Besuch bei Petra
oder
Blutige Ohren
Jordanien
1.Tag – Mega-Gruppe
Ich war früh am Flughafen, denn überall war geschrieben, dass man unbedingt 3,5 Stunden vor Abflug an diesem sein sollte. Selbst ich hielt das für etwas übertrieben, aber Befehl ist Befehl. Natürlich war der Check-In Schalter noch nicht offen, aber die Ersten, vermutlich Mitreisende, stellten sich schon einmal an. Die hatten wohl die gleiche Fehlinformation bekommen. Ich ging erst einmal in Ruhe ein Bier trinken.
3 Stunden vor Abflug öffneten die Schalter langsam. Und genauso langsam stellte ich mich an. Der Angestellte am Check-In Schalter meinte ich solle rechtzeitig loslaufen, denn der Weg zum Gate wäre weit. Das war für mich die Aufforderung noch ein zweites Bier zu trinken. Nicht, dass ich auf dem Weg noch verdurste.
Ich ging durch die Passkontrolle. Diesmal waren alle Automaten freigeschaltet. So ging das recht zügig. Danach steuerte ich den ersten Laden an, der Bier verkaufte. Die Warnung, dass der Weg lang würde, zwang mich schon fast dazu. Die Verkäuferin meinte, dass man das Getränk nicht durch die Sicherheitskontrolle mitnehmen könne (einige Asiaten stellten daraufhin ihr Wasser wieder zurück ins Regal). Ich meinte daraufhin, dass ich das Getränk für den Weg bis zur Sicherheitskontrolle erwerben würde. Und wenn der Weg zu weit wäre, dann müsste ich halt umkehren und noch eins holen.
Der Weg war wirklich weit und so brauchte ich nach der Sicherheitskontrolle kurz vor dem Gate noch ein weiteres Bier. Es ist erstaunlich wie sich mit jeder Etappe die Preise erhöhen. Im Terminal kostete das Bier 2,75 Euro, nach der Passkontrolle 2,90 Euro und nach der Sicherheitskontrolle 4 Euro. Da sieht man einmal wie teuer so eine Sicherheitskontrolle für ein Bier ist.
Das Einsteigen war dann verspätet. Man hatte den Piloten wohl nicht gewarnt, dass der Weg zum Gate so weit wäre. Im Flieger tauschte ich mit der Frau vor mir meinen Platz. Diese wollte unbedingt neben ihrer Verwandtschaft sitzen und mir war es recht, denn so hatte ich eine Reihe beim Aussteigen gewonnen. Wieder einmal war mehr Handgepäck als Personen an Bord. Mir war das egal, denn ich hatte meinen Rucksack wie fast immer unter meinen Vordersitz verstaut.
Ich trank einen Rotwein, um meinen Alkoholkonsum abzurunden und bekam dazu ein Hähnchensandwich gereicht. Dazu Knabberstangen und ein Küchelchen. Das Sandwich aß ich, den Rest ließ ich zurückgehen. Diabetikerfreundliche Snacks sehen anders aus.
In der Maschine war es eng, denn es gab viele dicke Touristen. Im Bordprogramm gab es einen komischen deutschsprachigen Kriegsfilm. Ich schenkte diesem aber nach sehr kurzer Zeit keine Beachtung mehr. Schließlich hatte ich auch noch den Anfang verpasst. Aber ich glaube auch mit diesem hätte er keinen Sinn gemacht.
Nachdem wir gelandet waren, verließ ich wieder einmal fluchtartig die Maschine und hielt nach dem Mann mit dem Schild der Reiseagentur Ausschau. Als ich ihn gesehen hatte, ließ ich ihn aber erst einmal stehen und ging zum ATM um Geld abzuheben. Ich hob 100 Dinar ab, wobei ich 5 Dinar Gebühren bezahlen musste. Das waren etwas mehr als 5 Euro. Aber immerhin erst einmal Geld.
Es waren 30 Personen in der Reisegruppe angekündigt, aber nur 28 erschienen. Ein junges Mädchen wurde die Liste der teilnehmenden Personen in die Hand gedrückt und wir mussten uns in der aufgeführten Reihenfolge aufstellen und unsere Pässe abgeben. Schlimmer wie in der Armee.
Dann ging es zum Gepäckband. Unsere Koffer waren schon da, da einige Gruppenmitglieder geraume Zeit damit verbracht hatten Geld zu tauschen und wir so viel Zeit zum Sammeln gebraucht hatten. Dabei war am ATM gar nichts los. Es dauerte noch ewig, bis der temporäre Reiseführer mit unseren Pässen zurück kam. Das hatte zur Folge, dass es schon die ersten Auflösungserscheinungen gab. Die ersten entfernten sich unerlaubt von der Truppe und gingen shoppen. Bei 28 Personen kein Wunder.
Wir verließen das Gebäude und trafen dabei unseren ständigen Reiseführer Nasr. Der Vorherige war wohl nur zum Passtragen zu gebrauchen. 10 Personen gruppierten sich gleich um den Aschenbecher, um ihrer Raucherlust nachzugeben. Das waren schon extrem viele. Der Bus war zum Glück riesen groß, so dass es keine Berührungsängste geben sollte, selbst bei so viel Personen. Während der Fahrt wurden schon einmal die Zimmerschlüssel verteilt. Das artete bereits jetzt in einem kleinen Chaos aus. Der temporäre und der ständige Reiseleiter arbeiteten dabei nicht gerade Hand in Hand. Wie gesagt, der Eine konnte wohl nur Pässe durch die Gegend tragen.
Am Hotel angekommen versahen wir unsere Koffer mit einem Aufkleber, auf dem unsere Zimmernummer vermerkt war und gingen direkt ins Restaurant zum Essen. Während alle noch Stunden in der Rezeption verbringen wollten, fuhr ich schon einmal mit dem Aufzug vor zum Restaurant. Ich hatte Hunger, nachdem ich die Kohlehydrate im Flieger zurückgegeben hatte. Es ging in den Keller auf Ebene B1.
Es wurde ein Buffet gereicht und so aß ich etwas Hähnchen, Gemüse und Salat. Da ich einer der Ersten war, setzte ich mich an den langen Tisch, an dem auch die anderen Frühaufsteher oder besser -sitzer saßen. Alle anderen, die jetzt langsam eintrudelten, setzten sich an andere Tische. So war die Gruppe fein im Restaurant verteilt und wir saßen zu fünft an einem ellen langen Tisch.
Mein Zimmer war eine Suite mit 2 Räumen. Der eine hatte ein riesen Ecksofa und in dem anderen war das Schlafzimmer. Beide hatten auch einen riesen Fernseher, Marke „nie gehört“. Allerdings ging die Fernbedienung bei beiden sehr schlecht bis gar nicht. Da es aber nur BBC als englischsprachigen Sender gab, war mir das nicht so wichtig.
2.Tag – Trümmershow
Als ich zum Frühstück gehen wollte kam mir noch in meinem Stockwerk eine Frau aus unserer Gruppe entgegen und meinte sie wüsste nicht wie man nach B1, also in den Frühstücksraum kommen würde. Ich zeigte ihr dann, wie man in den Fahrstuhl einsteigt, auf den Knopf B1 drückt und den Aufzug wieder verlässt, wenn sich die Tür in der richtigen Etage öffnet. Zum Frühstück gab es für mich nur Eier, Gemüse und Humus. Der Rest war alles Kohlehydrate oder Fleisch.
Wir saßen pünktlich im Bus, mussten aber auf einen Nachzügler warten. Dieser kam 15 Minuten zu spät und lachte auch noch. Seine Frau musste ihn auf dem Handy anrufen. Wenn er die Telefonrechnung für diesen Anruf sieht, wird er nicht mehr lachen. Hier gibt’s noch Roaming.
Uns begleitete die ganze Reise ein junger Mann von der Touristen Polizei. Da dieser mit einer Pistole bewaffnet war, beruhigten mich die Zusagen, dass es in Jordanien ganz sicher sei, nicht unbedingt. Auch waren an allen Sehenswürdigkeiten teilweise schwer bewaffnete Kollegen von ihm platziert. Vertrauen in Sicherheit sieht anders aus.
