes Brötchen und Obst. Hauptsache kein Zucker im Kaffee. Dann gilt das schon als Diabetiker freundlich. Also ich glaube da sollte der Chefkoch noch einmal eine Schulung machen.
Ich wählte im Bordprogramm den letzten Teil von „Pirates of the Carrebian“. Allerdings nickte ich ständig ein. Das war wohl dem Alkohol und der späten Uhrzeit geschuldet. Also musste ich immer wieder ein Stück zurückspulen bis zu dem Punkt, wo ich der Meinung war, ich hätte noch etwas Handlung mitbekommen. So zögerte ich den Film auf 8 Stunden heraus. Es gab sowieso nicht so viele gute Filme im Bordprogramm. Also viele gab es, aber halt nicht gute.
2.Tag - Dubai Stop
Nachdem wir in Dubai gelandet waren, dauerte es ewig bis wir aus dem Flieger konnten. Ich hasse ja sowas wie die Pest. Zum Glück hatten wir 4 Stunden Aufenthalt. Das erspart den 1500 Meter Dauerlauf wie damals in Bangkok. Ohne Panik ging es diesmal durch die Sicherheitskontrolle, die übrigens sehr schnell ging. Ja, wenn man es nicht braucht…
Die Preise hier im Terminal waren horrend. Man merkte, dass dies ein Satelliten Flugplatz ist, wo fast ausschließlich Transfers stattfanden und das Klientel keine Chance hatte den Terminal zu verlassen. Wir Frühstückten und für einen Burger mit Ei und billigem Scheibletten Käse verlangte man 11 Euro.
Das Internet war auch relativ langsam und für Streaming nicht wirklich geeignet. Ich nutzte die Pause und maß meinen Blutzucker. 105 waren ein super Wert. Also entweder hat das Diabetiker Menü oder der Rotwein gewirkt. Oder der Burger bestand nur aus unverdaulichen Zutaten.
Ich vertrieb mir die Zeit mit ruckeligem Streaming während die anderen auf Duty-Free Tour gingen.
Im Flieger nach Peking war der Zeitunterschied zwischen Diabetiker Menü und normalem Essen nicht ganz so groß. Aber wieder war das Essen alles andere als Kohlenhydrate arm. Es gab Kartoffelbrei, Quark mit Beeren und das obligatorische süße Brötchen. Dazu Lachs, was gut für meine Gicht war. Dafür war man hier weitaus großzügiger mit dem Rotwein. 3 Stück beim Essen und 2 als Nachtisch konnte ich ergattern. Am Ende des Fluges wurden die Decken eingesammelt und in Säcke verpackt. Diese stellte man dann kurz vor der Landung vor die Notausgänge. Da war halt am meisten Platz. Und man hing seine Jacken an die Griffe zum Öffnen. Hoffentlich kam jetzt nicht mein A380 Glück zum Tragen.
An der Passkontrolle in Peking waren nur 2 Schalter für ausländische Besucher offen. Dadurch bildete sich recht schnell eine riesen Schlange. Und obwohl großzügiger weise noch ein dritter Schalter aufgemacht wurde, wurde die Schlange länger und länger. Aber auch bei den chinesischen Schaltern war die Situation nicht besser. Wir hatten noch Glück, dass wir im Flieger ganz vorne gesessen hatten. Somit war die Wartezeit noch erträglich und nicht allzu lang.
Ich steuerte den ersten Geldautomat an und holte Geld. Allerdings kam am Ende der Transaktion meine Kreditkarte nicht mehr aus dem Geldautomaten raus. Leichter bis starker Panikmode. Zum Glück machten Gabi und Bernardo mich darauf aufmerksam, dass es eine Taste gab, „Karte ausgeben“. Ich war wohl doch noch im Rotwein Mode.
Die nächste riesen Schlange erwartete uns am Taxistand. Man merkte schon etwas den kommenden Feiertag. Allerdings war dieser erst in 2 Wochen, am Tag unserer Abreise. Nach gut 20 Minuten bekamen wir auch ein Taxi. Ich zeigte dem Fahrer den booking.com Ausdruck mit der Adresse und dieser zeigte ihn weiter an den Taxi-Heranwinker. Ganz sicher waren sich beide nicht und mangels Englischkenntnisse fuhr er erst mal los. Egal wohin. In der Zwischenzeit suchte ich auf meiner MapsMe App das Hotel und ich und der Fahrer verglichen unsere Navigationssysteme. Wir wurden uns dann auch einig und so fanden wir mit Händen und Füßen und dem Smartphone den Weg.
Wir landeten in einer kleinen Straße im Huton und die Fahrt kostete nur 125 Yuan. Das Hotel war nicht wirklich als ein solches von außen zu erkennen, doch der Kutscher/ Fahrer kennt den Weg. Es war inzwischen 0:30 Uhr. Als wir das Hotel betraten kam ein Sicherheitsbeauftragter auf uns zu und untersuchte mit einem Hand-Metalldetektor unsere Taschen. Dabei deutete er auf ein Schild, das besagte, dass ein politisches Ereignis gerade stattfindet und der Sicherheitslevel erhöht worden war. Deswegen mussten alle Gepäckstücke untersucht werden. Allerdings glaube ich nicht, dass der Sicherheitsmann mit seinem Stick irgendetwas gefunden hätte.
Wir setzten uns nach dem Einchecken und der Zimmerbelegung erst einmal in den Hof und tranken ein Bier. Ich war so kraftlos, dass der Securitymann meine Tasche die Treppe hochtragen musste. Die Zimmer lagen im ersten Stock und vor unseren Zimmern trockneten die Angestellten ihre private Wäsche. Schöne Aussichten.
3.Tag - Eingewöhnung
Wir trafen uns zum Frühstück. Dies war an einer kleinen Theke neben der Rezeption, also besser gesagt in der Rezeption, erhältlich. Einnehmen konnte man es im Hof. Es war nicht im Zimmerpreis enthalten. Ich bestellte trotzdem ein „Continental“ Frühstück. Es bestand aus einem Würstchen, ein Ei, Toast, Marmelade und Tee. Jetzt nicht Diabetiker freundlich, aber essbar. Wir setzten uns zum Essen in den Hof. Echte Tische und Stühle gab es nicht wirklich. Ich fragte mich wo man das isst, wenn es regnet oder richtig kalt (Winter) ist.
Als ich die Besichtigungspunkte noch einmal überprüfte, merkte ich, dass ich einen Tag zu viel verplant hatte. Ich musste also das Programm straffen. Irgendwie hatte ich bei der Vorbereitung anderes im Kopf. Sowas passiert mir sonst nie. Aber ich hatte ja schon fast alles gesehen und für die Highlights reichte die Zeit allemal. Da fiel das Umplanen leicht.
An der Rezeption fragte ich nach einem Auto mit Fahrer für den Ausflug zu den Ming Gräbern am nächsten Tag. Man wollte 800 Yuan für 8 Stunden Bereitstellung. Das hielt ich für nicht diskussionswürdig und bestellte gleich das Gefährt. Viel billiger und einfacher konnte man es nicht bekommen. Und bei 3 Personen war das auch nicht teuer.
Wir liefen erst einmal zur Metro. Also besser gesagt liefen wir erst einmal von der Metro weg, weil ich die falsche Richtung vorgab. Meine Karte auf MapsMe musste wohl erst einmal eingenordet werden. Doch am Ende fanden wir dann doch noch den Eingang.
In der Station gingen wir erst einmal zu dem Ticketschalter. Ich wollte hier erfahren, ob meine Metro Aufladekarte noch gültig sei, schließlich war sie 2 Jahre alt, und ob noch Guthaben darauf sei. Außerdem wollte ich für Gabi und Bernardo auch solch eine Karte erwerben. Es ist doch viel einfacher immer nur die Karte an das Drehkreutz zu halten, als immer wieder Einzelkarten zu kaufen.
Allerdings konnte der junge Angestellte nicht einen Brocken Englisch, Er zeigte mir immer einen vorbereiteten Zettel, auf dem Stand, dass auf der Karte 20 Yuan Deposit seien. Er dachte also ich wolle die Karte zurückgeben und wollte mir mein Pfand zurückgeben. Das war aber überhaupt nicht meine Absicht.
Es gelang mir zwar nicht mein Guthaben zu erfahren, aber ich konnte ihn davon überzeugen, 50 Yuan auf die Karte zu buchen. Und mit Händen, Füßen und einem 100 Yuan Geldschein gelang es mir auch 2 weitere Karten für meine Mitreisenden zu erwerben.
So konnten wir unsere Metrofahrt zum Ti’an Platz antreten. Wie schon bei meinem letzten Besuch wurden vor dem Betreten des Platzes alle Taschen geröntgt. Chinesische Besucher mussten außerdem ihren Ausweis erfassen lassen. Sicherheit geht vor. Gabi und Bernardo wollten sich partout nicht vordrängeln. Also da müssen wir noch dran arbeiten. Bei 1 Milliarden Chinesen kann so eine Warteschlange ganz schön lang werden.
Wir gingen auf den Platz, um die typischen Touristen Fotos zu machen. Mao an der Wand, Chinesische Fahne im Wind und Soldaten in hab acht. Dann zum Mao Mausoleum, dass schon zu hatte. Schließlich erreichten wir das Zhengyangmen, ein altes Stadttor. Während ich schon mal Karten kaufte, machten die anderen noch unzählige Fotos. Bernardo musste hier bei der Sicherheitskontrolle, die es übrigens bei jedem Museum gab, zum ersten Mal sein Feuerzeug abgeben, worauf er beschloss dies nie wieder zu tun und es künftig im Hosenbund zu verstecken.
Von oben hatte man einen schönen Blick auf den Ti’an Platz und das Mao Mausoleum. Außerdem gab es eine kleine Ausstellung, hauptsächlich in Chinesisch.
Wir verließen den Platz um das Qian Men anzusehen, ein weiteres Tor, in einer Linie zu letzterem stehend. Allerdings durfte man dieses nicht betreten und so beschränkten wir uns darauf, einmal herum zu gehen. Weiter ging es zur Qianmen Straße. Diese war vor 10 Jahren im alten Stil aufgebaut worden und beherbergte nun einen Touristenshop neben dem anderen. Nur einen Geldautomaten konnten wir nicht finden. Nach einiger Zeit stellte sich der Hunger ein und wir gingen in ein Restaurant an der Ecke. Eigentlich war die Spezialität hier DimSum, aber das hatte ich erst nach dem Verlassen des Restaurants gesehen. So schlug ich einfach die Speisekarte auf und bestellte irgendwas. Wird schon schmecken und das tat es auch. Ich bestellte auch die Suppe vom Nachbartisch, denn die sah lecker aus. Also die gleiche Suppe, nicht dass wir die Suppe dem Nachbarn vom Tisch gerissen hätten. Das Ganze war etwas teurer, aber ich denke auf dieser Reise muss ich das Streetfoot-Niveau etwas anheben.
In der Seitenstraße gab es dann noch weitere Restaurants. Ob diese billiger waren konnte ich jetzt nicht sagen, da außen keine Preise angeschlagen waren. Wir suchten noch einen Teeladen für Tee-Vorräte, aber die gefundenen Läden waren zu teuer. Außerdem hätte man die Beute(l) noch 14 Tage mitschleppen müssen. Dann lieber in Shanghai zuschlagen.
Nächster Besichtigungspunkt war der Bahnhof. Besser gesagt wollten wir hier die bestellten Zug-Fahrkarten abholen. Hierzu musste man seinen Pass und die Bestellnummer am Schalter vorlegen. Ich wollte dies für alle 4 Fahrten machen, allerdings fehlte mir ein Ausdruck. Gerade die Fahrt von Beijing nach Xian vermisste ich. Also erst der fehlende Tag in meiner Planung, jetzt der fehlende Ausdruck. Das ist nicht mein Tag…
Es gab zwar einen englischsprachigen Schalter, allerdings stellten wir uns da an, wo die Schlange am kürzesten war. Wenn die Chinesen jetzt alle ihre Fahrkarten auf Englisch erwerben wollen, müssen sie halt länger warten. Und in der Metro hat es ohne Englisch ja auch geklappt.
Das Ganze ging recht schnell und unkompliziert. Wir waren schließlich nicht die ersten, die diese Art des Fahrkartenerwerbs tätigten. Um den Weg nicht ganz umsonst gemacht zu haben, versuchte ich außerhalb des Bahnhofs das Fastfood-Internet zu nutzen, um die fehlende Fahrt doch noch herunter zu laden. Die Mails selbst waren zwar auf meinem Smartphone, allerdings waren die Anhänge noch auf dem Server. Das ist nicht mein Jahr…
Beim ersten Fastfood Restaurant funktionierte es gar nicht mit dem Internet und McDonald s wollte einem das Kennwort per SMS schicken, akzeptierte allerdings nur chinesische Telefonnummern. So etwas Ausländerfeindliches. Zu McDonalds gehe ich so schnell nicht mehr. Das haben die jetzt davon.
Entnervt gab ich nach einiger Zeit auf. Wir gingen lieber zur alten Stadtmauer, die auf der Rückseite des Bahnhofs lag. Hierzu musste man den ganzen Bahnhof großzügig umrunden. Die Stadtmauer selbst war auch noch einmal unendlich lang, so dass man gut zu Fuß sein musste. Und feiern durfte man das auch nicht, denn Feuerwerkskörper und Schusswaffen waren verboten, wie die Hinweisschilder einem mitteilten.
Das alte Observatorium, das auf dem Weg zur Metro lag, konnten wir nur von außen ansehen, denn es war schon zu. So fuhren wir erst einmal zum Hotel. Auf dem Fußweg von der Metro zum Hotel gab es einen 24h Supermarkt. Allerdings hatte dieser nur Obst und Gemüse. Nun gut, so schlecht war das nicht. Besser wäre es natürlich gewesen, wenn er auch Bier in sein Angebot aufgenommen hätte. Dies konnten wir aber nebenan in einem kleinen Laden besorgen. Dieser hatte, neben kaltem Bier, sogar Cola Zero im Angebot und wurde somit schnell zu meinem Lieblingslieferanten. Die erste Cola trank ich dann auch auf Ex.
Wir setzten uns im Hotel in den Hof und tranken das erworbene Bier. Eine nervige deutsche Frau drängelte sich in unser Gespräch. Sie hatte mitbekommen dass wir deutsch sprachen und wollte sich wohl auch mal wieder in ihrer Landessprache unterhalten. Ich weiß nicht, ob es der Tatsache geschuldet war, dass sie sich so von der Seite in unser Gespräch gedrängelt hatte, aber ich fand sie ziemlich unsympathisch und die Gesprächsthemen interessierten mich auch nicht sonderlich. Gut dass ich genug Bier hatte.
Ich fand übrigens den fehlenden Ausdruck doch noch in meiner Tasche. Ich hatte ihn die ganze Zeit dabei gehabt. Ich hatte die Ausdrucke nur falsch einsortiert. Das ist nicht mein Jahr…
4.Tag - Schmerzvolle Erfahrung
Es ging schon um 8 Uhr los, denn es sollte zur verbotenen Stadt gehen. Diese war laut Internet jeden Tag offen, im Gegensatz zu den meisten Museen. Ich hatte heute Morgen plötzlich so Schmerzen im Fuß, dass ich kaum laufen konnte. War das eine Folge der Stadtmauer? Oder der Gicht? Gabi kam recht spät vom Frühstück zurück, weil der Zubereiter heute wohl zu langsam war. Montag halt? Zu heftiges Wochenende?
Wir gingen zur Metro und fuhren zum Ti’An Platz. Die Sicherheitskontrolle und der Zugang zur verbotenen Stadt waren erstaunlich leer. Als wir dann zu den leeren Kassen kamen, mussten wir feststellen, dass die Stadt montags zu hatte. Das war noch nie so und auch bei meinen Recherchen im Internet nach den Öffnungszeiten war das nicht aufgefallen. Das war nicht mein Jahr…
Vielleicht war dies aber auch Glück, denn inzwischen tat mein Fuß so weh, dass ich gar nicht mehr laufen konnte. Jetzt mussten wir den Hinterausgang nehmen und wer sich in Peking etwas auskennt weiß, dass dieser unendlich lang ist und am Wassergraben entlang von der Metro weg führt. An der Straße an der man herauskommt sind es dann ungefähr 1,5 Kilometer bis zur Metro.
Ich weiß bis heute nicht, wie ich es soweit, also bis zur Straße am Ausgang, geschafft habe. Auf jeden Fall gab es hier ausreichend Taxis und ein solches wollten wir nehmen, um zum Himmeltempel zu fahren, denn der sollte auch jeden Tag offen haben, zumindest laut Reiseführer und Internet. Kosten konnte es ja auch nicht so viel, wenn man den Preis für die Fahrt vom Flughafen zum Hotel heranzieht. Allerdings war da der Taxifahrer anderer Meinung.
Zum Himmelstempel wollte der erste Taxifahrer 150 Yuan und er weigerte sich nach Tachometer zu fahren. Der zweite meinte der Himmelstempel wäre geschlossen (was durchaus sein konnte nach der verbotenen Stadt Erfahrung) und wolle uns lieber zur großen Mauer fahren. Der dritte wollte für eine Fahrt zum Bahnhof, denn da wollten wir jetzt hin um unsere letzten Fahrkarten zu holen, 200 Yuan.
Daraufhin liefen wir dann doch lieber zur Metro. Laut Schild war das von hier 1 km. Wahrscheinlich hat man dieses Schild nur für die Touristen zur Abschreckung angebracht, damit diese die überteuerten Taxis nehmen und nicht zur Fuß zur Metro laufen. Auf dem Weg zur Metro bin ich vor Schmerzen fast umgekommen. Wir fuhren Richtung Bahnhof und als wir umsteigen mussten, ist mir schwarz vor Augen geworden. Mein Kreislauf ist komplett zusammengebrochen. Da waren einerseits die Klimaanlage im Zug, die auf Väterchen Frost eingestellt war, andererseits aber auch die Schmerzen Schuld. Nach einiger Zeit ging es wieder. Gabi musste unbedingt eine Cola holen, um meinen Zucker hochzutreiben. Ich wollte diese aber eigentlich nicht, da es Pepsi war.
Am Bahnhof stellte sich Gabi an der schnellsten Schlange an. Doch bei meinem Glück war direkt vor uns ein Mann, der nicht wusste was er wollte. Zeitgewinn zunichte gemacht. Selbst die Verkäuferin war nach kurzer Zeit genervt. Bei uns ging es dann wieder ganz schnell. Erfolgreich alle Zugtickets bekommen. Mission abgeschlossen.
Als wir die Tickethalle verlasen wollten drängelten sich 4 Chinesen gleichzeitig in das Drehkreuz am Ausgang. Die dachten wohl da müsste doch die ganze Familie auf einmal reinpassen. Bloß nicht trennen.
Wir fuhren dann in das Hotel. Der Weg kam mir unendlich lang vor. Im Hotel setzte ich mich erst einmal im Hof auf die Bank. Gabi und Bernardo schickte ich zum Lamatempel. Schließlich war es noch früh und da es eine Metrostation gleichen Namens gab, war dies auch für China-Anfänger ohne Mandarin Kenntnisse leicht zu finden. Und nebenan war auch noch der Konfuziustempel. Also alles in einem Aufwasch.
Ich legte mich auf die Bank und döste leicht weg. Allerdings war es so unbequem, dass ich nach 30 Minuten auf mein Zimmer humpelte. Dort schlief ich 2 Stunden, bis mich das Zimmermädchen weckte. Sie konnte kein Englisch und murmelte irgendwas mit Towel. Allerdings verstand ich nichts und so ging sie wieder. Nach 30 Minuten kam sie wieder mit einem Handy in der Hand. Erst konnte ich nichts darauf erkennen, weil alles so klein war. Sie hatte den Übersetzer offen und dort stand, dass sie mir neue Handtücher gebracht hätte. Ich wusste jetzt nicht, was ich mit der Information anfangen sollte. Ich sagte also „ja?“. Darauf entschuldigte sie sich für die Störung und ging. Bis heute weiß ich nicht was sie wollte. Trinkgeld? Eine Fernbeziehung?
Meinem Fuß ging es immer noch nicht besser. Ich setzte mich trotzdem in den Hof und wartete auf Gabi und Bernardo. Diese kamen erst kurz nach sieben. Ich hatte mir schon etwas Sorgen gemacht, schließlich schlossen hier die meisten Sehenswürdigkeiten um 17 Uhr.
Ich ging mit Badeschlappen zum Essen, denn Schuhe konnte ich nicht anziehen. Diesmal gingen wir vom Hotel in die andere Richtung und dort war auch eine Hauptstraße. Direkt auf der anderen Straßenseite war ein Restaurant und dieses suchten wir auf. Länger Märsche waren heute sowieso nicht mein Ding.
Wir bestellten 4 Hauptgerichte mit Fleisch und zweimal Gemüse. Das war im Endeffekt viel zu viel. Am Schluss kam dann noch eine riesen Schüssel mit einem Geflügel. Also Huhn oder Ente war es nicht. Von der Größe her hätte es Taube sein können. Die Schüssel sah dann größer aus als sie war.
Im Hotel verband mir Bernardo noch den Fuß. Als alter Fußballer kannte er sich mit Sportverletzungen und Bandagen aus. Morgen stand der Ausflug zu den Ming Gräbern und der großen Mauer an. Das konnte ja was werden.
5.Tag – Auf der Mauer
Ich hatte heute nichts gefrühstückt. Wir warteten an der Rezeption auf den bestellten Fahrer und dieser war auch kurz nach 8 Uhr da. Besser gesagt er stand an der Hauptstraße direkt an dem kleinen Weg zu unserem Hotel. Ich wollte das Zhaoling Grab, das Changling-Grab, das Dingling-Grab und den Seelenweg anfahren lassen. Zusätzlich wollte ich zur großen Mauer nach Badaling. Er meinte aber er könne nicht nach Zhaoling, denn das wäre zu weit.
So fuhren wir also zuerst zum Seelenweg. Er ließ uns auf der einen Seite raus und wollte auf der anderen Seite auf uns warten. Das erinnerte mich schon stark an die Tempeltour in Kambodscha.
Er wollte auch großzügiger weise die Tickets besorgen und kassierte von jedem 110 Yuan für das Kombiticket. Das war auch der offizielle Preis, allerdings schien er eine Gruppenkarte gelöst zu haben, die weitaus billiger war. Zuverdienst auf Chinesisch.
Nachdem wir auch den Steinelefanten entdeckt hatten, der neben Mao posiert hatte, ging es weiter zum Changling Grab. Hier war es erstaunlicherweise leer, war dies doch das einzige Grab, das Busausflügler aufsuchten. In der großen Halle waren auch die Kostbarkeiten ausgestellt, die man in den Gräbern gefunden hatte. Das Grab selbst konnte man nur von außen sehen. Hügelwatching. Ich rannte vorweg, denn schließlich hatte ich ja keine Zeit.
Im Dingling Grab konnte man die unterirdische Grabkammer besuchen. Zum Glück kannte ich den Weg bereits und so fand ich schnell den Eingang. Es ging wieder unzählige Stufen nach unten, aber nur wenige hinauf. Das war das selbe Phänomen wie bei der einen Burg in Frankreich. Die Welt gerät doch aus den Fugen.
Auf dem Rückweg dachte ich es wäre eine gute Idee Obst von den Bauersfrauen zu erwerben. Allerdings war das auch inzwischen eine reine Touristenabzocke. Für 3 Kaki wollten sie 20 Yuan und für 2 Pfirsiche ebenso viel. Allerdings gab ich nur 11. Handzeichen sind halt nicht meine Stärke.
Am Fuß hatte ich keine Schmerzen mehr. Er war nur etwas dick. Danke Bernardo! Vielleicht lag es auch an den Schmerzmitteln, die ich statt Frühstück intus hatte.
Wir fuhren dann zum Zhaoling Grab, allerdings nur auf den Parkplatz ohne zu halten. Von wegen zu weit weg. Der Fahrer hatte vielleicht ein schlechtes Gewissen und wollte uns wenigstens den Haupteingang des Grabs zeigen. Wahrscheinlich hatte er aber keine Bekannten am Einlass, so dass er mit der Gruppenkarte nicht durchgekommen wäre. Oder die Summe der einzelnen Gruppenkarten hätte den Preis des Kombitickets überschritten.
Er fuhr dann weiter zur großen Mauer, allerdings nicht wie abgesprochen zu Badaling, sondern nach Juyongguan. Dieser Abschnitt war zwar nicht so von Touristen überlaufen, das hatte aber auch seinen Grund. Denn dies war ein Tal und hier ging die Mauer rechts und links in Treppen die Berge hinauf. Hier war nicht ein Meter ebenes Gelände.
Ich ging trotzdem die Treppen hoch. Ich benutzte dabei nur das linke Bein beim Aufstieg und das rechte Bein beim Abstieg. Trotzdem riss es plötzlich im rechten Oberschenkel und ich hatte nur noch Schmerzen. Immer wieder etwas Neues. Umso mehr musste ich beim Aufstieg nur das linke Bein benutzen und Umgekehrt. Ich sah aus wie ein Spastiker. Aber so erreichte ich fast den Gipfel, wo sich die Toilette befand. Alles richtig gemacht. Gabi und Bernardo machten schon nach der Hälfte schlapp. Plötzlich klingelte das Telefon und Gabi rief an. Sie wollte wohl wissen, ob ich schon die Mongolei erreicht hätte.
Mit meinem Humpelbein brauchte ich 1 ½ Stunden hoch und 45 Minuten runter. Also gefühlt. Oder doch gemessen? Beim Fahrer hatte ich schon 30 Minuten mehr ausgehandelt, so dass ich mir Zeit lassen konnte.
Kurz vor 17 Uhr kamen wir am Hotel an. Der Fahrer machte uns gleich darauf aufmerksam, dass er eine Überstunde hat leisten müssen. Eigentlich wollte ich ihm sowieso 150 Yuan Trinkgeld geben. Jetzt hat er halt mehr Lohn bekommen und dafür weniger Trinkgeld. Steuerlich stellt er sich damit schlechter.
Gabi hatte gestern entdeckt, dass jemand in der Straße aus dem Fenster heraus Getränke, also auch Bier, verkauft. Da ich nicht so weit laufen wollte, suchte ich dieses Fenster auch auf. Allerdings schickte man uns fürs Bier zur Hausnummer 5. So verstand ich das. Hatte man hier etwa keine Konzession für Ausländer, nur für Anwohner?
Wir gingen also zurück und suchten Hausnummer 5. Und als wir so suchten, rannte uns ein Mann hinterher und schickte uns zum Hotel. Ich machte ihm klar (mein Chinesisch wird immer besser), dass ich hier bestimmt kein Bier kaufen wolle, da der Preisunterschied doch horrend war. Und wie gute Kumpel gingen wir zusammen zurück zu dem Verkaufsfenster, wo er der Dame erklärte, sie solle die Anwohnerlizenz Anwohnerlizenz sein lassen und uns mit Bier versorgen. So gab sie uns das letzte kalte Bier.
Zum Essen gingen wir dann in das gleiche Restaurant wie gestern. Ich bestellte wieder und Gabi meinte wir hätten viel zu viel bestellt. Aber wir bekamen nur 4 Teile, da die Kellnerin das meiste gar nicht aufgenommen hatte. Ich hatte einfach zu wenig Finger gehabt, um diese überall zwischen die Seite der Menükarte zu stecken, um die Position zu markieren, bis diese aufgenommen wurden.
Es blieben trotzdem noch ein paar gefüllte Teigtaschen übrig. Und diese ließ ich mir fürs Frühstück einpacken. Also meine Chinesisch Kenntnisse reichen auch für sowas.
Ich war so kaputt und müde von der Bergtour, dass ich um 9 Uhr im Bett war.
6.Tag - Verboten die Stadt
Heute Morgen hatte ich nüchtern einen Blutzuckerwert von 150. Das versetzte mich schon in einen ziemlichen (Zucker-) Schock. Ich beschloss etwas langsamer mit dem Bier zu machen. Das war hier sicherlich mit Zucker gesüßt. Ich aß aber trotzdem meine Teigtaschen, die gestern Abend übrig geblieben waren. Wenn schon Blind werden, dann richtig. Ich hatte kein Wasser mehr, also musste ich ein überteuertes Wasser an der Rezeption holen. Ich traf dabei Gabi beim Frühstück.
Mein Oberschenkel tat heute extrem weh. Seltsamerweise mein Fuß gar nicht mehr. Normales Treppensteigen war nicht möglich. Nur die selbe Taktik wie gestern. Hoch mit dem linken Bein, runter mit dem Rechten.
Wir versuchten es heute noch einmal mit der Verbotenen Stadt. In der Metro dorthin wurde Bernardo fast von der Tür eingeklemmt, da er nicht schnell genug war. Hier gibt es keine Lichtschranke. Sonst würden die Türen nie zugehen. Mit etwas Verlust kann man bei 1 Milliarde Menschen gut umgehen.
Die Sicherheitskontrolle am Platz dauerte ewig. Heute war nun mal viel mehr los, als an dem Museumsfreien Montag. Aber die Kasse war komplett leer, das beruhigte. Oder auch nicht, dann die ganzen Reisegruppen hatten ja schon ihre Tickets.
In der Anlage selbst gingen wir erst einmal in die Seitenanlagen, wo auf der einen Seite Keramik und auf der anderen Seite Schriften ausgestellt wurden. Schließlich musste es ja wie ein Museum aussehen, wenn es schon montags zu hatte. Gabi und Bernardo hatten wieder einmal kein Gefühl für Tempo und Größe des Objekts. So werden wir heute nie fertig.
Wieder einmal musste ich mich mit den Chinesen prügeln, um Fotos von den Innenräumen der Hauptgebäude zu machen. Abgetrennt durch ein Gitter, wurden diese durch inzwischen unzählige Besuchergruppen blockiert. Jetzt musste alles, was früher an 7 Tagen durchgeschleust wurde, an 6 Tagen alles blockieren.
Wir schauten uns noch die Bronze-Ausstellung und eine Kinderausstellung, also besser gesagt eine für Kinder, nicht über Kinder, an. Dann kamen die Uhren dran, für die man extra Eintritt bezahlen musste.
Gabi bekam Hunger. Ich und Bernardo nicht so. Jetzt wollte Gabi nicht alleine Essen und partout nicht ins Restaurant, obwohl wir anboten mitzukommen. Sie wollte einfach nicht als einzige etwas bestellen. Das ganze erübrigte sich dann von alleine, denn das Restaurant hatte zwischenzeitlich geschlossen. Nur an der Theke konnte man oder besser Gabi noch einen Joghurt erwerben. Gabi und Bernardo setzten sich dann auch direkt vor die Toilette, um diesen zu verzehren. Ich zog es dann doch lieber vor im Außenbereich des Restaurants einen Tisch zu nehmen. Es war ja sowieso geschlossen. Vor Toiletten zu sitzen ist nicht so mein Ding. Und dort zu Essen schon gar nicht.
Es konnte nun weiter zur Schatzkammer gehen. Bei den Juwelen war alles überfüllt. Es war kaum ein Foto möglich. Und die hinteren Räume waren fast leer geräumt. Also entweder war man am Renovieren oder jemand hatte die Schätze einfach geklaut. Vielleicht sogar der letzte Kaiser.
Es hieß also zurück und die andere Seite der Schatzkammer erforschen. Hier war das Gold ausgestellt und alles war komplett leer, also an Menschen. Goldschmuck war schon da. Hatten die Besuchergruppen etwa Mittagspause? Konnte eigentlich gar nicht sein, denn das Restaurant war doch zu.
Wir waren jetzt durch die östliche Seite der Stadt durch und begaben uns auf die westliche. Hier hatte ein neuer Garten aufgemacht. Den kannte ich noch nicht. Es roch extrem nach Farbe oder besser nach dem was in der Farbe war und nicht hineingehörte, da es super gesundheitsgefährdend ist. Gegenüber war auch noch eine neue Ausstellung mit Skulpturen. Die war auch neu und mir unbekannt. Ich versuchte wieder einmal alles zu fotografieren, aber es war schon 16 Uhr und so lief die Zeit davon. Die letzte Halle hier in der Ausstellung mussten wir deshalb aus Zeitgründen auch auslassen. Da muss ich halt ein viertes Mal hierher kommen.
Auf dem Weg zum Garten machte ich den Fehler und betrat einen kleinen Raum mit einer Beamtenausstellung, Also fast nur Schriftstücke, nichts besonderes. Allerdings war Bernardo nicht der Meinung und studierte alles sorgfältig. Wie gesagt, kein Gefühl was wichtig ist und was nicht. Er wollte einfach nicht mehr rauskommen.
So blieb uns wenig Zeit durch den Garten zu gehen. Kurz vor 17 Uhr, der offiziellen Schließzeit verließen wir dann die Anlage. Es war schon so spät, dass wir kaum von den Ritschka Fahrern belästigt wurden, die einen durch die Hutons fahren wollten. Schließlich wollten die auch vor Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein. Wir konnten einfach durch die Meute gehen und keiner ist uns gefolgt.
Ich beschloss nicht zur Metro am Ti’An Platz zu laufen, sondern Richtung Westen zur Metro, da der Weg fast gleich weit war. Und dann wären wir fast schon am Hotel und müssten auch nicht an den überteuerten Taxis vorbei. Außerdem kannten wir die Hälfte der Strecke zum Tia’an Platz schon und die Geschäfte waren inzwischen alle Touristisch. Kein Getränkeladen oder einfaches Restaurant mehr. Nur Mode und Souvenirs.