Auf vielfachen Wunsch fuhren wir erste einmal zu einer Wechselstube. Dort wurde uns ein super Wechselkurs angekündigt. Der stand auch auf der Tafel angezeigt. Aber als ich 50 Euro tauschte wurde ein ganz anderer, natürlich schlechterer, benutzt. Da dieser nur klein auf der Abrechnung stand ist es wohl keinem aufgefallen. Unser Reiseführer bekam auf jeden Fall erst einmal einen Kaffee serviert. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
Wir fuhren zur Abdullah Moschee, die einzige Moschee, die man auch als nicht Terrorist besuchen darf. Hierzu wurden die Frauen im Souvenirshop neu eingekleidet. Diesmal musste man den Souvenirshop nicht nur am Ende, sondern auch schon am Anfang durchqueren.
Die Moschee selbst war ziemlich mittelprächtig. In Brunai gab es schönere zu besichtigen. Unser Führer nutzte das gleich, um uns zu zeigen, wie man richtig betet. Dabei schlug er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn so konnte er sein Morgengebet nachholen. Das nebenan liegende Islam Museum war ein typisches Einraum Museum, bei dem nicht wirklich klar wurde was eigentlich ausgestellt werden sollte. Hauptsächlich Kleidung und Gegenstände von Abdullah dem Ersten wurden hier gezeigt.
Unser Führer fing wieder einmal an über den Islam zu schwafeln und so schaute ich mir in der Zwischenzeit das Museum in Ruhe an, bevor die Masse dieses nach den ausführlichen Erklärungen stürmte. Bei so viel Teilnehmern steht sonst immer einer im Weg rum.
Die Frau, die schon Ebene B1 nicht gefunden hatte, war auch bei den Fotos der Könige total verloren. Verwirrt ist halt verwirrt. Im Verkaufsraum bekamen wir erst einmal Tee. Dieser wurde aber durch die teuren Preise wieder wettgemacht. Man erklärte uns, dass die Preise zwar in Dinar angeschlagen waren, wir aber gefälligst in Euro zahlen sollten. So kann man auch Devisenbeschaffung betreiben. Für eine kleine Fahne verlangte man 4 Dinar dabei war die Qualität super schlecht.
Nächster Besichtigungspunkt war die Zitadelle, die etwas erhöht über der Stadt liegt. Es gab hier viele Trümmer und viel Gelaber vom Führer. Ich ging lieber wieder etwas abseits durch die Trümmer, ohne die Gruppe aus den Augen zu verlieren. Aber immer noch weit genug weg, dass ich mir die Erklärungen nicht anhören musste. Es gab sogar ein Einraum Museum hier, dass wir selbstständig besuchen durften. Da freute sich meine Kamera.
Am Ausgang der Anlage erwarb ich eine Cola und Erdnüsse. Allerdings erwischte ich die Erdnüsse mit Mais. Diesmal freute sich mein Blutzucker.
Wir fuhren zum Amphitheater. Hier gingen 2 Frauen lieber shoppen, als sich das Wunder anzuschauen. Der Eintritt war viel zu billig. Das merkte man an den vielen einheimischen Besuchern und vor allem an den vielen Kindern. Ich ließ es mir im Theater nicht nehmen ganz nach oben zu gehen. Dabei waren die Stufen teilweise lebensgefährlich. In Deutschland würde so was weiträumig abgesperrt. Nachdem ich wieder unten war, besuchte ich das Folklore Museum, das rechts und links in den ehemaligen Umkleidekabinen der Schausteller untergebracht war. Ich schaffte es gerade so rechtzeitig am Treffpunkt zu sein. Andere, nicht so sportliche, hatten sich wohl in der Zwischenzeit gelangweilt.
Ein Mitreisender fragte mich, ob ich Fotos von einem Kettenhemd hätte, das im Museum in der Zitadelle ausgestellt war. Jetzt zwang er mich 1000 Fotos durchzublättern, um dies zu überprüfen. Ich hatte zwar eins, allerdings war ein anderer Mitreisender schneller und der hatte auch noch ein schöneres. So war ich erst einmal raus. Glück gehabt. 2 Frauen mussten unbedingt noch einmal auf Toilette und so verbrachte ich diverse Zeit im warteten Bus. Jetzt hatten wir noch eine Stunde Fahrt vor uns, es war 12:30 Uhr und wir hatten noch nicht zu Mittag gegessen. Langsam machte sich Hunger bemerkbar. Wir fuhren nach Jerash und suchten dort erst einmal ein typisches Touristenrestaurant auf. Zu Trinken bestellte ich mir nichts, allerdings gönnte ich mir das Vorspeisenbuffet und den Grillteller als Hauptgericht für 10 Dinar. Vom Kebab musste ich noch stundenlang aufstoßen, so gut war es. Und die Vorspeise war so scharf, dass ich es schon fast bereute nichts zu trinken bestellt zu haben. Zum Glück war die Anzahl der Pommes aber sehr übersichtlich, so dass die Gefahr einer Überzuckerung erst gar nicht bestand. Später bekam ich auch noch furchtbare Blähungen, was bei 27 Mitreisenden zu kleineren Problemen führen konnte.
Wir mussten durch eine Einkaufshalle, sozusagen dem Museumsshop in groß, zu der Trümmerstädte. Am Anfang war ein Triumphbogen aufgebaut und darauf folgte eine Pferderennbahn. Spätestens in letzterer schaltete ich endgültig ab und hörte dem Reiseführer nicht mehr zu. Ich kletterte lieber auf die Tribüne, um ein besseres Fotomotiv zu bekommen. Das machte ich auch so am Amphitheater, denn was sich einmal bewährt…
Alle saßen im Theater oben und lauschten, während ich erst einmal die Bühne unten erkundete. Während des ganzen Besuchs hatte ich die ganze Zeit den schriftlichen Reiseführer auf meinem Smartphone auf und auf den Schildern bei den Trümmern erfuhr ich, welche Sehenswürdigkeit ich jetzt nachzulesen hatte. Dabei entfernte ich mich die ganze Zeit von der Truppe und dem Hauptweg. Ich war immer auf der Suche nach den aufgeführten Tempeln und am Schluss hatte ich auch fast alles gesehen, bis auf das Museum. Schade, ich hätte noch 500 Fotos gebrauchen können. So hatte ich bis jetzt nur 1250 Stück.
In einem Tempel bekam unser Führer wieder einmal kostenlos Tee. Er meinte das wäre ein Anreiz, dass die anderen dann auch Tee erwerben würden. Suchtfaktor oder so. Aufgrund dieser Begründung hätte ich in der Wechselstube heute Morgen auch Kaffee kaufen sollen? Ich glaube eher das ist Bestechung auf höchster Tempel Ebene.
Am Schluss kehrten alle an der Fruchtsaftbar ein. Bis alles Obst gepresst war dauerte natürlich geraume Zeit. Auf 28 Leute war man nicht eingerichtet. In der Zwischenzeit trank ich eine Cola light für unverschämte 2 Dinar. Wucherpreise.
Inzwischen ging die Sonne unter und es wurde doch etwas kalt. Ich war noch kurzärmelig unterwegs und so war ich froh wieder im Bus zu sein.
Das Abendessen wurde wieder im Hotel serviert und ich saß wie beim Frühstück wieder ganz alleine an einem Tisch. Keiner mag mich. Und als ich wieder nichts zu trinken bestellte, mochte mich der Kellner auch nicht mehr. Am Buffet musste ich mir aus den Fleischgerichten das Gemüse herauskratzen. Es gab nur Reis und Nudeln. Selbst das Beilagen Gemüse bestand fast nur aus Mais. Deswegen nahm ich mir auch zweimal Vorspeise, also Salat und Humus.
Ich fand in Google Maps einen Supermarkt in relativer Nähe und diesen wollte ich nach dem Essen aufsuchen. Das Internet war wieder einmal total langsam und so hatte ich auf dem Zimmer sowieso nicht so viel zu tun. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich einen anderen Supermarkt, der viel näher lag. Und für 2 Liter Cola light, ein großes Wasser und eine Tüte Erdnüsse zahlte ich gerade einmal 2 Dinar. So billig kann Einkaufen sein.
Als ich wieder zurückkam saßen viele von unserer Truppe in der Lobby und tranken Kaffee. Alkohol war hier nicht erhältlich. Es sah auch so aus, als wenn kein anderer Gast, also außer unserer Gruppe, im Hotel war. Weder im Restaurant, noch im Aufzug gab es Hinweise auf andere Gäste.