Auf unserem Weg konnten wir in ein Dim Sum Restaurant einkehren. Das war wie ein Schnellrestaurant aufgemacht. Man bestellte an der Theke und holte sich an der Küche die Dim Sum ab. Durch ein Fenster konnte man beobachten wie fleißige Männer und vor allem Frauen diese falteten. Also alles ganz frisch, trotz Suppenküchen Charakter. Ich nahm ein Menü, das praktischerweise als Abbild über der Theke angeschlagen war. Eine Variation von Dims mit Suppe und Salat. Die Suppe war so eingekocht, und dadurch schleimig, dass sie Fäden zog. Gabi hatte einzelne Dim Sums bestellt, was auch gut geklappt hat. Doch Bernardo wollte Menü 3 bestellen. Allerdings wollte er partout das Getränk nicht haben. Deswegen fuchtelte er so lange mit den Händen herum, dass die Angestellte meinte er wollte gar nichts von dem Menü. Und so bekam er nicht nur nicht das Getränk, sondern auch nicht die Dim Sums und nicht die Suppe. Die war sowieso viel zu schleimig.
Unterwegs beschlossen wir doch direkt zum Hotel zu laufen. Es wäre nur eine Station zu fahren gewesen und so lernt man mal die Umgebung des Hotels kennen. Und wir mussten feststellen, dass es erstaunlich viele Geschäfte und Restaurants auf der Hauptstraße gibt.
Abends gingen wir zum Feuertopf Restaurant an der Ecke. Wir wollten uns einen Tisch zuweisen lassen, wurden von der Kellnerin aber zur Eingangstheke geführt, wo wir eine Nummer ziehen mussten. Es gab dabei 2 Nummernkreise. Einen für bis zu 2 Personen und einen für 3-5 Personen. Ich glaube Nummern für über 5 Personen war nicht vorgesehen. Die hatten sowieso keine Chance auf einen Tisch.
Wir hatten Nummer 79. Auf der Anzeigetafel über der Tür wurde aktuelle Nummer und die Tischnummer angezeigt. Allerdings war es fast immer die selbe Tischnummer. Also entweder waren die Leute so schnell mit dem Essen fertig, dass alle 10 Minuten der selbe Tisch frei wurde oder die Leute waren ungeduldig bereits gegangen und so wurde einfach die nächste Nummer nach kurzer Wartezeit zugeordnet. Oder es war gar nicht die Tischnummer. Aber da wollte ich mich überraschen lassen.
Wir warteten bereits 20 Minuten. Mal ging es mit den Nummern flott voran, mal gar nicht. Plötzlich tippte mich die Frau hinter den Tresen an und machte einen Tisch klar, obwohl unsere Nummer noch gar nicht dran war. Ob das jetzt Mitleid mit den armen Touristen war oder einfach nur Trotz, weil kurz zuvor 3 Chinesen herein gekommen waren und sich durch lauthalses Beschweren unbedingt vordrängeln wollten.
Gabi und Bernardo waren sich wieder nur am Zanken. Gabi mag es nicht, wenn man sich am Tisch nicht benimmt wie der Kaiser von China. Allerdings ist das bei einigen Gerichten nicht möglich, wie halt auch beim Feuertopf. Ich hingegen habe mir angewöhnt alle Bediensteten anzulächeln. Das gibt immer Sympathiepunkte, die man immer mal wieder brauchen kann. Nur beim Schlange stehen werde ich zum Tier. Hier geht Schnelligkeit vor Sympathie. Man muss es ja nicht übertreiben.
Der Kellner hatte pragtischerweise ein Englisches Übersetzungsprogramm auf seinem Eingabegerät, mit dem er die Bestellungen aufnahm. So konnten wir einfach 3 Arten rohes Fleisch und viel Gemüse ordern. Dann wurde der Feuertopf gebracht in dessen Sud man die Zutaten gar kochte. Und wer was fallen ließ, musste in den See. Und obwohl ich nur Wasser trank, verbrannte ich mir natürlich furchtbar die Zunge. Gier kann so grausam sein.
Die Bedienung half uns, wo immer sie nur konnte. Sympathie ist dann doch hilfreich. Wir mussten die ganze Zeit die Schüsseln hin- und her räumen, da der Tisch zu klein war. Deshalb kommt das Essen in China immer nach und nach. Wenn man ein Teil des Essens abräumen kann, weil schon aufgegessen, bevor das neue Essen kommt, kann man die Tische kleiner machen. Und bei so viel Chinesen ist es ganz praktisch, wenn man mehr Tische im Restaurant unterbringen kann.
Gabi war die ständige Beobachtung der Kellner nicht recht, denn sie mag es nicht wenn man ihr beim Essen zuschaut. Da ist wohl auch etwas Scham dabei, dass man sich nicht benimmt wie der Kaiser, nicht Roland, der von China. Der Kellner zeigte uns beim Bezahlen wieder sein Eingabegerät auf dem stand, ob wir Cash oder mit Karte zahlen wollten. Daraufhin holte ich mein Smartphone heraus und gab in mein Übersetzungsprogramm „bar“ ein. Allerdings schüttelte der Kellner nur den Kopf, als ich ihm die chinesische Übersetzung zeigte. Später fiel mir ein, dass das Programm „bar“ wohl im Sinne von „die Bar“, also das Lokal, in dem Alkohol ausgeschenkt wird, übersetzt hatte. Ich wechselte die Sprache auf Englisch-Chinesisch und die Übersetzung von „Cash“ war dann für ihn verständlich.
Beim Rausgehen winkte ich noch einmal freundlich. Von wegen der Sympathie.
7.Tag - Himmelwärts
Um 8:30 Uhr fuhren wir zum Sommerpalast. Vorher legte ich noch 50 Yuan Trinkgeld aufs Bett für das Zimmermädchen. Die Metro fuhr direkt von unserem Hotel ohne Umsteigen durch, aber es dauerte gefühlte Stunden. Bis zur Station Universität war der Zug proppe voll, danach hatten wir ausreichend Sitzplätze.
Neuer Trend ist jetzt auch, dass man mit der Ritschka von der Metro zum Eingangstor des Sommerpalastes fahren kann. Nur für übergewichtige Amerikaner geeignet. Der Weg zum Eingang ist wirklich so kurz. Bevor man da eingestiegen ist, muss man auch schon wieder aussteigen.
Auf dem Weg fiel mir wieder einmal auf, dass die Frauen hier, wann immer sie mit dem Smartphone telefonieren, in die Hocke gehen. Ich vermute, dass hängt mit den Warnungen zusammen, bei Gewitter nicht zu telefonieren.
Wir gingen zuerst in das Museum, um wieder alte Vasen und Bronzeteile anzusehen. Erneut dauerte das zu lang. Ich hatte extra darauf hingewiesen, dass ich nur 3 Stunden eingeplant hatte und der Weg war weit. Manchmal wird einem Reiseleitung nicht einfach gemacht.
Wieder waren unzählige Reisegruppen unterwegs, was ziemlich nervig war. Allerdings waren es nicht so viele Leute wie bei meinem letzten Besuch, der an einem Sonntag stattfand. Damals waren auch noch zusätzlich die Wochenendausflügler dabei.
Der alte Mercedes, erstes Auto in China, sollte laut Reiseführer in einer Halle beim Theater stehen. Beim letzten Mal war die Halle zu, jetzt war die Kiste aber auch nicht zu finden. Ist wohl inzwischen weggerostet, weil er immer von den Chinesen betatscht wurde. Handschweiß eben.
Wir machten nur die einfache Tour am Ufer entlang. Die Bergtour ersparte ich den beiden, nicht aber die unzähligen Treppen hoch zur Pagode. Mein Oberschenkel ging eigentlich. Ich hatte zwar noch Schmerzen, konnte aber mit beiden Beinen hoch und runter klettern.
Wir durchquerten den berühmten Wandelgang, betrachteten das Marmorboot und bogen dann ab zum Lamatempel. Das klingt kurz, ist aber ein kilometerlanger Weg. Am Lamatempel ging es wieder einmal die Treppen hoch, um oben wieder keine Fotos machen zu dürfen.
Unter dem Lamatempel gab es mehrere Souvenirstände, die vor allem Schuhe verkauften. Ob das Glück bringt, am Lamatempel Schuhe zu kaufen? Heilige Hühneraugen? Oder war es nur deswegen, dass, wenn die High Heels beim Treppensteigen kaputt gingen, man diese durch neue High Heels ersetzen konnte.
Die Suzhou Street war relativ langweilig. Wir gingen einmal zügig rum. Selbst Gabi und Bernardo fanden die Souvenirshops nicht wirklich aufregend. Viele hatten auch geschlossen oder waren erst gar nicht vermietet. Wirtschaftskrise in China, nur 6% Wachstum.
Wir fuhren anschließend mit der Metro zum Himmelstempel. Normalerweise waren das 2 Besichtigungspunkte für 2 Tage, aber durch meinen Fehler beim Tageplanen und den geschlossenen Montag bei der verbotenen Stadt musste ich das Programm etwas straffen. Wir waren um 13 Uhr da und gingen den Weg verkehrt herum ab. Das hieß wir begannen am Himmelstempel, der ja eigentlich die letzte Station des Kaisers war. Aber hätte dieser auch so einen Zeitdruck gehabt wie wir, hätte er damals auch sein Opferwerk hier begonnen.
Im Himmelstempel selbst hätte ich meine Mitstreiter fast verloren, da ich zuerst in die Ausstellungen in den Nebengebäuden ging und die beiden anderen nicht, sondern… Wohin kann ich nicht sagen, sonst hätte ich Sie ja nicht verloren. Zum Glück war das Gebäude zur besseren Kartenkontrolle eingezäunt und so betrachtete ich erst einmal in Ruhe den Tempel und alle Nebengebäude. Dann stellte ich mich oben auf den Tempel und suchte die Beiden. Und nach kurzer Zeit entdeckte ich sie dann auch. Hier geht keiner so schnell verloren.
Wir arbeiteten die folgenden Tempel relativ schnell ab. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, uns auf den Mittelpunkt der Welt zu stellen und dumme Touristenfotos zu machen. Das machten die Chinesen schließlich auch, so dass wieder gepflegtes Wegschubsen gefragt war, um auch einmal dran zu kommen. Wieder einmal kam ständig die Frage auf „Wo ist Bernardo?“. Immer hinten dran…
Gabi aß erst einmal eine Wurst, weil sie so einen Hunger hatte. Anschließend machte sie uns Vorwürfe, weil wir nicht gefragt hätten, ob sie Hunger hätte. Irgendwann mache ich einmal einen Hellseherkurs.
Wir gingen zum Fastentempel. Es war erst 15:30 Uhr, doch die Kasse war zu und man ließ uns auch nicht mehr rein. Scheinbar schloss dieser um 16 Uhr, was keinen Sinn machte, denn Himmelstempel und Konsorten hatten bis 18 Uhr auf.
Dafür geleiteten wir Gabi zum Rosengarten zur Beruhigung. Relaxed fuhren wir dann zurück zum Hotel. Wir mussten wieder zweimal umsteigen. Dafür holten wir auf dem Weg Bier und Cola und setzten uns in den Hof. Anschließend gingen wir zu einem Supermarkt, wie wir dachten, auf der Hauptstraße. Obwohl es von außen wie ein solcher aussah, war es doch mehr eine Markthalle. Jeder Stand verkaufte auf eigene Rechnung. Es gab hier alles, außer Bier. Aber das hatten wir ja schon. Ich nutze die Gelegenheit und kaufte Obst und vor allem Gemüse. Das konnte ich gut roh zum Frühstück essen.
Zum Essen gingen wir die Straße noch etwas weiter Richtung Süden. Wir mussten etwas umfangreicher suchen, da die meisten Restaurant einfachen Charakters waren. Aber wir fanden ein großes Restaurant und hier sprach ein Kellner sogar etwas Englisch. So konnten wir einen Tisch voller Essen bestellen. Ich probierte nur einmal von dem Fleisch und aß lieber fast vegetarisch. Dafür gab es dann auch Tofu.
Das Zimmermädchen hat das Trinkgeld übrigens nicht genommen, sonder auf den Nachttisch gelegt. Das habe ich auch selten erlebt.
8.Tag - Museumstag
Heute sollte es um 9 Uhr los gehen. Ich stand allerdings schon früh auf und wollte etwas Fernsehen im Internet schauen. Für extra3 musste ich extra in den Hof gehen, weil dort der Empfang besser war. Gabi kam zum Frühstück herunter. Ich konnte allerdings kein Gespräch mit ihr anfangen. Ich musste schließlich Fernsehen schauen. Ich versuchte es wieder mit Trinkgeld für das Zimmermädchen und ließ erneut einen Schein auf meinem Bett zurück.
Wir fuhren zum National Museum. Langsam wurde der Weg zum Ti’an Platz richtig langweilig. Ich stürmte direkt zum Ticketschalter, schließlich wusste ich wo er war. Der Angestellte schaute unsere Pässe erst gar nicht an. Er gab uns einfach so die Karten. Ein Chinese versuchte sich plötzlich mit seinem chinesischen Ausweis vorzudrängeln. Für Chinesen gab es eigentlich die Karten an den Automaten auf der anderen Seite. Keine Ahnung warum er hier sein Glück versuchte. Zu lange Schlange oder einen gefälschten Ausweis dabei?
An der Sicherheitskontrolle hatte sich eine recht lange Schlange gebildet. Nachdem wir diese überwunden hatte, ging es direkt in den Keller zu Ancient China. Gut dass ich mich hier so gut auskenne. Wir verbrachten dort gut 2 Stunden. Am Ausgang der Ausstellung besuchte ich dann als nächstes Highlight die Toiletten und aß einen mitgebrachten Apfel und einen Pfirsich. Wohl dem der eine Markthalle / Supermarkt um die Ecke hat.
Wir beschlossen, um keinen China Schock zu bekommen, die Fortsetzung der China-Story auf später zu verschieben und erst einmal die Themen Hallen in den oberen Stockwerken zu besuchen. Dabei schafften wir nur die Haupt-Hallen im ersten und zweiten Stock. Das Erdgeschoß ließen wir komplett aus.
Die Ausstellung über die hässlichen Gastgeschenke der Staatsoberhäupter erforderte natürlich entsprechende Zeit. Viele dieser Gastgeschenke hätte ich nicht einmal im Souvenirladen gekauft. Erstaunlich was da so übergeben wird. Teilweise zum Übergeben. Zum Abschluss ging es zum „Weg zur Revolution“. Das meiste ist hier nur chinesisch beschriftet. Es ergibt sich für den unerfahrenen Betrachter auch kein Zusammenhang der Geschichte. Am Schluss musste ich wieder einmal etwas zur Eile drängen, denn es war schon 16:10 Uhr und um 16:30 Uhr kommt die Durchsage, das Haus langsam zu verlassen. Da Gabi noch Bücher kaufen wollte konnte es schwierig werden gegen den Strom von tausenden, ach was, Millionen von Chinesen zurück zu den Souvenirshops zu kommen.
Gabi kaufte gleich 3 Bücher und Bernardo fand auch noch was im Souvenirshop nebenan. Schon kam die Durchsage und wie vorhergesagt strömten die Massen wie Ameisen zum Ausgang.
Wir gingen zum Essen zur Qianmen Straße, denn einerseits war diese nah und andererseits gab es touristische Restaurants. Wir wollten unbedingt einmal Peking Ente essen, wenn wir schon in Peking waren. Wir schauten uns einige Lokale an und entschlossen uns dann in das leerste Restaurant zu gehen. Die ausgestellten Enten im Schaufenster waren garantiert nur fake news und somit kein Entscheidungsgrund.
Es gab etwas Zweifel wie viel man da bestellt. Die Preise waren naturgemäß hoch und so wollten wir nicht überreizen. Die Kellnerin verwirrte anfangs auch mehr als dass sie half. Wir bestellten dann 2 Portionen Ente, Gemüse und Pekingsuppe. Auch letztere musste natürlich sein. Wann hat man schon mal die Gelegenheit diese so frisch zu bekommen, also nicht eingeflogen.
Peking Ente ist ein Bausatz. Man bekommt einen Fladen, etwas Gemüse und Soße und muss daraus etwas bauen, was man gefahrlos bis in den Mund führen kann. Wie so oft versuchte ich durch Beobachten der Tischnachbarn Anleitungen hierbei zu erhalten. Doch diese waren hier auch keine große Hilfe. Also dann doch „so gut wie es geht“.
Den Abend beschlossen wir wieder im Hof mit 2 Cola Zero, also zumindest ich. Praktisch so ein Hof im Huton.
9.Tag - Reste abarbeiten
Ich stand wieder früh auf, denn ich musste noch meine Tasche packen. Heute Abend sollte es schließlich mit dem Nachtzug nach Xi’an gehen. Wen es interessiert, ich hatte super Blutwerte. Für Diabetiker: Pekingente mit entsprechender Suppe hilft. Wahrscheinlich wegen der Bewegung beim Wickeln.
Wir gaben die Koffer an der Rezeption ab und ich bekam dafür ein Schwuchtel Armband mit Nummer. Diesmal wurde nicht kontrolliert ob da eine Bombe drin ist. Dafür wurden die Koffer mit einem Bindfaden zusammenzubinden. Wohl um die Wucht der Detonation zu mindern.
Wir liefen zu Fuß zum Haus des Prinzen Gong. Dieses lag in der Nähe und der Weg führte durch interessante Straßen mit vielen Geschäften und Restaurants. Beim Durchgehen bekam ich schon etwas Hunger, aber es war recht wenig geöffnet um die frühe Zeit.
Wir gingen durch das Maison. Die Ausstellungen waren hierbei ziemlich Einraum, aber wir brauchten schon wieder zu lange um diese anzusehen. Es war um diese frühe Uhrzeit bereits ziemlich voll, schließlich war Sonntag. Letztes Mal Sommerpalast, dieses Mal Gong. Eine Milliarde Sonntagsausflügler. Aber es waren auch viel Gruppen unterwegs, die wieder alles blockierten.
Im angeschlossenen Garten war es dann die Hölle. Wir verloren fast Bernardo, weil er mehr mit seiner Kamera als mit der Umgebung beschäftigt war. Er bekam dann auch gleich einen entsprechenden Anschiss, nicht von mir übrigens.
Ich ließ es mir nicht nehmen, das Yu Zeichen zu streicheln, dass ein Kaiser in einer Höhle hinterlassen hatte. Zum Glück war es gerade leer hier. Als wir später vorbeikamen, kam gerade eine Gruppe an und damit erhöhte sich die Wartezeit zum Streicheln auf Stunden.
Glück hatten wir auch, dass gerade eine Vorstellung im Theater begann und so konnten wir einen Blick durch die geöffneten Türen hineinwerfen. Anschließend liefen wir auf der einen Seite Richtung Ausgang und auf der anderen Seite noch einmal zurück. So waren wir sicher, nichts in der riesen Anlage verpasst zu haben. Auf dem finalen Weg zum Ausgang nahmen wir auch noch die Toiletten mit, um wirklich nichts zu verpassen. Diese waren unerwartet sauber, 4 Sterne. Es war erstaunlich bei den Massen an Besuchern, aber wahrscheinlich machen alle in den Garten, also im Garten, den Toiletten im Garten.
Wir liefen wegen der Aussicht am See entlang zum Trommelturm. Hier gab es lauter Bars und In-Lokale. Sogar Wasserpfeife wurde gereicht. Der Huton entwickelte sich richtig zum Trendviertel. Unterwegs erwarben wir eine Krabbensuppe im Brotteig, die man mit einem Strohhalm trank. Für den kleinen Hunger zwischendurch und vor allem um es einmal zu probieren.
Zuerst ging es auf den Trommelturm. Es ging tausend steile Stufen hoch. Das hatte ich vergessen oder besser verdrängt von meinem letzten Besuch. Ich benutzte meine Einbein Taktik um den Anstieg zu bewältigen. Oben hatte ich dann ein ganz weiches Bein. Zum Glück hatte ich ja noch ein zweites für den Abstieg. Man konnte leider nur auf der Rückseite raus auf den Balkon. Innen war neben diversen Trommeln eine Computeranimation aufgebaut. Hier stellte man sich vor einen Blue Screen und konnte so durch Peking fliegen. Ein Joint hätte es aber auch getan.
Anschließend gingen wir gegenüber zum Glockenturm. Abwechslung muss sein. Wieder ging es eine steile Treppe hinauf. Oben angekommen war ich fix und fertig. Dafür wurde man mit einer riesen Glocke entschädigt. Angeschlagen war eine Geschichte über die Tochter des Glockengießers, die sich geopfert hatte, damit dieses Gebilde überhaupt hier hängen konnte, also die Glocke, nicht die Tochter. Zu ihren Ehren hatte man in der Nähe einen Tempel gebaut und die Adresse habe ich mir gleich gemerkt.
Im Glockenturm konnte man übrigens auf allen Seiten rausschauen. Ich humpelte also auf meinem Zweitbein die Treppen wieder runter mit der festen Vornahme den Tempel zu besuchen. Die Adresse war auch leicht zu finden, sie befand sich in einer Huton Gegend mit ganz kleinen Gässchen. Sehr unheimlich. Aber bei der Hausnummer war nichts, außer einem ganz normalen Huton. Eventuell war das Schild veraltet oder die Gegend zu neu.
Wir gingen zur Hauptstraße zurück durch die alten aber renovierten Hutons. Hier fanden wir direkt ein Dumpling Restaurant. Es gab eine riesen Auswahl und alles wurde frisch gemacht. Zumindest ließ das die Zeit vermuten, die es brauchte bis das Essen kam.
Frisch gestärkt von unzähligen Dumplings und einem Bier ging es weiter zum Behai Park. Unterwegs suchte ich und dann auch meine Mitstreiter eine öffentliche Toilette auf. Diese war so sauber, dass man vom Fußboden Essen konnte. Ungelogen. 5+ Sterne. Als ich draußen wartete konnte ich beobachten wie die Angestellten die Türrahmen polierten.
Zum Behai Park gingen wir wieder am See entlang. Der Straßenkehrer fuhr hier wirklich Schrittgeschwindigkeit. Als ich nebenher lief musste ich aufpassen, dass ich ihn nicht überholte und unter die Kehrbesen geriet.
Im Behai Park ging es erst einmal ins Studio. Wieder wurden Batches ausgeteilt, so dass nicht zu viele Leute gleichzeitig in der Gartenanlage waren. Wie in Kambodscha im Angkor Wat. Wenn Besucher rauskamen bekamen die, die rein wollten, die Batches der Rausgehenden. Zum Glück war die Schlange nicht allzu lang. Allerdings saßen viele Leute stundenlang drin ohne an ihre warteten Mitbürger zu denken. Faulenzen kann man auch außerhalb der Anlage im Park. Aber auch Gabi und Bernardo brauchten wieder einmal länger und so wartete ich am Eingang.
Anschließend ging es zum Höhepunkt des Parks, der 9 Drachen Mauer, die zweite von dreien, die es in China gab. Ständig stand ein Chinese im Weg rum und versperrte die Fotoaussicht. Bernardo war schon ganz frustriert.
Um den Weg auf die Halbinsel abzukürzen beschloss ich nicht zu laufen, sondern die Fähre zu benutzen. Wir mussten ja noch den Zug bekommen. Und einmal Boot fahren muss sein. Auf der Halbinsel stiegen wir zur Stupa hinauf und auf der anderen Seite zum Tempel wieder herunter. Warum man hier extra Eintritt verlangte erschloss sich mir nicht. Man konnte die Stupa nicht mal betreten. Aber der Eintritt war mit dem Kombiticket abgegolten und so konnte es mir egal sein. Nur das Klettern war ärgerlich.
Wir liefen zurück zum Hotel. Dabei führte uns MapsMe durch die übelsten Hutons. Verbesserungs-vorschlag für die App: Einstellung: Nur sichere Straßen verwenden.
Wir holten unsere Taschen im Hotel ab und Gabi und Bernardo schnallten sich ihre Taschen auf den Rücken. Die taten mir richtig leid. Mit meinen Rollen an der Tasche hatte ich es weitaus leichter.
Die Metro war relativ voll und Gabi hatte Angst, dass wir nicht rein kommen würden. Da war die Bahn noch nicht mal eingefahren. Und als wir drin waren, natürlich sind wir reingekommen, hatte sie Angst, dass wir nicht raus kämen, nur weil der Wagen kurz vor unserem Umsteigebahnhof voll war. Natürlich ging alles gut.
Wir erreichten den empfohlenen Südeingang des Bahnhofs und die Kontrolle der Fahrkarten am Eingang ging schnell. Am Security Check, wo die Taschen geröntgt werden, wurden ich und Bernardo angehalten. Allerdings wussten die Sicherheitsbeamten nicht mehr ob meine Tasche oder Bernardos auffällig gewesen war. Sie murmelten etwas von Haarspray, das allerdings keiner von uns mit an Bord hatte. Ich wusste gar nicht, dass so was verboten war im Zug. Schließlich war das ja kein Flugzeug und wenn so eine Dose Haarspray hochgeht, was soll da schon passieren. Ich zeigte ihnen dann noch meinen Rasierschaum und war kurz davor nach Feuer zu verlangen um die Unentflammbarkeit dessen zu demonstrieren, ließ aber dann den armen Mann in seiner Verwirrung zurück. Er schickte uns weiter und so konnten wir unseren Platz in Wartesaal 6 einnehmen. Angezeigt wurde hier „Boarding at 8“, doch nach kurzer Zeit erkannte ich, dass dies zwar Wartesaal 6 war, dieser aber direkt an Gleis 8 lag. Machte also Sinn. Somit doch kein Gleiswechsel, wie anfangs befürchtet.
Ich ging zum Schnellimbiss KungFu (oder so ähnlich. Auf jeden Fall war ein Karatekämpfer das Maskottchen des Ladens) und holte mir ein Fleischgericht mit Suppe, denn ich hatte ja noch nicht zu Abend gegessen. Ich wählte extra das Menü, das kein Reis auf dem angeschlagenen Bild hatte. Aber die Plastikschale war dreigeteilt. Oben war das wenige Fleisch, dann kam das wenige Gemüse und ganz unten waren Tonnen von Reis. Na Klasse. Aber als Diabetiker lernt man nicht alles zu essen, was auf dem Teller ist und so warf ich den meisten Reis weg. Sorry Afrika….
Es war gut, dass wir so früh da gewesen waren, denn nun kamen immer mehr Gruppen und stellten sich an. Zuerst kam eine kleine Gruppe Amerikaner, dann eine riesen Gruppe Polen und den Rest konnte ich nicht Klassifizieren. Zu weit hinten in der Schlange…
Ich holte noch 3 Flaschen Wasser für die Fahrt, aber der Verkäufer wollte mich anfangs gar nicht verstehen. Er kapierte nicht einmal, dass ich überhaupt etwas erwerben wollte. Nebenan beim Obst und Gemüse war das seltsamerweise einfacher. Aber wenn man überall kostenlos heißes Wasser bekommt, rechnet man wahrscheinlich nicht damit, dass ein blöder Tourist dafür auch noch Geld bezahlen will.
Endlich war Boarding. Ich drängelte mich natürlich gleich wieder vor. Gabi und Bernardo kamen mit ihren schweren Taschen kaum zum Wagen, da dies bei unserem Glück natürlich der mit dem weitesten Weg war. Ich sollte eigentlich mit Gabi in einem Abteil liegen, aber Gabi tauschte ihren Schlafplatz mit einem chinesischen Mitreisenden. Dieser war dann bei mir untergebracht. Hätte ich meinen Platz mit Bernardo getauscht, wäre es aufs selbe rausgekommen. Jetzt mussten wir dem Mann auch noch dankbar sein.
Ich muss dazu sagen, dass wir die VIP Klasse gebucht hatten, was bedeutete, dass wir nicht nur 2 Betten, statt 4, im Abteil hatten, sondern auch eine eigene Toilette, also pro Abteil, nicht pro Person. Das hatte ich noch nie und werden wir auf dem weiteren Weg nach Shanghai auch nicht mehr haben.
Mein chinesischer Abteilbegleiter sprach super Englisch, war um die 30 und kannte sich sehr gut in Europa und dem Rest der Welt aus. So unterhielten wir uns einige Zeit über dies und das in Europa, bevor wir gegen 22 Uhr ins Bett gingen. Ich wurschtelte noch bis 23 Uhr herum, also vor allem lud ich Smartphone und Kamerabatterien auf, bis ich dann auch die Augen zu machte.
10.Tag - Wieder auf der Mauer
Ich wachte wie immer früh auf. Um 6 Uhr wurschtelte vorsichtig los. Als ich aus dem Bad heraus kam, wo ich leise die Zähne geputzt hatte, war das Licht an und mein Mitschläfer saß bereits auf dem Sessel. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass er Diplomat war und 2 Jahre in Japan gedient hatte. Jetzt wartete er auf seinen nächsten Einsatzort und vertrieb sich die Wartezeit mit einem Familienbesuch zum Feiertag. Mit 30 Jahren im diplomatischen Dienst, Respekt oder Beziehungen. In China ist alles möglich. Deswegen auch die guten Englisch Kenntnisse und das Wissen über die Welt. Auf jeden Fall war er sehr sympathisch und wir haben uns gut unterhalten. Auch wenn er geschäftlich die Menschen unterdrückt.
Gabi und Bernardo hatten beide kaum geschlafen. Wenn man es nicht gewohnt ist im Zug zu schlafen, war es schon schwierig Schlaf zu finden. Ich schien mich inzwischen ans Schlafen im Zug gewöhnt zu haben und war außergewöhnlich fit. Das war aber auch das erste Mal, dass es mir nach einer Übernachtung im Zug so ging.
Wir kamen überpünktlich in Xian an. Lauter Touristen stiegen aus dem Zug aus. Geplant war meinerseits eigentlich zur Metro zu laufen, aber wenn ich mir meine Taschenschlepper so ansah, entschied ich mich um und wollte ein Taxi nehmen. 18 Minuten laufen konnte ich ihnen so nicht wirklich zumuten.
Am Taxistand waren wir vorbei gelaufen und ein Zurück war nicht möglich. Also versuchten wir ein Taxi an der Straße anzuhalten, was auch nach kurzer Zeit gelang. Der Kofferraum war aber für alle Taschen zu klein und so musste Bernardo seine Tasche auf den Schoß nehmen. Gabi meinte gleich wieder dass das nicht gehen würde, der Kofferraum wäre zu klein, wir können damit nicht fahren. Ich saß sowieso vorn, denn ich musste den Weg zum Hotel erklären und darauf achten, dass der Tachometer eingeschaltet war, was der Fahrer sicherlich unbeabsichtigt beinah vergessen hatte.
13 Yuan kostete die Fahrt durch die Stadt. Das war stockbillig. Allerdings wollte er uns am Glockenturm raus lassen und nicht am nebenstehenden Hotel. Aber auch das konnte ich mit Händen und Füßen klären. Englischkenntnisse nicht vorhanden, also beim Fahrer.
Und anstatt im Hotel nur die Koffer zu hinterlegen, haben wir sogar schon unsere Zimmer bekommen. Aber ich gönnte meinen Mitreisenden keine Ruhe. Nachdem wir unsere Taschen abgesetzt hatten, ging es gleich wieder los, direkt gegenüber zum Glockenturm. Das lag nahe oder besser, der lag nahe.
Man erreichte den Eingang durch eine ringförmige Unterführung. Natürlich gingen wir in die falsche Richtung, also die, bei der der Weg am weitesten war. Am Eingang hatte sich schon eine ziemliche Schlange gebildet. Wir holten gleich ein Kombiticket, das auch den Trommelturm beinhaltete. Diesen entdeckte ich dann von oben, was praktisch war, denn ich hatte keinerlei Orientierung, als ich das Ticket kaufte. Er lag nebenan in der Fußgängerzone. Inzwischen konnte ich mich auch wieder daran erinnern. War halt 10 Jahre her, als ich das letzte Mal hier war.
Im Turm gab es oben eine Möbelausstattung und unten eine kleine Ausstellung mit Musikshow in historischen Kostümen. Diese verpassten wir diesmal nicht.
Nach dem Besuch gingen wir durch das Verkaufsviertel der Muslime. Xi’an ist für diese Volksgruppe bekannt und da wir zur großen Moschee wollten, bot sich der Weg an. Es gab unzählige Straßenstände mit Essen und Snacks und allerlei Krimskrams. Gabi und Bernardo wurden immer langsamer. Ob es dem zu erforschenden Angebot oder der zunehmenden Müdigkeit geschuldet war vermag ich nicht zu sagen.
Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich den Weg zur großen Moschee anders in Erinnerung hatte. Allerdings kann ich mich da auch in der Stadt täuschen. So viele Moscheen hatte ich schon besucht und wie gesagt, das hier war 10 Jahre her.
Nach der Besichtigung wollte ich noch die Westmoschee besichtigen, die um die Ecke lag. Beim Betreten wurde ich allerdings von einem Mann angeschnauzt. Wo ich her käme und ob ich Muslime sei. Also wenn irgendwelche Muslime eine Kirche zur Besichtigung aufsuchen frage ich auch nicht, ob die Christen sind.
Wir gingen dann Richtung Westtor. Es gab nun immer weniger Stände, bis diese ganz aufhörten. Dort gab es keine Unterführung, die unter der Hauptstraße durchführte, welche uns vom Tor trennte. Die einzige Unterführung gab es zur gegenüberliegenden Straßenseite wo plötzlich ein Zebrastreifen auftauchte. Gut, den hätten die sich bei der Zebrastreifendisziplin der Chinesen auch sparen können. Also war über-die-Straße-rennen angesagt.
Nachdem wir die Eintrittskarte (oder muss das hier Auftrittskarte heißen) für die Mauer erworben hatten, gingen wir hinein und hinauf auf die Mauer. Ich schaute mir erst einmal das Stadttor intensiv an. Unten im Hof fanden die Proben zu einer Autoshow an. Bernardo schaute sich diese intensiver an. So kam es, dass er einfach nicht bei kam. Also ging ich schon mal alleine los, denn der Weg war weit und die Zeit knapp.
Nach der ersten Stadtmauer Ecke, also nach gut einem Kilometer, war auf halben Weg zum Südtor ein unterirdisches Museum. Also eigentlich war es nicht unterirdisch, sondern auf Straßenhöhe, aber man war ja oben auf der Mauer und so ging es gefühlt hinunter in den Keller. Man konnte zwar hier nur alte Mauerreste begutachten, aber es gab saubere Toiletten. Das war der eigentliche Grund warum ich ursprünglich das Museum besuchen wollte. Allerdings waren die Männer Toiletten gar nicht so einfach zu finden.