Ich ging lieber aufs Zimmer und das Internet war etwas besser. Ich hatte kein Verlangen nach Brieffreundschaften.
3.Tag – Über den Jordan gehen
Vor dem Frühstück plagte mich erst einmal Verstopfung, Doch nach dem Frühstück suchte mich Montezuma heim. Ich kam einfach nicht von der Toilette herunter. Super! Ich nahm 2 Imodium Akut, aber die haben so kurzfristig auch nichts geholfen. Es half also nichts, ich musste zum Bus. Da musste ich jetzt durch. Obwohl ich 2 Minuten vor der angekündigten Abfahrtszeit im Bus war, warteten schon alle auf mich. Das ist Deutsch.
Unser Führer Nasr nervte mich die ganze Fahrt mit Erläuterungen über das Schulsystem und anschließend über seine Berliner Zeit. Ja, er hatte in Berlin studiert und dort nebenher Millionen mit einem Kiosk verdient, in dem er orientalische Lebensmittel verkaufte. Das war neu damals. Heute ist es umgekehrt. Da muss man einen Laden suchen, der keine Döner verkauft.
Durch die Eile heute Morgen war ich total unorganisiert. Alle meine Taschen waren falsch gepackt. Der Führer meinte noch, dass das Mittagessen entgegen seiner gestrigen Ankündigung doch nicht im Preis enthalten wäre, er aber die Agentur davon überzeugen konnte, die Kosten trotzdem zu übernehmen. Und notfalls hätte er das Essen selbst bezahlt. Das war ein geschickter Schachzug, denn direkt anschließend kündigte er an, dass er heute Abend das Trinkgeld für die gesamte Fahrt einsammeln wollte.
Erste Station heute war Madaba. In der St.Georgs Kirche war ein Mosaik mit einer Landkarte des Heiligen Landes ausgestellt. Wir wurden in einen extra Raum geführt, wo Nasr seine Erläuterungen vorab kund tat. So vermied man Touristenstau vor dem Monument. Diese Erklärung dauerte mal wieder länger, als die Besichtigung selbst. Und auch diese war relativ enttäuschend, denn die Karte war schon ziemlich zerfleddert.
Auf dem Rückweg zum Bus gingen wir erst einmal wieder an einem Saftstand vorbei. Ich kann nicht verstehen, warum die Leute alle so versessen auf Saft sind. Auf jeden Fall war die Besitzerin eine gute Freundin von unserem Führer (der dann auch wieder sein obligatorisches Freigetränk bekam). Und über dem Laden stand ganz groß „Wir sprechen deutsch“. Die Geschäftsidee hatte sie sicherlich aus Berlin mitgebracht. Kiosk mit orientalischen Lebensmitteln. Allerdings sprach keiner der Angestellten Deutsch, bis auf ein „Guten Tag“.
Ich holte mir ein paar Nüsse, Saft kam ja nicht in Frage. 200g kosteten 5 Dinar. Das fand ich schon etwas teuer. Aber es stand bewusst kein Preis an der Ware.
Der Fahrer hatte den Bus mitten in der Sonne geparkt. Das geht vom Trinkgeld ab. Notiz: Heute Abend nur 35 statt 36 Euro Trinkgeld geben.
Prompt parkte ein zweiter Bus direkt neben unserem. Ansonsten war der Parkplatz komplett leer. Da hatten wir noch einmal Glück gehabt. Beinahe wäre vor lauter Massen nichts von dem schönen Mosaik zu sehen gewesen.
Wenn wir schon einmal bei Mosaiken sind, nächster Punkt war eine Mosaik Fabrik. Natürlich war es wieder ein riesen Verkaufsraum mit angrenzender kleinen Werkstatt. Angestellt waren ausschließlich Rollstuhlfahrerinnen. Die konnten wenigstens nicht vor der Arbeit davon laufen. Und Zuschüsse gab es garantiert auch noch. Und so klebten Sie dann die Steinchen, wenn sie nicht vor der Tür saßen und Zigaretten rauchten. Na, wenn man vom Raucherbein nichts lernt…
Im Verkaufsraum gab es wieder kostenlosen Tee zur Verkaufsförderung. Da dieser aber gesüßt war, musste ich ihn direkt wieder zurückstellen und so fiel auch der Umsatz aus. Kein Tee, kein Kauf.
Der Busfahrer hatte übrigens schon wieder in der Sonne geparkt. Der lernt es nie.
Es ging auf den Berg Nebo, wo wir uns ein komisches Mosaik ansahen. Von hier aus hätte man auch Jericho sehen können, wenn es nicht so vernebelt gewesen wäre. Ich fotografierte dann einfach die andere Seite, denn hier war es klar. Ich behaupte später einfach, dass dies Jericho sei. Kann ja keiner das Gegenteil beweisen. Die markanten Mauern sind ja sowieso eingestürzt.
Und wieder sollte es sehr spät werden, bis wir endlich Mittagessen bekommen sollten. Es war für 14 Uhr geplant. Wenn man um 7 Uhr frühstückt, war das schon ziemlich spät. Zum Glück kann ich ja nicht so einfach unterzuckern. Dennoch war ich froh, dass ich die teuren Nüsse erworben hatte.
Es ging nun zum Jordan, oder genauer gesagt zur Taufstelle von Jesus. Also die Stelle, die Jordanien beansprucht. Israel ist da anderer Meinung über den genauen Ort.
Hierzu ging man einen langen Gang entlang. Wie im Sommerpalast in Beijing, nur ohne Bilder. Die Taufstelle selbst hatte ich gar nicht als solche erkannt. Das lag auch daran, dass hier gar kein Jordan mehr war. Nur noch ein paar Trümmer einer alten Basilika. Der Jordan war jetzt genau nebenan und dorthin gingen wir jetzt.
Und siehe da, das kam mir doch bekannt vor. Wir waren an der selben Stelle, die ich vor einiger Zeit bei meiner Israel Reise besucht hatte. Nur halt auf der anderen Seite des Jordan. Das erinnerte mich stark an die DMZ mit Nord- und Südkorea. Da hatte ich auch beide Seiten besucht. Das war hier also die Jordan-DMZ.
Auf der israelischen Seite war Halli Galli. Hier fand eine Massentaufe statt. Einige nahmen sich heiliges Dreckswasser mit. Wie heilig kann so ein Wasser aber noch sein? Wieviel Wasser, das Jesus benetzt hat, ist noch übrig nach 2000 Jahren? Und ist hier Jesus über den Jordan gegangen oder doch bei Pontius und Pilatus? Zumindest wollte keiner meine leere Getränkeflasche zum Abfüllen des kühlen Nasses haben. Es gab also auch noch aufgeklärte Menschen in unserer Gruppe.
Apropos Wasser, es ging weiter zum Toten Meer. Also wenn das jetzt nicht passt. Solche Wortspiele kann man nicht erfinden. Und hier, in einer Badeanstalt, gab es endlich etwas zu essen. Wieder Buffet, was mir aber sehr recht war. Da konnte man sich die Rosinen heraus picken. Also ich weniger Rosinen, denn die darf ich nicht…
Nach einem riesen Vorspeisenteller gab es noch ein bisschen Hähnchen und Fisch und dazu viel Blumenkohl und Brokkoli. Ich bestellte wieder nichts zu Trinken, weil ich beim Essen einfach nichts trinke. Ja, meine Freunde die Kellner waren gar nicht begeistert.
Nach dem Essen zog ich mich um und ging zum Strand. Wie auf der israelischen Seite war dies ein riesen langer Weg nach unten. Scheinbar musste man die Umkleidekabinen mit einem Mindestabstand zum Wasser bauen. Der Strand war total dreckig und mit leeren Plastikflaschen gepflastert. Trotzdem ging ich ins Wasser und legte mich einmal auf den Rücken. Jetzt war das Erlebnis nicht ganz so überraschend, schließlich lag ich ja schon mal in der Salzlake. Und damit ich nicht zum Feta wurde, und vor allem aus Langeweile, verließ ich schon nach kurzer Zeit das Wasser. Mehr als auf dem Rücken liegen konnte man ja auch nicht. Dabei war das Wasser gar nicht so kalt.
Zum Duschen musste man wieder fast ganz nach oben. Ich sag nur Mindestabstand. Wäre ja auch blöd, wenn das gute Salzwasser durch das Süßwasser verwässert würde. Eine Sensation weniger. Und so viele gab es ja nicht in Jordanien. Ich nutzte den bereits zurückgelegten Weg und ging weiter nach oben zum Pool. Ich dachte mir, da wird man wenigstens komplett sauber. Allerdings merkte ich schnell, warum dieser so leer war. Das Kaltwasserbecken in der Sauna war ein Brutofen dagegen.
So machte ich mich schnell wieder runter an den Strand zu meinen Klamotten. Ich setzte mich kurz an den Strand und schaute den Leuten beim Planschen zu. Es fielen die vielen Scheiche auf, die hier, allerdings meistens angezogen, herum flanierten. Aber bei 20 Dinar Eintritt war das auch kein Wunder. Das können sich wahrhaftig nur Scheichs leisten (und Touristen).
Der so gesunde Schlamm kostete hier 1 Dinar und konnte vom Bademeister erworben werden. Dieser war dadurch mehr mit Schlammpackungen beschäftigt als mit Leben retten. Aber es konnte ja sowieso keiner untergehen. Der Schlamm kam aus einem Eimer. Wer weiß wo der ursprünglich herkam.
Ich zog mich wieder um und erwarb aus Langeweile einen ganz furchtbaren Tee für 2 Dinar. Viel Geld für heißes Wasser und einen Teebeutel im Pappbecher. Mit diesem Erwerb setzte ich mich an den Pool und wartete bis der Bus zur Abfahrt bereit stand.
Beim Abendessen wurde dann das Trinkgeld eingesammelt. Nasr blieb deswegen extra länger. Aber ich glaube das war nicht besonders schmerzhaft für ihn. Ich gab 50 Euro. Ich hatte es sowieso nicht kleiner.
Das Gemüse war heute übrigens getrennt im Topf, also der Mais war separat gelagert. Das machte die Selektion nach Broteinheiten viel einfacher. Nichts desto trotz blieb die Tatsache, dass dies üble Tiefkühl-Ware war.
4.Tag – Wunder über Wunder
Beim Frühstücksbuffet musste ich feststellen, dass es von Tag zu Tag immer weniger gab, das ich Frühstücken kann. Bald kann ich nur noch Eier essen. Es gab keinen Salat mehr, sondern nur noch Humus. Und alle warmen Speisen waren mit Fleisch oder Kartoffeln.
Im Bus trafen wir dann eine neue Mitreisende. Diese hatte ursprünglich den Flieger verpasst, weil sie am Bahnhof festgestellt hatte, dass sie ihren Pass vergessen hatte und wieder umkehren musste. Ich sage nichts mehr, nur B1.
Auch ansonsten mussten wir den ersten Schwund feststellen. Ganze 7 Leute fehlten. Ich fragte mich, ob diese vielleicht gestern zu viel Salzwasser geschluckt hatten. Das kann ja furchtbare Folgen haben.
Unterwegs hielten wir an einem Obststand am Straßenrand und Nasr erwarb tonnenweise Bananen für das geplante Picknick heute Mittag. Ich rannte noch schnell hinaus und orderte ein paar Äpfel, da Bananen nicht wirklich gut für mich sind.
Wir besuchten die Kirche in Anjara. Hier hatte eine Madonna Statue geweint. Und das wenige Monate vor dem Arabischen Frühling. Das verband man dann zu einer richtigen Touristensensation mit Pilger Faktor, also ein echtes Wunder. Man muss allerdings sagen, dass die Madonna nur einmal geweint hat und dies von einer Nonne beim Scheibenputzen bemerkt wurde. Wer weiß, ob diese nicht einfach nur etwas Putzmittel vorbei gespritzt hatte und dies an der Statue herunterlief.
Der Priester sprach nur italienisch und spanisch und so organisierte man kurzerhand ein junges Mädchen aus Deutschland, das hier ihr soziales Jahr ableistete. Allerding hatte diese überhaupt keine Ahnung und konnte nichts über das Wunder erzählen. Der Priester erzählte dann die Story auf Arabisch und Nasr übersetzte auf Deutsch. So ging es auch. Nutzloses soziales Jahr.
Unser Führer wollte dann noch selbstgemachten Wein kaufen, allerdings war dieser noch nicht fertig. Und die Toiletten hatten nicht einmal einen Stern verdient, so dreckig und verfallen waren sie. Statt Kinder hüten sollten die Volontäre doch lieber die Toiletten putzen. Also von mir aus kann man diesen Programmpunkt aus dem zukünftigen Reiseprogramm streichen.
Es ging nun hinauf auf die Burg Aadschlan. Ich bemerkte, dass ich meine Ersatzakkus für die Kamera im Bus vergessen hatte. Also musste ich etwas weniger fotografieren. Außerdem schlug ich mir wieder einmal den Kopf an einem niedrigen Durchgang an. Da war wohl wieder einmal zu viel Blasphemie beim Kirchenbesuch. Gott bestraft halt kleine Sünden sofort. Nasr meinte vom Turm könnte man bei gutem Wetter Jerusalem, ach was, Paris sehen. Jetzt war es aber bewölkt. Damit es hier so klar sein würde, müsste es nachts regnen und der Wind müsste von Osten kommen. Und es muss Vollmond sein und der Schwippschwager seinen fünfzigsten Geburtstag haben. Dann kann man sogar bis New York sehen.
In der Burg war wenig zu sehen, denn es war nur wenig eingerichtet. Ein kleines Museum kostete meine letzte Akkuleistung. Aber es ging ja wieder zum Bus, wo der Ersatz auf meine Kamera wartete.
Wir hielten zum Picknick am Straßenrand an. Hier war ein schöner Platz mit lauter Bäumen mit weißen Blüten. Allerdings war dies keine Kirschblüte. Japan war doch noch weit entfernt, auch wenn viele sagen werden: „Asien ist Asien“.
Zum Essen bekam jeder 6 süße Stückchen mit unterschiedlichen Füllungen aus der Bäckerei und als Nachtisch Bananen. Super, riesen Katastrophe. Ich bekam dann einen Apfel, was mein Hungergefühl gar nicht befriedigte. Ich war einfach nur sehr hungrig und gelangweilt, weil ich allen beim Essen zusehen musste. Und ich hatte noch den Vorschlag für das Picknick gemacht. Im Bus bekam ich einen zweiten Apfel. Zum Glück hatte ich noch ein paar Nüsse dabei. Gott bestraft halt kleine Sünden sofort. Blasphemie!
Pella hieß die nächste Station. Auf einem archäologischen Feld reihten sich eine Kirchenruine an die andere. Nasr meinte schon im Vorfeld dieser Ort wäre sehr enttäuschend und so rannte er an allen Trümmern konsequent vorbei. Das einzig enttäuschende war allerdings, dass wir uns das nicht ordentlich angesehen haben, sondern er lieber Kaffee trinken gehen wollte.
Der Bus parkte am anderen Ende der Anlage, doch am Ausgang war die Tür abgeschlossen. Ich stellte mir schon vor, wie unser Sicherheitsbegleiter mit seiner Pistole das Schloss aufschoss, aber der Busfahrer fand ein Loch im Zaun durch das wir dann doch ohne Waffengewalt den Bus erreichen konnten.
Wir fuhren auf den Berg zu einem Café. Für relativ günstige 1,5 Dinar erwarb ich einen türkischen Café ohne Zucker. Man hatte eine schöne Aussicht auf das Zeug, das man aus der Nähe nicht gesehen hatte. Allerdings wurde das Idylle von lauter Techno Musik gestört. Eine Frauengruppe hatte eine Konferenz einberufen, um für mehr Frauenrechte zu kämpfen. Ich brüllte dann mit ihnen zusammen irgendetwas in die Kamera und bin jetzt garantiert ein facebook Star im Vorderen Orient. Arabischer Frühling 2.0. Es würde mich nicht wundern, wenn die Madonna ein zweites Mal weinen würde.
Es war eine lange Rückfahrt zum Hotel. Allerdings gab es nicht wie befürchtet den üblichen Wochenendstau. Während der Fahrt wurde von jedem 5 Dinar für das Mittagessen eingesammelt. Nach kurzem Zögern verzichtete ich erst einmal auf die Spende. Nasr ging dann als Dank noch einmal durch den Bus und verteilte Kekse. Mir brachte er dabei einen Dritten Apfel mit. Beim Aussteigen drückte ich ihm für die reichhaltigen Äpfel 2 Dinar in die Hand, damit er mit mir nicht so viel Verlust macht.