Bis zum Südtor sind wir dann 2,8 Kilometer gelaufen. An dieser Stelle waren schon Risse in der Mauer. Das zugehörige Schild sagte, dass man keine Bedenken haben sollte. Allerdings war ich froh von der Mauer runter zu sein.
Ich wollte einmal nachsehen, wie die Eintracht gespielt hatte und suchte so die Touristen Info am Fuße der Mauer auf. Hier versprach man freies Internet, doch die Verbindung dauerte etwas und so sprach mich eine Angestellte an, ob sie mir helfen könnte. Ich meinte nur, ich wollte etwas Internet stehlen.
Apropos stehlen, nächster Punkt war das Stehlen Museum. Dahin konnte man vom Südtor bequem laufen. Und was gab es zu sehen? Unzählige Stehlen natürlich in unzähligen Hallen. Gabi und Bernardo waren ziemlich schnell genervt von den vielen Steinen. Lesen konnte man nix, da alles Chinesisch war und Untertitel gab‘s keine.
Nach dem Besuch wollte ich noch zur kleinen Wildganspagode. Hierzu wollte ich ein Taxi nehmen, da diese recht weit im Süden lag. Wir stellten uns an die Hauptstraße und ich versuchte verzweifelt ein Taxi heranzuwinken. Die beiden anderen saßen am Straßenrand und versuchten nicht einzuschlafen. Allerdings waren fast alle Taxis besetzt und die wenigen freien Taxis wollten einfach nicht anhalten.
Nach extrem langer Zeit hielt an der Ecke ein Taxi und ließ Gäste heraus. Jetzt konnte der Fahrer sich nicht mehr wehren und ich stürmte den Wagen. Inzwischen hatte ich mich umentschieden und hatte auf die Große Wildganspagode gewechselt. Als Rache setzte der Taxifahrer uns am weitest entfernten Platz vom Eingang ab. Aber hier war eine Metro Station, die übrigens vor 10 Jahren noch nicht existierte. Das war wohl vom Fahrer der Wink mit dem Zaunpfahl, für die Rückfahrt nicht noch mal ein Taxi zu nehmen. Wenn nicht, hat er sich so einfach nur sein Geschäft kaputt gemacht, indem er uns unabsichtlich auf die Metro Möglichkeit hinwies.
Zumindest mussten wir einmal komplett am Tempel vorbei laufen. Am Eingang musste man ein mit 50 Yuan relativ teures Ticket erwerben, das aber nur für den Tempel galt. Die Pagode zu besteigen kostete noch einmal 30 Yuan. Zwischenzeitlich hatte ich durch den Besuch diverser Nebengebäude Gabi und Bernardo verloren. Als ich sie wieder fand, waren sie nicht mehr gewillt auf die Pagode zu gehen. So gingen wir lieber auf dem Weg zur Metro in ein Restaurant zum Essen.
Die Bedienung war etwas mürrisch, dafür war das Essen wieder sehr gut. Nur für die Suppe gab es keine kleinen Schüsseln und so mussten wir die große Terrine herumreichen. Sah zwar seltsam aus, schmeckte aber trotzdem.
Wir fuhren also mit der Metro zurück zum Hotel und dort fragte ich einmal an der Rezeption nach, was denn eine private Fahrt zur Terrakotta Armee kosten würde. Man wollte 500 Yuan inklusive Hot Springs, was ich für zu teuer fand. Heute Morgen hatte uns ein illegaler Taxifahrer die Fahrt für 400 Yuan angeboten. Allerdings war dieser nicht mehr da. Wir verabredeten uns für 8 Uhr mit der Absicht den Bus zu nehmen, falls der Taxifahrer morgen früh immer noch nicht auffindbar ist.
Ich beschloss noch einmal los zu ziehen und Obst und Cola Zero zu erwerben. Ich hatte jetzt keinen passenden Laden in der Nähe entdecken können und so zog ich Richtung Moslem Viertel, weil mir bei den vielen Ständen die Erfolgsaussichten am größten erschienen. Allerdings gab es Obst nur in getrockneter Form und Getränke wurden nur als Beiwerk zu Fleischspießen verkauft. Ich fand dann nach langem Suchen doch noch einen Laden, der sich ganz auf Äpfel spezialisiert hatte. Anderes Obst gab es nicht. Also holte ich zwei Äpfel fürs Frühstück. Besser wie verhungern. Die Äpfel kosteten 5,33 Yuan und ich rundete Großzügig auf 5,5 Yuan auf. Ich Krösus. Cola fand ich übrigens keine.
11.Tag - In the Armee now…
Als wir losgingen regnete es ziemlich stark. Gabi kaufte am Metro Ausgang einen Schirm, also besser Knirps, oder noch besser eine Knirps-Kopie. Ich hatte ja eigentlich einen Schirm, aber diesen nicht mitgenommen. Einen zweiten wollte ich nicht kaufen und so wurde ich aus Stolz furchtbar nass.
Wir fuhren mit der Metro zum Nordtor. Von da aus mussten wir ungefähr 20 Minuten zum Bahnhof laufen. Es regnete inzwischen in Strömen. Wie gesagt furchtbar Stolz, furchtbar nass. Da ich kein GPS Signal mit meinem Smartphone bekam, konnte ich die Richtung, in die wir gehen mussten, nur raten. Allerdings klappte das ganz gut, denn ich konnte mich an der Stadtmauer orientieren. Hätte aber auch schief gehen können und wir wären in die komplett falsche Richtung gelaufen. Es gab weit und breit keine Hinweisschilder zum Bahnhof.
Am Bahnhof angekommen, Gabi hatte unterwegs übrigens inzwischen einen zweiten Schirm gekauft, war wieder das gewohnte Gewusel. Viele Menschen, viele Fahrzeuge aber keine Ahnung wo der Bus losfährt. Ich fragte an der Touristeninfo und da sagte man mir „geradeaus“. Sehr hilfreich. Ich fand schließlich den Busparkplatz und da war auch schon der richtige Bus. Eine Frau trieb die Menschen in das Gefährt. Fahrkarten konnte man nirgends erwerben und der Fahrer verkaufte auch keine Tickets. Ich setzte mich erst einmal im Bus in die letzte Reihe. Gabi hatte schon wieder Angst, dass wir Schwarz fahren, aber sollen die uns doch auf offener Strecke rauswerfen. Unterwegs kam dann die Zugbegleiterin und kassierte jeden ab. Wie immer, erst einmal abwarten. Es löst sich schon alles auf. 10 Yuan kostete die Fahrt. Ein Mann, der unterwegs zustieg, wurde kurzerhand im Gang in Ermangelung von freien Sitzen auf ein Höckerchen gesetzt. Wenn man sich durch Überladen was dazuverdienen kann…
Plötzlich stand die Flugbegleiterin im Gang und erzählte stundenlang etwas. Mein Nachbar, wohl ein Student, zeigte mir auf seinem Handy die Übersetzung in Kurzform. Sie hatte uns nur mitgeteilt, dass der Bus an den Thermen und der Terrakotta-Armee hält. Zusätzlich hielt der Bus an der Universität, wo viele ausstiegen, auch mein Nachbar. Deswegen der Studentenverdacht. Nun musste ich selbst die Zugansagen mit meinem Smartphone übersetzen.
Wir stiegen nicht an den Thermen aus, obwohl diese auch interessant gewesen wären. Aber zeitlich habe ich uns das nicht zugetraut. So fuhren wir bis zur Endstation, wo wir einfach den Massen bis zum Eingang folgten. Gabi fiel dabei aufs Knie. Seltsam, sowas ist eigentlich meine Aufgabe. Es schien aber nicht viel passiert zu sein. So konnten wir statt ins Krankenhaus doch zur Armee gehen. Der Eintritt kostete 150 Yuan pro Person und Gabi gab mir 200 Yuan, da ich alle 3 Karten auf einmal erworben hatte. Dann sagte sie etwas von 50. Seltsam, ist doch nur aufs Knie gefallen.
Wir gingen zuerst in die Grube 2, weil ich dachte das wäre die Grube 1. Der ausgestellte Lageplan war hier aber auch sehr seltsam. Und nach 10 Jahren konnte ich mich auch nicht mehr an die Lage der einzelnen Gruben erinnern.
In der Grube 2 waren nur wenige Scherben. Das hatte sich die letzten 10 Jahre nicht verändert. Hier sah noch alles so aus wie früher, inklusiver der ausgestellten Musterfiguren an Soldaten. Es sah so aus als hätte man in der Zwischenzeit das Ausgegraben eingestellt und sich auf das Verkaufen von Eintrittskarten konzentriert.
Gabi und Bernardo brauchten wieder ewig um diese Restscherben abzufotografieren. Wie schon erwähnt, da fehlt einfach das Gefühl, was wichtig ist und wo man sich Zeit lassen kann. Ich beschloss die Taktik künftig zu ändern.
Wir gingen anschließend in die Grube 1. Hier war alles überfüllt. Schließlich war hier die Hauptattraktion, die Armee, zu sehen. In Dreierreihen stand man am Geländer. Nur mit Ellenbogen gelang es einem Fotos zu machen. Wir gingen auf der einen Seite in den hinteren Bereich der Halle und auf der anderen Seite zurück. Früher durfte man den hinteren Teil noch betreten und zwischen den dort aufgestellten Soldaten umhergehen, aber das war aus verständlichen Gründen jetzt nicht mehr möglich.
Wir gingen anschließend zum ausgewiesenen Cinema, um uns den im Reiseführer empfohlenen Film anzusehen. Hier waren auch der Souvenirshop und das Cafe untergebracht. Und auch nur noch diese, wie eine Angestellte bestätigte. Die Frau meinte der Projektor wäre kaputt und ein neuer wäre unterwegs. Deshalb wäre das Kino geschlossen. So wie das aber alles aussah war das Kopieren der Technologie doch aufwendiger als erwartet und so nutzte man lieber die Fläche um Andenken und Cafe zu verkaufen. Bringt auch mehr ein.
Wir wollten die Gelegenheit nutzen und etwas zu Mittag essen. Ich, Gabi und Bernardo bestellten alle die gleiche Nudelsuppe. Die Zubereitung dauerte ewig. Aber es lohnte sich, denn sie war sehr lecker. Für meinen Blutzucker hatte sie dann aber doch zu viele Nudeln. Wir waren aber auch die Einzigen die etwas zu Essen bestellten, deshalb mussten die Nudeln wohl weg. Alle anderen tranken nur Kaffee. Zu essen bekamen sie in der Reisegruppe ja gemeinsam. Alles inklusive.
Zur Abwechslung ging es jetzt ins Museum. Hier wurden die gefundenen Schätze ausgestellt. Wieder entwickelte sich ein Kampf mit den Chinesen um die besten Plätze. Das muss halt sein, wenn man alles fotografieren will.
Zum Abschluss kam dann Grube 3. Hier war der General untergebracht. Klein aber fein. Da wir noch Zeit hatten gingen wir noch einmal in die Grube 1. Jetzt war hier alles leer, was sehr angenehm war. Scheinbar machten die Reisegruppen im Moment alle Mittagspause. Das nutzten auch die Restauratoren, um mit Ihrer Arbeit zu beginnen.
Wir gingen dann noch einmal in den Museumsshop zurück, um ein Buch zu kaufen. Bernardo durfte laut Gabi nicht das frische Buch stempeln. Er musste mit der Eintrittskarte vorlieb nehmen.
Als wir zum Ausgang gingen, strömten uns unzählige Gruppen entgegen. Das waren die, die das Areal nach der Mittagspause besuchten. Da hatten wir noch einmal den besten Zeitpunkt erwischt.
Um zum Bus zu gelangen folgten wir einfach der Meute. Das schien mir am einfachsten. Wir durchquerten dabei die Straßen mit unzähligen Geschäften, vor allem ausgestattet mit Souvenirs. Ich erwarb hier auch 2 kleine Terrakotta Figuren, die ich Gabi als Andenken schenkte. Die Verkäuferin wollte für eine 25 Yuan und für zwei 50 Yuan. Ich erklärte ihr, dass die Chinesen nicht das einzige Volk seien, die rechnen könnten und dies ja ein riesen Geschäft für mich sei. Daraufhin gab sie mir beide dann doch für 40 Yuan.
Wir folgten weiter der Meute, aber der Weg kam mir total unbekannt vor. Hier waren wir heute Morgen nicht lang gelaufen. Wir kehrten um und als ich dann ganz unsicher war, fragte ich eine Verkäuferin eines Geschäfts nach dem Bus. Diese zeigte in die Richtung, wo wir gerade herkamen. Also gingen wir wieder zurück und folgten weiter der Meute Richtung Parkplatz. Hätte ich mir heute Morgen einmal den Weg besser gemerkt.
Am Parkplatz angekommen gab es natürlich keinen Hinweis, wo der Bus losfährt. Ich fragte deshalb eine Sicherheitsbeamtin, die am Ausgang lustlos herumstand. Diese meinte geradeaus und dann links. Also gingen wir gerade aus über den Parkplatz und folgte den Leuten nach links. Und siehe da, auf einem Nebenplatz stand auch schon der Bus. Wir gingen gleich rein und mussten diesmal nur 7 Yuan zahlen. Nicht weil die Strecke kürzer war, sondern weil der Bus an jeder Ecke hielt. Das heute Morgen war wohl der Schnellbus gewesen. Auch fuhr er erst los, als er komplett voll war. Fahrplan ist da Nebensache. Es war übrigens das erste Mal, dass ich in China in einem öffentlichen Bus gefahren bin. Jede Reise hat so ihre Premieren.
Als wir in Xi’an am Bahnhof wieder ankamen regnete es nicht mehr. So konnten wir gemütlich zur Metro laufen. In den Metrostationen wurden hier übrigens alle Flüssigkeiten kontrolliert. Jede Wasserflasche wurde in ein Gerät gesteckt und man maß damit den Alkoholgehalt. Oder was auch immer.
Am Abend wollten wir zum Essen durch das Muslime Viertel laufen und an den Ständen die Köstlichkeiten probieren. Sozusagen Tapas in Halal. Zuerst gab es gegrillten Tintenfisch auf riesen Holzspießen. Recht Scharf. Außerdem eine riesen Sauerei. Wir waren von oben bis unten mit der roten Soße vollgeschmiert. Dann versuchte ich den gebratenen Tofu. Der war nicht so lecker wie er aussah. Als Nachtisch gab es ein Stück Stinkfrucht. Das sagte mir schon mehr zu. Als zweite Runde gab es Wachteleier am Spieß. Und eine Straßenecke weiter einen Grieskuchen gefüllt mit Ei und Beeren. Da freute sich der Blutzucker. Zum Herunterspülen kaufte ich eine Cola in einem Geschäft. Die 3,5 Yuan zahlte ich unter anderem mit einem 5 Jiao Stück. Damit hatte der Verkäufer nicht gerechnet und musste lachen.
Bernardo hatte sich beim Probieren stark zurückgehalten und bestellte auf dem Rückweg einen Fleischspieß an einem entsprechenden Stand. Da dieser frisch zubereitet wurde, also das Fleisch nicht vorgegart war, dauerte es entsprechend lange. Dazu kam, dass der Bräter den Ehrgeiz hatte das gute Stück bis zur Holzkohle zu grillen.
Ich überlegte kurz, ob ich mir noch einen Döner ordern sollte, aber ich verzichtete lieber. Genug Broteinheiten für heute. Es begann auch wieder zu regnen und so gingen wir recht schnell zurück zum Hotel.
12.Tag - Nicht mein Tag
Ich ging um 6:40 Uhr zum kostenpflichtigen Frühstück. Gabi hatte mir davon vorgeschwärmt und so wollte ich das einmal probieren. Ich war schon um 5 Uhr aufgewacht und hatte bemerkt, dass ich meine Ersatzkamera verloren hatte. Diese war mir wohl im Bus aus der Tasche gefallen. Das ärgerte mich schon sehr, den Finder dürfte es freuen.
68 Yuan zahlte ich für den Eintritt in den Speisesaal. Dafür gab es aber auch ein Buffet mit großer Gemüseauswahl. Ich aß 5 Eier, Joghurt, Dumplings und Congee. Mein Blutzucker ist fast explodiert. Dafür trank ich viel zu viel Tee. Das könnte sich später rächen. Aber ich musste ja das Geld wieder reinholen, also durch die Speiseröhre. Gabi kam gerade zum Frühstück als ich fast fertig war.
Pünktlich gaben wir unsere Taschen an der Rezeption ab und verließen das Hotel. Plötzlich kam ein Angestellter herausgerannt und verlangte 10 Yuan von Gabi und Bernardo für ein Wasser aus der Minibar. Da hatten die tatsächlich den Kühlschrank geplündert, obwohl 2 kostenlose Flaschen Wasser immer herumstanden und nachgefüllt wurden. Aber die Snobs tranken lieber das teure Gletscherwasser. Wie sie mir erzählten, hätten sie auch gestern Abend an der Hotelbar 88 Yuan für 2 kleine Bier bezahlt. Also da bin ich froh, dass ich Antialkoholiker bin, also zumindest gestern Abend war.