Das Internet auf dem Zimmer war wieder einmal Grottenschlecht. Wahrscheinlich berichteten alle nach der erfolgreichen Rückkehr ihre Abenteuer per WhatsApp an die Daheimgebliebenen. Deshalb ging ich erst einmal zum Supermarkt, um Getränke zu kaufen.
Wir waren nicht mehr allein im Hotel, es war eine andere deutsche Gruppe eingetroffen. Das Restaurant war dann zum Abendessen auch entsprechend voll. Da wir allerdings einen Bruchteil früher eingetroffen waren, konnte ich trotzdem meinen Einzeltisch beziehen. Es hat sich auch keiner getraut sich an ihn zu setzen. Eines unserer jungen Mädels pickte sich die ganzen Tomaten aus dem Kebab. Das war eigentlich mein Plan und als sie dann nach geraumer Zeit endlich fertig war, meinte ich nur zu ihr: „Na, keine Tomaten mehr da“.
Durch die zusätzlichen Gäste war das Internet immer noch extrem schlecht und wurde auch mit zunehmender Stunde nicht besser. Wie ich erfahren habe, waren die 7 fehlenden Leute nicht krank, sondern haben eine private Shopping Tour unternommen. Na, wer‘s nötig hat.
5.Tag – Gefallener Engel
Es sollte heute schon um 7:30 Uhr losgehen, denn es stand die lange Fahrt zum Hotel in Petra an. Deshalb suchte ich früh den Frühstücksraum auf. Dieser war schon fast überfüllt. Die andere deutsche Gruppe fuhr wohl bereits um 7 Uhr los und so war auch mein Einzeltisch schon besetzt (übrigens auch nur mit einer Person). Ich musste also mit einigen anderen wieder an den langen Tisch. Aus Zeitnot und fehlender Auswahl holte ich mir 3 gekochte Eier und etwas Bohnensalat. Als ich bemerkte, dass an der Eierbraterei nur einer anstand, entschloss ich mich noch schnell ein Omelett zu ordern. Allerdings hatte der Typ vor mir 3 Spiegeleier bestellt, was den Chefkoch total überforderte. Das hat ewig gedauert und so wurde es später als geplant bis ich wieder aufs Zimmer konnte. Ich legte einen schnellen Toilettengang ein und gab anschließend an der Rezeption meinen Schlüssel ab.
Wie in Asien üblich überprüfte das Zimmermädchen erst einmal, ob ich nicht die Minibar geplündert hatte. Man war wahrscheinlich etwas misstrauisch, weil ich ja keine Getränkerechnung hatte. Aber ich hatte Zeit, da ich der aller Erste hier unten war.
Es ging dann doch erst nach 7:30 Uhr los, da einige noch Restschulden zu begleichen hatten, aber schon im Bus saßen. Wahrscheinlich hatten die Putzfrauen in der Zwischenzeit in allen Zimmern die Minibar überprüft und einige Abweichungen gefunden.
Wir fuhren zuerst zum Grand Canyon Jordaniens für einen Fotostopp. Na gut, wenn wir nicht gehalten hätten, hätte ich den Reisepreis auch nicht zurückgefordert. 2 Halbstarke in billigen Autos mit teuren Felgen machten laute Musik und somit auch die Stimmung kaputt. Vielleicht sollte ich doch etwas zurückfordern. Die sollen lieber am heiligen Freitag in die Moschee gehen und beten. Als wir losfuhren, fuhren sie auch. Ein sicheres Zeichen, dass man sich nur wichtig machen wollte. Und jetzt kann es in die Moschee gehen nachdem man die Touristen geärgert hat.
Umm er Rasas war wieder einmal ein Weltkulturerbe. Für was alles heutzutage solch ein Titel vergeben wird. Man zeichnete wieder einmal lauter Kirchen in Trümmern mit diesem Titel aus. Das Museum war ausgeräumt, aber von der EU bezahlt. Die Hauptattraktion war eine überdachte alte Kirche, deren Mosaike man bewundern konnte, indem man über Laufstege darüber lief. Wie gesagt, alles von unseren Steuergeldern bezahlt.
2 Stunden Fahrt später machten wir Mittagspause. Wir landeten an einer Tankstelle im Nirgendwo. Weit und breit war absolut nichts außer Wüste. Zumindest gab es hier ein Buffet. Auf der warmen Seite gab es nur Hähnchen, Kartoffeln, Nudeln und Reis. Kein Gemüse. Ich bestellte es trotzdem, da ich es auf die Erbsensuppe abgesehen hatte, Etwas Warmes braucht der Mensch…
Ich aß also außer der Suppe einen Vorspeisenteller und 2 knochige Hähnchenteile. Aber ich soll ja sowieso kein Fleisch essen. Ich konnte den Ausgeber noch dazu überreden mir etwas Gemüse aus dem Hähnchentopf zu geben, das eigentlich nur als Dekoration vorgesehen war. Das Ganze kostete 10 Dinar und als ich mich an den gedeckten Tisch setzen wollte, durfte ich das nicht. Ich musste mich an den ungedeckten Tisch setzen und mir mein Besteck selbst holen. Das fand ich schon etwas unverschämt. Da hatte ich buchstäblich die Schnauze voll und das nicht von fehlendem Gemüse. Natürlich bestellte ich kein Getränk und Trinkgeld gab‘s auch nicht. Schließlich habe ich die ganze Arbeit gemacht. Wie ich später sah, waren die gedeckten Tische für eine japanische Gruppe reserviert, die etwas später eintraf.
Ich ging anschließend auf Toilette und gab dem Angestellten, der mir das Papierhandtuch reichte, 1 Dinar. Der tat wenigstens was für sein Trinkgeld. Im angrenzenden Souvenirshop holte ich mir endlich meine Jordanien Fahne. Diese kostete auch nur 1 Dinar (und nicht 4 Dinar wie in der Moschee. Eine Schande wie die Kirche die Menschen ausnimmt). Aber genau genommen war die Jordanische Fahne genauso viel wert, wie ein Papierhandtuch an dem man sich die Hände abwischt. Was kostet eigentlich Klopapier?
Um 12:15 Uhr sollte Aufbruch sein, aber es wurden um diese Zeit keinerlei Anstalten gemacht diesen Ort zu verlassen. Erst um 12:40 Uhr ging es los. Unser Führer Nasr kam einfach nicht bei. Es war wie immer, zum Kaffeetrinken ist immer Zeit, aber bei Kirchen Besichtigungen hetzt man durch die Trümmer.
Der nächste Programmpunkt sollte laut Plan das Dana Naturschutzgebiet sein und da fuhren wir auch hin. Oder besser wir hielten am Straßenrand und schauten in ein Tal hinunter. Das hätte man sich auch sparen können.
So kamen wir zur Burg von Shoubak. Bevor wir diese erreichten mussten wir uns allerdings im Bus wieder einmal das Palaver von Nasr anhören. Das nervte mich langsam. Ich bin doch eher der Individualreisende.
In der Burgkirche schlug ich mir diesmal nicht den Kopf an, sondern die Schulter. Mal eine Abwechslung bei den Schmerzstellen. Wir besichtigten den tiefsten Brunnen der Welt. Allerdings gingen wir nur ein paar Stufen hinunter. Der Rest war einfach nur Glaube, dass dieser wirklich so tief war. Die Stufen waren ziemlich brüchig und uneben. Selbst mit Taschenlampe waren diese ganz schwierig zu gehen. Ansonsten war es ziemlich unspektakulär. Aber wieder etwas zum Abhaken. Tiefster Brunnen der Welt…
Als wir nach dem Rundgang wieder im Besucherzentrum angekommen waren gab es erst einmal den berühmten Kräutertee zu trinken. Wie gesagt, im Kaffee und Tee trinken waren wir ganz groß. Allerdings schmeckte der Tee nur nach Thymian und Minze. Das war jetzt nicht mein Geschmack.
Im Hotel angekommen klebte jeder einen vorbereiteten Aufkleber mit der Zimmernummer auf seinen Koffer. Dies sollte bewirken, dass der Koffer aufs Zimmer gebracht wurde. Allerdings wartete ich vergeblich in diesem auf den Koffer. Nach 30 Minuten ging ich zur Rezeption und fragte nach. Daraufhin ging der Kofferträger mit mir in den ersten Stock und zeigte meine Tasche. Dieser hatte plötzlich keinen Aufkleber mehr und so konnte er natürlich mein Zimmer nicht finden. Also dass jemand Brieftaschen stiehlt kann ich noch nachvollziehen, aber Koffer-Aufkleber?