Bernardo musste dann noch eine Zigarette rauchen. Also das hätte er auch parallel zum Auschecken machen können. Das ist halt dieses Timing. Alles nacheinander…
Es regnete wieder und wir mussten 10 Minuten von der Metro zum historischen Museum durch den Regen laufen. Ich gab diesmal die Zeit für den Besuch des Museums vor. Neue Taktik. 4 Stunden waren genehmigt. Vor dem Museum war schon eine riesen Menschenschlange von Besuchern, die warteten. Zum Glück war es überdacht. Die wussten schon warum.
Es gab 2 Schalter an denen es umsonst Karten gab. Plötzlich kam eine Durchsage, dass das Museum wegen Überfüllung geschlossen sei und es keine Karten mehr gäbe. Neidisch schaute ich den Reisegruppen zu, die trotzdem hinein gehen konnten.
Nach einiger Zeit ging es plötzlich weiter. Gut wenn man nicht aufgibt. 45 Minuten brauchten wir, bis wir an der Kasse ankamen. Um an die Karten zu kommen, mussten wir uns in eine Liste eintragen. Diese war komplett leer und sicherlich auch seit langer Zeit nicht benutzt worden. Ich glaube nicht dass sich viele Touristen hier anstellen. Man musste den Namen, das Alter und die Passnummer preisgeben.
Im Museum sah man auch, warum die Durchsage gekommen war. Das Erdgeschoß war total überfüllt. Es war kaum ein Foto möglich. Teilweise standen die Menschen in Zweierreihen vor den Schaukästen. Trotzdem habe ich alles fotografiert. Dauerte halt alles etwas länger. Gabi und Bernardo waren mir deshalb immer einen halben Saal voraus. Jetzt mussten die halt mal auf mich warten.
Wir gingen dann in den zweiten Stock, wo die Ausstellung weiter ging. Hier waren recht schöne Figuren ausgestellt. Zum Glück war in diesen Sälen weniger los. Zurück im Erdgeschoß wurden die Schätze gezeigt. Es stellte sich aber heraus, dass man dafür eine extra Eintrittskarte erwerben musste. Hätten wir dieses getan, hätten wir auch nicht warten müssen. Die kostenpflichtige Kasse war auf der anderen Seite gewesen. Schätze hatte ich schon genug gesehen. Die Frage war halt entweder bezahlen und nicht anstehen oder kostenlos rein und Lebenszeit verschwenden. Aber das war nicht so schlimm… Das war einfach nicht mein Tag.
Auf dem Rückweg zur Metro erwarb ich noch etwas Obst und verzehrte es gleich. Museum macht hungrig. Jetzt wollte ich zur kleinen Wildganspagode, doch diese hatte dienstags zu. So standen wir vor verschlossener Tür. Na super, hätte ich mich mal vorgestern nicht umentschieden und die kleine statt der großen Wildganspagode besucht. Blödes Taxi. Das war wirklich nicht mein Tag.
Gabi meinte das wäre nicht so schlimm, sie wolle sowieso lieber nebenan ins Restaurant zum Essen. Jetzt hatte ich gerade Obst gegessen, aber eine Kleinigkeit ging noch. Man sah dem Restaurant direkt an, dass es ein Touristenlokal war. Da waren die Art der Toilette und der Eingangsbereich, der kunstvoll gestaltet war. Das Lokal war offiziell nur bis 14 Uhr geöffnet und Gabi hatte schon wieder Angst, dass wir nichts mehr zu essen bekommen würden. Aber wie immer war es kein Problem. Wenn es was zu verdienen gab, machte man gerne Überstunden. Arbeitskraft kostet ja nix in Asien.
Ich aß Dumplings und ein wenig Suppe. Von wegen Kleinigkeit. Blutzucker Alarm! Ich trank einen Tee oder besser eine Art von Tee, also Wasser mit etwas Geschmack, undefinierbar. Aber er war umsonst und da ich sowieso kein Bier trinken mochte, Blutzucker Alarm, nahm ich das Angebot dankend an. Allerdings hatte das aber auch zur Folge, dass ich ständig auf die Toilette musste. Tee oder Teeähnliches treibt.
In der Metro zogen wir am Automaten 3 Fahrkarten. Allerdings kam nur eine Karte heraus. Eine Anzeige erschien, dass man die Quittung zu einem Angestellten bringen solle. Es kam aber auch keine Quittung heraus. Wenigstens war der Automat konsequent. Ich drückte darauf hin auf den Knopf für die Hilfe. Aber auch das wurde ignoriert. Wenn schon Konsequent dann richtig. Gabi wollte schon neue Karten ziehen, was gar nicht teuer gewesen wäre, aber jetzt ging es um das Prinzip.
Ich ging zum Schalter wo manuell die Karten verkauft wurden. Da konnte man zwar kein Englisch, aber ich schaffte es, dass die Angestellte per Walkie-Talkie einen Kollegen herbei rief. Dieser machte den Automat auf und gab uns die vermisste Quittung. Damit ging ich wieder zum Schalter zurück und bekam 2 Fahrkarten. So einfach kann so was gehen.
Zurück im Hotel mussten ich und Bernardo erst einmal feststellen, dass die Toilette im Foyer gereinigt wurde und diese deswegen geschlossen war. Durch den Tee war aber, wie bereits erwähnt, mein Bedarf an Toilette ziemlich hoch und so zeigte uns ein Angestellter die Geheimtoilette, also die ohne Beschilderung an der Bar. Hier war auch der lang gesuchte Geldautomat an dem Gabi endlich Geld abheben konnte.
In der Lobby versuchte ich verzweifelt über Internet meinen Recorder zuhause zu programmieren, hatte aber keinen Erfolg. Mehrere Leute, die offensichtlich keine Gäste waren, saßen in der Lobby und surften im freien Internet. Das kommt davon, wenn man kein Passwort vergibt. So was spricht sich schnell rum. Ich konnte meinen Akku noch etwas aufladen, da ging es auch schon mit der Metro Richtung Bahnhof.
Die 20 Minuten von der Metro zum Bahnhof legten Gabi und Bernardo mit den Taschen auf dem Rücken zurück. Ich benutzte gemütlich meinen Rollkoffer.
Am Bahnhof wurde diesmal kein Rasierschaum bei der Security angemeckert. Man braucht halt nur erfahrene Fachkräfte. Wie unterschiedlich doch Wahrnehmungen sein können. Selber Inhalt, einmal Bombe, einmal nicht.
Ich setzte Gabi und Bernardo erst einmal in die große Wartehalle zur Erholung und begann das richtige Gleis zu suchen. Es stand nichts auf der Anzeigetafel, deshalb fragte ich an der Information nach. Diese zeigte auf die Fahrkarte und siehe da, da stand das Gleis in der Ecke. Hätte ich mal die Tipps vom Reisebüro genauer gelesen. Aber das wollte ich mir merken. Bei unserem Gleis B15 war alles voll und so setzten wir uns in der Nähe auf eine Bank. Ich schaute mich erst mal im Bahnhof etwas um. Es gab nur wenige Geschäfte, aber Gabi wies mich auf einen Obstladen im ersten Stock hin. Den hätte ich nie alleine gefunden.
Ich war diesmal der aller Erste auf dem Bahnsteig. Ich werde noch mal ein richtiger Chinese. Diesmal hatten wir ein vier Bett Schlaf-Abteil und ein kleiner Chinese lag mit mir unten, also gegenüber im unteren Bett. Durch meine Höhenangst mussten Gabi und Bernardo oben schlafen. Bernardo war ziemlich angepisst, weil so wenig Platz und ein fremder Mann im Abteil war. Vor ersterem hatte ich gewarnt und bei zweitem sollte er mal froh sein, dass wir kein 6er Abteil hatten. Und sollten die denn keine Tickets mehr verkaufen, wenn 3 Touristen im Abteil sind. Dann den vierten Platz immer frei lassen?
Der Chinese schlief zuerst ein, dann ich. 199 km/ h machten doch sehr müde.
13.Tag - Ganz schön Bund
Ich stand um 4 Uhr auf, da wir kurz nach 6 Uhr ankommen sollten. Ich aß zuerst einmal mein Gemüse. Dann ging ich in den Gang zum Zähneputzen und Rasieren. Natürlich vergaß ich mein Handtuch und so musste ich zurück ins Abteil und veranstaltete ein riesen Gekruschel, da dieses ganz unten in meiner Tasche war. Ich habe mich übrigens das erste Mal im fahrenden Zug rasiert und das ohne Schnittverletzungen, trotz Geruckel. Noch eine Premiere.
Unser mitfahrender Chinese stieg schon in Suzhou aus. Da konnte sich Bernardo dann richtig auskotzen. Hätte er auch schon vorher gekonnt, denn unser armer Mitfahrer verstand ja kein Deutsch.
Wir kamen überpünktlich an. Ich fand auch schnell den richtigen Ausgang und den Weg zum Hotel. Es war 6:45 Uhr und diesmal waren die Zimmer noch nicht verfügbar. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Dafür konnten wir die Koffer im Hotel lassen.
Gabi und Bernardo wollten erst einmal einen Kaffee trinken, statt zum Bund zu fahren. Ich als Teetrinker hatte da nicht so das Bedürfnis danach. Da es hier am Bahnhof aber kein Café gab, beziehungsweise noch alles zu hatte, beschloss ich erst einmal Richtung Bund zu fahren. Da sollte es ja so etwas geben.
Wir gingen zuerst Richtung Metro um eine Public Transportation Card zu holen. So hieß die Aufladefahrkarte hier. Ich wollte zur Linie 1, aber es gab nur Zugänge zur Linie 3 und 4. Zwar gab es einen Pfeil zur Linie 1, aber der endete schnell. Ich nahm dann einfach den nächstliegenden Eingang und hier war auch ein Fahrkartenschalter an dem nichts los war. Ich fragte nach der Karte und der Mann suchte verzweifelt in seinen Schreibtischschubladen. Aber er hatte keine Karten zu verkaufen. Also folgte ich den Wegweisern zur Linie 1, die jetzt plötzlich wieder auftauchten.
Wir durchquerten einen riesen langen Gang und am Ende war wieder ein Ticket Schalter. Es hing ein Schild daran, dass es die benötigte Karte um die Ecke gab und dort war ein weiterer Schalter. Auch hier hatte ich Glück, denn auch hier war nichts los und so konnte ich schnell 3 Karten erwerben.
Wir fuhren mit den frischen Karten zum Public Square und liefen über die Nanjing Straße. Das klang nach Kaffee. Es war fast Menschenleer, denn die Geschäfte öffneten erst um 10 Uhr. Es waren nur extrem viele Gruppen da, die Tai Chi machten. Das war fast wie eine Show. Man war einheitlich gekleidet und hatte teilweise Schwerter, teilweise Bänder mit denen man herumfuchtelte.
Natürlich hatte kein Cafe offen, schließlich war die Kundschaft noch rar und so gingen wir zu McDonalds, der pflichtgemäß um diese unchristliche Uhrzeit schon geöffnet hatte. Ich selbst trank keinen Kaffee, denn ich musste schon wieder auf Toilette und diese war im benachbarten noch geschlossenen Einkaufszentrum.
Langsam wurde die Zeit für einen pünktlichen Eintritt in das Shanghai Museum knapp. Ich blies zum Aufbruch und auf dem Weg dorthin benutzte ich die Nebenstraßen, um ein Trödeln zu verhindern. So kamen wir 3 Minuten vor der Museums-Öffnung an. Wir stellten uns an der Schlange für den freien Eintritt an, die relativ kurz war. Die kostenpflichtige Sonderausstellung war „100 Stücke aus dem britischen Museum“. Aber die hatte ich garantiert schon alle fotografiert. Dafür war dann die Sicherheitsüberprüfung entsprechend streng. Kein Risiko bei so wertvollen Dingen, die einem nicht gehören.
Das Museum hat 4 Stockwerke und so gab ich 4 Stunden Besichtigungszeit vor. Das hat gut geklappt. Die neue Taktik schien aufzugehen.
Im Erdgeschoss gab es Bronze und Skulpturen zu sehen. Im zweiten Stock Porzellan und die Sonderausstellung. Übrigens war die Schlange zur Sonderausstellung riesen lang. Man stand vom Eingang im zweiten Stock durchs ganze Museum bis auf die Straße hinaus. Gut dass wir keine Karte hierfür gekauft hatten. Es war genau umgekehrt wie im Museum in Xi’an. Hier war man besser mit den kostenlosen Karten bedient.
Im 3. Stock gab es Kalligraphie und Bilder. Außerdem Stempel, die ich aber nicht alle fotografiert hatte. Zu klein, zu viel Spiegelung am Glas und eine zu schlechte Kamera ließen mich schon im Vornherein am Sinn zweifeln.
Im vierten Stock gab es zuerst die Trachten der Minderheiten zu fotografieren. Dann die Jade Ausstellung. Auch hier die selben Probleme wie bei den Stempeln, aber ich gab mein bestes. Abgeschlossen wurde die Ausstellung durch Möbel und Münzen. Bei letzteren fotografierte ich allerdings nur ein paar ausgewählte Beispiele. Das hätte den Zeitrahmen und die Kamera doch gesprengt. Aber wir waren pünktlich fertig.
Wir gingen zurück zur Nanjing Road und benutzten hierzu den Metro Tunnel. So sparten wir uns die Ampeln. Ausgang 19 hatte ich mir gemerkt und dieser führte uns auch direkt zum Anfang der Straße. Vom Hunger getrieben gingen wir erst zum Food Store, Mittagessen.
In diesem mehrstöckigen Gebäude gab es vor allem Lebensmittel zu erwerben. Im ersten Stock gab es hauptsächlich Süßigkeiten, was auch dem bevorstehenden Feiertag geschuldet war. Im zweiten Stock gab es Restaurants und hier suchten wir uns ein Traditionelles aus. Wir aßen zu Mittag und tranken Bier. Plötzlich musste Bernardo dringend auf die Toilette und kam auch so schnell nicht wieder. So kamen wir erst gegen 15 Uhr zum Bund.
Die Nanjing Straße war jetzt übrigens brechend voll. Kleine Bahnen fuhren über die Fußgängerzone für alle, die keine 500 Meter laufen wollten.
Am Bund gingen wir erst einmal oben auf der Balustrade am Ufer entlang bis zum Anfang der Straße. Dann gingen wir unten an den Häusern entlang. Ich hatte den Reiseführer in der Hand und nannte nur die Namen der Häuser. Die langweilige Geschichte ersparte ich mir oder besser gesagt uns. In ein Bankgebäude ging ich hinein, weil dort ein tolles Deckengemälde sein sollte. Und es war auch da. Allerdings war fotografieren verboten. Aber anschauen konnte man es ja trotzdem mal.
Zurück zur Nanjing Road gingen wir dann wieder oben auf der Balustrade. Über diese gingen wir dann zur nächsten Metrostation, die auf halben Weg zum People Square liegt. Gabi wollte partout nicht bei Rot über die Straßen gehen. Das regte mich schon etwas auf. Wir sind doch hier nicht in einem Polizeistaat.
Als wir am Bahnhof, wo das Hotel lag, ankamen holte ich erst einmal in einem Geschäft eine Cola Zero für 5 Yuan. Das waren ganz schöne Bahnhofspreise. Jetzt, wo alles offen hatte, entdeckte ich auch einen Laden, der Obst verkaufte. Ich hatte gelesen, dass es Frühstück erst ab 7 Uhr gibt und da unser morgiger Zug nach Suzhou schon so früh fuhr, war das nicht zu schaffen. So deckte ich mich für morgen früh mit entsprechenden Obst Vorräten ein.
Endlich konnten wir offiziell im Hotel einchecken. Der Angestellte kopierte prompt das falsche Visa aus meinem Pass. Ist man auch nicht so gewohnt, dass ein Touristen-Pass mit chinesischen Visas gepflastert ist. Dafür gab es ein Freigetränk, eine Cola light. Da hätte ich mir die Bahnhofspreis Cola auch sparen können. Und zu allem Überfluss gab es Frühstück doch schon ab 6 Uhr. Somit hätte ich mir auch das Obst sparen können. Das war wirklich nicht mein Tag, ach was, Jahr.
Ich packte auf dem Zimmer meinen Koffer aus und bereitete den Tagesausflug nach Suzhou morgen soweit es ging vor. Keine Überraschungen! Um 19 Uhr sollte es zum Essen gehen und so brachen wir auf. Allerdings schien es hier am Bahnhof nur Selbstbedienungs-Schnellrestaurants zu geben und so suchten wir eines mit Dumplings aus. Perfekt für Diabetiker.
Ich und Bernardo gingen zum Bestellen nach vorne an die Theke, während Gabi am letzten freien Tisch Platz nahm um diesen mutig zu verteidigen. Wir bestellten 2 gemischte Dumpling Platten und zweimal Suppe. Natürlich erwischte ich zweimal die mit Schrimps gefüllten Teigtaschen, wo ich doch kein Seafood essen soll.