Ich wollte zum Supermarkt, Obst und Getränke holen. Speziell Obst, da morgen in Petra ein optionales Mittagessen vorgesehen war. Ich wollte allerdings bei der Hauptsensation keine Zeit mit Essen verschwenden.
Ich ging also die steil abfallende Straße hinab. Ganz unten war eine Stelle, die mit Schotter bedeckt war. Und hier zog es mir beide Füße weg. Das war wie auf der Eisbahn. Ich stürzte also auf die Straße und zog mir ein paar Schürfwunden am Unterarm zu. Ansonsten schien nicht viel passiert zu sein. Hätte ich meine Jacke getragen, wäre wohl gar nichts passiert. Die eine Stelle am Arm war ziemlich großflächig abgeschürft und ziemlich blutig.
Ich entschied mich erst einmal zum Hotel zurückzukehren und meine Wunden zu versorgen. Zum Glück war ich aus Erfahrung bestens ausgestattet. Ich desinfizierte die Wunde, trug Wundsalbe auf und klebte ein Pflaster auf die größere Wunde.
Anschließend versuchte ich es noch einmal mit dem Supermarkt. Diesmal mied ich aber diese tödliche Stelle auf der Fahrbahn. Ich erwarb Obst und Gemüse, also Äpfel, Orangen, Tomaten und Gurken. Ich musste feststellen, dass man die Tomaten hier gerne überreif isst. Die meisten waren schon ziemlich matschig.
Beim Abendessen war wieder einmal ziemlich wenig für mich dabei. Es gab wieder Buffet und hätte es nicht immer ein Vorspeisen Buffet gegeben, wäre ich in Jordanien verhungert. Das einzige warme Gemüse hier war Brokkoli und der war mehr als bissfest. Also eigentlich war er noch roh. Wahrscheinlich zu spät aufgetaut.
Beim Essen unterhielt ich mich mit zwei Frauen aus unserer Gruppe über unsere Reiseerlebnisse. Prompt hatte ich mich verquatscht und es war schon 20 Uhr. Ich bemerkte, dass mein Pflaster durchblutete und so beschloss ich noch einmal los zu gehen, eine Apotheke zu suchen und dort ein ordentliches und größeres Pflaster zu erwerben.
Das Hotel lag ganz nah am Eingang zu Petra, aber ganz weit weg von der Innenstadt. Hier gab es nur ein paar Supermärkte und viele Souvenirshops, aber keine Apotheke. Und so musste ich den langen Weg zur Stadtmitte antreten. Kurz bevor ich mein Ziel erreichte, traf ich auf einen herrenlosen Hund, der dachte es wäre eine gute Idee mich auf meinem weiteren Weg zu begleiten. Ich fand, dass das nicht so eine tolle Idee sei, konnte das Vieh aber nicht abschütteln. Es gab alles, Restaurants, Bars, Friseure, aber einfach keine Apotheke. Ich wollte schon aufgeben, doch in der letzten möglichen beleuchteten Straße erspähte ich ein Schild “Pharmacy“.
Hier konnte ich 3 große Pflaster erwerben und der Preis überraschte mich positiv. Diese kosteten nur 1 Dinar, also zusammen. In Deutschland kostet ein einzelnes Pflaster etwas mehr als einen Euro. Bei Pflasterpreisen kenn ich mich aus. Zurück im Hotel wusch ich erst einmal mein Obst und Gemüse und packte meine Tasche für den morgigen Ausflug.
6.Tag – Hoch droben auf dem Berg
Wir betraten Petra durch das Besucherzentrum. Jeder bekam eine kleine Karte des Geländes in die Hand und es konnte losgehen. Moment, nicht so schnell. Unsere 3 jungen Mädels wollten erst noch einmal Geld wechseln. Also kann man das nicht früher machen? Muss man dazu 26 Mann (und Frau) vom Höhepunkt der Reise aufhalten?
Diese 3 suchten sich auch einen Führer mit dem sie dann alleine loszogen. Sie wollten ein besonderes Foto machen. Welches sollte ich später herausfinden. Auf jeden Fall wären sie nur deswegen nach Jordanien gekommen.
Der Rest ging dann mit Nasr durch die Schlucht. Alle paar Meter blieben wir stehen und wurden mit sinnlosem Zeug vollgequatscht. Auch ließen wir alle Gruppen, die noch kamen, vor, so dass diese immer im Bild standen. Nasr meinte wir hätten ja den ganzen Tag Zeit und wir wären alle schon älter. Der Reiseführer auf meinem Smartphone sprach von mindestens 4 Tagen für die Besichtigung und alt fühlte ich mich jetzt wirklich nicht. Mir war das definitiv zu langsam und das Tempo verdarb mir ziemlich die Laune. Innerlich war mein Blutdruck auf 250 und ich hatte Mühe dies einigermaßen zu verbergen.
Wir kamen am Tresury an, der eigentlichen Sensation von Petra. Und jetzt sah ich auch, was die Mädels gemacht hatten. Sie waren auf den Berg hinter uns geklettert und machten ein Foto von oben. Da kam doch Neid auf, denn die Perspektive musste großartig sein. Ich stand unten und wartete wieder einmal, bis alle sich gesammelt hatten und wir endlich weiter konnten. Ich hatte garantiert 100 Fotos von dem Teil gemacht. Mehr aus Langeweile als aus Notwendigkeit. Es dauerte einfach alles ewig.
Und weiter wurde nur nutzloses Zeug erzählt. Hauptsache nicht vorwärts kommen. Als wir dann nach dem römischen Theater auch noch eine Teepause im Café einlegten, hatte ich die Schnauze voll. Ich war wirklich nicht angereist um stundenlang im Café zu sitzen. Ich fragte Nasr, ob ich alleine weitergehen könnte. Wir wollten uns sowieso nach der Mittagspause trennen und uns im Hotel zum Abendessen wieder treffen. So verließ ich als Einzelkämpfer die Truppe und vertraute meinem Reiseführer auf dem Smartphone. Die Kommentare waren wenigstens nicht ganz so sinnlos und auch noch viel kürzer.
Ich besuchte zuerst die Königsgräber, wozu auch ein römisches Grab gehörte, das etwas abseits lag. Es sollte hier wenige Meter entfernt ein weiteres Grab geben, dass hinter einem Baum liegen sollte. Allerdings gab es weit und breit keinen Baum. Notiz: Niemals im Hochsommer hier herkommen. Schatten gibt es hier keinen, da keine Bäume. Zufälligerweise kam gerade ein junges deutsches Mädchen mit einem Einheimischen auf einem Esel angeritten. Ich fragte den offensichtlichen (Ver-)Führer und dieser meinte das Grab würde in dieser Richtung liegen und wäre nicht weit. Nicht weit und wenige Meter waren dann 2 komplett unterschiedliche Dinge. Und auch in dieser Richtung gab es keinen Baum. Ich fotografierte also irgendwas und drehte wieder um.
Ich folgte dem Wegweiser zur Petra Kirche mit seinen Mosaiken. Anschließend ging es zum Tempel des Löwen. Ich war schon in der Altstadt, als ich, nachdem ich den Reiseführer noch einmal angesehen hatte, bemerkte, dass ich 2 Kirchen (oder besser die Trümmer) übersehen hatte. Da ich den langen Weg nicht noch einmal zurück wollte, nahm ich mir diese Kirchen für den Rückweg vor.
Ich erforschte also die Altstadt, aber diese bestand im Prinzip nur aus einem großen Tempel und einem Torbogen. Der Rest war ziemlich knöchelhoch. Das war schon ziemlich enttäuschend. Und damit war man dann auch schon fast durch. Von wegen 4 Tage. Na gut, man konnte jetzt einige Wandertouren durch die Berge machen, aber hier gab es nur vereinzelte Sehenswürdigkeiten zu sehen. So eine 6 Stunden Wandertour nur um 3 Tempel zu sehen ist jetzt nicht jedermanns Sache.