Gabi fiel prompt ein Dumpling auf den Tisch und wollte diesen partout nicht mehr essen. Dabei wird doch ständig mit dem selben Tuch über die Tische gewischt. Dreck reinigt den Magen oder so. Abhärtung ist alles, wie mein Stabsfeldwebel immer sagte.
Eigentlich wollte Gabi eine eigene Suppe, aber als wir anboten einfach noch eine zu bestellen, hatte sie plötzlich keinen Hunger mehr. Wir brachten dann Bernardo schonend bei, dass wir morgen früh um 7 Uhr aufbrechen würden und auch da war die Stimmung dann komplett versaut. Ich habe hier in China keine Freunde mehr. Das ist nicht mein Tag.
Das Internet lief im Hotel irgendwie seltsam. Wahrscheinlich wird hier zu viel gefiltert. Meinen Horizon Receiver zuhause konnte ich auf jeden Fall immer noch nicht programmieren.
14.Tag - Gartenarbeit
Ich war um Punkt 6 Uhr beim Frühstück. Es gab eine schöne Auswahl. Viel Gemüse und sogar eine Eierbraterei. Da merkte man schon den Preisunterschied zwischen Holiday Inn und einem Huton-Hotel.
Gabi kam um 6:30 Uhr. Da war ich gerade am gehen. Ich hatte noch eine Verabredung auf dem Zimmer. Die Zugfahrt war zwar nicht lang, aber gerade das konnte einen Toilettengang verhindern. Bernardo war schon rauchen. Mein Training fruchtete langsam. Beharrlichkeit zeichnet sich aus.
Wir gingen zum Bahnhof. Es hatte nur eine Kontrollstelle für die Fahrscheine und Pässe auf. Dadurch war die Schlange relativ lang. Das dauerte wie immer eine gefühlte Ewigkeit. Wann immer man Termine hat…
Es wurde diesmal kein Pass kontrolliert, nur die Tickets. Und auch der Security-Check ging sehr schnell. Man lässt nach, also hier fühle ich mich nicht mehr sicher. So waren wir um 7:15 Uhr am Gleis.
Beim Einsteigen kapierte eine Frau vor uns die Funktionsweise des Zugangs-Automaten nicht. Karte rein, Schanke geht auf und durchgehen. Im Prinzip das selbe System wie in der Metro. Ja ist die Frau denn noch nie Metro gefahren? Immer nur Butler und Chauffeur? So sah sie zumindest aus.
Wir fuhren erste Klasse und hatten richtig breite Sitze. Leider dauerte die Fahrt nur 25 Minuten, so konnte man das gar nicht richtig genießen. In Suzhou angekommen nahmen wir uns erst einmal ein Taxi. Hierzu musste man in den Keller, wo es eine extra Taxi Ausfahrt gab. Der Fahrer fuhr uns kreuz und quer durch die Stadt, was dem Berufsverkehr geschuldet war oder der Gier noch mehr Geld aus Touristen heraus holen zu wollen. Die Fahrt kostete auf jeden Fall nur 17 Yuan.
Zuerst fanden wir den Eingang zum Zhuozhengyuan, dem Garten des bescheidenen Beamten, nicht. Dies war der berühmteste der vielen Gärten hier und auf der Liste der Unesco Kulturgüter. Dementsprechende kaufte ich die Eintrittskarte auch nicht an der offiziellen Kasse, sondern wie ich später erkannte, an irgendeinem Schalter, der für alles Mögliche Karten verkaufte. Es kostete allerdings keinen Aufpreis und man schickte uns danach wenigstens in die richtige Richtung.
Wir liefen durch den kompletten Garten. Ich nutzte mein Smartphone mit dem GPS um auch alle Stellen abzulaufen. Das fraß schon mal 60% meines Akkus. Bernardo wollte heute keine Treppen laufen und so blieb er bei allen Pagoden, die auf einem Hügel lagen, einfach unten.
Nachdem wir hier durch waren, gingen wir als nächstes zum Löwen Garten. Das bot sich an, da er nur 10 Minuten zu Fuß entfernt war. Dieser Garten war kleiner, hatte aber eine berühmte Steinformation, die mit Gängen und Höhlen durchzogen war. Das war wie ein Irrgarten und es war ziemlich schwer für einen ausgewachsenen Europäer hier durchzukommen. Auf GPS konnte oder besser musste ich aus Akkugründen weitestgehend verzichten. Im Preis inbegriffen war das Folk Museum nebenan, das man durch einen direkten Zugang betreten konnte. Allerdings war der Eintritt sowieso frei.
Ich erkannte das Museum gleich wieder, denn das selbe Zeug hatte ich vor 10 Jahren schon einmal gesehen. Damals war es genauso schlecht wie heute.
Auf dem Weg zurück kehrten wir in ein kleines Restaurant an der Ecke ein. Hier wurden die Dumplings nicht frisch zubereitet, sondern kamen aus der Tiefkühltruhe. Ich redete mir ein, dass Sie irgendwann mal per Hand zubereitet und dann aus Konservierungsgründen eingefroren worden waren. Geschmeckt haben Sie zumindest. Ich aß noch einen Nudelsuppe, wobei viel zu viel Nudeln im Topf waren. Aber man muss ja nicht alles aufessen. Auch wenn es morgen schlechtes Wetter gibt, was es dann auch gab. Gabi wollte übrigens nicht in das zuerst von mir vorgeschlagene Buffetrestaurant, weil ihr das Essen da zu lange stand. Na, jetzt gab es halt stattdessen Tiefkühlkost.
Auf dem Weg zum Suzhou Museum entdeckte ich eine Bude, die Tickets für die Kanalfahrt verkaufte. Es kostete nur 40 Yuan für 40 Minuten Bootsfahrt. Das buchte ich dann gleich für uns. Und losgehen sollte es auch gleich. Wir holten noch ein junges chinesisches Pärchen an Bord oder besser sie uns, denn sie waren zuerst da. Gerudert hat uns dann wieder eine ältere Frau. Das ist wohl mein Schicksal, dass mich immer nur ältere Frauen rudern. Aber da habe ich langsam kein Mitleid mehr. Besser wie wenn diese zu Hause am Herd stehen müssen und vom Ehemann unterdrückt werden.
Die Ruderin fragte, ob sie etwas für uns Singen solle. Ich lehnte aber dankend ab, was sie etwas enttäuschte. Sie bekam aber trotzdem am Schluss ein stattliches Trinkgeld von mir. Dieses hatte sie sich eigentlich durch das Singen erhofft. Von mir bekam sie es, weil sie nicht gesungen hatte.
Endlich konnten wir dem Suzhou Museum einen Besuch abstatten. Und jetzt war auch keine lange Schlange mehr am Eingang wie am Morgen. Das bestätigte das Besuchsvorhaben noch einmal. Der Eintritt war kostenlos. Die Chinesen konnten hierzu aus einem Automaten mit ihrem Ausweis ein Ticket ziehen. Wir mit unserem Pass aber nicht. Da es kein Ticketschalter gab, ging ich einfach durch. Gabi hatte wieder ein schlechtes Gewissen, aber es gab nicht nur keinen Ticketverkäufer, es gab auch keinen Kontrolleur. Wozu auch, wenn die Tickets kostenlos sind und der Laden nicht überfüllt ist.
Zuerst landeten wir in einer Ausstellung für moderne Kunst. Das war wenig Interessant, da nur ein paar wenige Bilder eines einzelnen Künstlers ausgestellt waren. Gabi und Bernardo fuhren sich hier schon wieder fest. Ich musste sie wieder einmal antreiben, da ich nur eine Stunde für das gesamte Museum eingeplant hatte.
Ich suchte den Eingang zu den eigentlichen Ausstellungsräumen und fand diese dann auch nach Durchqueren des Hofs. Hier wurden es immer mehr und mehr Säle. Man merkte, dass man das Museum neu erbaut hatte. Es war kein Plan ausgehängt, wie die Aufteilung war und diese Raumaufteilung war total wirr. Zum Glück gab es in den Ausstellungsräumen viel Platz aber wenig Ausstellungsstücke. Das Museum war wohl so gebaut worden, dass noch Erweiterungen in den Ausstellungsstücken möglich waren. Stifter gesucht! Uns sparte es Zeit.
Wir wollten schon das Museum verlassen, da entdeckten wir den Palast des Prinzen, der zum Museum gehörte. Das war noch einmal ein riesen Gelände und vor allem wieder einmal mit Möbeln bestückt. Die hatten wir ja schon in Massen in den Gärten gesehen. Aber langsam wurden wir Möbelspezialist. IKEA, zieh dich warm an. Ein Wachmann machte mich an, dabei wollte ich doch nur gucken. Das hab ich ihm dann auch klar gemacht.
Wir liefen zum Abschluss zum Bao’en Tempel. Dieser machte um 16 Uhr zu. Als wir ankamen, war es schon 15:30 Uhr. Verdammter Palast des Prinzen. Die Pagode war entgegen dem Reiseführer nicht besteigbar. Vielleicht war es dazu zu spät, also zeitlich. So ein Aufstieg kostet halt viel Zeit. Hier war wenigstens kein „No Photografie“ Schild zu sehen. Ich spendete trotzdem für das schlechte Gewissen 1 Yuan und der Mitarbeiter des Monats, der gerade Tempeldienst hatte, bedankte sich brav. Pünktlich um 16 Uhr waren wir draußen. Allerdings hatten wir, wie ich auf dem Plan sehen musste, die Hälfte nicht gesehen. Ganz hinten wäre noch ein See gewesen.
Wir liefen langsam Richtung Bahnhof. Das Seidenmuseum und das Kunstmuseum lagen auf dem Weg, waren aber schon zu, wie uns der Wachmann zu verstehen gab. Am Bahnhof angekommen mussten wir einen riesen Umweg laufen, da die Fußgänger nicht über die Schnellstraße durften. Stattdessen mussten wir durch einen Tunnel, bei dem die Wände schwarz waren vom Ruß der durchfahrenden Autos. Die Schicht war Zentimeterdick. Kyoto sei Dank.
Die Sicherheitskontrolle am Bahnhof ging schnell und war nicht unangenehm, denn wir wurden von einem jungen Mädchen abgetastet. Im Bahnhof gab es vier riesen Türme auf denen wir Restaurants vermuteten. Von unten war allerdings nicht zu erkennen, was oben wirklich beheimatet war. Also mussten wir alle Türme erklimmen, um festzustellen, wo es eventuell ein Restaurant gab. Die Türme hatten aber nur Treppen, was den Aufstieg super anstrengend machte. Gabi wollte unbedingt Dumplings und Bier. Bernardo wollte sich nur noch setzen und ich wollte nur Bier. Nur ich fand alle meine Wünsche durch 2 Dosen Bier erfüllt.
Wir hatten erste Klasse gebucht und als wir in den Zug kamen, saßen Leute auf unseren Plätzen. Sie standen aber direkt auf. Scheinbar waren sie sich ihrer Schuld bewusst. Sie setzten sich auf die nächsten Sitze, aber auch dort mussten sie nach kurzer Zeit wieder aufstehen. Darauf drückten Sie der Schaffnerin Geld in die Hand, wohl damit sie nicht noch einmal hoch gejagt werden.
Ich fand den richtigen Metro Ausgang zum Hotel auf Anhieb, in dem wir aber nur kurz verweilten. Dann ging es wieder in ein Selbstbedienungs-Restaurant am Bahnhof. Schließlich hatten wir am Bahnhof in Suzhou so gut wie nichts gegessen. Ich aß eine Nudelsuppe mit gutem Fleisch (so war es beschrieben) und Tomaten. Ich musste wieder eine gute Portion Nudeln zurücklassen, denn es waren mal wieder viel zu viele für einen kranken Menschen.
15.Tag - Einkaufstour
Ich stand früh auf um eine Stunde Frühstücken zu können. Es sollte zum Yu Garten gehen. Heute fuhren wir das erste Mal mit der Metro Linie 4 und diese fuhr oberirdisch und teilte sich das Gleis mit der Linie 3. Dadurch mussten wir etwas länger warten.
Auf dem Weg zum Garten sahen wir wie eine Reihe von Polizisten die Geschäfte aufräumten. Ungefähr 15 Mann gingen von Geschäft zu Geschäft und nötigten die Besitzer ihr Zeug von der Straße zu räumen. Alles musste zurück ins Geschäft. Wir fragten uns warum man dafür 15 Mann brauchte.
Wir kamen direkt am Eingang der Parks an. Allerdings wollte ich die Hauptattraktion, die Zickzack Brücke nicht missen und so ging ich einmal über diese hinüber und direkt wieder zurück. Im Garten selbst nutzte ich wieder einmal GPS um alles zu erforschen. Allerdings hatte ich gelernt und so schaltete ich es öfters einmal aus, um Strom zu sparen. Drinnen war es erwartungsgemäß voll. In einer Ausstellung nervte ein Chinese, der Stundenlang brauchte, um ein Foto zu machen. Dadurch blockierte er mich in meinem Fotografiewahn.
Direkt am Ausgang des Gartens lag der Stadtgotttempel. Nachdem wir diesem gehuldigt hatten, man soll es sich ja nicht verscherzen, entdeckten wir am Ausgang das Tempel-Restaurant. Hier haben wir dann sehr gut gegessen. Es war zwar nicht günstig, aber auch nicht besonders teuer. Und es gab vegetarische Hackbällchen, eine ganz neue Erfahrung.
Wir gingen nun zum Tempel der weißen Wolke. Hier gab es super neue saubere Toiletten. Bernardo nutzte dies gleich aus und verbrachte dort „eine Wand“. Eine Wand, da im Tempel an der Wand rechts und links viele kleine Geister, Mönche und sonstige Gestalten in Figurform aufgereiht waren. So konnte ich die Figuren einer Wand einzeln fotografieren, bis Bernardo wieder zurück kam. Und das waren nicht wenige. Wenn er nicht Durchfall gehabt hätte, hätte ich noch Zeit für die zweite Wand gehabt.
Im ersten Stock spendeten wir dann noch für den Medizingott. Das war ihm allerdings wohl zu wenig gewesen. Golftaschen sind teuer und Privatpatienten viel lohnender. Auf jeden Fall hat es nichts geholfen, denn am Abend waren mein Knöchel und mein Oberschenkel geschwollen.
Direkt nebenan sollten der Rest der alten Stadtmauer und ein Tempel sein. Aber der Eintritt hatte sich nicht wirklich gelohnt. Die Ausstellung war gar nicht vorhanden, Mauer gab es nur wenig und der Tempel war eine einzige Enttäuschung, also vom Sensations-Gesichtspunkt aus.
Wir gingen wieder zurück Richtung Altstadt und unterwegs entdeckten wir einen Supermarkt. Hier konnten wir nicht nur unsere Cola Vorräte auffüllen, sondern auch Schnaps für Marianne als Mitbringsel erwerben. Dazu wollten wir eine komplette Maoausstattung hinzufügen, die wir anschließend erwerben wollten.
Wir fanden auch in der Straße Richtung Altstadt, wo es einige Geschäfte gab, eine Tasche, einen chinesischen Pass und eine Mao-Bibel in Deutsch, die übrigens recht teuer war. Nur ein Hut fehlte uns noch. Ich hatte am Ausgang des Yu Gartens ein entsprechendes Geschäft gesehen und da gingen wir auch hin. Dort gab es auch einen Hut, aber der war nicht schön von der Verarbeitung. Der Verkäufer erzählte was von Alt und Original, aber man sah, dass dieser nur auf alt getrimmt worden war. Made in China halt. Wir liefen durch die gesamte Altstadt, fanden aber keinen entsprechenden Hut, also nicht die original Mütze, die wir haben wollten.
In einem Geschäft lag dieser zwar herum, die Verkäuferin wollte aber unverschämte 280 Yuan dafür haben. Sie wollte wohl lieber ihre Jade Fälschungen verkaufen. Oder einfach die Dekoration nicht herausgeben.
Wir landeten am Schluss in einer Art Markthalle, wo es hunderte kleine Läden gab, die ausschließlich Zeug an Chinesen verkauften. Das war super lustig, half uns aber auch nicht weiter.
Am Schluss versuchten wir uns wieder in der Straße, wo wir auch die Tasche und das andere Zeug gefunden hatten. Dort fanden wir auch erstaunlicherweise gleich den Hut und kauften ihn sofort. Der Preis spielte jetzt keine Rolle mehr.
In der Zwischenzeit war Gabi in ein Teehaus verschwunden und ließ dort, nach einer ausgiebigen Teeprobe, 635 Yuan im Tausch gegen Tee, eine Teekanne und 2 Becher. Ein lohnendes Geschäft für beide Seiten. Mir wurde White Tea für meine Gicht angeraten. Aber den gab es auch zu Hause, also noch nicht, aber zu kaufen, dann.
Wir setzten uns anschließend an den Kiosk im Gucheng Park. Ich hatte eigentlich einen anderen Plan, doch der zugegeben teure Gerstensaft war zu verlockend. So tranken wir hier je 2 kleine Bier. Die anderen Touristen ließen einfach alle leeren Flaschen stehen und der Verkäufer musste Sie entsorgen. Gut, darum eventuell der Aufpreis, aber in den Mülleimer konnte man die Flaschen doch auch selbst werfen.
Nachdem wir die hier weiter gehende Razzia der Polizei beobachtet hatten, immer noch wurden die Auslagen der Geschäfte entsorgt, gingen wir zur Xikou Straße. Hier hatten laut Reiseführer die Seemänner rumgehurt, jetzt war es eine ganz normale Straße mit Hochhäusern. Nicht mal im Ansatz waren hier Freudenhäuser zu finden. Das war recht enttäuschend. Auf diesen Schock hin holte ich mir erst einmal ein Bier und eine Cola auf dem Weg zum Bund.
Zuerst ging es zur ersten verfügbaren Toilette, als wir am Bund ankamen. Diese war kostenlos und es gab eine Anzeigetafel, wo eine Statistik angezeigt wurde. Besucher? Benutzte Urinale? Es war nicht definierbar und das war vielleicht auch gut so.
Ab 19 Uhr begannen sich die Hochhäuser zu beleuchten, aber es war nicht die erwartete Show, die wir vom Hotelflur aus gesehen hatten. Wir warteten bis 20 Uhr und als dann immer noch nichts Neues geschah, gingen wir langsam. Die alten Häuser waren zumindest beleuchtet und damit ein lohnendes Fotomotiv.
Wir suchten jetzt etwas zu Essen und die Nanjing Road war die aussichtsreichste Wahl hierfür. Hier wurde der Verkehr so geregelt, dass Fußgänger auf der einen Seite nur in die eine Richtung und auf der anderen Seite in die andere Richtung durften. So ein Publikumsmagnet war der Bund am Abend.
Wir fanden auch ein Restaurant im ersten Stock eines Ladens. Als wir allerdings an der Treppe oben ankamen mussten wir feststellen, dass es nur eine chinesische Speisekarte gab ohne Bilder. Also weiter Richtung Metro. Direkt an der Station gab es ein Einkaufszentrum, das bis 22 Uhr auf hatte. Hier erhoffte ich ein Food Bereich. Ganz oben gab es auch ein bezahlbares Restaurant. Es war zwar mehr malaysisch als chinesisch, aber besser als gar nichts. Das Personal war teilweise gehörlos, aber das Bestellen ging trotzdem gut, da man die Speisen und Getränke auf einem Zettel ankreuzte.
Ich trank noch ein Bier und war einmal gespannt auf meine Blutzuckerwerte. Nachdem ich das Bier im Einkaufszentrum gelassen hatte ging es zur Metro. Ich hatte Angst, dass hier bei der Taschenkontrolle mein Schnapsvorrat in der Tasche auffallen würde. Schließlich wurden ja die Flüssigkeiten untersucht. Am Schluss musste ich noch Testtrinken. Allerdings ging alles gut. Schnaps ist ja auch nicht gefährlich. Bei Cola Zero wäre die Hölle los gewesen.
Vom Hotelflur sahen wir, dass die Lichtershow immer noch nicht stattfand. Heute war wohl Pause. Pech gehabt oder Glück, denn so hatten wir nichts verpasst. Am Bahnhof war übrigens schon alles für den erwarteten Feiertags Ansturm vorbereitet. Unzählige Gitter waren aufgestellt und schon jetzt war einiges los.
16.Tag - Turmfahrt
Ich ließ die beiden anderen bis 10 Uhr ausschlafen, da es ja ein langer Tag werden würde. Schließlich ging der Flug erst gegen Mitternacht. Trotzdem war ich schon um 6:15 Uhr beim Frühstück. Und das war gut so, denn um 7 Uhr stürmten lauter Chinesen den Frühstücksraum. Ich hatte beschlossen mir diesmal eine Nudelsuppe an der Theke anfertigen lassen, doch diese bestand nur aus gekochten Nudeln mit etwas Kochwasser. Sehr fade.
Es regnete leicht und ich hatte wieder keinen Schirm dabei. Aber die letzten Tage ging es ja auch. Wir fuhren mit der Metro. Der Bahnhofsvorplatz war schon mächtig gefüllt. In Pudong ging es direkt zum Fernsehturm. Für 180 Yuan Eintritt wurde man mit dem Fahrstuhl auf 263 Meter auf die Aussichtsplattform gefahren. Bernardo musste sich erst einmal setzen. Dabei dachte ich, ich hätte Höhenangst. Ich selbst hatte seltsamerweise keine Angst und konnte sogar nah an die Glasscheiben heran. Kambodscha hat mich eventuell doch geheilt? Oder man gewöhnt sich einfach nach tausenden Aussichtsplattformen daran. Man konnte von hier aus hunderte Hochhäuser sehen. Frankfurt ist doch ein Dorf dagegen. Bernardo wollte sich das dann auch nicht entgehen lassen und lief mutig im Kreis herum.
Es gab eine Treppe tiefer eine transparente Plattform, also ein Boden aus Plexiglas. Ich ging die Treppe herunter und gleich wieder rauf. Gabi wagte es und stellte sich auf den Glasboden. Auf dem Rückweg kamen wir wieder an der Treppe vorbei und ich dachte mir, die Chance bekommst du nie wieder. Also stellte ich mich, zuerst nur mit einem Bein, dann komplett, auf den Boden. Auch hier hatte ich wenig Angst, ja noch nicht einmal Herzrasen.
Wir fuhren dann wieder runter auf 78 Meter wo es eine tolle Multimedia Show gab. Hier wurde man super langsam auf einem Laufband an der Leinwand vorbei gefahren. Rechts stehen, links gehen war hier nicht angebracht. Eher etwas Geduld.
Wir fuhren mit dem Fahrstuhl wieder hoch auf 90 Meter, wo uns eine Spielhalle mit Achterbahn empfing. Die Achterbahn kostete extra und war mehr für Kinder. Ich hätte mir hier an der Bar beinah schon ein Bier gekauft, aber die Preise und die frühe Uhrzeit schreckten mich ab.
Anschließend ging es wieder runter zum Fuß des Fernsehturms wo der Eingang zum Shanghai Museum war. Das Museum war schön, es nahm aber kein Ende. Wir hatten dort fast 4 Stunden verbracht. Ein Ausstellungsstück nach dem anderen kam. Und am Schluss eine Abteilung mit Souvenirläden, die genauso lang war wie das Museum selbst.
Inzwischen regnete es in Strömen. Wir gingen in Ermangelung von Restaurants in ein Dumpling Schnellrestaurant, das zur gleichen Kette gehörte, wie das am Bahnhof. So kannten wir wenigstens die Karte schon. Jetzt kannte ich zwar die Karte, aber nicht die Gefahren des Essens und so bekleckerte ich mein Hemd und meine Hose total.
Wir wollten uns nun den Bund von der anderen Flussseite aus ansehen, weil Bernardo genug von Höhe hatte und keine weiteren Hochhäuser erklimmen wollte. Es regnete immer noch in Strömen und ich hatte weder Schirm noch Jacke dabei. So wurde ich klitsch nass und war froh wieder in der Metro zu sein.
Wir fuhren zum Jing’an Tempel. Hier mussten wir einmal komplett drum rum laufen, Rund um den Tempel hatte man eine Einkaufsmall gebaut. Der Eingang wäre einfach nur links um die Ecke gewesen, doch ich hatte mich entschlossen rechts herum zu gehen. Nicht mein Jahr…
Es regnete noch stärker als vorher und so war ich mehr wie klitsch nass als wir am Eingang ankamen. Der Tempel selbst war komplett neu gebaut und man wollte 50 Yuan Eintritt. Das war selbst Bernardo zu teuer. So fuhren wir weiter zum Jadebuddha Tempel.
Wir mussten 10 Minuten zu Fuß von der Metro zum Tempel laufen, was normalerweise kein Problem gewesen wäre, aber im strömenden Regen zur Qual wurde. Langsam merkte ich, wie Unmut bei meinen Mitreisenden aufkam.
Wir wurde von Mönchen beim Gebet oder besser gesagt beim Singsang empfangen. Hier sollte es 2 Buddhas aus Jade geben, einen sitzenden und einen liegenden. Deswegen der Tempelname. Den sitzenden fanden wir in der hintersten Ecke und noch mal um die Ecke herum. Ich spendete schnell ein paar Yuan damit der Regen aufhört. Leider durfte hier nicht fotografiert werden.
Der Rundweg war gesperrt wegen Bauarbeiten an der Haupthalle. Also mussten wir wieder umkehren und den ganzen Weg zurück. Also wenn das Spenden etwas genutzt haben soll, dann war der Gott recht langsam, denn es regnete weiter.
Wir umrundeten also das Kloster fast komplett und auf der anderen Seite erwartete uns der liegende Buddha. Hier gab es kein Schild, dass fotografieren verboten war, was wohl daran lag, dass dies nur während der Renovierungsarbeiten sein temporärer Aufenthaltsort war. Und eine Putzfrau räumte uns sogar noch die Spendenbox weg, die die Tür blockieren sollte. So konnten wir auch noch nähertreten.
Wir mussten wieder 10 Minuten zur Metro laufen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich klitschnass war? Es war auch keine Schirmverkäuferin unterwegs zu sehen. Nach dem Regenguss waren diese garantiert ausverkauft und die Verkäufer sortierten ihre Geldscheine auf den niederländischen Antillen.
Am Bahnhof war erwartungsgemäß alles voller Menschen. Auf dem Weg zum Hotel mussten wir aufpassen, dass wir keinen Schirm ins Auge bekamen. Es war ein riesen Chaos auf dem Vorplatz. Gabi und Bernardo wollten verständlicherweise unbedingt ein Taxi zum Flughafen nehmen, weil sie mit den Taschen nicht durch das Gewimmel wollten. Ich fragte an der Rezeption nach und dort meinte man bei dem heutigen Feiertags Verkehrsaufkommen würde die Fahrt mindestens 2-3 Stunden dauern. Da wollten wir dann doch lieber die Metro nehmen. Aber zuerst gingen wir in den normalerweise gesperrten, aber jetzt leeren, Frühstücksraum, um die nassen Sachen zu wechseln und die elektronischen Geräte aufzuladen. Ich entdeckte Bier in dem Getränkeautomaten, der im Foyer stand, für 12 Yuan die kleine Dose (an der Bar hätte ein Bier 25 Yuan gekostet). Ich konnte 2 Runden für uns herausholen, dann war der Schacht leer und ich hatte kein Kleingeld mehr. Ab jetzt war das Hotel alkoholfrei.
Die Toilette war abgeschlossen, aber ich konnte mir vom Barmann die Zugangskarte ausleihen. Und dies obwohl ich kein Bier bei ihm gekauft hatte. Um kurz vor 19 Uhr gingen wir dann los. An der Metro musste ich meine Tasche die Treppe hochtragen. Das fiel mir schwer, weil ich so kraftlos war. Plötzlich nahm mir ein junger Kerl die Tasche ab und trug sie für mich hoch. Also Respekt.
Die Metro fuhr gerade weg, aber die nächste war ziemlich leer. Es waren ja auch alle Leute am Bahnhof. Als wir aussteigen wollten wies mich ein junges Mädchen darauf hin, dass hier noch nicht die richtige Station zum Wechseln der Metro sei. Ich meinte aber, dass wir die Magnetschwebebahn fahren wollten, da dies Bernardo so gewünscht hatte, und dazu musste man 2 Stationen vorher den Zug verlassen. Feiertage scheinen selbst Chinesen super hilfsbereit zu machen. Weil wir erst einmal auf Toilette mussten, ließen wir die erste Magnetschwebebahn vorbeifahren oder besser schweben. Mit 300 km/h ging es dann zum Flughafen.
Hier entdeckte ich zuerst einen 7eleven und gab eine Runde Bier aus. Schnell-Fahren macht durstig. Wir gingen dann direkt zum Einchecken. Am Online Check-In Schalter stand eine Angestellte mit einer langen Liste. Dort waren alle vermerkt, die Online eingecheckt hatten und man musste seinen Namen zeigen. Sie drückte mir die Liste in die Hand, doch diese war ganz schwach gedruckt. Da ich durch meine Sehschwäche keinen einzigen Namen lesen konnte, ignorierte ich die Liste und die Frau und ging einfach durch. Ich bin dann gleich drangekommen, auch ohne Liste. Die Schlangen an den nicht-online Schaltern waren übrigens ellenlang.
Wir wollten vor der Sicherheitskontrolle noch in Ruhe etwas Essen, aber alle Restaurants hatten nur bis 21 Uhr auf. Das hatte ich auch noch nicht gesehen. In der Hoffnung, dass die Restaurants am Gate länger geöffnet haben, beschlossen wir erst einmal aus dem Land auszuchecken und durch die Sicherheitskontrolle zu gehen. Hier war eine lange Schlange, aber es ging trotzdem sehr schnell. Man war es halt gewohnt mit Menschenmassen umzugehen. Bernardo wurden hierbei eine Wasserflasche und sein heißgeliebtes Feuerzeug abgenommen. Letzteres hatte er erfolgreich die letzten 2 Wochen durch alle Museums Sicherheitskontrollen geschmuggelt. Den Verlust konnte er jetzt gar nicht verkraften und war furchtbar geknickt.
Wir versuchten es mal wieder mit Essen und in diesem Bereich hatten die Geschäfte tatsächlich bis 22 Uhr auf. Die Stunde, die man hier länger die Läden offen ließ, brauchte man im Endeffekt für die Kontrollen. Ich und Gabi bestellten uns Dumplings, Bernardo ging lieber zu Burger King.
Wir setzten uns ans Gate und Bernardo machte seinen üblichen Spaziergang durch die Geschäfte. Dabei brachte er mir White Tea mit. Sehr fürsorglich und gut wenn ich im Flieger einen Gichtanfall bekomme. Wir saßen ganz vorne im Flieger, das sollte das Aussteigen erleichtern, aber es ging einfach nicht los. Es kam eine Durchsage, dass ein Triebwerk nicht starten würde und wir erst einmal einen neuen Starter einbauen müssten. Als ob Zündkerzen wechseln nicht auch gereicht hätte. Wir mussten also wieder aussteigen und zurück zum Gate. Hier bekamen wir einen Verpflegungsbeutel. Allerdings waren da nur Saft und Kekse drin. Ich ging direkt zum Schalter und beschwerte mich. Es fühlte sich aber keiner für meine Diabetes verantwortlich. Wenigstens hatte ich bereits etwas gegessen, aber Durst hatte ich schon. Nach ellenlanger Zeit hatte dann jemand 2 kleine Wasser aufgetrieben. Das war sicherlich nicht einfach, denn die Geschäfte waren ja zu und die wenigen, die offen hatten, waren entweder ausverkauft oder hatten ihre Preise verzehnfacht.
17.Tag A380 Zerstörer
Nach geraumer Zeit durften wir wieder in den Flieger. Um 3 Uhr ging es endlich los. Zum Glück gab es kein Nachtflugverbot. Ich musste dann auch erst einmal 3 Rotwein zur Beruhigung trinken. Schließlich stand unser Anschlussflug auf dem Spiel. Meine Vermutung war, dass der Flieger schon weg sein wird, denn wir sollten um 8:30 Uhr in Dubai ankommen und um 8:25 Uhr ging unser Flug nach Frankfurt.
Wir kamen dann überpünktlich um 8 Uhr an und ich hatte kurz noch Hoffnung, dass der Anschlussflieger kurz wartet. Bis die Brücke am Flugzeug war dauerte ewig und wenn man darauf wartet noch ewiger. Wir stürmten raus, zum Glück saßen wir ja ganz vorne, doch am Gate stand niemand mit einem Schild Frankfurt. Aber ein Schild nach Zagreb wurde hochgehalten, weil ein paar Chinesen dorthin wollten. Ich habe zufällig auf deren Bordkarte gesehen, dass dessen Flieger 10 Minuten früher als unserer startete. Also auf die hat man gewartet. Auf uns nicht. Man schickte uns auf Nachfragen zum Transferschalter. Dort drängelte ich mich erst einmal komplett vor. Ich hatte schließlich das Vordrängeln 2 Wochen geübt. Allerdings hatte die Dame vor mir in der Schlange extremen Erklärungsbedarf und wurde einfach nicht fertig.
Wir bekamen neue Bordkarten für den Flieger um 14:40 Uhr. Ich hätte kotzen können. Zusätzlich bekamen wir einen Voucher für ein Hotel und für ein Frühstück dort. Wir hätten allerdings einen Transfer Bus nehmen müssen und wir hatten keine Lust diesen erst zu suchen, dann kurz im Hotel zu verweilen und direkt wieder zurück zu fahren. Wir hatten schließlich nur knapp 6 Stunden und wenn man die Fahrtzeit abzieht, hätte es nicht einmal zu einem Nickerchen gereicht. Mal abgesehen davon dass wir ja auch keine Koffer hatten. Wir beschlossen also einstimmig bei den Gates zu verweilen. Die beiden anderen zogen um die Häuser und ich blieb an einem Warteplatz sitzen, wo es eine Ladestation gab. So konnte ich noch die neuste Folge von TerraX im Internet schauen.
Anschließend fuhren wir mit dem Zug zu Gate B. Und wieder hatte der Flieger Verspätung, diesmal weil einfach zu viel los war am Flughafen. Besser wie kaputte Teile. Das war nicht mein Tag, ach was mein Jahr…