Was jeder machte war auf jeden Fall der Ausflug zur Monastry. Hoch oben auf dem Berg lag diese und 800 Stufen galt es zu bewältigen. Die Treppen konnte man mit Eseln zurücklegen, also richtigen Eseln. Das kostete natürlich einen gewissen Obolus. Ich entschied mich gegen diese Variante. Handarbeit ist Handarbeit.
Die Esel nervten beim Aufstieg dann auch gewaltig. Ständig waren diese am Überholen und man musste immer ausweichen. Dann ließen sie ihre Exkremente einfach fallen und niemand kam auch nur auf die Idee diese wegzuräumen. Das hatte zur Folge, dass es in der Wärme furchtbar stank. Und zusätzlich war es noch eine ziemliche Tierquälerei die Esel die Treppen hochzujagen.
Zu Fuß dauerte es ewig bis man oben war und als man zu dem Platz kam, wo alle von ihrem Esel abstiegen (oder stieg der Esel ab?), glaubte man am Ziel angekommen zu sein. Allerdings hatte man noch weitere 10 Minuten Aufstieg vor sich. Da man aber schon in froher Erwartung war und glaubte sein Ziel erreicht zu haben, zogen sich diese 10 Minuten extrem.
Oben war es dann imposant groß, aber auch etwas enttäuschend. Es fehlte irgendwie der Wow-Effekt. Die Aufwand-Nutzen Relation stimmte einfach nicht.
Ich folgte den Schildern zur besten Aussicht und landete in einem Cafe, wo die beste Aussicht die auf die Getränkekarte war. Es gab hier nur Berge zu sehen. Schön, aber wozu? Auf Dauer war das Super-Langweilig. Ich ging also wieder die 800 Stufen zurück.
Auf dem Weg, der übrigens mit Verkaufsständen nur so gepflastert war, stand eine junge Verkäuferin und meinte original: „I’m waiting for you. Everything just 1 Dinar“. Also da hätte sie in Englisch einmal besser aufpassen sollen. Das war schon ziemlich zweideutig.
Ich begegnete auch den anderen aus der Gruppe, zumindest denen die den Aufstieg gewagt hatten. So ein kleiner Zeitvorsprung war doch Gold wert. Am Fuße des Berges wollte ich in das Museum, aber dieses hatte wohl dauerhaft geschlossen. Man baute gerade ein Neues am Eingang und hielt es wohl nicht für nötig das Alte in der Zwischenzeit offen zu halten. Zumindest sparte dies wieder etwas Zeit und Bilder und so konnte ich bequem die 2 fehlenden Kirchen abarbeiten. Ich hatte noch massig Zeit bis Petra um 17 Uhr zumachte und so beschloss ich einen weiteren Berg zu erklimmen. Dieser sollte oben das hohe Sanctuarium beherbergen. Der gesamte Rundweg war 4 Stunden, aber laut Reiseführer konnte man nach einem 45-minütigen Aufstieg wieder umkehren.
Es ging wieder unzählige Treppen hoch. Und wenn man zurückblickte, hatte man einen schönen Blick auf Petra. Am Anfang ging es noch leichtfüßig die Treppen hinauf, am Schluss wurde es aber ganz schön anstrengend. Ein Einheimischer auf einem Esel sprach mich ganz oben auf den Ausblick von oben auf das Trasury an. Das solle man nicht verpassen. Ich ging aber erst einmal weiter zum Heiligtum. Dort war es so schwierig zu gehen, dass ich mich schnell entschloss wieder umzukehren, um nicht auf dem glatten Untergrund auszurutschen und in die Tiefe zu stürzen.
Ich fragte den Mann auf dem Esel, wie man denn zu dem Aussichtspunkt kommen würde und er meinte man bräuchte einen Guide. Ich fragte nach dem Preis und er meinte „was immer es einem Wert wäre“. Das ist clever, aber für den potentiellen Zahler nicht hilfreich. Wir einigten uns dann auf 20 Dinar, wobei er erst 30 Dinar haben wollte. Aber das war alles noch Verhandlungssache. Man hatte zumindest eine Vorgabe.
Das Ziel war eine Hütte auf der anderen Seite der Schlucht und da es auf der selben Höhe lag, sah das nah und einfach aus. Es ging mit dem Esel über Stock und Stein, bis er irgendwann den Esel an einen Strauch anband. Von jetzt an wurde es eine Klettertour, bergauf und bergab, denn ein Tal lag zwischen uns und dem Aussichtspunkt. Einmal rutschte ich weg, konnte mich aber mit den Händen abfangen und es war nichts passiert. Nicht mal einen Kratzer hatte ich abbekommen. Ich hätte aber noch Pflaster gehabt.
Wir überquerten eine kleine Schlucht über eine super wackelige Brücke. Nie im Leben wäre ich alleine auf die Idee gekommen diese zu überqueren. Und zum Glück hatte ich so viel abgenommen. Mit 20 Kilo mehr wäre diese garantiert zusammengebrochen. Oft musste mir auch der Führer zeigen, wo ich die Füße aufzusetzen und wo ich mich festzuhalten hatte. Das war schon teilweise Steilwand-Klettern.
Wir besuchten 2 Aussichtspunkte. Vom Ersten konnte man das römische Theater sehen, vom zweiten das Tresure. Mein Guide machte dabei mit meinem Handy überall Fotos von mir. Das trieb das Trinkgeld in die Höhe. Mir war das aber auch sehr recht.
Ich musste jetzt nicht ewig an den Aussichtspunkten verweilen und so begann der Rückweg. Er meinte es gäbe 3 mögliche Wege. Der erste wäre zurück zum Ausgangspunkt, aber das kam für mich gar nicht in Frage. Der zweite wäre eine Abkürzung zum Ausgang, was ich auch Langweilig fand. Und der dritte wäre runter zum Tresure, also die Steilwand direkt runter und diese wählte ich natürlich. Ich weiß bis heute nicht wie ich lebend unten angekommen bin. Das war der pure Wahnsinn. Da hat sicherlich geholfen, dass ich im Chinesischen Horoskop Ziege bin.
Als wir unten waren ging es um die Preisverhandlungen. Man muss sagen, dass ich selten so viel Spaß gehabt hatte und dass mir dieses Abenteuer mehr als 20 Dinar wert war. Jetzt hatte ich keinen 10 Dinar Schein, sondern nur zwei 20 Dinar Scheine. Ich wollte ihm einen 20 Dinar Schein und einen 10 Euro Schein geben, doch er bettelte um 5 Dinar mehr. Da wir damit schon fast bei 40 Dinar waren, gab ich ihm lieber gleich 40 Dinar. Ich hatte sowieso noch genug einheimische Währung und zurücktauschen wollte ich nicht. Und außerdem konnte er das Geld besser gebrauchen und seinen Esel musste er auch noch holen. Zusätzlich habe ich dadurch die Preise mal wieder ziemlich verdorben. Wenn sich das rumspricht verlangt jeder Guide 40 Dinar, die Touristen werden das nicht mehr zahlen und irgendwann gar nicht mehr nach Jordanien reisen, weil alles zu teuer ist. Am Ende geht der Staat Pleite und alle verhungern. Das haben die nun davon von ihrer Gier.
Ich machte noch ein paar Fotos und ging zurück zum Besucherzentrum. Es war schon weit nach 17 Uhr, aber das kleine Museum am Eingang hatte noch offen. Das nutzte ich gleich aus, um alles zu fotografieren. Ich ging über den Supermarkt, wo ich Obst und Gemüse für die Fahrt morgen nach Amman erwarb, zurück zum Hotel. Ich hatte noch Zeit zu duschen und mein Pflaster zu wechseln, da es bei ersterem nass geworden war.
Pünktlich um 19 Uhr war ich beim Essen. Gestern war der Brokkoli roh, Verzeihung, al dente, heute war das gemischte Gemüse verkocht. Im Mittelwert hat der Garpunkt zumindest gestimmt. Aber es war sehr lecker muss ich sagen.
Einer der Mitreisenden hatte heute Geburtstag und so hatte Nasr eine Torte organisiert. Allerdings hatte Nasr das nicht verraten und so hatte sich jeder schon mit Nachtisch vom Buffet vollgestopft. Und da ich auch komplett aus dem Spiel war, blieb ein Haufen Torte übrig. Blöde Überraschung.
Ich ging noch zu einem zweiten Supermarkt, denn der erste hatte nur Pepsi und dort erwarb ich Cola light und Pistazien. 3,5 Dinar wollte man für eine kleine Schale Nüsse. So ein Wucher. Touristenviertel eben…
7.Tag – Unter Geiern
Mein Blutzucker war heute Morgen komplett im Keller. Kein Wunder bei der Klettertour.
Heute gab es beim Auschecken keine Kontrolle der Minibar, denn es war erst gar keine im Zimmer. So konnten wir diesmal theoretisch pünktlich nach Amman losfahren. Wenn da nicht wieder einer den ganzen Ablauf behindert hätte. Er hatte sein Ladekabel vergessen, was er erst am Ende der Straße bemerkte. Und da der Busfahrer nicht drehen konnte und auch nicht komplett um den Block fahren wollte, fuhr er einfach die komplette Straße rückwärts zum Hotel zurück. Da war es auch egal, dass da Autos fuhren. Also da muss ich sagen, das war fahrerisches Können. Der Mann hätte eigentlich eine Runde ausgeben müssen, aber die wäre wahrscheinlich teurer gekommen, als das Ladekabel selbst.
Nach kurzer Zeit machten wir auf einer Anhöhe einen Fotostopp mit einer Aussicht auf Petra oder besser auf das Besucherzentrum. Petra selbst konnte man nicht sehen. Das Besuchsprogramm auf der Rückfahrt war wohl wieder einmal spärlich. Wir machten dann eine Toilettenpause an einer Raststätte mit Basar. Wie gesagt, maues Besuchsprogramm. Die Toiletten waren super sauber. Aber bei so wenigen Kunden hatte man auch Zeit zu putzen. Zur Belohnung erwarb ich hier ein Buch über Petra. Ich hatte schließlich noch genug Restgeld.
Es ging zum Wadi Rum. Hier sollten wir mit einem Pick-Up zwei Stunden durch die Wüste fahren. Aus Spaß fragte ich Nasr welcher der bereitgestellten Fahrzeuge denn TÜV hätte. Wie sich später herausstellte war das wieder eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Ich suchte mir den Pick-Up mit den bequemsten Sitzen aus und mit 6 Mann pro Fahrzeug ging es los. Ich saß mit der 4-köpfigen Familie und dem buckeligen Mann auf einem Karren.
Es ging zuerst zu einer Sanddüne (langweilig) und dann zu alten Steinzeichnungen. Hier musste unser Fahrer schon das erste Mal Öl nachfüllen. Anschließend fuhren wir zu einer Steinbrücke. Niemand außer unserem Wachmann wollte da hochklettern. Ich war kurz davor es ihm gleich zu tun, aber meine Höhnangst lies mich zögern. Auf dem Weg zu unserem nächsten Punkt, einem Steinpilz, fuhr sich unser Fahrer dann beinahe in einer Düne fest.
Jetzt sind wir immer als letzter Wagen gefahren, denn der schwächste Wagen würde ja die anderen nur behindern. Ruck zuck waren alle anderen Fahrzeuge weg und unser Fahrer versuchte verzweifelt wieder aus dem Sand herauszukommen. Das gelang nach geraumer Zeit auch unter Einsatz einer qualmenden Kupplung. Auch kam nur noch schwarzer Rauch aus dem Auspuff, so dass der Fahrer sich genötigt sah, noch einmal Öl nachzufüllen. Ich sah schon die Geier über uns kreisen. Wir standen in der Wüste und weit und breit war keiner zu sehen. Es interessierte scheinbar auch keinen, dass ein Wagen fehlte.
Es ging dann doch weiter und als wir dann am Pilz ankamen, lachten die anderen Fahrer unseren Fahrer aus. Das letzte Stück der Strecke fuhren wir dann mit 80 km/h auf einer normalen Straße. Das ist ganz schön lustig, wenn man auf einem offenen Pickup ohne Gurt sitzt.
Es ging zu einem Zeltplatz, wo wir einen kostenlosen Tee und optional kostenpflichtiges Essen bekamen. Ich habe hier einfach mein mitgebrachtes Obst gegessen. Beim Essen der Tomaten spritzte ich mich total voll. Und im Bus, als ich die letzten 2 Tomaten aß, ging wieder alles auf die Hose. Diesmal auf die andere Seite. So war ich wenigstens gleichmäßig fleckig. Zum Glück war die Reise bald vorbei, also Wäschetechnisch. Zumindest hatte ich keinen Sonnenbrand. Zu dieser Jahreszeit war selbst die Wüste angenehm temperiert.
Alles in allem war der Programmpunkt zwar ganz lustig, aber wieder einmal total sinnlos. Wir haben nur Benzin und vor allem viel Öl verbrannt.
Bei der nächsten Kaffeepause zeigte der Tee seine Wirkung. Wegen des Restgelds holte ich hier noch 2 Anstecker. Kaum in den Bus eingestiegen und los gefahren musste ich schon wieder auf die Toilette. War das ein Abführtee gewesen oder doch nur das Gerüttel?
Auf jeden Fall musste ich die nächsten 2 ½ Stunden, die wir bis zum Restaurant brauchten, ganz schön die Beine zusammen kneifen. Meine erste Anlaufstation war auch nicht der Tisch zur Platzwahl, sondern die Toilette. Ich saß dann wieder mit der Familie an einem Tisch.
Als Vorspeise gab es viel Brot, 2 gefüllte Teigtaschen, einen Klecks Salat und viel Humus. Genau das richtige für Diabetiker. Als Hauptspeise gab es dann 1 Köfte, 3 kleine Brocken Hähnchen und 2 kleine Stücke Lamm. Dazu 6 Pommes (ich habe sie gezählt). Also das war dann wirklich einmal für Diabetiker mit Gicht geeignet. Wasser gab es nur in eineinhalb Liter Flaschen. Ich teilte diese mit der Familie und obwohl ich zahlen wollte durfte ich nicht. So werde ich mein Geld nie los.
Im Hotel, wir hatten das gleiche wie am Beginn der Reise, bekam ich wieder das gleiche Zimmer. Und natürlich war die Internetqualität immer noch genauso schlecht.
8.Tag – Abschied
Heute gab es zum Frühstück einmal ordentliches Gemüse. Und gerade dann hatte man die wenigste Zeit, da wir schon um 7 Uhr zum Flughafen mussten. Diesmal hat man beim Auschecken nur nach der Minibar gefragt. Kein Kontrollanruf. Wahrscheinlich war um die frühe Uhrzeit noch kein Zimmermädchen wach. Ich meinte nur ich wüsste gar nicht wo die Minibar gewesen sei. Wusste ich auch wirklich nicht.
Wir verabschiedeten uns schon am Bus von Nasr, denn er fuhr nicht mit zum Flughafen. Ein anderer Reiseagent begleitete uns. Unterwegs bezahlten wir noch das vom Fahrer bereitgestellte Wasser. 1 Dinar pro kleine Flasche war ein gutes Geschäft für den Fahrer. Aber so konnte ich mir ohne schlechtes Gewissen ein zusätzliches Trinkgeld sparen. Die Grundpauschale hatte er ja schon durch unsere Sammelaktion erhalten.
Ich war durch meine Vordrängel Erfahrung als erster am Check-in Schalter und wollte natürlich wieder im Flieger einen Platz ganz vorne. Ich hatte mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt, denn ich bekam einen Platz in Reihe 10, der auch noch am Notausgang war. Die Angestellten meinen es ja nur gut, wissen aber nicht, dass ich lieber meine Tasche unter dem Vordersitz habe, statt mehr Beinfreiheit und Verantwortung für die anderen 100 Passagiere.
Durch die Sicherheits- und Passkontrolle ging es recht schnell, obwohl man sich genötigt sah meinen Rucksack noch einmal manuell zu durchsuch. Na bei so viel Krimskrams auch kein Wunder. Da war mehr drin wie in meinem Koffer. Wir hatten dann noch so viel Zeit, dass ich den Tatort per Internetstream sehen und meine Geräte aufladen konnte. Danke freies Internet und Steckdosen an den Sitzen.
Im Flieger genoss ich zwei Rotwein und das gereichte Sandwich. Dabei machte ich die obere Brothälfte weg. So halbierte ich die Broteinheiten. Diabetes macht erfinderisch. Ich las meine Mails und so vergingen die 4 Stunden wie im Flug.
Übrigens saßen einige von unserer Gruppe in den Reihen vor mir. Diese hatten weit aus später eingecheckt. Na toll, wenn die Angestellten es gut meinen.